HdW-B 013: Sterbende Welten - Erno Fischer - E-Book

HdW-B 013: Sterbende Welten E-Book

Erno Fischer

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Beschreibung

HdW-B 013: Sterbende Welten
Erno Fischer: „Smaragd auf Kollisionskurs – und die Rache eines Volkes!“

John Willard, der Diener des Sternenvogts, des Herrn der Welten, erfährt, daß der Sternenvogt einst ein... Mensch gewesen ist mit Namen Professor Richard Spencer. Und der Sternenvogt läßt ihn virtuell Zeuge davon werden, was damals mit ihm geschah. Im Rahmen verrückter Experimente verschlug es ihn in eine andere - eine offensichtlich jenseitige! - Welt. Bei seiner Rückkehr... ist er kein Mensch mehr. Dann kommt die Begegnung des Veränderten mit dem Außerirdischen, den einst seine menschlichen Freunde Sosch nannten: Soschnyz-Baschraz-Som, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls kein sterbliches Wesen mehr ist.
Und John Willard erfährt rückblickend, was in der Zeit geschah, als Richard Spencer bereits in der jenseitigen Welt, im Hyperraum, weilte, den er persönlich Mikro nannte: Als wäre John mit einer Zeitmaschine über eine Million Jahre in die Vergangenheit gereist, wird er unmittelbar Zeuge davon, daß es außer Spencer noch andere Veränderte gab. Auf dem ehemaligen Asteroiden SMARAGD, der durch unselige Experimente zu einem Fremdkörper wurde sowohl für Hyperraum als auch für das »Normaluniversum«.
Und dann taucht dort plötzlich ein fremdartiges Raumschiff auf, dessen Absturz sie im letzten Moment verhindern können. Die Erschöpfung läßt sie in tiefe Bewußtlosigkeit versinken. Doch das Raumschiff beweist: Smaragd befindet sich auf Kollisionskurs, und die Katastrophe hat längst schon begonnen...
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Impressum:
Die Bände 39 bis 41 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

ISSN 1614-3302
Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION, Canadastraße 30, D-66482 Zweibrücken, Telefon: 06332 48 11 50, HaryPro.de, eMail: [email protected]
Sämtliche Rechte vorbehalten!
Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von
HARY-PRODUCTION!

Coverhintergrund: Anistasius
Titelbild: Gerhard Börnsen

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Erno Fischer

HdW-B 013: Sterbende Welten

Die Bände 39 bis 41 von HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG81371 München

HdW-B 013:

 

Sterbende Welten

 

und Erno Fischer

 

»Smaragd auf Kollisionskurs –

und die Rache eines Volkes!«

 

Impressum

ISSN 1614-3302

Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastraße 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332 48 11 50 * Fax: 01805 060 343 768 39

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Die Bände 39 bis 41 der Serie HERR DER WELTEN hier in einem Buch zusammengefasst!

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

Lektorat: David Geiger

Covergestaltung: Anistasius

Copyright Titelbild: Gerhard Börnsen,

Steinruther Str. 13, D-58093 Hagen

Vorwort

 

John Willard, der Diener des Sternenvogts, des Herrn der Welten, erfährt, daß der Sternenvogt einst ein... Mensch gewesen ist mit Namen Professor Richard Spencer. Und der Sternenvogt läßt ihn virtuell Zeuge davon werden, was damals mit ihm geschah. Im Rahmen verrückter Experimente verschlug es ihn in eine andere - eine offensichtlich jenseitige! - Welt. Bei seiner Rückkehr... ist er kein Mensch mehr. Dann kommt die Begegnung des Veränderten mit dem Außerirdischen, den einst seine menschlichen Freunde Sosch nannten: Soschnyz-Baschraz-Som, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls kein sterbliches Wesen mehr ist.

