Himmlisch gute Kindergeschichten Band 4 - Martina Meier - E-Book

Himmlisch gute Kindergeschichten Band 4 E-Book

Martina Meier

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Beschreibung

Was passiert eigentlich, wenn ein Schutzengel einmal nicht auf sein Kind aufpasst? Na klar, er muss für zwei Wochen in der Hölle „Urlaub“ machen, um sich darüber klar zu werden, was für einen verantwortungsvollen Beruf er in der Engelschule erlernt hat! Immerhin schafft das nicht jeder und es gehört mehr dazu, ein guter Engel zu sein, als nur auf einer flauschigen Wolke rumzuliegen und den lieben langen Tag hinunter auf die Erde zu starren! Was für Engel gibt es sonst noch so? Puh … wie sollen wir die denn alle aufzählen? Immerhin ist das Himmelreich riesig, und es gibt sicherlich nicht nur Engel da oben! Überzeug dich selbst und schau mal durch das endlose Wolkenmeer hindurch! Wer weiß, vielleicht klopft eines Nachts ja auch mal jemand an dein Fenster! Die Buchreihe „Himmlisch gute Kindergeschichten“ entstand 2009 im Rahmen eines internationalen Schreibwettbewerbs. Es haben sich Jungen und Mädchen im Alter von 5 bis 15 Jahren aus Australien, Bulgarien, Spanien, Deutschland, Österreich, Malaysia, Kanada und anderen Ländern rund um den Globus beteiligt. Insgesamt sind 7 Bände erschienen ...

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Himmlisch gute Kindergeschichten

Band 4

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet mit einem Bild von E. Dittmann (privat) und © Dan Collier - Adobe Stock lizenziert

Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at

Erstauflage 2009 - ISBN: 978-3-940367-91-4 Taschenbuch

ISBN: 978-3-94036-715-0 - E-Book

*

Inhalt

Ein lustiges Konzert auf Wolke 7

Ein Traum im Himmel

Ein Bengel wird zum Engel

Die Engelgasse

Der Engel

Das verrückte Engelchen Tally

Das Engelsbuch

Das Referat

Das Spiel mit dem Piratenteufel

Die Suche nach den magischen Hufeisen

Die magische Muschel

Das Wolkenschloss

Der Schutzengel greift ein

Der Junge, der ein Engel werden wollte

Schutzengel Gabriel

Mein Engel

Um Himmels willen

Der kleine Engel Luise

Im Himmel leben sie 31

Flügelbett

Plötzliches Urlaubsende

Die Botschaft der Wolken

Nie wieder rosa

Nariel, Engel des Trostes

Der Teufel, der Engel und das geheimnisvolle Schloss

Gedichte

Der liebe Teufel

Die verstellte Uhr

Timi und Antoine

Zauber eines Feuerengels

Überall

Über den Wolken

Benjamin

Engel Edgar und die Meisterprüfung

Der Engel und der Teufel

Gut und Böse

Himmelland

Roter Schnee

Sterne

Ein Engel kommt zum Reiten

Mein Schutzengel im Stress

Schutzengel leben

Endlich groß

Die drei Schutzengelschwestern

Lisas Schutzengel

Das Engelchen und der Adler

Ein Engel macht einen großen Fehler

Los Angeles

Der Engel Hugo

Das geklaute Fahrrad

Die Weihnachtshelfer

Die Engelsee-Kinder

Engel Emil und die Brille

Lola

Der Engel Lilli

Hans, der Engel

Jehowa und die bösen Engel

Die Schutzengel

Der kleine Engel

Engel müssen nicht Männer mit Flügeln sein!

Böse Spielchen

Der Engel, der vom Himmel fiel

Mein Lebensretter im Straßenverkehr

Himmelsauffahrt

Rettung in der Not

Zwischen Himmel und Hölle

Feuerengel

Der Kampf um den Himmel

Tödlicher Pakt - wenn zwei Welten sich vereinen

Engelchen und Teufelchen

Der Kompass

Im Paradies

Die wahre Liebe - namens Bastian?

Tagebuch eines Engels

Die Nachbarin

Der kleine Engel

Der Flugzeugabsturz

Himmlisch guter Agent

Das himmlische Wunder

Unser Sternenhimmel

Die Reise

Eines Tages im Himmel

Du bist nie allein

Die Engel

Vertrauenssache

Der Himmelskampf

Sternschnuppenzauber

Wie Giuglia und Charlie zu ihrem Glück kamen

Die AutorInnen

Unser Buchtipp

*

Ein lustiges Konzert auf Wolke 7

An einem schönen Sommertag war im Himmel immer besonders viel los. So war es auch heute auf Wolke 7. Alle Engel, egal ob Mädchen oder Jungen, hatten heute etwas zu tun. Also auch die Zwillinge Bella und Stella, die mal wieder nichts anderes zu tun hatten, als mit ihrer Band, den Angels, zu proben. Mit Bobby am Schlagzeug, Daniel mit der Gitarre, Ryan am Keyboard und den Zwillingen mit ihren super Stimmen war eine tolle Band entstanden.

Als sie gerade mitten in der Probe waren, kam plötzlich der Leiter des Musiktheaters Sankt Annamaria herein. Stella fragte: „Was wollen Sie hier?“

Der Mann sagte: „Ich will, dass die Angels für einen guten Zweck in meinem Musiktheater spielen, und zwar am Samstag in drei Wochen.“

Die Band staunte nicht schlecht.

Stella und Bella mussten eine Entscheidung treffen, die ihnen nicht schwerfiel. Sie antworteten mit Ja. Herr Mausemann freute sich sehr über die Zusage der Mädchen und sagte freundlich: „Bis in drei Wochen.“

„Tschüss“, riefen alle. Als Herr Mausemann aus dem Zimmer war, schrien alle bunt durcheinander: „Juhu!“, „Super!“ und „Wie cool.“ Bella rief ganz laut: „Ruhe!!!“ Im Raum wurde es plötzlich ganz still. „Leute“, sagte Bella, „wir müssen üben, sonst lachen uns alle aus. Wollt ihr das?“

Alle schüttelten den Kopf. „Na also, dann lasst uns endlich anfangen.“ Alle strengten sich jetzt doppelt so sehr an.

Als die Probe nach vier Stunden endlich vorbei war, rannten Bella und Stella, so schnell sie nur konnten, nach Hause. Es war immerhin schon später als sonst und überhaupt wollten sie Mama und Papa endlich von Herrn Mausemann erzählen.

Als sie zu Hause waren, erzählte Bella alles Papa und Stella alles Mama. Als sie fertig waren, waren die Eltern begeistert von der Chance, die ihre Mädchen bekommen würden. „So, jetzt aber schnell ins Bett mit euch, auch Engelkinder müssen sich die Zähne putzen. Hände und Gesicht waschen nicht vergessen“, sagte Mama. Als Bella und Stella mit allem fertig waren, gingen sie ins Bett.

Eine Woche vor dem Auftritt brach sich Daniel die rechte Hand und musste operiert werden. Für die Band war das ein schwerer Schock. Stella rief eine Krisensitzung ein. „Wir haben nur noch sieben Tage Zeit, um einen neuen Gitarristen zu finden“, sagte Bella. „Wir sollten ein Casting veranstalten und dafür Werbung machen – mit Flyern und Postern“, antwortete Bobby.

„Super, so machen wir es“, sagte Emma. Sie schrieben und bastelten den ganzen Nachmittag an den Flyern und Postern herum. Auf denen stand:

Gitarrist oder Gitarristin gesucht!!! Casting. Am 03.07.2009

in der himmlischen Straße 29, von 14.00-16.00 Uhr.

Am nächsten Tag hängten sie die Poster auf und verteilten überall ihre Flyer. Fünf Engel versuchten daraufhin ihr Glück bei dem Casting. Während der Rest der Band bei Daniel im Krankenhaus war, mussten sich Bella und Stella die fünf Kandidaten anschauen, bei denen nicht nur gute dabei waren. Es gab auch welche, da wollte man sich am liebsten unter dem Tisch verstecken. Die eine mit den lilafarbenen Haaren machte die Gitarre kaputt und der Engel mit der Brille verhaute jeden Ton. Aber es gab auch drei gute Engel, Anna, Luisa und Anton waren die Besten.

