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Wenn das Herz auf vier Pfoten schlägt - eine wahre Geschichte voller Liebe, Sehnsucht und Abschied. Wenn Liebe Fell trägt und Erinnerungen bleiben: Diese wahre Geschichte nimmt Sie mit auf eine bewegende Reise durch ein erfülltes Leben - begleitet von einem treuen Golden Retriever, der mehr war als nur ein Haustier. Zwischen Reisen, Begegnungen und herzerwärmenden Momenten entfaltet sich das Porträt eines Menschenlebens, das durch Tierliebe und Menschlichkeit geprägt wurde. Mit feinem Gespür erzählt, weckt das Buch nicht nur Sehnsüchte, sondern auch Erinnerungen an eigene Herzenshunde und besondere Augenblicke. Doch das Leben ist endlich - und der Abschied kommt unausweichlich. Was bleibt, ist die Liebe, die nie vergeht. Ein Buch für alle, die ihr Herz an einen Hund verloren haben – und Trost in echten Geschichten finden möchten.
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Seitenzahl: 320
Veröffentlichungsjahr: 2025
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„Wenn du Liebe hast, brauchst du nichts anderes, und wenn du sie nicht hast, ist es egal, was du sonst noch hast."
J.M. Barrie
In liebevoller Erinnerung an Mama
PROLOG
1.
Wie wird die Liebe zum Hund geboren
2.
Golden Retriever - die Rasse, die die Welt erobert hat
3.
Der prophetische Traum
4.
Ich habe zum ersten Mal einen Engel in der Hand
5.
Nun ist das Glück für immer zu Hause angekommen
6.
Der Anfang
7.
Die neuen Freunde bringen neues Glück
8.
Ich liebe meine Hundeschule, aber
9.
Henrys erster Sommer
10.
Henry und Finley - Bruders Liebe kennt keine Grenzen
11.
Fernsehen ist ein echtes Abenteuer
12.
Wie Henry mich lehrte, mit ihm zu reden
13.
Der Mut ist nicht jedermanns Sache
14.
So wurde der beste Schwimmer aller Zeiten entdeckt
15.
Eine Freundschaft beginnt nicht immer reibungslos
16.
Sogar Hunde, Mandeln und Halsschmerzen haben
17.
Die Toskana, in der Lilo, Lola und Stella leben
18.
Portugal ist voller Überraschungen
19.
Die Hochzeit und der Ringträger
20.
Im Reich der Savoyer – Turin
21.
Wieder in Italien, wo die Liebe lebt
22.
Ein Haus, die Pandemie und eine Enkelin
23.
Paco - der ruhelose Geist des Viertels
24.
Große Brüder zu sein, ist keine leichte Aufgabe
25.
Eine neue Jubiläums Geschichte
26.
Henrys Geburtstage
27.
Die Geschichte von Jack
28.
Der Schock
29.
Glaube, Hoffnung und Liebe
30.
Die Entscheidung
31.
Henrys Sommer
32.
Alltagsleben in Sommerkleidung
33.
Der Winter unserer Liebe
34.
Das Unvermeidliche wartet an der Ecke
35.
Unsere letzten gemeinsamen Momente
36.
Der Tod ist keine Trennung
37.
Ist es eine Sünde, jemanden so sehr zu lieben?
EPILOG
Begegnungen, Trennungen, Lebenswendungen, Menschen, Ereignisse, alte und neue Freundschaften, gelebte und ungelebte Lieben, erfüllte und unerfüllte Träume ... Alles, was in unserem Leben geschieht, ist nicht zufällig und hat seinen besonderen Grund. Jedes Ereignis formt uns unmerklich, aber sicher, und macht uns zu dem, was wir sind.
Die Geschichte in diesem Buch behandelt mehr als die letzten zehn Jahre meines Lebens, dessen Drehungen und Wendungen manchmal ziemlich unerwartet und doch bedeutsam waren. Es war eine glückliche Zeit voller schöner Erlebnisse. Sie wäre niemals so glücklich gewesen, wenn es nicht einen Mann gegeben hätte, der einen Hund, Henry, auf außergewöhnliche und sehr schöne Weise in mein Leben gebracht hat.
Henry war ein Geschenk des Lebens, das nicht nur meine Existenz, sondern mich selbst verändert hat. Unsere Beziehung war so erfüllend und stark, dass, als ich mich vor etwa einem Jahr von ihm verabschieden musste, ein Teil meiner Seele ihm in die Nichtexistenz zu folgen schien. Der Schmerz, den ich empfand, war vergleichbar mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Nach seinem Tod fand ich Trost in den Erinnerungen, die mich sogar mitten in der Nacht aufweckten und mich nicht zur Ruhe kommen ließen, weil sie das Licht des Tages sehen wollten. Ihre Schönheit heilte meine Seele. Ich begann, ihnen auf dem weißen Blatt Leben einzuhauchen. Mein Wunsch war es, sie vor dem Vergessen zu bewahren, denn das ist es, was der erbarmungslose Lauf der Zeit für gewöhnlich mit vergangenen Erlebnissen anstellt.
Was Sie in diesem Buch lesen werden, ist eine Geschichte über die Schönheit des Lebens, erleuchtet durch die Liebe in all ihren möglichen Dimensionen, aber auch über den Schmerz, den man empfindet, wenn man ein geliebtes Wesen verliert. Einige dieser Gefühle kannte ich nicht und würde sie auch heute nicht kennen, wenn sich mein Leben nicht so verändert hätte, wie es sich verändert hat, und wenn Henry nicht ein Teil davon gewesen wäre.
T. R. Steffen
Als typisches Stadtkind, das weit weg von der ländlichen Idylle aufwuchs - zählt man die seltenen und meist kurzen Besuche bei den Eltern meiner Mutter und meines Vaters auf dem Land nicht mit - verbrachte ich meine Ferien in der Stadt und füllte meine Zeit hauptsächlich mit Lesen. Bücher waren meine Zuflucht und meine Reisen in die Welt des Unbekannten. Sie ließen mich an Welten teilhaben, die ich nicht kannte, aber unbedingt berühren wollte. Sie verliehen meinen Träumen Flügel und schufen mit meiner großen kindlichen Fantasie wahre Wunder.
