H. C. Hollister 32 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 32 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Cass Deventer will eine kleine Herde in das obere Long John Valley bringen, um aus der kargen Siedlerstelle eine ertragreiche Ranch zu machen. Lange Jahre haben sein Vater und er gearbeitet, um das Geld für die kleine Zuchtherde aufzubringen. Jetzt stehen sie dicht vor dem Ziel. Doch was ein neuer und erfolgversprechender Anfang hatte werden sollen, endet mit einer fürchterlichen Katastrophe.
Der Weidepirat Elder Masters duldet kein anderes Brandzeichen als das der Triangel-M-Ranch auf dieser Weide. Als er und seine Kreaturen ihr Werk vollbracht haben, lassen sie einen an Körper und Seele zerbrochenen Cass Deventer zurück. Doch er weiß, dass er eines Tages zum Gegenschlag ausholen wird, mag er auch im Augenblick dieses Land verlassen und der rohen Gewalt weichen.
Und die Stunde kommt, da aus dem jugendlichen und unerfahrenen Cass Deventer der Unerbittliche wird und er in das Long John Valley zurückkehrt ...


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Inhalt

Cover

Der Unerbittliche

Vorschau

Impressum

Der Unerbittliche

Cass Deventer will eine kleine Herde in das obere Long John Valley bringen, um aus der kargen Siedlerstelle eine ertragreiche Ranch zu machen. Lange Jahre haben sein Vater und er gearbeitet, um das Geld für die kleine Zuchtherde aufzubringen. Jetzt stehen sie dicht vor dem Ziel. Doch was ein neuer und erfolgversprechender Anfang hatte werden sollen, endet mit einer fürchterlichen Katastrophe.

Der Weidepirat Elder Masters duldet kein anderes Brandzeichen als das der Triangel-M-Ranch auf dieser Weide. Als er und seine Kreaturen ihr Werk vollbracht haben, lassen sie einen an Körper und Seele zerbrochenen Cass Deventer zurück. Doch er weiß, dass er eines Tages zum Gegenschlag ausholen wird, mag er auch im Augenblick dieses Land verlassen und der rohen Gewalt weichen.

Und die Stunde kommt, da aus dem jugendlichen und unerfahrenen Cass Deventer der Unerbittliche wird und er in das Long John Valley zurückkehrt ...

Obwohl der Himmel von düsteren Wolken verhangen ist, sind die Reiter deutlich zu erkennen. In breiter Kette heben sie sich vom Horizont ab, kommen heran und legen nicht die geringste Eile an den Tag. Offenbar wissen sie genau, dass ihnen ihr Wild nicht entgehen kann.

An der rechten Flanke der kleinen Herde sitzt Cass Deventer auf seinem Braunen. Er hat die Hände übereinander auf das Sattelhorn gestützt und späht aus zusammengekniffenen Augen zu dem schwach gewölbten Hügelrücken hinüber, hinter dem die Reiter offensichtlich auf der Lauer liegen.

»Da haben wir die Schweinerei«, knurrt er. »Ich habe bisher nicht glauben wollen, dass Elder Masters seine Drohung wahrmachen würde. Jetzt liefert er mir persönlich den Beweis.«

Im gleichen Moment kommt von der Spitze der Herde ein Reiter zurückgaloppiert, bringt sein Pferd neben Cass Deventer zum Stehen und deutet mit einer hastigen Bewegung zu der Kette hinüber.

»He, soll das ein Scherz sein, Cass? Oder vielleicht ein besonders beeindruckendes Begrüßungskomitee? Dann vermisse ich die Blumensträuße.«

»Ich auch«, murmelt Cass Deventer düster. »Es sieht so aus, als ob Elder Masters nichts vom Sundown-Brand hielte. Das ist verdammt viel Aufwand für lausige hundert Kuhschwänze, meinst du nicht auch, Spud?«

»Dieser Weidepirat ist das also«, erklärt der Angesprochene grimmig. »Dann hat er uns bestimmt schon heimlich beobachten lassen, weil er mit seinem ganzen Aufgebot angerückt kommt. Das sind ja mehr als ein Dutzend Burschen. Was führen sie im Schilde?«

»Dreimal darfst du raten, Mister«, entgegnet Cass verbissen. »Seit ungefähr drei Meilen befinden wir uns auf dem Gebiet, das Masters als seine Randweide beansprucht. Jetzt holt er sich seinen Wegzoll.«

Der mit Spud angeredete Reiter fährt im Sattel herum und stiert Cass an.

