His only Weakness – Liebe gegen alle Regeln - Freya Miles - E-Book

His only Weakness – Liebe gegen alle Regeln E-Book

Freya Miles

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Beschreibung

Maya Anderson kann ihr Glück kaum fassen, als sie zum Vorstellungsgespräch bei dem reichsten und heißesten CEO New Yorks eingeladen wird. Und das, obwohl sie die Bewerbung nur wegen einer verlorenen Wette losgeschickt hat. Andrew Cooper sucht eine »Alltagshilfe«, doch was genau beinhaltet das? Schon bald muss Maya erkennen, dass in der glitzernden Welt dieses Mannes nichts ist, wie sie es sich erträumt hat. Andrew ist nicht der lockere Playboy, als den ihn die Klatschzeitungen feiern. Hinter seinen intensiven Blicken scheinen sich ein schockierendes Geheimnis und eine Düsternis zu verbergen, die Maya gleichzeitig faszinieren … und einen Fluchtinstinkt in ihr auslösen. Doch für Weglaufen ist es längst viel zu spät. Dieses fesselnde Romantik-Highlight voll aufwühlender Emotionen wird Fans von Devney Perry L. J. Shen begeistern.

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Seitenzahl: 285

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über dieses Buch:

 

Maya Anderson kann ihr Glück kaum fassen, als sie zum Vorstellungsgespräch bei dem reichsten und heißesten CEO New Yorks eingeladen wird. Und das, obwohl sie die Bewerbung nur wegen einer verlorenen Wette losgeschickt hat. Andrew Cooper sucht eine »Alltagshilfe«, doch was genau beinhaltet das? Schon bald muss Maya erkennen, dass in der glitzernden Welt dieses Mannes nichts ist, wie sie es sich erträumt hat. Andrew ist nicht der lockere Playboy, als den ihn die Klatschzeitungen feiern. Hinter seinen intensiven Blicken scheinen sich ein schockierendes Geheimnis und eine Düsternis zu verbergen, die Maya gleichzeitig faszinieren … und einen Fluchtinstinkt in ihr auslösen. Doch für Weglaufen ist es längst viel zu spät.

eBook-Neuausgabe Juni 2025

Copyright © der Originalausgabe 2021 Freya Miles

Dave Jindal, Am Weidenbach 29, 50676 Köln

Copyright © der Neuausgabe 2025 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / shutterstock AI

eBook-Herstellung: dotbooks GmbH unter Verwendung von IGP (ma)

 

ISBN 978-3-98952-804-8

 

***

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Freya Miles

His only Weakness – Liebe gegen alle Regeln

Roman

 

dotbooks

Kapitel 1: Maya

 

»Maya!«

Verschlafen öffnete ich die Augen und blickte zur Tür, durch die schon in der nächsten Sekunde meine Mitbewohnerin Jeanette platzte. Vorwurfsvoll blickte sie mich an und warf dabei frustriert ihre Arme hoch.

»Was ist?«, murmelte ich und setzte mich verschlafen in meinem Bett auf.

»Was ist? Verdammte Scheiße, Maya, hast du mal auf die Uhr geschaut? Es kann doch nicht dein Ernst sein, dass du noch immer im Bett liegst.«

Ich warf einen Blick auf meinen Wecker und stöhnte laut auf. Es war vier Uhr … nachmittags. Hups. Da hatte ich wohl etwas länger geschlafen als beabsichtigt, während Jeanette bis gerade eben gearbeitet hatte.

»Wen interessiert es. Es ist ja nicht so, als hätte ich heute irgendetwas vorgehabt.«

»Wie wäre es mal damit, Bewerbungen zu schreiben? Ich mache das hier nicht mehr lange mit.«

Wütend warf sie die Tür hinter sich zu, während ich mich wieder in die Kissen sinken ließ. Meine beste Freundin seit der Schulzeit verlor langsam, aber sicher die Geduld mit mir, und das wahrscheinlich vollkommen zu Recht. Seit ich vor zwei Monaten meinen Job verloren hatte, ging es scheinbar täglich weiter bergab mit mir.

Ich hatte mir geschworen, nach diesem herben Rückschlag ein paar Wochen abzuschalten, bevor ich mich um etwas Neues bemühte, doch aus den paar Wochen waren mittlerweile Monate geworden. Ich hatte keinen Elan, Bewerbungen zu schreiben. Ach nein, ich hatte noch nicht mal Elan, Stellenanzeigen zu lesen.

Die meiste Zeit über machte ich eigentlich gar nichts, außer zu schlafen und mich selbst zu bemitleiden. Der Job bei der Werbeagentur war nicht mehr und nicht weniger als mein Traumjob gewesen. Jeden Morgen war ich mit Freude dorthin gegangen und hatte all die Arbeiten erfüllt, die man mir gab. Bis der Chef entschieden hatte, dass ich überflüssig war. Und genau so fühlte ich mich jetzt. Überflüssig und mit dem Leben absolut überfordert.

Ich kam aus keinem guten Elternhaus, hatte keine gute Laufbahn hingelegt, ganz anders als meine beste Freundin und Mitbewohnerin Jeanette. Sie hatte gefühlt schon in der Grundschule gewusst, dass sie einmal in der Wirtschaftsbranche ordentlich mitmischen wollte, und genau dort war sie auch gelandet. Bei niemand Geringerem als Cooper. Business. Solutions! arbeitete sie in einer leitenden Funktion, was nichts anderes bedeutete, als dass sie DEN Mann aller Männer ab und an sogar persönlich zu Gesicht bekam.

