Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl - Harald Keller - E-Book

Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl E-Book

Harald Keller

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Beschreibung

Der Kurzroman "Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl" basiert auf einer niedersächsischen Legende um eine Schreckensgestalt, die nächtens einsamen Wanderern auflauerte. Die Sage wurde in die Gegenwart versetzt und mit Anleihen bei Krimi und Science Fiction zeitgemäß ausgeschmückt. Die Hauptfiguren, vier Studierende auf dem Weg zu einer Halloweenparty, geraten in den Wirkungsbereich eines modernen "Holenkerls". Es ist die Geschichte einer langen Nacht voller Schrecknisse, von Mut, Einfallsreichtum und schicksalhaften Verkettungen. Und die Geschichte einer ausgeklügelten blutigen Rache ...

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Seitenzahl: 65

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Ähnliche


Harald Keller

Halloween ... Horrornacht mit dem Holenkerl

Ein niedersächsischer Gruselkrimi

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Waldwärts

Im Nichts

Schrecksekunden

Die Bedrohung

Geheimnisträger

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Ein erhabenes Gefühl, über die undurchdringliche Dunkelheit zu herrschen. Dem gerüsteten Wanderer zeigt sich die Welt in gleißendem Weißgrün. Das Wild in den Wäldern wittert die Gefahr und braucht die Augen nicht. Den Menschen jedoch ist diese Fähigkeit verloren gegangen.

Der Holenkerl, ein listiger Schalk, vermag sein Spiel mit ihnen zu treiben. Er muss sich nicht verbergen, wie am Tage, die Schwärze der Nacht genügt ihm als Versteck.

Nur eine Armlänge entfernt steht er neben dir, schaut zu, weidet sich an deiner Angst. Wie du verzweifelt Schutz suchst in deiner blechernen Höhle. Dich tarnst mit künstlichen Fellen. Wie du heimlich betest und inständig hoffst, dass sich die Finsternis als freundlich erweist und dich unauffindbar macht.

Arme Tröpfe. Ihr hofft vergebens.

Waldwärts

»Im Kreisverkehr wählen Sie bitte die erste Ausfahrt und folgen Sie der Bippener Straße.«

Marco war einen Moment lang unaufmerksam gewesen und hatte die Anweisung der Frauenstimme des Navis überhört. Das Gerät war sowieso viel zu leise, besaß aber keine Lautstärkeregelung. Mistding, dachte er.

»Du bist vorbeigefahren!«, rief Murielle direkt neben seinem rechten Ohr und ruckelte aufgeregt an der Rückenlehne. »Du hättest abbiegen müssen!«

»Weiß ich doch.« Marco demonstrierte Gelassenheit und begutachtete interessiert das »Café am Kreisel«, das er gerade passierte und das sehr gemütlich wirkte. Eine Idee schoss ihm durch den Kopf: Vielleicht sollte man öfter mal aufs Land fahren und nach interessanten ländlichen Lokalen fahnden. Und die Ergebnisse auf einem Blog veröffentlichen …

»Komm wieder runter!«, knurrte er über seine Schulter nach hinten. »Wir sind in einem Kreisverkehr. Ich fahre halt nochmal ‘rum. Und lass meine Rückenlehne in Ruhe!«

Er setzte den Blinker und bog ab. Die Straße führte an einer Kirche nebst Pfarrei vorbei, an die sich ein Friedhof anschloss. Ein paar Häuser noch auf der linken Seite, ein Bauernhof rechts, dann hatten sie den Ort bereits wieder verlassen. Die Straße lief sanft bergauf auf den Waldrand zu. Marcos Blick richtete sich auf einen von Flutlicht beleuchteten Sportplatz linker Hand, aber schon forderte wieder Murielle seine Aufmerksamkeit.

»Da ist es!« Murielles Arm schoss zwischen den Kopfstützen hindurch nach vorn und deutete nach rechts, auf ein in den Wald reichendes, einzelnes Gebäude.