Gewinner war schließlich Anton, er war einfach super. Damit war die Band wieder komplett. „Anton du lernst schnell“, lobte ihn Bella immer wieder. Anton musste das Lied zwar noch üben, aber er wurde von Tag zu Tag besser.

Dann war der große Tag endlich da und alle Bewohner der Wolke 7 waren im Musiktheater Sankt Annamaria versammelt. Die Angels waren als Erstes dran. Der Auftritt machte einen Riesenspaß und alle Augen waren auf die Angels gerichtet. Als der Auftritt vorbei war, klatschten alle und jubelten innen zu. Die Angels waren überglücklich – sie würden diesen Tag sicher niemals vergessen.

Als der Tag zu Ende war und Bella und Stella im Bett lagen, schlie­fen beide sofort ein und träumten von diesem wunderbaren Tag.

Anna-Christina (9) aus Annaberg-Buchholz / Deutschland

*

Ein Traum im Himmel

Ich schaute auf den Wecker und drehte mich seufzend wieder herum. Noch einige Minuten lang lag ich auf dem Rücken und schloss die Augen. Morgen war Weihnachten! Mein kleiner Bruder freute sich schon, aber ich wunderte mich, dass ich bei dem Gedanken an Weihnachten keine Freude empfand, sondern kalte Gleichgültigkeit. Weihnachten. Dieses wohlklingende Wort mit einem „N“ als vibrierenden Abschluss. Das musste doch jeder lieben, oder? Leckere Plätzchen, Geschenke, Gaumenfreuden zum Mittag, die wundervoll Licht spendenden Adventskränze. Bei jedem Menschen stand bei diesem Gedanken das Herzensfenster offen und ließ die leichte, nach Weihnachten duftende Brise herein. Jedes Fenster, außer meins, war gekippt. Ich setzte mich auf den Rand meines Bettes und rieb mir die Augen.

Ich stand vorsichtig auf und streckte mich, wobei ich ein lautes Gähnen von mir gab. Ich tapste aus dem Zimmer in die Küche, wo meine Mutter Kuchen backte und dabei eine Melodie summte, die sicher irgendein Weihnachtslied war. „Morgen, Schätzchen, gut geschlafen? Ich hoffe, du hast Geschenke für uns besorgt! Dieses Jahr haue ich dich nicht mehr raus. Ich will schließlich auch mal etwas Tolles als Weihnachtsgeschenk von meinem fast erwachsenen Sohn!“ Als meine Mutter das Wort Geschenk ausgesprochen hatte, fiel ich fast vom Stuhl. Ich hatte wieder vergessen, Geschenke für meine Mutter und meinen Vater zu kaufen. Meinem Bruder würde ich ein Teddybärchen schenken. Bei meiner Mutter und meinem Vater war das schon schwieriger. Ich blickte auf die Uhr. Es war 10 Uhr, die Geschäfte hatten bis 16 Uhr geöffnet. Ich hatte also genug Zeit. Ich duschte und zog mich an. Ich wollte mir gerade meine Schuhe anziehen, als sich mein 8-jähriger Bruder mit einem lauten „Geronimo“ auf mich stürzte. Sein Kopf bohrte sich in meinen Magen, worauf ich nach hinten sackte, mit dem Kopf gegen die Wand donnerte und das Bewusstsein verlor. Als ich aufwachte, war ich etwas benommen. Mein Kopf schmerzte noch wegen des Aufpralls, und mein Bruder saß mit schuldbewusster Miene neben mir.

„Wie geht’s dir? Tut dein Kopf schlimm weh?“, fragte dieser.

„Nein, aber sag mir mal, wie spät es ist!“

„Es ist halb vier“, antwortete mein Bruder. Ich zuckte zusammen. Ich stand so schnell auf, dass es mir schwindelig wurde, aber ich unterdrückte den Schwindel und rannte aus dem Haus und stieg in den nächsten Bus, der in die Stadt fuhr, aber dieser war in einen Stau geraten und so stieg ich aus und rannte, so schnell ich konnte, in die Stadt. Ich sah auf meine Uhr. Fünf vor vier. Ich stieß einen Fluch aus und beschleunigte, dass ich die Autos reihenweise überholte, weil diese im Stau standen. „Das wird verdammt knapp!“, dachte ich und gab alles. Aber ich kam zu spät. Ich kniete mich, um Luft ringend, in den Regen. Das war´s. Aber da lag ich falsch. In der Nacht träumte ich, wie ein Engel mich in den Himmel holte und ich einen Tag lang schuften musste. Ich wusste aber nicht, warum.

Bis der Weihnachtsmann kam und zu mir sagte: „Du darfst dir als Lohn für deine Arbeit Geschenke für deinen Vater und deine Mutter aussuchen!“ Ich war überglücklich, ich glaubte sogar, dass ich im Schlaf gegrinst hatte, war mir aber nicht sicher. Ich suchte mir für meinen Vater eine Rolex aus und für meine Mutter eine mit Diamanten besetzte Kette. „Ach, was für ein schöner Traum“, dachte ich, als ich aufwachte und zurückblickte. Ich wusste noch, wo ich im Traum meine Geschenke versteckt hatte. Ich seufzte bei dem Gedanken an die Geschenke, trottete ins Bad und setzte mich aufs Klo. Plötzlich sah ich eine Wunde, die ich im Traum bekommen hatte, als ich mich am Papier geschnitten hatte. „Wenn ich diese Wunde habe, dann müsste ich doch theoretisch auch die Geschenke haben“, dachte ich. Ich rannte aus dem Bad in mein Zimmer und sah in dem Versteck nach. Ich stieß einen Freudenschrei aus. Vor mir lagen zwei kleine Päckchen mit Schleifen. Ich konnte es kaum fassen. Ich war doch nicht verloren. Ich ging ins Wohnzimmer und legte die Päckchen unter den Tannenbaum. Zufrieden ging ich schlafen.

Am nächsten Tag, als die ganze Familie die Päckchen öffnete, rieben sich Mutter und Vater in den Augen. Nein, sie versahen sich nicht, denn sie dachten erst, dass die Geschenke für Tante und Onkel waren, aber als diese das verneinten, umarmten sie mich. Ich musste an die mit Sicherheit folgende Erlaubnis für das neueste Videospiel denken, und grinste in mich hinein. So war das an diesem 24. Dezember. Und jetzt, wo ich selbst eine Familie hatte, musste ich wieder daran denken. Das Videospiel bekam ich übrigens auch. Also, vergesst die Geschenke für eure Eltern nicht!!!

Fabian (12) aus Ludwigshafen / Deutschland

*

Ein Bengel wird zum Engel

Eines Tages saßen viele Engel auf einer rabenschwarzen Wolke. Die Bengel heckten wieder einmal ihre Streiche aus. Doch einem Bengel, er hieß Schneerose, gefiel es gar nicht, anderen Streiche zu spielen. Er musste sich auch schon mal ansehen, wie die gewalttätigen Bengel einem kleinen Marienkäfer jedes Glied einzeln ausrissen.

Nun saß er einsam da und zerbrach sich den Kopf, wie er so etwas Ungeheures verhindern konnte. Er mochte Streiche und Abenteuer, aber musste da jemand verletzt werden? Plötzlich kam ihm eine Idee ... Sollte er es wirklich wagen? Ja, auf jeden Fall!

Gleich heute Abend würde er anfangen. Doch er wusste noch gar nicht, wie er anfangen sollte.

So beschloss Schneerose, zuerst alle nötigen Gegenstände zu besorgen: vier Blechdosen, ein Bündel Kordeln und einen metallischen Haken.

Als Nächstes spionierte er die Bengel aus: Welches Haus die Bengel zuerst demolieren wollten und ob sie alle ein Haus nehmen würden? Was glaubt ihr?

Zum Glück nahmen alle ein Haus und wollten sich zuerst das Häuschen in der Tischlerstraße Nummer 4 vorknüpfen.