Etwas, wovon eine Frau wie ich nur träumen konnte. Ich hatte keinen Collegeabschluss, sondern war stattdessen immer mit Jobs über die Runden gekommen. Und das nicht, weil ich zu dumm war oder zu faul – ich hatte es mir schlichtweg nicht leisten können, ein College zu besuchen. Für ein Stipendium waren meine Noten nie überragend genug gewesen und für ein Härtefallstipendium, wie ich es wahrscheinlich sofort bekommen hätte, war ich zu stolz gewesen.

Mit siebzehn war ich von zu Hause ausgezogen und hatte mir meine erste kleine Wohnung in einem abgewrackten alten Haus eingerichtet. Weit weg von meinen Alkoholikereltern, die wahrscheinlich bis heute noch nicht bemerkt hatten, dass ich nicht mehr zu Hause wohnte. Zumindest hatten sie sich nie wieder bei mir gemeldet, seit zehn Jahren nicht … Ich legte allerdings auch keinerlei Wert darauf, mit ihnen zu sprechen. Sie hatten sich nie um mich gekümmert und ich erwartete nichts mehr von ihnen. All die Grausamkeiten meines Vaters. Sein ganzes Wesen, dass mir eine Gänsehaut über den Körper trieb. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken … ich wollte nicht an ihn denken. Er war ein grauenvoller Mensch. Sie beide waren einfach nur grauenvolle Menschen.

Wahrscheinlich beruhte mein aktueller Zustand genau auf dem Grund, der klar auf der Hand lag. Ich hatte mir zehn Jahre lang den Arsch aufgerissen, gearbeitet, geschuftet und gebuckelt. Teilweise zehn, teilweise achtzehn Stunden am Tag, um einigermaßen über die Runden zu kommen – und jetzt stand ich zum ersten Mal in meinem Leben vor dem Nichts. Für den Job in der Werbeagentur, der wirklich gut bezahlt war und bei dem ich pro Tag mindestens zehn Stunden arbeitete, hatte ich all meine Nebenjobs gekündigt. Ein Fehler, der sich nun rächte, denn es würde nicht so einfach sein, wieder genug Jobs anzunehmen, um über die Runden zu kommen.

Mir blieb allerdings nichts anderes übrig, denn Jeanette erwartete von mir, dass ich mich an der Wohnung beteiligte, so wie wir es vor fünf Jahren, als wir hier zusammen eingezogen waren, abgesprochen hatten. Schon damals war meine beste Freundin aus Kindertagen so kulant gewesen und hatte die Miete zu siebzig Prozent übernommen, da sie natürlich doppelt und dreifach so viel verdiente wie ich.

Eigentlich wäre es für sie auch kein Problem gewesen, alleine zu leben und sich ihr Leben komplett selbst zu finanzieren, doch sie hatte schon immer ein großes Herz gehabt und außerdem genossen wir es, zusammenzuwohnen. Jeanette hasste das Alleinsein mindestens genauso sehr wie ich, wobei sich in den letzten Wochen auch zwischen uns einiges geändert hatte. Wir waren jetzt in einem Alter, in dem das Leben nicht mehr nur aus Sorglosigkeit und Partys bestand, sondern aus dem Ernst des Lebens – der sich bei Jeanette darum drehte, den richtigen Mann zu finden, mit der Perspektive, eine eigene Familie zu gründen. Und das, obwohl ich immer gedacht hatte, dass sie durch und durch Karrierefrau war. Doch da hatte ich definitiv danebengelegen. Seitdem Jeanette Steven kennengelernt hatte, sprach sie immer öfter von diesen seltsamen Dingen.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich dem Mann ihrer Träume weichen musste, denn dann war hier kein Platz mehr für mich. Und genau dieser Gedanke, gepaart mit dem verdammten Jobverlust, machte mich fertig. Ich stand wieder mal an einem Punkt in meinem Leben, wo ich mich vollkommen neu orientieren musste. Wieder eine neue Wohnung, alleine sein, neue Jobs, neue Kollegen … ich hasste Veränderungen. Wieso konnte in meinem unsteten Leben nicht einmal alles so bleiben, wie ich es wollte?

Ich drehte mich in meinem Bett um und zog die Decke wieder über mich. Wenn ich schlief, ließen mich all diese dummen Gedanken in Ruhe. Ich musste mir keine Gedanken darüber machen, wo ich demnächst wohl leben würde oder wie ich es überstehen sollte, vollkommen alleine zu sein.

 

»Okay, was ist los?«

Es war Jeanettes Stimme, die mich aus meiner Lethargie riss, denn geschlafen hatte ich nicht mehr wie erhofft.

»Was soll los sein? Alles wie immer.«

»Maya, red keinen Blödsinn. Ich habe die letzten Tage viel zu viel Zeit damit vergeudet, sauer auf dich zu sein, weil du deinen Arsch nicht hochkriegst und nur noch im Bett liegst, aber mittlerweile ist mir aufgefallen, dass es rein gar nichts bringt, so zu reagieren, wie ich reagiert habe. Irgendetwas stimmt mit dir nicht und ich möchte dringend wissen, was los ist.«

»Es ist nichts«, murmelte ich und blickte auf die dampfende Tasse heiße Schokolade, die sie vor mich hielt. Wie konnte ich dazu Nein sagen?

