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DER SPION DES KÖNIGS von JORDAN, JANEANE
Eine Nacht - und alles ist anders? Der Earl of Kenton fragt sich verwirrt, woher dieses Verlangen stammt, das seine Gattin Claire in ihm weckt. Eigentlich führt er doch eine Vernunftehe! Und plötzlich würde er alles tun, um ihr Herz zu gewinnen. Leider gibt es etwas, das ihn davon abhält: Sein Doppelleben, bei dem er sich jeden Tag aufs Neue in Lebensgefahr begibt … und von dem sie niemals erfahren darf.
ZÄRTLICHE EROBERUNG von ANDREW, SYLVIA
"Rühren Sie mich nicht an, Sir!" Wütend weist Kate den galanten Lord Calthorpe zurecht, der ihr sein Geleit anbietet. Er wurde von ihrem Bruder beauftragt, sich um sie zu kümmern - aber sie wird ihm beweisen, dass sie gut für sich selbst sorgen kann. Wäre er bloß nicht so attraktiv! Denn schon bald muss sich Kate eingestehen, dass sie sich nicht nur nach seiner Hilfe, sondern auch nach seinen Küssen sehnt …
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Seitenzahl: 489
Veröffentlichungsjahr: 2014
Janeane Jordan, Sylvia Andrew
HISTORICAL LORDS & LADIES BAND XX
IMPRESSUM
HISTORICAL LORDS & LADIES erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg, in der Reihe: HISTORICAL LORDS & LADIES, Band 44 – 2014
© 1992 by Janeane Sena Originaltitel: „Kenton’s Countess“ erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto in der Reihe: HQE Regency Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Maria Fuks Deutsche Erstausgabe 1993 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe HISTORICAL MYLADY Band 117
© 2002 by Sylvia Andrew Originaltitel: „Lord Calthorpe’s Promise“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: HISTORICAL ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Sylvia Andrew Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe HISTORICAL MYLADY, Band 456
Abbildungen: Harlequin Books S.A., Kevin Tracey / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733761172
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, MYSTERY, TIFFANY
Um ihre Familie vor dem Ruin zu retten, soll Claire den gefühlskalten Earl of Kenton heiraten. Dabei liebt sie einen anderen! Schweren Herzens fügt sie sich in ihr Schicksal. Und stellt bald erstaunt fest, wie leidenschaftlich ihr Ehemann ist. Doch erst in der Stunde der Gefahr entscheidet Claire sich für den Richtigen … zu spät für ein Happy End?
Was für ein Wildfang! Lord Adam Calthorpe hat seinem Freund versprochen, dessen Schwester Kate zu beschützen. Aber da wusste er ja noch nicht, wie eigenwillig sie ist! Dennoch schafft er es, sie in die feine Londoner Gesellschaft einzuführen – und mit jedem Kampf, den sie ausfechten, verliebt er sich mehr in die kratzbürstige Schöne …
Eine überaus unangenehme Angelegenheit, diese Suche nach einer passenden Gattin, dachte Nicholas Shelby, der 5. Earl of Kenton. Denn diese Suche erforderte, dass man sich während der Saison nach London begab, um dort die Debütantinnen zu begutachten, was wiederum nur möglich war, wenn man an Soireen, Bällen und ähnlich ermüdenden gesellschaftlichen Anlässen teilnahm.
Der Earl seufzte tief auf. Er hasste diese Festlichkeiten, auf denen man von ehrgeizigen Müttern und ihren heiratswilligen Töchtern umgeben war und sich abscheulich langweilte. Er verfluchte die Umstände, die ihn gezwungen hatten, sich in den Trubel des „Heiratsmarktes“ zu stürzen. Aber es war eben unumgänglich, dass er sich möglichst bald verehelichte.
Glücklicherweise hatte seine Suche nach einer Gattin nicht lange gedauert. Zufrieden betrachtete er die junge Dame, die er im Walzerschritt über die Tanzfläche wirbelte. Sie entsprach seinen Vorstellungen wirklich erstaunlich genau.
Ihre Augen waren wunderschön, sehr groß mit einer mehr grünen als braunen Iris und von langen, sanft gebogenen Wimpern beschattet. Eine kleine, wohlgeformte Nase, hohe Wangenknochen, ein fein geschwungener Mund und eine samtweiche Haut machten den Liebreiz ihres Gesichtes aus. Das schwarze Haar glänzte, die Figur war makellos. Ja, Claire Elizabeth Dempsey war wirklich ein Diamant erster Güte.
Auch das Benehmen der jungen Dame war untadelig. Sie war zurückhaltend, ohne schüchtern zu wirken. Sie war freundlich und gewandt im Umgang mit ihren Freunden und Bekannten. Doch der Earl zweifelte nicht daran, dass sie es auch verstand, aufdringliche Menschen in ihre Grenzen zu verweisen. Zweifellos hatte sie eine hervorragende Erziehung genossen. Ihre Ruhe, die Sicherheit ihres Auftretens, ja, alles an ihr bewies, dass sie eine Lady war. Sie war wie geschaffen dafür, Countess of Kenton zu werden.