Als der Tischler mit seiner Arbeit aufhörte, schraubte Schneerose den glitzernden Haken an einen Balken, zog die Kordel hindurch und band die vier bronzenen Dosen an sie heran.

Schneerose wartete aufgeregter denn je hinter einem filzigen Vorhang. Es dauerte eine Weile, und dann – ein Rauschen. „Sicherlich das Rauschen der Flügel“, dachte Schneerose.

Er hielt die dünne Kordel in der Hand und fühlte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Und da kamen sie zur Tür herein. Sie waren kurz vor dem grauen Vorhang, hinter dem Schneerose sich versteckt hielt. Er ließ die dünne Kordel los, die er in der Hand hielt, und augenblicklich fielen die zerbeulten Dosen in die Tiefe.

Der Lärm weckte die Besitzer der Tischlerei und jagte den Bengeln einen solchen Schrecken ein, dass sie Reißaus nahmen. Doch Schneerose hörte den Anführer noch aufgebracht sagen: „Jetzt wird Schneerose es bereuen, dass er niemanden ärgert!“ Und bei den verdutzten Gesichtern seiner Gefährten fügte er hinzu: „Er liebt doch Abenteuer!“

Hinter ihrem Vorhang kicherte Schneerose. Er legte sich in die Sägespäne und atmete tief durch und schlief ein.

Aber kurz darauf wurde er von einem Engel geweckt. Der Engel kam im Auftrag der Engelkönigin. Schneerose war völlig aus dem Häuschen, er ahnte nichts Gutes.

Sie waren schon über den Wolken und – da, auf einer riesigen, schneeweißen Wolke sah man Tausende von Engeln. Als Schneerose in die Menge kam, jubelten alle laut auf und die gütige Engelkönigin rief Schneerose zu sich und sagte: „Ich habe alles gesehen und ich ernenne dich feierlich zum Zweitobersten Engel des Engelparadieses!“

So ging Schneeroses Traum in Erfüllung: Er wurde vom Bengel zum Engel.

Frederik (10) aus Windhoek / Namibia

*

Die Engelgasse

Wie jeden Sonntag sind die Zwillinge Anna und Anton bei ihrer Oma in Berlin, und wie jeden Sonntag bekommen die beiden eine Geschichte von Oma erzählt: „So meine Lieben, dieses Mal erzähle ich euch von der Engelgasse in Engeldorf im Engelhimmel.“

„Ach Omaaa …“, meint Anna gelangweilt, „erstens, Engel gibt es nicht, zweitens, es gibt nur einen ganz normalen Himmel, nämlich den blauen über uns, und drittens, wir sind keine Babys mehr, du kannst uns ruhig auch mal Gruselgeschichten erzählen!“

Oma lächelt und meint: „Aber diese wird euch bestimmt besser gefallen“, und beginnt zu erzählen: „In dem kleinen Engeldorf im Engelhimmel gibt es die Engelgasse. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was an dieser Engelgasse so besonders ist, oder? Das kann ich euch sagen, denn die Geschichte handelt schließlich auch davon. Die Engelgasse ist die größte Straße in Engeldorf und überhaupt im ganzen Engelhimmel. Dort leben die ganzen wichtigen Engel wie die Schutzengel, die Liebesengel, die Weihnachtsengel, die Glücksengel und die Sternenengel … Na ja, zumindest hat jeder Engel eine andere Aufgabe und es gibt auch für jeden Anlass einen anderen Engel. Ihr dachtet bestimmt immer, es gäbe nur einen Engel, der alles kann, oder? Nein, so ist das natürlich nicht. Engel sind eigentlich wie Menschen, jeder kann etwas anderes besonders gut. Zum Beispiel kannst du, Anna, sehr gut reiten, wobei Anton nicht mal auf ein Pferd hochkommt. Dafür kann Anton besser zeichnen als du, Anna. So ist das nun auch bei Engeln. Der Schutzengel zum Beispiel schützt Menschen besser als der Liebesengel, dafür verkuppelt, oder wie auch immer ihr jungen Leute das heutzutage auch immer nennt, er die Menschen besser als der Schutzengel. Was denkt ihr denn, was da für ein Chaos los wäre, wenn wirklich jeder Engel alles machen müsste?! Ganz früher war das mal so, aber weil immer deshalb so ein großes Chaos war, haben die Engel die Engelgasse eingeführt und die Aufgaben verteilt.“

„Woher weißt du das denn eigentlich alles?“, fragt plötzlich Anton.

Oma schaut geheimnisvoll und sagt: „Tja, das ist mein Geheimnis.“

„Dann stimmt das bestimmt nicht mit der Engelgasse!“, meint Anna trotzig.

Oma schaut Anna erschrocken an und sagt in einem lauten Ton: „Na, hör mal! Glaubst du, ich lüge?! Ich war sogar einmal selber dort!“

Da meint Anton ironisch: „Na, wenn du dann das nächste Mal dort bist, kannst du uns ja einen Geschichten-Schutz-Engel mitbringen, der uns vor deinen Geschichten schützt!“

Jenny (13) aus Mutlangen / Deutschland

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Der Engel

Eines Tages kam ein neuer Junge in die Klasse. Er hatte blonde Haare und blaue Augen. Er hatte immer eine blaue Mütze auf dem Kopf. Und er war nett. Sehr nett sogar. Er beantwortete die Fragen der Lehrer so gut und genau, dass diese manchmal sagten: „Dieser Junge kommt mal in den Himmel.“ Er hieß Eren.

Und ich heiße Andreas. Eren war mein Freund. Dauernd wurde Eren geärgert. Und immer beschützte ich ihn.

Eren kam mal wieder viel zu früh in die Schule. Als ich kam, hob er gerade den Müll auf, den andere liegen gelassen hatten. Als ich zu ihm trat, bemerkte ich auf der anderen Seite des Schulhofs eine Gruppe Jungen, die tuschelten und ab und zu zu uns rüber schielten. Plötzlich sprangen sie auseinander und rannten auf uns zu. Dabei schrien sie: „Spielkind, Engel, kleiner Streber!“ Eren traten Tränen in die Augen. Er war solche Wörter nicht gewöhnt.

Prompt riefen die Jungen: „Heulsuse, Heulsuse!“ Da trat ich dazwischen. Die Jungen wichen zurück. Das kam daher, weil sich herumgesprochen hatte, dass ich Judo und Karate beherrschte.

Ich hatte schon den schwarzen Gürtel im Judo, war 14 und in der 8. Klasse. In Sport war ich in der Schule der Beste. Schwimmmeister in der Schule und im ganzen Main-Kinzig-Kreis, Pokale beim Marathon und City-Lauf, Urkunden beim Hürdenlaufen und Medaillen beim Volleyball und Radrennen gehörten zu mir wie die Asche zum Feuer. Nicht dass ihr denkt, ich gäbe an. Ich möchte euch nur erklären, warum die Jungen Angst vor mir hatten. Die Jungen waren zu viert und in der 6. Klasse. Die hätte ich alle zusammen mit einem Judowurf über die Schulter werfen können. Doch ich tat es nicht, sondern sagte: „Lasst Eren sofort in Ruhe!“

Kleinlaut verzogen sich die Jungs. Eren sah mich dankbar an. Dann fragte er mich etwas, das mich sehr verblüffte: „Was wünschst du dir eigentlich zum Geburtstag?“

Ich antwortete: „Einen Hund. Aber den krieg ich doch sowieso nie.“

„Wer weiß? Möglich ist alles!“

Auf dem Nachhauseweg dachte ich noch lange über diese Worte nach. Dann dachte ich daran, dass ich in einer Woche Geburtstag haben würde. Ich hatte mir ein Taschenmesser gewünscht.

Eine Woche später: Ich wachte auf. Gestern Nacht kam noch ein Wagen angebraust und hielt vor unserer Tür. An mehr erinnerte ich mich nicht mehr.

Plötzlich hörte ich ein Scharren an der Tür. Ich öffnete die Tür – und was kam mir entgegen? Ein Hund! Er trug eine Schleife um den Hals, in dem ein Taschenmesser steckte und ein Brief, in dem stand:

Ich heiße Treu. Ich komme aus dem Tierheim und würde mich freuen, wenn ich endlich ein Herrchen bekäme.

