I did it Norway! - Alva Gehrmann - E-Book

I did it Norway! E-Book

Alva Gehrmann

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Beschreibung

Norwegen für Fjordgeschrittene Sie sind unternehmungslustig, sturmerprobt und gleiten durch die Loipe wie Profis – die Norweger lieben das Leben im Freien. Sie genießen das Gesellige, aber noch mehr ihr einsames Hüttenleben. Alva Gehrmann taucht in diese Welt ein. Sie unternimmt waghalsige Angelausflüge, besucht Musikfestivals in den Bergen, philosophiert mit Schriftstellern wie Jostein Gaarder über die Gesellschaft, erlebt den Alltag in der Metropole Oslo und entdeckt dabei immer wieder, dass die Wikinger, Fridtjof Nansen und Roald Amundsen das Land bis heute prägen. So ist Alva Gehrmann mit an Bord, als Amundsens Schiff ›Maud‹ nach 100 Jahren endlich nach Hause kommt. Die moderne Gesellschaft ist erstaunlich vielseitig und voller spannender Menschen, die die Autorin inspirieren, in stürmischen Zeiten gelassen zu bleiben und sich stets ins nächste Abenteuer zu stürzen. Ausgezeichnet mit dem ITB BuchAward 2019 in der Kategorie »Ehrengast der Frankfurter Buchmese 2019 – Norwegen«. Mit zahlreichen Farbfotos.  

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Seitenzahl: 355

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Über das Buch

Der Wohlfahrtsstaat ermöglicht den Norwegern ein gutes Leben, die Work-Life-Balance ist selbstverständlich, und abgesehen von der Königsfamilie gibt es kaum Hierarchien. Dabei sind die Royals ähnlich entspannt und sportlich wie ihre Landsleute. Denn: Ein bisschen Ski schadet nie.

Im dünn besiedelten Norwegen ist die einzigartige Natur mit den zerklüfteten Küsten, Fjorden und Bergketten allgegenwärtig. Auch in ihrer Kreativität sind die Norweger naturverbunden und ausdauernd. So kann man mit Edvard Munch und Karl Ove Knausgård durch den Wald spazieren, feuchtfröhliche Musikfestivals in den Bergen erleben und beim Slow-TV stundenlang live zuschauen, wie sie Holz hacken oder Strickmarathons veranstalten.

Die Norweger lieben eben Herausforderungen jeglicher Art. Alva Gehrmann erlebt Aha-Momente auf Spitzbergen, begleitet eine Sámi-Familie jenseits des Polarkreises bei der Rentierwanderung, treibt auf einer Floßsauna im Oslofjord und ist mit an Bord, als »Maud«, das gestrandete Segelschiff des legendären Polarforschers Roald Amundsen, nach 100 Jahren in die Heimat zurückkehrt.

Lassen Sie sich von der nordischen Gelassenheit, Ausdauer und Abenteuerlust anstecken, sodass auch Sie sagen können: I did it Norway!

VORWORT

Als ich einem Norweger mal von meinem Alltag erzählte, sagte er: »Es scheint, dass du dorthin gehst, wo der Wind dich hinträgt.« Und so ist es. Der Wind, der Zufall und neu gewonnene Freunde haben mich über die Jahre an viele unerwartete Orte in Norwegen gebracht. Sei es auf einen stürmischen Angelausflug, ein Musikfestival in den Bergen, eine abgelegene Insel in Schmetterlingsform, eine Floßsauna im Oslofjord oder über Nacht in ein traditionelles Zelt der Sámi, der indigenen Bevölkerung des hohen Nordens.

Seit mehr als 15 Jahren berichte ich über und aus Nordeuropa. Zuvor habe ich bereits in Island und Finnland gewohnt und gelernt, dass es im Alltag umringt von wilder Natur und plötzlichen Wetterumschwüngen besser ist, nicht alles typisch deutsch bis ins letzte Detail zu planen. Also lasse ich mich öfter treiben und inspirieren.

Eines Tages erfuhr ich von der Rückholaktion eines historischen Schiffes: Nach rund hundert Jahren sollte das gestrandete Segelschiff des legendären Polarforschers Roald Amundsen heimgeführt werden. Das von Jan Wanggaard betreute Projekt gleicht einer modernen Expedition und passt zur Heimat wagemutiger Seereisender – von den Wikingern über Amundsen und Fridtjof Nansen bis hin zu Thor Heyerdahl.

