Heimliche Liebe auf der Insel des Glücks - Scarlet Wilson - E-Book
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Heimliche Liebe auf der Insel des Glücks E-Book

Scarlet Wilson

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Beschreibung

Weil er für seine Praxis auf der kleinen schottischen Insel dringend neues Equipment benötigt, willigt Dr. Rory Gillespie widerstrebend ein, in einer Realityshow mitzuwirken. Schon bei der ersten Begegnung mit der temperamentvollen Fernsehmoderatorin Kristie sprühen zwischen ihnen die Funken. Aber ein Arzt aus den Highlands und ein erfolgreiches Glamour-Girl aus Hollywood? Das kann nicht funktionieren, ist Rory überzeugt. Er weiß, dass Kristie schon bald in die USA zurückkehren wird! Wenn er nicht aufpasst, mit seinem Herzen im Gepäck …

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Seitenzahl: 208

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IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2019 by Scarlet Wilson Originaltitel: „Tempted by the Hot Highland Doc“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MEDICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 142021 7/2021 Übersetzung: Tatjana Hofer

Abbildungen: kupicoo / iStock, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 7/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733718879

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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PROLOG

„Niemals! Das mach ich nicht.“ Kristie Nelson schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ihr Chef Louie runzelte die Stirn. „Willst du deine Hypothek abbezahlen oder nicht?“

Kristie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum. „Man hat mir versprochen, dass ich mit dem Nachrichtenteam zusammenarbeiten könnte. Rührselige Alltagsheldengeschichten gehen mir auf den Wecker, und wenn du mich noch einmal zu einer Quizshow verdonnerst, schwöre ich, dass ich das Zeremonialschwert da hinter dir von der Wand nehme und dir damit …“

„Schon gut, schon gut!“ Louie lachte laut auf, wurde dann aber wieder ernst. „Kristie, deine letzten beiden Projekte sind gefloppt. Mit dem Produzenten der Fernsehserie, für die du eingeplant warst, hast du dich verkracht. Ich musste nach einer Arbeit für dich suchen, die sich mit deinen anderen Verpflichtungen vereinbaren lässt.“

Sie schluckte. Louie kannte sie gut – besser als die meisten, denn sie gab normalerweise nichts über sich preis. Und auch wenn sie es ihm gegenüber nicht zugab, wusste sie das zu schätzen.

Sie blickte auf die Mappe in ihrer Hand. „Ein Jahr im Leben des heißen Highland- Doc? Im Ernst?“, sagte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Hört sich wieder nach einer Story über Alltagshelden an.“

Louie sah ihr in die Augen: „Eine Story, die vorsieht, dass du drei Tage im Monat auf einer Insel drehst. An- und Abreise und alle Spesen werden bezahlt, und das Gehalt ist besser als das, was die Nachrichtensender dir zahlen würden.

So gesehen …

Louie fuhr fort: „Die Streaming-Dienste sind heutzutage die mit den großen Budgets. Sie machen die besten neuen Fernsehserien und scheuen sich auch nicht, Risiken einzugehen. Meinst du nicht, dass es eine gute Idee ist, da den Fuß in die Tür zu bekommen und Eindruck zu machen?“

Sie wusste, dass er recht hatte. Sie wusste, es war eine gute Gelegenheit. Wie viele Leute schafften es schon, bei den herkömmlichen Fernsehsendern Karriere zu machen? Sie wollte nicht zugeben, dass sie sogar ein Abo bei diesem Streaming-Dienst hatte. Einige der Serien machten geradezu süchtig.

Louie fuhr fort: „Sie drehen auf der ganzen Welt. Über einen Vulkanologen in Hawaii. Eine Museumskuratorin in Kairo. Den Quarterback eines American-Football-Teams. Einen angehenden Astronauten.“

„Und ich kriege den schottischen Arzt?“ Sie hielt ihre Mappe hoch und versuchte gar nicht erst, ihre Enttäuschung zu verbergen.