Schwanzwedelnd umsprang der Hund mich und ich sah eine Leckerlitüte auf dem Schrank liegen. Ich wunderte mich, weil gestern Nacht noch keine dort gelegen hatte. Ich gab Treu ein Leckerli und schmuste mit ihm.

Dann dachte ich nach. Eren musste mit meinen Eltern geredet haben, denn außer ihm gab es niemanden, der wusste, dass ich mir einen Hund gewünscht hatte. Es wurde ein schöner Geburtstag. Außer Treu und dem Taschenmesser kriegte ich noch eine Hundehütte, einen Trink- und einen Fressnapf, fünf Tüten mit Leckerlis, einen Gummiknochen, eine Leine mit Hundemarke, einen großen ledernen Fußball und eine Schlafdecke mit Kissen. Außer dem Taschenmesser war alles Hundezubehör. Selbst der Ball!

In der Schule sagte mir Eren traurig, dass er bald wieder weggehen würde, weil seine Eltern nicht wollten, dass er gehänselt wird. Ich war auch traurig und schenkte ihm meinen Bogen mit Pfeilen und einen Speer, alles selbst geschnitzt.

In der darauf folgenden Woche flog Eren ab. Ich ging zum Flughafen, um Eren zu winken. Eren beugte sich aus dem Fenster, und als das Flugzeug losflog, der Wind fuhr unter Erens Mütze und trug sie fort. Ich glaubte noch, einen goldenen Kranz um Erens Kopf gesehen zu haben. Die Mütze behielt ich als Erinnerungsstück. Innen hatte sie einen goldenen Abdruck und es lagen drei goldene Haare darin.

Wiebke (10) aus Hanau / Deutschland

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Das verrückte Engelchen Tally

Es war einmal eine himmlische Familie. Zu der Familie gehörten Papa, Mama, Lea und Tally. Sie waren alle Engel. Tally, das jüngste Engelchen, war lustig, verrückt, aber auch süß. Eines Tages spielte es auf seiner Wolke und machte Krach. Da sagte die Mutter: „Tally, kannst du nicht woanders spielen?“

„Doch“, sagte Tally „ich gehe ja schon!“

Als sie draußen war, wartete schon ihr Stern Stacy auf sie. „Was wollen wir heute spielen?“, fragte Tally.

Da sagte Stacy: „Ich habe da so einen bösen Teufel gesehen und er sagte mir, dass er zu Tally will. Zu Tally?, fragte ich ihn? Du bist doch aber ein Teufel und Tally ein Engel.“

Tally sagte: „Das stört keinen großen Geist. Komm, wir fliegen zu ihm.“ Sie flogen nach unten zu dem Teufel.

Als sie ankamen, sagte er gleich böse: „Also, du bist im Himmel, kleines Engelchen!“

„Ja“, sagte Tally erschrocken und vor Angst zitterten ihre Flügel. Tally sagte leise zu Stacy: „Komm, wir fliegen wieder in den Himmel.“

„Okay“, sagte Stacy und sie flogen weg.

Der Teufel wurde sehr böse und war so zornig, dass er zu seinen Teufelsdienern sagte: „Ich bin so zornig! Ihr könnt aus mir nicht den Zorn rausjagen. Alle sollen weggehen. Ich will euch nie wiedersehen!“

Die Teufelsdiener wollten sich auf den Weg machen. Da sagte der Teufel: „Ihr sollt gehen, außer Barbara, Tagi, Moegoja und Cedic.“ Als alle anderen gegangen waren, sagte er: „Ihr habt noch eine Chance: Ihr bringt Tally, den Engel, mit. Wenn ihr das nicht schafft, müsst ihr auch weggehen.“ Da blieben alle stehen und überlegten und überlegten, wie sie es machen könnten. Da unterbrach sie der Teufel: „Was träumt ihr da? Los, an die Arbeit!“

In der Zwischenzeit waren Tally und Stacy nach Hause geflogen.

Da sagte Tally: „Ich wusste nicht, was für ein böser Teufel er ist. Er sieht so aus, als ob er gleich vor Wut stirbt.“

Jetzt waren sie vor der Haustür von Tally. Stacy flog zu ihrer Familie und Tally ging in ihr Haus. Lea flog sofort zu ihr und sagte: „Komm, wir gehen spielen!“

„Okay“, sagte Tally.

Als sie im Zimmer waren, stieß Lea aus Versehen Tallys Turm um. „Oh, Entschuldigung!“, sagte Lea.

Tally war nicht traurig oder böse und sagte nur: „Das stört keinen großen Geist. Ich entschuldige es.“

Nun war alles wieder gut. Und sie spielten glücklich weiter. In der Zwischenzeit suchten die Teufelsdiener alles nach Tally ab, aber sie fanden nichts. Als sie es dem Teufel sagten, wurde er ohnmächtig und starb.

Die Teufelsdiener freuten sich sehr, denn jetzt hatten sie das ganze Teufelsreich.

Eines Tages stand es auch in der Engelszeitung, dass der Teufel gestorben war. Tally sah es und freute sich sehr. Sie sprang in die Luft, machte Luftrollen und war sehr froh. Sie erzählte es auch ihren Eltern und alle waren froh – bis an ihr Lebensende.

Sarah (9) aus Sottrum / Deutschland

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Das Engelsbuch

Weit oben am Himmel liegt eine riesengroße Stadt: die Engelsstadt. Dort leben viele junge und alte Engel. In der Engelsstadt gibt es ein Museum, das strengstens bewacht wird. Dort arbeitet der Engel Zacharias. Er bewacht das magische Engelsbuch im Museum. Auch an diesem Tag bewacht er wieder das Buch. Da taucht plötzlich ein Gehilfe des Teufels auf und Zacharias versucht, ihn davon abzuhalten, das Engelsbuch zu klauen.

Da geht schon die Sirene an und der Gehilfe klaut das Buch, bevor Zacharias und die Engelspolizei den Gehilfen mit dem Buch schnappen können.

Zacharias fragt: „Wer traut sich, in die Unterwelt zu gehen und das Engelsbuch zu holen, Engelspolizei?“

Da antwortet ein Engelsmädchen namens Carolyn und sagt: „Ich mache es. Ich gehe!“

„Dann gehe durch die Verbindungstür in das Teufelsreich“, sagt Zacharias.

Als Carolyn durch die Tür geht und sie wieder schließt, wird ihr etwas mulmig, aber sie gibt nicht auf und geht weiter. Da sieht sie plötzlich den Saal vom Teufel und sieht, wie er versucht, das Buch zu öffnen. Der Teufel zerrt und zerrt. Endlich hat er das Engelsbuch offen und will alles wissen, was über jeden Engel geschrieben wird und wo ihre Schwächen sind. Besonders über den König der Engel.

Carolyn fliegt in den Saal und knallt das Buch zu, sodass der Teufel seine Finger eingeklemmt.

Der Teufel zieht seine Finger aus dem Buch raus und schreit: „Au, Wachen, ergreift sie!“

Aber sie fliegt fast bis an die Decke, nimmt sich das Buch und fliegt, so schnell sie kann, bis an die Tür und schließt sie, bevor die Wachen sie erwischen können. Da taucht Zacharias auf und schließt die Tür mit einem Schlüssel zu und nimmt sich das Buch, legt es an seinen alten Platz und dankt Carolyn für ihre Arbeit.

Julia (9) aus Sottrum / Deutschland

*

Das Referat

Es war einmal ein kleines Mädchen. Es hatte ein großes Problem: Es musste ein Referat halten und es vor der Klasse vorlesen. Was sollte das Mädchen machen?

Auf einmal kam eine kleine hohe Stimme von ihrer rechten Schulter. Auf der rechten Schulter vor ihr stand ein kleiner Engel und sagte: „Folge deinem Weg. Du wirst es schaffen!“

Da kam eine tiefe laute Stimme von der linken Seite. Nun erschien ein kleiner Teufel auf der Schulter und sagte: „Folge nicht deinem Weg und sag einfach, dass du krank bist!“

Dann machte es: „Ding Ding!“ Teufel und Engel waren weg.

