Himmelhoch und tief im Loch - Shea Balik - E-Book

Himmelhoch und tief im Loch E-Book

Shea Balik

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Beschreibung

Aban Breem hat schon Wochen damit verbracht, über die Ozeane zu sausen – seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er angespannt ist. Er weiß selbst nicht, warum. Es begann vor etwa anderthalb Jahrzehnten, als er im Sommer über die nördlichen Länder dahinflog. Er kann es nicht erklären, aber es fühlt sich an, als würde sein ganzer Körper magnetisch angezogen. Bei jedem Flug weiß er einfach, dass er von … etwas angezogen wird. Das Rätsel ist, worum es sich bei diesem „Etwas“ handelt. Nessim Kader? Oh, der treibt sich schon seit Jahrhunderten am Loch Ness herum. Anfangs war es ein Riesenspaß, Menschen dabei zuzusehen, wie sie praktisch über das Wasser sprinteten und versuchten, dem rätselhaften Monster im See zu entkommen. Doch das letzte halbe Jahrhundert? Nicht so lustig. Anfangs hatten die Leute Angst vor ihm, aber mittlerweile ist er nur noch Nebensache. Sicher, er würde nie einem Menschen etwas antun, der ihn im Grunde jagt. Trotzdem kann er nicht einfach zusehen, wie sie ihn entdecken und ihm möglicherweise Schaden zufügen. Ihre Arbeit für den Wandlerrat hat ihnen beiden eine sinnvolle Aufgabe geboten. Nessim ist Psychiater und hört traumatisierten Personen zu. Und Aban? Er fliegt durch die Lüfte und sucht weltweit nach den Verantwortlichen, die mit der Gefangennahme anderer Profit machen wollen. Die große Frage ist jedoch: Können sie trotz ihrer Unterschiede Liebe finden oder sind sie dazu verdammt, allein zu fliegen und zu schwimmen? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 28.000 Wörter

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Himmelhoch und tief im Loch

Aban Breem hat schon Wochen damit verbracht, über die Ozeane zu sausen – seine Lieblingsbeschäftigung, wenn er angespannt ist. Er weiß selbst nicht, warum. Es begann vor etwa anderthalb Jahrzehnten, als er im Sommer über die nördlichen Länder dahinflog. Er kann es nicht erklären, aber es fühlt sich an, als würde sein ganzer Körper magnetisch angezogen. Bei jedem Flug weiß er einfach, dass er von … etwas angezogen wird. Das Rätsel ist, worum es sich bei diesem „Etwas“ handelt.

Nessim Kader? Oh, der treibt sich schon seit Jahrhunderten am Loch Ness herum. Anfangs war es ein Riesenspaß, Menschen dabei zuzusehen, wie sie praktisch über das Wasser sprinteten und versuchten, dem rätselhaften Monster im See zu entkommen. Doch das letzte halbe Jahrhundert? Nicht so lustig. Anfangs hatten die Leute Angst vor ihm, aber mittlerweile ist er nur noch Nebensache. Sicher, er würde nie einem Menschen etwas antun, der ihn im Grunde jagt. Trotzdem kann er nicht einfach zusehen, wie sie ihn entdecken und ihm möglicherweise Schaden zufügen.

Ihre Arbeit für den Wandlerrat hat ihnen beiden eine sinnvolle Aufgabe geboten. Nessim ist Psychiater und hört traumatisierten Personen zu. Und Aban? Er fliegt durch die Lüfte und sucht weltweit nach den Verantwortlichen, die mit der Gefangennahme anderer Profit machen wollen. Die große Frage ist jedoch: Können sie trotz ihrer Unterschiede Liebe finden oder sind sie dazu verdammt, allein zu fliegen und zu schwimmen?

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.

Länge: rund 28.000 Wörter

SHEA BALIK

Himmelhoch und tief im Loch

Miracle: Salvation Island 7

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Loch and Key“:

Shea Balik

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2025

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Sage Marlowe

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

„Meinst du, dass dein Stoffelefant Elle vielleicht über ihre Träume reden möchte?“ Nessim kam mit Maylee Holt einfach nicht weiter. Sie hatte ein Trauma durchlebt, das niemand, vor allem kein Kind, durchmachen sollte.