»Davon hast du uns aber vorher gar nichts gesagt«, faucht er.

»Weil ihr sonst gar nicht erst mitgekommen wäret«, erwidert Cass mit beißender Ironie. »Jedermann im Long John Valley macht sich vor Elder Masters in die Hosen, und ihr bildet da keine Ausnahme, Spud.«

»Aber du rechnest dir noch eine Chance aus, wie?«, zischt der Reiter giftig. »Bestimmt hätte es einen anderen Weg gegeben als den über Masters' Weide.«

»Dann sieh dich doch um, du Narr«, erwidert Cass Deventer hart. »Wir hätten über die Wind River Range treiben müssen und in den zerklüfteten Bergen und Canyons womöglich die halbe Herde verloren. Auf der anderen Seite des Flusses zu treiben hätte keinen Sinn gehabt, weil wir dann keinen Übergang mehr über die Schlucht gefunden hätten. Ich musste es einfach riskieren, zumal Masters ja keinen Schaden davon hat.«

»Nein, den werden wir haben«, sagt ein Mann, der inzwischen von der anderen Seite der Herde herübergekommen ist. »Ich habe genug von Elder Masters und seinen Methoden gehört. Aah, ihr armen Schweine. Jetzt wird er uns die Haut abziehen lassen.«

»Er wird mit sich reden lassen«, versichert Cass. »Ich bin für ihn nicht irgendjemand, sondern der Sohn seines Nachbarn.«

»Als wenn dieser Weidepirat danach fragen würde«, sagt Spud heiser.

»Nun ...«, Cass Deventers Zögern ist kaum zu bemerken, »ich bin gewissermaßen mit seinen Kindern aufgewachsen. Dave, Vicky und Clay sind meine Freunde. Und dann habe ich noch einen besonderen Trumpf im Ärmel, mit dem Elder Masters bestimmt noch nicht gerechnet hat. Warten wir also ab.«

Offensichtlich sind die beiden Reiter von diesem Plan nicht sonderlich begeistert. Sie wechseln vielsagende Blicke, aber als Cass sein Pferd vorwärtstreibt, um zur Spitze der Herde zu gelangen und damit der Reiterkette entgegenzureiten, folgen sie ihm doch.

Cass Deventer erkennt seinen Widersacher bereits auf große Entfernung. Elder Masters ist wirklich nicht zu übersehen. Wie ein Riese, der durch eine unverständliche Laune der Natur aus einer längst vergangenen Epoche übriggeblieben zu sein scheint, sitzt er im Sattel seines starkknochigen Fuchswallachs. Obwohl Cass das Gesicht des Weidepiraten noch nicht in seinen einzelnen Zügen unterscheiden kann, sieht er die verkniffene Miene und den grauhaarigen und mächtigen Schädel, der durch stark vorspringende Brauenwülste ständig einen drohenden und unwirschen Ausdruck erhält.

Ja, solange er denken kann, ist ihm Elder Masters schon bekannt, und heute ist er der gefährlichste Mann im Long John Valley.

Die Herde ist inzwischen zum Stillstand gekommen. Vor der Spitze hält das Trio und blickt den ankommenden Reitern entgegen. Die Bedrohlichkeit der Situation spiegelt sich in den Gesichtern der beiden angeworbenen Herdentreiber Cass Deventers wider.

