Heimatkinder 32 – Heimatroman - Merz Franziska - E-Book

Heimatkinder 32 – Heimatroman E-Book

Merz Franziska

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Beschreibung

Die Heimatkinder verkörpern einen neuen Romantypus, der seinesgleichen sucht. Zugleich Liebesroman, Heimatroman, Familienroman – geschildert auf eine bezaubernde, herzerfrischende Weise, wie wir alle sie schon immer ersehnt haben. "Überleg's dir, Mariandl! Du mußt den Martin net heiraten, nur weil ein Kind unterwegs ist!" Maria Gesswein sprach eindringlich auf ihre Tochter ein. "Wir haben genug Platz im Haus und das Butzerl wird auch ohne den armen Bauernsohn groß!" Die letzten Worte preßte sie verächtlich heraus. "Geh, Mutterl! Wenn ich ihn dazu bringen könnt, daß er dem alten Achner den Hof abschwatzt, dann ist er gwiß nimmer arm! Schau, auf dem Achnerhof hat's seit zwei Jahren einen guten Fremdenverkehr und der Hof mit seinen Ländereien ist auch net zu verachten! Freilich, du hast schon recht, wenn er auf dem Hof schaffen muß wie ein Knecht, dann hat's keinen Sinn mit uns. Aber laß mich nur machen!

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Heimatkinder –32–

Josepha, komm doch wieder!

Roman von Merz Franziska

»Überleg’s dir, Mariandl! Du mußt den Martin net heiraten, nur weil ein Kind unterwegs ist!« Maria Gesswein sprach eindringlich auf ihre Tochter ein. »Wir haben genug Platz im Haus und das Butzerl wird auch ohne den armen Bauernsohn groß!« Die letzten Worte preßte sie verächtlich heraus.

»Geh, Mutterl! Wenn ich ihn dazu bringen könnt, daß er dem alten Achner den Hof abschwatzt, dann ist er gwiß nimmer arm! Schau, auf dem Achnerhof hat’s seit zwei Jahren einen guten Fremdenverkehr und der Hof mit seinen Ländereien ist auch net zu verachten! Freilich, du hast schon recht, wenn er auf dem Hof schaffen muß wie ein Knecht, dann hat’s keinen Sinn mit uns. Aber laß mich nur machen!« Marianne Gesswein ging quer durch die Gaststube zum Fenster und betrachtete versonnen die mächtigen, verschneiten Gipfel des Berchtesgadener Landes.

Das schlanke, hochgewachsene Dirndl wußte seit zwei Monaten, daß es von ihrem langjährigen Freund und Geliebten ein Kind erwartete. Wohlweislich hatte sie es ihm bislang verschwiegen, denn in der letzten Zeit hatte es einige Spannungen gegeben, weil sich Martin nur noch um den väterlichen Hof zu kümmern schien. Marianne fühlte sich vernachlässigt und hatte es ihm sehr deutlich gezeigt.

Maria Gesswein betrachtete ihr hübsches, gutgebautes Töchterl liebevoll. Sie hatte nie verstehen können, was ihr Mariandl an Martin Achner fand. Er sah grad ebensogut aus wie viele andere, die ihrer Tochter den Hof machten! Es war gut so, daß Marianne ihr Geheimnis noch für sich behalten hatte, denn der Bursch schien ja gerade eigene Sorgen genug zu haben.

Marianne lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe. Die Fichten vor dem Haus schienen sich unter der schweren, glitzernden Last des Schnees zu ducken, was sie daran erinnerte, daß sie selbst das junge Leben unter ihrem Herzen als Last empfand. Ein leiser Seufzer entrang sich ihrer Brust.

»Dirndl, jetzt denk net soviel drüber nach. Komm, setz dich daher und genieße die wenigen Minuten, bis die Gäst vom Skifahrn zurück sind. Dann hast Gschäft genug!« Die stattliche Hoteliersfrau rief ihre Tochter energisch zur Ordnung.