Ich setzte mich in meinem Bett auf und rückte zur Seite, sodass Jeanette sich ebenfalls zu mir kuscheln konnte.

»Trink das Wahrheitsserum und dann versuchen wir es noch einmal.«

Ich lächelte und nahm einen Schluck mit extra viel Sahne.

»Ich bin einfach nicht bereit für all die Veränderungen«, sagte ich, was Jeanette dazu bewog, mich aufmerksam anzusehen.

»Welche Veränderungen? Einen neuen Job?«

»Einen neuen Job. Neue Arbeitskollegen und eine neue Bleibe.«

»Wovon redest du?«

»Ach komm. Du bist seit Jahren meine beste Freundin und wir beide wissen, dass es jetzt an der Zeit ist, langsam ein wenig auseinanderzurücken, obwohl wir immer diese absolut enge Supereinheit waren. Ich muss Platz machen für Steven.«

»Das musst du nicht!« Jeanette schüttelte den Kopf, während ich sanft ihre Hand drückte.

»Oh doch, und das wissen wir beide. Du hättest mich wahrscheinlich nie darum gebeten, aber ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass ihr zwei vollkommen verrückt nacheinander seid, und ich weiß auch, dass du dir erhoffst, mit Steven viele Schritte weiter zu gehen. Das geht allerdings nur, wenn ihr zusammenwohnt, und dafür muss ich hier Platz machen.«

»Red keinen Mist, Maya, so weit sind wir noch lange nicht.«

»Vielleicht jetzt noch nicht, aber in ein paar Monaten wird es so weit sein.«

»Du kannst für immer hierbleiben, Maya.«

»Nein, das kann ich nicht. Ich werde mir einen neuen Job suchen und auch eine neue Wohnung, aber ein paar Tage Selbstmitleid brauche ich davor noch.«

Jeanette drückte meine Hand, während sie stumm blieb. Wahrscheinlich war ich ihr mit all diesen Gedanken einfach nur zuvorgekommen und es war etwas vollkommen Neues für sie, darüber nachzudenken. Mein Entschluss stand jedenfalls fest. Was wäre ich auch sonst für eine beschissene Freundin? Ich würde ihrem Glück niemals im Weg stehen. Dafür freute ich mich viel zu sehr mit Jeanette, dass sie jemanden wie Steven gefunden hatte.

Die beiden waren schlichtweg füreinander gemacht. Die toughe, schlaue Jeanette und der überschlaue Steven. Sie würden irgendwann hyperintelligente, wunderschöne Babys haben, mit Jeanettes braunen Locken und Stevens tiefschwarzen Haaren.

Ich selbst würde wahrscheinlich nie den Mann fürs Leben finden. Dafür war ich einfach nicht perfekt genug. Mit mir würde es mit Sicherheit kein Mann aushalten. So war es bis jetzt zumindest immer gewesen. Ich liebte es, meinen eigenen Kopf durchzusetzen, und hasste es gleichzeitig, Kompromisse einzugehen. Außerdem musste der richtige Mann für mich erst noch gebacken werden, denn meine Ansprüche waren nicht gerade gering. Genau deshalb war ich seit nunmehr acht Jahren Single – also eigentlich seit immer.

»Jetzt, wo ich gerade über Männer nachdenke … Hast du deinen Mister sexy Boss eigentlich mal wiedergesehen?«, fragte ich, was Jeanette mit einem Kopfschütteln beantwortete.

»Mister Sexy lässt sich schon seit unglaublichen zwei Monaten von Miss Chefin vertreten.«

Miss Chefin war laut Jeanette die personifizierte Wichtigkeit auf zwei High Heels, die im wahren Leben wohl die beste Freundin von Mister Sexy war und seine Stellvertreterin in der Firma. Ein Traum von einer Frau, mit Modelmaßen, super Abschlüssen und dem Aussehen eines Topmodels. Perfekte lange blonde Haare, perfekte Fingernägel, perfekte blaue Augen. An dieser Frau war einfach alles vollkommen perfekt. Genau wie an Mister Sexy … den ich noch nie persönlich gesehen hatte, allerdings schon oft genug im Internet. Seitdem Jeanette bei Cooper angefangen hatte und diesem Mann zum ersten Mal begegnet war, gehörte er zu unseren festen Themen. Der Mann, der mit seinem Aussehen ganze Rudel an Frauen in Ekstase versetzte. Genau wie uns. Nur dass Jeanette wusste, wie er im wahren Leben war und wie es sich anfühlte, mit ihm in einem Raum zu sein. Etwas, worauf ich unendlich neidisch war. So wie Millionen anderer Frauen mit Sicherheit auch.

Doch Andrew Cooper war nicht nur unerreichbar, weil er einfach unerreichbar war. Zu allem Übel stand er wohl kurz davor, seine Modelfreundin zu heiraten.