Ihr Chef schwieg, und sein Schweigen sagte alles. Sie hatte bekommen, was übriggeblieben war. Wahrscheinlich hatte Louie sogar hart dafür kämpfen müssen, dass sie diesen Auftrag überhaupt bekam.

Sie blätterte die Mappen auf seinem Schreibtisch durch. Es gab auch einen Tierarzt. Einen Feuerwehrmann. Eine Lehrerin. Eine Polizistin.

Müsste sie eine persönliche Rangliste aufstellen, würde der Arzt auf dem letzten Platz landen. Die Vorstellung, den ganzen Tag mit einem Arzt zu verbringen – womöglich in einem Krankenhaus –, machte sie krank.

Vor sechs Jahren, als sie ihr Studium der Medienwissenschaften abgeschlossen hatte, war sie entschlossen gewesen, die Welt im Sturm zu erobern. Aber irgendwie hatte sich dieser Sturm in eine lange Ochsentour mit wenigen Glanzlichtern verwandelt. Ein Teil von ihr lehnte den neuen Job jetzt schon ab. So etwas war einfach nicht ihr Ding. Aber was sonst?

In den letzten paar Jahren war einiges passiert, was ihr Vertrauen in die Welt um sie herum erschüttert hatte. Manchmal wusste sie nicht einmal mehr, wofür sie überhaupt noch kämpfte.

„Ist es heutzutage nicht sexistisch, jemanden als heißen Highland-Doc zu bezeichnen?“, fragte sie.

Louie zuckte mit den Schultern. „Wen interessiert’s? Der Titel hat uns gefallen und dürfte Zuschauer anlocken. Wer sieht nicht gern einen heißen Highland-Doc?“

Sie dachte angestrengt nach. „Geografie ist nicht meine Stärke. Warte …“ Sie zog ihr Handy aus der Tasche und gab den Namen der Insel in die Suchmaschine ein. „Arran? Das ist an der Südwestküste Schottlands. Das sind nicht mal die Highlands.“

Louie lachte. „Wie ich schon sagte: Wen interessiert’s?“

Kristie schloss einen Moment die Augen und dachte an den Haufen Rechnungen zu Hause. Hier gab es Geld zu verdienen, und zwar ein ganzes Jahr. Es wäre idiotisch, das Angebot auszuschlagen.

„Kopf hoch! Wer weiß, vielleicht gefällt dir Arran sogar! Du musst nur drei Tage im Monat hin und so viel wie möglich filmen. Du brauchst jeweils Material für vierzig Minuten Filmzeit. Und falls da nichts los ist, mischst du die Insel ein bisschen auf!“

Diesmal war es Kristie, die die Augenbrauen hochzog. „Aufmischen? Was soll das denn bitte heißen?“

Louie zuckte mit den Schultern. „Ich meine, mach was Interessantes draus. Wenn du schon wieder in einer Serie mitmachst, die mittendrin eingestellt wird, glauben die Leute langsam, dass du die Pest hast, und wollen nicht mehr mit dir arbeiten.“

Sie schluckte. Sie wusste, dass er recht hatte. Das Fernsehen und die Medien waren gnadenlos. In einem Moment wurde man in den Himmel gehoben, im nächsten konnte man von Glück reden, wenn man die Brotkrumen aufsammeln durfte – so wie sie jetzt.

Sie nickte langsam. Dann runzelte sie die Stirn, als sie ihre Mappe mit einigen anderen verglich. „Es gibt kein Foto von diesem Typ.“

„Nein?“ Louie hatte sich bereits seinem Terminkalender zugewandt, offenbar um sich einer anderen Aufgabe zu widmen.

Sie starrte auf die Notizen in der Mappe. Rhuaridh Gillespie, genannt Rory. Hausarzt. Sprang auch im Arran Community Hospital und in der Notaufnahme ein.