In diesem Moment geriet diese nahezu perfekte junge Dame, nervös geworden durch den langen, forschenden Blick des Earl, ein wenig aus dem Takt. Nicholas Shelby umfasste ihre schmale Taille noch ein bisschen fester und half ihr, den Rhythmus wiederzufinden. Ihm war plötzlich bewusst geworden, dass er sie entgegen allen guten Sitten angestarrt hatte. Um seinen Fehler abzuschwächen, sagte er mit einem charmanten Lächeln: „Sie sehen hinreißend aus.“
Miss Dempsey errötete kaum merklich und zwang sich, den Earl kurz anzulächeln. Dennoch entging diesem nicht, dass sie durchaus nicht so glücklich aussah, wie man das von einer jungen Dame erwarten konnte, die gerade ein Kompliment von einem der begehrtesten Junggesellen Londons erhalten hatte.
Tatsächlich fühlte Miss Dempsey sich ausgesprochen unwohl. Von jedem Gentleman in London – ja, in ganz England – hätte sie sich lieber zum Tanz auffordern lassen als ausgerechnet von Nicholas Shelby. Der Earl of Kenton war reich, angesehen, attraktiv und noch nicht verheiratet. Ja, schlimmer noch: Es hieß, dass er auf der Suche nach einer passenden Gattin war. Die Vorstellung, dass er vielleicht gerade um sie anhalten könnte, jagte Miss Dempsey einen kalten Schauer über den Rücken.
Ihrer sorgfältigen Erziehung war es zu verdanken, dass weder Claire Dempseys Miene noch ihr Verhalten etwas von dem verrieten, was in ihr vorging. Innerlich verfluchte sie den „Heiratsmarkt“. Welches Unglück, dass ihre Mutter nun auch noch Karten für Almack’s erhalten hatte. Es war bekannt, dass nirgends so viele Ehen angebahnt wurden wie bei den Bällen dort.
Miss Dempsey senkte den Blick. Der Earl durfte nicht merken, was sie von ihm hielt! Oh, wie sie ihn in diesem Moment verabscheute! Er hatte sich bei seinem Eintreffen gleich an Lady Jersey gewandt und war dann in deren Begleitung auf Claire und ihre Eltern zugekommen. Man wechselte ein paar höfliche Worte miteinander, und dann gab Lady Jersey Miss Dempsey großzügig die Erlaubnis, den Walzer zu tanzen.
So kam es, dass Claire wenig später von niemand anderem als dem Earl im Walzertakt über die Tanzfläche gewirbelt wurde.
Miss Dempsey verspürte einen bitteren Geschmack im Mund. Konnte es für ein junges Mädchen etwas Schlimmeres geben, als das älteste von fünf Kindern in einer nicht gerade reichen Familie zu sein? Claire wusste, dass sie sich gut verheiraten musste, damit ihre drei jüngeren Schwestern überhaupt in die Gesellschaft eingeführt werden konnten. Auch die standesgemäße Erziehung ihres Bruders hing davon ab, dass sie, Claire, einen reichen Gatten fand.
Wenn dieser Gatte doch nur nicht der Earl of Kenton sein würde! Nun, noch hatte er nicht um sie angehalten. Doch wenn er sie tatsächlich bitten sollte, seine Frau zu werden, würde sie es dann wagen, ihm eine abschlägige Antwort zu erteilen? Ihr war schließlich bewusst, welche Hoffnungen ihre Eltern in sie setzten. Auch war ihr nicht verborgen geblieben, dass Papa und Mama alles ihnen nur zur Verfügung stehende Geld aufgewandt hatten, um ihre älteste Tochter auf angemessene Art und Weise in die Gesellschaft einführen zu können.
Was zählte es unter diesen Umständen, dass ihr Herz bereits vergeben war, vor allem, da der Mann, den sie liebte, weder vermögend noch einflussreich war! Sicher, äußerlich stellte er den Earl weit in den Schatten, und niemand hatte ein so hinreißendes Lächeln wie er. Aber er besaß nicht einmal einen Titel. Und alles, was er seiner zukünftigen Ehefrau zu bieten hatte, war das Leben einer Soldatengattin.
Insgeheim hatte Claire darum gebeten, keinen besseren Heiratsantrag als den seinen zu erhalten. Sie war verschiedenen begehrten Junggesellen sogar bewusst aus dem Weg gegangen. Allerdings war ihr aufgefallen, dass der Earl of Kenton, auch wenn er sie kaum jemals ansprach, sie doch immer wieder von fern beobachtete.
„Leben Sie gern auf dem Lande, Miss Dempsey?“, fragte er sie in diesem Moment.