Schon oft hatten wir Pläne geschmiedet, wie Jeanette mich wenigstens einmal in ein solches Meeting mit dem Boss einschleusen würde, doch natürlich waren es nur Spinnereien. Ich würde nicht einmal in die Chefetage vordringen können, wenn ich es wollte. Dafür war dort oben laut Jeanette alles viel zu abgeriegelt. Entweder ich würde es in eine leitende Funktion bei Cooper. Business. Solutions! schaffen oder mir blieben weiterhin nur Erzählungen und Internetfotos. Und genau so würde es sein!

Dank Andrew Cooper hatte ich mir sogar stundenlange Vorträge über die Wirtschaft angesehen, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Doch seine Art zu bewundern, zu sehen, wie er sprach, wie er mit einer Autorität sprach, die einem eine Gänsehaut auf die Arme trieb, ließ auch das langweiligste Thema absolut interessant erscheinen.

Dazu noch die breiten Schultern, der maßgeschneiderte Anzug, der nur vermuten ließ, wie durchtrainiert dieser Mann darunter war, das markante Kinn, die blauen Augen, die dichten, immer adrett liegenden schwarzen Haare … ich wollte ihn nur einmal in natura sehen. Ihm nur einmal ein »Hallo, Sir« entgegenwerfen und ihn dann in mein Bett zerren. Okay, nein, das war wieder etwas anderes.

»Denkst du gerade schon wieder darüber nach, wie du ihn in dein Bett zerrst?«, fragte Jeanette im selben Moment, was mich auflachen ließ.

»Meine Güte, woher weißt du das?«

»Woher wohl? Wir kennen uns schon seit einer Weile und irgendwann kommst du immer zu diesen Gedanken.«

»Tja, im Gegensatz zu dir sind sie bei mir noch legitim. Wer hat denn schon mal sein Höschen tauschen müssen, nach einem langen Meeting mit Mister Sexy?«

»Maya, verdammt noch mal! Das soll für immer unser Geheimnis bleiben!«

»Wird es ja auch – oder hast du heimlich Wanzen in meinem Zimmer angebracht, die alles live übertragen, was hier gesprochen wird?«

»Haha, wirklich witzig.«

»Also, mach mir keine Vorhaltungen über sexuelle Gedanken mit Mister Sexy. Du bist kein bisschen besser – und er ist dein Boss!«

»Den ich seit Ewigkeiten nicht gesehen habe. Mittlerweile machen wir uns in der Firma schon ernsthafte Gedanken. Angeblich arbeitet er von zu Hause aus und war auch im Urlaub, aber der Mann hat noch nie Urlaub gemacht und er hasst es, von zu Hause aus zu arbeiten, da er dann die Firma nicht so lenken kann, wie er es mag.«

»Das ist wirklich seltsam. Vielleicht ist er ausgebrannt und brauchte mal eine Auszeit von allem?«

»Miss Chefin wirkt außerdem ebenfalls total neben der Spur.«

Ich zuckte mit den Schultern, denn wenn dieser Mensch nicht wollte, dass man etwas über ihn oder darüber, was er gerade tat, herausfand, würde man mit Sicherheit auch niemals etwas herausfinden. So schätzte ich ihn zumindest ein. Was lächerlich war, denn er war ein vollkommen Fremder, über den ich eigentlich nichts wusste. Jeanette und ich waren wie Teenager, was diesen Mann betraf, nur dass wir keine Boyband anhimmelten oder einen Schauspieler, sondern einen gestandenen, saureichen Businessmann. Und nein, dabei kamen wir uns nie lächerlich vor. Ich erst recht nicht, denn ich würde diesem Mann niemals begegnen. Bei Jeanette sah das ganz anders aus.

Die Gespräche über Mister Sexy hatten immerhin dazu geführt, dass ich mein verdammtes Schneckenhaus für einige Minuten verlassen hatte, wobei das natürlich keines meiner Probleme löste. Aber wenige Minuten einfach nur mit Jeanette zusammen zu sein, während sich alles wie immer anfühlte, war einfach unbezahlbar.

Ab morgen, vielleicht aber auch erst ab übermorgen, würde ich meinen Arsch aus dem Bett schwingen, die Stellenanzeigen wälzen und den New Yorker Wohnungsmarkt durchforsten. Es war nichts leichter, als mit einem noch nicht mal bekannten Hungerlohn eine bezahlbare Wohnung in der teuersten Stadt der Welt zu finden. Wahrscheinlich würde ich wieder in irgendeinem Außenbezirk landen, doch da durfte ich keine Ansprüche mehr stellen. Hauptsache, überhaupt eine Wohnung. Wobei ich nicht wirklich Angst davor hatte, obdachlos auf der Straße zu stehen.

Diese Angst hatte ich schon einmal durchlitten, doch Jeanette würde mich niemals auf die Straße setzen, bevor ich nicht etwas Neues gefunden hatte.

»Und, wann soll ich dir in den Hintern treten, damit du dich aufrappelst und anfängst, zu suchen?«, fragte Jeanette, während ich einen Blick auf meinen Kalender an der gegenüberliegenden Wand warf.