Wie sollte das gehen?

Sie schluckte und holte tief Luft. So schlimm würde es schon nicht werden.

„Wie viel Zeit habe ich, um mich vorzubereiten?“

Louies Augen blitzten, als er ihr den Flugplan über den Tisch schob.

„Einen Tag“, antwortete er.

„Einen Tag?“, rief sie ungläubig aus, während sie sich erhob. „Was soll das heißen, einen Tag?“

Louie tat, als ob es die normalste Sache der Welt wäre. „Du fliegst nach Glasgow, ein Mietwagen ist gebucht. Von dort musst du zu einem Ort namens Ardrossan fahren, um die Fähre nach Arran zu nehmen. Die Überfahrt dauert etwa eine Stunde, aber …“ Er hielt inne, während er einige Notizen vor sich studierte.

„Ja?“

„Anscheinend kann sie sich bei schlechtem Wetter verzögern. Deshalb solltest du einen Zeitpuffer einplanen.“

Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren. Kleidung. Ausrüstung. Wie war das Wetter auf Arran in dieser Jahreszeit? Sie musste etwas über das Gesundheitswesen in Großbritannien in Erfahrung bringen. Und was war das für ein Typ? Unter normalen Umständen bräuchte sie ein paar Tage, um sich über seinen Background zu informieren – um herauszufinden, was für ein Mensch er war, wie er tickte. Irgendetwas, um ein wenig vorbereitet zu sein.

Sie schüttelte den Kopf. Dann fiel ihr ein, dass sie eine der wichtigsten Fragen vergessen hatte: „Wer ist mein Kameramann?“

Louie räusperte sich. „Gerry.“

„Gerry?“ Sie konnte ihren Unmut nicht verbergen. „Louie, er ist ungefähr hundert! Er ist nicht gerade der Schnellste, ist nie pünktlich und vergisst immer die Hälfte seiner Sachen.“

Louie zuckte mit den Schultern. „Gib ihm eine Chance! Er braucht den Job. Außerdem kennt er dich besser als die meisten anderen.“

Sie biss sich auf die Lippe, während sie nach ihrer Tasche griff. Vielleicht war sie unfair. Er kannte sie tatsächlich besser als die meisten – er war damals dabei gewesen, als sie den schrecklichen Anruf bekommen hatte. Aber das letzte Mal, als sie mit Gerry zusammengearbeitet hatte, hatte er sie drei Stunden mitten in der Wüste Arizonas sitzen gelassen.

„Wenn er nicht pünktlich am Flughafen ist, fliege ich ohne ihn ab, das schwöre ich!“

Louie winkte ab. „Wie du meinst.“ Er hob den Telefonhörer ab, als sie zur Tür ging.

„Ach, Kristie?“

Sie wirbelte herum. „Ja?“

Er grinste. „Wer weiß, vielleicht hast du sogar Spaß dran.“

Ohne zu zögern griff sie nach dem nächsten Stuhlkissen und warf es ihm an den Kopf.

1. KAPITEL

Mai

So viel Brechreiz konnte nicht normal sein. Vielleicht hatte sie auf dem Flug zwischen Los Angeles und London etwas Falsches gegessen? Das Hühnchen hatte okay ausgesehen. Aber dann hatte sie am Flughafen Heathrow vor dem Abflug nach Glasgow einen riesigen Brownie verputzt.

Sie stöhnte, als sich ihr wieder der Magen umdrehte und der Wellengang sie aus dem Gleichgewicht brachte. Dabei waren sie schon im Begriff, im Hafen von Brodick auf Arran anzulegen.

„War wohl Ihre erste Überfahrt, was?“, fragte eine Frau mitleidig, als sie zur Gangway gingen.

Kristie konnte nicht einmal antworten.