Nun ging das Mädchen spazieren. Es sah einen Tunnel und ging hinein. Es sah den Engel und den Teufel, wie sie kämpften.

Der Engel gewann und der Teufel löste sich auf. Da wusste das Mädchen, was es machen sollte. Es ging schnell zur Schule, ging nach vorne und las sein Referat vor. Es bekam auch gleich eine Eins, war glücklich und bedankte sich bei dem Engel.

Jonas (9) aus Sottrum / Deutschland

*

Das Spiel mit dem Piratenteufel

Hallo, mein Name ist Paula Sommerfeld und ich bin 14 Jahre alt. Ich erzähle euch jetzt eine Geschichte von meiner Familie und mir. Es war ein schöner Sommertag. Meine Familie (Mama, Papa, mein Bruder Anton, meine kleine Schwester Lilli und mein kleinster Bruder Florian) und ich wollten Boot fahren. Also packten wir unsere Sachen und fuhren an die Emte. Wir hatten vorher noch geguckt, ob es dort Wasserfälle gab. „Dann mal los!“, sagte Mama und setzte sich ins Boot. „Du paddelst“, sagte meine Mama, indem sie auf Papa zeigte.

„Und was ist mit Anton?“, fragte ich Mama.

„Du hilfst deinem Vater.“

„Ach menno“, sagte Anton genervt. Aber er ging zumindest zu den Paddeln, packte sie und paddelte los.

Da kamen wir zu einer Brücke. Wir sahen aber nicht, was dahinter war. Als wir im letzten kühlen Schatten der Brücke waren, sahen wir, was uns widerfahren würde. Da überschlugen wir uns schon und danach fiel ich in den Wasserfall hinab und rein in das Wasser. Auf einer bunten Blumenwiese wachte ich auf. Neben mir lagen Lilli und Anton. Mama und Papa gähnten.

„Du, Paula, wo sind wir hier?“, fragte Lilli mich.

Ich sagte: „Ich weiß nicht, wo wir hier sind.“

Mama sagte: „Kinder, hier ist es ja ganz schön, aber wollten wir nicht eine Bootsfahrt auf der Emte machen?“

„Um herauszufinden, wo wir sind, sollten wir mit dem Boot die Landschaft erkunden“, schlug Papa vor.

„Da hast du recht“, stimmte Mama zu. „Dann mal los“, sagte Mama energisch. „Wenn du es so eilig hast …“

„Nein, Thomas, ich habe es nicht eilig, aber ich will hier nicht verhungern, denn von Gummibärchen wird man nicht satt.“

Wir schleiften das Boot zum Ufer und schoben es ins Wasser. Mama und ich stiegen zuerst ein, dann kamen die anderen. Papa und Anton ruderten wieder und ich nahm Lilli in meinen Arm und wiegte sie hin und her.

Die Landschaft war wunderschön. Aber es war trotzdem unheimlich. Das Wasser war klar und blau, genauso wie der Himmel, aber die Bäume waren dunkel und gruselig. Überall im klaren Wasser lagen Steine, die glitzerten, und als Anton sie anfasste, waren sie weg. Als wir aber versuchten, durch die Steine hindurch zufahren, stießen wir mit dem Boot gegen den Stein, der jetzt wieder erschien. Der Fluss verlief wie ein Labyrinth. Es gab einen Eingang und einen Ausgang, was wir damals aber noch nicht wussten. Immer wieder gabelte sich der Fluss. Wir hatten Glück. Wir fanden den Ausgang, der zunächst gar nicht so erschien. Der angebliche Ausgang war ein riesengroßes Meer.

Ich merkte, dass Lilli Angst hatte. Sie drückte sich an mich und plötzlich verstand ich, warum sie Angst hatte: Vor uns war aus der Tiefe ein spektakuläres Piratenschiff hinaufgestiegen. Papa sah sich um, aber das Labyrinth war weg. Vor uns auf dem riesengroßen Deck des Piratenschiffes stand der Teufel höchstpersönlich! So sah jedenfalls die Gestalt vor uns aus. Der Mann, der dort stand, hatte Hörner, eine Glatze, rote Achselhaare, einen Schwanz, behaarte Füße, einen schwarzen Panzer und ein fieses Grinsen. Selbst Anton wollte am liebsten im Boden versinken, das spürte ich.

„Die Opfer sehen aber lecker aus!“, sagte der Teufel mit tiefer Stimme und funkelnden Augen. „Ich erkläre euch die Regeln. Ihr kämpft gegen mich!“

Ich drückte Lilli an mich, und als ich mich umsah, sah ich, dass keiner mehr lächelte wie am Anfang der Bootsfahrt. Und das zu Recht! Denn jetzt tauchten hinter dem Teufel abscheuliche Gestalten auf, die wie Dämonen aussahen. Manche hatten eine Glatze und auf der befanden sich acht Stahlspitzen, die steif nach oben ragten. Andere wiederum hatten auf dem Kopf grüne Haare, die aussahen, wie mit der Kettensäge frisiert. Dazu hatten sie noch schrecklich aussehende Vampirzähne.

„Das sind übrigens meine Wächter. Damit ihr nicht abhauen könnt während des Spiels. Dieses Spiel kann man nur zu zweit spielen und als Spielpartner nehme ich dich!“ Der Teufel zeigte mit seiner roten Kralle geradewegs auf mich.

Ich dachte an das, was ich in Büchern über Dämonen und Teufel gelesen hatte, und jetzt wurde mir klar: Es war nicht nur ein Würfelspiel, bei dem man um Punkte spielte, sondern ich spielte gleichzeitig um mein Leben und das der anderen. „Dann leg dich mal ins Zeug, Paula“, dachte ich und sprang auf das Deck des Piratenschiffes. Ich schaute noch einmal zurück zu meiner Familie, die mitfieberte, bevor ich mich an den Tisch setzte.

„Hallo, mein Name ist Blackdevil“, schleimte sich der schwarze Teufel bei mir ein. Ich achtete nicht auf ihn, sondern sagte nur: „Ich heiße Paula“, und nahm die Würfel und den Becher in die Hand. Gleich zu Anfang würfelte ich einen Fünferpasch. Im Gegensatz zu Teufel Blackdevil, der eine Eins und eine Zwei würfelte.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, schrie Blackdevil und schlug mit der Faust auf den kleinen Tisch.

Ich war wieder an der Reihe und würfelte einen Sechserpasch. Plötzlich war unter dem Stuhl des Blackdevils ein schwarzes Loch, in das er hineingezogen wurde. Man hörte nur noch einen lang gezogenen Schrei aus der Tiefe. Ohne dass man sich versah, waren auch die Dämonen verschwunden.

Ich stand auf und plötzlich war ich wieder zu Hause mit meiner Familie.

„Abendbrot, Paula!“

Francesca (9) aus Sottrum / Deutschland

*

Die Suche nach den magischen Hufeisen

Es war an einem wunderschönen Morgen. Lili Engelschein machte ihre Hausaufgaben. Sie war noch sehr, sehr klein. Auf einmal kam ihre Mutter und sagte: „Essen ist fertig!“

Lili wollte in die Küche gehen, aber sie sah aus dem Fenster. Sie konnte es nicht glauben: Vor ihr stand ein wunderschönes Einhorn. Plötzlich galoppierte es weg.

„Kommst du nun?“, rief ihre Mutter aus der Küche.

„Ja“, antwortete Lili. Sie lief in die Küche. „Hmm, lecker, gebratene Kartoffeln!“

Als sie mit dem Essen fertig war, ging sie nach draußen und guckte noch einmal nach. Das Einhorn war weg. Aber da kam ein Drache auf sie zugeschossen. „Ahhh …“, schrie sie. Da kam das Einhorn und beschützte sie, sodass der Drache verschwand.

Das Einhorn sagte: „Du bist ein Engel. Ich brauche deine Hilfe!“ Lili stieg auf das Einhorn. Sie flogen weg, aber Lili wusste nicht, wohin.

