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Waren Sie schon einmal in einer Zeitschleife gefangen? In einem 'coming of age' loop? Ich nehme Sie mit auf meinen Taumel durchs Leben. Sie wollen wissen, wie es sich anfühlt, als Neurotiker mit ADHS niemals erwachsen zu werden? Dann sind Sie hier genau richtig! -Happy Harry- „Typischerweise zeigen viele ADHS-Patienten neben den charakteristischen Auffälligkeiten oft auch eine merkwürdige Reaktion gegenüber Belohnung sowie Bestrafung und ändern ihr Verhaltensmuster durch solche Motivationsinterventionen wenig.“ -Spektrum-
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Happy Harry
Schwer Gestört!
Beipackzettel
Auf ein Wort
Vorzeichen
Super 8
Hammer Time
Gedächtnislücke
What the fuck?
Rechts ist Gas
First Kiss
Action, please!
Wie man berühmt wird
Erleuchtung
Komplizen
Der Filius
Der Geruch von Stahl
First Love
Freiheit
Stahl, die Zweite
Pick or Pack!
1001 Nacht
Durchs wilde Kurdistan
Hallo Psyche!
Snoop Dog
Aufbruch
Platz da!
Graue Mäuse
Chippies Requisite
Love is in the air
Atemlos
3 Nerds und 1 Geek
Keine Party ohne Bullen
Kartoffeldruck
Schon wieder Bullen
Karriere
On Tour
Achterbahn
Kein Bock mehr
Was übrig bleibt
Impressum
Für die, die es nicht wissen. No front! Just Info:
bei ADHS sorgt eine biochemische Störung im Gehirn u.a. für einen Mangel an Dopamin, dem Glückshormon.
„Typischerweise zeigen viele ADHS-Patienten neben den charakteristischen Auffälligkeiten oft auch eine merkwürdige Reaktion gegenüber Belohnung sowie Bestrafung und ändern ihr Verhaltensmuster durch solche Motivationsinterventionen wenig.“ 1
Regeln, Grenzen und Gesetze müssen prinzipiell in Frage gestellt und ausgetestet werden!
Bis zu meiner Diagnose glaubte ich, nichts wirklich hinbekommen zu haben. Familie, Erfolg, Wohlstand, Liebe, ich habe alles verloren, immer wieder. Jetzt weiß ich: ich habe alles erreicht, alles geschafft, alles gehabt. Ich konnte es nur nicht behalten. Heute fehlt es mir an nichts. Ich bin mir selbst genug!
Im Buch erwähne ich ADHS kaum mehr. Es ist ein Drama, eine Tragikomödie, ein ‚Coming Of Age‘ Loop, kein Arztbericht!
Also schnapp Dir einen Kaba und mach’s Dir gemütlich!
https://www.spektrum.de/news/die-transmitterchemie-stimmt-nicht/1007330↩︎
Wie Oskar mit der Trommel hatte auch ich schon früh beschlossen, niemals erwachsen zu werden. Ich wusste früh, da kommt nichts Gutes. Dass es funktioniert hat, habe ich allerdings erst mit 60 bemerkt. Da verstand ich die Skepsis, die mir lebenslang entgegenschlug. Ist auch irgendwie logisch: ein 30, 40, 50, 60-Jähriger, der sich benimmt, wie ein 20-Jähriger, ist natürlich suspekt. Das waren mir die anderen allerdings auch! Von Anfang an!
Mit 20 gab es schon 3 psychologische Gutachten über mich, das letzte bescheinigte mir eine neurotische Persönlichkeitsentwicklung. Ich hatte Glück, nicht in einer Erziehungsanstalt oder einem Internat gelandet zu sein. So eine Blöße konnten sich meine Eltern in der schwäbischen Kleinstadt, in die uns der Vater verschleppt hatte, nicht geben und das Internat konnten sie sich nicht leisten. Mit 14 wäre ich freiwillig überall hin, bloß weg!
