Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott - Gabriele Merz - E-Book

Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott E-Book

Gabriele Merz

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Beschreibung

Maria ist eine übergewichtige und frustrierte Therapeutin mit hellsichtigen Fähigkeiten, die in einem kolossalen Formtief steckt, als sich urplötzlich Gott bei ihr in den Sessel wirft und verkündet, dass er die Nase voll hat von der ganzen Welt. Gemeinsam erkunden und ergründen die beiden auf sehr humorige Art und Weise Seelentiefen und Bewusstsein der Rasse Mensch. Sie begeben sich auf die Suche nach dem heiligen Gral dieser Zivilisation und gehen in ihren Gesprächen an so manche Grenze auch an ihre eigenen. Warnung: Dieses Buch ist ein Heidenspaß, für Christen ist das nichts! ;)

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Ähnliche


Gabriele Merz

Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott

 Prolog

Kapitel  1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Impressum neobooks

Hilf dir selbst, dann hilfst du Gott

 Prolog

Als Gott sich mir gegenüber in einen Sessel fallen ließ und verkündete: „Ich bin am Ende!“, war ich gelinde gesagt schockiert.

„Was soll das heißen?“, fragte ich ihn und machte große Augen. „Wenn das wahr ist, dann würde das ja bedeuten, dass die Menschheit auch am Ende wäre“, entgegnete ich.

„Ach was, “ winkte er ab, „die Menschheit ist so widerstandsfähig wie Kakerlaken. Die existiert ewig.“

Ich wusste nicht, ob ich froh darüber sein sollte, gerade das ewige Leben versprochen bekommen zu haben, oder beleidigt, weil ich mit einer Kakerlake verglichen worden war.

Ich entschied mich, nicht genauer darauf einzugehen, und fragte ihn irritiert: „Und was kann ich dabei tun?“

Er sah mir mit seinen Augen bis auf den Grund meiner Seele, schürzte die Lippen, legte die Finger aneinander und sah mich weiterhin nachdenklich an.

Ich war mir sicher, er hatte sich in der Tür geirrt. Nicht dass ich nicht gläubig bin, oh nein, aber ich bin nicht katholisch oder gehöre sonst einer angesehenen Religion dieses Planeten an.

Ich legte also den Kopf schief und zog erwartungsvoll die Augenbrauen nach oben. Meine beste Freundin kann das mit einer Augenbraue, das sieht noch spektakulärer aus; aber nachdem ich über diese mimische Akrobatik nicht verfüge, muss es eben so gehen.

Er sah sich in meiner Wohnung um, und ich überlegte, wie lange der letzte Putztag schon zurück lag, und ob ihm wohl meine Pflanzen gerade telepathisch ihr Leid klagten.

Also drückte ich den Rücken durch und versuchte, so gelassen wie möglich auszusehen.

Wieder blickte er mich an und begann zu sprechen: „Weißt du, Maria, ich bin zu dir gekommen, weil ich glaube, dass du mich verstehst. Du bist nicht so fanatisch, dich auserwählt zu fühlen, und du hast genug Selbstbewusstsein, um mir bei der Klärung einiger Dinge behilflich zu sein“.

Wow, dachte ich, einKomplimentvonGott!

Ich kratzte mich am Kopf und lächelte. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es wohl eher ein dümmliches Grinsen, aber das muss an dieser Stelle ja nicht unbedingt erwähnt werden. Ich will in dieser Geschichte ja schließlich gut weg kommen.

Ich nickte verständig und wartete.

