Harsts schwerstes Problem - Walther Kabel - E-Book

Harsts schwerstes Problem E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

Es war im Februar 1921, also zu einer Zeit, wo mein lieber Harald noch nicht durch die Inflation bettelarm und noch nicht Berufsdetektiv geworden war. Damals konnten wir noch ohne Rücksicht auf die Kosten tun und lassen, was wir wollten. Damals hatten wir es nicht nötig, uns mit Lappalien zu beschäftigen und waren im vollsten Sinne des Wortes Liebhaberdetektive.
Also Februar 1921 … Am 13ten — ausgerechnet am dreizehnten!!
Nach dem Abendbrot sagte Harald, als ich mir gerade den Klubsessel näher an den warmen Ofen gerückt hatte:
»Mache es dir nicht allzu behaglich, mein Alter … Um zehn Uhr brechen wir auf, und um halb zehn beginnen wir mit der Toilette … Es findet heute ein Wohltätigkeitsfest statt, und da dürfen wir nicht fehlen …«
Ich schaute ihn prüfend an …
»Hm — du und ein Wohltätigkeitsfest?!«
»Weshalb nicht?! Auf diese Weise kommt man am leichtesten in den Garten hinein …«
»Ach so …!! — Und was interessiert dich jetzt im Winter an den übelduftenden Tierhäusern?!«

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

Von

Walther Kabel

Band 176

Harsts schwerstes Problem

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782383839279

 

 

Inhalt

Harsts schwerstes Problem

Der Tiger Brutus.

Ernst und Tassilo.

Die Milliardärin.

Das tote Auge.

Die große Falle.

Der Mann unter dem Diwan.

Der Stahlschrank.

Doch Lobbert!!

Einbrüche bei uns selbst.

Die Leiden Seiner Exzellenz.

1. Kapitel.

Der Tiger Brutus.

Es war im Februar 1921, also zu einer Zeit, wo mein lieber Harald noch nicht durch die Inflation bettelarm und noch nicht Berufsdetektiv geworden war. Damals konnten wir noch ohne Rücksicht auf die Kosten tun und lassen, was wir wollten. Damals hatten wir es nicht nötig, uns mit Lappalien zu beschäftigen und waren im vollsten Sinne des Wortes Liebhaberdetektive.

Also Februar 1921 … Am 13ten — ausgerechnet am dreizehnten!!

Nach dem Abendbrot sagte Harald, als ich mir gerade den Klubsessel näher an den warmen Ofen gerückt hatte:

»Mache es dir nicht allzu behaglich, mein Alter … Um zehn Uhr brechen wir auf, und um halb zehn beginnen wir mit der Toilette … Es findet heute ein Wohltätigkeitsfest statt, und da dürfen wir nicht fehlen …«

Ich schaute ihn prüfend an …

»Hm — du und ein Wohltätigkeitsfest?!«

»Weshalb nicht?! Auf diese Weise kommt man am leichtesten in den Garten hinein …«

»Ach so …!! — Und was interessiert dich jetzt im Winter an den übelduftenden Tierhäusern?!«

»Der Tod des einen Wächters … Bitte, hier ist die Abendzeitung … Hier steht’s …«

Ich las …:

Ein Wärter im Zoo von dem Tiger Brutus getötet. Der Wärter mit den falschen Papieren. — Heute früh acht Uhr wurde der 28jährige Wärter Karl Emser, als er den Innenkäfig des Tigers Brutus reinigen wollte, von der Bestie durch einen Tatzenhieb durch die Gitterstäbe niedergestreckt. Ein Kollege Emsers lief sofort auf die Straße, um einen Arzt zu holen, und hatte auch das Glück, den amerikanischen Arzt Doktor Allan Grimby zu dem Schwerverletzten bringen zu können. Leider starb der Wärter jedoch nach wenigen Minuten, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. — Die Polizei stellte dann fest, daß dieser angebliche Karl Emser in Wirklichkeit ein Oberleutnant a. D. Freiherr von Lüttjen war, der offenbar aus Not am 1. Januar diese Stellung als Wärter mit Hilfe falscher Papiere sich verschafft hatte. In dem Stübchen das der Freiherr Karl von Lüttjen bewohnte, fand die Polizei unter anderem die Police einer Amsterdamer Lebensversicherungsgesellschaft, bei der der Oberleutnant a. D. sein Leben zu Gunsten seines Bruders Ernst mit 100 000 Gulden versichert hatte. Auch die Quittungen über die monatlichen Prämienzahlungen wurden in derselben Mappe entdeckt.

Es mutet etwas seltsam an, daß ein Mann, der aus Not Tierwärter wurde, in der Lage war, jeden Monat die recht beträchtliche Prämie nach Amsterdam zu senden. Jedenfalls dürfte die holländische Versicherungsgesellschaft diesen Dingen wohl erst einmal auf den Grund gehen, bevor sie das Kapital dem Bruder des Toten auszahlt. — Wie wir erfahren haben, lebt der Freiherr Ernst von Lüttjen in Neuyork als … Keller. Auch er war früher Offizier.