Gerry gab ihr einen kleinen Schubs. „Los, sie haben schon zweimal eine Durchsage gemacht, dass die Fahrer zu ihren Autos gehen sollen. Soll ich lieber fahren?“

Sie schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die er ihr gekauft hatte. Armer Gerry! Er hatte die halbe Fährüberfahrt damit verbracht, ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten, während sie sich übergab. Er war mehr als doppelt so alt wie sie, schien aber die Reise weit besser überstanden zu haben.

Sie lächelte verzagt. „Das nächste Mal, wenn wir zusammen fliegen, nehme ich, was du genommen hast.“ Er hatte, sobald sie in Los Angeles in den Flieger gestiegen waren, irgendeine Tablette eingeworfen und dann fest geschlafen, bis die Räder auf dem Flughafen Heathrow aufgesetzt hatten.

Er lächelte. „Was soll ich sagen? Jahrelange Erfahrung.“

Er ging vor ihr die Stufen hinunter zum Autodeck. Der Bug der Fähre war bereits offen. Kristie ignorierte die giftigen Blicke der Wartenden, während sie sich einen Weg zum Mietwagen bahnte und sich hineinzwängte.

Die Autos vor ihnen waren bereits losgefahren, als Kristie den ihr fremden Wagen anließ.

Sie zuckte zusammen, als hinter ihr gehupt wurde, und fluchte leise, als sie den Motor abwürgte. „Warum ist hier alles auf der falschen Seite?“

Gerry lachte leise. „Achte auf den Kreisverkehr.“

Sie biss sich auf die Lippe, während sie erneut den Motor anließ. Der Kreisverkehr am Flughafen Glasgow war der reinste Horror gewesen.

„Wo lang?“, fragte sie, als sie endlich von der Fähre rollten und der Autoschlange folgten, die sich zur Straßenkreuzung in Bewegung setzte.

„Links“, sagte Gerry schnell. „Die Praxis und das Krankenhaus befinden sich in einem Ort namens Lamlash, nur ein paar Meilen die Straße hoch.“ Als sie in die Hauptstraße bogen, sah sie, dass Gerry sich in seinem Sitz zurücklehnte. Die Sonne stand schon tief am Himmel. Auf der einen Seite sahen sie viel Grün, auf der anderen das Meer.

„Ich glaube, mir wird es hier gefallen“, sagte er lächelnd.

Kristie blinzelte. Je weiter sie sich vom Fährterminal entfernten, desto ruhiger wurde es. Entlang der Hauptstraße reihten sich ein paar Läden, Pubs und Hotels, aber nach einer Weile ging es auf eine kurvige Küstenstraße.

„Ich habe noch nie so viel Grün gesehen“, sagte Kristie, bemüht, sich von der Landschaft nicht ablenken zu lassen.

Gerry lachte. „Du kommst nicht oft genug raus aus Los Angeles. Zu viel trockene Luft.“

Ein paar Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Kristie runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, wo der Hebel für den Scheibenwischer war. Dabei geriet der Wagen in die Mitte der Fahrbahn.

„Achtung!“, rief Gerry, als ihnen ein Auto entgegenkam.

Erschrocken riss sie das Lenkrad herum und fluchte laut.

Gerry schüttelte den Kopf. „Mehrspurige Straßen gibt’s hier nicht. Merk dir das, Kristie. Wir sind auf dem Land.“

Sie kniff die Lippen zusammen und umklammerte das Lenkrad fester, als sich der Regen innerhalb von Sekunden in einen Wolkenbruch verwandelte. Sie lehnte sich nach vorn und versuchte nach oben zu sehen. „Was ist das denn? Vor fünf Minuten schien noch die Sonne.“

Sie wusste, dass sie sich gereizt anhörte. Aber sie war durch den Jetlag todmüde. Sie wollte einen anständigen Kaffee und Zimmerservice. Sie wusste nicht mal mehr, in welcher Zeitzone sie sich befand.

Sie fuhren an einem Schild vorbei. „Was stand da?“, blaffte sie.