„Die Welt macht mir Sorgen, und wenn ich Sorgen sage, dann meine ich Sorgen. Die Menschen vereinsamen, Systeme brechen auf, Grenzen werden künstlich erschaffen, mit dem Boden wird Schindluder getrieben, die Menschen treiben Raubbau mit ihrer Gesundheit, die Liebe fehlt, das Mitgefühl und die Nächstenliebe sind vom Aussterben bedroht, Leid und Armut herrschen in den meisten Teilen der Welt;Gier, Hass und Neid feiern Auferstehung, Seuchen und Krankheiten breiten sich aus, die Erde wehrt sich mit Naturkatastrophen, Kinder werden misshandelt und missbraucht, Lügen und Betrügereien sind an der Tagesordnung, Tiere und Pflanzen werden ausgebeutet und benutzt und die Seele der Erde sowie der Menschen weint“.

Er sah mich dabei so kummervoll an, dass es mir die Tränen in die Augen trieb.

„Ich glaube, wir sind in einer Sackgasse“, fügte er leise hinzu.

„Aber wir können nicht in einer Sackgasse gelandet sein“, begehrte ich auf, „so viele Menschen führen ein tolles Leben, haben Freunde und Familie, die sie lieben, und ein schönes Zuhause.“

Er musterte mich nachdenklich und fragte: „Trifft das auch auf dich zu?“

Ups,erwischt, dachte ich. Schließlich machte ich mir auch permanent Gedanken, was ich an und in meinem Leben noch verbessern könnte, schaute absichtlich keine Nachrichten und las keine Zeitung, weil mir das Grauen und Leid dieser Welt viel zu nahe ging, und ich war nicht politisch engagiert oder interessiert, obwohl man das von einem Menschen mit einem IQ über der Zimmertemperatur erwarten durfte.

Es gab noch so viel, was ich in meinem Leben erreichen wollte, und wofür ich tausend Entschuldigungen parat hatte, warum ich es noch nicht getan hatte oder tat.

Ich war oft depressiv und wand mich mit schrecklichen Gedanken im Kopf in meinem Bett, dass es manchmal besser war, die Rasierklingen vor mir selbst zu verstecken.

Aber ich hatte auch zwei wundervolle Kinder und Freunde, die ich aufrichtig liebte und die auch mich liebten. Einen Vater, dem ich nach dem Tod meiner Mutter sehr viel näher gekommen war und einen Bruder, der mir zwar manchmal tierisch auf den Zeiger ging, aber auf den ich mich in allen Lebenslagen verlassen konnte.

Gut, ich hatte schreckliche Existenzängste und einen Sack voll Schulden, aber wer hatte das nicht?

Außerdem wog ich viel zu viel und fand, mein Haar war furchtbar dünn geworden in all den Jahren. Trotzdem war ich immer noch attraktiv und konnte mir die Männer nach Gusto aussuchen.

Oder hab ich immer nur die Männer gewollt, die auch mich wollten?

Oh mein Gott, das wäre zwar praktisch, aber nicht authentisch.

Hatte(?) ich überhaupt schon die große Liebe erlebt? Ich dachte es schon ein paar Mal, aber war ich wirklich schon meinem Seelenpartner begegnet? Lebte ich wirklich meine innere Entsprechung? Meine Visionen, meine Träume, meine Phantasien? War ich überhaupt schon voll erblüht? Oder sollte mein Licht verlöschen, ohne je richtig geleuchtet zu haben?

Was für ein erschreckender Gedanke.

So weit war ich also gekommen, als ich aufschaute und bemerkte, wie Gott mich nachdenklich betrachtete.

„Ich weiß nicht“, antwortete ich zögerlich, „es ginge sicher noch besser.“

Gott legte seinen Kopf zurück und lachte. „Besser geht’s immer“, schmunzelte er.

Ich grinste auch ein wenig und meinte dann: „Ja schon, aber was sollen wir jetzt machen?“

WIR - ich und Gott! Natürlich.

Wenn ich bisher noch an meinem gesunden Menschenverstand gezweifelt haben sollte, so war ich jetzt endgültig davon überzeugt, unter akutem Größenwahn zu leiden.