Und so fasste ich den Plan, das Projekt zu verfolgen. Die mehrjährige Geschichte von der Rückkehr segelt nun durch das Buch genau wie die besonderen Begegnungen mit Norwegern, die mich gastfreundlich an ihrem Alltag teilhaben ließen und mir ihre Region zeigten. Je tiefer man in eine Gesellschaft eintaucht, desto mehr Facetten und Eigenheiten entdeckt man. Während die Isländer am liebsten im Hot Pot, den heißen Quellen, relaxen und die Finnen in ihrer Sauna schwitzen, müssen die Norweger erst einige Stunden wandern oder Ski fahren, bevor sie sich eine Pause verdient haben. Natürlich sind nicht alle gleich, aber es ist schon erstaunlich, wie sportlich die Nation ist.

Außerdem wundert mich bis heute, warum die Norweger Kaviar aus der Tube essen, selbst wenn frischer auf dem Frühstücksbuffet liegt, und ich muss über die dicken Lippen schmunzeln, wenn sie an ihrem snus, dem Oraltabak, saugen. Die kulturellen Unterschiede zeigen sich eben oft im Detail.

Neben außergewöhnlichen Schiffsprojekten und vielfältigen Besuchen in der Provinz, erlebe ich Klassiker wie die Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo, das Peer-Gynt-Festival und den Nationalfeiertag am 17. Mai, bei dem die Norweger ihre Heimat in ein für uns Deutsche gewöhnungsbedürftiges Flaggenmeer verwandeln. Ich fahre in die Ölhauptstadt Stavanger, erforsche, wie der einst relativ arme Bauernstaat sich dank der Funde vor der Küste zu einem der weltweit reichsten Länder entwickelte, und dass theoretisch jeder Norweger ein Millionär ist. Ihr wahres Glück erleben die Skandinavier jedoch vor allem mit ihrer Familie beim friluftsliv, dem Leben im Freien.

Es überrascht nicht, dass das Königreich Norwegen beim jährlichen World Happiness Report der Vereinten Nationen meist einen der Spitzenplätze belegt – mal ist es das »glücklichste Land der Welt«, mal das zweitglücklichste.

Es klingt nach einem klischeehaften Leben am Fjord, doch selbstverständlich sind die Norweger nicht ständig happy und es gibt dramatische Storys hinter der glänzenden Fassade. Das größte Trauma in jüngster Zeit ereignete sich am 22. Juli 2011. Bei dem Massaker starben 77 Menschen. Es schmerzt die Norweger bis heute, dass ausgerechnet einer von ihnen die Anschläge verübte. Die besonnene Reaktion darauf mit mehr Menschlichkeit und Offenheit beeindruckte die Weltgemeinschaft, aber auch im ansonsten weitgehend friedlichen Land gibt es – wie in den meisten Nationen – rechtsradikale Kräfte.

»Norweger und Deutsche sind Freunde. Und Freunde sollten ehrlich und kritisch miteinander sein«, sagte Jostein Gaarder, der Autor von ›Sofies Welt‹, zu mir, als er von diesem Buchprojekt hörte. So erwähne ich auch den Zweiten Weltkrieg, Willy Brandts Zeit im Exil und unsere heutigen bilateralen Beziehungen.

Anfangs dachte ich, dass ich die norwegische Lebensart leicht beschreiben kann, doch nach vier Jahren weiß ich, dass die Gesellschaft des Wohlfahrtsstaates genauso vielseitig ist wie die allgegenwärtige Natur. Was die Norweger vereint, ist ihre Liebe für ein Quiz – auf Sommerfesten, Lesungen, Festivals und in den Medien. Deshalb gibt es am Ende dieses Buches eines, bei dem du dein Wissen testen kannst. Ach ja, die meisten Nordeuropäer duzen einander. Deshalb schlage ich vor, wir tun dies ebenfalls. Darf ich mich vorstellen: Mein Name ist Alva.

Nun wünsche ich dir viel Spaß, dich auf das Abenteuer Norwegen lesend einzulassen – und vor allem, dich treiben zu lassen. »I’ve travelled each and every highway / And more, much more than this / I did it my way«, sang Frank Sinatra schon vor 50 Jahren. Auch ich fuhr über (fast) jede Straße und entdeckte das Land auf meine eigene Art.

I did it Norway!