Eines der ersten Bücher, das ich las, war „Ferdinand der Prächtige“ von dem polnischen Schriftsteller Ludwik Jerzy Kern. Es erzählte lustige Geschichten über einen Hund, der den Namen Ferdinand trug und einen beeindruckenden Intellekt besaß. Ferdinand zog mich mit jeder neuen Geschichte in seinen Bann und beflügelte meine kindliche Fantasie mit viel Neugier und großem Interesse an der Welt der Hunde. Kurz gesagt, er entfachte den ersten Funken meiner Liebe zu Hunden.
Und wie jedes Kind, das kopfüber in den Strudel kindlicher Fantasien gerät, träumte ich von einem Hund genau wie Ferdinand. Aber in meiner Familie, die in einer bescheidenen Stadtwohnung lebte, herrschte die Meinung vor, dass Hunde und Katzen in den Garten gehören. Dass die Meinung meiner Eltern nicht zur Diskussion stand und auch nicht revidiert werden konnte, wurde mir früh beigebracht. Ich war ein gehorsames Kind. Ich weinte nicht, ich bettelte nicht, ich bestand auf nichts und war nicht eigensinnig. Ich habe alles so hingenommen, wie es war. Aber mein Hundetraum blieb immer, warm und tief in meinem Herzen verborgen.
Viele Jahre sind seitdem vergangen. Ich bin erwachsen geworden. Ich wurde eine Mutter. Das Leben war großzügig zu mir und hat mich mit einem Sohn gesegnet.
Es war Anfang der 90er Jahre, als mein Sohn für den Rest seiner Sommerferien zu meinen Eltern fuhr, die damals mehr als 100 Kilometer von unserem Haus entfernt wohnten. Sie lebten noch immer in demselben Wohnung, in dem ich aufgewachsen war. Mein Sohn hatte, genauso wie ich, keine Vorstellung von der Idylle des Dorfes und den Tieren auf dem Bauernhof. Wie ich liebte er jedoch Hunde und bestand in typisch kindlicher Manier darauf, einen Hund haben zu wollen.
Ich hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dass mein Kind mit einem Tier im Haus aufwachsen durfte, und so war die Verwirklichung dieses Wunsches nur noch eine Frage der Zeit. In dem besagten Zeitabschnitt war mein Sohn bereits alt genug, um teilweise die Verantwortung für einen kleinen Vierbeiner übernehmen zu können. Gerade in diesem Sommer beschloss ich, dass keinen besseren Zeitpunkt als das Ende seiner Ferien finden konnte, um ihn mit der Erfüllung seines Traums zu überraschen. Er liebte Überraschungen, und ich war mir fast sicher, dass die, die mir vorschwebte, ein großer Erfolg werden würde.
Der Schauplatz dieser Geschichte ist die Stadt meiner Jugend – Dimitrovgrad in mein Heimatland Bulgarien. Sie war damals für ihren riesigen Markt berühmt, auf dem man angeblich alles finden konnte - sogar einen Hund. Ich sage bewusst „angeblich“, denn obwohl einige Jahre dort lebte, gehörte selbst nicht zu den begeisterten Fans. Ich war ein paar Mal vorbeigekommen, im Vorbeigehen, beim Schlendern durch die Seitengassen, um mich davon zu überzeugen, dass es nicht „mein“ Ort war. Was auf dem Markt los war und was man dort finden konnte, erfuhr ich hauptsächlich aus den Kommentaren der Leute, mit denen ich zu tun hatte.
An den Wochenenden wurde die Stadt durch die vielen Menschen aus dem ganzen Land und die geparkten Autos schwer passierbar. Einige kamen, andere gingen. Die Aufregung und das Getöse der Menschen hörten nicht auf.
Der Tag, bevor mein Sohn aus dem Urlaub bei seinen Großeltern nach Hause kommen sollte, war ein Samstag. Der Markttag, an dem es am geschäftigsten war. An diesem Tag erreichten sowohl die Verkäufer als auch die Besucher ihren Höchststand. Ich wollte eine große Auswahl haben, und dies war der beste Tag, um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Alles passte wie die Faust aufs Auge.
Ich fand gerade noch einen Parkplatz, nicht weit von dem Teil des Marktes entfernt, von dem mir gesagt worden war, dass ich dort finden würde, was ich suchte. Die Wegbeschreibung, die ich erhalten hatte, erwies sich als äußerst hilfreich und präzise. Ich kam sehr leicht und schnell an den Ort, an dem ich sein wollte. Kaum hatte ich den Bereich betreten, in dem die Vierbeiner zum Verkauf standen, sah ich eine ältere Frau, die direkt neben den Ständen stand. Sie hielt einen kleinen, weißen, lockigen und sehr schönen Welpen in der Hand. Irgendwie, instinktiv und unter dem Einfluss einer besonderen Anziehungskraft, ging ich direkt auf sie zu. Meine Aufregung und mein Wunsch, den Welpen zu berühren, müssen offensichtlich gewesen sein, denn als ich mich ihr näherte, lächelte sie und reichte mir den Welpen, ohne ein Wort zu sagen.
Ich nahm ihn schweigend in meine Arme und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ein ganzes Feuerwerk von Gefühlen strömte durch meinen Körper. Das Gefühl war überwältigend. Wir begannen ein Gespräch. Die Frau hatte die Rase genannt – es war ein Bologneser. Sie erzählte mir, dass der Welpe, den sie in der Hand hielt, das letzte Hundebaby, das auf die Welt gekommen war, der Kleinste des Wurfes, aber er würde die anderen sehr schnell einholen.