Seine ruhige, kultivierte Stimme riss Claire aus ihren Gedanken. Einen Moment lang starrte sie verwirrt sein Krawattentuch an, das, wie ein Teil ihres Gehirns registrierte, überaus kunstvoll gebunden war. Auch fühlte sie die Wärme seiner Hand an ihrer Taille. Sie schluckte.
„Ja“, sagte sie dann höflich, „ich mag das Leben auf dem Lande. London ist zwar überaus unterhaltsam, aber ich glaube, dass ich mich auf dem Lande auf Dauer wohler fühle.“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Earls. „Mir selbst behagt das Leben eines Landedelmannes auch mehr als das eines Gesellschaftslöwen“, erklärte er.
„Womit pflegen Sie auf dem Lande Ihre Zeit zu verbringen, Mylord?“, erkundigte Claire sich wohlerzogen, obwohl die Gewohnheiten des Earls sie überhaupt nicht interessierten.
„Hauptsächlich beschäftige ich mich mit meinem Landsitz, obwohl ich auch andere Interessen verfolge“, gab dieser zurück. „Wollen Sie mir nicht etwas über Ihre Familie erzählen?“
So wenig ausführlich wie möglich berichtete Claire ihm von ihren Eltern und ihren jüngeren Geschwistern.
„Ihr Bruder und Ihre Schwestern halten sich wohl zurzeit in Sussex auf? Von dort kommen Sie doch, nicht wahr?“
Claire warf Nicholas Shelby einen kurzen Blick zu, ehe sie erneut seine Krawatte anstarrte. Woher wusste er, wo sie zu Hause war? Warum hatte dieser Mann mit den kühlen grauen Augen sich die Mühe gemacht, solche Dinge über sie herauszufinden? „Sie haben recht, Sir, wir sind aus Sussex. Zurzeit befindet sich die ganze Familie allerdings in London. Es mag Ihnen seltsam erscheinen, doch meine Eltern haben von jeher Wert darauf gelegt, ihre Kinder so oft wie möglich um sich zu haben. Im Allgemeinen speisen wir sogar alle gemeinsam zu Abend.“
„Ein Grundsatz, den ich nur gutheißen kann“, stellte der Earl fest. „Ich würde mit meinen Kindern gern ähnlich umgehen und hoffe, dass ich eine Gattin finde, die in diesem Punkt die gleiche Meinung vertritt wie ich.“
Claire erschrak über seine Worte, doch sie zwang sich zur Ruhe. Allerdings war sie sehr erleichtert, als gleich darauf die Musik verklang und der Earl sie zum Tisch ihrer Eltern zurückbegleitete.
Wie nicht anders zu erwarten, war Lady Dempsey außer sich vor Freude über die Ehre, die ihrer Tochter zuteilgeworden war. Auch Claires Vater machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Der Earl verbeugte sich tief vor Claire und bat um einen weiteren Tanz später am Abend. Dann verabschiedete er sich mit ein paar höflichen Worten.
Kaum hatte er sich einige Meter entfernt, als Lady Dempsey aufgeregt nach der Hand ihrer Tochter griff und leise sagte: „Wir sind stolz auf dich, mein Engel. Man stelle sich nur vor: der Earl of Kenton! Zwei Tänze und einer davon sogar der Walzer! Welch herrlicher Erfolg für dich! Wie großzügig Kenton ist, wie freundlich!“
Und wie reich! setzte Claire in Gedanken hinzu. Sie war der Verzweiflung nahe. Sie mochte diesen Earl mit den kühlen grauen Augen nicht! Und jetzt ging er auch noch ins Kartenzimmer, so als wolle er aller Welt zeigen, dass er nur bei Almack’s erschienen war, um mit ihr zu tanzen.
„Das hast du gut gemacht, mein Kind.“ Sir Percival legte seiner Tochter wohlwollend die Hand auf die Schulter. „Mir scheint, du hast eine Eroberung gemacht. Sieh nur, wie viele neidische Blicke man dir zuwirft! Ich glaube fast, dass unsere Träume sich bald erfüllen werden.“
„Aber Papa“, brachte Claire heraus, „es ist doch bestimmt noch zu früh, um sich Hoffnungen zu machen.“
Oh Himmel, dachte sie dabei, wenn ich Papa und Mama doch nur anvertrauen könnte, was ich für Major West empfinde! Ich kann unmöglich die Gattin des Earl werden, wenn mein Herz einem anderen gehört!
Sehnsuchtsvoll dachte sie an Major Wests lustige blaue Augen, an sein jungenhaftes Lachen, an seine sorglose Art, ihr den Hof zu machen. Sie wusste, dass manche ihn für unreif und draufgängerisch hielten. Aber gerade sein unbeschwertes Wesen machte so viel von seinem Charme aus! Es ließ ihn so romantisch, so herrlich lebendig erscheinen!
