Hamingja - André Lothar Thuns - E-Book

Hamingja E-Book

André Lothar Thuns

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Beschreibung

Ein mythologisch-philosophischer Wegbereiter, basierend auf dem indogermanischen Schicksalskonzept Hamingja. Eine Forschungsreise zu uralten Quellen unerschöpflicher Kraft kann uns helfen, eine wieder „wertvolle“ Welt für eine neue Generation zu gestalten. Denn unsere Wurzeln und unser gegenwärtiges Streben formen die Zukunft. Und so ergeht an uns der dringende Aufruf zur Veränderung unserer modernen Zeit, in der vieles aus der natürlichen Ordnung geraten ist. Der Appell gilt, bei uns selbst anzufangen. Entdecken wir unsere Aufgaben und machen sie zur Herzenssache!

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Seitenzahl: 541

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 3

Prolog 5

I. Homo dependens 11

Animismus und seine Verwicklung 11

Der innere Feind 22

Sünde 30

Christenwerk 37

Der Ursprung der Kinder Abrahams 37

Heidenverfolgung durch die Römer 42

Heidenverfolgung durch christianisierte Germanen 43

Die Kreuzzüge 46

Die Heidenverfolgung im Mittelalter und der frühen Neuzeit 48

Die Heidenverfolgung in der Neuen Welt 50

Der Dreißigjährige Krieg 53

Die Kirche in der modernen Welt 55

Die Vertreibung aus dem Paradies? 60

Das Paradies in dir 70

II. Das Erbe der Vorgefahrenen 82

Die Leere 82

Eis und Glut 87

Die Wiederkehr 91

Der Weltenbaum Yggdrasil 97

Niflheim 114

Muspellheim 116

Midgard 118

Jötunheim/Utgard 123

Svartalfheim 126

Ljossalfheim/Lichtalbenheim 131

Vanaheim 137

Asgard 141

Helheim 146

Götter und Geistwesen 149

Tiwaz (Tyr) 154

Odin (Uoden-Wodan) 159

Frigg/Freya/Hel 162

Donar (Thor) 167

Loki 169

Heimdall 173

Mimir 176

Balder 178

Nornen, Fylgien, Walküren, Disen 187

Das Götterparlament 194

III. Ein Leben in Freiheit 200

Die Geburt 200

Das kindliche Gemüt 212

Menschwerdung 222

Der Traum ist aus – Identität finden 255

Freundschaft 269

Familie, Sippe, Dorf – Orte für gelebte Demokratie und erlebbares Bewusstsein 276

Das Kriegerethos 293

Ehre – Reputation – Hamingja 303

Wissen, Weisheit und Zauberei 309

Kultur und Natur – feiern, bewahren und entwickeln 331

Ragnarök – Der ewige Kreis 345

Gullaldr – Das Goldene Zeitalter 360

Epilog 366

Danksagung 369

Literaturverzeichnis 371

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022Vindobona Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-949263-59-0

ISBN e-book: 978-3-949263-60-6

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfoto: Theodor Kittelsen – Husmand (1913; Norwegen)

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: Vindobona Verlag

www.vindobonaverlag.com

Bildquellennachweis:

Bild 1: Svartedauen Theodor Kittelsen, 1900, PD

Bild 2: Einritzungen und Felsmalereien in Alta, Norwegen, Steinzeit, 5000 – ca. 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung; Foto: André Lothar Thuns

Bild 3: Der Sündenfall, Lucas Cranach d.Ä., 1527

Bild 4: Arkadii Ivanchenko | Dreamstime.com

Bild 5: Whpics | Dreamstime.com

Bild 6: Hexenverbrennung 2022 Güler Yilmaz, exklusiv für Hamingja

Bild 7: Joe Sohm | Dreamstime.com

Bild 8: Regenbogen Lofoten, 2012, Foto: André Lothar Thuns

Bild 9: Horizont Norwegen, Foto: André Lothar Thuns

Bild 10: Ginunngagap, vulkane.net/Marc Szeglat, PD mit Verweis

Bild 11: Ahnenbaum der nordischen Götter, Sebastian Ruppel, 2022, exklusiv für das Buch

Bild 12: Die Esche Yggdrasil Lorenz Frølich, 1886, PD

Bild 13: Waldtroll, Theodor Kittelsen,1891, PD

Bild 14: Alfaskøllin, Elfenschule auf Island, PD, source: wikipedia

Bild 15: Patrimonio Designs Limited | Dreamstime.com

Bild 16: Walkürenritt – Johan Gustaf Sandberg, PD

Bild 17: Hel-Melinda Hoffmann, 2022, exklusiv für das Buch

Bild 19: Tyrs Opfer, Jakob Sigursson, Island, 1766, PD

Bild 25: Odin und Mimir, John Angell James Brindley, 1893, PD

Bild 27: Die Geburt, Foto: André Lothar Thuns

Bild 28: Drizzd | Dreamstime.com

Bild 29: Gullaldr-After Ragnarök, Emil Doepler d.J.; ca. 1905, dt. Maler und Illustrator

Bilder 18, 20 - 24 und 26: André Lothar Thuns

Prolog

Unsere Mythen und Traditionen zu pflegen soll nicht bedeuten, die Asche zu bewahren, sondern das Feuer in die Zukunft zu tragen!

Als ich das Buch geschrieben habe, war mir zunächst nur bewusst, dass ich es seit Langem als meine Aufgabe angesehen hatte, meine Gedanken, die sich sowohl der spirituellen wie auch der materiellen Welt widmen, niederzuschreiben. Dabei wurde mir die Absurdität der Trennung beider Aspekte immer bewusster. Was ich vorher zwar als Wissen bereits gespeichert hatte, konnte ich nun begreifen und letztendlich verstehen.

In diesem Moment, in dem ich das Buch weitestgehend abgeschlossen habe, befinden wir uns in einer Krise, die von führenden Politikern als „größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“ bezeichnet wird. Schon vorher, wie ihr in dem Buch bemerken werdet, war mir durchaus bewusst, dass das vorherrschende politische, vor allem aber das Finanzsystem am Ende seiner Existenz steht. Wie alle großen Reiche und Systeme wird wohl auch ein solch abstraktes und komplexes System wie unser Geldsystem ein Ende finden. Die Art und Weise, wie sich unsere Welt und unsere Gesellschaft verändern sollte, war für mich eher unklar. Die Bewertung von Krankheit, Gesundheit und Heilung ebenso wie die Bedeutung von Krieg und Frieden allerdings zeigen mir, dass die Wahrnehmung allzu sehr auf materielle Methoden zur Problemlösung fokussiert ist und damit weiterhin Symptome und keine Ursachen bekämpft werden. Eigenverantwortung und Selbstbestimmung über den eigenen Körper und Geist scheinen in weiten Teilen der Gesellschaft endgültig ihren Wert verloren zu haben. Auch wenn viele Menschen nach Alternativen suchen, haben sie deren Wert und Bedeutung längst nicht mehr begriffen. Naturheilkunde, Homöopathie und Meditation als Beispiele werden vom Mainstream vereinnahmt und vermarktet.

Das Zeitalter der Digitalisierung hat die Evolution des Menschen erneut innerhalb weniger Jahrhunderte revolutionär beschleunigt. Vorerst gilt es, dies nicht zu werten, doch gerade in den ersten und den letzten Kapiteln werdet ihr bemerken, dass allein in der Beschreibung der Fakten eine Wertung nicht ausbleiben kann. Und doch steht es mir nicht zu, ebenso wenig wie euch, das Große und Ganze zu bewerten. Ich möchte lediglich eine Idee loswerden. Eine Idee, die sich aus meiner sicherlich eher ungewöhnlichen Vita für einen Autor eines philosophischen Buches heraus entwickelt hat. Um euch dies noch mehr zu verdeutlichen, möchte ich die Besonderheit der Sprache immer wieder hervorheben, die wir vergessen haben, wahrhaftig zu benutzen, so wie wir das Meiste aus dem Bewusstsein heraus Entstandene vergessen haben und nur noch aus einer Ich-Funktionalität heraus betrachten und verwenden. Wer jedoch in seinem Leben nach Bewusstsein und damit Vollkommenheit strebt, wird im Laufe des sogenannten Wachstums1immer mehr aufdecken, was er verdrängt und vergessen hat oder was ihm verborgen blieb. Dieses Aufdecken wird im Wort „entdecken“ beschrieben. Nichts anderes bedeutet dieses Wort. Und wenn ich soeben von meiner „Aufgabe“ gesprochen habe, so ist diese unmittelbar verbunden, auch sprachlich, mit dem „Loswerden“ meiner Idee. Denn die Doppeldeutigkeit des Wortes „Aufgabe“ ist nur eine scheinbare Doppeldeutigkeit. Aufgabe heißt etwas aufgeben, loswerden. Wir öffnen den Schleier zum Bewusstsein, indem wir die Last und die Kämpfe unserer Ich-Funktionalität, des „Egos“, aufgeben. Und so hart es auch klingen mag, damit sind alle, die so stolz auf ihr Selbstbewusstsein sind, gleich am Anfang dieses Buches entthront. Euer Selbstbewusstsein ist nur ein Ich-Bewusstsein, und je großartiger sich euer Bild von euch selbst dadurch darstellt, umso schwieriger wird es für euch, Bewusstsein erfahren zu dürfen, geschweige denn Bewusstsein zu werden. Aber macht euch nichts draus, für mich ist es auch noch ein langer Weg, und da ihr jeden Moment die Chance habt, euer Selbstbild und eure Geschichte loszulassen, mag dies der richtige Zeitpunkt sein, es einfach zu tun. Und ja, es ist leicht. Das heißt aber nicht, dass es einfach ist und umgekehrt. Tun könnt ihr es jederzeit und auch einfach, aber schwierig wird es möglicherweise werden. Je stolzer und festgefahrener ihr in eurer Liebe zu eurem geschaffenen Ich seid, umso härter wird es euch treffen. Und trotz alledem ist die Aufgabe des Ichs die Geburt eures bewussten Seins! Die Aufgaben, die dann auf euch warten, sind voller Fülle und Liebe. Leicht ist es, weil es sich leicht anfühlen wird, wenn ihr losgelassen habt. Es ist nicht die gefühlte Wahrheit, die immer auf Wahrnehmung beruht, sondern die Wirklichkeit, die aus uns ins Universum wirkt und bei den Mitmenschen, die sich auf uns einlassen, etwas Großes bewirkt. Auch wenn es aus meiner Sicht keine allgemeingültige und determinierbare Wirklichkeit gibt, so gibt es eine unverrückbare Konstante: das noch nicht gänzlich erkannte und in Übereinstimmung gebrachte Gesetz der Natur2. Damit muss die Wahrheit aber letztendlich absolut sein, auch wenn es populär scheint, die eigene Wahrnehmung mit der Wahrheit gleichzusetzen. Ich möchte diese Erkenntnisse niemandem aufzwingen. Solltet ihr bereits jetzt heftigen Widerstand und tiefe Abneigung empfinden, kehrt in euer Ich zurück und lebt es. Die Ewigkeit wird euch immer wieder Chancen bereiten! Solltet ihr jedoch nur einen Hauch von Interesse und Neugier verspüren, motiviere ich euch, durchzuhalten und das Buch bis zum Ende zu lesen. Ihr werdet sicher nicht dümmer. Aber es mag sich zwischendurch hart anfühlen, wenn sich eure Blase öffnet und ihr Dinge erkennt, die euer bisheriges Bild erschüttern lassen. Für jede Kritik, Anregung und auch Anklage bin ich zu haben. Das gehört zur Aufgabe meiner Idee dazu.

