Herr Heiland und das letzte Gebet des Bischofs - Johann Simons - E-Book

Herr Heiland und das letzte Gebet des Bischofs E-Book

Johann Simons

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Beschreibung

Folge 16 - Herr Heiland betet um Beistand: In Sonntal am See steht die Firmung an - ein großer Tag für Pfarrer Heilands junge Schäfchen, der gebührend gefeiert werden soll. Auch Weihbischof Frömmchen hat sich angekündigt. Doch nicht nur, dass dieser ausgerechnet vom allseits verhassten Pastoralreferenten Ludwig Wachtelschnuck begleitet wird, nein, viel schlimmer: In der Nacht nach seiner Ankunft liegt Frömmchen tot im Gästebett des Pfarrers! Herr Heiland und Fräulein Dimpel stehen vor ihrem vielleicht größten Rätsel: Mord im Pfarrhaus? Direkt vor ihren Augen? Während die Vorbereitungen für den großen Kirchentag weitergehen, macht Herr Heiland sich auf die Suche nach seinem bisher cleversten Täter ...

Über die Serie: Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin, dem überambitionierten Bürgermeister und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen ...

Herr Heiland - ein himmlischer Wohlfühl-Krimi für alle Fans von gemütlichen Ermittlungen.

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeHerr Heiland – Die SerieTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Über den AutorWeitere Titel des AutorsImpressum

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Über diese Folge

Herr Heiland betet um Beistand: In Sonntal am See steht die Firmung an – ein großer Tag für Pfarrer Heilands junge Schäfchen, der gebührend gefeiert werden soll. Auch Weihbischof Frömmchen hat sich angekündigt. Doch nicht nur, dass dieser ausgerechnet vom allseits verhassten Pastoralreferenten Ludwig Wachtelschnuck begleitet wird, nein, viel schlimmer: In der Nacht nach seiner Ankunft liegt Frömmchen tot im Gästebett des Pfarrers! Herr Heiland und Fräulein Dimpel stehen vor ihrem vielleicht größten Rätsel: Mord im Pfarrhaus? Direkt vor ihren Augen? Während die Vorbereitungen für den großen Kirchentag weitergehen, macht Herr Heiland sich auf die Suche nach seinem bisher cleversten Täter …

Herr Heiland – Die Serie

Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin Fräulein Dimpel, dem überambitionierten Bürgermeister Moritz Mindenfeld und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen …

JOHANN SIMONS

Kapitel 1

Eine Leiche vor dem Frühstück

»Euer Exzellenz?« Sanft klopfte Klaas Heiland an die geschlossene Zimmertür. Dann berührte er die Klinke. »Sind Sie wach?«

Jenseits der Schwelle herrschte seliges Dreivierteldunkel. Es war früh am Tag, gerade einmal sieben Uhr morgens, und das Licht der nur langsam aufgehenden Sonne schaffte es bislang kaum durch die dicken Vorhänge vor dem Fenster.

Dennoch konnte Heiland sich mühelos orientieren. Sicheren Schrittes betrat er den Raum und warf dem Mann im Bett einen schnellen Blick zu. Weihbischof Franz Frömmchen regte noch keinen Muskel unter seiner dicken Bettdecke.

»Verzeihen Sie die Störung, Exzellenz«, entschuldigte sich der Pastor. Dabei trat er auf das Fenster zu, das in der gegenüberliegenden Wand lag und zum Pfarrhausgarten wies. »Aber es ist Zeit für unser Frühstück, und Sie baten ja ausdrücklich darum, geweckt zu werden.«

Heiland hatte das Fenster erreicht, griff mit beiden Händen nach den Vorhangbahnen und zog sie ruckartig zur Seite. Endlich wurde es heller.

Frömmchen schien sich auch daran nicht zu stören. Gäbe es Preise für festen Schlaf, hätte er wohl auch Dornröschen mühelos übertroffen.