»Mensch, Chica, bist du hektisch heute«, kommentierte Simon vom Beifahrersitz. »Hast du was genommen? Das ist das Schwagstorfer Schützenhaus. Wir müssen aber nach Bippen.«

Murielle ließ sich maulend in die Polster zurückfallen. Dafür meldete sich Annika zu Wort.

»Wie weit ist es denn noch? Leute, ich werde echt sauer, wenn wir zu spät zum Kostümwettbewerb kommen.«

Marco stöhnte leise, zog das Tempo aber ein wenig an, um seinen guten Willen zu beweisen.

Simon blinzelte und schaute auf die Anzeige des Navis. »Noch gut zehn Minuten«, meldete er lässig.

Die vier Freunde bewegten sich auf fremdem Terrain. Sie studierten in der Stadt, und ein Kommilitone, der aus dem Landkreis stammte, hatte sie auf eine Halloween-Party aufmerksam gemacht, die angeblich legendären Ruf genoss. Es gab an diesem Abend zahlreiche Mottopartys in den Clubs und Studentenkneipen, überall lagen Flyer aus mit Kürbismotiven und gruseligen Fratzen wie aus der Geisterbahn. Großdiskotheken warben im Stadtbild mit Plakaten. Aber bei der Party im Bippener Schützenhaus war ein Kostümwettbewerb angekündigt, mit einer Woche Mallorcaurlaub als Hauptgewinn. Und auf diesen ersten Preis hatten es die jungen Frauen abgesehen.

Dem Aufbruch am frühen Abend waren tagelange Überlegungen, aufwendige Näharbeiten sowie ein stundenlanges Styling vorausgegangen. Ihr Auftritt sollte perfekt sein und den Mitbewerberinnen keine Chance lassen. Murielle ging ganz klassisch als Märchenprinzessin mit einem hellblauen, weit geschwungenen und reich verzierten Taftkleid und einer Hochsteckfrisur, in die sie mehrere Perlenketten und ein Diadem eingearbeitet hatte.

Annika verfolgte die gegenteilige Strategie und trug so gut wie nichts – sie hatte sich als brasilianische Sambatänzerin verkleidet, mit knappem, strassbesetztem Glitzerbikini über einer kaum wahrnehmbaren hautfarbenen Strumpfhose und einer langen Tournüre in den brasilianischen Nationalfarben, die sie allerdings erst nach dem Aussteigen anlegen würde, ebenso wie den fast vierzig Zentimeter hohen bunten Kopfschmuck und das gewaltige Halbrad aus bunten Federn, das sie wie einen Rucksack über die Schultern ziehen konnte. Im Moment lagen die Accessoires noch, sorgfältig mit Plastikfolie gegen Verschmutzung geschützt, im Kofferraum.

Die Kostümwahl war wohlüberlegt und zwischen den beiden abgesprochen. Egal wie die ihnen unbekannte Jury gestimmt war, ob konservativ oder modern, ob Männer das Sagen hatten oder Frauen – Annika und Murielle hofften, dass wenigstens eine von beiden die Schiedsrichter überzeugen würde. Und die andere durfte dann mitfahren nach Mallorca.

Die unbeleuchtete schmale Landstraße wand sich eine Hügelkette hinauf und schnitt oben durch ein dichtes Waldgebiet. Die Bäume rückten nahe heran, zuweilen berührten sich die Wipfel über dem Fahrdamm und bildeten etappenweise eine Art natürlichen Tunnel. Darunter lag die Strecke selbst an Sonnentagen in dämmerigem Licht.

Es war Ende Oktober und schon vor Stunden dunkel geworden, aber erst hier kam ihnen die Finsternis so recht zu Bewusstsein. Annika fröstelte und zog ihre Strickjacke, die sie in kluger Voraussicht für die Fahrt mitgenommen hatte, enger um ihre Schultern.

