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Das Buch ist eine Sammlung von Gedichten, Erzählungen, Kurzgeschichten und Illustrationen, die der Autor während oder nach seiner Autorenschule verfasst hat. In einfacher Sprache beschreibt Konrad alltägliche Situationen. Er tut dies mit viel Ironie und Sarkasmus, aber dann auch wieder zutiefst romantisch und gefühlvoll.
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Seitenzahl: 143
Veröffentlichungsjahr: 2021
Harald Konrad
Hellschwarz und Dunkelweiß
Gedichte, Prosa und Illustrationen
© 2021 Harald Konrad
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-37654-0
Hardcover:
978-3-347-37655-7
e-Book:
978-3-347-37656-4
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Sommerabend
Aus der Ferne schwingt ein liebliches, einsames Bimmeln eines Glöckchens zu mir an den Waldrand, als wolle es mit seinem Klingen einen schwülen Sommertag ausläuten.
Am Horizont versinkt ein glutroter Ball zwischen verschwommenen Umrissen einzelner Bäume.
Dahinter quellen drohend Wolken zu dunkelgrauen Ballen auf.
Mein Blick verharrt auf diesem gespenstisch anmutenden Schauspiel.
Über dem murmelnden Bach steigt bedächtig trüber, weißer Dunst und lässt die Uferpflanzen geheimnisvoll in sich versinken, um dazwischen von einer aufkommenden, säuselnden Brise in tausend schwebende Fetzen zerrissen zu werden.
Manchmal brechen Rufe entfernt grasender Kühe die Stille des Abends.
Kühle, feuchte Luft streicht mir übers Gesicht.
Die Schatten werden länger, wachsen als unheimliche, bizarre Monster auf der feuchten Wiese entlang und scheinen mich gefangen nehmen zu wollen.
Mein wird schwer, als läge es in dicken, drückenden Fesseln.
Gedanken an alte Heldensagen werden wach; längst vergessene Götter scheinen am Firmament um die Vorherrschaft zu kämpfen, jagen grollend aufeinander los; es blitzt jedes Mal, wenn sie aufeinandertreffen.
Wie Schweißtropfen ihrer Kampfrosse fallen silbrig schillernde Perlen auf mich herab und durchdringen meine Kleidung schonungslos, um sich bedächtig auf meiner schwitzigen Haut erfrischend auszubreiten.
Wie ein Pfeil schießt ein gellender Blitz auf die ruhende Erde, erhellt, blendet die Szene für einen Augenblick, um mit erschreckendem Krachen wieder der Dunkelheit zu weichen.
Plötzlich ist es still; kein Tropfen fällt vom Himmel; kein Blatt regt sich.
Selbst das fröhliche Gezwitscher der Vögel ist verstummt.
Nichts als Dunkelheit, unheimliche, bedrückende Finsternis umgibt mich.
Aufregende, gespannte Stille überall.
Geruch von frisch geschnittenem Gras mischt sich mit dem von verfaulendem Laubes, modernder Erde.
Friedhofsgeruch.
Und immer noch diese Totenstille.
Ganz unvermittelt rührt sich ein Blatt, zwei, jetzt mehr, immer mehr; einzelne Böen schließen sich zu einem immer stärker werdenden Wind zusammen, als spürten sie ihre Überlegenheit gegenüber den zarten Trieben der Bäume. Immer heftiger greift der Sturm sie an. Knisternde Spannung liegt nun über mir, als bedürfe es nur noch eines einzigen Funkens, um eine riesige Explosion hervorzurufen.
Ich warte, ungeduldig angespannt, als sehnte ich die Erlösung von einer erdrückenden Last herbei.
Endlich!
Wie eine übergroße, schnell verglühende Lunte jagt ein Feuerpfeil durch die Luft und verschwindet mit einem Donnerschlag, so gewaltig, als stürze das Firmament zusammen.
Gleichzeitig schüttet es nun wie aus allen geöffneten Himmelsschleusen.
Bis auf die Haut aufgeweicht, unbehaglich und doch zutiefst beeindruckt verlasse ich dieses Schauspiel.
„Sommerabend“ (Aquarell, Originalgröße 10cm x 14cm)
Herbst
fäulnis und dürre
welke blumen die einst so schön ge blüht
kahle felsen – sandstaub
all das umgibt mein Herz
gefangen
wie von eisernen Banden
ein weiter weg
allein zu gehen
des zieles namen niemand kennt
am ende gevatter sensenmann
zu schneiden
zu schneiden mir das leben
graue wolken ziehen
leise der wind durch die äste säuselt
schwanken – sie schwanken
bis sie brechen
stürzen in die tiefe
und kehren nie wieder
„Eichel“ (Tusche, Originalgröße)
Die Radtour
Verschlafen nahm ich die erwartungsvollen, schon eher fordernden Gesichter meiner Kinder wahr, die mich mit Nachdruck auf mein allzu leichtfertig gegebenes Versprechen vom Vortag schonungslos hinwiesen.