Auf die Frage, wie groß er als ausgewachsener Hund werden würde, antwortete sie- höchstens 5 Kilo. Ich war auf der Suche nach einem kleinen Hund, weil wir in einer Wohnung lebten. Es passte alles, was ich mir für einen Hund gewünscht hatte. Die rasche Wendung der Ereignisse erschreckte mich jedoch für einen kurzen Augenblick. Dies war der erste Hund, den ich auf diesem Markt anfasste, und mir wurde klar, dass ich sehr emotional an die Sache herangegangen war. Ich war nicht bereit, so schnell eine Entscheidung zu treffen.
Also gab ich der Frau den Welpen zurück und begann verwirrt eine Entschuldigung zu formulieren. Es gelang mir, ihr etwas unbeholfen zu erklären, dass ich nicht so schnell eine Entscheidung treffen konnte, weil ich gerade erst auf dem Markt angekommen war und noch nichts anderes gesehen hatte. Ich wollte mit meiner Entscheidung nicht falsch liegen.
Nachdem die Frau den Welpen zurückgenommen hatte, bewegte ich mich langsam nach hinten, etwas peinlich und beschämt. Ich fühlte mich äußerst unwohl, weil ich das Gefühl hatte, ihre Hoffnung gemacht hatte, ein Zuhause für ihn gefunden zu haben. Als mich von der Szene entfernte, holte ich tief Luft, um zu beruhigen. Nach meiner spontanen und, seien wir ehrlich, sehr emotionalen ersten Reaktion beschloss ich, einen Rundgang zu machen. Ich wollte nicht nur, um den Strudel der Gefühle zu beruhigen, der mich überkam, sondern auch, um zu sehen, was dieser Markt außerdem noch zu bieten hatte. Schließlich war ich im Begriff, ein Lebewesen zu kaufen und kein Spielzeug. Ich war dabei, eine lebendige Beziehung mit einem Lebewesen aus Fleisch und Blut einzugehen, mit dem wir einen wichtigen Teil unseres Lebens verbringen würden, und musste sicher sein, dass ich das Richtige tat. Also ging ich langsam und beobachtete die Hunde in der Umgebung und war überzeugt, dass es hier wirklich alle Arten von Hunden gab - kleine, mittelgroße, große und von schön bis noch schöner. Ich ging um die Stände herum und schaute mir angeblich die anderen Hunde an, aber die Gedanken an den kleinen weißen Kumpel wollten mir nicht aus dem Kopf gehen. Sowohl meine Augen als auch mein Kopf weigerten sich, zuzuhören und ihren Zweck zu erfüllen.
Mein Blick schweifte umher, aber meine Gedanken hörten immer noch nicht auf, zu dem kleinen weißen Lockenkopf zurückzukehren. Es war unmöglich, sich auf das zu konzentrieren, was ich sah. Ich habe keine Ahnung, wie lang ich herumlief und versuchte achtgeben und zu beobachten, aber ich spürte, wie mein Interesse an den anderen Hunden auf dem Markt von Minute zu Minute schwand. Ich konnte dem Ansturm meiner Gefühle einfach nicht widerstehen.
Also lief ich zwischen den Marktständen her, änderte die Richtung und ging zurück zu der Frau, die ich zu Beginn meines Rundgangs gesehen hatte. Sie stand an der gleichen Stelle und hielt immer noch ein weißes Fellknäuel in den Händen, von dem mir mein entwickelter Mutterinstinkt sofort zuflüsterte, dass es nicht derselbe Welpe war, den ich zuvor gesehen hatte. Ich nahm an, dass ihn bereits jemand genommen hatte und schnaubte.
Als sie mich auch sah, erkannte sie mich nicht nur, sondern schien die Überraschung, gemischt mit Enttäuschung, die ich in diesem Moment empfand, in meinem Gesicht lesen zu können. Sie lachte, und bevor ich sie etwas fragen konnte, sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, weil der Welpe, der mir gefallen hatte, sei noch da. Kramte in dem Korb vor sich, den ich bei unserer ersten Begegnung nicht bemerkt hatte, und zog den kleinen Hund heraus. Ich erkannte ihn sofort, nahm ihn gierig in die Hand, beugte mich vor und drückte ihn fest in meinen Schoß.
Wir haben nicht um den Preis gefeilscht, wie es auf diesem Markt üblich ist. Ich gab ihr das Geld, das sie verlangte, bedankte mich und ging zu meinem Auto zurück. Meine Wangen waren rot und brannten vor Aufregung. Ich war unbeschreiblich glücklich mit der kostbaren Fracht in meinen Armen. Er war so groß wie eine Handvoll, hielt aber seinen Kopf stolz aufrecht und schaute mir direkt in die Augen. Er war einfach umwerfend!
Ich öffnete die Autotür, setzte ihn auf den Sitz neben mir und fuhr sehr langsam los, als hätte ich Angst, er würde durch zu schnelles Fahren zusammenbrechen, wobei ich ihn aus den Augenwinkeln im Blick behielt. Stumm und mit Stolz erhobenem Kopf beobachtete auch er mich. Wir näherten uns unserer Straße. Ich hielt bei der Bäckerei an und befahl ihm, ruhig sitzen zu bleiben. Ich habe mich nicht lange im Laden aufgehalten. Als ich zurückkam, suchten meine Augen zuerst den Sitz, auf dem ich ihn zurückgelassen hatte, aber der Welpe war nicht mehr dort, und ich erschrak kurz. Meine hektisch suchenden Augen entdeckten ihn schnell auf dem Fahrersitz. Als ich mich beruhigt hatte, konnte ich mich nun auf die Details konzentrieren. Der kleine Mann hatte sowohl sein kleines als auch großes Geschäft auf dem Beifahrersitz erledigt und war danach auf meinen sauberen Sitz gewechselt. Dieser Wechsel war an sich schon eine Übung, die für seine zierliche Größe sehr schwierig war, denn zwischen den beiden Sitzen befand sich der Schalthebel. Das war ein ernsthaftes Hindernis für die weniger als ein Kilogramm schwere Schönheit. Aber ... er hatte es geschafft!