Sie war kaum ein Jahr alt gewesen, als Menschen und einige Gestaltwandler in ihre Stadt einfielen und alle dort entweder als Geiseln nahmen oder auf der Stelle töteten. Eine Zeit lang hatten sie gehofft, ihre Eltern wären noch am Leben und in ein anderes Sklavenlager geschickt worden, doch das war nicht der Fall.

Nach der Suche in ihrer Heimatstadt wurden ihre Überreste gefunden. Brayden, ihr Onkel, hatte tief um seine Schwester getrauert, aber nicht davor zurückgeschreckt, seine beiden Nichten und seinen Neffen aufzunehmen. Nessim hatte das Zusammensein mit ihnen miterlebt und wusste, dass er sie sehr liebte. Zum Glück tat dies auch Braydens Gefährte Karim.

Doch jetzt, mit fast vier Jahren, begannen Albträume nach all dem, was sie erlebt hatte. Schlimmer noch: Ihre panischen Schreie in der Nacht schienen bei ihren Geschwistern Ellery und Zayan ebenfalls Albträume auszulösen. Sie waren älter und hatten durch ihre Entführer noch viel Schlimmeres erlebt.

„Sie haben Elle ein Messer an die Kehle gehalten“, flüsterte sie und zeigte auf den Hals ihres Stoffelefanten. „Sie haben ihr gesagt, sie soll diese schweren Steine tragen, sonst würden sie sie töten.“

Dass sie einer Einjährigen so etwas antaten, machte ihn krank. Andererseits, wenn sie es nicht getan hätten, hätten sie sie höchstwahrscheinlich sofort getötet. Auch wenn das, was sie durchgemacht hatte, ihm zusetzte, war sie wenigstens noch am Leben.

„Das muss für Elle wirklich beängstigend gewesen sein“, sagte er. „Ich wette, Elle könnte jemanden gebrauchen, mit dem sie darüber reden kann. Könntest du ihr weiterhin helfen, mit mir zu reden?“

Maylee nickte langsam. In ihren Augen glänzten Tränen, die sie mit aller Kraft zurückhielt. Doch sie sagte nichts, sondern wirkte eher besorgt.

„Maylee?“ Als sie sich weigerte, ihn auch nur anzusehen, fragte Nessie sanft: „Gibt es noch einen anderen Grund, warum Elle Angst hat, den ich kennen sollte?“

Große, sanfte, braune Augen in der Farbe eines Rehkitzes starrten ihn an, während eine Träne über ihre Wange rollte. „Sie sagte, wenn sie es verrät, werden sie kommen und sie töten. Können sie sie hier finden?“

Normalerweise war Nessim ein Pazifist. Er verabscheute jede Gewalt. Doch nachdem er das gehört hatte, hätte er die Männer am liebsten aufgespürt und selbst getötet, wenn sie nicht schon tot gewesen wären. Es war absolut entsetzlich, dass sie einem Kleinkind so etwas Grausames angetan hatten.

„Nein, Maylee, das können sie nicht“, versicherte er ihr.

Als sie ihm nicht zu glauben schien, fügte er hinzu: „Deine Onkel haben dafür gesorgt, dass keiner der Männer, die deine Stadt angegriffen oder dich gefangen gehalten haben, jemals wieder jemandem etwas anhaben kann. Du bist hier sicher. Versprochen.“

In ihren süßen braunen Augen zeigte sich der Wunsch, es zu glauben, doch der Schrecken, den sie durchlebt hatte, ließ ihr keine Ruhe.

„Soll ich deinen Onkel Karim bitten, hereinzukommen, damit er es dir persönlich sagen kann?“, bot er an.

Ihr Kopf bewegte sich mehrmals auf und ab.

Karim und Braydon brachten abwechselnd ihre Nichten und Neffen zu Terminen, sodass er nie sicher war, wer kommen würde. Als er sah, dass Karim sie brachte, war Nessim erleichtert. Die Kinder liebten ihre beiden Onkel, aber Karims starke Alpha-Ausstrahlung ließ sie darauf vertrauen, dass er sie beschützen würde.

Braydon war fürsorglicher, obwohl er den Geschichten zufolge, die er gehört hatte, auch kein schlechter Kämpfer war, wenn es darum ging, die Bösewichte zur Strecke zu bringen. Doch letztendlich war er derjenige gewesen, der Kaylee, Zayan und Ellery weg von der Gewalt und an einen sichereren Ort brachte, bis die Kämpfe vorbei waren.