»Hast recht, Mutterl. Aber ich sag dir gleich, wenn Martin heut kommt, werd ich ihm sagen, wie’s um mich steht. Vielleicht hilft’s ihm ein bisserl, den Bauern zu einer Überschreibung des Hofs zu überreden!« Das Dirndl zwinkerte der Mutter verschwörerisch zu und lächelte ironisch. Es mochte den Altbauern nicht besonders. Jedesmal, wenn sie auf dem Achnerhof war, hatte er sie wie Luft behandelt, als wäre sie nicht gut genug für seinen Sohn!

»Du mußt’s ja wissen. Aber ich tät an deiner Stell noch ein bisserl warten«, entgegnete Maria Gesswein zweifelnd und zog die Stirn in Falten. »Der alte Achner ist ein sturer Kopf. Er wird’s dem Martin gwiß net leichtmachen.«

Marianne lachte spöttisch auf. »Mag schon sein. Aber die Bäuerin ist ein friedliebender Mensch. Sie hat noch alleweil dafür gesorgt, daß es ihrem Martl an nix gefehlt hat!«

Die Mutter zuckte mit den Schultern. »Dein Vater und die Achnerbäuerin hätten gut zusammengepaßt!« lachte sie bitter auf. In ihren Augen war ihr Alois mit den Jahren viel zu nachgiebig geworden, was zur Folge gehabt hatte, daß sie, Maria Gesswein, schließlich das Zepter in die Hand genommen hatte. Sie konnte zufrieden sein, denn ihr Töchterl tat es ihr nach und wurde so zu einer geschäftstüchtigen jungen Frau.

»Ach, Mutterl, wennst doch nur net immer auf dem Vater herumreiten würdest!« Marianne winkte unwirsch ab. Sie liebte ihren Vater, konnte es aber nicht verwinden, daß er es der Mutter überlassen hatte, das große Hotel allein zu führen!

»Ist schon recht. Schau, der Trubel geht gleich los!« Maria Gesswein schob ihren mächtigen Leib in die Höhe und ging verbindlich lächelnd auf die eintretenden, vor Kälte bibbernden Gäste zu.

Entschlossen strich sich Marianne ihr langes, rotbraunes Haar zurück, erhob sich behende und ging mit wiegenden Schritten zur Rezeption.

Die Zeit verging wie im Fluge. Es war bereits spät, als Martin Achner, in seinen dicken braunen Fellmantel gehüllt, in die Gaststube stapfte. Schneereste klebten noch an seinen Stiefeln, die nun auf dem kostbaren Teppichboden dunkle Flecken hinterließen. Es war ihm gleichgültig, daß ihm die Mutter seiner Liebsten einen mißbilligenden Blick zuwarf, ohne ihn zu begrüßen.

»Oh, Martl, du kommst aber spät heut!« tadelte Marianne ihn. Sie legte den Kopf schief und stemmte die Hände in die Hüften.

Umständlich hängte der Bursch den Mantel an den Garderobenhaken, ehe er sich verlegen grinsend zu dem Madl umwandte. »Tut mir leid, Mariandl, aber ’s ist grad viel los. Bis vor einer Stund war ich noch bei den Holzknechten im Berg.«

Marianne verdrehte die Augen. Auch das noch! Nicht genug, daß er auf dem Hof fest zupacken mußte, nun ging er auch noch in den Berg! Sie hatte nichts gegen den Besitz des riesigen Waldstücks einzuwenden, das der Familie Achner seit drei Generationen gehörte, aber nach ihrer Meinung sparte der Bauer die Kosten für gescheites Personal auf Kosten seines Sohnes! So durfte das auf keinen Fall weitergehen. »Geh schon hinauf in mein Zimmer, Martl, ich hab was mit dir zu reden!« forderte sie ihn nun lächelnd auf, schob ihn zum Treppenaufgang und tätschelte ihm versöhnlich den Rücken.

Verdattert folgte Martin ihrer Aufforderung. Was hatte das zu bedeuten? Das letzte Mal durfte er vor knapp drei Monaten ihr Zimmer betreten – das war, als sie…

Ein seltsam süßes Gefühl erfaßte den Burschen, als er an jene Nacht dachte, in der Alois und Maria Gesswein in der Stadt weilten! Erst in jener Nacht war ihm bewußt geworden, wieviel ihm Marianne bedeutete.