Ich lachte und dachte, er würde sehr mutig sein und ein großartiger Saubermann. Ich teilte meine Gedanken mit ihm, und er bellte mich fröhlich an. Die nahe Zukunft bestätigte meinen Verdacht. Er entpuppte sich als ein unglaublicher Draufgänger und ein sauberer Hund der Extraklasse. Ich säuberte seinen Sitz, setzte ihn auf seinen alten Platz, wir richteten uns ein und fuhren wieder los.
Als es Nacht wurde, versuchte ich, ihn im Flur schlafen zu lassen. Ohne Erfolg. Er weinte, und mein Herz konnte die Traurigkeit und Einsamkeit in seiner Stimme nicht ertragen. Ich nahm ihn mit in mein Zimmer, kuschelte mit ihm, und wir schliefen beide ruhig, friedlich und glücklich - die ganze Nacht.
Am nächsten Tag sollte mein Sohn nach Hause kommen. Meine Aufmerksamkeit war den ganzen Tag sehr geschärft. Ich lauschte auf das Motorengeräusch jedes herannahenden Autos. Als ich unseres erkannte und hörte, wie es sich unserem Block näherte, schloss ich den kleinen Kerl in der Küche ein und lief nach unten, um ihm entgegenzugehen.
Wir betraten unsere Wohnung und gingen in die Küche, wo ich die Überraschung „aufbewahrt“ hatte. Ich stupste meinen Sohn sanft an, damit er vor mir hineingehen konnte. Schnell entdeckte er das kleine weiße Huhn, das ständig herumstocherte. Erst war mein Sohn erschrocken, dann drehte er sich ruckartig zu mir um, schaute mich mit leuchtenden Augen an, umarmte mich und wusste nicht, wohin mit seinem Glück.
Nachdem sich die Gefühle der Überraschung gelegt hatten, kamen wir auf den Namen zu sprechen. Beeinflusst durch das Bild des Hundes aus der beliebten Kinderfernsehserie „Benji, Zack und der Sternenprinz“ nannten Kinder ihre Hunde damals sehr oft Benji. Als das Thema jedoch aufkam, verglich ich unseren Welpen lachend mit einer Bohne und meinte ganz spontan, dass der Name Bobche/ bulgarisch/ Bohne am besten zu ihm passen würde. Mein Sohn war begeistert von meinem Vorschlag und der Welpe bekam seinen Namen. Wir nannten ihn Bobo, Bobche, Boshi, Boschence und gaben ihm unzählige weitere Namen, so wie es jeder mit dem Objekt seiner Liebe tut.
Bobche entpuppte sich als so verspielt, süß, liebevoll und einfallsreich, dass er es sogar schaffte, die Vorstellungen meiner Eltern von einem vierbeinigen Haustier zu Hause, auf den Kopf zu stellen. Es kam so weit, dass er, wenn wir in den Urlaub fuhren, bei seinen Großeltern blieb, die ihn vergötterten! Meine Mutter war wie verwandelt. Immer wenn wir ihn abholten, konnte sie nicht aufhören, von all den verschiedenen Dingen zu erzählen, die sie mit ihm gemacht hatte, und zu erklären, wie stolz sie war, mit ihm durch die Nachbarschaft zu gehen und endlose Komplimente für seine Schönheit zu bekommen. Wenn wir alle zusammen aßen, saß Bobo auf dem Schoß meines Vaters und erwartete von ihm, dass er sein Essen teilte. Dieses Verhalten deutete eindeutig darauf hin, dass die beiden ein männliches Verständnis für dieses Ritual hatten, das sie mit akribischer Genauigkeit einhielten.
Die beiden entschiedenen Gegner eines Hundes im Haus hatten sich der bedingungslosen Liebe, die Hunde zu geben wissen, völlig unterworfen. Der kleine weiße Lockenkopf hatte die Herzen von uns allen gewonnen.
Wir trennten uns von Bobo, als er etwa 10 Jahre alt war und wir nach Kanada auswanderten. Wir fanden eine Familie für ihn, die sich wie ein König um ihn kümmerte, aber die Trennung erschütterte uns sehr. Das war das erste Mal, dass ich meinen Sohn weinen sah...
Du kaufst angeblich einen Hund für dein Kind, aber da er Teil deines langjährigen Kindheitstraums ist, hat er einen so großen Platz in deinem Leben und Herzen eingenommen, dass du das Gefühl hast, süchtig danach geworden zu sein. So habe ich mich gefühlt. Völlig süchtig. Als er nicht mehr da war, schien mein Leben jeden Inhalt verloren zu haben. Mein Sohn war mittlerweile erwachsen geworden und begann, seinen eigenen Weg im Leben zu gehen. Die Leere zu Hause war für mich immens geworden, und zwar in doppelter Hinsicht. Ich vermisste alles aus der Zeit, als wir zusammen waren. Ich vermisste die Energie, die Scherze, seine Streiche. Ich vermisste ihn, wenn er im Bett über die Bettdecke lief und sich an meinen Kopf kuschelte. Ich vermisste seine endlosen Hundeküsse und all die kleinen Momente in unserem gemeinsamen Leben, die es zu einem endlosen Fest gemacht hatten. Aber am meisten vermisste ich die Liebe, die er bedingungslos gab.
Ich wusste, dass Bobo auch von meinem Sohn vermisst wurde, mit ein Grund, warum wir das Thema absichtlich vermieden. Ich machte mich auf die Suche nach einem neuen Hund, denn die Leere, die Bobo hinterlassen hatte, ließ meine Seele leiden.