»Exzellenz?«, fragte Heiland erneut. »Es ist sieben Uhr und Fräulein Dimpel bereitet gerade Ihren Kaffee zu – ganz so, wie Sie ihn mögen. Wie sagten Sie noch gleich? Stark wie Samson und süß wie Delila.«

Nun drehte er sich zum Bett um. Die Gestalt unter der blau-weißen Rautendecke hatte sich nach wie vor nicht bewegt. Franz Frömmchens klappriger Leib lag unter den Daunen verborgen, sein weißhaariges Haupt neben dem Kopfkissen. Er hatte die Augen fest geschlossen, den Mund aber einen Spalt weit geöffnet und …

Heiland stutzte. Irgendetwas an Frömmchen kam ihm seltsam vor. Im Schlaf sah der Weihbischof anders aus als am Tage, oder? Anders und irgendwie … leer.

Weil er nicht schläft, zuckte es Heiland durch den Kopf. Guck ihn dir an. Du kennst diese Gesichter. So sehen keine lebenden Menschen aus.

Unsinn! Sofort tadelte er sich für den törichten Gedanken. Was war denn in ihn gefahren, dass er sich solch schreckliche Bilder ausmalte? Der Weihbischof hatte einen sehr gesegneten Schlaf, weiter nichts. Nur weil jemand nicht gleich reagierte, lag noch lange keine Tragödie vor.

»Euer Exzellenz?«, fragte Heiland erneut. Langsam trat er an das Bett. »Ich bin es, Pastor Heiland. Können Sie mich hören?«

Grundgütiger, wie weckte man einen solchen Würdenträger? Durfte man Weihbischöfe an den Schultern packen und schütteln? Frömmchen hatte ausdrücklich darum gebeten, pünktlich geweckt zu werden. Er würde es Heiland gewiss nicht übel nehmen, oder? Höchstens, wenn man ihn nicht aus den Federn riss.

»Exzellenz?«, fragte Heiland schon wieder.

Dann beugte er sich vor, griff sanft nach den Schultern des alten Mannes und …

Frömmchens Kopf drehte sich zur Seite, kaum dass Heiland die Schultern anfasste. Seine Muskeln leisteten keinen Widerstand. Nicht sein Leib reagierte auf die Berührung, sondern nur die Schwerkraft.

Nein! Heiland keuchte. Entsetzt riss er die Augen auf. Das kann nicht wahr sein. Das … Das darf nicht wahr sein!

Wieder schüttelte er den Weihbischof. »Exzellenz! Herr Frömmchen, hören Sie mich?«

Alle seine Sinne bestätigten ihm, was sein Instinkt ihn schon eben hatte vermuten lassen. Und doch wollte Heiland es nicht wahrhaben.

»Herr Frömmchen?«, fragte, nein, rief er laut. »Herr Frömmchen!«

Die Gestalt im Bett reagierte nicht. Die Augen blieben geschlossen, und der schmächtige Brustkorb in dem karierten Schlafanzug hob sich keinen Millimeter mehr.

»Herrgottsakra«, drang eine tadelnde Stimme aus dem Flur. »Was ist das denn hier für ein Lärm? Herr Pfarrer, Sie wecken ja noch Tote auf!«

Fräulein Dimpel erschien im offenen Türrahmen des Zimmers. Trotz der frühen Stunde war sie bereits gewaschen, frisiert und angezogen. Zur Feier des Tages und zu Ehren des hohen Hausgastes schien sie sogar eine besonders blumenreiche Kittelschürze aus ihrem an Schürzen nicht gerade armen Kleiderschrank gewählt zu haben.

»Was ist denn?«, fragte sie streng. »Geht es dem Herrn Weihbischof nicht guuuuhh…«

Das Ende ihres Satzes verschwand in einem Entsetzenslaut. Auch sie riss nun die Augen weit auf, und gnadenlose Erkenntnis schwappte über ihre Züge wie das Rote Meer über die Truppen des Pharaos.

»Jesus, Maria und Josef«, hauchte sie und bekreuzigte sich hastig. »Nicht schon wieder.«

Der Ausdruck des Entsetzens fand sich auch im Gesicht von Tobias Kern. Der junge Dorfpolizist brauchte nur Minuten, um – nach einem ebenso kurzen wie hastigen Anruf des Pastors – im Pfarrhaus zu erscheinen. Kerns blondes Haar war noch zerzaust vom Schlaf, und das Hemd seiner Polizeiuniform hatte er in der Eile falsch zugeknöpft. Doch sein Blick war wach, und seine Wangen wiesen die gleiche Blässe auf, die auch das arme Fräulein Dimpel noch immer übernommen hatte.