Jetzt, wo ich hier sitze in einer plötzlich völlig veränderten Wahrnehmung der Welt, bin ich gespannt, wie diese sein wird, wenn der erste Mann oder die erste Frau dieses Buch in den Händen hält und liest. Ich mache mir Sorgen, ob wir dann noch in dem Europa leben, in dem man zumindest frei seine Meinung äußern kann, ohne diffamiert und zensiert zu werden, in dem man miteinander offen reden kann und vor allem dem Frieden verpflichtet bleibt. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung (FDGO)ist für mich ein hoch entwickeltes, hart erkämpftes Gut. Unser Grundgesetz mag verbesserungswürdig sein, aber zum derzeitigen Stand in seinen Grundfesten von Freiheit und Würde eine Basis, die sich nicht entgegen derselben bewegen sollte, sondern eher konkretisiert werden könnte, z. B. bezüglich der Rechte von Kindern und Tieren. Die Aufgabe von Freiheiten zugunsten einer scheinbaren Sicherheit ist brandgefährlich. Nur Freiheit führt zu Schöpfung. Wir sind damit frei genug aus einem unendlichen Kessel von Ideen zu schöpfen.

Die Idee, die ich euch erzähle, beginnt im Grunde mit dem Menschen, einem Menschen, der noch ein Teil der Natur, eines globalen Ökosystems war. Einem Menschen, dem der Tod und das Sterben bewusst waren und der sich dadurch von den meisten Tieren unterscheidet. Ein Mensch, der mit der Sesshaftigkeit zunehmend der Macht als Droge verfallen ist und der sich Schritt für Schritt von der Natur extrahiert hat. Nach dem Beschreiben der Geschichte des Menschen bis zu diesem Punkt möchte ich den Zeitabschnitt der Völker der germanischen Stämme3beleuchten, der bereits schriftlich belegt ist, allerdings bisher nicht neutral beschrieben wurde. Und ich möchte, im Vergleich mit der Kulturgeschichte anderer Völker, welche starke Parallelen aufweisen, die Idee beleuchten, die hinter der Mythologie steckt und damit wieder so alt ist wie der frühe Mensch selbst. Mit dieser Basis habe ich die Idee entwickelt, wie diese Mythologie, das Wesen der Götter und des tiefen animistischen Glaubens, Bestand haben und mit uns in eine friedliche Zukunft gehen kann.

Denn das soll das Ziel sein: ein Volk von bewussten, nach Vollkommenheit strebenden Geistmenschen, die das Werkzeug des Körpers sinnvoll nutzen und eine Welt der „Entdeckung und Entwicklung“ von all diesen menschengemachten, „un-wirklichen“ Abstraktionen schaffen. Sei dabei!

Die hier beschriebene Mythologie ist nur eine unserer kulturgeschichtlichen Ausprägungen. Sie entspringt meiner Ansicht nach derselben Quelle wie alle anderen antiken Mythologien einem alten, ganzheitlichen, uralten Wissen, welches prähistorisch genannt wird und somit bereits gewertet wurde. Es ist völlig ungerechtfertigt, unsere Geschichte zu spalten und eine nicht annähernd abschließend erforschte Epoche einfach als prähistorisch zu bezeichnen.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass die ersten Kapitel des Buches unsere Kulturgeschichte sehr negativ beleuchten. Ich lasse es mir auch von keiner politischen Korrektheit und von keinem konstruierten Weltbild vorschreiben, wie ich die Dinge, wie sie nun einmal waren, beschreibe. Ich selbst bin frei von Religionsgemeinschaft, politischer Partei und wirtschaftlichem Zwang.

Ich möchte hier auch keine Hoffnungslosigkeit erzeugen oder irgendetwas verteufeln. Doch wer Freiheit erstrebt, muss auch weitestgehend frei sein von Dogmen. Eine Bewertung, welche Religion, Wertegemeinschaft oder Politik rechtschaffen ist, steht mir auch nicht zu. Es liegt auch nicht in meinem Interesse. Vielmehr liegt es in meinem Interesse, die schöpferische, gutartige Seite des Menschen, die positiven Errungenschaften der menschlichen Gesellschaft und liebevollen Werte der Menschheit zu bewahren und gleichsam zu einer Erneuerung hin zu einer wirklich friedfertigen Gesellschaft zu motivieren. Das uns bekannte kapitalistische System sollte leider dabei nur noch, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielen.

Jeder, der das derzeitige System für alternativlos hält, hat noch einen weiten entwicklungspsychologischen Weg vor sich.

Warum? Weil inzwischen längst bekannt sein müsste, dass es immer Alternativen gibt, dass es eine unendliche Zahl von Möglichkeiten gibt und dass die „Quelle“ dafür niemals versiegt. Was wir aus diesen Möglichkeiten machen, das liegt nun an uns. Wenn wir unser Schicksal als Aufgabe betrachten, wie es unsere Vorfahren schon einmal begriffen hatten, dann ist diese Fügung ein Geschenk. Wenn wir es als Last betrachten, die wir immer mit uns tragen müssen, dann ist das Leben alternativlos.4

Der Titel des Buches beschreibt ein indogermanisches Konzept von Schicksal, welches wir neu begreifen dürfen und welches sich spirituell, individuell und auch gesellschaftlich anwenden lässt.

Wir erkennen unsere Wurzeln und erkennen sie an. Wir stärken sie, bewahren bewährte und verankern neue Werte.Wir stärken unseren Stamm und geben ihm eine Richtung. Wir verbinden bewusst Oben und Unten und werden flexibel, um den Angriffen äußerer Kräfte ausweichen zu können. Wir sind nicht starr.Durch unsere Taten erschaffen wir eine Krone nach unseren Wünschen. Wir gehen viele Wege, die alle am Ende nach Licht und Liebe streben. Aber wir erkennen unseren Schatten an. Er gehört zu uns, solange die Sonne uns nährt.

Du hast nun die Wahl, dich zu entscheiden, ob du einen Weg gehst, auf dem du Lasten zurücklässt und Aufgaben aufnimmst oder ob du am Wegesrand kauerst mit deinem Rucksack und dich selbst bemitleidest. Solltest du dich für das Letztere entscheiden, wirst du merken, dass du Hass statt Nichtachtung empfindest, Missgunst statt Neid und mitleidest, statt mitzufühlen. Steh auf und geh weiter, nimm Leute am Wegesrand mit (wenn sie mögen), und teile die Lasten des Lebens. Viele Lasten in den Rucksäcken deiner Mitmenschen sind die gleichen wie deine. Lasst uns gegenseitig die Hände reichen und die Rucksäcke teilen und entleeren von all dem „Schmarrn“, dem man uns auferlegt hat.

Je mehr ich mich mit dem beschäftige, was in den uralten Überlieferungen steckt, umso mehr keimt in mir die Gewissheit, dass wir wiedererkennen können, was wirkt und was nur ein Trugbild ist. Ich freue mich auf unseren Weg. Ich sage hierbei bewusst „unser“ Weg, denn ich bin hier nicht derjenige, der autoritär vorauslaufen möchte, sondern am Ende erwarte ich Briefe, Kommentare und Kritik. Auch ich brauche Orientierung in einer scheinbar chaotischen Welt.

Wenn wir voneinander wissen, wo wir stehen, dann kann eine Ordnung herrschen, in der es Freiraum für alle geben kann. Schau in den Nachthimmel in der Gewissheit, dass das Universum5derzeit offensichtlich expandiert. Jetzt müsstest du wissen, dass genügend Platz für Standpunkte, aber auch für Ideen und Innovationen ist. Du bist mit dabei, die Spirale mitzudrehen, nach innen und nach außen. Das Leben ist eine Entdeckungsreise. Doch um einen ungefilterten Blick auf alles erhaschen zu können, müssen wir uns zu zunächst selbst entdecken und entwickeln6.