Was folgte, war ein langes Jahr voller Besuche in Tierhandlungen. Ich vermied bewusst Bobos Rasse, weil ich dem neuen Tier nicht zumuten wollte, in Bobos Fußstapfen treten zu müssen. Ich war mir bewusst, dass jeder Hund anders ist und es unmöglich sein würde, einen Ersatz für ihn zu finden.
Nach einem Jahr der Suche fand ich Kimi - einen weißen, wunderschönen Pomeranien/ Zwergspitz. Ich fand ihn in einer Tierhandlung, die einen guten Ruf hatte.
Er sah aus wie eine kleine, weiße Puppe, die stumm hinter der Glasvitrine stand, die ihm in diesem Moment als zuhause diente. Er sah sanftmütig aus und bewegte sich nicht, wie eine echte Porzellanfigur. Er hat mich emotional erwischt. Nein, er konnte Bobo nicht ersetzen, aber er brachte die Liebe in mein Leben, die er in seinem Herzen trug und die ich dringend brauchte.
Drei Jahre nach unserer Abreise nach Kanada, kehrte ich zum ersten Mal nach Bulgarien zurück. Natürlich besuchte ich unseren Bobo. Vor diesem Treffen war ich sehr aufgeregt. Ich hatte Angst, dass er mich nicht erkennen würde oder dass er böse auf mich sein würde. Ich fürchtete mich vor dem Gedanken, dass ich wegen der Veränderung in seinem Leben von ihm abgelehnt und bestraft werden würde. In meiner Seele herrschte ein großer Aufruhr.
Doch nichts von dem, was mir meine verwirrten Gefühle diktierten, geschah. Nach ein paar (für mich unendlich langen) Minuten kam er zu mir, beschnupperte mich und kuschelte sich sanft in meinen Schoß. An diesem Abend übernachtete ich in seinem neuen Zuhause, und er weigerte sich, mein Schlafzimmer zu verlassen und blieb in meinem Bett. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen. Er schien augenblicklich zu seinen alten Gewohnheiten zurückzukehren und zeigte mir mit jeder Ausdrucksform, derer er fähig war, dass er mich nicht vergessen hatte und dass er mir nicht böse war.
Ich fühlte mit meinem ganzen Wesen, dass unsere Liebe nie verloren gegangen war. Unnötig zu sagen, wie ich weinte, als ich wieder gehen musste. Aber neben der Traurigkeit fühlte ich ein besonderes Gefühl der Beruhigung, dass er dort, wo er war, gut und glücklich lebte, mich nicht vergessen hatte, mich immer noch liebte und dies wahrscheinlich für immer tun würde. Hunde haben ein großes Herz. Sie sind ein Geschenk Gottes und das anschaulichste Beispiel für die bedingungslose Liebe, von der alle Menschen träumen, sie aber (oftmals) nicht erleben können.
Bobo wurde 18 Jahre alt. Ich werde der Familie, die ihn adoptierte und ihm für den Rest seiner Tage Liebe gab, für immer dankbar sein.
Einige Jahre, nachdem Kimi Teil unserer Familie wurde, gab es viele Veränderungen in unserem Leben. Eine verheerende Scheidung änderte für uns alle die Lebenswege. Mein Sohn war erwachsen geworden und ging seinen eigenen Weg. Ich musste auch meinen eigenen finden. Und wie so oft im Leben ist, kommt nach dem Sturm auch wieder die Sonne. Ich lernte einen neuen Partner kennen, und es dauerte nicht lange, bis wir zusammenlebten. Aber mein Sohn weigerte sich, sich von Kimi zu trennen. Ich liebte sie beide und wollte, dass sie glücklich sind. Ich musste die Last der Trennung von Kimi auf mich nehmen. Wenn man jemanden wirklich liebt, steht sein Glück immer an erster Stelle, denn so funktioniert Liebe im Allgemeinen.
Mein Sohn erwies sich als mehr als nur ein fürsorglicher Ersatz für meine Pflege der kleinen Schönheit. Kurze Zeit später gesellte sich zu seinem Leben das Mädchen, das bis heute sein Leben teilt. Beide sahen Kimi wie einen Prinzen an, und es war, als ob sie durch ihn zu den Eltern heranwuchsen und reiften, die sie heute sind - liebevoll, fürsorglich und unendlich verantwortungsvoll. Er erreichte das ehrwürdige Alter von 16 Jahren. Wie mein Sohn und meine Schwiegertochter zu sagen pflegen - 16 liebevolle, bedeutungsvolle, wunderbare Jahre!
Nachdem ich mich von Kimi getrennt hatte, begann für mich eine neue Zeit, in der das Fehlen eines vierbeinigen Freundes in meinem Leben meine Seele wieder zu plagen begann. Ich hatte mich an die Anwesenheit von Hunden in meinem Leben gewöhnt und konnte die Leere und das Fehlen eines Hundes in meinem Leben nicht akzeptieren. Ich träumte davon, wieder einen pelzigen Begleiter zu haben, mit dem ich kuscheln und den ich lieben konnte und der mir das unendliche Vertrauen in seinen Augen und die Liebe schenkte, die ich so sehr brauchte.
Dieses Mal aber dachte ich, ich sei bereit für eine große Veränderung. Ich hatte mich auf vierbeinige Haustiere eingestellt und fühlte, dass ich bereit war, in meinem Leben Platz und Zeit für einen großen Hund zu schaffen, von dem ich wusste, dass er eine völlig andere Herangehensweise und Pflege brauchte. Ich hatte lange und ausführlich recherchiert und hatte sogar bestimmte Vorlieben für Größe und Rasse. Ich wollte unbedingt einen Golden Retriever haben.
Seit den 50-er-und 60-er Jahren ist die Popularität der Rasse Golden Retriever auf der ganzen Welt enorm gestiegen. Er ist eine der Hauptfiguren in vielen Fernsehwerbespots zur Hauptsendezeit. Sein Gesicht ziert die Verpackungen zahlreicher Produkte, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Unzählige Tierprodukte mit seinem Konterfei füllen die Regale von Fachgeschäften für Tierfutter und -Zubehör. Überhaupt ist das Bild des Golden Retrievers allgegenwärtig in unserem Leben verankert.