So landete ich immer wieder, wie ein, vom Fluss des Lebens, am Ufer angespültes Stück Treibholz, an immer neuen Orten mit immer neuen Menschen. Völlig ahnungs- und orientierungslos, ob meiner Naivität allerdings mächtig sympathisch.
Wäre ich mir damals meiner Attraktivität, meines Charmes, meiner Freundlichkeit, Offenheit und Gewandtheit und meines geistigen Reichtums bewusst gewesen, wäre es wahrscheinlich noch viel schlimmer gekommen.
Durchs Leben taumelnd habe ich viel verbrannte Erde hinterlassen. Das tut mir aufrichtig leid! Ich konnte nicht anders. Rückblickend war alles nur furchtbar anstrengend.
Ich danke allen, die mich immer wieder gerettet haben, ganz besonders meiner Gitarrenlehrerin Inge Vogel. Sie hat mir viele Jahrzehnte Halt gegeben und mir bedingungslos Beistand geleistet. Sie bleibt die Einzige, die ich hier namentlich erwähne! Alle anderen Frauen nenne ich Susi, die Männer, Joe.
Das Blödeste, was einem passieren kann, wenn man krumme Dinger dreht, ist erwischt zu werden. Dann hat man aber was zu erzählen und es gibt was zu lachen. Das Dümmste, was man als Ganove tun kann, ist über die Dinger zu sprechen, bei denen man nicht erwischt wurde. Ist vielleicht noch nicht alles verjährt…
Als mein Vater mit 69 Jahren recht jung starb, fand ich in seinem Nachlass ein Buch. Total edel, 20 mal 20 Zentimeter, in hellbraunes Leder gebunden, welches selbst nach 40 Jahren noch weich anzufassen war. Es hatte sogar eine Prägung, ich weiß nicht mehr. Anlässlich meiner Geburt verfasste er die erste Zeile: „An meinen Sohn“.
Wir lebten damals in Frankfurt in einer geräumigen Dreizimmerwohnung mit Balkon im fünften Stock in einem der ersten Neubauten nach dem Krieg, über uns noch das Dachgeschoß mit den Mansarden. Mansarden waren, oft ungeheizte, ca. 9qm große Holzverschläge mit Dachluken, die in Zeiten der Wohnungsnot nach dem Krieg aber möbliert und als weiteres Kinder- oder Gästezimmer genutzt oder eben untervermietet wurden. Als Kind kommt einem das alles viel größer vor, ich denke heute, unsere Wohnung hatte ca. 70qm.
Nachdem er, aus Hamburg kommend, 1954 seine Stellung bei VDO antrat, bewohnte er bis zu seiner Hochzeit eine solche Mansarde, fuhr eine Heinkel und legte jeden Pfennig zur Seite. Es gab eine Gemeinschaftstoilette auf dem Flur, einen Waschtisch, dazu die Benutzung des Vermieterbadezimmers einmal in der Woche.
Meiner Mutter Heimatstadt war Mannheim, in der sie trotz des Krieges mit seinen Schrecken eine glückliche Kindheit fast ohne Mangel erleben durfte. Ihr Vater, unser Lieblingsopa, war nicht in der Partei und er vergötterte seine Tochter, sein einziges Kind. So sehr, dass seine Frau, meine Großmutter, ihre eigene Tochter als Konkurrentin wahrnahm.
Opa, Jahrgang 1901, war einer der seltenen Bergwerkskaufleute dieser Jahre und kam, um meine Großmutter zu heiraten, aus dem Erzgebirge nach Mannheim zur Braunkohle. 1934, als damals jüngster stellvertretender Direktor war er eine Person von besonderer Bedeutung und unsere Familie wurde nicht von den Nazis schikaniert. Der erste Direktor war nach Berlin beordert worden, um die Energieversorgung der Kriegswirtschaft mit Kohle sicherzustellen.