1 Wachstum ist nur ein Teil des Egos. Da wir ohnehin vollkommen sind, ist Wachstum obsolet.

2 Natürlich gibt es mehrere Naturgesetze. Wenn Quantenphysik und Newtonsche Physik sowie die Entwicklung des Universums im Einklang sind, wird es in einem Gesetz beschreibbar sein. Dazu gehören dann auch Anziehung, Resonanz, Liebe usw.

3 Ebenso wie es heute kein deutsches Volk, sondern eher deutsche Völker gibt. Betrachtet man die Entwicklung der Stämme und Völker, so sind wir ohnehin genetisch bunt gemischt. Rassentheorien sind bedeutungslos, die Kulturhistorie jedoch nicht.

4 Ich musste dieses Vokabular anbringen, weil ich es als grob fahrlässig erachte, als Führungsperson eine solche Unsinnigkeit in den Mund zu nehmen. Alternativlos ist dogmatisch und passt nur zu autoritären Systemen, nicht in freiheitlich-demokratische Konstrukte.

5 Lat.: universus (gesamt)

6 Entwicklung bedeutet, dass wir verwickelt sind. In Mustern, Netzwerken, Glaubenssätzen und Dogmen.

I. Homo dependens 7

Animismus und seine Verwicklung 8

Die Frühform der Religion des Menschen war der sogenannte Animismus. Der Mensch, der seine Umwelt mit den Augen eines Jägers und Sammlers wahrnahm, konnte sich die Naturereignisse nicht mit seinem Verstand erklären, vielmehr schuf er sich die Vorstellung, dass alles, was er wahrnimmt, eine Seele oder ein Bewusstsein besitzt. Er war sich also durchaus selbst bewusst. Er wusste, dass er etwas in sich trägt, dass keine Gestalt an sich hat, sich aber sehr wohl im und auf den Körper auswirkt. Auch ging er davon aus, dass dies mit allen Dingen ähnlich ist. Von der Wissenschaft, die wir heute Quantenphysik nennen, weiß er noch nichts. Aus der Beobachtung der Natur heraus und dem menschlichen Verlangen nachgehend, dass Dinge Grund und Sinn haben, sieht er die Welt und erklärt sie sich. Besonders der Tierkult zeigt, dass er erkennt, dass alles in allem vorhanden ist, und wird letztlich von der Evolutionstheorie und von der Genetik bestätigt. Einige Fragen zur Evolutionstheorie bleiben uns die Wissenschaftler allerdings bis heute schuldig. Ich denke, da ist die letzte Erkenntnis noch nicht auf den Punkt gebracht.

Ein Fels, der sich dem Himmel entgegenreckt, hat etwas, das ihn zu dem macht, was er ist. Wer achtsam ist, findet in Gesteinen groteske Muster, die ein Gesicht, eine Gestalt oder ein Ereignis erahnen lassen. Es sind die Bilder, die die Natur immer wieder aufs Neue zeichnet, die uns zu jeder Zeit begeistern können, wenn wir nur sehen wollen.

Der Berg, bestehend aus vielen solchen Felsen, beherbergt in der Vorstellung unserer Ahnen unzählige Wesen, die ihn zu dem machen, was er ist. In seinem Innern tummeln sich allerlei Gestalten, er ist ein verborgener Ort, in dem Ahnen und Götter weiterleben. Denken wir nur an den Riesen Rübezahl oder den hessischen Riesen Mils (1). Von außen scheint der Berg reglos, doch der frühe Mensch geht davon aus, dass er entweder so langsam wirksam wird, dass das Bewusstsein des Menschen sein Handeln einfach nicht wahrnimmt oder dass die äußere Hülle nicht mehr aktiv ist und nur in seinem Innern noch Leben herrscht.

Auch ist in Sagen die Rede davon, dass Herrscher und Könige als geistige Wesenheiten in einem Berg ruhen, potenzielle geistige Energien also, die freigesetzt werden können oder tatsächlich werden, wenn das Kollektiv sie benötigt oder erlöst. Beispielhaft ist König Barbarossa im Kyffhäusergebirge zu nennen. (2)

All dies sind Überreste des Ahnenkultes. In den Vorstellungen unserer Altvorderen sind die Ahnen noch immer präsent in der sichtbaren Welt. Sie leben weiter. In uns und der Natur. Ihre Kraft ist erreichbar und gespeichert. In den Orten, die man nutzt, um sich an sie zu erinnern. Seien es Berge, Seen, das Meer oder eben Hügelgräber.

Der Baum, der seine Wurzeln tief in den Boden gräbt und seine Äste gen Firmament streckt, jedes Jahr aufs Neue erblüht und im Herbst seine Blätterpracht abwirft und in eine eisige Starre verfällt, um Kräfte zu sparen, erinnert den frühen Menschen an sich selbst. Ergeht es ihm und noch mehr vielen Tieren nicht unähnlich. Deshalb ist er in vielen Kulturen das Symbol des Lebens selbst und gibt Zugang zu verschiedenen Welten oder Ebenen des Bewusstseins. Genannt sei hier die Weltenesche Yggdrasil der germanischen Mythologie, mit der wir uns in diesem Buch später noch auseinandersetzen werden.

Und was ist mit all den Wassern, die sich in unterschiedlicher Form präsentieren? Sei es der lebensspendende Bach oder Fluss, der sich durch Felsen und Boden frisst, Heimat vieler Fische, Frösche und anderem Getier ist, der See, ein Wasserspeicher, aber auch ein Speicher für Nahrung, der sich von einem Gebirgsbach speisen lässt und die prächtigen Farben und Formen des Himmels widerspiegelt. Viel Geheimnisvolles scheint er zu beinhalten, Geistwesen und verborgene Schätze. Gleich tut es ihm das endlose Meer, das tiefe Sehnsüchte, Fernweh und Abenteuerlust in den Menschen weckt. Was mag wohl kommen, wenn man es doch nur überqueren könnte, welche Wesen treiben ihr Werk dort? Führt der Weg über die See zu einer anderen, besseren Welt? In vielen Sagen ist der Weg über das Meer der Weg in die Anderswelt, so auch beim „Herrn der Ringe“. (3) Aber ebenso ein Nebel auf dem See bzw. bei der Insel Glastonbury der Artussage, der durch Zauberkraft geteilt wird, führt zur sagenumwobenen Insel Avalon (4). Diese Sage ist auch heute noch Thema in Filmen und Büchern und ihnen liegt die keltische Mythologie zugrunde, die Vorstellung einer Anderswelt, die parallel zu unserer existiert. Eine Andeutung der Vielzahl von Möglichkeiten, von Dingen, die zeitgleich und ortsunabhängig passieren mögen. Heute weiß die Quantenphysik, dass kleinste Teilchen sich genau so verhalten.

In der chinesischen Lehre ist das Wasser der Speicher sämtlicher kosmischer Energien. Die Luft bringt die Energie, das Wasser speichert sie. Deshalb werden Übungen des Thai Qi oder Qi Gong gerne auf Bergen oder Hügeln in der Nähe von Gewässern oder oberhalb nebeliger Täler praktiziert.

Dann ist da noch der Himmel, der uns stets ein anderes Gesicht zeigt. Er spendet uns lebenswichtiges Wasser, nährt unsere Böden, zeigt uns bizarre Wolkenformationen, führt Sonne und Mond, die scheinbar mächtigsten Wesen über der Erde. Er gibt Wärme und Licht, doch auch krachendes Feuer speit er aus finsteren Wolken, überschwemmt die Lande mit schier endlosen Regenmengen, bedeckt das Land mit weißen, eisigen Flocken bis zu dem Punkt, an dem man den Boden mit den Füßen nicht mehr berühren vermag. Denn der Himmel ist ebenso ein Wasserspeicher. Außerdem ist er Träger der Luft, die, wie schon erwähnt, neben Pollen, Staub und gasförmigem Wasser auch unsichtbare, aber durchaus spürbare Energien mit sich trägt. Natürlich auch Lebewesen, die sich in Aerosolen verbreiten können. Und kommt neben der Wärme nicht auch diese entsetzliche Kälte vom Himmel? Der Himmel ist nicht nur der uns sichtbare Himmel, vielmehr ist der Himmel in der Imagination der Menschen der Kosmos, das Universum, die Energie von oben, die Einflüsse aus den Weiten der Welten.

All diese Dinge haben unsere Urahnen beseelt erfahren. Und alle unerforschten Kräfte, die als Sturm, Blitz und Donner, Windhose, Nordlicht, Erdbeben, Vulkanausbrüche, unbekanntes Getier oder auch übernatürliche Erscheinung auftraten, wurden zu Riesen, Zwergen, Elfen oder Drachen gedichtet.

Später kamen noch die Götter hinzu. Sie verkörperten neben den Naturereignissen auch die Psyche des Menschen; Hass, Neid, Zwietracht, Spott, aber auch Erfolg, Freundschaft, Liebe, Muse und geistiges Wissen wie die Fähigkeit, zu gestalten, und die Künste. Sie verkörpern ähnlich den Naturgewalten kosmische Gesetze und irdische Kräfte wie Gravitation, Mikro- und Makrokosmos, Feuer, Bewusstsein, Schöpferkraft, Materie und Geistesexistenz. Alles also Attribute, die auch in uns angelegt sind. Sie wohnten in unbekannten Gegenden, außerhalb oder auch parallel zu der uns bekannten Welt. Auch sie sind Ahnen, Schamanen, die durch die Welten wandern. Eine ganz eigene, aber darauf aufbauende Sichtweise der Götter lege ich später noch dar.

Als schließlich die monotheistischen Religionen durch Mission, aber auch Blut und Eisen, ihren Siegeszug antraten und der eine Gott über die Menschen wachte, ist vieles von altem Wissen und Zauber verloren gegangen. Fortan diktierten uns Herrscher und Religionsführer ihre Regeln des Lebens und haben alles, was den Menschen beflügelte, was ihm Kraft, Vertrauen, aber auch Ehrfurcht vor seinem Planeten und dem Universum gab, entweder entzaubert, da sie es ja zur seelenlosen Schöpfung eines Gottes machten, welche wir uns untertan machen sollten, oder es gar verteufelt.