»Herr Heiland?«, fragte Kern. Vorsichtig trat er näher, den Blick auf den reglosen Weihbischof gerichtet. »Ist es wirklich wahr? Ist er … Nun ja.«

»Tot, mein Lieber«, bestätigte Heiland murmelnd. »Ich fürchte, hier kommt jede Hilfe zu spät. Weihbischof Frömmchen weilt nicht mehr unter den Lebenden. Und falls ich Ihre Aufmerksamkeit auf das Kopfkissen richten dürfte?«

Kern brauchte einen Moment. Erst dann begriff er, worauf Heiland anspielte, und runzelte prompt die Stirn. »Auf das Kissen? Sie meinen …«

Das Kopfkissen lag nicht unter dem Haupt des Kirchenmannes, sondern daneben. Noch dazu in einem durchaus eigenartig anmutenden Winkel. Es wies Flecken auf, die vielleicht nicht mehr deutlich zu sehen waren, die man, wie Heiland soeben überprüft hatte, aber problemlos noch riechen konnte, wenn man sich ihnen mit der Nase näherte.

Auch Kern beugte sich nun zu dem Kissen vor. »Ist das Harz? Rieche ich Harz, Herr Heiland?«

»In der Tat. Das ist Creme, mein lieber Kern. An diesem Kissen klebt Teebaumöl. Der Herr Weihbischof hat es sich gestern Abend auf Wangen und Stirn aufgetragen, wegen seiner trockenen Haut, wie er meinte. Ich mag mich irren. Ehrlich gesagt, hoffe ich es sogar. Aber auf den ersten Blick hin würde ich sagen, dass seine Exzellenz mit diesem Kissen erstickt wurde. Dass ihm jemand das Kissen fest auf das dick eingeölte Antlitz gepresst hat. So lange, bis er nicht mehr atmete.«

Dimpel stieß ein leises Ächzen aus und lehnte sich gegen den Türrahmen. Kern schluckte hörbar.

»Das hieße Mord«, murmelte der Polizist. »Mord, gleich hier bei Ihnen im Pfarrhaus.«

»Die Befürchtung habe ich, ja.«

Einen Moment lang schwiegen sie alle. Heiland und Kern sahen auf den alten Mann im Bett, Dimpel vergrub das Gesicht in der Kittelschürze. Dann hob Kern den Kopf und drehte sich zum Pastor um.

»Sie wissen aber, was das bedeutet, Herr Heiland«, sagte er. »Oder? Sie wissen so gut wie ich, dass im Falle eines Mordes nur eine einzige Person wirklich als Täter infrage kommt.«

Heiland hatte schon viele Verbrechen aufgeklärt, seit er in Sonntal die Kirche leitete. Nicht nur deswegen seufzte er wissend. »Das sehe ich genauso wie Sie, mein Lieber. Ob ich es nun will oder nicht …«

Einen Tag zuvor

Der Wärmebehälter war silberfarben und blitzblank. Es klapperte laut, als er zu Boden fiel.

»Ja, ist es denn die Möglichkeit!«, schimpfte Gerda Söhnchen. Wütend drehte sie sich um. »Hast du keine Augen im Kopf, Bursche? Pass gefälligst auf, wenn du Sachen trägst! Die kosten Geld. Ich will keine Dellen sehen!«

Die Person, an die ihre Wut sich richtete, stand da wie ein begossener Pudel. Heiland kannte den jungen Kellner nicht, doch selbst er konnte sehen, wie peinlich ihm die Situation sein musste.