„Nach links“, sagte Gerry ruhig.

Sie blinkte und fuhr auf den Parkplatz. Rechts vom Meer stand ein weißes Gebäude. Der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe, und die Bäume am Rand des Parkplatzes bogen sich im starken Wind.

Gerry lachte laut, als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Willkommen in Schottland, Kristie!“

„Sag mir, dass das ein Witz ist.“ Rory blickte zu seiner hochschwangeren Kollegin Magda hinüber, die ihre Beine hochgelegt hatte und sich den kugelrunden Bauch rieb.

Sie seufzte. „Ich habe den Vertrag schon vor zehn Monaten unterschrieben. Bevor ich von der Schwangerschaft wusste.“

„Du hast einen Vertrag unterschrieben, dass in unserer Praxis gefilmt werden darf, ohne das mit mir zu besprechen?“

Sie warf ihm einen bedauernden Blick zu. „Ich habe es mit dir besprochen“, stellte sie klar, lehnte sich zu ihrem Laptop vor und scrollte durch ihre Mails. „Da.“ Sie zeigte auf den Bildschirm. „Oder vielleicht nicht besprochen, aber ich habe dir die E-Mails und Verträge weitergeleitet. Seitdem ist so viel passiert …“

Er wusste, was sie meinte. Im letzten Jahr hatte er nach dem Tod seines Vaters dessen Hausarztpraxis übernommen, in der er vorher nur vertretungsweise ausgeholfen hatte. Der alte Doc war, nachdem man bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt hatte, innerhalb weniger Wochen gestorben. Weil sich für solch einen abgelegenen Ort auf dem Lande so leicht kein Nachfolger fand, hatte Rory die letzten zehn Monate damit verbracht, seine eigene Praxis auf dem schottischen Festland aufzugeben, sein Haus zu verkaufen, den Haushalt seines Vaters aufzulösen und sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Kein Wunder, dass ihm diese wichtige Information entgangen war.

Er fuhr sich mit der Hand durchs dichte Haar. „Aber was zum Teufel bedeutet das genau?“

Magda hob entschuldigend die Arme. „Es tut mir leid. Ich wollte letzte Woche mit dir darüber sprechen, als ich ihnen deine Details geschickt habe, aber ich hatte andere Sorgen und bin einfach nicht dazu gekommen.“

Rory schluckte und blickte auf Magdas leicht geschwollene Fußgelenke. Nach sieben Jahren vergeblicher Bemühungen war sie endlich schwanger geworden. Letzte Woche war sie gestürzt und hatte etwas geblutet. Das gesamte Praxisteam war in heller Aufregung gewesen. Er konnte seine Kollegin auf keinen Fall weiterem Stress aussetzen.

Er seufzte und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. „Erzähl mir noch mal davon.“

„Es ist eine Fernsehserie. Ein Jahr im Leben eines … Hier geht es natürlich um einen Arzt. Es ist eine amerikanische Produktionsfirma. Sie wollten unbedingt einen Arzt aus Schottland, der auf einer der Inseln tätig ist.“

„Ich wusste gar nicht, dass du ein Reality-TV-Star werden wolltest.“ Er war überrascht, denn es schien gar nicht zu Magda zu passen.

Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Reality-Fernsehen? Nie im Leben. Was ich wollte und was wir bekommen …“, sie machte eine spannungsvolle Pause, „… ist ein nagelneues Röntgengerät für die Klinik inklusive Wartungsvertrag.“

„Was?“ Er richtete sich im Stuhl auf.