„Meiner Meinung nach ist es durchaus nicht zu früh“, ließ sich in diesem Moment Sir Percival vernehmen. „Ah, die Vorstellung gefällt mir, dass meine Tochter einen der begehrtesten Junggesellen von ganz London für sich gewonnen hat. Es ist, als seien meine Gebete erhört worden.“
Claire schluckte. Ja, einen Moment lang musste sie sogar gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Aber dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Zum Glück blieb ihr noch ein wenig Zeit, ehe der Earl sie zum zweiten Mal zum Tanz holen würde.
Als es dann soweit war, kam es Miss Dempsey vor, als seien die Augen aller Anwesenden auf sie gerichtet. Es konnte wirklich kein Zweifel daran bestehen, dass viele junge Damen und ihre Mütter sie voller Neid beobachteten. Nicholas Shelby galt schließlich als eine der besten Partien der Saison.
Miss Dempsey allerdings war entschlossen, sich von seinem Reichtum, seinem Einfluss und seiner Anziehungskraft nicht beeindrucken zu lassen. Sie fühlte sich wie ein Lamm, das zum Opferaltar geführt wird. Und mit einem Male hatte sie schreckliche Angst vor der Zukunft. Würde sie wirklich zwischen ihm und Major West, zwischen ihrer Pflicht der Familie gegenüber und ihren ureigensten Gefühlen und Wünschen wählen müssen? Die Vorstellung war einfach unerträglich!
Claire Dempsey stand am Fenster ihres Schlafzimmers und sah dem glänzenden Karriol der Earl nach, das sich jetzt, von zwei herrlichen Pferden gezogen, entfernte. Sie fühlte sich wie gelähmt. Nur ihre Hände bewegten sich. Nervös zerknitterte sie ein Taschentuch zwischen den Fingern.
Seit drei Tagen schon hatte sie gespürt, wie das Verhängnis sich näherte. Major West hatte London in dienstlichem Auftrag verlassen müssen, und Nicholas Shelby hatte täglich bei ihr vorgesprochen. Am Morgen nach dem Ball bei Almack’s hatte er ihr außerdem einen großen Blumenstrauß geschickt.
Claire hatte versucht, ihn zu entmutigen. Statt ihn anzuhimmeln wie die anderen jungen Damen, hatte sie sich zurückhaltend, wenn auch höflich, gegeben. Als sie bemerkte, dass er ihr gelegentlich kurze, irritierte Blicke zuwarf, hatte sie gehofft, er würde es aufgeben, ihr den Hof zu machen.
Unerwartet erhielt Claire einen Stoß in die Rippen. Einen ärgerlichen Ausruf unterdrückend fuhr sie herum und bemerkte ihre Schwester Katie, deren Augen schelmisch blitzten. Katie warf mit einer mutwilligen Bewegung die schwarzen Locken in den Nacken und sagte: „Ich glaube, ich sollte dich von jetzt an Countess nennen. Das hört sich nett an, nicht wahr?“
Claire wurde blass und schüttelte heftig den Kopf. Dann wandte sie sich plötzlich um und stürzte aus dem Zimmer. Was sie jetzt brauchte, war ein bisschen frische Luft!
Doch als sie die Halle des bescheidenen Hauses durchqueren wollte, das die Familie für die Saison in London gemietet hatte, hielt die Stimme ihres Vaters sie zurück. „Claire, mein Liebling“, rief Sir Percival, „komm doch bitte einmal zu mir in die Bibliothek.“
Zögernd gehorchte sie. Ihr Herz klopfte bis zum Halse. Das Unglück war also geschehen! Der Earl hatte eine private Unterhaltung mit ihrem Vater geführt.
Sir Percival machte einen gleichzeitig aufgeregten und zufriedenen Eindruck. Jetzt räusperte er ich und erklärte: „Mein liebes Kind, Gott hat es gut mit uns gemeint. Er hat uns den Earl of Kenton geschickt, der soeben bei mir um deine Hand angehalten hat.“
„Oh …“, murmelte Claire nur.
„Ich habe natürlich ja gesagt“, fuhr Sir Percival strahlend fort. „Ich hoffe, du bist über die Entwicklung der Dinge genauso glücklich wie ich.“
Claire ließ den Kopf hängen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn heiraten möchte“, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Der Gesichtsausdruck ihres Vaters veränderte sich. Einen Moment lang wirkte Sir Percival zutiefst entsetzt. „Bei Jupiter“, rief er dann aus, „meine Tochter hat den Verstand verloren! Denk doch einmal nach, Kind! Niemand anders als der Earl of Kenton hat um dich angehalten! Er ist reich, jung und attraktiv! Er wird dich zu seiner Countess machen, zur Herrin über seinen gesamten Besitz! Du wirst niemals so schwere Zeiten erleben wie diejenigen, die nicht so mit weltlichen Gütern gesegnet sind.