»V… Verzeihung, Frau Söhnchen«, stammelte der Tollpatsch und stellte den Rest der Buffetutensilien, die er als hohen Stapel in den Armen getragen hatte, auf dem Fußboden ab. Dann griff er nach dem herabgefallenen Wärmebehälter. »K… Kommt nicht wieder vor.«

»Und jetzt stellt er den Rest auch noch auf den Boden?!« Frau Söhnchen fasste sich an den Kopf. »Glaubt man das denn?! Junge, willst du uns absichtlich boykottieren, oder was? Da soll Essen rein, kapiert? Das stellt man nicht in den Dreck – nicht frei- und auch nicht unfreiwillig!«

Zornig ließ sie Heiland stehen und stapfte auf den Angestellten zu, den Heiland ob seines Äußeren auf maximal Anfang zwanzig schätzte.

»Ein Praktikant«, brummte ihr Gatte. Gerd Söhnchen stand direkt neben Heiland, und auch er wirkte nicht gerade angetan von seinem überforderten Angestellten. »Kommt aus Bad Blümchen zu uns, mit Empfehlung. Aber ich glaube, da wollte uns die Kreisstadt einen Bären aufbinden. Wenn der Kerl Ahnung von der Arbeit in der Gastronomie hat, dann tauge ich zum Astronauten. Oder zum Pfarrer. Was, Herr Pfarrer?«

Söhnchen lachte über seinen Scherz, dass die Enden seines gezwirbelten Schnäuzers nur so wippten. Der Wirt des Gasthofs Zur stolzen Kaiserkrone war ein passioniertes Arbeitstier und selbst so kurz vor dem Rentenalter nicht zu bremsen. Er hatte rosige Wangen, stets leichten Schweiß auf der Stirn und trug am liebsten blaue Hemden und Westen. An seinem teigigen Hals prangte ein Goldkettchen, das im Licht der Deckenlampen funkelte, wenn er sich bewegte. Gemeinsam mit seiner Frau leitete Söhnchen den Betrieb schon seit Jahrzehnten. Die beiden waren für ihre Gastfreundschaft ebenso bekannt wie für ihre strenge Hand, und sie ließen selten eine Gelegenheit aus, ihr Geld zu verdienen.

»Lachen Sie nicht, Herr Söhnchen«, entgegnete Heiland. »Der Ruf auf die Kanzel hat auch schon Männer ereilt, die weit älter waren als Sie und ich.«

»Na, danke.« Söhnchen winkte ab. »Das passt schon. Den Altar überlasse ich Ihnen, an meinem Tresen wird eh mehr gebeichtet. Und mehr gesündigt, was?«

Das, fand Heiland, konnte sogar stimmen. Es war Freitagnachmittag in Sonntal am See, seiner beschaulich kleinen Gemeinde irgendwo im bayerischen Hinterland. Heiland war seit mehreren Monaten ihr kirchliches Oberhaupt und hatte die Dörfler mit ihren mitunter recht speziellen Eigenschaften inzwischen gut kennen- und auch lieben gelernt. Auch die stolze Kaiserkrone kannte er gut, schließlich gehörte das dreigeschossige Haus mit den schmucken Fensterläden und den stets üppig bestückten Blumenkästen zu den direkten Nachbarn seiner Kirche. In der stolzen Kaiserkrone gab es mehrere Gästezimmer, einen urigen Schankraum mit langem Tresen, eine kaum genutzte Sektbar im Keller und natürlich den großen Festsaal. In diesem hielt Heiland sich nun schon seit mehreren Minuten auf, doch bis auf eine herzliche Begrüßung durch das Wirtsehepaar und das kleine, wenngleich laute Malheur des Praktikanten hatte er bislang noch nichts weiter gesehen. Erst recht nicht den Grund für sein Kommen.

»Mein lieber Söhnchen«, wandte er sich an seinen Nebenmann. »Wenn Sie mir die Frage gestatten: Warum bin ich eigentlich hier?«

Der Saal sah aus wie immer. An der hinteren Wand wartete die kleine Bühne, auf der im Fasching die Würdenträger saßen und bei Hochzeiten die Alleinunterhalter. Rechts und links umrahmten weiß-blaue Fahnen die Bühne. Links davon folgte die breite Fensterwand mit den bodenlangen Gardinen. Eine Tür im hinteren Bereich des Saals führte zum Schankraum, eine zweite zu den Toiletten. Und die Rollos der Durchreiche zur großen Hausküche waren geschlossen wie meistens. Einzig die lange Tischreihe rechts an der Wand ließ auf eine Art Plan schließen, den die Söhnchens verfolgen mochten. Welcher das sein mochte, blieb allerdings offen.