Sie nickte. „Das ist der Deal.“

Rory runzelte die Stirn. Wie konnte er das verpasst haben? Das Röntgengerät in ihrer kleinen Klinik war alt und überbeansprucht. Sie hatten schon mehrfach vergebens ein neues Gerät beantragt. Solange das alte noch funktionierte – wenn auch unzuverlässig –, würde es wohl nicht ersetzt werden. Mit einem neuen Gerät würden sie weniger Patienten für eventuelle Operationen aufs Festland schicken müssen. Er sah Magda bewundernd an. „Das ist der Grund, weshalb du dich beworben hast?“

Sie grinste und streichelte wieder ihren Bauch. „Gib, so wird dir gegeben. Du weißt, wie ich unscharfe Röntgenbilder hasse. Denk nur mal an all die Fährfahrten, die durch ein neues Gerät überflüssig werden.“

Er nickte. Für ihre Insel mit fünftausend Einwohnern mochten sie gerade ausreichend ausgestattet sein, aber in den Sommermonaten stieg die Einwohnerzahl durch die vielen Urlauber auf mehr als das Vierfache an. Wenn Leute stolperten, ausrutschten oder stürzten, war ein Röntgengerät von unschätzbarem Wert. „Magda, du bist ein Schatz“, sagte er kopfschüttelnd.

„Warte lieber, bis ich dir den Rest erzählt habe.“

„Schieß los!“, meinte er, während er aufstand und sich streckte.

„Sie drehen jeden Monat drei Tage. Du musst nichts Besonderes machen. Sie begleiten dich einfach bei deiner Arbeit. Sie kümmern sich auch um die Einverständniserklärungen der Patienten. Du brauchst nur du selbst zu sein.“

„Drei Tage jeden Monat?“

Sie nickte. „Das ist alles.“

Er kniff die Lippen zusammen. Es klang nicht nach „Das ist alles“ für ihn. Es klang nach drei Tagen, an denen ihm jemand hinterherrennen und ihn ständig mit Fragen nerven würde. Es klang nach drei Tagen, an denen er jedem einzelnen Patienten würde erklären müssen, dass sie gefilmt würden. Mit seinen zügigen Visiten im Krankenhaus, wo er die Krankengeschichte der meisten Patienten kannte, ohne in ihre Akten zu gucken, dürfte es vorbei sein.

„Drei Tage?“ Er konnte seinen Ärger nur schwer unterdrücken. Er war immer sehr auf seine Privatsphäre bedacht. Magda wusste das. Sie hatten sechs Jahre zusammen studiert und waren einander dann mit diversen Jobs quer durch Schottland gefolgt. Rory hatte Magda nach Arran an der Westküste Schottlands gebracht – sie hatte sich sofort in die Insel verliebt. Er war es auch, der sie seinem besten Freund David vorgestellt hatte, und seinem Vater Joe, der dreißig Jahre das Insel-Krankenhaus und eine Hausarztpraxis geleitet hatte. Sie kannte Rory besser als die meisten anderen und wusste ganz genau, wie unangenehm das für ihn sein würde.

Sie stellte ihre Füße wieder auf den Boden und lehnte sich vor, so weit ihr riesiger Bauch es zuließ. „Ich weiß, das Timing ist schlecht. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich doch noch schwanger werde.“ Ihr kamen die Tränen. „Ich bin davon ausgegangen, dass ich gefilmt würde. Ich dachte, das könnte sogar Spaß machen. Einige unserer Patienten werden sich freuen, einmal im Fernsehen zu sein.“

Er wusste, dass sie versuchte, ihm die Sache schmackhaft zu machen.

„Schon okay, Magda. Keine Sorge. Du weißt, dass ich’s mache“, sagte er, konnte aber insgeheim sein Unbehagen nicht ignorieren. Drei Drehtage jeden Monat für ein ganzes Jahr. Das war die reinste Folter für ihn und so gar nicht sein Ding.

Er holte tief Luft. „Okay. Du konzentrierst dich aufs Baby. Wir wissen beide, dass du jetzt eigentlich zu Hause sein solltest, nicht hier. Überlass alles andere mir.“

Seufzend blickte er auf den Stapel Arbeit auf seinem Tisch. Er würde bis spätabends zu tun haben. Mit Magda im Mutterschutz und ohne eine Vertretung würde alles an ihm hängen bleiben. Wenigstens hatte er ein tolles Team, das ihn unterstützen würde.