Warum er so beliebt ist, hat natürlich seine Gründe. Sein angenehmes Wesen, seine freundliche Haltung gegenüber Menschen und dem Rest der Tierwelt sowie seine außergewöhnliche Intelligenz sind die Grundlage seiner Beliebtheit. Diese unschätzbaren Eigenschaften haben ihn zu einem der beliebtesten Rassen für Familien mit Kindern gemacht.
Er ist auch ein bevorzugter Begleiter für Eltern, deren Kinder ausgeflogen sind, damit eine Leere hinterlassen haben und die einen Neuanfang brauchen. Ihr bemerkenswerter Intellekt, ihre Freundlichkeit und ihre Fähigkeit, sich schnell und problemlos an neue Bedingungen anzupassen, haben sie zur beliebtesten Rasse als Begleithund gemacht. Sie sind unentbehrliche Helfer im täglichen Leben von Behinderten, da sie schnell lernen und ihre Aufgaben mit beneidenswerter Präzision erfüllen. Die Welt ist süchtig nach dem Golden Retriever geworden!
Einen Satz findet man hartnäckig oft auf den vielen Accessoires für Liebhaber von Golden Retrievern. Man findet ihn auf Porzellantassen, kleinen Tafeln, Schlüsselanhänger, T-Shirts, Spielzeuge und generell allem, was der menschliche Einfallsreichtum zu schaffen vermag, aus Liebe zum Goldens und ergeht so: “Ein Leben ohne Golden Retriever ist möglich, aber sinnlos“.
Über die Rasse Golden Retriever kann man viel reden, und ihre Liebhaber können sich endlos über sie auslassen - so wie ich. Was soll man machen? Liebhaber sind eben oft furchtbar nervig.
Als ich zum ersten Mal einem Hund dieser Rasse persönlich begegnete, war ich fasziniert von seiner stolzen Haltung und seinem gleichmäßigen, löwenschweren Gang, mit dem er zu sagen schien: „Ich bin hier und segne diese Erde mit meinen Schritten!“ Ihre Anwesenheit zieht jede Aufmerksamkeit auf sich, wo immer sie auftauchen, und ihre edle Ausstrahlung verzaubert fast jeden Menschen. Sie umweht ein besonderer Zauber, eine Mischung aus Heiterkeit, Lebensfreude und Würde.
Nach der Körperhaltung ziehen besonders ihre Augen unwiderstehliche Aufmerksamkeit auf sich. Diese großen, runden, dunkelbraunen Augen voll unendlicher Weisheit, Stärke, Wohlwollen, Vertrauen und Liebe tragen in sich die Kraft des Löwenblicks und die Freundlichkeit des Rehkitzes. Und man sagt, die Augen lügen nie. So ist es auch!
Ihr flauschiges Fell ist eine wahre Pracht, die sich spielerisch um den Rumpf, auf dem Rücken und entlang der Beine kräuselt. Das steht in völliger Harmonie mit ihrem fröhlichen und schelmischen Gemüt. Ihr zotteliger Brustpanzer, der ihre breite Brust bedeckt, lädt dazu ein, die Finger darin zu vergraben und sich darin zu verlieren.
Ich bewundere ihr Lächeln. Der Golden Retriever hat das ansteckendste und breiteste Lächeln, das man auf einem Hundegesicht sehen kann. Diese liebenswerten Aristokraten machen mich für immer demütig. Es ist unwahrscheinlich, dass Sir Dudley Marjbanks, dem später der Titel Baron Tweedmouth verliehen wurde, als er die Rasse Anfang des 19. Jahrhunderts schuf, gedacht hätte, dass seine Schöpfung die Aristokratie ihres Schöpfers erben würde. Zusätzlich dazu, sind sie mit ihren Eigenschaften der perfekte Jagdbegleiter, aber ... Fakt ist Fakt. Das besonnene, Vertrauen erweckende und ruhige Auftreten seiner Schöpfung strahlt Aristokratie und Adel auf höchstem Niveau aus. Und was ich am meisten an ihnen liebe, ist ihre Hingabe und Liebe zum Leben und zu den Menschen. Der Golden Retriever ist der anerkannte Humanist in der Hundewelt. Besitzer dieser Rasse behaupten, mit einem Lächeln auf den Lippen, dass ein Golden Retriever einem Einbrecher sogar hilft, die Tür zu öffnen, wenn er versucht, ins Haus zu kommen.
Ich habe viel gelesen und bin zufällig vielen Vertretern dieser Rasse begegnet, die die Wahrheit dessen, was über sie gesagt und geschrieben wurde, eindeutig bestätigten. Ich wusste ungefähr all das, was ich oben in der Theorie schon erzählt habe, und wünschte mir sehr, dass eines Tages ein so schöner und liebevoller Vertreter dieser Rasse sein Leben mit mir teilen würde.
Ich träumte davon, eines Tages ein Mitglied der Rasse der goldenen Aristokraten zu erwerben, und ich tendierte eindeutig zum „weißen Gold“, aber irgendwie erschien in meinem Leben keine Zeit oder kein Platz mehr zu sein, um mir diesen Traum zu erfüllen.
Der Mann, der in mein Leben trat, lebte in Amerika - genau wie ich, aber seine Wurzeln stammen aus Deutschland. Als unsere Beziehung hinlänglich ernst wurde, besuchten wir sowohl mein als auch sein Heimatland.
Nachdem wir uns mit Verwandten und Freunden in Deutschland getroffen hatten, machten wir Urlaub in Greetsiel, ein Ortsteil, die sich malerisch an der Nordseeküste ausbreitet, nicht weit von der deutschen Grenze zu Holland Platz findet. Das Land in diesem Teil Europas ist flach und immergrün, was den milden Wintern und kühlen Sommern zu verdanken ist, die durch den Einfluss des warmen Golfstroms entstehen.