Und John Willard erfährt rückblickend, was in der Zeit geschah, als Richard Spencer bereits in der jenseitigen Welt, im Hyperraum, weilte, den er persönlich Mikro nannte: Als wäre John mit einer Zeitmaschine über eine Million Jahre in die Vergangenheit gereist, wird er unmittelbar Zeuge davon, daß es außer Spencer noch andere Veränderten gab. Auf dem ehemaligen Asteroiden SMARAGD, der durch unselige Experimente zu einem Fremdkörper wurde sowohl für Hyperraum als auch für das »Normaluniversum«.

Und dann taucht dort plötzlich ein fremdartiges Raumschiff auf, dessen Absturz sie im letzten Moment verhindern können. Die Erschöpfung läßt sie in tiefe Bewußtlosigkeit versinken. Doch das Raumschiff beweist: Smaragd befindet sichauf Kollisionkurs, und die Katastrophe hat längst schon begonnen...

 

1

Irgendwann tauchte ihr Bewußtsein wieder an die Oberfläche - sehr mühsam und sehr gehemmt. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war. Es konnten Stunden sein oder nur Sekundenbruchteile. Zeit spielte keine Rolle.

Es begann mit den Gedanken an Smaragd.

Dieser Planetoid hatte seinen Namen wegen seiner besonderen Farbe erhalten. Smaragd war ursprünglich grün gewesen, wie oxydiertes Kupfer. Niemand wußte mehr den ursprünglichen Namen. Smaragd war in die Kataloge aufgenommen worden. Reiner Zufall, daß man ausgerechnet diesen Asteroiden für das Transmitterexperiment ausgewählt hatte.

Quendolain ging in der Erinnerung den Weg ihrer Veränderung. Die Energien von Smaragd hatten auf ihren Körper und auf ihre Seele gewirkt. Die Energien hatten sie durchdrungen und letztlich einen Teil von ihr weggespalten, um ihn Hyperraum zu überlassen. Für immer?

Und Quendolain rief nach diesem Teil. Sie wollte endlich wissen, was aus ihrem zweiten Ich geworden war.

Es gelang! Es bereitete keinerlei Mühe und war so einfach, daß Quendolain hätte schreien mögen. Wieso hatte sie es nicht vorher versucht?

Gleichzeitig fühlte sich Quendolain auf eine seltsame Weise gestärkt. Energien flossen durch sie hindurch und strömten in Hyperraum. Sie wußte nicht, ob diese Energien Schaden an­richten konnten. Es war ihr auch nicht möglich, es herauszufinden.

Sie spürte ihr zweites Ich und wurde eins mit ihm.

Jetzt existierte Quendolain nicht allein auf Smaragd, sondern auch in Hyperraum. Und dort war sie keineswegs erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Sie war einsam und verloren, war umhergeirrt ohne Ziel und ohne Chance, ihre Bestimmung zu finden.

Eine besondere Art von Wahnsinn.

Die endgültige Tren­nung erfolgte, nachdem Smaragd damals von Soschnyz-Baschraz-Som, dem Außerirdischen, aus dem Sonnensystem verbannt worden war. Damals war es so erschienen, als könnte es niemals mehr eine solche Verbindung geben.

Doch die Bedingungen hatten sich grundlegend verändert.

Lag es wirklich daran, daß sich Smaragd endlich auch innerlich zu stabilisieren begann - vielleicht durch die ständigen Impulse vom PSI-Kollektiv? -, auch wenn kein direkter Zusam­menschluß erfolgte?

Eine noch unbewiesene Annahme.

Aber es blieb die Tatsache, daß Smaragd die Kontaktaufnahme nicht mehr verhindert hatte.

Quendolain konnte auf zwei Erinnerungen zurückgreifen: Da war ihr Leben in Hyperraum, ihr Umherirren in unbekannten und unverständlichen Räumen. Sie hatte auch hier eine eigene Vorstellungswelt entwickelt, um sich besser zurechtzufinden. Doch die Energien von Hyperraum hatten ihr nicht geholfen.