„Bin ja sportlich…, war es wenigstens…“, hatte ich gedacht, als ich zusagte.
Dass aber die Betonung auf „war“ liegen musste, hatte ich wohlwissend übergangen.
So fand ich mich bald auf dem Sattel meines ältlichen Drahtesels wieder, dessen bewegliche Teile erst nach einigen gehörigen Spritzern öl (die Beschimpfungen und Fußtritte sollen hier verschwiegen sein) krächzend ihre Funktion aufnahmen.
Nach einer Weile musste ich mir eingestehen, dass ich sogar mehr und mehr Spaß an dem Ausflug fand, obgleich sich ein gewisser Druck auf mein Hinterteil immer stärker bemerkbar machte.
Auch die liebe Sonne meinte es sehr gut mit uns, schon fast zu gut, denn je mehr es auf Mittag zuging, umso stärker brütete sie auf uns herab.
Bald schon kullerten mir die Schweißperlen über die Stirn, und meine Beine begannen zu schmerzen.
Bei einer kurzen Rast spürte ich schon, wie der Muskelkater langsam alle meine Gliedmaßen erfasste.
Etwas steif und ungelenk konnte ich gerade noch vertuschen, wie sehr ich Mühe hatte, nach der Pause wieder in Schwung zu kommen.
„Ihr braucht gar nicht so zu hetzen; es eilt nicht!“ rief ich heuchlerisch meinen Kindern hinterher, …ich konnte ja gar nicht mehr schneller!
Trotzdem spurteten sie los und winkten bald schon stolz von einer Anhöhe zu mir herab.
Ich kämpfte, schwitzte und keuchte, aber Sonne, Steigung und mein schließlich nicht gerade geringes Körpergewicht schienen sich im Verein gegen mich zu stellen.
Wie ich so in den Pedalen stand und wuchtete…, da verfing sich meine Hose in der Kette und zwang mich unsanft zu Boden.
Sehr zur Belustigung meiner Kinder!
Ich fiel weich, war der Graben, in dem ich landete, doch ebenerdig mit Brennnesseln zugewachsen.
Die Wucht meines Aufpralles wurde so zwar abgefangen, aber…
„Das war ein prima Tag, Papi! Und wenn es am kommenden Sonntag auch schön ist, fahren wir wieder, nicht?“
„Das kann ich noch nicht versprechen“, wich ich kleinlaut aus, küsste meine Kinder im Bett und schleppte mich steif und ständig irgendwo kratzend auf die Wohnzimmercouch.
„Tulpen“ (Kohle, Originalgröße 15cm x 20cm)
Gabi
„Was war denn heute bei den Proben mit dir los?“ fragte Henning beiläufig und schlürfte an seinem Kaffee.
„Ich war mit den Gedanken einfach nicht bei der Sache“, murmelte Carlo und blickte ins Leere.
„Du hängst ihr also immer noch nach?“
„Ach was! Die Scheidung von Gabi ist immerhin schon über zwei Jahre her…“
„Nicht zu glauben, was das Tölzer Bauernmädel aus dir gemacht hat!“
Carlo richtete sich auf: „Hör auf, sie zu beleidigen! Schließlich habe ich sie dazu gebracht, das Gymnasium nach der Mittleren Reife abzubrechen und auf diese verdammte Mannequin-Schule hier in München zu gehen. Verstehst du – sie hat alles wegen mir aufgegeben – ihr Abitur, ein Studium…“
„Quatsch! Bildest du dir da nicht zu viel ein?“ fiel Henning energisch ins Wort.