Kopfschüttelnd machte ich mir selbst die schwersten Vorwürfe ob meines Geisteszustands, als Gott mich ansah und forderte: „Du musst mir helfen!“

„ICH?“ rief ich konsterniert aus, und wenn ich nicht schon gesessen hätte, dann wäre ich vor Schreck wohl auf mein gut gepolstertes Hinterteil geplumpst, wenn ich mich mal so salopp ausdrücken darf.

„Ja sicher“, bekräftigte er, „warum denkst du bin ich hier?“

Naja, ich hatte noch keine Zeit, mir darüber ausreichend Gedanken zu machen, und schob deswegen zögerlich meine Schultern nach oben.

„Aber ich hab doch mein Leben selber nicht auf der Reihe“, gab ich warnend zu bedenken. „Was glaubst du, wie oft ich schon kurz davor war, das Handtuch zu werfen?“ klagte ich.

„Ach, und ich darf das wohl nicht für mich beanspruchen?“ fragte er mich spöttisch. „Natürlich nicht“, quiekte ich aufgebracht, „du bist der Boss!“

„Und der Boss braucht jetzt Hilfe“, nickte er mir bestimmt zu.

Ich rang mit den Händen und blickte ihn verzweifelt an, „aber doch nicht von mir!“ Wie kam ich nur aus dieser Nummer raus. Ich war 43 Jahre alt, hatte zwei gescheiterte Ehen hinter mir und nicht mehr zu zählende Affären, fühlte mich die meiste Zeit fett und hässlich, was kein Wunder war, da ich weit über 2 Zentner wiege, wenn ich meiner Waage Glauben schenken konnte - und die Gute durfte schon lange nicht mehr über mein Gewicht orakeln, nachdem ich resolut die Batterien entfernt hatte.

Ich war unzulänglich und meinem Leben nicht gewachsen.

Wem sollte ich schon ernsthaft helfen können?

Spielte er vielleicht auf meine Gabe der Hellsichtigkeit an, die ich von Geburt an mit mir herum schleppte?

Denn ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich bereits als Kind über die Gabe verfügte, die Aura von Tieren und Menschen zu sehen.

In meiner kindlichen Naivität und meinem unbedarften Leichtsinn hatte ich diesbezüglich aber auch ein ungebremstes Mitteilungsbedürfnis, und so kam es dann, dass mir das Vorhersehen gründlich verging.

Mein Vater hatte ein enorm großes selbst gebautes Aquarium, in dem heimische und exotische Fische ihr langweiliges Dasein fristeten.

Ich mochte es, weil mir die bunten Tiere gefielen und ich mich irgendwie mit ihnen verbunden fühlte. Ich beobachtete die Fische gerne und besah sie mir immer sehr genau, und dabei fiel mir dann eben auch eine Veränderung ihrer Aura auf, und so sah ich, wann einer der schillernden Wasserbewohner das Zeitliche segnen sollte. Was ich, gute Tochter, natürlich auch gleich meinem Vater mitteilte, damit er sich vielleicht nicht zu sehr erschrak, oder auch um sich darauf vorbereiten zu können.

Ich glotzte also in meinem noch nicht schulfähigen Alter ins Aquarium und verkündete laut: „Dieser Fisch stirbt bald!“ und zeigte mit meinen kleinen Fingern auf den Unglücksraben, der noch munter und ahnungslos umher schwamm. Spätestens zwei Tage danach trieb besagter Fisch Bauch oben im Aquarium. Mein Vater nahm mich natürlich erst überhaupt nicht ernst, aber nachdem das drei-, viermal passiert war, wurde es ihm wohl doch unheimlich.

Nur leider ging der Schuss nach hinten los, denn statt Anerkennung für meine außergewöhnlichen Fähigkeiten bekam ich eine ganz andere Botschaft mit auf den Weg. Mein Vater wurde nämlich fuchsteufelswild und verbot mir mit seinem strengsten Blick, mich noch einmal seinem Aquarium zu nähern, denn: „Du bringst ja meine ganzen Fische um!“

Zack! Das saß! Ich hatte einen regelrechten Schock.