Eine wichtige Erkenntnis blieb: Hyperraum war nur für den feindlich, der in ihm nichts zu suchen hatte! Quendolain war immer wieder auf fremde Wesenheiten getroffen, obwohl es keinen Kontakt hatte geben können. Soweit hatte sie sich noch nicht entwickelt. Es würde noch sehr lange dauern, falls nicht etwas Unvorhergesehenes eintrat.

So wie jetzt! dachte sie.

Die beiden so unterschiedlichen Erfahrungen - mit Hyperraum auf der einen und mit Smaragd auf der anderen Seite - versorgten sie mit einem neuen Bild:

Smaragd veränderte nicht nur die Menschen, die seine Gefangenen waren, sondern auch sich selbst!

Eigentlich erschien ihr das zweite Ich absolut fremdartig - zumindest, bevor es den Erfahrungsaustausch gab und beide Erinnerungen zu einer Einheit zusammenschmolzen. Umgekehrt war es genauso.

Und ihr zweites Ich hatte eine gewisse Objektivität, was Smaragd betraf, weil es nicht mit ihm gewachsen war.

Quendolain speicherte sämtliche Erinnerungen und führte die Trennung herbei.

Noch hatte sie nicht alles aufgearbeitet, was sie erfahren hatte. Außer einem:

Von nun an würde es immer wieder möglich sein, mit ihrem zweiten Ich zusammenzukommen.

Sie hätte sogar mit ihm verschmelzen kön­nen, doch das wollte sie nicht.

Ihr Ich in Hyperraum war eine Art Rückversicherung.

Nicht, weil Quendolain ihre Gefährten im Stich lassen wollte, falls es wirklich einmal gefährlich werden sollte. Es hatte einen anderen Grund: Ihre besondere Verbindung mit Hyperraum ermöglichte es ihr, unter Umständen viel schneller neue Kraft zu schöpfen.

Captain Quendolain öffnete die Augen und fühlte sich, als wäre sie niemals geschwächt gewesen.

Energien von Hyperraum hatten sie zu einer Superpsychonautin werden lassen, obwohl sie niemals zuvor PSI-Begabungen gezeigt hatte. Dieselben Energien hatten sie diesmal gestärkt.

Die beste Erfahrung dabei war, daß sie keineswegs von Smaragd abgestoßen wurden.

Ein klarer Beweis dafür, daß sie unbewußt gelernt hatte, den Ab­wehrmaßnahmen von Smaragd vorzubeugen.

Das ließ sie neue Hoffnung schöpfen!

Captain Quendolain sprang auf und wandte sich an die ehemalige Besatzung der LUNA 10. Sie waren insgesamt zehn. Jeder von ihnen hatte einen besonderen Bezug zu Hyperraum.

Quendolain schickte ihnen einen starken Gedankenimpuls, um ihnen ebenfalls den Weg nach Hyperraum zu ebnen.

Es gelang ihnen mit der gleichen Leichtigkeit wie ihr zuvor. Eine erstaunliche Tatsache, wenigstens zunächst. Bis sie die gleichen Erfahrungen gesammelt hat­ten.

Zehn Gehirne denken besser als eins. Als die anderen ihre Augen aufschlugen, standen sie noch immer in Verbindung mit Quendolain.

Sie dachten: Vor allem gelang die Verbindung deshalb, weil uns die Äquivalente unseres Daseins in Hyperraum gefolgt sind! Sie sind hier, in einer parallelen Ebene. Smaragd selbst muß sie angelockt haben, denn da alles mit ihm begonnen hat, haben sie ebenfalls zu ihm einen besonderen Bezug.

Auch sie begannen wieder zu hoffen.

Gemeinsam widmeten sie sich den anderen, um ihre neue Kraft in die Erschöpften fließen zu lassen und sie zu stärken - wenigstens so weit, daß sie ihre Bewußtlosigkeit überwanden und wieder ansprechbar waren. Eine echte Erholungsphase konnte damit nicht ersetzt werden.

Am Ende saßen sie wieder alle zusammen. Gemeinsam blickten sie über die Ebene - in die Richtung, in der das fremdartige Raumschiff verschwunden war.

Irgendwie waren sie alle sicher, daß es wieder auftauchen würde.