Es ist von unzähligen Wasserkanälen durchzogen. An deren Ufern breiten die, für die Nordseeküste typischen Windmühlen, ihre Flügel aus. Rund um die Strandpromenade stehen zahlreiche alte Leuchttürme, die den Seefahrern noch heute die Anwesenheit von Land signalisieren. Die Ausblicke sind einzigartig und bezaubernd. Das einstige Fischerdorf, das Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt wurde und heute eine Touristenattraktion ist, trägt die Spuren aller Etappen seiner jahrhundertealten Existenz.
Die kleinen, hübsch bemalten und mit typischen maritimen Motiven verzierten alten Fischerhäuser in der Nähe des Hafens, erzählen von der fernen Vergangenheit, als der Fischfang die Haupteinnahme-Quelle der Bevölkerung in dieser Gegend war. Die alten und neuen Bauernhöfe, die über das weite, flache Land verstreut liegen, sind stumme Zeugen der Entwicklung des Ortes. Von der Geschichte des Platzes und der Menschen, die hier lebten und leben, erzählen die mittelalterlichen Kirchen und die späteren Bauten. Die modernen Häuser, die den Traditionen des Landes treu bleiben, haben in ihrer Architektur den typischen Charakter der Gegend eingefangen. Sie sind aus roten Ziegeln gebaut, haben spitze Dächer und romantisch geschnitzte Fenster und Türen, die in verschiedenen Blau- und Rottönen gestrichen sind.
Die wohlhabenden Fischhändlerhäuser rund um den Hafen, die im Laufe der Jahre tadellos instand-gehalten wurden und einst als Ort des Handels und Verkaufens dienten, beherbergen heute unter ihren Dächern Cafés, Restaurants und hübsche Boutiquen und laden Touristen ein, ihre einzigartige Atmosphäre einzufangen.
Der Hafen, wie er wohl einmal war und immer noch ist, ist der einzige Platz, an dem tägliches Treiben herrscht, das in völligem Gegensatz zur Ruhe der restlichen Umgebung steht. Die restaurierten Boote und Segelschiffe, die von den aufmerksamen Händen ihrer Besitzer liebevoll instandgehalten werden, und die modernen kleinen Fischerboote, die im Hafen vertäut sind, tragen zu den Details dieses wunderschönen Ortes bei. Die Symbiose zwischen den verschiedenen Zeitepochen ist so stark, dass man das Gefühl hat, Teil einer anderen Zeit und eines anderen Lebens zu sein.
Der Ort, so wie er heute ist, hat eine unbestreitbare romantische Note. Die Natur ist wunderschön und die eigenen Gedanken im Einklang mit allem, was einen umgibt. Sie schweben sanft und schwerelos, wie es sich für einen Urlaub gehört.
Zu dieser Zeit hatte ich, vielleicht auch aufgrund der von der Atmosphäre diktierten Umstände, einen wunderbaren Traum. Darin schien die Sonne warm, und ich lachte fröhlich und lief auf den grünen, mit weißen Gänseblümchen gesprenkelten Deichen rund um das Meer, und ein großer weißer Hund lief um mich herum. Das Wetter war sonnig und warm, und die ständige leichte Brise, wie es sich für eine Küstengegend gehört, zerzauste mein Haar und das Fell meines Begleiters. Er folgte mir wie ein Schatten, wedelte energisch mit dem Schwanz und lächelte mich fröhlich an. Ich war glücklich. Ich war unbeschreiblich glücklich in diesem Traum.
Am Morgen und den ganzen Tag danach fühlte ich mich erstaunlich frisch und heiter, und ich schwebte lange Zeit auf den Flügeln eines besonderen Hochgefühls. Ich staunte darüber, dass ich mich so klar, farbig und detailliert an meinen Traum erinnerte, was an sich schon ungewöhnlich für mich war. Doch ich nahm ihn nicht ernst oder prophetisch, denn in dieser Zeit war kein Platz für einen Hund in meinem Leben.
Es gibt eine Theorie, die besagt, dass das Leben einem mit dem begegnet, was man bereits in seinem Unterbewusstsein geschaffen hat. Aus einer Reihe von Gründen, vor allem aber wegen der Ereignisse in meinem späteren Leben, neige ich dazu, dieser Theorie zu glauben.
Ein paar Monate nach dem Nordseeurlaub erhielt mein Partner ein verlockendes Job- und Entwicklungsangebot in seinem Heimatland. In der Zwischenzeit hatte ich, verzaubert von der Schönheit der Nordseeregion, die wir gemeinsam besucht hatten, ein Ferienhaus in der Nähe des Ortes gekauft, das mein Herz gestohlen hatte. Fasziniert von der Natur in diesem Teil der Welt, glaubte ich fest an das Potenzial meiner Investition. Alle Umstände zusammen und die Entwicklung unserer Beziehung brachten mich dazu, diesem Mann nach Deutschland zu folgen.
Der Umzug fand im frühen Winter statt. Bald darauf sollten wir im Abstand von nur wenigen Tagen zwei 50-jährige Jubiläen feiern, die wir bescheiden und ohne viel Aufhebens begehen wollten, denn unsere kürzliche Ankunft und all die Umstände, die die Situation umgaben, eigneten sich irgendwie nicht für große Feierlichkeiten. Mein Sohn war über den Ozean geflogen, um sie mit uns zu teilen, und das war für mich mehr als genug.
Der erste Jahrestag verging still und leise, im engen Familienkreis und bei einem bescheidenen Abendessen, bei dem ich die Familie meines Lebenspartners kennenlernte, was eigentlich eine ziemliche Übertreibung war, denn die Sprachbarriere hatte sich zwischen uns aufgetürmt. Sie sprachen kein Englisch und ich kein Deutsch.