Anhänger friedlicher naturreligiöser Gemeinschaften und Stämme wurden vertrieben, verbrannt und niedergemetzelt im Namen Gottes. Frauen wurden versklavt, meist nachdem sie vergewaltigt wurden, und Kinder ihrer Seele beraubt. Auch mit den Schwächsten wurde gehandelt, oder sie wurden schlicht umerzogen.

Kaum eine christliche Mission war rein friedlicher Natur.

Und ich spreche hier nicht nur vom germanisch benannten Raum, sondern von Kelten, Slawen, Afrikanern, uramerikanischen Stämmen, Inuit und asiatischen Naturreligionen, die den Anhängern des hebräischen Wüstengottes zum Opfer fielen.

Überall auf der Welt warf das Kreuz seinen Schatten und hinterließ eine furchterregende Blutspur.

Natürlich gab es bereits in der Antike furchterregende Kriege und Eroberungsfeldzüge. Römische, persische und griechische Feldherren wie Alexander der Große seien hier genannt. Nicht das Christentum ist der Verursacher von Gewalt, darauf gehe ich noch ein, doch es eignet sich hervorragend zur Rechtfertigung von Gewalt. Diese gerechtfertigte Gewalt wurde mit einer ungeahnten Ausprägung voller Hass und Intoleranz gegenüber anderen ausgelebt. Römer und Griechen, auch Sumerer und das sagenhafte Babylon hingegen haben ihre Feinde respektiert, ihre Kultur akzeptiert und teilweise sogar in ihre eigene integriert. Auch da gibt es vereinzelte Ausnahmen, als Beispiel sei hier eine Epoche von assyrischen Königen genannt, die die Ideale der Christen hätten sein können. Seltsamerweise beschreibt man genau dort, zwischen Euphrat und Tigris, dem heutigen Iran, den Ursprung des in der Bibel genannten Paradieses.

Seltsam, denn so fremd mir diese Religion aus dem Nahen Osten auch ist, die jüngst als Christentum bezeichnete Abwandlung der abrahamitischen Glaubensrichtungen basiert ja im Grunde auf den Worten Jesu Christi, einem Prediger, der den Menschen viel Gutes lehrte und zu Frieden und Nächstenliebe aufrief. Seine Präsenz wurde von elitären Geistern benutzt, um das Weltengeschick zu lenken. Durch viele Jahrhunderte hindurch wurde die Geschichte so geformt oder interpretiert, und möglicherweise ist das auch heute noch so. Jesus selbst hat den Evangelien zufolge gesagt, dass seine Worte umgedeutet werden würden.

Gebildete Eliten waren von Machthungrigkeit besessen, und so gab es keinen anderen Weg, als alle anderen, in deren Augen primitive Menschen, zu unterjochen oder gar auszurotten. Und dieses Spiel dauert bis heute an. Ein kurzes Kapitel sei diesem zweiten Wendepunkt der menschlichen Transformation gewidmet.

Ich selbst wurde getauft, und da ich bereits im Kindesalter gerne las, habe ich natürlich auch die Bibel gelesen und kann ohne Übertreibung behaupten, sie besser zu kennen als der durchschnittliche Christ, der sich heutzutage meist zum Atheisten mit christlicher Kultur gewandelt hat. Und es sei hier gesagt, dass durchaus einiges an Wahrheit in diesem Buch steckt, doch nichts, was nicht schon weit vor Jesus Christus (5) oder meinetwegen auch Moses (6) im Bewusstsein des Menschen lag. Und zwar so tief, dass es gar keine Worte braucht, um es zu erwähnen, so selbstverständlich waren beispielsweise soziale Regeln wie die „Zehn Gebote“. Diese Regelnwurden vor allem nicht nur gepredigt, sondern gelebt. Ganz selbstverständlich und mit tiefer Inbrunst. Aufgrund der Population von Gemeinschaften, nennen wir sie Stämme, war es auch gut möglich und vor allem notwendig, sozial und progressiv miteinander zu interagieren.

Die soziale Entwicklung des Menschen ist einem ständigen Wandel unterworfen, aber prinzipiell war sie vor 30 000 Jahren bereits abgeschlossen. Was sich ändert, ist die Art und Weise des Machtpotenzials der „Stärkeren“, um es evolutionsbiologisch zu benennen, und die Art und Weise, wie diese Macht eingesetzt wird. Um es deutlich zu sagen, wie der Mensch ausgebeutet und unterdrückt wird, erfährt immer neue Methoden. Da gibt es eben Nuancen. Von der Antike bis ins frühe Mittelalter waren es in der Regel klare Hierarchien, auch im Spätmittelalter und in der Neuzeit, doch es gewann, weit mehr als zuvor, die Religion an Bedeutung dazu.

Im industriellen Zeitalter war die Abhängigkeit von der Obrigkeit eine andere, nämlich Arbeit und Geld.

Was meinst du, was es im digitalen Zeitalter ist? Ich lade dazu ein, die Frage nach Abschluss des Buches selbst zu beantworten.

Zurück zu meiner Beziehung zur Religion. Ich las also die Bibel, nahm am Religionsunterricht teil und wurde sogar gefirmt.

Erst als ich mit Naturreligionen und „Heidentum“ in Berührung kam, merkte ich, dass alles, was vorher von Priestern und Lehrern nach deren Gutdünken gedeutet wurde, nicht real sein konnte. Als ich verstehen lernte und Dinge erfahren durfte, die mich Ruhe, Demut, Kraft, Kampfeswillen, Fleiß und Liebe lehrten, aber auch jede Menge negative Energien enthielten und freisetzen konnten, sodass man vorsichtig mit ihnen umgehen musste, spürte ich, dass dies real sein musste. Denn ich konnte Wirklichkeit und auch Wahrhaftigkeit fühlen, mir tat es gut. Mit 16 Jahren trat ich rechtzeitig aus der katholischen Kirchengemeinschaft aus. Es bewirkte etwas, die Zusammenhänge der Welt mit den Augen eines Naturgetreuen zu sehen. Da ich mich nicht verstanden fühlte, gab es auch eine Phase der Rebellion und der Verachtung gegenüber den Menschen, die mich nicht anhören wollten. Ich weiß heute, dass es einer enormen Disziplin bedarf, all diese wunderbaren Dinge stets zu wahren und sie nicht zu vergessen. Hier direkt in uns und um uns herum liegt die Antwort auf alle Fragen, die wichtig für uns sind, wir müssen sie nur begreifen und fühlen. Doch das fällt uns schwer. Und warum? Weil uns von Geburt an ein rationelles Denken anerzogen wurde, weil man als Kind belächelt wurde, wenn man dem Papa sagte, dass man mit den Bäumen gesprochen habe oder dass man Dinge und Wesen gesehen hat, die uns schon entwachsen sind. Und so wurde unsere Wahrnehmung Stück für Stück begrenzt, man hat unseren Horizont abgeschnitten und die unendlichen Dimensionen des Daseins auf drei reduziert. Und dies nur, weil man Regeln folgt, die nur dazu dienen, uns zu kontrollieren, indem man uns Angst einflößt und uns Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gibt. Aber auch eben nur, wenn man nach der Pfeife der Eliten und derjenigen, die die Wahrheiten und die Macht für sich beanspruchen, tanzt.

Und genau darum sehen wir in den Tieren unterentwickelte, nicht denkende Wesen, darum schlachten wir sie bedenkenlos, fällen emotionslos Bäume, da sie ja wohl keinen Schmerz empfinden, und sehen die vielen Dinge um uns herum bzw. in uns nicht, von denen unsere Urahnen erzählten und sie als selbstverständlich hinnahmen; wie Irrlichte, Waldschrate, Riesen, Zwerge und Feen. Und es wird sie auch nicht mehr geben können für uns, denn wir haben ihnen Namen und Charakter genommen.

Ich sehe selbst sicher auch keine Heinzelmännchen als real existierende Materie an, aber es sind Seelenbilder, die uns Halt und Geleit geben können und uns warnen. Wir selbst sind es und unsere Ahnen, die noch in uns wirken und Kräfte der Natur, die voller Liebe ist.

Unsere kognitiven Fähigkeiten geben uns nun mal die Möglichkeit, Realitäten auszublenden. Wir Menschen können einerseits empathisch sein, lieben unsere Haustiere und verurteilen zeitgleich Menschen, die keine Tiere mögen, fordern harte Haftstrafen für Tierquäler. Wenn den Menschen dann der Magen knurrt, wandern sie zielstrebig in den Discounter, um sich für 3,50 eine Mittagsration Fleisch von 300 g zu holen.

Ebenso sind wir in der Lage, uns Schmerzen auszusetzen, die jedes Tier in der Natur zu Kampf oder Flucht antreibt, und diese in Lust zu wandeln. Diese Art von kognitiven Fähigkeiten sind für viele Verhaltensforscher im Übrigen der wesentliche und einzig nennenswerte Unterschied zwischen Menschen und Tier.

Nichts atmet also mehr in den Wäldern unseres Horizonts außer unseren noch heimischen Tieren, denen wir nach und nach auch die Lichter ausknipsen. Dieser Ausdruck ist sehr treffend. Denn wir sind, wie es Don Juan seinem Lehrling Carlos Castaneda (7) so schön beschrieb, leuchtende Wesen jenseits der uns bekannten Wahrnehmung. Dieses Licht schwindet immer mehr, je mehr wir uns von unserem Zweck und damit uns selbst entfernen.