Hatte es eine Kreisbahn eingeschlagen?

Es gab nicht einmal mehr Spuren des Vorfalls.

»Ich weiß nur eines, und das wissen wir alle«, knurrte Hauptmann Daryl, »die Fremden im Schiff nannten sich Carmas und waren ziemlich schlecht auf uns zu sprechen.«

»Kein Wunder«, meldete sich Hauptmann Santos zu Wort. »Ich habe noch ein Bild in Erinnerung, drei schwankende, riesige Türme, von denen einer gerade zerbricht, und davor ein fliegendes Etwas wie ein großer Raumgleiter. Ein Bild der Zerstörung, und im Hintergrund ein mächtiger Körper, von dem eine bedrohliche Ausstrahlung ausging: Smaragd! Vielleicht ein Zerrbild, weil es der Erinnerung eines Wesens entnommen ist, das nahe dem Wahnsinn war? Auf jeden Fall der Beweis dafür, daß die Katastrophe bereits begonnen hat. Oder zweifelt jemand daran, daß Smaragd gerade dabei ist, ein Sonnensystem auszuradieren? Und dieses System ist mit Sicherheit bewohnt, sonst hätten sie kein Raumschiff geschickt. Leider haben die Wesen hier noch keine Ahnung davon, wie sinnlos eine solche Aktion ist.«

Quendolain blieb zunächst in der Rolle der stillen Zuhörerin. Spontan erhob sie sich.

»Bedenkt, daß wir keinerlei Möglichkeiten ha­ben, Smaragd zu ver­lassen, um effektiv ei­ne Ortsbestimmung durch­zuführen. Möglicherweise ist es auch von außerhalb leichter, die Flugbahn zu korrigieren.«

»Du meinst...?« Enyl verstummte überrascht.

»Ja, Enyl, ich meine, daß dieses Raumschiff eine wichtige Chance für uns ist. Selbst wenn der Antrieb nicht mehr funktioniert: Wir sind Psychonauten - jeder! Auch diejenigen, die es vor ihrer Veränderung nicht gewesen waren. Das haben sie bewiesen! Unser gemeinsamer Wille dürfte genügen, das Schiff flugfähig zu machen.«

»Dann könnten wir gleich Materie von Smaragd nehmen und damit versuchen...«, begann einer mit seinem Einwand, doch Quendolain schnitt ihm das Wort ab:

»Nein!«

Sie schöpfte tief Atem und lieferte danach die Begründung für ihre Ablehnung: »Es gibt keine Smaragd-Materie mehr, die natürlich entstanden ist. Alles, was wir hier sehen und als feste Materie empfinden, ist nichts anderes als manifestierte Smaragd-Energie. Und die ist abhängig von Smaragd. Wir können sie nicht einfach nach außerhalb transportieren.«

Sie warf einen Blick in die Runde.

»Wir sind auf dieses Raumschiff angewiesen, und falls es nicht mehr auftauchen sollte, müs­sen wir uns auf die Suche danach machen. Dabei bleibt nur zu hoffen, daß wir auf eine noch lebende Mannschaft treffen. Sie könnte uns nämlich sehr wichtige Informationen liefern.«

»Und wenn es wirklich abgestürzt ist?«

»Wir müssen es finden!« wiederholte Quendolain unbeirrt. »Auch wenn wir dafür dieses ganze Miniuniversum durchforschen. Viel Zeit haben wir allerdings nicht. Aus zweierlei Gründen:

Erstens wissen wir, daß sich erneut eine Katastrophe anbahnt, in sattsam bekannter Art und Weise, und zweitens wird jeder Körper, der Smaragd zu nahe kommt, sehr schnell angepaßt. Dafür sorgen die hier herrschenden Energien zur Genüge.«

»Dann frage ich mich, wieso wir überhaupt noch herumdiskutieren!« beschwerte sich jemand.