Carlo senkte nachdenklich seinen Blick. „Mag sein…, ihr Vater und ihre drei älteren Brüder schufteten in der Reparaturwerkstatt, bis sie krumm waren, und hatten keine Zeit für sie. Die Mutter war damals auch schon zehn Jahre tot…, ja – vielleicht wollte sie wirklich nur ausbrechen.“
„… und soweit ich das beurteilen kann, ging das wohl voll in die Binsen… “
Beide schwiegen einen Moment lang, dann schüttelte Carlo den Kopf: „München hat ihr kein Glück gebracht, sei es als Mannequin, sei es beim Film, wo sie nur eine einzige kleine, stumme Rolle bekam. Ihr unbeschwertes Wesen, die fast schon naive Offenheit, die sie ausstrahlte, war einfach nicht gefragt.“
„Sie ist kein Großstadt-Typ.“
„Wahrscheinlich ist ihr das doch klargeworden. Nach unserer Trennung hat sie zwar noch eine Zeitlang als Mannequin gearbeitet, zog aber dann zurück nach Bad Tölz. Zweiundzwanzig war sie damals – vor zwei Jahren…“
„Hast du wieder mal von ihr gehört?“
„Wir schreiben uns immer noch, aber unregelmäßig.“
Henning stocherte weiter: „…und – wie geht´s ihr jetzt?“
„Sie heiratete wieder, den Alfons. Ich kenne ihn noch von früher. Er machte damals gerade die Meisterschule und arbeitet jetzt bei ihrem Vater in der Werkstatt. Ein ganz netter Kerl. Passt besser zu ihr als ich. Seit einem Monat haben die beiden Nachwuchs…!“
„Das tut weh!“
„Immer wieder kommen mir in Gedanken Bilder von ihr als Braut… im weißen Dirndl, und ihre blonden, tizianrot schimmernden Locken fallen über ihre Schultern; ihren munteren braunen Augen funkeln freudig dazu…, oder ein andermal sehe ich sie im kurzen Tennisröckchen und höre eine ihrer zahllosen Rockscheiben im Hintergrund. Würde mich interessieren, ob sie immer noch malt. Sie zauberte damals die herrlichsten Aquarelle…“
Henning legte die Hand auf Carlos Schulter: „Vielleicht hilft es dir, wenn du dir endlich eingestehen kannst, dass es mit euch nie gut gegangen wäre, weil ihr in ganz gegensätzlichen Welten lebt. Sieh es endlich ein, mein Freund!“
„Träumende Frau“(Bleistift, Originalgröße 21cm x 28cm)
Das Wiedersehen
Michael Wessler war nie der Typ gewesen, der gerne auf Partys ging, aber die Einladung zu dieser Sylvesterfeier im Rahmen eines Klassentreffens hatte ihn neugierig gemacht, da er schon lange keinen Kontakt mehr zu seinen ehemaligen Mitschülern gepflegt hatte.
Zu Anfang war die Stimmung recht unterkühlt; die anderen hatten sich ja auch seit längerer Zeit nicht mehr getroffen, aber bald schon war das Eis gebrochen, und Michael steckte mit seinen alten Kumpanen in einem Winkel, wo sie sich eifrig ihrer gemeinsamen Jugendsünden unter heftigem Gelächter erinnerten.
Plötzlich wurde die amüsante Unterhaltung unterbrochen. Grit Gerharts gesellte sich zu der Runde.
Michael hatte sie bisher noch nicht bemerkt gehabt.
Die anderen schlichen sich wortlos davon, und so kam es, dass er seiner ehemaligen Liebe allein gegenüberstand.
„Hallo Michael“, säuselte sie in der ihr eigenen Art, die er damals so geliebt, nach dem Bruch der Beziehung aber gehasst hatte.
Ohne etwas zu sagen hob er sein Glas und prostete ihr lässig zu.
„Immer noch der schweigsame, obercoole Typ, was?“ Sie schien sich wohl eine freundlichere Begrüßung erwartet zu haben.
„Und wenn…“, raunte Michael.
„Na hör mal! Wir haben uns seit der Schulzeit nicht mehr gesehen, und schließlich waren wir doch auch einmal ein Paar!“
Auf einen Schlag waren alle Erinnerungen an die Zeit mit Grit wieder gegenwärtig, und Michael spürte, dass er den Schmerz aus dieser Zeit noch nicht verarbeitet hatte.
„Dass du dich noch an unsere Freundschaft erinnerst! Schließlich hattest du ja schnell Ersatz für mich gefunden…“
„Du bist wohl immer noch böse, dass ich damals mit dir Schluss gemacht habe?“ fragte sie und wirkte gar nicht mehr so lieblich.
„Böse? Das Thema habe ich abgebucht – auf das Konto Erfahrungen! Du bist mir einfach egal, nennen wir´s mal so.“
Nun war sie nicht eine Frau, die sich auf diese Art und Weise abfertigen ließ. Schon gar nicht konnte sie die Vorstellung ertragen, einem Mann egal zu sein.
Michael hatte sie an ihrer empfindlichsten Stelle, ihrer Eitelkeit getroffen.
