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Neben Harald Harst stand die blonde Ellen Dagnaar, die dem Leser aus dem vorigen Band wohl bekannt sein dürfte. Ich selbst, Max Schraut, kniete am Fuße einer der Palmen, die hier unweit des Abhanges wuchsen, und prüfte die Befestigung der Strickleiter, an der Harald nun zum zweiten Male bis zu der Felszacke, dem Totenkopf und der Stahltrosse hinabsteigen wollte.
Der freundliche Leser merkt, dass ich jetzt hier die Lösung des Problems bringen werde von dem ich im vorigen Band die eine Frage offen ließ: Was war an der Stahltrosse, die in die Brandung hinabreichte, festgebunden?
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Walther Kabel
Harald Harsts zweite Liebe
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ISBN: 9783756218677
Public Domain
(c) mehrbuch
1. Kapitel.
Der Haifisch in Ölleinwand.
Die Sonne war erst vor einer Stunde aufgegangen. Ihre blendenden Strahlen ließen den Brandungsgischt wie silbernen Schaum aufleuchten.
Und diese grelle Tropensonne, die wieder einen glutheißen Tag versprach, beleuchtete an der Steilküste der Nordseite von Groß-Coco, der nördlichsten der Andamanen-Inseln, eine Gruppe von Menschen, unter denen das ehrwürdige Antlitz des arabischen Kaufmanns Ali Mansur besonders auffiel.
Neben Harald Harst aber stand die blonde Ellen Dagnaar, die dem Leser aus dem vorigen Band wohl bekannt sein dürfte. Ich selbst, Max Schraut, kniete am Fuße einer der Palmen, die hier unweit des Abhanges wuchsen, und prüfte die Befestigung der Strickleiter, an der Harald nun zum zweiten Male bis zu der Felszacke, dem Totenkopf und der Stahltrosse hinabsteigen wollte. —
Der freundliche Leser merkt, daß ich jetzt hier die Lösung des Problems bringen werde von dem ich im vorigen Band die eine Frage offen ließ: Was war an der Stahltrosse, die in die Brandung hinabreichte, festgebunden?
Und mit dieser Frage hängt ganz eng eine zweite zusammen: Weshalb trachtete Jupp Palling seinem früheren Freunde Hektor Randell nach dem Leben, weshalb vergiftete er ihn schließlich? —
Harst stieg nun an der Strickleiter abwärts …
Und Ellen Dagnaar rief ihm noch nach:
»Seien Sie doch nur vorsichtig! Ein Sturz in die Brandung wäre sicherer Tod!«
Harald bog den Kopf zurück …
»Miß Dagnaar, ich bin Ihretwegen weit mehr in Sorge!« meinte er mit seiner klaren Stimme, die selbst das Brausen der brechenden Wogen übertönte. »Bereiten Sie sich darauf vor, daß Sie Trauriges erblicken werden …! Falls das zutrifft, was ich vermute, so dürfte ich jetzt nicht nur die Leiche Ihres Vaters, des Kapitäns Dagnaar, sondern noch — anderes bergen …«
Und er packte die Stahltrosse, nachdem er auf der Felszacke im Reitsitz Platz genommen hatte, und zog mit aller Kraft, zog so aus dem brodelnden Hexenkessel dort unten ein fast vier Meter langes Bündel hervor, das sorgfältig angeseilt war und dessen äußere Hülle aus geteerter Segelleinwand bestand.
Die Araber warfen ihm jetzt ein Tau zu. Er hatte die Trosse um die Spitze der Felszacke geschlungen, band nun das Tau um das langgestreckte Bündel und winkte uns.
Wir hißten es hoch, legten es auf den kahlen Fels … Und im Nu war Harald bei uns, wandte sich wiederum an die blonde Ellen:
»Miß Dagnaar, — bitte, gehen Sie besser ein wenig abseits … Lassen Sie uns erst einmal nachsehen, was die Ölleinwand enthält …«
Ellen entgegnete fest: »Ich bin auf alles gefaßt … Ich habe gute Nerven!«
Harald ließ sich von Ali Mansur einen Dolch geben … Schnitt die mit geteertem Bindfaden zugenähte Leinwand auf und rollte sie auseinander …
Ein furchtbarer Verwesungsgeruch quoll uns entgegen.