Es ist offensichtlich, dass sie nicht die geringste Lust verspüren, sich in irgendeiner Form mit dieser Übermacht anzulegen, und selbst Cass kann die Sinnlosigkeit eines solchen Vorhabens nicht übersehen. Doch trotz seiner Jugend wird er deshalb nicht kopflos. Mit seinen einundzwanzig Jahren ist er vielleicht noch kein fertiger Mann, aber bei ihm macht sich die harte Schule bemerkbar, die er durchgemacht hat.

Nun deutet nichts in seinem scharf geschnittenen, klaren und offenen Gesicht darauf hin, dass sich ihm der Magen zusammenkrampft und eine bleierne Lähmung seinen ganzen Körper zu erfüllen droht. Denn ganz im Gegensatz zu seinen optimistischen Worten ist er sich völlig darüber bewusst, dass alles auf des Messers Schneide steht. Elder Masters würde sicher nicht fast seine gesamte Mannschaft in die Sättel hetzen und sich mit ihr zwanzig Meilen von seinem Hauptquartier entfernt auf die Lauer legen, wenn er nicht die Absicht hätte, eine endgültige Klärung herbeizuführen.

Endgültig – dieses Wort hat für Cass einen bitteren Klang. Es erinnert ihn daran, dass diese hundert Rinder den Erlös von fünf Jahren harter Arbeit darstellen. Denn so lange hat es gedauert, um das zum Kauf dieser Herde erforderliche Kapital auf der Siedlerstelle im oberen Long John Valley zusammenzukratzen.

Für Bill Deventer, seinen Vater, bedeutete es einen letzten Versuch, aus der ewigen Misere herauszukommen. Das Land dort oben, das durch den breiten Gürtel der Triangel-M-Ranch von der Außenwelt abgeschlossen ist, schreit förmlich nach Viehwirtschaft. Es ist Grasland und zum Anbau von Mais, Getreide und Kartoffeln nur stellenweise geeignet.

Die Anmaßung von Elder Masters hat es jedoch verhindert, dass sie dort oben mit der Viehzucht beginnen konnten, obwohl das Gebiet der Siedlerstelle groß genug wäre für eine mehr als mittelgroße Ranch mit geradezu idealen Zuchtbedingungen.

Cass Deventer weiß, dass die Kraft seines alternden Vaters nicht mehr zu einem neuen Anfang ausreichen wird. Ihre Hoffnung stützt sich nur auf diese Herde. Und nun?

Die Reiter sind inzwischen nahe herangekommen. Cass' Hoffnung flackert noch einmal auf, als er links und rechts neben Elder Masters seine beiden Söhne Dave und Clay erkennt. Mag auch ihre Freundschaft während der letzten Jahre in zunehmendem Maße eingeschlafen sein, so verbinden sie doch so viele Kindheitserinnerungen, so dass Cass sich nicht vorstellen kann, dass sich diese beiden an rauen Dingen beteiligen würden.

Dave gleicht in vieler Hinsicht seinem Vater. Auch er ist grobschlächtig, hochgewachsen und schwergewichtig – ein Zweizentnermann mit kantigem Gesicht, das deutlich zeigt, dass er eines Tages die Nachfolge seines Vaters antreten wird.

Clay dagegen ist aus der Art geschlagen. Er ist schlank, beinahe feingliedrig und zweifellos gewandter und beweglicher als sein Bruder. Trotzdem wirkt er irgendwie kraftvoll und geschmeidig wie ein Panther. Sein blauschwarzes Haar und seine ständig lauernde Wachsamkeit lassen diesen Vergleich als treffend erscheinen. Um seine Lippen herum spielt immer ein spöttisch-verkniffenes und etwas leichtsinniges Lächeln.

Nur wenige Schritte von Cass Deventer entfernt hält Elder Masters seinen Riesengaul an und starrt finster herüber. Dave und Clay bleiben im Hintergrund, während sich drei Weidereiter links und rechts postieren, so dass sie das Trio jederzeit in die Zange nehmen können. Als Cass die Aufstellung bemerkt, kneift er bitter die Lippen zusammen.