Das Tagesgeschäft mit vielen hundert Kohle Groß- und Einzelhändlern in ganz Deutschland, den kaufmännischen Mitarbeitern, den Disponenten und Buchhaltern und das Kantinenpersonal lag in seinen Händen. Er war so beliebt, dass die Kantinenfrauen gerne die Gäste bei der Konfirmation meiner Mutter bewirteten. Er hatte damals schon einen Dienst-Mercedes mit Standarte und Fahrer. Der Fahrer kutschierte erst unsere Mutter, später dann auch uns Enkelkinder überall hin. In seinen freien Minuten polierte er den Wagen stets auf Hochglanz. Er war fester Bestandteil der Mannheimer Familie. Mein Opa war ein guter Mensch! Einer von wenigen, die mich trotz oder auch wegen meines Andersseins liebten.
Nur wenige der wohl 100 Seiten des braunen Buches waren in seiner eleganten Handschrift beschrieben. Eine überschwängliche, mehrseitige Einleitung voller Hoffnungen und Erwartungen an den Erstgeborenen. Was für eine Bürde wurde mir da aufgelegt? Das konnte nicht gut gehen!
Seitdem beobachtete er mich. Er tat dies mit einer Super 8 Filmkamera, das war sein Hobby. Er war ein begeisterter und begabter Fotograf und Filmer. Die Filme aus Zelluloid schnitt er selbst. Dafür hatte er so ein kleines, silberfarbenes Gerät, wo man von links und rechts die Filmschnipsel einlegte, dann mit Klebstoff bestrich und mit einer zentralen Klappe zusammendrückte. In einem dieser alten Filme bin ich zu sehen, wie ich ihn imitiere und mir meine kleine Kinderfaust wie eine Kamera vors Auge halte. Das beschreibt, glaube ich, am besten unser Verhältnis. Ich stand unter Beobachtung!
Was ihm gefiel, war, ich hatte Talent! Keine Schraube war vor mir sicher. Sobald ich krabbeln konnte, schraubte ich alles ab. Zum Beispiel die vielen, kleinen, dekorativen, kupferfarbenen Knöpfe an den Sessel- und dem Couchbeinen. Nur wenig später kamen schon die von innen verschraubten Griffe der Schubladen des Wohnzimmerschrankes dran. Ich packte dann immer alles zwischen die Tischdecken in einer dieser, schob sie zu und es brauchte dann ein Werkzeug, um sie wieder öffnen zu können, um an meine Beute zu kommen. Mutter war verzweifelt.
In dieser Zeit fing sie schon an, sich beim Vater über mich zu beschweren. Da er jeden Tag zum Mittagessen nach Hause kam, gab es dafür reichlich Gelegenheit. Nicht selten gab es zum Nachtisch einen Rutenhieb.
Die gesamte Einrichtung war ein Teil von Mutters Aussteuer. Die Großzügigkeit und der Wohlstand unseres Opas hat den Vater immer getriggert. Bei jedem der häufigen gegenseitigen Besuche gab es reichlich Mitbringsel in Form von Erzeugnissen aus seinem Garten und Kaffee, der ein teurer Posten im Haushalt war. Und einen Hunderter Benzingeld, wenn wir nach Mannheim fuhren. Offiziell hat der Vater alles bekommen, aber der Opa hat seiner Tochter bestimmt noch was in die Handtasche gesteckt.
Der Vater fühlte sich wohl in seinem Ernährer-Stolz gekränkt. Dies hatte zur Folge, dass Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke nie teurer sein durften als die unserer Eltern. Verantwortlich für seinen Zustand aber war sein eigener Vater, der Großvater aus Hamburg. Ein Narzisst wie aus dem Lehrbuch. Ein Hochbegabter, der 1920 mit 24 schon zum Dr. jur. scl promovierte. Der wusste einfach alles, zudem immer besser. Keiner konnte neben ihm bestehen. Das war das Schicksal unseres Vaters, der seinen eigenen als Kind noch lange siezen musste. So wurde er selbst zu einem Narzissten.