Auch unsere Meere, Seen und unsere Berge, all dies töten wir. Vielleicht töten wir etwas bedenkenlos, weil wir glauben, dass es nicht lebt! Oder doch? Und töten wir damit nicht auch uns selbst? Woher kommen denn diese unerklärlichen Depressionen vieler Menschen, und warum treten diese in Städten und Metropolen ungleich häufiger auf als in den Weiten der Steppen, wo doch das Leben dort scheinbar viel härter ist? Ist die Antwort auf viele Krankheitsbilder vielleicht ganz simpel zu beantworten? Töten wir unseren Geist, und was bewegt uns dazu? Ist die Verbindung zur Natur essenziell für den menschlichen Geist und würde uns eine darauf basierende Lebens- und Denkweise vielleicht wesentlich gesünder, glücklicher werden und gar länger leben lassen? All diese Fragen werden uns im Buch immer wieder begegnen, doch gehen wir mal pragmatisch an den Begriff des Lebens heran.

Was sagt denn unsere heutige Wissenschaft zum beseelten Leben?

Die Voraussetzung, dass etwas eine Seele haben kann, ist für unsere heutige Forschung oder auch für die Kirchen zunächst einmal: Es lebt. Die Definitionen dessen, was lebt und was nicht lebt, unterscheiden sich in der Literatur. Im Allgemeinen geht man aber davon aus, dass Lebewesen über nachstehende Eigenschaften verfügen:

Lebewesen können Informationen aus ihrer Umwelt aufnehmen und auf diese reagieren.Lebewesen sind in der Lage, sich fortzupflanzen oder sich zu vermehren.Lebewesen besitzen zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung ihres Körpers und seiner Funktionen einen Stoffwechsel.Lebewesen wachsen und entwickeln sich.Lebewesen können sich selbst bewegen oder zeigen zumindest innerhalb ihres Körpers oder dessen Zellen Bewegungen.

Die kleinste Einheit eines Lebewesens bildet die Zelle: als Einzeller oder als Teil eines mehrzelligen Organismus. Auf der Ebene der Zelle lassen sich alle genannten Eigenschaften nachweisen.

Hört sich ziemlich nüchtern an. Der Baum und alle Pflanzen fallen somit in diese Kategorie. Ebenso die Tiere, zu denen auch wir Menschen gehören. Pilze, Korallen und Einzeller wohl auch. Doch für den Felsen, das Meer, den Himmel und alle anderen Erscheinungen unserer Natur sieht es schlecht aus. Und Viren? Die bösartigen Killer, die uns und unseren Mitlebewesen derzeit wieder das Leben schwer machen. Ist dies Leben? Ohne einen Wirt können sie nicht existieren. Aber sie bewegen und vermehren sich. Sie gehören laut Wissenschaft nicht zu den Lebewesen, zumindest ist dies umstritten. Einige Wissenschaftler leugnen nachvollziehbar sogar die Existenz von Viren. In der Kirche waren sie stets eine Strafe Gottes. Oder eine Prüfung. Wie auch immer, man hat sich sein Bild des Lebens definiert, und so definiert man auch den Rest der Umwelt – ohne das Narrativ zu hinterfragen.

Freilich erfüllt der Fels oder ein Berg nicht sämtliche von uns festgelegten Merkmale des Lebens, doch ist er deshalb kein Wesen? Oder war er es? Oder sind wir einfach zu schnelllebig, um diese Merkmale zu erfassen?

Erinnern wir uns doch kurz an unsere Physikstunden. Energie. Logisch. Arbeit geteilt durch die Zeit. Und Arbeit? Klar! Kraft multipliziert mit Weg. Kinderspielchen. Durchaus, denn Kinderspiele sind ja enorm wichtig für die Entwicklung eines Tieres und auch zum Begreifen der Newtonschen Physik. Doch dies an anderer Stelle.

Eins ist uns wohl gewiss, da sind sich der atheistische Wissenschaftler und der Schamane unserer Altvorderen einig, selbst der Kirchenmann muss sich den modernen Erkenntnissen beugen: Energie wird nicht verbraucht, sondern nur umgewandelt. So lasst uns doch einfach mal unser Leben als eine Energieform betrachten. Wenn es vergeht, entstehen jede Menge giftiger Substanzen und organisches Material. Unser Körper verwandelt sich, wie wandelt sich unser spiritueller Anteil?

Erdöl ist ja bekanntlich ein fossiler Brennstoff, also aus ehemals organischem Material. Potenzielle Lebensenergie? Gewagt und wahnwitzig, ist mir schon klar. Aber das ist die Denkweise der alten Völker und ihrer heute noch verbliebenen Töchter und Söhne in Afrika, Australien, Amerika und auch von einigen Freidenkern Mitteleuropas. Ein Seelenkreislauf auf physischer, metaphysischer und esoterischer Ebene, den Gesetzen einer Urkraft folgend, ist ein zentrales Thema der alten Traditionen. Diese Theorien sind schwer in Grenzen zu fügen, so wie wir es aus den heutigen Naturwissenschaften, im Besonderen beruhend auf der Mathematik, kennen. Ein System von Zahlen mit festgelegter Null, entwickelt von klugen Menschen, mit unendlicher Entfaltung in alle Richtungen vom Nullpunkt.

Was nützen uns Formeln und Zahlen? Sie geben einen Rahmen, in dem wir uns bewegen. Sie erklären Vorgänge, ohne deren Ursprung tatsächlich zu klären. Sie beschreiben Methode, vielleicht den (Vorder-)Grund, aber nicht Absicht und Sinn. Dies verändert sich gerade mit der Quantenphysik. (8) Viele Wissenschaftler haben den Zusammenhang von Geist, Seele und Körper nun wissenschaftlich untermauern können.

Wie aber lassen sich Erkenntnisse von Naturwissenschaft, Religion, Philosophie und anderen Lehren nutzbar machen und übereinbringen? Oder ist all dies nur eine Form von subjektiver oder kollektiver Wahrnehmung? Haben unsere Ahnen Dinge sehen und erkennen können, derer wir uns mittlerweile so verschlossen haben, dass kein Zugang mehr möglich scheint? Und gibt es Menschen, die diese Fähigkeiten innehaben, können wir sie lernen?

Eines scheint festzustehen. Wir können uns ihrer bemächtigen, ohne auch nur im Geringsten zu erahnen, dass wir dies getan haben. Magie ist Realität. Was früher wissenschaftlich ausgegrenzt wurde, ist nun wieder im Gespräch. Nun nennt man es vielleicht nicht mehr Magie, weil dem Begriff Vorurteile anhaften. Heute nennen wir es „Gesetze des Universums“, zielgerichtetes Wünschen, Affirmationen, Visualisierung oder Erfolgspraktiken.

Wir sehnen uns wieder stärker danach, die Dinge so zu begreifen, wie sie uns die Natur bereits mehreretausend Jahre lehrte. Aber wir verspüren diese Sehnsucht nicht allzu lange und lassen uns wieder ablenken vom Alltag, von Beruf oder vom Bedürfnis, Spaß zu haben. Wo sollte denn noch Platz sein, sich mit seinem Geist, seiner Seele oder seiner Urenergie zu beschäftigen? Ist es doch einfacher, sich beherrschen zu lassen, solange man eine Grundversorgung hat und sich zusätzlich einem vielfältigen Konsumangebot hingeben kann? Der Durchschnittsbürger geht, wenn überhaupt, in den christlichen Gottesdienst. Doch oft auch nur, damit man den gesellschaftlichen Anforderungen der Dorfgemeinschaft gerecht wird und sein Bonusheft für ein Leben nach dem Tod füllt. Lasst uns auf eine Reise in die menschliche Psyche gehen, und zwar in ihrer reinen, unbefleckten Form. Nämlich in die Psyche eines Menschen in der Rolle eines intelligenten Tieres im Nahrungskreislauf.

Der innere Feind

Wie alt ist die Menschheit? Die Frage scheint noch immer nicht endgültig beantwortet. Bisherige wissenschaftliche Untersuchungen sind davon ausgegangen, dass der Mensch, also der Homo sapiens, etwa 130 000 Jahre alt ist. Man sagt, dass Vormenschen bereits vor 10 Millionen Jahren lebten und vor ca. 7 Millionen Jahren erstmals aufrecht gegangen wurde. In den Siebzigerjahren ist man von nur 10 000 Jahren ausgegangen. Das liegt wohl daran, dass in der Steinzeit das Bevölkerungswachstum regelrecht explodiert ist. Und ältere Knochen sind eben seltener und liegen in tieferen Erdschichten und wurden einfach (noch) nicht entdeckt, oder die Entdeckungen werden nicht publiziert.

Einige Wissenschaftler abseits des Mainstreams datieren das Alter des Menschen auf das des Vormenschen und gehen davon aus, dass es bereits zahlreiche untergegangene Zivilisationen gab. Das Erstaunliche daran ist, dass sich Indizien, die diese Theorien hinterlegen, zunehmen und durchaus glaubwürdig, zumindest nicht gänzlich abwegig scheinen. Man sollte sich hier auf dem Boden der Wissenschaft bewegen, allerdings undogmatisch weiterforschen und alle Erkenntnisse und Theorien genau untersuchen. (9)

Auch in der Frage der Bevölkerungszahl ist man sich nicht einig. Die Daten liegen am Ende des Paläolithikums zwischen 4 und 20 Millionen Menschen, je nach Autor.

1998 haben Wissenschaftler der Universität Florenz im nordafrikanischen Eritrea einen Schädel entdeckt, der der Evolutionsphase des Homo erectus zu einer frühen Form des Homo sapiens zuzuordnen ist. Der Schädel wurde auf ein Alter von 1 Million Jahren datiert, heutzutage reden die Wissenschaftler gar von 2 Millionen Jahren. Sie gehen weiterhin davon aus, dass der anatomisch voll entwickelte moderne Mensch (Homo sapiens sapiens) erstmals vor rund 200 000 Jahren auftrat.