Sie landeten nach einiger Zeit im Regenwald. „Wieso sind wir hier?“, fragte Lili.

„Wir sind hier, weil die Hufe der Schönheit vom Drachen geklaut worden sind. Die Drachen hören nicht auf zu klauen“, beantwortete das Einhorn die Frage.

„Wie heißt du denn?“, fragte Lili.

„Mystery …“

„Du bist eine Stute. Genau wie mein Pflegepferd!“

„Das mag wohl sein, aber das Wichtigste ist jetzt, dass wir die Hufe wiederfinden!“, sagte Mystery.

Sie flogen weiter. Während des Fluges fragte Lili: „Was geschieht denn, wenn die Hufe nicht zurückgebracht werden?“

„Dann werden alle schönen Einhörner schrecklich aussehen und die, die schon schrecklich aussehen, werden noch schrecklicher“, antworte Mystery.

„Es sieht hier unheimlich aus“, sagte Lili zitternd.

Sie flogen in eine Höhle. Da war der Drache wieder und griff sie an. Lili fiel hinunter, aber Mystery fing sie auf. Sie flogen schnell wieder weg.

„Warum hast du das getan? Wir waren so nah dran!“, sagte Lili.

„Ja, das stimmt. Aber wir können erst dorthin, wenn der Drache weg ist“, sagte Mystery.

„Da kommt er. Psst …!“, sagte Lili.

Er war weg und sie holten sich die Hufe. Schnell wie der Wind flogen sie weg. Mystery setzte Lilli zu Hause ab und sagte noch „Vielen Dank!“

Evelyn (9) aus Sottrum / Deutschland

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Die magische Muschel

An einem klaren Abend, hoch in den Wolken im Engelreich, war ein junges Engelmädchen wieder einmal damit beschäftigt, ein Buch zu lesen. Ihr Name war Stella, das bedeutet in italienischer Sprache Stern. Das Buch gefiel ihr gut. Sie las und las. Die anderen Engel waren ganz anders als Stella: Sie hassten lesen, und Stella war die Einzige, die überhaupt Bücher hatte. Deswegen hatte sie keine Freunde. Am nächsten Morgen geschah etwas Schreckliches: Alle Engel, auch Stella, konnten plötzlich nicht mehr fliegen. Keiner wusste, wieso.

Am Mittag, als alle aßen, schlich Stella, ohne dass jemand es merkte, nach draußen. Da kam plötzlich Silberstern, das Einhorn, hergeflogen. Schnell erzählte Stella ihm alles und fragte ihn, ob er ihr helfen könnte.

Da antwortete Silberstern, obwohl er lieber spielen wollte: „Klar doch!“ Zusammen gingen sie in Stellas Zimmer, um ein Buch zu finden, das ihnen helfen konnte. Silberstern suchte einen passenden Titel und Stella las nach.

Nach vielem Stöbern und Suchen entdeckte Silberstern in der Ecke des Regals ein Buch mit dem Titel Magische Zauberei. „Hier!“, rief Silberstern aufgeregt und deutete mit dem Horn auf das Buch.

Stella schaute herüber und sagte erstaunt: „Ich wusste nicht, dass ich dieses Buch überhaupt habe.“

Sie zog das alte, dicke, dunkelrote Buch heraus und öffnete es vorsichtig. Die Seiten waren sehr dünn. Sie blätterte durch die Seiten – und da entdeckte sie es. Es gab einen Reim, der so hieß:

Finde eine Muschel mit Perlmutt außen und schau,

Und schon hörst du den Gesang einer Meerjungfrau.

Gelingt es dir nicht, bei Vollmond, um Mitternacht,

hat dir die ganze Anstrengung gar nichts gebracht.

„Wir haben es!“, rief Stella fröhlich. Die beiden Freunde überlegten, wie sie es machen sollten. Als sie endlich alles geplant hatten, war es später Abend. So entschieden sie, erst am nächsten Morgen loszufliegen. Stella stieg auf Silbersterns Rücken und die Reise begann. Sie flogen über Täler und Berge, Flüsse und Seen und über Wälder und Wiesen …

Endlich kamen sie am späten Nachmittag an. Silberstern landete auf feinem, weißem Sand am Meer.

„Jetzt kommt das Schwierigste“, stöhnte Stella, sprang von Silbersterns Rücken runter und betrachtete die Umgebung. Auf dem Strand lagen viele Muscheln, aber auch Muschelbruch. Das Schlimmste aber war, mehrere Muscheln hatten außen Perlmutt, also mussten sie sich jede Muschel ans Ohr halten.

„Also los, wir haben nicht viel Zeit. Nur bis Mitternacht“, seufzte Silberstern. Silberstern suchte die heilen Muscheln und Stella hielt sie sich ans Ohr.

Wenn sie nicht den Gesang der Meerjungfrau hörte, legte sie die Muschel in einen kleinen Sack, den sie mitgebracht hatte. Als es Abend wurde, hatten sie Glück, dass es in dieser Nacht kaum Wolken gab, die den Mond bedecken würden. Sie hätten sonst kein Licht, da Stella in ihre kleinen Tasche nur vier Kerzen hatte reinlegen können. Oft trat Stella ohne Absicht auf eine zerbrochene Muschel, oder stieß gegen einen Stein …

Endlich fand Silberstern die richtige Muschel. Sie war wunderschön, und wenn man sie ans Ohr hielt, hörte man den Gesang einer Meerjungfrau. Stella hörte leise zu, aber sie konnte nicht verstehen, was die Meerjungfrau sagte.

Nur einen Satz: „Stelle dich auf die höchste Klippe und halte die magische Muschel hoch.“ Schnell flogen sie auf die höchste Klippe und warteten genau bis Mitternacht. Schließlich hielten sie die Muschel hoch, machten die Augen zu und warteten, bis etwas passierte. Als Stella und Silberstern die Augen wieder öffneten, trauten sie ihnen kaum: Sie waren wieder im Engelreich – und alle konnten fliegen. Stella und Silberstern erzählten alles.

Plötzlich stand vor ihnen die Engelkönigin. Sie lächelte und sagte: „Ihr beide habt uns gerettet. Silberstern, du bist sehr hilfsbereit gewesen, da das mit dem Fliegen nicht dein Problem war. Und Stella, auf dich bin ich stolz, weil du uns nur wegen deiner Bücher retten konntest!“

Alle klatschten begeistert. Sogar die Königin. Seitdem hatte Stella mehr Freunde, als sie es sich je gewünscht hatte, und wegen ihr las das ganze Engelreich gern Bücher und das Engelreich hatte die größte Bücherei der ganzen Welt.

Laura June (9) aus Seoul / Südkorea

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Das Wolkenschloss

„Mum, wo hast du meine Pickelcreme hingetan?“

„Die ist doch schon in der roten Tasche, Rose!“

Rose kam die Treppe hoch gerannt. Sie schnappte sich die rote Tasche und kramte in dieser herum. Dabei fielen ihr die schwarzen Haare in das blasse Gesicht. Kurz darauf stürmte ihre Mutter ins Zimmer und eilte geschäftig hin und her. „Beeil dich bitte, deine Pickel sind doch jetzt völlig egal!“

Zehn Minuten später saßen sie bereits im Taxi und fuhren ein letztes Mal durch die Straßen New Yorks. Nach einer Stunde waren sie dann auf dem Land und hielten bald vor einem großen Haus in Tennessee. Rose blickte sich entsetzt um. „Was ist das?“

„Unser neues Zuhause!“, sagte ihre Mum stolz.

Zu zweit arbeiteten sie den ganzen Tag daran, das Haus einzurichten. Erst spät am Abend lag Rose völlig erschöpft in ihrem neuen Bett.

Am nächsten Morgen war ihre Mum schon weg, als Rose in die Küche kam. Also beschloss sie, sich umzusehen. Ihre Kamera nahm sie mit. Rose streifte durch die Gegend und entdeckte dabei ein kleines verfallenes Schloss auf einer Lichtung im Wald. Rose, deren Neugier jetzt geweckt war, betrat es vorsichtig und sah sich alles an. Plötzlich knarrte eine Tür. Rose näherte sich ihr langsam. Ihr war mulmig zumute, dennoch öffnete sie die Tür – und starrte ins Leere. Auf einmal wurde sie von der zufallenden Tür geschubst und fiel ...