Da lag nun auf der nassen Leinwand neben größeren Steinen ein spindelförmiger Hai von dreieinhalb Meter Länge … Ein Riesenhai … Und in dem gewaltigen Rachen steckten die Reste eines menschlichen Leichnams — eines älteren Europäers, den der Hai gerade in der Mitte des Leibes gepackt hatte …
Der Tote war — Kapitän Dagnaar, Ellens Vater! —
Noch mehr sahen wir an diesem unheimlichen Bilde …
Da war dem Haifisch dicht hinter dem Kopfe mit verzinntem starken Draht eine versiegelte dickwandige Flasche um den Leib gebunden. Und diese Flasche zerschellte jetzt, von Harald gegen einen Stein geworfen, mit hellem Splittern und gab ein zusammengebundenes Papierröllchen frei.
Dieses Papier war das Schuldbekenntnis der beiden Freunde Palling und Randell und gleichzeitig auch die Erklärung der letzten noch dunklen Fragen.
Mit Tinte sauber geschrieben stand da folgendes:
»Zwei Europäer, die im Juli des vergangenen Jahres vor einem heraufziehenden Orkan in die Bucht westwärts dieser Steilküste mit ihrer Jacht flüchteten, fanden drüben in den Büschen die Leichen von vier Arabern, die fraglos zu der auf den Klippen draußen gescheiterten Dschau Fatima gehört hatten. Außerdem aber fanden sie noch zwischen Felsgeröll unten am Gestade diesen toten Hai, der noch die Leiche eines Mannes im Rachen hatte. — Der Haifisch wies am Schädel vier Schußwunden auf. Es lag nahe anzunehmen, daß der Europäer, als er von dem gescheiterten Fahrzeug zur Küste schwamm, von dem Hai angegriffen wurde und daß er dem Untier noch ein paar Revolverschüsse beibrachte. Hai und Mann büßten so gemeinsam ihr Leben ein. — Einer von uns beiden durchwühlte die Taschen des Toten und fand so eine Brieftasche, in der sowohl die Papiere des Kapitän Dagnaar, zuletzt Führer der Dschau, als auch ein Los der Londoner Jubiläumslotterie lagen. Dieses Los erkannte der Europäer dann als dasjenige an der merkwürdigen Nummer wieder, das mit dem Hauptgewinn bereits gezogen war. Er wußte seinen Freund zu bestimmen, diesen Leichenfund zu verschweigen und das Los sich anzueignen. Der Freund verlangte jedoch, daß die Leiche und der Hai, die nur mit Gewalt zu trennen gewesen wären, auf die Art versenkt würden, wie es dann auch geschah. — Während die Freunde dann den Hai und den Toten mühsam auf einem alten Segel nach oben auf das Steilufer schafften, verschob sich die zerfetzte Kleidung des Toten, und ich, der Schreiber dieser Zeilen, bemerkte unter dem Hemde auf der Brust einen Lederbeutel. Wir öffneten ihn. Er enthielt Perlen. Dieser Perlen wegen, die ich unbedingt dem Toten lassen wollte, da sie ja als Unglücksbringer, als die versteinerten Tränen irgendeiner Gottheit weit und breit berüchtigt sind, — dieser Perlen wegen kam es zwischen uns zu einem ernsten Streit. Ich setzte meinen Willen durch. Mein bisheriger Freund mußte mir schwören, daß auch er die Perlen nicht anrühren würde und daß es mit dem Diebstahl des Loses genug sein sollte. Ich vermutete, daß die arabische Dschau von dem fernen Eigentümer gesucht werden würde. Deshalb auch dort an der Steilwand der Totenkopf und die Stahltrosse: Der Hai, der Tote und die Perlen sollten gefunden werden! — Während mein Begleiter von unserer Jacht Bindfaden holte, damit wir die Ölleinwand zunähen könnten, habe ich diese heimlich vorbereitete Flasche dem Hai und dem Toten mitgegeben. Schon jetzt betone ich, daß ich meinem Gefährten versprach, das Los uns anzueignen und den Gewinn einzuziehen. Ich werde an dem Gelde niemals Freude haben. Und wenn etwas mein Gewissen beruhigt, so ist es vielleicht nur das eine, daß die Perlen der Leiche mit in die Tiefe gegeben werden. — Wer wir beide sind, wird nie entdeckt werden. Dieser Küstenstrich dürfte kaum je besucht werden. Und der Eigentümer der gescheiterten Dschau mag, falls er diese Flasche findet, aus Dank gegen mich hierüber schweigen.«