Und auch uns wird es bald besser gehen. Der Earl hat sich überaus großzügig gezeigt. Wir werden deine Schwestern in die Gesellschaft einführen können. Und der kleine Percy wird eine gute Erziehung erhalten. Dank Lord Kentons Entgegenkommen werden wir aller Sorgen ledig sein. Und du willst ihn nicht heiraten?“
Claire wusste natürlich, dass ihr Vater mit jedem Wort recht hatte. Ihre Familie musste sie unweigerlich für verrückt halten, wenn sie sich nicht damit einverstanden erklärte, den Earl zu ehelichen. Alle waren so glücklich über seinen Antrag – einen Antrag, den er zweifellos nicht aus Liebe \ gemacht hatte. Nur zu deutlich sah Claire in diesem Moment seine kühlen grauen Augen vor sich, seinen forschenden Blick, der abschätzend über sie glitt. War sie hübsch genug? War ihre Erziehung zufriedenstellend? Würde sie ihm einen Erben schenken können? War sie anmutig, stolz und klug genug, seine Countess zu werden?
Unmöglich, sie konnte diesen gefühlskalten, berechnenden Mann nicht heiraten! Nicht ein einziges Mal hatte er versucht, mit ihr zu flirten! Nicht ein einziges Mal hatte er ihr gegenüber irgendwelche Gefühle gezeigt! Ach, wie ganz anders war da doch Major West. Er hatte ihr seine Liebe gestanden und ihr die wundervollsten Komplimente gemacht.
„Ich kenne den Earl doch kaum“, sagte Claire leise.
„Du hast den Rest deines Lebens Zeit, ihn besser kennenzulernen“, gab Sir Percival zurück. „Jedenfalls wissen wir genug über ihn, um sicher zu sein, dass er dir ein guter Gatte sein wird. Er ist ein Gentleman, ehrbar, großzügig und wohlhabend. Wenn ich auch nur die geringsten Bedenken gegen ihn hätte, würde ich dich ihm nicht zur Frau geben wollen.“
„Aber ich hatte gehofft, nicht so bald heiraten zu müssen. Ich bin doch noch jung, Papa. Und er erscheint mir so alt.“
„Unsinn! Du bist neunzehn. In deinem Alter sind viele Frauen bereits verheiratet. Und Nicholas Shelby ist achtundzwanzig. Der Altersunterschied zwischen euch ist also gar nicht groß. Deine Mama ist zehn Jahre jünger als ich, und trotzdem haben wir stets eine gute Ehe geführt. Ich bin sicher, dass auch du als Ehefrau nicht unglücklich sein wirst. Lord Kenton hat Verstand, und du solltest stolz darauf sein, dass er gerade dich zur Gattin gewählt hat.“
Ich will ihn aber nicht! hätte Claire am liebsten geschrien. Ich will den Mann heiraten, den ich liebe!
Und ganz leise wagte sie zu sagen: „Ich hatte gehofft … Also, Major West scheint mich auch sehr anziehend zu finden.
„Major West?“ Sir Percival hob die Augenbrauen. „Ein unreifer Junge, wenn du mich fragst. An seiner Seite würdest du ein unsicheres Leben führen. Ja, sehr wahrscheinlich würde er dich nach einigen Aufregungen früh zur Witwe machen. Ein Soldat, der nichts hat und nichts darstellt! Nein, ein solches Schicksal würde ich der Tochter meines ärgsten Feindes nicht wünschen.“
„Ich verstehe, Papa.“ Claire ließ den Kopf hängen. Wie konnte ihr Vater nur so über Major West reden? Wie unfair das war! Natürlich konnte der Major sich in vielen Bereichen nicht mit dem Earl messen. Aber sie liebte ihn – und sie wollte nicht das Opferlamm darstellen!
In diesem Moment betrat Lady Dempsey die Bibliothek. Sie eilte auf ihre Tochter zu und schloss sie in die Arme. „Dein Vater hat mir die herrliche Neuigkeit schon mitgeteilt. Ach, Kind, ich bin ja so glücklich! Wie stolz du auf deine Eroberung sein musst! Der Earl ist ein so charmanter junger Mann! Er …“
„Sie will ihn nicht heiraten“, unterbrach Sir Percival den Redeschwall seiner Gattin.
Das verschlug Lady Dempsey die Sprache. Fassungslos betrachtete sie ihre Tochter. Aber dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie ergriff Claires Hände und sagte: „Als junge Braut ist man natürlich verwirrt und aufgeregt. Aber mach dir keine unnötigen Sorgen. Als ich damals von meinem Vater erfuhr, dass ich heiraten sollte, da war ich beinah außer mir vor Angst wegen … bestimmter ehelicher Pflichten.“
„Ha!“ Sir Percival fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Dachte ich’s mir doch, dass es einen Grund dafür geben musste, dass sie nicht außer sich vor Freude war“, murmelte er.
„Mein Liebling“, fuhr seine Gattin unterdes zu Claire gewandt fort, „glaub mir, diese Pflichten sind gar nicht so schlimm. Wir wollen jetzt nicht länger darüber reden, aber bei Gelegenheit werde ich dir einiges erzählen, was dir deine Angst nehmen wird.“
Claire schluckte. All ihre Einwände waren einfach beiseite gewischt worden. Es war offensichtlich, dass nichts und niemand ihre Eltern von der Überzeugung abbringen konnte, dass die Ehe mit dem Earl of Kenton sie ans Ziel all ihrer Wünsche bringen würde. In gewisser Weise war das sogar verständlich, immerhin hatte Nicholas Shelby sich offenbar bereit erklärt, die finanziellen Probleme der Familie zu lösen. Konnte sie sich unter diesen Umständen überhaupt weigern, den Earl zum Gatten zu nehmen? Claire seufzte tief auf.
Sie Percival räusperte sich erneut. „Ich habe Lord Kenton für morgen zum Dinner eingeladen“, erklärte er. „Lind ich hoffe, dass wir uns darauf verlassen können, dass du dich ihm gegenüber nicht abweisend verhältst, Claire.“
Diese fühlte sich plötzlich sehr schwach. Einen Moment lang war ihr, als drehe sich alles um sie herum. Aber dann verging der Schwächeanfall, und Claire zwang sich, den Blick zu heben. Mit Tränen in den Augen schaute sie ihre Eltern an. „Ich werde den Antrag Lord Kentons annehmen“, sagte sie leise.
Ärgerlich zerknüllte Claire das parfümierte Blatt und warf es in den Papierkorb. Dann zog sie ein neues Blatt heran und begann: Teurer Major West …
Doch schon wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, sodass sie nicht weiterschreiben konnte. Sie griff nach ihrem spitzengesäumten Taschentuch und tupfte sich die Augen ab. Schon mehrfach hatten ihre Tränen die Tinte des geplanten Briefchens an den Major verlaufen lassen. Doch dies sollte endgültig ihr letzter Versuch sein. Sie wollte, sie musste ihm mitteilen, dass sie sich bald verloben würde.
Claire atmete ein paarmal tief durch und tauchte die Feder in die Tinte. Dann begann sie entschlossen zu schreiben:
Es wäre mir sehr unangenehm, wenn Sie die Neuigkeit von jemand anderem ah von mir erfahren würden.
Tatsächlich bedaure ich es zutiefst, Ihnen die folgende Mitteilung überhaupt machen zu müssen. Ich werde mich noch heute mit Nicholas Shelby, Earl of Kenton, verloben.
An diesem Punkt legte Claire die Feder beiseite, griff nochmals nach ihrem Taschentuch und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie verfluchte ihr Schicksal, sie verfluchte die Armut ihrer Eltern, sie verfluchte ihre eigene Unfähigkeit, den Antrag des Earls einfach zurückzuweisen. Aber zu deutlich erinnerte sie sich an das Gespräch, das ihre Eltern in Sussex mit ihr geführt hatten, ehe die ganze Familie für die Saison nach London übersiedelte.
In diesem Gespräch hatte Sir Percival seiner ältesten Tochter klar gemacht, welche Verantwortung auf ihr ruhte. Von jeher war Claire sich der Tatsache bewusst gewesen, dass ein junges Mädchen seiner Familie gegenüber bestimmte Pflichten hatte. Auch dass eine Vernunftheirat zu diesen Pflichten gehören konnte, hatte sie seit Langem gewusst. Dennoch hatte sie gehofft, dass sie sich in einen Gentleman verlieben würde, der den Erwartungen ihrer Eltern gerecht wurde. Wie hätte sie damals auch ahnen sollen, dass sie einen so charmanten Mann wie Major West kennenlernen würde?
Und nun würde sie ihrer töchterlichen Pflichten wegen nicht ihrem Herzen folgen können. Sie musste die Gattin eines ungeliebten Mannes werden. Dies war das Opfer, das sie ihrer Familie bringen musste.
Dennoch – und dessen war Claire sich ganz sicher – hatte Major Robert West ein Recht darauf, als erster von ihrer Verlobung zu erfahren. Und sie musste ihm diese Neuigkeit so schonend wie möglich übermitteln. Also griff sie erneut nach der Feder und schrieb:
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen nur das Beste. Ihre Claire Dempsey
Dann faltete sie das Briefchen zusammen, versiegelte es und machte sich auf die Suche nach James, einem langjährigen Bediensteten der Familie, zu dem Claire unbegrenztes Vertrauen hatte.
Nachdem sie James die nötigen Anweisungen gegeben hatte, kehrte Claire in ihr Zimmer zurück, wo sie sich aufs Bett warf und aus tränenfeuchten Augen an die Decke starrte. Noch einmal rief sie sich die kleinsten Einzelheiten ihrer Begegnung mit Major West in Erinnerung.
Sie hatten sich bei einer musikalischen Soiree kennengelernt. Die Tochter der Gastgeberin hatte gesungen, was allerdings – nach Meinung der meisten Gäste – kein voller Erfolg gewesen war. Auch Major West hatte manchmal, wenn nur Claire es sah, das Gesicht schmerzlich verzogen. Und später hatte er ihr vertraulich ins Ohr geflüstert: „Ich bin sicher, dass Sie bedeutend besser singen können. Allerdings bezweifle ich, dass das den männlichen Zuhörern überhaupt auffallen würde. Denn diese hätten wahrscheinlich nur Augen für Ihre Schönheit.“
Ein wehmütiges Lächeln huschte über Claires Gesicht. Ganz deutlich sah sie jetzt Major Wests lustige Augen vor sich. Ihr war, als höre sie seine tiefe, zärtliche Stimme. Er hatte ihr die ausgefallensten Komplimente gemacht. Denn seit jenem ersten Abend war er, wo immer sich die Gelegenheit ergab, an ihre Seite geeilt. Ach, wie sehr hatte sie seine Gegenwart stets genossen!
Es war einfach nicht fair, dass es ihm trotz all seiner Anstrengungen und guten Eigenschaften nicht gelungen war, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass er ihr ein liebevoller Ehemann sein würde. Stattdessen hatte der Earl of Kenton, ohne auch nur viel dazu tun zu müssen, die begeisterte Zustimmung von Sir Percival und Lady Dempsey gefunden. Es war einfach nicht richtig!
Ärgerlich stand Claire auf und trat an den Schrank. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie ihre Garderobe. Die Auswahl an Kleidungsstücken war nicht gerade groß. Aber da hing ein streng geschnittenes graues Kleid, das sie schon in Sussex getragen hatte. Was würde der Earl dazu sagen? Ob sie es wagen würde, ihm in diesem Aufzug, vielleicht sogar mit nach hinten gekämmten und zu einem Knoten gefassten Haaren gegenüberzutreten?
Ah, wie würde sie sein Entsetzen genießen! Entschlossen schlüpfte Claire in das Kleid, ließ sich dann vor ihrer Spiegelkommode nieder und begann sich zu kämmen. Dabei war ihr klar, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis der Earl erschien, um ihr die bewusste, die verhasste Frage zu stellen.
Ob er dabei vor ihr auf die Knie fallen würde? Claire erschauerte. Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht mit Lügen und schönen Worten überschütten würde. Seine Augen hatten ihr nur zu deutlich verraten, dass er ihr keine zärtlichen Empfindungen entgegenbrachte. Sie würden eine Vernunftehe schließen und …
Ein leises Klopfen an der Tür riss Claire aus ihren Gedanken. Sie fuhr herum, plötzlich schämte sie sich wegen ihres skandalösen Aufzugs. Wenn nun ihre Mutter kam, um nach ihr zu schauen! Claire sprang auf und versteckte sich hinter dem Vorhang.
Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und Katie trat ein. „Claire“, rief sie, „ich weiß, dass du hier bist. Also sei nicht albern, sondern komm aus deinem Versteck.“
Claire gehorchte, sagte jedoch vorwurfsvoll: „Hat dir eigentlich niemand beigebracht, dass man einen Raum erst dann betritt, wenn man dazu aufgefordert wird?“
Katie erwiderte nichts darauf, denn für einen Moment verschlug ihr der Anblick ihrer Schwester den Atem. „Um Himmels willen“, brachte sie schließlich hervor, „wie siehst du denn aus? Du hast hoffentlich nicht vor, dich irgendwem so zu zeigen! Mama würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, und Papa würde sich in Grund und Boden schämen. Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht?“
„Ach, ich … ich habe nur etwas ausprobiert“, gab Claire mit Tränen in den Augen zurück. „Bitte, steh nicht herum und starr mich an! Such mir lieber ein passendes Kleid heraus und hilf mir beim Frisieren.“
Katie kicherte. „Du hast wohl nach einem verführerischen Gewand für deine Hochzeitsnacht gesucht? Dein Gatte wäre zweifellos begeistert von dir. Du siehst aus, als machtest du dich gerade bereit für deine Hinrichtung. Dabei bist du einem der attraktivsten Männer von ganz England versprochen. Ich finde, dass der Earl wirklich gut aussieht. Hast du eigentlich bemerkt, wie dunkel und voll sein Haar ist? Und diese breiten Schultern. Auch seine Oberschenkel …“
„Still, Katie!“, fiel Claire ihrer Schwester ins Wort. „Ich bin schockiert darüber, wie genau du meinen zukünftigen Gatten begutachtet hast. Junge Mädchen sollten nicht über die Oberschenkel von fremden Männern reden. Sie sollten sie nicht einmal bemerken.“
„Unsinn! Sei doch nicht plötzlich so prüde! Es ist noch gar nicht lange her, da hast du dich in aller Ausführlichkeit über die Vorzüge eines gewissen Major West verbreitet. ‚Macht er in seiner Uniform nicht eine gute Figur?‘, hast du gesagt. Und: ‚Wenn er lacht, dann tanzen kleine Fünkchen in seinen Augen.‘ Ich habe auch bemerkt, wie schamlos er auf der Gesellschaft der Hatchards mit dir geflirtet hat. Wahrhaftig, du kannst von Glück sagen, dass Mama an jenem Abend nicht darauf geachtet hat!“
Claire errötete leicht, aber Katie, die noch immer den Inhalt des Schranks begutachtete, bemerkte das gar nicht. „Ah, hier ist ja dein sonnengelbes Kleid“, rief sie in diesem Moment aus. „Ich glaube, das solltest du heute tragen. Du wirst bezaubernd darin aussehen.“
„Aber ich will gar nicht bezaubernd aussehen!“
Katie nickte. Mit einem Male war sie ernst geworden. „Ich weiß, Liebes. Aber ich denke, dass du dich zusammennehmen solltest. Papa und Mama sind so glücklich darüber, dass du diesen Earl heiraten wirst. Doch all ihre Freude wäre dahin, wenn sie wüssten, dass diese Ehe dir schrecklich ist.“
Claire seufzte tief auf, und Katie ergriff ihre Hände. „Weißt du, Schwesterchen, ich bin sehr dumm gewesen. Ich habe natürlich bemerkt, dass du dich mit Major West gut verstehst. Aber jetzt erst ist mir klar geworden, wie viel du für ihn empfindest. Es tut mir so leid, dass du nicht seine Gattin werden kannst!“
„Ach, Katie!“ Claire unterdrückte ein Schluchzen. „Major West ist so ganz anders als der Earl, unbeschwert, humorvoll, lebendig … Aber er hat kein Geld. Und deshalb muss ich Lord Kenton zum Gatten nehmen. Wir sind auf seine Unterstützung angewiesen.“
Katie nickte. „Wenn es nur möglich wäre, würde ich den Earl an deiner Stelle heiraten.“
Claire schloss ihre Schwester in die Arme. „Du warst schon immer hilfsbereit und großzügig. Aber in dieser Sache kannst du mir leider überhaupt nicht helfen. Komm, ich muss mich fertig machen. Bist du so lieb und frisierst mich? Es kann nicht mehr lange dauern, bis Mama nach mir ruft.“
Katie seufzte noch einmal tief auf. Dann befreite sie sich aus der Umarmung ihrer Schwester und griff nach dem Kamm. Wenig später sah Claire wieder so hinreißend aus, wie man das von ihr gewohnt war.
Die Mädchen waren gerade fertig, als es klopfte. Katie öffnete, und Claire hörte, wie ihre Schwester sagte: „Ach, Sie sind es, James. Was gibt es denn?“ Und dann: „Nein, nein, das ist wirklich nicht nötig. Ich kann ihr den Brief sehr gut selbst übergeben.“
Claire sprang auf und lief zur Tür. „Vielen Dank, James.“ Damit nahm sie dem Bediensteten einen versiegelten Umschlag aus der Hand. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und ihre Finger zitterten, als sie das Siegel erbrach. Mit weichen Knien ließ sie sich noch einmal auf den Schemel vor der Spiegelkommode sinken und las:
Mein grünäugiges Hexchen,
Ihr Brief hat mich in tiefe Verzweiflung gestürzt. Wenn wir einander wirklich Lebewohl sagen müssen, so sollten wir das zumindest in anderer Form tun. Daher flehe ich Sie an, mir ein letztes Rendezvous zu gewähren. Wir wollen uns um Mitternacht am Eingang zum Hyde Park treffen. Ich werde Ihnen dorthin folgen und über Ihre Sicherheit wachen. Bitte, erfüllen Sie mir diesen letzten Wunsch!
Auf ewig Ihr ergebener Robert West
Wie betäubt starrte Claire auf Robert Wests Unterschrift. Es war unbegreiflich, was er von ihr forderte. Sie sollte ihn um Mitternacht am Hyde Park treffen? War ihm überhaupt bewusst, um was er sie da bat?
„Mein grünäugiges Hexchen“, zitierte Katie mit leichtem Spott.
Claire legte die Hand flach auf den Brief und sah ihre Schwester ärgerlich an. „Warum kümmerst du dich nicht um deine eigenen Angelegenheiten?“, sagte sie. „Du solltest wissen, dass es sich nicht gehört, die Korrespondenz anderer zu lesen.“
„Du kannst natürlich nicht hingehen“, erklärte Katie in einem Ton, als handele es sich um eine Abendgesellschaft.
„Und warum nicht?“, fragte Claire herausfordernd.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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