Als sie wieder aufwachte, lag sie auf Moos. Verwundert sah sie auf und erstarrte. Sie war mitten auf einer Lichtung und vor ihr stand das riesige Schloss. Dieses aber war wunderschön und gut erhalten. Verzückt lief sie hin und ging rein. Überrascht bemerkte sie, dass es bewohnt war.

Ein Junge kam auf sie zu. Er hatte blondes verwuscheltes Haar, das etwas länger war und wundervolle braune Rehaugen. Er lächelte sie an und stellte sich vor. Sein Name sei Jeremy. Doch seine Kleidung war alles andere als schön. Verwundert dachte Rose: „Wie ein Prinz hat er sich aber nicht gekleidet ...?!“

Dann erklärte er, was passiert war. Er sei der Prinz hier, doch sein böser Zwillingsbruder habe es auf das Schloss abgesehen, welches ihr Vater ausnahmsweise dem Jüngeren vererbt hatte. Deshalb herrschte jetzt Tomek, der Bruder, hier. Jeremy indessen wurde zu den Schweinen geschickt.

„Wo bin ich hier eigentlich?“, fragte Rose.

„In den Wolken“, war seine Antwort.

Sie beschlossen, dem Bösen eine Falle zu stellen. Rose fragte: „Ist es eigentlich erlaubt, als Prinz eine Freundin zu haben?“

„Natürlich nicht!!“

„Gut!“, sagte Rose und grinste. Dann erklärte sie: „Wir machen es so: Ich werde versuchen, mit ihm zusammen zu kommen und ...“, sie jauchzte vor Schadenfreude, „dann wirst du mit meiner Kamera ein Foto schießen, wie ich ihn küsse. Dann muss er sich fügen und wird verbannt!“

Zum Glück wusste Jeremy, was eine Kamera war, da er die Erde schon einmal besucht hatte.

Also machte Rose sich auf den Weg zu Tomek. Er hatte kurzes, dunkelbraunes Haar, schiefe Zähne und seine eisblauen Augen funkelten vor Bosheit. Sie erzählte von sich und führte ihn dabei unauffällig auf den Schlosshof. Dort kam sie ihm näher und küsste ihn plötzlich auf den Mund. Lange genug, damit Jeremy abdrücken konnte.

Später stellte er seinen Bruder dann vor allen Leuten zur Rede. Tomek verteidigte sich, doch das kümmerte den Schlossstaat nicht. Tomek wurde verbannt und mit 20 heirateten Rose und Jeremy. Sie bekamen ein Kind, welches Lily hieß.

Rose erzählte Lily immer Geschichten von ihrer Grandma. Außerdem träumte die kleine Lily nachts immer von ihrer Grandma, wenn sie es nur wollte, und war auch sonst anders als die anderen Kinder. Deshalb war es auch kein Zufall, dass sie allein durch ihre Willenskraft ihre Grandma in die Wolken holen konnte.

Und so lebten alle glücklich bis an ihr Lebensende.

Emma (12) aus Drewitz / Deutschland

Elisabeth (12) aus Ziegelsdorf / Deutschland

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Der Schutzengel greift ein

Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Gerade wachte Lucie in ihrem Himmelbett auf. Sie guckte vom Bett aus dem Fenster, draußen schien die Sonne. Schnell zog Lucie sich an und rannte hinaus, zum Frühstücken war an einem so schönen Tag keine Zeit. Draußen legte sich Lucie auf ihre geliebte Gartenliege und schaute in den Himmel. Er sah wunderschön aus, die Sonne lachte und ein paar Wolken waren zu sehen.

Morgen wollte Lucie mit ihrem Vater Thomas verreisen, denn es waren gerade Ferien. Lucies Mutter war gestorben, als Lucie vier Jahre alt war, jetzt war sie elf. Sie glaubte, dass ihre Mutter ihr Schutzengel sei, der immer und überall auf sie aufpasse. Lucie und Thomas hatten vor, mit dem Flugzeug für eine Woche nach Italien zu fliegen. Lucie war noch nie mit einem Flugzeug geflogen, sie wusste nur, dass ein Flugzeug am Himmel fliegt. Deshalb war sie doppelt aufgeregt! Ihren Koffer hatte sie schon längst gepackt: drei lange Hosen, fünf kurze Hosen, acht T-Shirts, sieben Tops und noch viele andere Sachen.

Am nächsten Tag herrschte am Flughafen reger Betrieb. Endlich ging es dann irgendwann los. Thomas und Lucie stiegen ins Flugzeug ein. Lucie staunte, wie groß das Flugzeug war – riesig!

Während des Flugs erzählte Lucie ihrem Vater, was sie in Italien alles erleben wollte, sogar Fallschirm springen und mit einem Heißluftballon in den Himmel steigen! Sie schaute aus dem Fenster und träumte, als plötzlich eine Durchsage kam: „Wir bitten alle Passagiere, ihre Fallschirme herauszuholen, das Flugzeug wird abstürzen!“

Lucie geriet in Panik und fand zuerst ihren Fallschirm nicht, doch dann hatte sie ihn endlich. Allerdings war es zu spät, nicht nur für Lucie, sondern auch für die anderen Passagiere. Das Flugzeug stürzte in die Tiefe. Die einzigen Überlebenden waren Lucie und Thomas, schließlich hatten sie einen Schutzengel im Gegensatz zu den anderen Passagieren. Seit diesem Tag betraten Lucie und ihr Vater nie wieder in ihrem Leben ein Flugzeug. Aus dem Italienurlaub war leider auch nichts geworden.

Sarah (11) aus Berlin / Deutschland

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Der Junge, der ein Engel werden wollte

Es war einmal ein Junge namens Johann. Er wollte unbedingt ein Engel werden. Deshalb fragte er seine Mutter: „Mama, wie wird man ein Engel?“

Da sagte die Mutter: „Ein Engel wird man, wenn man stirbt. Wieso fragst du eigentlich?“

„Wegen nichts“, antwortete Johann. Er wurde traurig. Zwar wollte er gerne ein Engel werden, aber sterben? Nein! Sterben wollte er dafür nicht.

Niedergeschlagen ging er zu seinem Freund Marko und fragte ihn mit trauriger Stimme: „Kannst du mir helfen? Ich möchte ein Engel werden, ohne zu sterben.“

Marko erwiderte: „Du kannst nicht einfach ein Engel werden! Aber wenn du nett und hilfsbereit bist, kannst du für andere Menschen wie ein Engel sein.“

Am nächsten Tag besuchte Johann seinen Klassenkameraden Anton. Dieser war unglücklich, weil seine Eltern sich getrennt hatten. Johann lud Anton ein, mit ihm auf den Rummel zu gehen. Sie hatten viel Spaß dort zusammen. Als sie wieder zu Hause waren, sagte Anton zu Johann: „Du bist ja so nett wie ein Engel!“

Dae-Seong (10) aus Glienicke / Deutschland

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Schutzengel Gabriel

Gabi und Lucy waren in der Schule auf verschiedene Weise sehr beliebt. Gabi war lieb und wurde deshalb manchmal „Engel Gabriel“ genannt. Sie mochte diesen Namen, weil er so himmlisch klang. Gabi wirkte auch fast wie ein Engel.

Lucy, ihre Zwillingsschwester, war allerdings das krasse Gegenteil von Gabi. Man nannte sie daher oft „Teufel Luzifer.“ Lucy war gemein zu ihren Mitschülern. Sie hatte eine Gruppe gegründet, in welcher die meisten so waren wie sie. Sie war die Anführerin und wurde von ihren Anhängern sehr bewundert. Auch Gabi hatte einen großen Freundeskreis, allerdings waren das alles nette Mädchen.

Eines Abends veranstalteten Gabi und Lucy eine Pyjamaparty. Jede von ihnen hatte zwei Freundinnen eingeladen. Durch einen komischen Zufall ereignete sich alles an einem Freitag, dem 13.