Er öffnete die Tür zum Wartezimmer und bat Karim, sich zu ihnen zu setzen. Es war nicht das erste Mal und würde höchstwahrscheinlich auch nicht das letzte Mal sein, weshalb Karim ihn nicht fragte, was los war. Stattdessen ging er direkt zu Maylee und kniete vor ihr nieder.

„Bist du in Ordnung, Maylee?“, fragte er und zog sie zu einer schnellen Umarmung an sich.

Maylee blickte mit ziemlicher Panik in den Augen von Elle zu Nessim und dann wieder zu Elle zurück.

Nessim wollte sie nicht noch mehr leiden lassen, als sie es ohnehin schon musste, und meldete sich zu Wort. „Laut Elle haben die Bösewichte auf der Insel gedroht, sie zu finden und zu töten, wenn sie jemals jemandem erzählt, was dort passiert ist. Ich habe ihr versichert, dass du dich um die Bösewichte kümmerst, aber sie musste es von dir hören.“

Karim zog sie zurück in seine Arme. „Ich verspreche dir, wir haben dafür gesorgt, dass keiner dieser Männer jemals wieder einem anderen Menschen oder Gestaltwandler etwas antun kann.“ Er zog sich weit genug zurück, um ihr in die Augen zu sehen, bevor er fragte: „Glaubst du mir?“

Offensichtlich wollte sie es, aber irgendetwas hielt sie noch zurück. „Wie sicher?“

Karim warf einen Blick über die Schulter und stellte Nessim eine stumme Frage. Normalerweise sprach er nur ungern vor Kindern über Tod oder Töten, aber manchmal war es notwendig, damit sie heilen konnten. Angesichts ihrer eigenen Erfahrungen war es wahrscheinlich das Beste.

Er nickte Karim zu.

Karim wandte seinen Blick nicht von seiner Nichte ab, als er ihr die Wahrheit erzählte. „Weil wir mit Zustimmung des Rates jeden Einzelnen getötet haben, der dich auf dieser Insel gefangen hielt. Es ist niemand mehr da, der Elle oder uns finden könnte. Sie können niemanden mehr aus ihren Häusern holen oder einsperren.“

Maylee schlang die Arme um Karims Hals und klammerte sich verzweifelt an ihn, während sie vor Erleichterung schluchzte. Die Emotionen, die sie ausstrahlte, waren greifbar, und Nessim musste zugeben, dass er gegen die Tränen ankämpfte, die ihm aus den Augen zu fließen drohten, als er sah, wie sie sich an ihren Onkel klammerte.

„Warum nimmst du sie nicht mit nach Hause und kuschelst sie ganz viel? Ich glaube, das wäre die beste Medizin für sie“, schlug Nessim vor. „Wir können bei unserer nächsten Sitzung da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“

Er richtete sich auf, Maylee an seine Brust gedrückt, und formte mit den Lippen ein Dankeschön, bevor er zur Tür hinausging. Nessim hoffte nur, dass dies für das kleine Mädchen eine Wende bedeuten könnte. Sie und die ganze Familie brauchten das, um das Schlimmste zu überstehen.

Vergessen würde nie eine Option sein, aber mit der Zeit und indem sie darüber redeten, wenn es ihnen schlecht ging, würden sie für sich eine neue Normalität finden, die immer noch ein Leben voller Glück und Lachen bedeutete.

Nessim machte sich ein paar Notizen darüber, wo sie angehalten hatten, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und atmete mehrmals tief durch. Gespräche mit Kindern erschöpften ihn, und er achtete darauf, nie mehrere Termine direkt hintereinander zu haben. Nicht, dass er sie nicht mochte, aber die Wut, die in ihm hochkochte, wenn er ihre Geschichten hörte, machte ihm zu schaffen.

Wie er sagte, wollte er niemandem wehtun, aber nach manchen seiner Sitzungen hätte er nichts lieber getan, als eines dieser Arschlöcher zu Brei zu prügeln. Zwar waren sie meist schon tot, aber das Gefühl, das er dabei hatte, gefiel ihm nicht.