Empört fauchte sie zurück: „Ich hätte mir beinahe wegen dir mein Abi versaut!“
„Du nur beinahe – ich richtig!“ konterte er unbewegt.
„Du bist immer noch der widerwärtige Eisklotz, und ich blöde Kuh habe mich damals mit dir eingelassen!“
Michael blieb ganz ruhig, während sie immer mehr geiferte. Immer wüster, immer lauter beschimpfte sie ihn, und weil er dazu nur gezwungen lächelte, steigerte sie sich bis zur rasenden Furie.
Als sie sich gar nicht mehr zu helfen wusste, riss sie Michael das Glas aus der Hand und schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht.
Die anderen Gäste waren längst schon auf die beiden aufmerksam geworden und warteten nun sichtlich gespannt auf Michaels Reaktion.
Der aber sah zunächst nur gelangweilt in die Runde und brach ganz plötzlich in herzhaftes Lachen aus.
„Fast wie damals!“ prustete er, hielt sich den Bauch und rang nach Luft.
Das Gelächter griff schnell um sich und steckte schließlich sogar Grit an.
„Das zum Thema Vergangenheitsbewältigung“, kicherte sie, „und nun zur Gegenwart, oder willst du dich erst etwas frisch machen?“
„Na gut, mein Schatz. Dann lass mich schnell ein neues Glas holen. Vielleicht gelingt es mir auch, daraus zu trinken“, antwortete Michael, nahm sie am Arm und schleppte sie an die Bar…
„Die Sache mit Albert damals, die hielt nicht lange. Ich ging nach Hamburg auf die Uni, und er wollte eben nur so ein braves Hausmütterchen lieber bei sich haben.“ sann Grit vor sich hin.
Auch Michael blickte in Gedanken versunken in das Glas vor ihm und murmelte dann: „Ich habe seither nichts mehr mit einem Mädchen angefangen. Mein Vater verhalf mir zu einem BWL-Studium, trotz meines miserablen Abiturs, und so mache ich im Moment mein Praktikum in seinem Betrieb.“
Sie wirkte versonnen, ein Ausdruck, den er früher an ihr nie bemerkt hatte.
„Weißt du, warum wir als Paar keine Zukunft hatten – schon von vornherein nicht?“ fragte sie leise.
„Vermutlich sind wir – nicht nur vom Temperament her – zu verschieden, zu selbständig …“, erwiderte Michael eher fragend als bestätigend.
„Wahrscheinlich. Aber lass uns die Feindschaft endlich begraben!“
Er nickte und fühlte sich auf irgendeine Weise erleichtert.
Für alle Beteiligten wurde es noch ein sehr vergnüglicher Abend.
Eines Tages bekam Michael Post von Grit. Als er den Umschlag öffnete, fand er ein Hochzeitsfoto von ihr und Albert!
„…also doch Hausmütterchen! Wenn du das so willst…! Na dann viel Glück!“ dachte er und entschloss sich, den Kontakt zu ihr endgültig abzubrechen.
„Blätter“ (Tusche, Originalgröße)
Meine Liebe
Glaubst du denn, dass ich dich liebe
und dir stets zur Seite steh´?
Ich folge nur dem männlich Triebe;
deshalb wein´ nicht, wenn ich geh´.
Dachte oft aus Überzeugung
an die Liebe, wahres Glück.
Doch es war nur Selbstverleugnung.
Gefühle blieben stets zurück.
Konnt´ nicht fühlen, nicht empfinden,
nicht erkennen Liebesglut.
Sah die Wärme mit dir schwinden,
wie auch meinen Lebensmut.
War von deiner Brust gefangen,
deines Körpers weichem Rund.
Deine Gierde zu empfangen
küsste ich dein´ sinnlich Mund.
Wollte dir nur Freude schenken,
doch du gabst mir so viel mehr.
Suchtest jedoch mich zu lenken.
Das verletzte mich zu sehr.
Ich muss wieder von dir geh´n
zu finden meines eigen Sein.
Will dich lieber nicht mehr seh´n.
Ich bin ich nur ganz allein.
Johnny Neureich
Früher hatte ich jede freie Minute mit ihm verbracht.
Die Freundschaft zu Johannes war von außen nicht zu erschüttern; wir waren unzertrennlich.
So schien es wenigstens.
Eines Tages aber hatte mein Freund plötzlich eine steile Karriere gemacht. Von einem Tag auf den anderen war er so ein reicher Mann geworden.