Plötzlich schrie Lucy auf: „Ich habe eine brillante Idee!“, und rannte nach oben. Kurze Zeit später kam sie heruntergestolpert. In der Hand hielt sie ein Hexenbrett. Ihre Freunde guckten sie begeistert an. Die Freundinnen von Gabi waren jedoch misstrauisch, doch zum Schluss stimmten sie zu, das Hexenbrett auszuprobieren. Als sie anfingen, wurde Lucy plötzlich schwindlig, dann kippte sie um.

Als sie wieder aufwachte, lag sie im Krankenhaus. Alle standen um sie herum, ihre Eltern, ihre Freunde und auch ihre Schwester Gabi. Lucy fragte, was denn los wäre, doch sie erhielt keine Antwort. Sie ließ nicht locker und endlich erklärte ihr der Arzt: „Nachdem du in Ohnmacht gefallen bist, hat deine Schwester sofort den Krankenwagen gerufen. Im Krankenhaus stellten wir einen Tumor fest. Wärst du nicht gleich operiert worden, wäre es zu spät für dich gewesen.“

In den nächsten Wochen dachte Lucy über die Worte des Arztes nach. Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, änderte sich ihr ganzes Leben.

Diana (13) aus Berlin / Deutschland

*

Mein Engel

Deine Worte

sind wie

Scherben

in meinem

Gewissen.

Du

erinnerst mich immer

daran,

was ich nicht

sein will

und doch

bin.

Josefine (15) aus Berlin / Deutschland

*

Um Himmels willen

Schneller. Immer schneller. Die Luft schoss an Marcius Flügeln vorbei, dröhnte ihm in den Ohren, ließ eine Gänsehaut über seine Beine laufen und verlor sich irgendwo hinter seinen Füßen. Unter Marcius zogen Wolken vorbei. Unzählige Wolken. Schwarze, donnernde Regenwolken, kleine bauschige Schäfchenwolken oder neblige Schleierwolken.

Durch diese Wolken konnte er ab und zu einen Blick auf die Erde erhaschen – auf ihre hügelige Landschaft, die mit Blumen überdeckt war, die Buchen, die den Rand des Hainflusses säumten und die niedlichen Bauernhäuser, die in mehreren Kilometern Abstand die Landschaft bedeckten. Marcius schlug einmal kräftig mit den Flügeln und wurde noch schneller. Er liebte es, quer durch das Himmelreich zu fliegen, an nichts zu denken, die Schnelligkeit auf seinem Körper zu spüren und die Landschaft unter sich zu beobachten.

Doch was war das? Marcius sah einen schwarzen Punkt auf sich zufliegen. Erschreckend schnell. Bum! Ein stechender Schmerz durchzuckte Marcius. Sein linker Flügel erschlaffte. Der Adler riss sich rechtzeitig los und flog mit einem lauten Krächzen in die Höhe.

Doch Marcius fiel. Er fiel immer schneller. Gleich würde er auf dem Boden aufschlagen. Marcius schlug wie wild mit den Flügeln. Plötzlich hatte er keine Lust mehr, sich zu wehren. Er wollte sich einfach nur noch fallen lassen. Die Luft rauschte an ihm vorbei. Doch er nahm sie gar nicht richtig wahr und hörte die Luft wie durch einen Wattebausch. Er lächelte selig und schlug auf.

Benommen öffnete Marcius die Augen und versuchte sich zu erinnern, wie lange er so gelegen hatte unter der großen Buche, deren Blätter im Wind rauschten. Er wusste es nicht. Sein erster Gedanke war: „Was ist passiert?“

Dann kam die Erinnerung schlagartig zurück: Der Sturz und der Aufprall, alles war vor seinem inneren Auge sichtbar. Da durchzuckte ihn der nächste, furchtbare Gedanke: „Wie komme ich wieder zurück in den Himmel?“ Mit einmal fiel ihm der schreckliche Schmerz ein. Marcius versuchte, seinen Flügel zu bewegen. Eine Woge des Schmerzes überfiel ihn. „Fliegen kann ich jedenfalls nicht!“, dachte er besorgt und schloss die Augen.

Er erwachte vom lauten Geschrei eines Adlers, der über seinen Kopf hinweg glitt. Plötzlich stürzte er vom Himmel herab. Marcius dachte schon, der Adler hätte eine Maus gesichtet, doch nein, der Adler flog genau auf ihn zu! Das Gras wiegte sich im Wind, den die Schwingen des Adlers verursachten.

Angsterfüllt blickte Marcius zum mächtigen Kopf des Tieres empor. Weise, gelbe Augen musterten ihn wissend. „Ich komme in Frieden!“, das waren die ersten Worte, die der Adler mit einer dröhnenden und zugleich samtenen Stimme sprach.

„Wer … wer … bist du?“, stotterte Marcius.

Der Adler antwortete: „Ich bin Aro, der Herrscher der Lüfte. Vor ein paar Tagen bin ich mit dir, Engel, zusammengestoßen. Ich wollte deinen Sturz noch auffangen, litt aber selber unter höllischen Schmerzen.“

Erst jetzt bemerkte Marcius, dass der längliche Schnabel des Adlers nach rechts verbogen war. Aro fuhr fort: „Ich wartete, bis du aufgewacht bist, und möchte dir nun mein Anliegen erläutern: Gerne will ich dir helfen, wieder in den Himmel zu gelangen.“

„Wie willst du das anstellen?“, fragte Marcius freudig überrascht.

„Du wirst dich auf meinen Rücken setzen und mit meinen kräftigen Schwingen werde ich dich gen Himmel tragen“, erklärte Aro.

„Das willst du wirklich für mich tun?“, erkundigte sich Marcius verwundert.

„Wenn ich es sage, meine ich es auch so! Stelle jetzt keine weiteren Fragen, wir wollen aufbrechen!“, rief Aro ungehalten.

„Wie …? Was …? Wir brechen jetzt gleich auf?“, erkundigte sich Marcius.

Doch Aro schwieg. Marcius kletterte auf seinen großen Rücken und ließ sich in die Mulde seines Halses rutschen. „Halte dich gut fest!“, befahl Aro. Dann breitete er seine Schwingen aus und stieß sich ab.

Es war atemberaubend, auf Aros Rücken zu fliegen. Der Wind strich Marcius um die Ohren und ließ seine Augen tränen. Zuerst klammerte sich Marcius angstvoll ins Gefieder, doch mit der Zeit lockerte er seinen Griff und setzte sich aufrecht hin. Sie flogen höher und höher. Bis über die Wolken.

Da sahen sie das große Himmelsschloss.

Aro sprach: „Hier werde ich dich nun allein lassen“, und setzte Marcius auf der großen Terrasse ab. Dieser rief „Lebwohl“ und blickte Aro traurig nach, als der sich erhob und langsam aus seinem Blickwinkel entschwand.

„Marcius! Wo bist du nur gewesen?!“, hörte er die vertraute, hysterische Stimme seiner Mutter.

Marcius lächelte und flüsterte: „Danke Aro. Danke.“

Katharina (1a) aus Berlin / Deutschland

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Der kleine Engel Luise

Es war einmal ein kleiner Engel. Er wohnte in einem Himmelshaus mit vielen kleinen blauen und weißen Zimmerchen. Eines Tages, als das kleine Engelein einen weiten Ausflug machen wollte, verflog es sich und geriet vor die schwarze Tür der Hölle, auf der in großen, schimmelgrünen Buchstaben stand:

Hölle, hier wohnt der Teufel!

Luise, das kleine Engelein, wollte wegrennen, aber die Tür ging auf und der Teufel kam heraus.

Hans Feuerteufel hieß er. Vor und hinter der Tür hatte Luise ihn noch nicht gesehen. „Warum bist du hier, du Hopskröte?“, schrie der Teufel.

Es begann ein Kampf. Hans schlug zu, aber Luise konnte nichts passieren, denn sie war ein Engel. Sie flog nach oben und spuckte Hans auf den Kopf. Er fluchte.

Almut (8) aus Berlin / Deutschland

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Im Himmel leben sie

Was hör ich da?

---ENDE DER LESEPROBE---