»Drei Tage. Gib mir noch drei Tage voller Selbstmitleid und Elend. Dann lege ich los.«

»Okay. Kannst du deinen selbstmitleidigen Arsch dann wenigstens zwischendurch von deinem Bett auf unsere Couch verfrachten? Weil es mich langsam nervt, all unsere Serien alleine zu schauen. Und auch der alleinige Konsum der Chips und des Popcorns trägt nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser fühle.«

»Ich glaube, ein wenig Gilmore Girls würde mir heute Abend extrem helfen.«

»Na siehst du. Dann reisen wir jetzt nach Stars Hollow. Ich schmeiße das Popcorn in die Mikrowelle. Los geht’s. Du kannst deine Bettdecke ruhig mitbringen, dann machen wir es uns kuschelig.«

Lachend stand ich aus meinem Bett auf und schleifte meine Bettdecke hinter mir her bis zur Couch. In den letzten Tagen war ich immer nur für das Nötigste aufgestanden, wozu wenigstens auch jeden Morgen eine Dusche gehört hatte. Ganz so sehr hatte ich die Kontrolle also noch nicht verloren.

 

Ich hielt mich an mein Wort und erhob mich nach drei weiteren Tagen in meinem höchsteigenen Elend aus dem Bett, um in den Tag zu starten. Jeanette blickte mich schon fast schockiert an, als ich morgens um sechs Uhr in die Küche kam, um gemeinsam mit ihr zu frühstücken.

Als ich noch meinen Job hatte, war dies eines unserer täglichen Rituale gewesen. Wir waren beide keine Morgenmenschen, weshalb es wahrscheinlich die einzige Zeit hier in unserer Wohnung war, wo wir einfach nur stumm voreinander saßen und auf diese für uns ganz ungewöhnliche Art und Weise das Beisammensein genossen. Hauptsache, wir hatten unseren Spezialkaffee. Frischer Filterkaffee mit Spezialbohnen. So viel Zeit musste sein. Jeden Morgen!

»Also geht’s heute los? Ich hätte dich in spätestens einer halben Stunde aus dem Bett geworfen.«

»Damit der Kaffee schon abgekühlt ist und ich unsere schweigsame Morgenrunde verpasse? Wie könnte ich mir das entgehen lassen.«

Jeanette lächelte und nahm eine zweite Tasse aus dem Schrank, die sie nur wenige Minuten später mit dem dampfenden Kaffee vor mir abstellte.

Wie es wohl werden würde, diesen morgendlichen Rhythmus mit ihr nicht mehr zu teilen? Es gab so viele Sachen, die ich mit Sicherheit schrecklich vermissen würde. Der schweigsame Kaffee vor sieben gehörte trotz seiner Absurdität definitiv dazu.

»Ruf mich an und schick ein Foto, falls Mister Sexy da sein sollte.«

»Ich wünschte, ich hätte die Hoffnung, dass er da wäre. Wenn ich nur darüber nachdenke, dass ich heute wieder Dinge mit Miss Chefin diskutieren muss … Ich werde immer automatisch aggressiv, wenn ich ihre Perfektheit ertragen muss.«

»Dafür ist sie bestimmt in ihrer Freizeit vollkommen alleine, hat keine Freundinnen und keinen Kerl an ihrer Seite.«

»Sie verbringt jede freie Minute mit Mister Sexy.«

»Das weiß ich doch – und dafür hassen wir sie!«

Jeanette lachte auf. »Richtig. Dafür hassen wir sie. Das werde ich mir heute auch wieder den ganzen Tag vorbeten. Versprochen. So, ich muss los. Es war schön, mit dir zu schweigen.«

»Danke gleichfalls.«

Jeanette drückte mich noch einmal fest an sich, bevor sie unser kleines Appartement verließ und die Stille einkehrte, die ich so sehr hasste und die ich deshalb sehr gerne verschlief. Doch nicht heute! Ich würde mir selbst beweisen, dass ich mich nicht unterkriegen ließ, so wie ich es momentan tat.

Die Zeit des Selbstmitleids musste ein Ende finden, sonst würde ich den Arsch vermutlich wirklich nie wieder hochkriegen. Und das konnte ich meiner besten Freundin nicht antun. Sie verdiente es, ihre Wohnung irgendwann für Steven und sich zu haben, was allerdings nur möglich war, wenn ich mir etwas Eigenes suchte. Alles andere war nicht fair Jeanette gegenüber, die immer, und zwar wirklich immer, für mich da gewesen war.

Schon im Kindesalter hatte sie mich oft mit zu sich nach Hause genommen, wenn es bei mir zu Hause nicht aushaltbar war. Ich hatte unzählige Nächte in ihrem Bett geschlafen, während ihre Eltern mich mit großgezogen hatten, ohne es je zu thematisieren. Genau aus diesem Grund waren sie für mich auch eher Eltern als meine leiblichen. Bei Familienfeiern war es selbstverständlich, dass ich mit eingeladen wurde, und auch so traf ich mich recht häufig alleine mit den beiden, die mir genauso am Herzen lagen wie Jeanette. Ich hatte auch sie in meiner Krise sträflich vernachlässigt, was ich bald definitiv wiedergutmachen musste. Auch wenn ich wusste, dass sie mir niemals böse sein würden. Aber ein gemeinsames leckeres Abendessen war wirklich überfällig.

Normalerweise luden wir sie jeden Sonntag zu uns ein und kochten etwas, doch in den letzten Wochen war der Termin immer verschoben worden. Wohl auch meinetwegen.

Ich würde Jeanette gleich heute vorschlagen, dass wir unsere Tradition am Sonntag wieder aufleben ließen. Hoffentlich konnte ich ihr bis dahin schon erste Erfolge bei meiner Suche nach einem neuen Job präsentieren.