Enyl blickte in die Richtung des Sprechers und dachte: Aha, das sind die Nachwirkungen von Quendolains autoritärem Auftreten. Sie hätte vielleicht diese »Captain-Haltung« weiterpraktizieren sollen. Statt dessen ist sie wieder die demokratische Führerin der Gruppe geworden. Hoffentlich gibt es keine Schwierigkeiten.

Quendolain reagierte völlig unerwartet. Sie lächelte sanft und sagte, ohne den Mann anzusehen: »Solange du dich selber fragst, brauche ich gottlob keine Antwort zu geben.«

Ein Teil der Ver­änderten lachte.

Bis ihnen der Ernst ihrer Situation wieder bewußt wurde.

Und da kehrte das Raumschiff wieder zurück. Keiner hatte eine Ahnung, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Mindestens zwei Stunden jedenfalls.

Das Raumschiff hatte noch immer eine ungeheure Geschwindigkeit, als würde die Pseudoatmosphäre von Smaragd entgegen aller physika­lischer Erfahrung kaum eine Bremswirkung ausüben. Über die Berge kam es. Direkt über die Köpfe der Veränderten führte die Flugbahn.

»Es war lange unterwegs, um eine einzige Umrundung durchzuführen. Dabei hat sich seine Geschwindigkeit nur unwesentlich verringert.« Enyl sagte es leise genug, um nur von Quendolain verstanden zu werden.

»Ich schlage vor, Captain, du läßt das Ding fliegen, bis es wieder zurückkehrt. Es wird gewiß nicht abstürzen, denn du siehst ja, daß es sogar noch höher fliegt als vorher.«

Quendolain nickte. »Du hast recht, Enyl. Wenn wir abwarten, erhalten wir wenigstens eine Ahnung davon, wie groß Smaragd inzwischen geworden ist!«

»Ja, und welche Eigenschaften er noch hat - außer der, uns ständig von einer mißlichen Lage in die nächste zu manövrieren«, sagte Enyl zähneknirschend.

2

Nachdem Quendolain alle informiert hatte, warteten sie. Die Verän­derten waren bereit. Sie hatten sich die Hände gereicht. Quendolain brauch­te ihnen nur das verabredete Zeichen zu geben.

Nach einer Stunde wurden sie ungeduldig. Quendolain und Enyl erwogen bereits, ob sie schon jetzt die PSI-Kollektiv zusammen­schließen und nach dem Raumschiff suchen sollten.

Sie warteten noch eine weitere halbe Stunde und berieten sich dann mit den Veränderten.

Inzwischen hatte sich die Sorge breitgemacht, daß das Raumschiff vielleicht an anderer Stelle abgestürzt war.

Die PSI-Kollektiv wur­de gebildet. Wie vorher schon reichten sich die Veränderten die Hände. Der Körperkontakt mach­te den Zusammenschluß leichter.

Quendolain kontrollierte die PSI-Kräfte. Dabei spürte sie aufkeimende Ablehnung ihr gegenüber. Sie würde eine Entscheidung treffen müssen. Es gehörte zum demokratischen Prinzip, daß sich der Führer ständig beweisen mußte, daß man ihn immer wieder auf die Probe stellte. Aber es gehörte zum militärischen Prinzip, daß die Rolle des Führers nicht in Frage gestellt werden durfte.

Sollte sie sich für einen der beiden Wege entscheiden, oder gab es den goldenen Mittelweg?

Quendolain widerstrebte die Rolle des unfehlbaren Führers. Sie wäre gern der Partner von allen geblieben. Im Moment schob sie die endgültige Entscheidung noch vor sich her mit der Maßgabe, zur gegebenen Zeit, dann, wenn es notwendig wurde, das demokratische Prinzip zu verlassen und härtere Töne anklingen zu lassen.

Wie es schon geschehen war.

Sie knirschte kaum hörbar mit den Zähnen und schickte Enyl einen kurzen Gedankenimpuls.

Aber auch er war schon auf die Ablehnung aufmerksam geworden. Es gab einige Veränderte, die an Quendolain und an ihrer Qualifikation zu zweifeln begannen.