Doch die letzten Monate hatte sie ihm zur Qual gemacht. So oft er sich ihr auch nähern wollte, hatte sie stets irgendeinen Vorwand gehabt, um ihn fernzuhalten. Martin flüchtete sich in Arbeit, aber es wollte ihm nicht gelingen, das Dirndl aus seinen Gedanken zu verbannen. Etwas war mit ihnen geschehen, hatte sich zwischen sie geschoben.

Nachdenklich ließ er sich auf das bequeme Sofa fallen und wartete geduldig auf Marianne. Er knipste die Stehlampe an, deren sanftes Licht dem kleinen Zimmer gemütliche Wärme gab.

Kaum, daß er die langen Beine ausgestreckt hatte, öffnete sich leise die Tür. »So, mein Lieber, nun hab ich es endlich geschafft!« stöhnte Marianne, ließ sich auf Martins Knie gleiten, nahm sein schmales Gesicht in beide Hände und küßte ihn so leidenschaftlich, daß ihm die Luft wegblieb.

Der Bursch zog ihren aufregend duftenden Körper an sich, ließ sich zurücksinken in die weichen Polster, gab sich völlig ihren weichen, fordernden Lippen hin.

Nach einer Weile löste sich das Dirndl behutsam aus seinen Armen, setzte sich auf, als wäre nichts geschehen.

Martin konnte sein Beben nicht unterdrücken, starrte Marianne fassungslos an, die sich jetzt mit ernster Miene auf den Sessel setzte und lässig die langen, schlanken Beine übereinanderschlug.

»Mach net so ein deppertes Gsicht, Martl! Ich hab dir doch gsagt, daß ich mit dir zu reden hätt. Nun, ’s ist wahrlich net leicht, aber ich glaub, du hast ein Recht drauf, daß ich’s dir sag.« Belustigt beobachtete das Madl, wie Martin um seine Fassung rang. So ist’s recht, dachte sie triumphierend, jetzt gehst mir nimmer naus!

»Mach’s net so spannend, sag schon, was es gibt.« Der Bursch war tief enttäuscht. Er setzte sich auf die Sofakante, beugte sich leicht vor und bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck.

Marianne sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Willst mich noch immer heiraten, Martl?«

»Das weißt doch eh! Warum fragst denn?« Der Bursch war überrascht. Bislang hatte Marianne nichts davon wissen wollen.

»Martin…« Das Dirndl machte eine wirkungsvolle Pause. »Martin, ich krieg ein Kind!«

»Waaas?« Martin Achner sprang auf, griff erschüttert nach den schmalen Händen seiner Liebsten. »Seit wann weißt denn das?«

»Seit zwei Monaten. Aber ganz sicher bin ich erst seit vier Wochen.«

»Dirndl!« Martin kniete vor Marianne, legte sein heißes Gesicht in ihre Handflächen und murmelte: »Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt!«

»Geh, Martl! ’s wär ganz gschickt, wenn wir so bald wie möglich heiraten könnten, weißt, dann sieht man’s noch net so arg!« Das Mädchen entzog dem Überglücklichen die Hände. »Aber da ist noch was.«

»Ja?« Mariannes Tonfall ließ den Burschen aufhorchen. Er stand langsam auf, sah aufmerksam auf sie hinunter.

»Hm. Ich – ich kann dir nur mein Jawort geben, wennst deinen Vater überredest, dir den Hof zu überschreiben!« Nun war es drau­ßen!

Martin stieg die Zornesröte in die Stirn. »Du – das kannst doch net verlangen! Net jetzt!«

Marianne warf den Kopf in den Nacken. »Warum net? Glaubst, ich will einen Knecht heiraten? Was sollen denn die Leut von dir denken? Die reden doch gleich, daß du dich in ein warmes Nest setzen willst, wennst die reiche Hotelierstochter zur Frau nimmst! Überleg dir’s, Martl. Entweder du kriegst den Hof oder ’s gibt keine Hochzeit!«

Ihre Stimme hatte einen metallenen Klang angenommen. Martin war wie vor den Kopf geschlagen. Was sie verlangte, war so ungeheuerlich, daß er im ersten Augenblick am liebsten davongelaufen wäre. Aber da war das Kind, sein Kind! Es sollte nicht ohne den Vater aufwachsen!