Ich öffnete meinen Laptop und schwang mich damit auf die Couch, um die Stellenangebote durchzusehen. Es war nichts Interessantes dabei, doch darum ging es auch gar nicht. Ich würde mich auf alle Stellen bewerben, in der Hoffnung, überhaupt irgendwas zu bekommen. Dabei durfte ich durch meinen fehlenden Abschluss natürlich nicht wählerisch sein.

Jeanette nannte es immer anders. Madame Positiv meinte immer, dass ich nicht so eingeschränkt war und mich nicht auf etwas festlegen musste, sondern viele verschiedene Jobs ausprobieren konnte, während sie festhing. Etwas, das sie nicht wirklich ernst meinte, denn sie hatte ihren Traumberuf gefunden, an dem sie nicht festhing, sondern sich eher mit aller Kraft festklammerte. Freiwillig würde sie diesen Job niemals hinter sich lassen, und das nicht nur wegen ihres Bosses.

Sie hatte in der Firma schon einiges erreicht und die Aufstiegschancen, die sich ihr dort boten, waren mit nichts zu vergleichen. Ganz anders als bei mir. Ich würde entweder als Kellnerin anfangen, irgendwo zu arbeiten, oder als billige Aushilfe. Einen solchen Job wie bei der Werbeagentur würde ich nie wieder bekommen. Dort war ich eine angesehene Kollegin gewesen und mir waren endlich auch deutlich anspruchsvollere Arbeiten zugeteilt worden, statt Kaffee zu kochen, Briefe von A nach B zu tragen oder sonstige dumme Arbeiten zu verrichten.

Kellnerin in einem Diner, Aushilfe in einem Supermarkt, Regale einräumen in einem Baumarkt. Ich würde mich auf alles bewerben. Genauso wie auf die Stelle als Aufpasserin in einem Spieleparadies für Kinder und als Schuhausgeberin in einer Bowlingbahn. Verdammt, mein Leben war so elendig armselig. Aber für diese Erkenntnis war ich Jahre zu spät dran. Es würde sich nie etwas ändern, denn einen Collegeabschluss nachzuholen, kam für mich nicht infrage. Dafür fehlte mir das nötige Geld zur Finanzierung noch immer. Ich konnte es mir nicht leisten, nicht zu arbeiten. Von irgendwas musste ich schließlich leben.

Am Abend, als Jeanette von der Arbeit kam, stellte ich gerade die Teller mit frisch gekochter Pasta auf den Tisch, was ihr sofort ein Lächeln auf die Lippen trieb.

»Wow, genau so hatte ich mir das eigentlich auch in den ganzen letzten Wochen vorgestellt. Nach Hause kommen und verwöhnt werden. Es ist schön, dich außerhalb deines Bettes zu sehen.«

»Ich war heute den ganzen Tag produktiv und als Entschuldigung für die letzten Wochen sah ich es als meine Pflicht an, dich heute mal mit etwas Selbstgekochtem zu überraschen.«

»Warte, ich bin in zwei Minuten bei dir.«

Ich lachte auf, denn es war immer dasselbe mit meiner besten Freundin. Wenn sie nach Hause kam, flog immer erst ihr BH, sonst konnte sie sich nicht entspannen.

»Ich habe die BH-auszieh-Zeit in die Nudel-abkühl-Zeit mit einfließen lassen. Wir sind also zeitlich perfekt im Rahmen«, scherzte ich, während ich Jeanette in ihrem Zimmer lachen hörte.

»Ach komm schon. Du hast seit Wochen keinen verdammten BH angezogen. Wir reden, wenn du dieses Martyrium wieder hinter dir hast.«

»Ich habe B, nicht D. Mir ist mein BH so egal!«

»Jaja, streu noch Salz in die Wunde.«

Ich lachte, während ich einen Blick an mir herunterwarf. Jeanette hatte recht. Seit Wochen war ich nicht mehr aus dem Haus gegangen und hatte mich dementsprechend auch nicht zurechtgemacht. Kein Make-up. Keine Wimperntusche, die meine langen Wimpern betonte. Keine gezupften Augenbrauen, was bei meinen schwarzen Brauen eigentlich ein absolutes Muss war. Kein Lidschatten, der das Grün meiner Augen zum Strahlen brachte. Und meine schulterlangen schwarzen Haare waren auch nur noch glanzlose, ungeschnittene Fusseln, die mir eher im Weg waren, als dass sie etwas hermachten, wie normalerweise.

Jeanette nannte mich immer hübsch, auch wenn ich das nie hören wollte. Ich fand mich selbst nicht hübsch. In meinen Augen war einfach nichts Besonderes an mir, was sie immer bestritt. Gleichzeitig war sie aber auch meine beste Freundin und so etwas wie eine Schwester – sie musste so etwas sagen.

»Ich glaube, ich muss zum Friseur«, sagte ich, was Jeanette auflachen ließ.