Nach dem Tod seines Vaters hatte sich sein Leben komplett geändert. Er hatte sich, als sich kein Nachfolger fand, verpflichtet gefühlt, nach Arran zurückzukehren und die medizinische Versorgung der Inselbewohner sicherzustellen. Leider hatte sich seine Lebensgefährtin Zoe ein Leben auf Arran nicht vorstellen können. Er hatte nicht mal die Gelegenheit gehabt, sie zu fragen, ob sie sich eine Fernbeziehung vorstellen könnte, da sie keinen Fuß auf die Insel setzen wollte und umgehend das Weite gesucht hatte.

Das alles hatte sein Leben durcheinandergewirbelt. Er liebte diesen Ort, hatte ihn schon immer geliebt. Um Medizin zu studieren, hatte er fortgehen müssen, und das war gut für ihn gewesen. Er hatte seine Ausbildung in den Glasgower Krankenhäusern genossen, danach seine Zeit in Edinburgh, gefolgt von einem Job in London und ein paar Monaten Arbeit für Ärzte ohne Grenzen, bevor er in Glasgow seinen Facharzt gemacht hatte. Aber als sein Vater plötzlich gestorben war, hatte er auf der ganzen Fährüberfahrt Heimweh verspürt. Nachhausekommen hatte sich angefühlt, wie es sich anfühlen sollte. Als ob es sein Schicksal gewesen wäre – auch wenn die Umstände traurig waren.

Er sah Magda an. „Also, wann geht das Ganze los? In ein paar Monaten?“

Magda lachte nervös. „Morgen“, sagte sie, während sie aus dem Fenster sah. „Oder heute“, fügte sie mit einem Anflug von Panik hinzu, als sie aus dem Fenster sah.

Rory ließ die Mappe, die er gerade in die Hand genommen hatte, erschrocken fallen. „Was?“

Er folgte Magdas Blick durchs Fenster zum Parkplatz gleich vor der Praxis und erblickte eine Frau, deren blonde Haare ihr von der starken Brise im Firth of Clyde ins Gesicht wehten. Sie trug eine dünne Jacke und Caprihosen. Es war nicht zu übersehen, dass sie Mühe hatte, im starken Wind die Autotür zu schließen. Sie sah nicht gerade glücklich aus.

Entsetzt starrte er Magda an. „Du machst wohl Witze! Jetzt? Ohne Vorbereitung, nichts?“

Sie schluckte. „Tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich war einfach zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.“

Er spürte Ärger in sich aufsteigen, würde ihn sich aber niemals anmerken lassen. Sein Kopf arbeitete. Er musste mit seinen Patienten reden. Musste überlegen, welche Konsultationen gefilmt werden könnten – und sicherstellen, dass nichts Unpassendes aufgenommen wurde. Am besten war es wohl, wenn er sich an die Ärztevereinigung wandte, um dort um Rat zu fragen.

Der Frau auf dem Parkplatz flog ein Papier aus der Hand. Sie fluchte. Selbst durch das Fenster war ihr amerikanischer Akzent nicht zu überhören.

Magda unterdrückte ein Lachen. „Sieht nach viel Spaß aus.“

Rory verkniff sich zu sagen, was ihm auf der Zunge lag. Er atmete tief ein und sagte mit erhobenem Zeigefinger: „Dr. Price, dafür sind Sie mir etwas schuldig.“ Sie hielt ihm ihre Hand hin, damit er ihr aus dem Stuhl half.

„Auf jeden Fall“, erwiderte sie lächelnd.

„Warum sind wir zuerst hierhergefahren?“, murrte Kristie, während sie den Kofferraum öffnete, um ihre Ausrüstung zu holen.