Wie konnte er nur glauben, ich würde seine Fische töten?

Und so wurde aus meiner Gabe ein Fluch, und ich beschloss ganz tief drin in meinem kleinen missverstandenen Herzen, diese Begabung nie wieder anzuwenden, verschloss mein drittes Auge und kappte alle offenen Leitungen zu meiner intakten Wahrnehmung, und beschloss, nur noch das zu sehen, was auch alle anderen sahen, und mich nur noch darauf zu verlassen, was mir erzählt und gesagt wurde.

Damit war ich dann natürlich auch verlassen.

Denn dass dir fast die gesamte Menschheit nur Dreck und Lügen auftischt, das ist ja nicht unbedingt ein bestgehütetes Geheimnis.

Also tappte ich von da an in jede sich mir bietende Falle und verstrickte mich blauäugig in jedem Lügenmärchen, das mir vertraulich ins Ohr gewispert wurde.

Ich glaubte allen alles.

Erst als ich mit 20 von zu Hause auszog, kamen die verdrängten Fähigkeiten mit brachialer Gewalt wieder zurück.

Ich blinzelte rüber zu Gott, in der Hoffnung, er wäre vielleicht eine Erscheinung meiner kranken Phantasie, aber da saß er immer noch in voller Pracht.

Tief sah er mir in die Augen und nickte bekräftigend, als ob er sämtliche Gedankenvorgänge in meinem Kopf mitverfolgt hätte.

Na toll, herzlichen Dank!

„Spionierst du in meinem Kopf rum?“ fragte ich angesäuert.

Er grinste und sagte: „Ist nicht unbedingt nötig. Du hast eine ausgesprochen ausdrucksstarke Mimik.“

Schmunzelnd meinte er dann: “Aber, ja, ich habe tatsächlich in deinem Kopf herumspioniert, wie du es zu nennen beliebst.“

„Aha. Und weiter?“ wollte ich übellaunig wissen.

„Tja, wir werden uns etwas überlegen müssen. Was machst du denn normalerweise mit Klienten, wenn sie nicht mehr weiter wissen und keine Lust mehr auf ihr Leben haben?“

„Ich bin nicht im Dienst“, muckte ich auf.

Tatsächlich hatte ich mein Therapiezentrum für komplementäre Heilmethoden aufgegeben, weil ich völlig ausgebrannt war, nur um daraufhin einen kolossalen Bauchklatscher mit einer Firma für Unternehmensberatung hinzulegen.

Als dann vor drei Jahren meine Mutter starb, war ich überhaupt nicht mehr in der Lage irgendjemandem zu helfen, sondern hätte selbst dringend Hilfe gebraucht. Natürlich waren meine Freunde für mich da, aber es ist immer sehr schwierig, sich um jemanden zu kümmern, von dem man gewohnt ist, dass er keine Hilfe braucht. Aber sie taten ihr Bestes und langsam kam ich wieder auf die Beine.

Dann starben ein halbes Jahr später meine Großeltern, bei denen ich die ersten drei Jahre meines Lebens verbrachte.

Nicht dass das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte ich vorher noch eine üble Auseinandersetzung mit ihnen.

Ich wollte so gerne ein paar organisatorische Dinge mit ihnen klären, wie Vollmacht, Patientenverfügung usw.

Sie verstanden das leider so, dass ich sie über den Tisch ziehen, ihnen ihr Geld abluchsen und nach ihrem Tod schnellstmöglich Haus und Hof verscheuern wollte.

Was überhaupt nicht in meiner Absicht lag, aber so kam es nun mal bei ihnen an, wie sich bei der Testamentseröffnung heraus stellte.

Die beiden lieben alten Leutchen hatten den Großteil ihres Grundbesitzes zwei windigen Erbschleichern vermacht, die im letzten Jahr vor ihrem Tod in einem kleinen alten Bauernhaus auf demselben Grundstück als ihre Mieter wohnten.