Es war Mitte Februar, am Abend, und mein Geburtstag war nur noch wenige Tage entfernt. Mein Sohn und ich genossen den ruhigen Abend und die Gelegenheit, über alles und nichts zu reden. Mein Liebster war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Er begrüßte uns, wir wechselten ein paar Worte und er sagte mir, wir müssten noch kurz etwas erledigen. Ich war mit Jeans und Pullover bekleidet, er trug noch seinen Anzug aus dem Büro. Ich fragte ihn mit einer Geste und nicht mit Worten - indem ich auf mein Outfit zeigte - ob ich mich umziehen müsse? Er schüttelte den Kopf. Ich warf mir eilig einen Mantel über und wir gingen los. Wie jede Frau war ich extrem neugierig, und im Auto hagelte es Fragen meinerseits: „Wohin fahren wir?“ „Warum gehen wir an diesem Wochentag aus?“ „Warum sind wir allein losgefahren?“ und viele Fragen mehr, die sich nur eine Frau ausdenken kann. Aber ich bekam keine Antworten. Er lächelte geheimnisvoll und sagte nichts, obwohl er normalerweise noch mehr redete als ich. Kurzum, er verhielt sich auf eine sehr ungewöhnliche Weise. und deshalb ist er so geheimnisvoll und will kein Wort darüber verlieren, damit er sich nicht versehentlich verrät Meine „Entdeckung“ ließ mich siegreich lächeln und ich fühlte mich wie ein Gewinner in diesem Spiel aus Untertreibung und Schweigen. Ich beendete die Fragen, zufrieden mit meiner Voraussicht, und wartete auf die Wendung der Ereignisse. Ich habe auf eine typisch weibliche Art entschieden, dass er mir ein Geburtstagsgeschenk ausgesucht hat, das ich unbedingt anprobieren muss. Deshalb ist er so geheimnisvoll und will kein Wort darüber verlieren, damit er sich nicht versehentlich verrät.
Schon bald merkte ich jedoch, dass ich mich geirrt hatte, denn wir passierten die Innenstadt und kamen überraschenderweise in ein Wohnviertel, von dessen Existenz ich bis dahin keine Ahnung hatte. Ich war ziemlich verblüfft, als wir vor einem mir unbekannten Haus anhielten, das mir keinerlei Hinweis gab und meine schlummernden Fragen mit neuer Wucht heraussprudeln ließen. Erhielt ich aber keine Antworten, und all diese Geheimnisse begannen, meine Neugierde immens zu schärfen und sie von Minute zu Minute wachsen zu lassen. Wir stiegen aus dem Auto aus, klingelten an der Haustür des Hauses vor uns, und schon bald wurde die Tür von einer mittelgroßen und sehr eleganten blonden Dame geöffnet, hinter der ein gutaussehender, fröhlich lächelnder und ziemlich großer Herr neugierig hervorlugte.
Die Beiden waren mir jedoch völlig fremd und ihr Erscheinen steigerte nur die Spannung, die sich in mir bereits aufgebaut hatte. Sie luden uns ein, hereinzukommen, was ich von der Geste her verstand, denn das Gespräch zwischen meinem Partner und dem Gastgeberpaar war auf Deutsch. Nachdem wir den kleinen Flur betraten und die Eingangstür hinter uns geschlossen hatten, öffnete einer der beiden eine Innentür und ... Oh, Wunder! Eine weiße Lawine der Liebe ergoss sich aus dem Berg von fünf riesigen weißen Hunden, Vertretern der Rasse der Golden Retriever. Sie bellten nicht, aber sie gaben freudige Laute von sich, rieben sich an unseren Beinen, strampelten herum und zeigten auf jede erdenkliche Weise ihre unbeschreibliche Freude über unsere Anwesenheit, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Sie verschenkten ihre Liebe so bedingungslos, dass es unmöglich war, sie nicht zu erwidern.
Zu sagen, dass ich überrascht war, wäre eine Untertreibung. Ich war erstaunt und wahnsinnig glücklich und hatte keine Ahnung, wie ich meine Gefühle kontrollieren sollte. Ich war nur wenige Minuten zuvor in ein ungeahntes Paradies gestolpert, und es gefiel mir. Ich hatte keine Ahnung, wen von den Hunden ich anfassen und wo ich genau hinschauen sollte. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes kam und warum wir dort waren!? Das Labyrinth des Unbekannten breitete sich mit ungeahnter Gewalt aus und löste in mir ein Gefühl der Unsicherheit, aber auch eine ungeheure Neugier aus.
Einer der Gastgeber schaffte es irgendwie, sich einen Weg in den kleinen, mit weißer Invasion gesättigten Korridor zu bahnen und beschwichtigte den Liebesausbruch seiner Haustiere mit einer kurzen Geste, was mich sehr beeindruckte! Jemand schloss die Haustür, jemand anderes öffnete eine andere dahinter und wir wurden eingeladen, ihnen zu folgen. Im Wohnzimmer angekommen, so vermutete ich zumindest, erwartete mich eine neue Überraschung.
Der Teil des Zimmers, den wir betraten, war durch einen hübschen Holzzaun abgetrennt, hinter dem weiches Bettzeug verstreut war, Plüschtiere herumlagen, eine Schale mit Wasser in der Ecke stand und alles so beharrlich mit Hundemustern ausgestattet war, dass es unverkennbar auf die Art seiner Bewohner schließen ließ. Es war jedoch ganz friedlich und ruhig in dieser kleinen Oase, die von den Spielen und dem Treiben dort zu erzählen versuchte. Seine Bewohner waren nur zwei kleine weiße Flauschbällchen, von denen das eine ruhig in einer Ecke lag, vergraben zwischen Spielzeug und warmen Decken und beobachtete, ohne uns groß zu beachten, während das andere aufrecht an dem Zaun stand und unbedingt zu uns kommen wollte. Ein Lichtstrahl der Erleuchtung berührte meinen Geist, aber ich wusste immer noch nicht, ob das, was er mir sagte, wirklich wahr war!