Zum Glück sah er, als er in seinen Terminkalender blickte, kein Kind. Tatsächlich war es einer seiner Lieblingsklienten, der eine besondere Ausstrahlung hatte, und Nessim fühlte sich nach der Sitzung oft besser. Kylo.

Er war der Gefährte ihres Alphas auf Salvation Island und sorgte stets dafür, dass sich alle umsorgt fühlten, egal wann sie ankamen oder was sie brauchten. Am ersten Tag, als Nessim mit dem Hubschrauber eingeflogen war, war er mit etwa zwanzig Personen zusammen, die sie gerettet hatten und die auf einer Insel leben wollten, die von Yosi, einem der führenden Computergenies der Welt, beschützt wurde.

Kylo war Yosis Gefährte und hatte so viel durchgemacht, dass er selbst eine Therapie brauchte, doch Nessim hatte den leisen Verdacht, dass er diesen Termin eher zu Nessims Nutzen als zu seinem eigenen vereinbart hatte. Jahre zuvor war Kylo mit seiner Gruppe von Freunden umhergereist, nachdem sie alle wegen ihres Schwulseins aus ihren Elternhäusern geworfen worden waren.

Leider gerieten sie oft in kompromittierende Situationen mit anderen Männern, und das Rudel oder die Gruppe, in deren Nähe sie lebten, jagte sie entweder aus der Stadt oder versuchte direkt, sie zu töten. Beim letzten Mal war ihr Haus in Brand gesteckt worden, während sie sich noch darin befanden.

Nur weil sie im Laufe der Jahre gelernt hatten, stets einen Fluchtweg zu haben, gelang es ihnen zu entkommen. Doch Kylo erlitt schwere Verbrennungen. Bis heute hinkte er, da sein Bein zu schwer verletzt worden war, um vollständig zu heilen.

Daher sein Bedarf an Therapie. Dabei sprachen sie oft über die schrecklichen Situationen, in denen er gewesen war, oder über die Schmerzen, die er im Kampf ums Überleben ertragen hatte. Doch normalerweise erzählte Kylo nach der Hälfte der Sitzung lustige Geschichten, die sie beide zum Lachen brachten, bis Nessim sich leichter fühlte und besser mit den langen Tagen zurechtkam, in denen er Leuten half, die seine Dienste brauchten.

Das war einer der vielen Gründe, warum er es liebte, auf Salvation Island zu sein. Der Job forderte zwar manchmal seinen Tribut, aber er würde ihn um nichts in der Welt aufgeben. Schon besser gelaunt machte er sich daran, ihnen Tee zuzubereiten, Kylos Lieblingsgetränk an diesen kühleren Tagen.

Mit etwas Glück würde der Rest seines Tages etwas schöner werden, nachdem er den Gefährten des Alphas getroffen hatte.

Kapitel 2

Willst du mich verarschen?

Aban war drei Wochen lang ununterbrochen unterwegs gewesen, als er eine Gruppe Soldaten mit Panzern und zahlreichen Waffen in eine Küstenstadt marschieren sah. In dem Wind, der ihn in der Luft hielt, konnte er die Schreie der Stadtbewohner deutlich hören.

So sehr es ihn auch ärgerte, er konnte nichts dagegen tun. Er hatte sich zu Hause verwandelt und seine Kleidung und sein Handy zurückgelassen. Hätte er Zeit gehabt, wäre er dorthin geflogen, um den Rat anzurufen, aber er war die ganzen drei Wochen geflogen. Er war nicht einmal in der Nähe seines winzigen Hauses auf einer abgelegenen Insel im Norden Kanadas.

Er war nicht wie die meisten Albatrosse. Er bevorzugte extrem kältere Temperaturen. Irgendwie. Nicht so sehr beim Fliegen, aber sein Zuhause bot ihm die Einsamkeit, die er bevorzugte, und gleichzeitig die Möglichkeit, sich mit einem großen Kamin warm zu halten.

Obwohl er gern abgeschieden lebte, hatte er sich über die Geschehnisse in der Welt, insbesondere in der Gestaltwandlerwelt, auf dem Laufenden gehalten. Die ständigen Angriffe auf verschiedene Gruppen ließen ihn immer häufiger fliegen, in der Hoffnung, die Verantwortlichen zu fassen. Es wäre besser gewesen, wenn er sie vollständig hätte stoppen können, aber er war eben ein Gestaltwandler, ein Vogel noch dazu. Zugegeben, er war ein riesiger Vogel, aber um sein Dasein als Gestaltwandler geheim zu halten, war das Letzte, was er brauchte, dass die Menschen ihn mit einem Rucksack sahen, in dem er Kleidung und Waffen verstaut hatte.