»Ihr armen Narren habt es also trotz meiner Warnung versucht«, grollt die Stimme des Alten. »Es ist schade um die Mühe, die ihr euch bei diesem Treiben gegeben habt. Ihr werdet sie nämlich nicht bezahlt bekommen.« Er lässt seine Blicke geringschätzig über die beiden Treiber schweifen und schaut dann wieder zu Cass Deventer. »Also«, schnauft er, »hier seid ihr am Ziel. Verschwindet, Burschen, ihr werdet nicht mehr gebraucht.«

Bedrückt und zaghaft blicken Spud und sein Kumpan einander an. Etwas unschlüssig murmelt der erste:

»Wir haben unser Geld noch nicht bekommen, Mister. Deventer schuldet uns den Treiberlohn für drei Wochen.«

Als ob es ihm ausgesprochen lästig sei, auf solche Dinge eingehen zu müssen, wendet sich der Alte erneut den beiden zu. Unwillig fährt er sie an: »Habt ihr mich nicht verstanden? Ich habe doch gesagt, dass ihr die Mühe nicht bezahlt bekommt. Es ist euer Pech, wenn ihr euch von einem Schollenbrecher als Treiber anwerben lasst. Verschwindet also, bevor ich euch eine ganz besondere Art von Bezahlung angedeihen lasse!«

»Stopp!« Diese scharf hervorgestoßenen Worte Cass Deventers reißen die beiden herum. In seine Augen ist ein harter Glanz getreten, den sie zuvor noch nicht bei ihm bemerkt haben. Doch er lässt sie unbeachtet und wendet sich dem Rancher zu. »Dies ist meine Herde, Mr. Masters, und es sind Treiber, die ich eingestellt habe. Wann wir am Ziel sind, bestimme ich! Es sind noch dreißig Meilen bis Sundown-Place!«

»Wirklich?« Die Stimme des Alten trieft vor beißendem Hohn. »Leider wird eure Herde diese dreißig Meilen nicht mehr zurücklegen können, weil sie über mein Weideland führen, und deshalb sind die Burschen überflüssig, Cass Deventer. Wenn du grüner Lausebengel noch ein paar Jahre jünger wärest, würde ich dich ganz einfach übers Knie legen.«

»Ich bin aber nicht mehr ein paar Jahre jünger, Mr. Masters!«, faucht Cass. »Und deshalb weiß ich ganz genau, dass kein Mensch das Recht besitzt, den Grund und Boden eines anderen von der Außenwelt abzuschneiden. Sie sind verpflichtet, uns auf irgendeine Weise den Durchgang zu gestatten. Für das zertrampelte Gras werde ich Ihnen zehn Dollar bezahlen.«

Masters zeigt ein ironisches Grinsen, das sich in den Gesichtern seiner Leute widerspiegelt. Nur Dave und Clay, seine beiden Söhne, bleiben unbeteiligt und scheinen sich denkbar unbehaglich zu fühlen.

»Ich habe dich nie für dumm gehalten, Cass«, erwidert der Rancher spöttisch, »wenigstens nicht für so dumm, wie du mich offenbar einschätzt. Wir sind bisher ganz gut miteinander ausgekommen. Ihr habt auf eurer Siedlerstelle das Heu produziert, und ich habe es euch zu einem anständigen Preis abgenommen. Aber plötzlich ist euch das nicht mehr gut genug, wie? Die Ackerknechte wollen selbst in den Sattel steigen und großspurig über die Weide reiten, weil ...«

»Moment mal, Mr. Masters«, unterbricht Cass ihn rau. »Ich muss erst meinen Gaul zur Ruhe bringen. Der lacht sich nämlich tot über Ihren angeblich anständigen Preis, den Sie uns seit Jahren für das Heu bezahlen. Aber wahrscheinlich ist das ein Fehler, der allen Sklavenhaltern unterläuft. Sie halten sich nämlich für besonders großzügig, selbst wenn Sie einen anderen nur mit einem Butterbrot abspeisen. Oder ist es Ihnen vielleicht entgangen, dass wir den dreifachen Erlös aus dem Heu hätten erzielen können, wenn wir es verfrachtet hätten?«

Elder Masters setzt ein Grinsen auf, das wohl gönnerhaft wirken soll, ihm aber restlos misslingt.