Marco befuhr die ihm unbekannte Strecke in gemäßigtem Tempo. Er hatte das Fernlicht eingeschaltet und sah angestrengt nach vorn, war auf Wildwechsel, Radfahrer, dunkel gekleidete Fußgänger eingestellt.

Doch auf das, was dann geschah, hätte ihn kein Fahrlehrer der Welt vorbereiten können.

Im Nichts

Urplötzlich fiel Schwärze über die Welt. Die Straße verschwand vor ihren Augen und ebenso alles andere.

»Scheiße, was ist jetzt los!«, rief Marco.

Die Scheinwerfer waren jäh erloschen. Auch das Armaturenbrett wurde dunkel, Radio und Navigationsgerät erstarben.

Simon hatte bequem in seinem Sitz gelümmelt, jetzt schoss er hoch, erschreckt bis in die Knochen. »Bist du verrückt? Was machst du denn?«, rief er warnend.

»Nichts, verdammt! Mit einem Mal war alles weg.«

»Jetzt lasst doch mal den kindischen Scheiß«, hörte Marco Annika von hinten sagen. »Das ist nicht mal halb so witzig, wie ihr glaubt.«

Marco musste sich anstrengen, um das Auto in der Spur zu halten. Die gesamte Fahrzeugelektronik war ausgefallen, die Lenkunterstützung, das ABS-System. Die Servobremse versagte ebenfalls. Marco trat mit Macht auf das Pedal. Die Räder blockierten, das Auto geriet ins Trudeln. Plötzlich machte die Fahrbahn eine scharfe Kurve, die Marco nicht hatte kommen sehen. Der Wagen schlitterte aufs Bankett, dann weiter in eine abschüssige Wiese. Nachmittags hatte es geregnet, das Gras war noch feucht, und so rutschte das Auto scheinbar endlos weiter, ehe es endlich zum Stehen kam.

Einen Moment lang herrschte verdutztes Schweigen in der Kabine. Dann machten die vier Insassen ihren Gefühlen Luft.

»Fuck! Fuck! Fuck!«

»Scheiße nochmal …«

»Was ‘n …«

Marco fasste sich als erster. Er spähte nach vorn und zur Seite durch die Fenster, konnte aber nicht das Geringste erkennen. Keine Straße, kein Waldrand, nur Dunkelheit. Die Mädchen hatten ihre Handys aus ihren Handtäschchen gekramt, aber auch die waren tot.

»Was ist das? Wie kann auf einmal alles ausgehen? Ein EMP?«, fragte Simon, der wie Marco Elektrotechnik studierte.

»Keine Ahnung«, antwortete Marco. »Man müsste wissen, was es hier in der Umgebung an möglichen Quellen gibt.«

»Wenn du einen Autoatlas hättest oder eine Karte, könnten wir nachgucken.«

»Wozu braucht man in Zeiten von Navigationsgeräten und Handys noch Karten?«, fragte Marco gereizt.

»Siehst du ja jetzt. Wenn der ganze technische Kram mal ausfällt.«

»Beruhigt euch, Jungs«, mischte sich Murielle ein. »Ohne Licht nützt euch die Karte ja sowieso nichts. – Und was ist ein EMP?«

»Elektromagnetischer Impuls«, erklärte Simon kurz angebunden.

»Dann müsste es doch aber EMI heißen«, schlussfolgerte Murielle.

Die beiden Jungs stöhnten.

»EMP ist die englische Abkürzung. P für Pulse«, erläuterte Simon schroff. »Können wir uns jetzt mal darauf konzentrieren, wie wir hier wieder rauskommen?«

Kommentarlos versuchte Marco, den Wagen zu starten. Der Anlasser machte keinen Mucks.

»Geht nicht«, sagte Marco überflüssigerweise.

»War auch nicht zu erwarten. Die ganze Elektronik ist doch im Arsch.« Simon klang resigniert.