»Deswegen«, meinte Gerda Söhnchen. Sie hatte den Praktikanten offenbar genug gescholten; nun kam sie zurück zu den beiden älteren Männern und deutete in Richtung der Tische. »Wir bauen gerade auf. Das wird ein Buffet, Herr Pfarrer. Ein Firmsonntags-Buffet!«

Ihr Gatte nickte stolz. »Das Erste seiner Art in der Geschichte Sonntals. Die Idee stammt von mir.«

Heiland hob eine Braue. Das Sakrament der Firmung gehörte zu den größten Ereignissen im Leben junger Katholiken. Meist waren die Jugendlichen in der achten oder neunten Klasse, wenn sie an den Altar ihrer Heimatkirche traten, um ihre in der Taufe begonnene Zugehörigkeit zu dieser und dem katholischen Glauben öffentlich zu bekräftigen. Da insbesondere in ländlichen Regionen das Personal knapp gesät war, fanden die Firmsonntage in Dörfern wie Sonntal jedoch nur alle Jubeljahre statt, weshalb die Altersspanne der hiesigen Firmlinge noch größer war. Derartige Sakramente durfte nun einmal nicht jeder x-beliebige Gottesdiener spenden; dazu bedurfte es schon eines Bischofs oder Weihbischofs. Und deren Terminkalender waren meist sehr voll.

Normalerweise feierten die Familien der Firmlinge den besonderen Anlass im privaten Rahmen, daheim oder an einem reservierten Tisch im Lokal. Dem Ehepaar Söhnchen, so ahnte Heiland inzwischen, stand der Sinn allerdings nach mehr.

»Verstehen Sie?«, fragte Gerda gerade und bestätigte prompt seinen entsprechenden Verdacht. »Wir bündeln die Feste aller Sonntaler Firm-Familien, hier bei uns im Saal. Indem wir ein festliches Buffet für alle anbieten. Dann kann niemand an uns vorbei und alle Familien kommen automatisch.«

Mit wenigen, aber begeisterten Worten beschrieb Söhnchen, was genau ihnen vorschwebte. Die stolze Kaiserkrone würde in diesem Jahr keine einzelnen Tische für Firmungsfamilien reservieren und auch kein Catering privater Feste anbieten. Wer immer in Sonntal Firmung feierte, kam so gewissermaßen gar nicht darum herum, sich für das geplante Buffet anzumelden.

»Es ist doch so«, meinte Gerd. »Immer dieses Klein-Klein. Das hilft doch nicht, Herr Pfarrer. Was haben wir davon, wenn jeder daheim feiert? Hier sollen die sitzen, nicht in ihren Wohnzimmern. Hier, wo ich Ihnen Speis und Trank berechnen kann. Vor allem die Getränke machen ja den Gewinn in der Gastronomie aus.«

»Und genau da kommen Sie ins Spiel«, sagte seine Gemahlin.

Heiland, der deutlich weniger kapitalistisch orientiert war, hob leicht pikiert eine Braue. »Bei den Getränken?«

»Was?« Söhnchen lachte und schüttelte den schnauzbärtigen Kopf. »Nein, nein. Natürlich nicht. Oder wollen Sie einen Obstler? Einer geht ja immer, nicht wahr?«

Heiland winkte ab. »Inwiefern komme ich hier ins Spiel?«, fragte er wieder. »Ihr Unternehmergeist in allen Ehren, aber von mir aus können die Familien feiern, wo sie möchten. Solange sie nur pünktlich zur Messe erscheinen.«

»Na, Sie kennen sich doch aus«, beharrte die Wirtin. »Mit dem Thema Firmung generell und mit dem Herrn Weihbischof im Speziellen. Sie wissen, was an einem solch hohen Tag angebracht ist und was nicht. Zumindest wissen Sie es besser als Gerd und ich, schon allein von Berufs wegen.«