Nein. Es war besser, am Himmel zu bleiben und zu beobachten und zu verfolgen. Der Nachteil daran waren die Opfer der Angriffe, aber er bezweifelte, dass er viel dazu beitragen könnte, sie zu stoppen, selbst wenn er sich verwandeln und kämpfen würde. Er mochte ein Alpha sein, ein sehr starker noch dazu, aber er könnte nur einer begrenzten Anzahl von Kugeln ausweichen, bevor er schließlich erschossen würde, und was half das dann denjenigen, die an den Meistbietenden verkauft wurden?

Hoch oben in den Wolken bemerkte er etwas, das ihm das Herz stocken ließ und ihn vor Angst fast zu einer großen Dummheit trieb. Er hatte sich geirrt, was den Angriff auf die Stadt anging. Es waren gleich mehrere Städte. Je länger er flog, desto mehr verkrampfte sich sein Magen bei diesem Anblick. Es waren mindestens fünfzehn Städte, und sie alle wurden überfallen.

Entsetzt beobachtete er, wie die „Soldaten“ die Städte einnahmen, die gefangenen Bürger in Käfige sperrten und auf ein großes Containerschiff verluden. Er starrte auf das Schiff hinunter und war fassungslos, als er sah, dass es wohl zweitausend Käfige waren, alle voll. Er musste so schnell wie möglich nach Hause fliegen, um den Obersten Rat anzurufen und darüber zu informieren.

Wenn er es nur hin und wieder zurück schaffen könnte, ohne das Schiff aus den Augen zu verlieren. Es musste einen anderen Weg geben. Sein Blick fiel auf den nördlichen Rand der Stadt unter ihm. Drei Frauen versteckten sich mit mindestens einem Dutzend Kindern direkt vor dem Bereich, wo die Bösewichte ihre Suche nach weiteren Überlebenden eingestellt hatten. Die Gruppe hatte offensichtlich zu viel Angst, entdeckt zu werden, wenn sie sich bewegte, also versteckten sie sich und warteten ab.

Wenn doch nur einer von ihnen ein Telefon hatte. Er kannte die Nummer ihres Anführers auswendig. Er hatte sie sich vor langer Zeit eingeprägt, für den Fall, dass er in eine Situation wie die, die er gerade miterlebte, geriet. Die Frage war: Wie gelangte er unbemerkt zu der Gruppe?

Er flog noch weiter nach Norden und hoffte, weit genug entfernt zu sein, damit der Feind ihn nicht sehen würde. Er wollte nicht nur nicht riskieren, gefangen genommen zu werden, sondern er fürchtete auch, dass sie die anderen in ihrem Versteck finden würden, wenn sie ihn suchen sollten.

Sobald er den Boden berührte, bewegte er sich und duckte sich hinter einen Felsvorsprung und Laub. Mit allen Sinnen auf Empfang schlich er sich vorsichtig, aber schnell auf die Gruppe zu. Er tat sein Bestes, um so laut zu sein, dass sie ihn kommen hörten, ohne dass es den Angreifern auffiel.

Zwei der Frauen schnappten vor Angst nach Luft und starrten ihn an, als wäre er eine Schlange, die sie gleich beißen würde. „Ich schwöre, ich bin nicht hier, um euch etwas anzutun. Ich hatte gehofft, dass eine von euch ein Telefon dabei hat, damit ich dies dem Rat melden kann.“

Die dritte Frau musterte ihn nur, schien aber keine Angst zu haben. „Gehörst du zum Rat?“, fragte sie ihn.

Aban wollte nicht lügen und schüttelte den Kopf. „Nicht offiziell, aber ich kenne den Anführer und habe ihn schon oft informiert, wenn ich gesehen habe, wie eine Gruppe angegriffen wird oder ein Lager entdeckt habe, in dem Gestaltwandler zur Arbeit gezwungen werden.“

---ENDE DER LESEPROBE---