Vielleicht sollte ich mich mit diesen Zweifeln einmal näher beschäftigen, überlegte sie. Möglicherweise sind sie nicht ganz unberechtigt. Ein Irrtum meinerseits kann in der Tat beträchtliche Auswirkungen ha­ben.

Quendolain konzentrierte sich wieder auf die Séancenarbeit. Zwangs­läufig mußte sie sich auf die Zweifler konzentrieren, damit nicht die Gefahr bestand, daß sie zum ungünstigen Zeitpunkt aus dem Zusammenschluß ausbrachen.

Eine solche Séance zu führen, erforderte ein Höchstmaß an Sensibilität. Dennoch konnte es nur gelingen, wenn es ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl gab.

Und genau das war zur Zeit gefährdet.

Quendolain spürte aufkeimenden Ärger. Längst schon hätte die Séance »stehen« müssen. Sie bekam die Sache nicht im erwünschten Maße in den Griff.

Jetzt wandte sie sich den Zweiflern noch stärker zu.

Ohne Vorwarnung drang sie in deren Geist ein. Dabei nutzte sie die PSI-Energien der anderen Veränderten.

Das war ganz klar Mißbrauch, aber Quendolain sah keine andere Möglichkeit, wenn sie wirklich effektiv tätig werden wollte.

Die Zweifler wurden total überrumpelt. Quen­dolain zwang ihren Widerstand mit Leichtigkeit psionisch nieder.

Im nächsten Augenblick wälzten sich zwölf Veränderte schreiend auf dem Felsplateau. Ihre Gesichter waren schmerz­verzerrt. In ihren weit aufgerissenen Augen stand beginnender Wahnsinn.

Quendolain zog sich zurück und rechtfertigte sich vor allen anderen: »Die PSI-Kollektiv muß funktionieren. Ich bin die Koordinatorin. Ihr habt es so gewollt. Und ich bleibe die Koordinatorin, bis es nicht mehr erforderlich ist!«

Ja, sie hielt das für eine Rechtfertigung, obwohl jedem klar war, daß Quendolain ihre Entscheidung gefällt hatte, auch wenn sie es vor sich und der Séance dergestalt kaschierte: Sie war jetzt die Machthaberin, die jeden bestrafte, der nicht in ihrem Sinne handelte. Sie war das Gesetz auf Smaragd.

Enyl äußerte sich nicht dazu. Er war ein Psychonauten-Rebell und als solcher sozusagen naturgemäß gegen jegliche Bevormundung oder sogenannte Führungspersönlichkeiten. Er zweifelte an dem Sinn einer streng geordneten Hierarchie, in der jeder seinen genau umrissenen Platz hatte. Ein Führer sollte nur so lange bleiben, bis sich herausgestellt hatte, daß er nicht mehr geeignet war. Das setzte voraus, daß man Zweifel an seinen Qualifikationen niemals unterdrücken durfte.

Auf der anderen Seite mußte Enyl allerdings einsehen, daß ihre besondere Situation ein besonderes Verhalten erforderte.

Er hielt sich nicht deshalb zurück, weil er Quendolain liebte, sondern weil er sich im Konflikt befand.

Ähnlich wie Quendolain vorher selber. Mit dem Unterschied, daß Enyl nicht dieselbe Verantwortung trug.

Er integrierte sich wieder voll in die Séance.

Die Bestraften wurden von der Séance aufgenommen und vergaßen ihre Schmerzen.

Diesmal störten sie die Séancenarbeit nicht mehr. Allerdings geschah dies nicht deshalb, weil sie überzeugt waren, sondern aus Angst vor weiteren Maßnahmen vonseiten Quendolains.

Enyl dachte flüchtig daran, daß Quendolain mit ihrem Vorgehen ihre Gegnerschaft eher gestärkt hatte.

Doch das war ein Problem, das später erörtert werden mußte. Jetzt ging es um anderes.

Er verlor seine Gedanken an Quendolain, die Séancenmeisterin.