Ich war gerade zwei geworden, als mit der Geburt meines Bruders die Probleme begannen - meine Probleme. Alles drehte sich nur noch um diesen schreienden Plag. Er hatte nach der Geburt eine richtig große, bestimmt fünf Zentimeter hohe und zwei Zentimeter dicke, blasse, leicht transparente, blau geäderte Wasserbeule auf dem Kopf. Ich fand die richtig häßlich. Anfassen, besser gesagt mit der Fingerspitze berühren, durfte ich die nur unter Aufsicht. Der kleine Prinz lag in einer fahrbaren Wiege aus Korbgestell, ausgeschlagen mit weißer Baumwolle, die hinten hochgeklappt, wie heute jeder Kinderwagen, dem Sonnenschutz dienen konnte. Sobald der nur ‚mäh‘ machte, standen alle Spalier.
Manche Dinge bekommt man mit in die Wiege gelegt und so hatte ich mit zwei schon einen Werkzeugkasten aus Holz. Ich wollte bestimmt nur helfen, als ich mit meinem kleinen Holzhammer versucht habe, die Beule in seinen Kopf zurückzuklopfen. Das Ding ist beim ersten Schlag geplatzt. Das Plag, ja, das schreit wie am Spieß. Die ganze Wiege war voller Blut und anderen organischen Materials. Mutter hatte da wahrscheinlich ihren ersten Nervenzusammenbruch. Mein Leben aber war gelaufen.
Aus Sicht meiner Eltern hatte ich schon zu klauen begonnen. Erst mal waren es nur die kupfernen Pfennigstücke aus Mutters Geldbeutel. Der des Vaters lag immer direkt auf seinem Nachttisch und das Schlafzimmer der Eltern war tabu. Dafür hatte ich sogar ein Versteck angelegt, unter der Teppichkante unter dem Wohnzimmer Sofa. Das war nicht besonders klug, denn unsere Putzfrau, Zeichen des aufkommenden Wohlstandes und der blühenden Wirtschaft, fand einfach alles. Während sie auf den Knien den Boden wischte, ritten wir auf ihrem Rücken wie wild herum und schlugen sie wie ein Pferd mit einer Reitgerte. Für mich war das bestimmt nur sowas wie Sammeln, einen Schatz haben, obwohl ich schon wusste, dass man mit Geld was kaufen kann.
Öffentlich auffällig wurde ich durch den Diebstahl eines Kaugummis in dem Eckladen, der auf dem Weg zum Spielplatz lag und in dem die Mutter jeden Tag Zigaretten und die FAZ für den Vater kaufte. Damals haben einfach alle geraucht. Den Kaugummi musste ich Knirps dann persönlich zurückbringen und um Verzeihung bitten. Für die Mutter war das bestimmt oberpeinlich, gesellschaftlicher Status war wichtig. Was Nachbarn, Freunde und Verwandte machten, besaßen, kauften, war immer ein großes Thema.
Da gab es dann die ersten Verhöre durch meinen Vater. Im Flur stand ein großer Lederköcher, darin ein Schirm, ein langer Schuhanzieher, der hölzerne Tennisschläger meiner Mutter und eine Reitgerte. Damit wurde mir jahrelang der Hintern versohlt.
Gerade mal erst vier Jahre alt geworden, schrieb mein Vater dann die denkwürdigen Zeilen in das braune Buch: „Ich erkenne dich nicht wieder. Ich weiß nicht mehr, ob du mein Sohn bist.“
Damit endeten seine Eintragungen in diesem Buch.
An dem Tag, da ich es laß, habe ich es verbrannt.
Hier fehlen vier Jahre. Es waren Jahre der Angst, die schrecklichsten, an die ich mich nicht mehr erinnern möchte. Mein Vater verscherzte es sich mit dem Vorstand und wurde nach Köln strafversetzt. Wir aber wohnten in einem Vorvorort von Bayer. Er war gedemütigt, seine Karriere hatte einen Knick und er ließ seinen Frust unkontrolliert zuhause raus. Ich musste die vierte Klasse wiederholen, in Frankfurt hatten wir Babyboomer zwei Kurzschuljahre. Dort waren wir bis zu 45 Kinder je Klasse.
Der neue Lehrer drehte mir dauernd die Ohren um und stellte mich in die Ecke. Wenn ich abgehauen bin, jagte er mir die schnellsten Jungs aus der Klasse hinterher, um mich wieder einzufangen.