Die Erbschleicher hatten natürlich schnell kapiert, wo der Hammer hängt und sich wohnlich im Allerwertesten meiner Großeltern eingerichtet. Sie halfen dort und da, überschlugen sich förmlich vor Schleim triefender Freundlichkeit und hatten damit letztendlich Erfolg.

Meine Großeltern vermachten ihnen das kleine Haus und fast allen Grund, auf dem ich aufgewachsen war. Meine Eltern und Großeltern bewohnten gemeinsam ein großes Zweifamilienhaus, welches auf demselben Grundstück wie das kleine alte Bauernhaus stand, was bedeutete, dass mein Vater keinen Garten mehr hatte, nachdem nun alles den beiden Erbschleichern gehörte.

Aufgrund all dieser Vorkommnisse hatte ich noch nicht wieder mit meinem Praxisbetrieb angefangen und wusste ehrlich gesagt auch überhaupt nicht, ob ich das noch wollte.

Ich hatte mich bei einer Online-Beratungsseite beworben, aber noch keine Zusage.

Also betrachtete ich Gott von der Seite und meinte: „Ich bin vielleicht etwas aus der Übung.“

Er sah mich lächelnd an: „Maria, du hast eine Gabe, dazu braucht man keine Übung. Leg einfach los!“

Jetzt war es an mir, zu lachen.

Gott sagte zu mir „leg einfach los“. Das war wirklich göttlich.

„Nun, um ehrlich zu sein, habe ich im Moment den Kopf so dermaßen mit meinen eigenen Problemen voll, dass ich gar nicht weiß, wie und ob ich dir helfen kann.“

Ich dachte, lieber mal ehrlich sein, weil wenn er wieder in meinem Hirn rumschnüffelt, kriegt er es ja sowieso raus.

Völlig entspannt saß Gott da, die Beine überkreuzt, die Finger aneinander gelegt, sah mich mit seinen gütigen Augen an und sagte: „Ich weiß.“

Daraufhin riss ich fragend die Achseln hoch, die Augen auf und streckte ihm meine offenen Handflächen entgegen.

Lächelnd meinte er: „Aber du kannst mir trotzdem helfen. Lass uns jeden Tag eine Sitzung abhalten oder ein Gespräch führen, wie du es auch nennen willst, und uns gegenseitig das Herz ausschütten.“

„Aber das ist doch keine Therapiesitzung, wenn ich dir auch meinen ganzen Kram aufs Auge drücke“, wagte ich einzuwenden.

„Nun ja“, Gott beugte sich vor, „wenn es dir besser geht, geht es mir automatisch auch besser.“

„Wieso das denn?“ wollte l ich fürbass erstaunt wissen.

 „Mein Ansinnen ist es, dass alle Menschen glücklich sind und in Frieden miteinander leben.“

„Ha!“ begann ich zu gackern, „das soll wohl ein Witz sein? Wann, denkst du, wird das passieren? Wenn alle gleichzeitig im Lotto gewonnen haben und anschließend sofort in einen Dornröschenschlaf fallen, damit ihr Glück konserviert wird? Dann hättest du gute Chancen, aber ansonsten sehe ich da eher schwarz. Und ich bin wirklich keine alte Unke, sondern eine sehr positiv eingestellte Frau.“

„Siehst du“, seufzt er, „ich weiß einfach nicht mehr, was die Menschen glücklich macht.“

Plötzlich tat mir Gott wahnsinnig leid, und ich nahm seine Hand und meinte: „Wir werden das schon schaffen. Wir lassen uns etwas einfallen. Wir finden es heraus. Okay?“

Er kam mir vor wie ein kleiner trauriger Junge, der es einfach immer nur gut gemeint und dann doch irgendwie versagt hatte. Und das war kaum auszuhalten.