»Ach echt? Du musst nicht nur zum Friseur, du musst auch mal wieder zum Augenbrauenzupfen. Von anderen Körperregionen will ich erst gar nicht sprechen.«

»Die anderen Körperregionen sieht eh niemand.«

»Und dann? Stell dir mal vor, du lernst in einer Bar den Typen aller Typen kennen. Es geht heiß her und du wünschst dir nichts sehnlicher, als dass er dich endlich flachlegt. Und dann? Dann musst du ihm eine Abfuhr erteilen, weil er durch dein bewaldetes Gebiet gar nicht bis zu dir vordringen könnte.«

»Ja genau. Weil wie oft in den letzten Jahren genau so etwas passiert ist? Du weißt, dass ich keinen Freund und auch keinen One-Night-Stand mehr hatte, seit Jahren nicht.«

»Was grauenhaft ist. Ich meine, selbst du hast Bedürfnisse.«

Ich lachte auf. »Das fällt dir übrigens erst auf, seitdem du regelmäßigen Sex hast. Vorher war das nie Thema. Und warum nicht? Weil wir beide keusch wie die Nonnen im Kloster gelebt haben.«

»Aber es ist traurig. Wir sind in unseren besten Jahren!«

»Du hast ja jetzt jemanden für die besten Jahre. Ich lasse mir irgendwas einfallen. Aber erst mal kümmere ich mich um meine Augenbrauen und um meine Haare.«

»Untenrum?«

»Auf dem Kopf, meinte ich eher. Können wir jetzt bitte aufhören, uns Gedanken um meinen Landing Strip zu machen, und einfach das Essen genießen?«

»Landing Strip – als ob, Maya. Als ob. Den Ausdruck hast du doch erst bei unserem The Bold Type-Marathon aufgeschnappt, gib’s zu! Du hast genauso wenig Ahnung davon wie ich.«

»Ja und? Wie sollte ich unser Thema denn sonst würdevoll beschreiben?«

»Definitiv nicht mit Wunschgedanken. Scheiß drauf, lass uns eine Flasche Wein aufmachen. Ich möchte mich heute Abend so richtig schön mit dir betrinken. Und dabei werden wir Recherche über Intimfrisuren betreiben. Ich denke, mit deinem Potenzial dort unten kann man da einiges frisieren.«

»Jeanette! Verdammt noch mal. Ich besitze einen Rasierer, ich kann mir schon gut selbst helfen. Aber mal ganz davon abgesehen, die Flasche Wein würde ich nehmen.«

»Ach ja, wieder typisch Maya. Besaufen ja, aber keine Gegenleistung dafür erbringen wollen. Wie ich das liebe.«

»Was wäre denn die Gegenleistung? Willst du im betrunkenen Zustand deine Fähigkeiten im Friseurhandwerk testen, oder was?«

»Dort würde es jedenfalls niemand sehen.«

»Jeanette!«

»Was, das hast du selbst gesagt. Aber nein, sei unbesorgt. Wir machen es uns einfach nur gemütlich und betrinken uns. So wie es sich gehört. Obwohl, weißt du was? Wir betrinken uns, während wir uns so richtig aufbrezeln, und dann gehen wir feiern.«

»Wir haben Mittwoch.«

»Ja und? Mein letzter Kenntnisstand war, dass Clubs an einem Mittwochabend geöffnet haben.«

»Es gibt nur manche Menschen hier, die morgen früh arbeiten müssen. Aber gut. Wenn du das mit dir, deinem Gewissen und Miss Chefin vereinbaren kannst.«

»Oh Gott, bitte. Erinnere mich nicht an die. Schon deshalb werde ich mich heute betrinken. Vielleicht habe ich dann morgen genug Restalkohol, um diese Frau ertragen zu können.«

 

Und so landeten wir nach unserem ausgiebigen Essen und einigen Extrarunden im Bad in einem Club ganz in der Nähe unseres Appartements.

Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann wir das letzte Mal wirklich feiern waren. Grundsätzlich gehörten wir eher zu den gemütlichen Couchpotatos – und zwar wir beide. Deshalb war es ein Weltwunder, dass Jeanette Steven kennengelernt hatte, so sehr wie wir uns in unserer eigenen Welt bewegten. Sie hatte ihn bei der Arbeit auf einem großen Kongress kennengelernt. Welten, zu denen ich keinen Zutritt hatte. Vielleicht würde ich ja dort meinen Mister Perfect finden. Reich wie Mister Sexy. Sexy wie Mister Sexy. Erfolgreich wie Mister Sexy … dann hätte ich schon alles, was ich wollte.

Schlussendlich endete die Nacht im Club so, wie all diese Nächte endeten. Jeanette und ich verbrachten die ganze Nacht zusammen auf der Tanzfläche und verließen diese nur, um uns volllaufen zu lassen. Mitten in der Nacht endeten wir in einem Fastfoodladen und später vollkommen angetrunken in unserem Appartement, wo es einen zusätzlichen Snack gab, den aber keiner mehr essen konnte, weil wir eigentlich schon pappsatt und viel zu betrunken waren.

Am nächsten Morgen stand ich nicht auf, um mit Jeanette schweigsam unseren Kaffee zu trinken. Vermutlich hätte ich es gar nicht überlebt, aufzustehen. Mein Mitleid hatte sie allerdings vollumfänglich sicher.

Nichtsdestotrotz rappelte ich mich auf, um die Stellenanzeigen zu studieren, denn ich wollte keinen weiteren Tag tatenlos verstreichen lassen. Doch was ich heute dort fand, brachte mich vollkommen aus dem Konzept.