Johannes, neuerdings ließ er sich Johnny nennen, hielt immer noch an der Freundschaft zu mir fest, an der mir schon lange nichts mehr lag. Das viel zu schnell verdiente Geld war ihm zu Kopf gestiegen, und nun hasste ich seine so überhebliche Art ebenso wie sein aufgedonnertes, naives Modepüppchen namens Conny.
Trotzdem sagte ich zu, als er mich eines Tages zur Jungfernfahrt mit seinem natürlich fabrikneuen Wagen einlud.
Wie ich geahnt hatte, musste er mir und ganz besonders seiner „Mieze“ zeigen, was in seinem Schlitten steckte und trieb, mit einem Finger ständig an der Lichthupe, die Tachonadel fast bis zum Anschlag hoch.
Heilfroh und mit zitternden Knien stieg ich aus, als wie ein Gestüt erreicht hatten. Die anderen folgten mir nach.
Hier ließ man die Pferde im Hof frei herumlaufen, und ich beobachtete, wie eines davon ganz nahe an Johnnys Auto herangekommen war und es neugierig musterte.
„Mein Täschchen!“ piepste Conny plötzlich, eilte zurück und rüttelte an der Tür. Dabei hatte sie aber wohl nicht an die Alarmanlage gedacht.
Als die Sirene losheulte, scheute das Pferd und rammte mit seinem Hinterhuf eine tiefe Delle in den Wagen.
Als Johnny dies mitbekam, sprang er kreidebleich auf, stürzte zu seinem Auto und wechselte hierbei seine Gesichtsfarbe schnell in blutrot.
Er kochte vor Wut und forderte uns wild gestikulierend zur sofortigen Heimfahrt auf.
Auf der Rückreise kehrten wir in einem kleinen Gasthof ein, wo Johnny seinen Ärger mit Alkohol hinunterzuspülen versuchte.
Trotz unserer Warnungen ließ er es sich nicht nehmen, mit zwei Bieren und drei doppelten Cognacs selbst weiterzufahren, …bis wir an einen Unfall kamen.
Ein Polizist trat an den Wagen heran, nachdem er die Beule am Auto inspiziert hatte, und fragte: „Auch beteiligt? Verletzte?“
„Nee, ein Pferd hat mich getreten!“ fauchte Johnny.
„So, so. Ein Pferd hat sie getreten“, bemerkte der Grüne ironisch, senkte den Kopf herab und atmete auffallend durch die Nase ein.
„Haben Sie Alkohol getrunken?“
„Nur ein Bier; das wird doch noch erlaubt sein!“
„Bitte blasen Sie doch einmal kräftig hier hinein!“ forderte der Beamte Johnny höflich, aber bestimmt auf und hielt ihm ein Alkohol-Testgerät entgegen.
Und wie sich das Röhrchen verfärbte!
Johnny musste zur Blutprobe und - die gar nicht mehr so süßliche – Conny begleitete ihn. Ich durfte die verbeulte Edelkarosse in die Werkstatt bringen.
Soviel zur Jungfernfahrt…
Über Wochen hörte ich nichts mehr von Johannes, bis ich ihn vor kurzem wieder in der Straßenbahn traf.
Als er mich sah, wandte er sich ab und tat so, als kenne er mich nicht!
„Park“ (Bleistift, Originalgröße)
Am Waldrand
Draußen auf den Wegen
stehen die Bäume traurig auf der Seite
Verloren ihr Dach, als es schneite.
Draußen auf den Wegen.
Draußen auf den Wiesen
sind die Gräser nicht mehr grün,
weigern Blumen sich zu blühn.
Draußen auf den Wiesen.
Draußen am Wald
sieht man kaum noch ein Reh,
nur noch Anzeichen von Schnee.
Es wird kalt.
„Waldkapelle“ (Kohle, Originalgröße)
Hartings Gartenmöbel
Frühmorgens blickte ich aus dem Fenster und beobachtete unsere Nachbarn.
Ich hielt mich selbst immer für einen Frühaufsteher, aber am Wochenende erschienen die Hartings mit den ersten Sonnstrahlen schon lange vor mir auf ihrer Terrasse.
„Die sind schon wieder draußen! Ist dir schon aufgefallen, dass ihre Liegen immer an derselben Stelle stehen, so dicht, dass sich die Armlehnen beider Stühle berühren? Tag für Tag?“ fragte ich mehr mich selbst als Helga, meine Gattin, die gerade unausgeschlafen mit dem Knoten ihres Morgenmantels kämpfte.
„Möchte wissen, was passieren würde, wenn die Stühle einmal anders stünden“, sann ich weiter.