Die unterschiedlichen Ergebnisse und Einschätzungen rühren daher, dass die Methode, mit der man das Alter bestimmt, die radiometrische Messung, keine exakte Umrechnung in die reale Zeit erlaubt. Radiometrische Altersangaben sind Extrapolierungen von Daten aus kurzen Messzeiträumen auf vielfach größere Zeiten (einige Jahre vs. Jahrmillionen), solche Extrapolationen sind grundsätzlich kritisch zu sehen, da sich kleine Fehler stark auswirken. Vor allem aber beruhen sie auf einigen zwar plausibel klingenden, aber nicht bewiesenen Annahmen. Neben Annahmen über die Anfangskonzentrationen der gemessenen radioaktiven Stoffe setzen sie eine seit jeher gleich gebliebene radioaktive Zerfallskonstante voraus. Demnach läuft der radioaktive Zerfall gleichförmig ab. Klingt für mich erst mal nach Milchmädchenrechnung.

Letztendlich wird uns die Wissenschaft da noch weitere spannende Ergebnisse im Laufe der Jahre liefern, obgleich es hier auch unwichtig erscheint. Wesentlich interessanter ist die Erkenntnis, dass unsere Vorfahren Homo erectus sowie der Homo neanderthalensis, der eine ganz beträchtliche Weile, nämlich etwa 160 000 Jahre mit dem modernen Menschen koexistiert zu haben scheint, erstaunliche kulturelle Leistungen erbracht haben. So soll sich der Homo erectus vor 800 000 Jahren auf der indonesischen Inselwelt verbreitet haben und mit einfachen Schiffen und Flößen Distanzen von bis zu 200 km überwunden haben.

In Niedersachsen wurden 400 000 Jahre alte Wurfgeräte, mehrere Speere und ein Wurfholz entdeckt, die von ihren Flugeigenschaften einem modernen Wurfspeer in nichts nachstehen. Und im heutigen Thüringen lagerten 350 000 Jahre lang Elefantenknochen mit Ritzungen, die auf einen Mondkalender schließen lassen.

Über den Bau von Hügelgräbern, Dolmen und so erstaunlichen Monumenten wie Stonehenge oder auch den weltweit verbreiteten Pyramiden wird regelmäßig mit den neuesten Erkenntnissen Erstaunliches berichtet.

Die aussagekräftigen Höhlenmalereien lassen auf eine Welt voller Beziehung zu Tier- und Pflanzenwelt, zu Himmel (Universum) und Erde schließen. Wolf und Bär haben da eine herausragende Bedeutung, ebenso wie die Beutetiere der Menschen, denen hoher Respekt entgegengebracht wurde.

Abbildung 2 – Einritzungen und Felsmalereien in Alta, Norwegen, Steinzeit, 5000 – ca. 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung; Foto des Autors

Als musikbegeistertem Menschen haben mich die über 60 000 Jahre alten Flöten in Erstaunen versetzt, welche in der Schwäbischen Alb gefunden wurden und offensichtlich von Neandertalern benutzt wurden. Diese Daten sind wissenschaftlich belegt, mal abgesehen von der bereits erwähnten relativen Ungenauigkeit aufgrund der Abweichungen in der radiometrischen Messung.

In den hiesigen Bildungsanstalten gilt noch immer das Narrativ, dass unser Vorfahren aus Afrika eingewandert ist. Dieser Fakt ist überhaupt nicht haltbar. Viel zu viele Funde und Forschungsergebnisse, vor allem die fortgeschrittene Gentechnik, widerlegen diese Behauptungen. Neueste Erkenntnisse deuten auf eine frühe Menschwerdung auf dem Kontinent Europa hin. Andere Entdeckungen wurden einfach nicht gemacht. Sind deshalb Alternativen auszuschließen? Wohl kaum. Doch die Schulbücher bleiben beim Altbekannten. Es passt natürlich ins Bild, dem Menschen, gerade in unseren Landen, seine Herkunft vorzuenthalten. Es scheint immer wahrscheinlicher, dass der Mensch parallel in verschiedenen Regionen des Planeten aufgetreten ist. Ob man die jeweiligen Spezifikationen Rasse nennen will oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass der Neandertaler eben sehr wahrscheinlich nicht aus Afrika eingewandert ist. Auch die Herkunft des Homo sapiens ist völlig offen. Erst im Jahr 2016 hat eine Forschergruppe Skelette gefunden, die darauf schließen lassen könnten, dass die Wiege der Menschheit im Balkan liegt. Niemand von uns war dabei, es gibt eben keine Zeitzeugen, und eines ist sicher: Es werden auch in Zukunft Skelette, Knochen und Artefakte des frühen Menschen gefunden werden. So werden wieder neue Theorien beschrieben, wenn sie nicht aus unterschiedlichsten Interessen und Narrativen im Keim erstickt werden. Unsere europäische Genetik ähnelt dem Neandertaler, auch wenn das nicht gerne publiziert wird. Er lebt in uns weiter.

Ich behaupte an dieser Stelle nicht einmal Ähnliches wie bereits schon angedeutet: Die Menschheit ist mit einer noch zu definierenden Wahrscheinlichkeit noch um Jahrmillionen älter, und wir kennen nur einen Bruchteil der vorausgegangenen Zivilisationen. Doch zurück zu den derzeit bewiesenen Fakten:

Trotz dieser angesprochenen aktuellen Erkenntnisse gab es eine kulturelle und demografische Stagnation über viele Jahrtausende. Erst kurz vor Beginn der Agrarkultur verändert sich das drastisch. Aus welchem Grund?

Auch hier bieten uns Anthropologen, Geologen und andere Naturwissenschaftler eine Fülle von Theorien. In Bezug auf das Bevölkerungswachstum diskutiert man über Seuchen, einen kultischen Kindsmord bis hin zu Kriegen. Hinweise dazu gibt es keine ausreichenden. Kriege und Seuchen, die in unregelmäßigen Abständen die Erdbevölkerung reduzieren, sind aufgrund der Bevölkerungsdichte schon sehr unwahrscheinlich. Denn die damaligen Menschen, meist nomadisch oder kurzfristig sesshaft, haben in sehr großen Distanzen zu Nachbarpopulationen in kleineren Gruppen gelebt.

Was die Kultur angeht, so glaubt man, dass es auch aufgrund der Demografie keinen innovativen Zwang oder keine Notwendigkeit dazu gab. Erst als die Lebensbedingungen schlechter wurden, verbesserte sich die Entwicklung sukzessive.

Geringe Intelligenz und fehlende Sprachfähigkeit sind längst widerlegt, denke man bloß an die erwähnten Flöten und Speere.

Das menschliche Gehirn war schon komplett entwickelt, bevor der Mensch in Gruppen Mammute gejagt hat, also zu einer Zeit, als er Beeren und Wurzeln zur Nahrung sammelte und Fischfang betrieb (10).

Ich habe da so meine eigenen Vorstellungen. Diese klingen völlig banal, reichen aber aus, um sie in Betracht zu ziehen, und sind für mich plausibel.

Der erste Punkt ist: Es gab keine Notwendigkeit für eine schnelle, kulturelle Entwicklung, zumindest nicht überregional. Denn der Mensch war glücklich. Er hatte alles, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Die Natur ist Fülle. Die Suche und Zubereitung von Nahrung nahmen einen beträchtlichen Anteil seines Tages ein. Er hatte genügend Wasser, denn er hatte einen resistenten, gesunden Magen, und die Gewässer, aus denen er seinen Durst stillte, waren weder mit gefährlichen Keimen noch mit irgendwelchen Chemikalien verseucht. Das UV-Licht der Sonne tötet die oberflächlichen Keime ab, und der Rest wurde vom menschlichen Allesfresser-Verdauungstrakt vernichtet. Er fand meist eine Herberge, in der es trocken war. Nachdem er das Feuer beherrschte, konnte er sogar Licht und Wärme in seine Herberge schaffen. Welch gottgegebene Momente müssen das für den Menschen gewesen sein! Ja, Sie hören richtig. Religiöse Aktivitäten sind belegt. Religiöse Riten und Feiern, die ihm Vorstellungen von den Geheimnissen und von der Kraft der Natur schufen, die ihm gesellige Tage im Kreis seiner Sippe bescherten und Ehrfurcht vor den sonderbaren Geschehnissen in seiner Welt schenkten, waren Teil dieser längst vergangenen Gesellschaft. Im Übrigen sind Kulte auch bei Tieren wie Elefanten und Delfinen nachgewiesen. (11) Der Mensch braucht sich diesbezüglich nicht hervorzuheben, sondern hier zeigt sich die Allverbundenheit des Bewusstseins.

Er schuf sich Werkzeuge für den alltäglichen Gebrauch, die sich nach und nach in ihrer Qualität verbesserten. Damit konnte er jagen, fischen und sich vor anderen Lebewesen schützen. Das leitet auch ohne Umwege zu meinem zweiten Punkt: Der Mensch hatte eine Menge natürliche Feinde. Und demnach auch alle Hände voll zu tun, um seinem ureigensten Trieb nachzugehen. Überleben! Er entwickelt quasi keine wirklichen Innovationen, sondern verbessert seine Jagd- und Verteidigungswaffen, schützt seine Herbergen und bemüht sich, dass er ausreichend Nahrung für sich und seine Familie besorgt. Er ging seiner Bestimmung nach. Auch damals hatte der Tag nur 24 Stunden, obgleich der Mensch keine Zeiteinteilung im eigentlichen Sinne kannte und er sich brav nach dem Lauf der Sonne orientierte. Aber Freund Mensch hatte jede Menge zu tun und dazu noch einen enormen Energieverbrauch. Aufstehen, die Heimstätte reinigen, einen Happen zu sich nehmen, Kräuter und Beeren suchen, zwischendurch vor Bären flüchten, Fallen bauen, neue Heime erkunden, jagen oder fischen, Waffen bauen, Schutzmaßnahmen errichten. Ich glaube kaum, dass ihm langweilig war. Als das Tagwerk getan war, beobachtete er die Natur noch etwas intensiver als ohnehin schon dauerhaft. Denn aufmerksam muss der sein, der überleben will. Und derjenige, der herrschen will, der besser sein will als andere, investiert zusätzliche Zeit, um zu bedenken, versuchen zu verstehen. Und so sitzt der wissbegierige Mensch abends am Feuer, an einem Platz, der ihm Ruhe schenkt und den man heute Kraftplatz nennen könnte, und denkt nach. Er beobachtet die Sterne, den Himmel und stellt Regelmäßigkeiten fest. Er lauscht den Geräuschen der Nacht und vergleicht diese mit Ereignissen und Gewohnheiten. Er stellt fest, dass alles in dieser Welt, ja im Universum, miteinander kommuniziert.