Aus Captain Quendolain war die Koordinatorin Quendolain geworden. Eine Koordinatorin ungewöhnlicher Art, denn sie war die erste, die eine so starke Séance zu steuern hatte.

Vierzig Veränderte - das war ein Potential, das keineswegs mit vierzig »normalen« Psychonauten zu vergleichen war!

Die Séance schickte ihre Fühler in die Welt um Smaragd. Sie verlor räumliche Vergleichsmöglichkeiten und ging davon aus, daß Smaragd planetengroß war.

So irrte der Zusammenschluß aller an der Séance beteiligten Geister, geführt von Quendolain, durch die unverständlichen Energien von Smaragd, ohne auch nur eine Spur des fremdartigen Raumschiffs zu finden.

Als hätte es das Schiff niemals gegeben und als wären sie einer Vision zum Opfer gefallen.

Quendolain spürte wieder die Störungen einiger Zweifler, unterdrückte sie jedoch mit eiserner Gewalt.

Doch auch sie begann zu zweifeln.

Vielleicht hatte das von ihr entwickelte Wirklichkeitsmodell einen wichtigen Fehler, der zu diesem Fiasko geführt hatte?

*

Noch einmal umrundeten die PSI-Kräfte der Séance Smaragd. Ohne jeglichen Erfolg.

Quendolain kehrte nicht zum Felsplateau zurück, sondern tat etwas anderes:

Sie begann, die sie umgebenden Energien zu analysieren. Das ging natürlich nur, wenn sie abermals ein Interpretationsmodell schuf.

Wie in der Wissenschaft üblich: Zunächst wird ein Denkmodell geschaffen. Anhand dieses Modells gibt es das erste Experiment innerhalb einer Versuchsreihe. Ziel ist, das Modell zu bestätigen oder aber seine Fehler zu erkennen. Verlaufen sämtliche Versuche positiv, hat sich das Modell bestätigt und kann somit als richtig erkannt werden. Gibt es Abweichungen, muß man das Denkmodell entsprechend berichtigen und kommt somit zum Versuchsmodell. Es geht so lange, bis man aus dem Modell eine These ableiten kann. Diese These wird mit anderen in Bezug gestellt. Es werden Lücken gesichtet, die man dann mit weiteren Denkmodellen, basierend auf bisherigen Erkenntnissen, auszufüllen versucht. Diese Denkmodelle werden wiederum in eigenen Versuchsreihen überprüft.

Die Gesamtheit aller auf diese Weise erarbeiteten Thesen ergibt schließlich das wissenschaftliche Weltbild.

Quendolain hatte auf ähnliche Weise die Wahrnehmung der Smaragd-Wirklichkeit ermöglicht und wollte nun die Smaragd-Energien ausloten. Denn sie dachte an die Möglichkeit, daß Smaragd in Wirklichkeit wesentlich größer war als angenommen.

Doch war Größe nicht relativ?

In diesem Sinne war es wichtig, Bezugspunkte herzustellen und ein Modell zu schaffen, mit dem man Vergleiche erzielen konnte.

Sie wandte sich nach den ersten ergebnislosen Analysen doch dem Felsplateau zu und erfaßte mit dem ihr zur Verfügung stehenden PSI-Potential die scheinbar seelenlosen vierzig Körper der Veränderten. Dies war eine gute Vorlage zum Größenvergleich. Jetzt brauchte nur noch Smaragd als Körper erkennbar zu sein. Schon wußte Quendolain mehr über diese Welt, als sie noch vor Minuten zu hoffen gewagt hatte.

Kaum verließ sie das Felsplateau, als der Vergleich unmöglich wurde. Es fehlten die Anhalts­punkte. Der cha­otische Energieman­tel verzerrte den Raum so sehr, daß sie mit ihrem Größenmodell nichts anfangen konnte.

Quendolain hatte unwahrscheinliche Mittel zur Verfügung, indem sie mit dem Energiepotential von vierzig Veränderten operieren konnte. Doch das alles nutzte überhaupt nichts, wie es jetzt schien.