So lautete Hektor Randells merkwürdiges Bekenntnis und nun wußten wir auch, warum Jupp Palling ihn vergiftet hatte und weshalb dieser hierher unterwegs gewesen: Palling hatte die Perlen holen wollen! — Und — — Palling war im Orkan ertrunken, wie Ellen Dagnaar uns mitgeteilt hatte. — —
Wenn der Leser des vorigen Bandes nun vielleicht einwenden sollte, daß es ihm aus dem Inhalt des Abenteuers »Der Kokain-Klub« doch unmöglich gewesen, die Art der an der Stahltrosse befestigten Last zu erraten oder herauszuklügeln, so halte ich ihm hier freundlichst einige Punkte vor, die das Gegenteil beweisen:
Es wurde zum Schluß des vorigen Bandes erwähnt, daß Palling und Randell das Los bei Kapitän Dagnaar gefunden hätten. Mithin mußte dessen Leiche ebenfalls gefunden worden sein.
Diese Leiche ist dort jedoch nicht erwähnt worden, sondern nur die vier Skelette der Araber, eins davon ohne Kopf. Also ist der Leser gleichsam darauf gestoßen worden, daß Kapitän Dagnaars sterbliche Reste an der Trosse versenkt worden seien.
Von den toten Arabern wurde gesagt, daß sie sich nur schwer verletzt aus der Brandung ans Ufer und ins Dickicht geschleppt und eine Hütte aus Zweigen errichtet, dann aber infolge ihrer Verwundungen doch den Tod gefunden hätten. Mithin war anzunehmen, auch Kapitän Dagnaar müsse in ähnlicher Weise umgekommen sein. Die Art seines Todes, als er sich zu retten suchte, konnte man nun allerdings lediglich auf Grund der Tatsache des Haifischreichtums der Küsten der Andamanen-Inseln erraten.
Auch die Perlen sind zum Schluß des vorigen Bandes als wieder vorhanden erwähnt. Also mußten auch sie bei der Leiche des Kapitäns gelegen haben oder an seinem Körper versteckt gewesen sein.
Daß Hektor Randell eine Art schriftlicher Beichte verfaßt und dem Toten mitgegeben hatte, ließ sich ebenfalls aus den ganzen letzten Angaben im »Kokain-Klub« schließen. Ebenso daß Jupp Palling um dieser Perlen willen nach Groß-Coco wollte. —
Wenn also bei dem Problem eine Schwierigkeit zu überwinden war, so kann’s nur die eine sein: die Art des Todes Kapitän Dagnaars. — Alles übrige war unschwer zu ergründen. — Und diese eine Schwierigkeit, meine verehrten Leser, haben Sie wohl sämtlich vorausgeahnt. Ohne diese eine »böse Nuß« wäre das Problem eben — kein Problem gewesen.
Hiermit endet der Fall »Kokain-Klub« nun endgültig. Ich bin gespannt, inwieweit die Leser der Wahrheit bei ihren Lösungsversuchen nahegekommen sind. Auch dem, der nur einigermaßen das Richtige kombiniert hat, will ich meinen Dank für das Interesse an uns und unseren Abenteuern nicht vorenthalten.
2. Kapitel.
Die Flagge mit dem Halbmond.
Des ehrwürdigen Ali Mansur kleiner Dampfer lag nun in der Ostbucht von Groß-Coco neben unserer Jacht.
Wir hatten soeben die sterblichen Überreste Kapitän Dagnaars der Erde übergeben und über dem Grabe einen Hügel aus Felsstücken aufgehäuft. John Trolby, Ellens Freund und Begleiter, hatte sogar noch einen Felsblock, der ungefähr Kreuzform besaß, zu Häupten des Grabes aufgestellt.