Anstatt an einer unnützen materiell-kulturellen Entwicklung zu feilen, erhebt er seinen Geist in schier unendliche Weiten. Er praktiziert Techniken des Geistreisens, des schöpfenden Träumens und der Verwandlung.

Die erste negative Entwicklung ist an dieser Stelle schon passiert. Der Mensch tötet göttliche Wesen. Warum macht er das? Ich sage, hier ist er bereits besessen von ihm unbekannten Mächten, ein Begehren, das er eigentlich nicht nötig hat in einer Welt voller Fülle. Hat irgendetwas oder irgendjemand hier seine Ängste geschürt? Gab es eine plötzliche Dürre, einen Umwelteinfluss, der ein Siedlungsgebiet des Menschen unfruchtbar machte? Hinweise gibt es, und eine der Theorien dazu ist die Saharasia-These (12).

Als der Mensch sesshaft wurde und begann, Land zu bewirtschaften, Vieh züchtete und domestizierte, waren seine Waffen und Schutzvorrichtungen optimiert. Er war sicherer in seinem für sich definierten Bereich, konnte nun auch mal auf den ein oder anderen „dummen“ Gedanken kommen.

Halten wir fest: Der Mensch beherrscht nun das Feuer, er baut allerlei Waffen, agiert in der Gruppe als Jäger, wird teilweise oder zumindest temporär sesshaft und richtet sich somit Verteidigungsmöglichkeiten ein. Er beginnt, Tiere zu domestizieren, und macht sich, ein Christ könnte es nicht trefflicher sagen, die Erde untertan.

Damit tritt ein weiteres Problem auf, das uns bis heute verfolgt und beeinträchtigt. Der Mensch verliert nach und nach seine natürlichen Feinde. Er entfernt sich aus dem Kreislauf der Natur, dem Dasein des Fressens und Gefressenwerdens, der Ordnung einer ihm unbekannten Absicht. Obgleich er nicht das einzige Wesen ist, das sich selbst bewusst ist und eine Vorstellung des eigenen sowie des anderen Ich hat, wie immer noch behauptet wird, hat er durch die Notwendigkeit und seine erlangten kognitiven Fähigkeiten eine beeindruckende Entwicklung in vergleichsweise kurzer Zeit gemacht. Er beginnt sich für etwas Besonderes zu halten.

Nun, hier muss ich einhaken. Ich möchte ja nicht abstreiten, dass wir etwas Besonderes sind. Die eben angesprochenen Eigenschaften scheinen uns einen eigentümlichen Status zu verleihen, doch machen sie uns zu einem Einzelgänger im Tierreich und bringen uns Segen und Unheil zugleich.

Wir sind vernunftbegabte und ichbewusste Wesen, wir schreiten fort, immer schneller und weiter. Wer hätte gedacht, welche Entwicklungen wir allein im letzten Jahrhundert geschaffen haben?

Wir waren mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Mond. Wir haben Sonden zum Mars geschickt, haben Signal- und Kommunikationsmöglichkeiten entwickelt, um mit einer eventuell im Universum existierenden weiteren Intelligenz in Kontakt zu treten. Kurzum: Wir sind dabei, das Weltall zu erschließen. Wir können untereinander in Bruchteilen von Sekunden und weltweit kommunizieren und Daten miteinander teilen. Wieder stelle ich eine Behauptung in den Raum, nämlich, dass wir dies alles vorher bereits konnten, zu einer Zeit, in der wir unseren Geist beherrscht haben. Wir waren bereits auf einer Entwicklungsstufe, in der Kommunikation und Reisen durch den Raum auf einer geistigen Ebene unbegrenzt möglich waren, genauso real wie die auf materieller Ebene. (12)

Aber, und hier erzähl ich nichts Neues, wir haben uns auf der materiellen Ebene eine Möglichkeit geschaffen, uns und einen Großteil des Lebens auf dem blauen Planeten auszulöschen durch Massenvernichtungswaffen. Denn wir haben wohl doch noch einen Feind. Uns selbst. Unseren inneren Feind.

Und dieser innere Feind wird mit rasender Geschwindigkeit mächtiger, er fesselt und lähmt uns, täuscht uns und bringt uns Unheil und Tod. Er spaltet uns als Individuum ab und führt zur Spaltung der Gesellschaft. Manche nennen es das Ego, in Bezug auf die Menschheit wäre es somit das kollektive Ego. Dieser Feind lässt uns vergessen, was wir einst wussten und konnten.

Das Ego hat mehrere Waffen, um uns zu Fall zu bringen. Viele dieser Waffen, oder man kann sie auch als Werkzeuge bezeichnen, ganz gleich, werden ihnen bekannt vorkommen. So hat man von ihnen schon in vielen philosophischen Schriften gelesen, einige zählen zu den christlichen Todsünden. Man kann ihnen auch in abgewandelter, metaphorischer Form in den Plagen Gottes, dem Fimbulwinter, den Ereignissen der Ragnarök oder den Zeichen des Armageddon begegnen. Es sind immer wieder dieselben Attribute, jeder kennt sie, jeder weiß, dass sie zunächst nichts Gutes verheißen, aber sie bedingen und ergänzen sich selbst, ergeben einen „Teufelskreislauf“, dem man nur mit hohem Willen und starker Kraft entgegenwirken kann, ist man einmal von ihnen erfasst.

Klingt alles sehr negativ, gebe ich zu, aber es soll jeden Leser viel eher dazu motivieren, nach Werten, Wegen und Zielen zu greifen, die ihn selbst mit Zufriedenheit, ja vielleicht sogar mit Glück belohnen.

In den nun folgenden Abschnitten werde ich mich diesen negativen Attributen widmen, sie genauer beleuchten und meine Thesen mit Beispielen und Leben füllen, um dann überzugehen zu den positiven Werten, die es zu erstreben gilt.

Sünde

Von hier ab habe ich mich zu diesem mir völlig unangenehmen Thema hinreißen lassen, und ich sage dies nicht ohne Grund, denn mir ist es manchmal ohne Übertreibung zuwider, darüber zu reden und gleichzeitig wertfrei zu bleiben. Denn die Sünde ist meiner Ansicht nach eines der größten Druckmittel der Institution Kirche, ohne die dieselbige niemals so viel Macht hätte erringen können. Die Sünde wirkt nachhaltig in uns nach und führt dazu, dass wir mit Angst stets leicht beeinflussbar sind und seit Jahrhunderten unterdrückt werden. Sie bedingt den Erlöserglauben, denn wenn es die Sünde nicht gibt, benötigt man auch nichts und niemanden, um davon zu befreien.

Was hat den Menschen dazu bewogen, daran zu glauben, befleckt von einer Sünde zu sein, Schuld in sich zu tragen? Man kann doch nicht ernsthaft annehmen, von Geburt an schuldig zu sein, sich im Leben durch streng religiöse Ethik davon fernhalten zu können und letztlich erst mit dem physischen Tod davon befreit werden zu können. Wird man dies nicht, so lebt die Seele weiter in höllisch unerträglichem Leid. Doch woher kommt die Energie für so einen Zustand? Schaffen wir sie selbst? Um dies aufzuklären, möchte ich den Leser mit zwei Dingen genauer beschäftigen. Mit der Sünde selbst und mit dem Tod. Was also ist Sünde? Definitionen gibt es viele, aus dem philosophischen, dem kirchlichen oder aus anderen Bereichen.

Ist es die Abkehr vom gutem Willen Gottes, dann spricht dies nicht gerade für die Kirche, denn die Gralshüter sind weit entfernt davon, Gott nah zu sein, und haben zu allem Übel noch ganze Kulturen von einer göttlichen Macht entfernt. Die beiden anderen monotheistischen Weltreligionen stecken da im selben Sack, die vermeide ich aber aus gutem Grund, so oft es eben geht, beim Namen zu nennen, sonst droht mir die Steinigung von Hütern der „political correctness“, wobei ich ein Freund klarer Worte bin und ich mir die Verachtung ideologischer Menschen sicher schon im Prolog zugezogen habe. Eines aber der Vollständigkeit halber: Im Gegensatz zum Christentum kennt die jüdische Religion keine Erbsünde. Hier überlässt Gott dem Menschen die Entscheidung des Handelns, einzig Richtlinien sollen den Menschen zum Guten bewegen.

Abbildung 3 – Sündenfall Lucas Cranach d.Ä. 1527 PD

Im Judentum entscheidet man selbst über Abkehr oder Zuwendung zu Gott. Auch im Islam wird ein Sündenfall, der zur Vertreibung aus dem Paradies führt, negiert. Eher wird von einer Trennung von Adam und Eva berichtet, die in einer Vereinigung am Berg Arafat im heutigen Saudi-Arabien und damit einer Art Neubeginn der Zeiten mündet, eine frühzeitliche Liebesgeschichte. Eine Abkehr von Gott ist damit nicht erkennbar verbunden.