Tröstend drückte ich seine Hand und sagte: “Lass uns morgen damit anfangen, in Ordnung?“

Lächelnd blickte er auf und mir ins Gesicht. Mir war, als ob die Sonne gerade aufgegangen wäre, und er strahlte: „Gerne, sehr gerne! Dann bin ich morgen um dieselbe Zeit wieder hier.“

Ich nickte feierlich, und mit einem fast schon glücklichen Lächeln verabschiedete sich Gott von mir, nur um morgen um dieselbe Zeit wieder zu erscheinen.

Und so begann meine Arbeit mit Gott.

Kapitel  1

Ich wache auf. Traumfetzen verkleben mein Gehirn.

Als ich so langsam zu mir komme, fällt mir schlagartig alles wieder ein.

O mein Gott! Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bitte lass es einen Traum sein, alles andere ist unzumutbar.

Ich seufze und stöhne und drehe mich schwer im Bett herum.

Zum Glück sind Ferien und meine Kinder lassen mich ausschlafen.

Maximilian, mein 10jähriger Sohn, ist zwar ein Frühaufsteher, aber er ist gnädig und spielt morgens erst noch ein wenig in seinem Zimmer. Mein 15jähriger Sohn Simon ist selber eine Nachteule und kommt in den Ferien und am Wochenende auch nicht vor Mittag aus dem Bett.

Wir sind da schon ein eingespieltes Team, und ich erwehre mich inneren Vorwürfen, dass ich, egal ob Schulzeit oder Freizeit, morgens wie eine Granate aus den Federn schießen und gut gelaunt, mit einem Liedchen auf den Lippen, Rührei, Speck, Smiley-Pfannkuchen und frisch gepressten Orangensaft servieren muss.

Natürlich, als liebende Mutter müsste mir das wohl ungeahnte Freuden bereiten, aber da in direkter Nachbarschaft zu meiner imaginären perfekten Mom mein innerer Schweinehund wohnt, kann man sich das Ergebnis wohl an fünf Fingern abzählen.

Also drehe ich mich in meinem Feng-Shui-Bett auf  den Rücken und starre auf den fünf Meter hohen Giebel über mir, als ob dort die Lösung all meiner Probleme in den nächsten paar Minuten sichtbar werden würde. Wird sie natürlich nicht, und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich selber damit zu befassen.

Ich spüre, wie die wirren Gedanken in meinem Kopf Tau ziehen, und werfe mir ein paar Globuli ein.

Maximilian kommt ins Zimmer und erzählt mir, dass er schon mindestens 13 Millionen Bananen gefrühstückt hat und deswegen jetzt ruhig ein bisschen Rad fahren gehen kann.

Ich bin froh drum, schwöre mir innerlich hoch und heilig, ihm morgen ein opulentes Frühstück zu kredenzen und rapple mich mühsam aus den Kissen hoch.

Nach einer eher nachlässigen Morgentoilette schmeiße ich den Rechner an und checke meine Mails.

Oh, eine gute Nachricht, die von der Online-Beratung haben geantwortet und brauchen von den angeforderten Unterlagen nur noch irgendeinen Wisch, worauf sie meine Steuernummer erkennen können.

Gut, sollen sie haben.

Ich scanne einen Bescheid von 2004 ein, weil ich auf die Schnelle in meinem Schreibtischchaos nichts Aktuelleres finde und hoffe, dass sie damit auch zufrieden sind. So wie ich das verstehe, haben sie an den anderen Unterlagen, die ich auf drei Mails verteilt geschickt habe, nichts auszusetzen. Das wäre natürlich top, denn somit würde endlich mal wieder die Kasse klingeln. Und diesen Ton vermisst mein Ohr schon lange.

Nachdem also das erledigt ist, habe ich nur noch 9 Stunden bis zu meinem nächsten Gespräch mit Gott.

Ich sollte es meinen Freundinnen erzählen, weil ich ihnen immer alles erzähle.

Ich rufe bei Eleonora an, meiner besten Freundin seit der 7. Klasse, aber sie ist nicht zu Hause.