»Vielleicht«, murmelt er. »Aber dann hättet ihr durch die Fracht zusätzliche Unkosten gehabt ...«

»Und außerdem hätten wir viele Tonnen Heu über die Wind River Range schaffen müssen, das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«, fällt Cass ihm ins Wort. »Es ist zwar schon eine Reihe von Jahren her, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass Sie Dad das Ultimatum stellten, entweder weiterhin zu einem von Ihnen bestimmten Preis zu liefern, oder aber das Heu verrotten zu sehen, weil Sie uns die Durchfahrt versperrt hätten und es einfach unmöglich gewesen wäre, mit einem Frachtwagen durch die Berge zu fahren. – Wir sind von Ihnen erpresst worden, Masters! Und die ganze Zeit waren wir nichts anderes als Ihre schlechtbezahlten Sklaven, die gerade gut genug waren, um Ihre Herden mit Winterfutter zu versorgen, ebenso wie einige andere Siedler, die Sie unter Druck gesetzt haben.«

»Warum gebt ihr nicht auf, wenn euch das nicht passt?«, knurrt der Rancher boshaft. »Es war euer Pech, dass ihr euch im hintersten Winkel des Long John Valleys niedergelassen habt.«

»Oder Ihre Gerissenheit, den Talausgang in seiner vollen Breite an sich zu bringen und uns dadurch in Ihre Hand zu bekommen«, kontert Cass verbissen. »Niemand im County hat vergessen, auf welche Weise Sie zwei Siedler vertrieben haben, um Ihren Besitz abzurunden und eine Schlüsselposition zu erhalten. Aber wir geben uns nicht mehr damit zufrieden, Jahr für Jahr nur für Ihren Profit zu arbeiten. Wir werden unser Heu in Zukunft selbst verfüttern, um damit einen anständigen Verdienst zu erzielen.«

»Wenn ihr lausigen Schollenbrecher euch in eurer Ernährung umstellen wollt, habe ich nichts dagegen«, spottet Elder Masters. »Wer weiß, vielleicht bekommt euch das Zeug sogar, denn die Rinder, die es nach eurem Wunsch fressen sollen, werdet ihr niemals bekommen.«

Offenbar in der Absicht, einzulenken, schlägt Masters dann einen anderen Ton an. Fast mitleidig sagt er:

»Hör zu, Junge. Ich nehme an, dass ihr hundert Kuhschwänze aufgetrieben habt. Ich übernehme die Tiere und zahle zehn Dollar pro Kopf. Das ist ein faires Angebot.«

»Aber ich nehme es nicht an«, knurrt Cass. »Ich habe nicht im Green River Becken vierzehn Dollar für diese Rinder gezahlt und sie drei Wochen lang getrieben, um sie jetzt mit Verlust zu verkaufen. In diesem Punkt pfeife ich auf Ihre Fairness, Mr. Masters. Gegen eine Entschädigung habe ich Anspruch auf freien Durchgang über Ihr Gebiet. Ich werde diese Herde nach Sundown-Place bringen.«

Die Schläfenadern des Ranchers beginnen zu schwellen. Sie zeichnen plötzlich ein stark hervortretendes Zickzackmuster.

»Und ich pfeife auf eure Ansprüche!«, bellt er wütend. »Dies ist mein Weideland, und ich möchte den Burschen sehen, der mich zwingen will, einer fremden Herde den Durchgang zu gestatten. Im Long John Valley wird es immer nur eine Sorte von Rindern geben: die mit dem Triangel-M-Brand. Versucht doch einmal, ob ihr eure Ansprüche durchfechten könnt. Ihr müsstet bis an euer Lebensende prozessieren. – Und jetzt los, zurück mit euren verdammten Kühen! Meinetwegen treibt sie über die Berge und lasst sie dort krepieren.«

Cass Deventer ist schlagartig ganz ruhig geworden. Mit einem Schenkeldruck dirigiert er sein Pferd dicht neben den Rancher und starrt ihn auf kürzeste Distanz voller Hass an.