Es handelt sich bei der Ursünde also um ein rein christliches Konzept, obwohl allen drei Religionen dieselbe Schöpfungsgeschichte zugrunde liegt, nämlich das 1. Buch Mose, hebräisch Bereschit, griechisch-lateinisch Genesis.

Vielleicht ist der Sündenfall des „Sich-verführen-Lassens“, das Verhalten des Mitläufers, der zu träge ist, selbst zu denken und so im Strom der Verführer brav mitschwimmt.

Nun möchte ich dem Durchschnittschristen natürlich nicht vorwerfen, er könne oder wolle nicht denken. Gewissermaßen schwimmt selbst der mit, der sehr wohl eine eigene Meinung bildet oder merkt, dass es viele Theorien und Dogmen zu überdenken gilt. Der scheitert dann an seiner Angst. Schließlich sind es letztlich die Medien und Leitbilder, die eine Meinung und Denkweise vorgeben. Wenn man sich nicht in eine der stereotypen Schubladen stecken lässt, droht schlussendlich die soziale Ausgrenzung. Es ist nahezu unmöglich, gegen den Mainstream öffentlich aufzubegehren, das bekomme ich nur allzu deutlich selbst zu spüren. Jedoch muss der Widerspruch nicht mal öffentlich sein, allein das offene Gespräch in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis erweist sich manchmal als schwierig. Denn wozu Dinge anzweifeln, die schon immer so waren, Traditionen brechen oder gar Autoritäten wie den Papst infrage stellen?

Die Sünde ist und bleibt allgegenwärtig in unserer westlichen Gesellschaft, selbst im Geiste des bekennenden westlichen Atheisten, denn auch der vertritt unser Wertesystem, da es ja offiziell korrekt ist oder konsentiert und den Menschen vor Ausgrenzung beschützt.

Ein Beispiel belegt, dass es letztendlich um Macht geht: Das Märchen vom Sündenfall. Meiner Meinung nach ist dies eine klare Verdrehung der ursprünglichen Erzählung der Genesis. Der Sündenfall beschreibt eine Sünde Adams, des ersten Menschen. Diese Sünde ist die sogenannte Erbsünde, und zwar deshalb, weil man davon ausgeht, dass alle Menschen von Adam abstammen und diese Sünde wie ein genetischer Code im Menschen vorhanden ist. (6) Adam sorgt quasi dafür, dass die Menschheit belastet ist und sich von Gott entfernt, Leid erfahren muss und Schmerzen erleidet, abgesehen von banalen Sachverhalten wie Kälteempfinden oder dem Kommunikationsverlust zur Natur. Niemand kann also vorerst etwas daran ändern, der Mensch ist von vorneherein gleichgeschaltet, eine wichtige Voraussetzung für diese Form der Machtausübung. Jeder ist gleichwertig betroffen, jeder ist gefangen in einem ihm eigentlich völlig unzugänglichen Zustand. Jeder spricht sich selbst, die Menschheit als Kollektiv, vor allem die selbst ernannten Weltgestalter, von gegenwärtigem schuldhaftem Verhalten frei.

Eine weitere Prämisse ist die Verführung, sei es in Form der Frau oder des Satans als Personifizierung des Bösen.

Es wird eine Dualität geschaffen, ein Schwarz und Weiß. Nur eine Seite also entspricht der Wahrheit, die lediglich von bestimmten Leuten gedeutet werden darf. Diese Wahrheit steht natürlich in der Bibel, das reine Wort Gottes. Doch wer hat mit Ihm gesprochen? Und wenn, wo sind die ursprünglichen Schriften, und wer vermag diese tatsächlich zu übersetzen? Wenn es unschlüssig wird, so wird es eben zur Metapher deklariert, nur Gelehrte, Funktionäre der Kirchen, haben die Deutungshoheit. In diesem Falle kann man kaum vom „reinen Wort Gottes“ sprechen. Die oppositionelle Seite ist die Lüge, die Falschheit, die Verführung. Eine destruktive Kraft, die der Schöpfung Gottes Schaden zuzufügen trachtet, so das Narrativ.

Eine Macht also, die den Menschen zu beeinflussen sucht und der man sich scheinbar nur in Demut, mit besonderer Stärke oder aber am einfachsten im autoritär geführten Kollektiv widersetzen kann. Nützlich war die Verführung durch die Frau als eine willkommene Thematik für die vorsätzliche, jahrhundertelange Unterdrückung der Frau. Die Frau wurde als tückisch, hinterlistig und böse, als befleckt dargestellt. Allein, dass sie aus einer Rippe Adams geschaffen wurde, gab den Männern den Anschein, das Geschlecht zu sein mit einer höheren Berechtigung des Daseins.

Das Resultat der Verführung war letztlich der Ungehorsam gegenüber dem Autokraten, in dem Fall Gott.

Ist es Ihnen nicht offensichtlich, dass hier wohl der Ursprung des Machtspiels steckt?

Der Kern der originären Geschichte vom sogenannten Sündenfall ist aus meiner Sicht, dass man für seine Entscheidung Verantwortung übernimmt und dass alles seinen Preis hat.

Lassen Sie uns, ehe wir die Geschichte zu Ende hören und sie dann mal aus einem anderen Licht betrachten, die Verführung und den Gehorsam noch einmal unter die Lupe nehmen.

Das Fachwort für Verführung ist die Seduktion. Auch dort findet man den Führer, den Duce, also hat es etwas mit Führen zu tun, etwas oder jemandem eine Richtung vorgeben. Bloß in diesem Fall gibt man diese Richtung nicht vor durch Vorbild, Überzeugung, den eigenen Willen, sondern durch bewusste Manipulation des Willens, physisch gewaltfrei, aber sozial verwerflich und psychisch schadhaft.

War es möglicherweise nicht Eva, die Adam verführte, sondern die bisher unbekannte Macht, die gewillt war, dem Menschen eine neue Richtung vorzugeben? Es gab für diese Macht kein Mittel der Überzeugung, denn für den glücklichen und zufriedenen Menschen gibt es kein schlüssiges Argument, gegen den Willen Gottes zu verstoßen. Wie sollte man ihn dann verführen? Wie bzw. wodurch und warum sollte er welchen Reizen verfallen? Die Verführung kann doch nur funktionieren, wenn der Mensch irgendeinen Profit daraus schlägt. Er hat alles, nur der Baum soll ihm Erkenntnis verschaffen. Da der Mensch noch keine Konkurrenten hat, werden der Besitz, die Gier keine Rolle gespielt haben können. Ich denke, es gab eine Verführung, die aber ganz anderer Art war. Doch gab es eine Verführung gegen den Gehorsam Gottes? Warum hat denn Gott, wenn er doch mächtig und unfehlbar ist und den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, dem Menschen eine Regel auferlegt, die überhaupt nicht erforderlich ist? Dann müsste der Vater seinem Sohn Gier und Bösartigkeit unterstellen. Machst du das so bei deinen Kindern? Und wenn ja, warum? Ich jedenfalls würde jedem Menschen, und erst recht meinen Kindern, zunächst einen Vertrauensvorschuss geben. Selbst wenn er um die Verlockungsversuche einer bösen Macht wüsste, täte er sich als Vater gut, einfach einmal zu vertrauen. Zumal er seinen Kindern ja alles gegeben und vorgelebt hat. Das Bild, das die Kirche oder wer auch immer hier in die Heilige Schrift reininterpretiert hat, ist der Ursprung der Rechtfertigung von Hierarchie und Spaltung. Man schafft das Bild eines eifersüchtigen, misstrauischen Gottes, der etwas verbietet, von dem er annimmt, dass seine Kinder dagegen verstoßen. Denn hätte er sie testen wollen, geht er ja wieder davon aus, dass seine Kinder unvollkommen sind, also ihm gar nicht nachfahren. Ist das sinnvoll? Wenn du mit all deiner Kraft ein Lebewesen zur Welt bringst und es prägst und erziehst, arbeitest du denn dann nicht darauf hin, dass es noch besser, fleißiger, ehrlicher, sportlicher, wissender, klüger, freundlicher und erfolgreicher wird als du? Wenn du ein Kind großziehst, gibst du diesem Kind Verbote und Beschränkungen, die keinen Sinn machen, weil sie keinen Schaden anrichten?

Verheimlichst du dein Wissen und deine Erfahrungen deinem Kind, damit es dieselben Fehler macht wie du?

Versperrst du deinem Kind Wege und Möglichkeiten, nur, weil du diese früher nicht hattest? Verschließt du deinem Kind Möglichkeiten, weil diese nicht deinen Vorstellungen von Werdegang entsprechen oder passen diese gar nur nicht in eine eventuell vorhandene Familientradition?

Würdest du dein Kind verstoßen, in eine düstere und ungewisse Zukunft schicken, weil es deine Gebote nicht befolgt hat?

Im Vertrauen liegt des Pudels Kern, oder eher im Misstrauen. Misstrauen sorgt dafür, dass sich Menschen separieren, nur in kleinen Gruppen agieren. Misstrauen zerstört den Stamm des Menschen.

Wenn du die vorab gestellten Fragen bezüglich der Prägung deines Kindes bejaht hast, bist du ein Tyrann.

Ist ein Gott, der entsprechend handelt, ein Tyrann? Ich sage, der Schöpfer, der Allvater, diese uralte kosmische Macht, die uns Menschen die Kraft und die Wonne der Liebe geschenkt hat, aber auch Willen und Schaffenskraft und unbedingte Freiheit, ja, du hörst richtig, der ist kein Tyrann. Er ist auch kein „Er“. Es existieren viele Kräfte im Universum, es gibt einen sich immer wiederkehrenden Ursprung, nur, da ist nichts und niemand, der nach seinem Gutdünken etwas schafft und Zuwiderhandlungen bestraft. Diese universellen Kräfte sind nicht tyrannisch.