„Besser gleich loslegen. Lass uns den Typen treffen, das Wichtigste klären und dann schlafen“, erwiderte Gerry.

Sie betrachtete ihn verstohlen. Vielleicht war ihr Kollege erschöpfter, als er zugeben wollte.

Sie gingen auf die Arztpraxis zu. Gerry hatte bereits eine Kamera unter dem Arm. Das Gute an ihm war, dass er stets zuversichtlich war. Kristie versuchte, ihre Nervosität zu verbergen. Für sie hing so viel von diesem Projekt ab. Sie musste es einfach gut hinkriegen, musste dafür sorgen, dass die Serie interessant und sehenswert war. Sie hatte keine Hintergrundinformationen über den Arzt bekommen. Anscheinend war er in letzter Minute für jemand anderen eingesprungen. Wenn er so aussah wie die Mehrheit der Leute auf der Fähre, würde er grauhaarig sein, am Stock gehen und klobige Schuhe tragen.

Die Fähre. Was, wenn sie noch nach Erbrochenem roch? Sie fühlte Panik in sich aufsteigen, griff nach dem Parfümflakon in ihrer Tasche und sprühte damit wie wild um sich, bevor sie durch die Tür gingen.

Sie betraten den großen Warteraum. Er war leer, sah aber so aus, als wäre hier viel los gewesen. Einige Stühle waren verrückt, Zeitschriften und Kinderspielzeug lagen überall verstreut. Sie konnte Trittspuren auf dem Teppich erkennen. Am Empfang war niemand mehr. Sie sah auf die Uhr. Es war nach achtzehn Uhr. Das Schild an der Tür besagte, dass die Sprechzeit vorbei war.

„Hallo?“, rief sie.

Irgendwo hörte man eine Tür zuschlagen. Ein groß gewachsener, dunkelhaariger Mann erschien aus dem hinteren Teil des Hauses. Er hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, beinahe gequält.

„Hi, Entschuldigung“, sagte er. „Ich habe nur meine schwangere Kollegin verabschiedet.“ Er schien sie beide zu mustern. „Sie müssen die Fernsehleute sein.“

Sein Dialekt war so stark, dass sie einen Moment brauchte, um sich darauf einzustellen. „Rory Gillespie?“, fragte sie.

Er hob eine Hand und zeigte auf seine Brust.

Oh mein Gott! Er war so gar nicht, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Kein Greis, sondern ein schlanker, muskulöser Typ mit strahlend blauen Augen und etwas zu langen verwuschelten dunklen Haaren. Er trug ein hellblaues Hemd und eine Stoffhose. Und er wirkte nicht gerade erfreut, sie zu sehen.

Sie fasste sich wieder, ging auf ihn zu und hielt ihm die Hand hin. „Kristie Nelson. Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Gillespie“, sagte sie und hoffte, ihr strahlendes Lächeln würde seine Wirkung entfalten. Eine Zeitlang war es sozusagen ihr Markenzeichen gewesen. Mit ihren blonden Locken, ihrem normalerweise perfekten Make-up und ihrem Lächeln war sie einst im Lokalfernsehen recht beliebt gewesen. Damals hatte sie jede Menge Selbstvertrauen gehabt und angenommen, sie würde eine steile Karriere machen und reich und berühmt werden. Stattdessen war sie unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

Rory schüttelte beiden die Hand. Sein Händedruck war so kräftig, dass Kristie sich fragte, ob er regelmäßig trainierte.

Gerry stellte sich vor: „Gerry Berkovich. Kamera, Licht, Ton und Mädchen für alles für die Hübsche hier.“ Er nickte in Kristies Richtung.

Sie gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Von wegen!“

Dr. Gillespie verzog keine Miene. Er wies auf sein Sprechzimmer. „Kommen Sie, setzen Sie sich. Ich bin sozusagen ins kalte Wasser geworfen worden. Deshalb muss ich erstmal ein paar Dinge klarstellen.“