Der Bursch verschränkte die Hände auf dem Rücken und ging bedrückt in dem kleinen Zimmer auf und ab. Kopfschüttelnd preßte er hinaus: »Mariandl, dein Preis ist arg hoch! Wie soll ich’s dem Vater beibringen? Er hat sein Leben lang nur für den Hof gerackert, wie es auch sein Vater getan hat.«

»Dann wird’s allmählich Zeit, daß er den Hof abgibt. Martin, dein Vater ist alt, kann längst nimmer die Arbeit schaffen. Im Grund bist doch längst der eigentliche Bauer! Ohne dich tät doch gar nix laufen!« schmeichelte Marianne.

Martin baute sich breitbeinig vor dem Dirndl auf. »Ich werd’s versuchen. Aber glaub mir, Mariandl, ich tu’s net wegen dir, sondern einzig für meinen Sohn!«

Ohne einen Kuß, ohne Abschied verließ Martin Achner das Mädchen. In sein Herz war eine nie gekannte Leere eingezogen. Er hatte tatsächlich geglaubt, daß ihn Marianne um seiner selbst willen zum Manne nehmen wollte!

*

Gramerfüllt machte sich Martin Achner auf den beschwerlichen Heimweg.

Der Achnerhof lag auf einem Gletscherschliff, umgeben von weitem Wiesen- und Waldland, weit abseits vom Dorf und vom Touristentrubel am Fuße des Watzmanns. Hier hatte einst sein Großvater aus dem kargen Land in mühevoller Arbeit fruchtbaren Boden erschaffen, der noch immer seinen Preis forderte.

Der harsche Schnee knirschte unter Martins Stiefeln, als er den breiten Weg zum Hof hinaufstieg. Sternenklarer Himmel begleitete den einsamen Burschen, der seinen schweren Gedanken nachhing.

Immer wieder murmelte er vor sich hin: »Mariandl, du verlangst zuviel von mir!«

Nach einer Stunde hatte er die verschneiten Wiesen erreicht, die sich sanft gewölbt bis zum Haus hin erstreckten. Hinter den Fenstern der Wohnstube brannte Licht, also war der Vater noch wach.

Vor der schweren, eichenen Haustür klopfte er sich heftig die Eiskristalle von Mantel und Fellmütze, schlüpfte hastig aus seinen Stiefeln, um gleich darauf auf den wollenen Socken in der gemütlichen Bauernstube seinem Vater gegenüberzutreten.

Der stattliche Altbauer, der in jungen Jahren seinem Sohn sehr ähnlich gewesen sein mochte, erhob sich umständlich aus dem Sessel. »Bist schon wieder zurück? Schaust net grad glücklich drein!« brummte er.

Martin ließ sich in den Sessel fallen, der dem des Vaters gegenüberstand. »Setz dich bitte, Vater. Nein, ich bin net besonders glücklich. Was ich jetzt mit dir zu reden hab, tut mir weh, aber ich muß es dir dennoch sagen!«

Der alte Mann tat, worum ihn sein über alles geliebter Sohn bat. Das klang nicht gut!

»Vaterl – Marianne und ich wollen heiraten!« Martin lehnte den Kopf zurück und starrte an die Holzdecke.

»Aber Bub, das ist doch ein Grund zum Feiern! Ha, da würd ich an deiner Stell aber anders dreinschaun!«

»Wenn’s so einfach wär! Sie gibt nur ihr Jawort, wennst mir den Hof überschreibst.« Der Bursch starrte noch immer an die Decke.

Scheinbar gleichmütig zündete sich Franz Achner seine Pfeife an. »So? Ich hab geglaubt, ihr liebt euch.«

Martin sprang auf. »Ja, Vaterl, das dacht ich auch. Und wenn das Kind net unterwegs wär, glaub mir, ich tät auf das Dirndl verzichten! Aber es ist mein Sohn, den sie in ihrem Leib trägt, mein Erbe! Ich kann net zulassen, daß er bei den Gessweins groß wird – ohne Vater!«

Der Vater zog heftig an der Pfeife. Seine kräftige, schwielige Hand gebot dem Sohn, sich wieder zu setzen.