»Wir treiben nicht zurück, Masters«, sagt er fest. »Wir befinden uns hier im Long John Valley. Was Sie verhindern wollten, ist schon eingetreten. Diese Herde besteht nicht aus ungebrannten Tieren, sondern trägt bereits den Sundown-Brand. Hier, sehen Sie es sich an, Masters. Dieses Zeichen ist in Lander als das Eigentum der Deventers eingetragen. Sie können nichts mehr rückgängig machen. Vielleicht ziehen Sie es unter diesen Umständen vor, sich mit uns zu einigen.«

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, zerrt Cass zeitgleich aus seiner Deckenrolle ein Brenneisen hervor und hält es Elder Masters unter die Nase. Während Cass spricht, blickt der Rancher aus verkniffenen Augen auf das untere Ende des Eisens. Es zeigt einen Balken, der den Horizont symbolisiert, und darüber einen Halbkreis, der die untergehende Sonne darstellt. Sundown – Sonnenuntergang, dieser Begriff ist mit dem Eigentum der Deventers verknüpft, weil es im äußersten westlichen Winkel des Long John Valleys liegt.

Ganz unvermittelt packt Masters zu und reißt Cass das Brandzeichen aus der Hand.

»Zwei Brandzeichen auf dieser Weide?«, fragt er mit wildem Gebrüll. »Ich werde euch zerstampfen, ihr verdammten Hundesöhne!«

Ehe Cass auch nur irgendwie reagieren kann, hat der Rancher das schwere Eisen hochgeschwungen und lässt es auf den Kopf des jungen Mannes herabsausen.

Nur eine scheuende Bewegung seines Pferds rettet Cass davor, dass ihm in diesem Moment der Schädel zerschmettert wird. Stattdessen kracht der Hieb auf seine Schulter und wirft ihn aus dem Sattel.

Sein rechter Arm ist wie gelähmt. Vergeblich versucht er, mit seiner Linken den Colt an der rechten Hüfte zu erreichen. Sein Pferd rast scheuend davon, und im selben Moment treibt Masters seinen knochigen Gaul vorwärts und reitet Cass, als er taumelnd hochkommt, einfach über den Haufen.

Das ganze Rudel wirbelt durcheinander. Die beiden Begleiter Cass Deventers blicken plötzlich in die Läufe zweier Colts, die Clay Masters ihnen grinsend unter die Nase hält.

Cass wird von den harten Fäusten zweier Weidereiter hochgezerrt. Einer von ihnen reißt ihm den Revolver aus dem Halfter und wirft ihn zur Seite.

»Da hätten wir die Situation also schon geklärt«, grunzt Elder Masters und lenkt sein Pferd im Bogen zurück, bis es sich wieder dicht vor seinem Opfer befindet. Er nickt ihm grimmig zu, blickt auf seinen befriedigt grinsenden Sohn Clay und schließlich auf die beiden Männer, die er in Schach hält.

»Ihr wolltet es nicht anders haben«, knurrt er boshaft. »Dafür, dass ihr noch gar kein Geld von diesem Schollenbrecher bekommen habt, seid ihr verdammt lange bei der Stange geblieben – zu lange, denn jetzt werdet ihr es auszubaden haben, Jungs.«

Spud wirft hilfesuchende Blicke zu seinem nicht weniger bedrückten und ebenso ratlosen Partner hinüber. Mit Schrecken malt er sich aus, was ihnen bevorsteht. Die völlige Aussichtslosigkeit ihrer Lage gibt den Ausschlag. Er vermeidet es, den Blicken Cass Deventers zu begegnen, als er eingeschüchtert murmelt: