HOLIDAY Reisebuch: Eine Familie, zwei Räder und das Abenteuer unseres Lebens - André Schumacher - E-Book

HOLIDAY Reisebuch: Eine Familie, zwei Räder und das Abenteuer unseres Lebens E-Book

André Schumacher

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Beschreibung

André Schumacher ist ein Besessener. Auf der ganzen Welt war er unterwegs. Heimatlos. Rauschhaft. Süchtig nach der Ferne, nach Menschen, nach Geschichten. Plötzlich wird er Vater, und alles ist anders. Oder doch nicht? Mit einem Lastenfahrrad fährt die junge Familie von Bäbelin bei Wismar nach Pamplona in Spanien. Ihr Weg führt sie die Elbe und Moldau hinauf in den Böhmerwald, durch Salzkammergut, Hohe Tauern und das Weltnaturerbe der Dolomiten, entlang der Oberitalienischen Seen, durch die Genussregionen Piemont und Provence, über die Cevennen und die Pyrenäen bis ins Baskenland. Was die drei dabei erleben? Alles! Hitzewellen und Schneestürme, Spinner und Visionäre, unbeschreibliche Strapazen und Momente größten Glücks. André Schumacher erzählt mit viel Humor und wunderbaren Bildern die Geschichte dieser außergewöhnlichen Reise. Sein Buch ist ein Ratgeber für Langzeitreisende und Europahungrige, eine Inspirationsquelle für Familien und ein Mutmacher für ewige Träumer. "Schräg, anders und unglaublich witzig!" Stephan Hunkel, Veranstalter Boofeabende "Dies ist mehr als nur ein Reisebericht – es ist ein Lebensbericht!" David Hettich, Mundologia "Eine Geschichte über das Leben, die Liebe und das Verwirklichen seiner Träume." Hans Nieder, Fototage Daun

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Seitenzahl: 121

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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2019

Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.

Lektorat: Felicitas Holdau

Bildredaktion: Steffen Wilbrandt

Covergestaltung: Steffen Wilbrandt

eBook-Herstellung: Isabell Rid

ISBN 978-3-8342-3080-5

1. Auflage 2019

Bildnachweis

Coverabbildung: André Schumacher

Illustrationen: Jakob Weyde, House of Creatures

Fotos: André Schumacher

Syndication: www.seasons.agency

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Vier Monate auf Tour mit Kind und Kegel

André Schumacher ist ein Besessener. Auf der ganzen Welt war er unterwegs. Heimatlos. Rauschhaft. Süchtig nach der Ferne, nach Menschen, nach Geschichten.

2013 durchwandert er die Kanarischen Inseln von Lanzarote bis El Hierro. Auf der dritten Insel trifft er Jenni und auf der siebten ist sie schwanger, und damit ist das Reiseleben vorbei. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einer Heimat, finanzieren über Crowdfunding einen Hof, pflanzen Bäume, wechseln Windeln.

So geht es ein Jahr, dann ist das Fernweh wieder da. Nur, wie reist man mit einem Baby? Mit der Sportkarre, per Caravan oder Bahn? Reist man überhaupt? Und wohin? Zu den Großeltern! Und zwar umweltverträglich und auf schönstmöglichem Umweg!

Mit einem Lastenfahrrad bricht die junge Familie in Mecklenburg auf. Ihr Weg führt sie die Elbe und Moldau hinauf in den Böhmerwald, durch Salzkammergut, Hohe Tauern und das UNESCO Weltnaturerbe der Dolomiten, entlang der Oberitalienischen Seen, durch die Genussregionen Piemont und Provence, über die Cevennen und die Pyrenäen bis ins Baskenland.

Was die drei dabei erleben? Alles! Hitzewellen und Schneestürme, Spinner und Visionäre, unbeschreibliche Strapazen und Momente größten Glücks.

André Schumacher erzählt mit viel Humor und wunderbaren Bildern die Geschichte dieser außergewöhnlichen Reise. Sein Buch ist ein Ratgeber für Langzeitreisende und Europahungrige, eine Inspirationsquelle für Familien und ein Mutmacher für ewige Träumer.

Unsere Strecke:

Fahrrad

2 571 km

Schiff

+

354 km

Bahn

+

329 km

Auto

+

137 km

zu Fuß

+

126 km

gesamt

3 517 km

Kürzeste Etappe: 8 km (erster Tag)Längste Etappe: 54 km (Cevennen)Höchster Punkt: 2 504 m (Großglockner)Schnellste Abfahrt: 64 km/h (Col de Montgenèvre)

Tage im Sattel: 75Kinderkrankheiten: 0Fahrradpannen: 0

Reiseshows mit Gänsehaut:live und auf Großleinwand

besondere Shows > reiseshows.de

Wenn die letzten Blätter von den Bäumen fallen, die Tage grau und die Nächte lang werden, rollt André Schumachers Tourbus durchs Land. Bei Kerzenschein und Rotwein erzählt er von Abenteuern, fremden Kulturen und fernen Landschaften.

Unterwegs in Nepal: wo die Kunst des Reisens übergeht in Lebenskunst.

geführte Reisen > andre-schumacher.de

André Schumacher bringt kleine, handverlesene Gruppen an Orte, von denen nur wenige wissen, auf Wegen, die nur wenige gehen, und öffnet ihnen Türen, die für die meisten Menschen verschlossen bleiben.

Der Kunterbunthof:ein Ort der Begegnung für liebe Menschen aus aller Welt.

anderer Urlaub > kunterbunthof.de

Im Sommer wie im Winter gibt es mehrere Möglichkeiten, bei André Schumacher zu Gast zu sein: eine Ferienwohnung im alten Bauernhaus, eine bretonische Jurte zu Füßen der größten Steinschleuder Nordeuropas und ein uriges Hexenhäuschen unterm Walnussbaum.

Prolog

Ich weiß, dass sich unser Sohn an diese Reise nicht erinnern wird, nicht an ein einziges Land, nicht einmal an einen Augenblick. Doch ich bin davon überzeugt, dass Unai irgendwann einmal in Tschechien stehen und »Ahoj« zu jemandem sagen wird, ohne zu wissen warum. In Südtirol wird ihm der Geschmack von Speck vertraut vorkommen, in Frankreich vielleicht der Geruch von Zedernholz, und in Italien wird er seine Leidenschaft für il calcetto entdecken.

Ich bin mir sicher, dass diese Reise irgendwo in seinem Unterbewusstsein Spuren hinterlassen hat. Spuren von all den Menschen, die unseren Weg gekreuzt und die alle ein gutes Herz haben. Nicht, weil wir ihm das sagen, sondern weil er es erlebt hat. Und das ist unser Geschenk an ihn – und an uns selbst.

Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder sind uns aus dem Paradies geblieben. Dante Alighieri

Wir hatten bereits am Montag mit Unai gerechnet und verbrachten zwölf Stunden in einem Geburtshaus. Dort passierte aber nichts. Fuhren wieder heim …

Wehen

»Denk immer daran«, hatte mir die Hebamme gesagt, »solange deine Freundin sprechen kann, ist es nicht ernst!«

Ende Oktober fing Jenni an zu schreien: »Es geht los! Es kommt!« Ihre Aussprache war klar, die Satzstellung makellos, keinerlei Anzeichen phonetischer Schwäche – was war ich der Hebamme dankbar! Ab Mitternacht wurde Jenni lauter. Sie bildete zwar immer noch Wortgruppen, ihr Inhalt aber blieb im Dunkeln. Um zwei keuchte sie nur noch, stöhnte, kreischte … Und dann veränderte sich alles: Das Leben, wie ich es kannte – heimatlos, rauschhaft, permanent auf Achse –, war vorüber. Nach 20 Jahren Achterbahnfahrt zwischen Anden und Himalaya lag vor mir eine Erfahrung, auf die mich nichts und niemand vorbereitet hatte.

Als die Mauer ’89 fiel, ging es los: Mit einem Schulfreund radelte ich vom Rostocker Elternhaus zum Nordkap, im Gepäck nicht mehr als einen Regenponcho und stapelweise Hermann Hesse. Für zwei Burschen, die bis dahin nur die Dünen der Ostsee gesehen hatten, waren die Weiten des Nordens wie ein Versprechen: von Abenteuer, von Freiheit und davon, dass die Träume nie ausgehen.

In Potsdam studierte ich Architektur, am College of Art in Edinburgh Bildende Kunst, Design und Philosophie.

Als Architekt ging ich nach Spanien und denke manchmal daran wie an einen sommerleichten Film: der Atlantik vor der Nase, ein 4000 Meter hoher Berg im Rücken, Meeresfrüchte, schwerer Wein … und unser Büro gewann einen Wettbewerb nach dem anderen. Die Zeit auf Teneriffa war die schönste meines Lebens, doch selbst das Paradies geht einem irgendwann auf den Keks.

Ich packte also meine Sachen und flog ans Ende der Welt. Diesmal nahmen wir uns mehr vor als Norwegen: Wir wollten auf dem Landweg von Patagonien nach Alaska, mit dem Fahrrad von Pol zu Pol. Vor uns lagen 20 000 Kilometer Schotterpiste, der bolivianische Bürgerkrieg und die schönsten Frauen, die ich bis dahin gesehen hatte.

Es musste so kommen: Nach mehr als zwei Jahren hatten wir gerade einmal die Karibik erreicht. Die Hälfte! Mein Schulfreund flog zurück in die Heimat. Ich aber fuhr weiter, immer weiter.

Die Reise hinterließ ihre Spuren: Ich träumte fortan von einem einfachen Leben, von mehr Zeit und Lebensfreude statt immer mehr Geld und Konsum, von Radeln statt Autofahren, von Freiheit statt Eigenheim. Und ich wurde süchtig nach der Ferne – nach Menschen, nach Geschichten und nach einem guten Gedanken, der bleibt. Bereits im Flieger zurück in das graue Deutschland plante ich die nächsten Touren: nach Nepal, dem Land der Götter, in die Megacitys von Indien und den Nebelwald Ugandas, in die Antarktis – und in 80 Tagen einmal um die Welt. Ich habe es Reisejournalismus genannt, produzierte Diashows, tingelte damit durch die Heimat und berichtete zwischen Ostsee und Allgäu von meinen Abenteuern.

2013 durchquerte ich die Kanarischen Inseln: sechs Monate Fußmarsch von Lanzarote bis nach El Hierro, dem einstigen Ende der westlichen Welt. Auf der dritten Insel traf ich Jenni, und auf der siebten war sie schwanger, und damit war mein Leben vorbei. Oder doch nicht?

In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Das eine hat Fernweh, das andere Heimweh. Nach 14 rastlosen Jahren begab ich mich zusammen mit Jenni auf die Suche nach einer Heimat.

Auf der Suche nach einer Heimat

Als Jenni schwanger wurde, brauchten wir dringend ein Dach über dem Kopf. Gran Canaria war keine Option. Die Finanzkrise hatte Spanien arg getroffen, die Kanarischen Inseln lagen am Boden. Ich wiederum hatte mein letztes Mietverhältnis vor 14 Jahren. Mein Hausrat passte in eine Reisetasche und mein Schlafsack auf jedes Sofa.

Um die Suche zu erleichtern, beschränkten wir sie auf drei Kontinente: Asien, Europa, Südamerika. Auf jedem von ihnen hatte ich gelebt, jeden lange durchreist, und an jedem hing mein Herz. In Norwegen kam ich auf den Geschmack der weiten Welt, in Schottland wurde ich zum Bergsteiger. In den Anden führte ich einst eine Herberge und in Pokhara um ein Haar ein Café. Es lag so abgeschieden, dass man ein Boot brauchte und 15 Minuten hätte rudern müssen, wollte man dort eine Tasse Darjeeling trinken. Doch die Mühe war es wert, denn rund ums Haus wucherten Bougainvillea und haushohe Weihnachtssterne, und stand man frühmorgens am Ufer des Phewa-Sees, sah man über dessen bleierner, nebelverhangener Haut den heiligen Berg Machapuchare 6993 Meter in den kobaltblauen Himmel ragen. Wir überlegten.

Der schönste Platz auf der Welt? Patagonien, ganz klar. Doch Argentinien ist korrupt und instabil. Landreformen und Schuldenschnitte gehören zum Alltag der Gauchos wie Matetee und Grillfleisch.

Und Nepal? Nepal ist Chaos. Du gehst darin unter – oder du schaffst es hindurch. Wenn du verdaut hast, dass nichts von dem, was du mal geplant hast, zu irgendetwas führt; wenn du deutsche Tugenden wie Disziplin, Pragmatismus und Effizienz über Bord geworfen hast; wenn du nichts mehr vom Morgen erwartest – dann hast du es geschafft. Dann kommst du an im Hier und Jetzt, in einem nie endenden Strudel aus Sprachen und Festen und Göttern. Und doch wirst du nie begreifen, was sich vor deinen Augen abspielt. Du bleibst Zuschauer, geduldeter Gast. Ein Bleichgesicht.

So beginnt ein guter Morgen: Kaffeeduft, blauer Himmel, saftiges Grün – und in der Luft das Gebimmel Grauwolliger Pommernschafe.

Uns blieb nur eins: Europa. Erneut wogen wir ab. Skandinavien? Zu teuer. Spanien? Bankrott. Die Schweiz unbezahlbar. Österreich auf dem Weg zum Nationalstaat. Also Deutschland. Während wir das Netz durchkämmten, entwarf mein Vater Karten. Die Lage aller deutschen Kernkraftwerke war darauf verzeichnet, Giftmülldeponien und atomare Endlager. Die Überschwemmungsgebiete großer Flüsse. Die Befallsgebiete des Eichenprozessionsspinners. Baulandpreise. Pegida.

Es blieb nicht viel übrig: Wir landeten an der Ostsee – eine halbe Stunde entfernt vom Haus meiner Eltern.

Der Hof lag in einem winzigen Dorf namens Bäbelin, unweit von Wismar, etwa auf halbem Wege zwischen Ostseeküste und Mecklenburger Seenplatte. Er war riesig und bot mit seinen Scheunen und Streuobstwiesen, mit seinen vielen Nischen, Werkstätten und Fundstücken Raum zum Werken und Wirken. Natürlich konnten wir ihn nicht bezahlen. Doch auf dem Grundstück lagen jede Menge Ziegelsteine herum. Das Stück verkauften wir symbolisch für 200 Euro. Im Tausch gab es ein Urlaubswochenende für die ganze Familie auf unserer zukünftigen Farm, samt frischen Hühnereiern und Grillfest unter den Sternen.

Die Idee ging auf, die Förderer standen bald Schlange, und im Spätsommer 2014 bezogen wir den Kunterbunthof – ein Ort, so erträumten wir ihn, für liebe Menschen aus aller Welt. Und die brauchten wir auch, denn wir wussten gar nicht, wo wir anfangen sollten!

Von einem Tag auf den anderen hatten wir ein gigantisches Stück Land mit Wald und Wiesen und einem halben Dutzend Häusern und Schuppen drauf, und alles gedieh und zerfiel vor unseren Augen.

Die Werft hatte uns einen Bogen aus Stahl gefertigt. Versuchen, ihn mit einem Flaschenzug zu bewegen.

Mein Vater spricht in solchen Momenten in physikalischen Gleichnissen: »Betrachtet man den Hof als ein abgeschlossenes System, so kann die Entropie niemals kleiner werden. Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik.«

Ich: »Aha.«

Er: »Es wird hier niemals von alleine ordentlicher.« Und nach einer Weile: »Die Physik rät in einem solchen Fall an, dem System von außen Energie zuzuführen.«

Stille.

Die Arbeit am eigenen Haus macht erwartungsgemäß einen Heidenspaß: Unai auf der Suche nach Löchern, die Mama dann verspachtelt.

Das Problem lag auf der Hand: Wir hatten eine Vision, doch uns fehlten die Mittel, sie umzusetzen. Es fehlten Hände, es fehlte Zeit, und auf dem Konto war schon wieder Ebbe. Wir wussten uns keinen besseren Rat, als im Internet von unserem Projekt zu erzählen – und schon bald wurden wir fündig.

Im Schatten unkontrollierten wirtschaftlichen Wachstums und grenzenloser globaler Gier wächst im Cyberspace eine weltumspannende Community heran, der es um Eigenverantwortung und den Austausch auf Augenhöhe geht. Menschen mit viel Fernweh und wenig Geld treffen in Portalen wie Workaway und Wwoofing auf Menschen, die Hilfe im Haus und Garten brauchen. Das Ergebnis heißt »Urlaub gegen Hand«, Ferien nicht im Strandkorb, sondern mitten im Leben. Man könnte sagen: ein kostenloser Aktivurlaub für all jene, die fremde Kulturen, andere Lebensweisen und alternative Lebensentwürfe nicht nur durch die Kamera beobachten, sondern hautnah miterleben wollen – dreckige Hände, Landluft und Essen in gemütlicher Runde inklusive. Wir schilderten also den Arbeitswilligen unser Dilemma und warteten.

Spielzeug war gestern! Unai liebt echte Maschinen: Akkuschrauber, Flex, Kettensäge – je gefährlicher, desto besser.

Antoine war der Erste. Er schrieb auf Französisch: Seine Universität verlange ein dreimonatiges Praktikum auf einer Baustelle. Es folgte Susanne: Sie war mit ihrem Sohn auf der Flucht vor den Zwängen des deutschen Bildungssystems und suchte eine Bleibe. Dann kam Rafa: geradewegs vom Camino de Santiago. Er könne jetzt unmöglich zurück in die Großstadt – und blieb den ganzen Sommer bei uns.