Nach einer geraumen Weile sagte er leise: »Auch wenn’s kein Sohn wird, Martl, bleibt’s am End doch dein Kind.« Er seufzte tief. »Sag der Mutter noch nix davon, sonst grämt sie sich zu arg. Nun, wenn’s denn net anders geht, du sollst den Hof haben. ’s ist eh Wurscht, ob du ihn später oder gleich übernimmst.«

»Vaterl! Du hast doch noch net einmal recht drüber nachgedacht!« erwiderte Martin fassungslos. Er wußte, daß sein Ansinnen den Vater schmerzen mußte.

Doch der alte Mann winkte nur ab, fuhr sich fahrig durch das schlohweiße Haar. »Hab ich längst, mein Sohn, hab ich längst! Meinst, ich weiß net, daß meine Knochen schon lang nix mehr taugen? Die langen grad noch fürs Altenteil, also mach dir darum keine Gedanken. Ich denk, daß wir uns dann mehr um unsre Stammgäst kümmern können und selbst in die kleine Wohnung im Anbau einziehen. Ist gscheiter, dann kannst hier schalten und walten, wie du magst.« Er stand auf, ging auf seinen unglücklich dreinblickenden Sohn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Wann wollts denn heiraten?«

Martin umarmte den Vater dankbar, ehe er antwortete: »Ich weiß es selbst noch net genau, aber wie’s ausschaut, schon sehr bald, damit Marianne net ins Gered kommt.«

So geschah es dann auch.

*

Sie waren ein schönes Paar, die fünfundzwanzigjährige, rassige Marianne Gesswein und der achtundzwanzigjährige gestandene Bauer Martin Achner. Die kleine Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, niemand wollte sich das große Ereignis entgehen lassen. Nicht einmal das einsetzende Schneegestöber hatte die Dorfbewohner davon abhalten können.

Während er mit seiner schönen Frau an der Seite zum Altar schritt, warf Martin seiner Mutter einen dankbaren Blick zu. Er war ihr zutiefst dankbar, daß sie ihre künftige Schwiegertochter mit nachsichtigem Verständnis in ihr Haus aufgenommen hatte, obwohl sie den wahren Grund für diese überstürzte Hochzeit inzwischen kannte.

Der allseits hochverehrte Pfarrer Thalhuber hielt eine ergreifende Predigt, die die junge Frau Achner allerdings kaum in ihr Bewußtsein aufnahm.

Marianne dachte zufrieden daran zurück, wie ihr Martin in knappen Worten berichtete, daß er nun der Bauer sei und einer Hochzeit nichts im Wege stünde. Sie hatte ihn dafür mit Zärtlichkeiten überhäuft und gespürt, wie sein anfänglicher Widerstand allmählich dahingeschmolzen war. O ja, nun würde sie die Bäuerin sein, gescheites Personal einstellen und dafür sorgen, daß sie das Sagen hatte – genau wie ihre Mutter! Sie wußte genau, daß Martin sie nicht geheiratet hätte, wenn sie das Kind nicht bekommen würde. Das hatte er ihr deutlich genug gesagt!

Endlich war die Zeremonie in der Kirche vorbei. Marianne strahlte in ihrem weißen Spitzenkleid, wie es sich für eine jungvermählte Frau gebührte und Martin machte gute Miene zum bösen Spiel.

Wenn der Bursch aufrichtig mit sich ins Gericht ging, konnte er die Verbundenheit zu Marianne nicht abstreiten, denn sie waren schon seit fünf Jahren ein Liebespaar. Dennoch war seit jenem Abend etwas in ihm zerbrochen, das er nicht wieder zurückholen konnte. Freilich, das Dirndl übte mit seinen leidenschaftlichen Zärtlichkeiten noch immer einen Zauber auf ihn aus, aber tief drinnen im Herzen bohrte der Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit.

»Laßt uns nun fröhlich sein und feiern!« forderte der gutmütige Alois Gesswein die zahlreiche Gesellschaft auf, die sich im Hotel eingefunden hatte. Er hatte darauf bestanden, dem Dirndl eine aufwendige Hochzeit auszustatten, obwohl das Brautpaar eigentlich ganz in der Stille hatte heiraten wollen.