Andrew Cooper. Niemand anderes als Andrew Cooper suchte eine Alltagshilfe. Eine offizielle Ausschreibung, eine Stellenanzeige, auf die sich jeder bewerben konnte. Was zum Teufel? Okay, nicht jeder würde erkennen, dass es Andrew Cooper war, doch ich wusste es. Ich wusste es durch Jeanette, die den Namen der Zweitfirma schon mehr als einmal hier zu Hause verraten hatte. Andrew Cooper war auch Herr über eine Mini-Firma namens Floyd Productions, die nun eine Alltagshilfe suchte.

Cooper hatte die Firma vor Jahren auf Jeanettes Empfehlung hin aufgekauft, allerdings nie etwas damit gemacht. Vielleicht versuchte er jetzt, sie in Schwung zu bringen, und suchte dafür Mitarbeiter. Diese ganze verdammte Stellenanzeige las sich einfach wie ein Rätsel … Ich würde dringend mit Jeanette reden müssen, doch sie hasste es, wenn ich sie bei der Arbeit anrief.

Vier Stunden. In vier Stunden würde sie wieder zu Hause sein. Vermutlich vollkommen leidend und mit schlechter Laune, die sie immer bekam, wenn sie nicht genug geschlafen hatte.

Hoffentlich war für heute nichts mit Steven geplant. Ich musste ihr diese Anzeige zeigen.

 

»Was zum Teufel ist eine Alltagshilfe?«, fragte sie, während ich die Schultern zuckte.

»Es ist doch scheißegal, was eine Alltagshilfe ist. Eine Frau wird eine Stelle bei Cooper bekommen! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Alltagshilfe hin, Alltagshilfe her.«

»Aber da steht nichts von Cooper.«

»Aber du hast mir verraten, dass ihm diese Firma gehört.«

»Ja und? Dort könnten sie Gott weiß was für Gott weiß wen suchen. Und ich kann mir genauso wenig unter dem Wort Alltagshilfe vorstellen wie du. Es muss noch nicht mal heißen, dass diese ganze Sache etwas mit Cooper zu tun hat.«

»Aber es könnte sein, dass es etwas mit ihm zu tun hat und ich somit meinen Freifahrtschein bekomme, diesen Mann auch endlich mal kennenzulernen und vielleicht sogar für ihn zu arbeiten.«

»Oder für irgendwen in dieser kleinen Firma.«

»Aber es könnte sein!«

»Und, wirst du dich bewerben?«

»Ich?«, fragte ich und blickte Jeanette schockiert an.

»Natürlich du. Wer denn sonst? Wieso ist das so abwegig? Ich dachte, darum dreht sich das ganze Gespräch hier.«

»Wir reden hier von Mister Sexy. Ich kann mich nicht einfach dort bewerben. Stell dir mal vor, ich werde genommen und treffe ihn wirklich. Außerdem, was habe ich denn für Qualifikationen vorzuweisen?«

»Dort steht nichts davon, dass du irgendwelche Qualifikationen vorweisen musst. Außerdem, hast du dir das richtig durchgelesen? Inklusive Wohnraum. Es wäre die Lösung für all deine Probleme.«

»Wohnraum. Was soll Wohnraum heißen? Dass ich bei Mr. Sexy zu Hause lebe und ihm vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stehe? Und als was? Alltagshilfe. Bei was? Beim Hintern abwischen, Schuhe zubinden oder Krawatte aussuchen?«

»Und immer noch wissen wir nicht, ob es überhaupt etwas mit Mister Sexy zu tun hat. Aber du wirst es nie herausfinden, wenn du dich nicht bewirbst. Ich wette mit dir, dass du nicht genug Arsch in der Hose hast, um es überhaupt zu probieren. Jahrelang von Mister Sexy sprechen und jetzt die Chance nicht ergreifen, wenn sie sich dir bietet.«

»Ich werde mich bewerben.«

»Und ich wette dagegen. Bewirbst du dich wirklich und wirst du zum Vorstellungsgespräch eingeladen, werde ich dir deinen ersten Urlaub spendieren und mit dir in die Hamptons fahren.«

»Verdammt, ich wollte schon immer in die Hamptons.«

»Na siehst du, dann los.«

 

Ich brachte die Bewerbung, zusammen mit zwanzig anderen, direkt am nächsten Morgen zur Post.

Diesen verdammten Urlaub in den Hamptons würde ich mir garantiert nicht durch die Lappen gehen lassen, auch wenn ich nur beten konnte, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. So weit sah ich mich noch nicht. Außerdem las sich mein Lebenslauf eher katastrophal und nicht so, dass man mich gerne sofort einstellen würde. Kein Collegeabschluss, unzählige wechselnde Arbeitsstellen, keine besonderen Kenntnisse, keine besonderen Talente, einfach nichts.

Es war natürlich nicht meine Entscheidung, doch ich rechnete mir wenig Chancen aus. Es sei denn, es würde sich niemand bewerben, weil die Anzeige wirklich schwammig formuliert war und dort draußen wahrscheinlich kaum bis gar keine Frau wusste, wer hinter dieser Anzeige steckte. Wenn er mit dem Namen Andrew Cooper eine Anzeige aufgegeben hätte … Gott, die Frauenwelt wäre durchgedreht. Aber so … vielleicht hatte ich ja Glück. Daran musste ich einfach glauben. Ich wollte diesen Urlaub! Der Rest war mir erst einmal scheißegal.