Ich hatte sehr langsam und sorgfältig gelesen …

Was die Zeitung da im letzten Absatz ihres Artikels gedruckt hatte, war Nichts anderes als eine Verdächtigung, ein Hinweis, daß hier Versicherungsschwindel vorliegen könnte. —

Ich legte das Blatt auf den Tisch zurück …

Harald lehnte am Kaminofen und hatte eine halb aufgerauchte Mirakulum zwischen den Lippen …

Und ohne seine Stellung zu ändern, ohne die Zigarette aus dem Munde zu nehmen, sagte er mit jener verschleiert klingenden Stimme, die bei ihm stets anzeigt, daß seine Gedanken aufs schärfste auf einen besonderen Gegenstand konzentriert sind …:

»Die Zeitungsschreiber haben oft einen feinen Riecher für Lumpereien …«

»Du meinst also, daß die Geschichte mit der Lebensversicherung wirklich nicht ganz reinlich ist?«

»Hm — vielleicht …!! Wir werden ja sehen …«

»Was denn?«

»So warte doch ab, mein Alter … Übrigens wird es allmählich Zeit, daß wir in den Frack schlüpfen … Los also … Wiedersehen …« Und er ging in sein Schlafzimmer, während ich meine Räume jenseits des Flurs betrat. — —

Zehn Uhr … Ein Auto setzte zwei Herren vor dem Eingang des Hauptrestaurants des Zoo ab … Wir waren plötzlich erheblich älter geworden … Und niemand hätte in den beiden bereits angejahrten Kavalieren Harst und Schraut erkannt …

Wir lösten Eintrittskarten, und zehn Minuten drauf standen wir im dunklen verschneiten Garten in unseren Gehpelzen und Zylindern vor dem Raubtierhause …

Bisher hatte uns niemand angehalten …

Jetzt aber trat aus dem Schatten des Eingangs ein Mann in der Joppe und mit der Dienstmütze der Zoo-Beamten hervor …

Harald tippte an die Zylinderkrempe, näselte:

»Sagen Sie mal, ob man wohl die Stelle sich ansehen kann, wo der Wärter Emser niedergeschlagen wurde?« Und er holte seine Brieftasche hervor … »Hier — — genügt ein Fünfhunderter?«

Der Mann mit der Dienstmütze hatte eine Taschenlampe bei sich und beleuchtete uns jetzt …

»Wer sind die Herren?« fragte er vorsichtig …

»Zeitungsredakteure … — Und Sie?«

»Der Wärter Mattieß …«

»Der, der den Arzt holte?«

»Ja …«

»Sie waren mit Emser zusammen hier im Raubtierhause beschäftigt?«

»Ja …«

»Sehr interessant … — Ahnten Sie, daß Emser ein früherer Offizier war?«

»Nee, Herr … Emser benahm sich so janz wie unsereiner … Offen jestanden, — — ick war platt — — ein Baron als Kollege!! Aber heutzutage ist allens meeglich …«

»Stimmt, Herr Mattieß … — Wie ist’s nun, könnten wir mal hinein …?«

»Nee, bedaure … Det wär’ jejen die Vorschrift … Und außerdem wollt’ ich auch jrade zum Arzt … Mir ist seit heite nich so recht koscher zumute, so, als ob mir was in die Knochens steckt …«

»Sehr bedauerlich … Wir wollen Sie natürlich nicht zu etwas Verbotenem verführen, Herr Mattieß … Vielleicht nehmen Sie uns dann mit hinaus …«

»Bitt scheen … Kommen Sie man …«

Er schloß dann die Pforte des Haupteingangs auf …

Wir waren auf der Straße …

Im hellen Laternenlicht …

Wieder beäugte uns der rotbärtige, etwas bullige Mattieß mit seltsam mißtrauischen Blicken …

Meinte dann:

»Gut’ Nacht, die Herrens …«

»Gut’ Nacht … Hier haben Sie den Fünfhunderter … Machen Sie sich einen vergnügten Abend …«

»Dank scheen …! Soll jeschehen …«

Und der Wärter schlurfte davon …

Harst zog mich mit sich fort …

Rief ein Auto an … Schob mich hinein … Und im Auto hatte er im Nu den Pelzkragen hochgeklappt, den Zylinder mir in den Schoß geworfen und einen Filzhut übergestülpt …

»Fahre nach Hause …« — und draußen war er wieder …

Sehr schlau …!! Es war nur die Frage, ob er Mattieß noch erwischte. Denn daß er hinter ihm drein wollte, unterlag keinem Zweifel … Auch auf mich hatte dieser Wärter einen recht unsympathischen Eindruck gemacht …

Ich fuhr also allein heim, setzte mich in Haralds Arbeitszimmer vor den Kamin und leistete mir eine gute Zigarre.

Ehrensache, daß ich Harst erwartete …

Ehrensache, daß ich sehr bald im Sessel einschlief …

Und als ich fröstelnd erwachte, war’s zwei Uhr morgens.

Links in der Sofaecke saß — Harald …

Nickte nur …

»Ich wollte dich nicht stören, mein Alter … Ich bin schon eine Stunde hier. — Du schnarchtest so schön … Und wenn du schnarchst, klingt das wie … wie Geisterstimmen … von Geistern, die stark erkältet sind …«

Ich war nun völlig munter geworden …

Setzte mich neben ihn, fragte:

»Nun — und Mattieß?!«

»Betrat nach einigen Umwegen das Haus gegenüber dem Zooeingang, in dem der amerikanische Arzt Doktor Grimby sich eingemietet hat — Hochparterre, links, zwei Vorderzimmer.«

»Ah — was mag er dort gewollt haben? Er sagte ja, er fühle sich krank … Ob er ihn konsultiert hat?«

»Glaub’ ich nicht … Bis halb eins blieb er dort … Dann betrat er wieder die Straße …«

»Und?!«

»Kehrte in den Zoo zurück … Das war alles …«

»Hm — — gestatte eine Frage … Weshalb wolltest du eigentlich das Raubtierhaus dir ansehen?«

»Weil — — ja, weil mir der Tod Karl von Lüttjens nicht ganz einwandfrei erscheint …«

»Wie das?!«