 

Die norwegische Sprache

Im Norwegischen gibt es zwei gleichrangige Schriftsprachen – Nynorsk und Bokmål. Nynorsk wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der aufkeimenden Unabhängigkeitsbewegung als eigenständige Sprache entwickelt. Sie basiert auf einer Auswahl norwegischer Dialekte und ist im Altnordischen verankert. Parallel dazu wurde Bokmål begründet, das seinen Ursprung im Dänischen hat. Die Sprachen ähneln sich, ein Beispiel: Das Wort für Liebe ist in Bokmål »kjærlighet« und in Nynorsk »kjærleik«. In beiden Varianten werden Substantive kleingeschrieben, deshalb handhabe ich es auch im Buch so bei den kursiv gesetzten Begriffen. Die Aussprache einiger Buchstaben ist ebenfalls besonders: Das »ø« klingt wie »ö«, »å« wie ein langes »o« und æ wie »ä«. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es zahlreiche Dialekte mit eigenen Begriffen.

Die norwegische Sprache hört sich oft fröhlich an, weil insbesondere im Oslo-Dialekt die Satzmelodie am Ende stets nach oben geht. Der isländische Comedian Ari Eldjárn hat den Singsang treffend beschrieben: »Die Norweger lieben Skispringen und sie reden, als würden sie Ski springen.« Selbst ökonomische Begriffe zum veränderten Ölpreis klingen leicht und sportlich: oljeprishopp.

AUFBRUCH

Gewagte Bootstouren, Expeditionen und andere Abenteuer

Das Meer vor den Lofoten ist aufgewühlt und so manche Welle höher als unser kleines, offenes Motorboot. Doch das schreckt Morten und Hugo nicht ab. Im Gegenteil. Die beiden Norweger haben schon viel waghalsigere Touren unternommen. Sie jagten zum Beispiel in einem Schlauchboot und mithilfe stinkender Köder rund 600 Kilo schwere Eishaie. Warum also nicht auch bei rauer See und bedrohlicher Wolkenfront auf eine Angeltour gehen?

Wenn ich diesen Trip überlebe, wird das sicherlich eine tolle Geschichte, schießt mir durch den Kopf, bevor ich mich auf dem Boden kauernd an Mortens rechtes Bein klammere. Ich habe panische Angst rauszufallen und verschluckt zu werden – sei es nun vom Meer oder von einem Hai.

Na, das fängt ja gut an. Dass das Leben in Norwegen aufregend werden würde, hätte mir klar sein sollen. Schließlich ist es die Heimat vieler berühmter Abenteurer: die Wikinger, Fridtjof Nansen, Roald Amundsen und Thor Heyerdahl definieren das Bild des skandinavischen Landes ebenso wie die zerklüfteten Küsten, tiefen Fjorde und Bergketten. »Es ist ein langes, seltsames Land«, sagte ein norwegischer Freund mal zu mir. Ein Land, das größer als Deutschland ist, und in dem nur 5,3 Millionen Menschen leben. Zum Vergleich: Bei uns sind es mehr als 82 Millionen.

Nansen und Amundsen sind für die Norweger bis heute Nationalhelden. Während meiner Reisen lerne ich zahlreiche moderne Abenteurer kennen – und verstehe erst nach und nach, warum sie sich mit den beiden Polarreisenden identifizieren und teilweise sogar ihren Spuren folgen.

Für Morten A. Strøksnes liegt das Abenteuer im Meer. Dreieinhalb Milliarden Jahre nach der Entwicklung des primitiven Lebens in der Tiefe schrieb er ein Sachbuch über die Ozeane, in dem der Journalist davon berichtet, wie er mit seinem Freund Hugo Aasjord über ein Jahr lang mehrfach auf Eishaijagd ging. Kurz bevor ›Das Buch vom Meer‹ auf dem deutschen Markt erschien, erhielt ich den Auftrag, die beiden für ein Magazin zu porträtieren. Anfang April hatte ich vier Tage lang die Möglichkeit, das Buch mit dem Autor und seinem Hauptprotagonisten hautnah nachzuerleben.

Treffpunkt ist Skrova. Die Insel gehört zu den Lofoten im Norden Norwegens. Von Oslo aus fliegt man zuerst nach Bodø und steigt dann in eine Propellermaschine um, in der die maximal 39 Passagiere ihren Sitzplatz beim Einsteigen frei auswählen können. Ab hier wird es dörflich, einige Norweger tauschen sich über den neuesten Tratsch im Zielort Svolvær aus. Der dortige Flughafen ähnelt einer Tankstelle an der Küste. Vor dem unscheinbaren Flachbau stehen zahlreiche Autos, die die Angekommenen einsammeln. Ich nehme ein Taxi, das mich direkt zum Fährableger bringt.

Hugo Aasjord besitzt auf Skrova die ehemalige Fisch- und Tranfabrik Aasjordbruket sowie drei dazugehörige Holzhäuser, die seine Familie zum Zweitwohnsitz umgebaut hat. Während der 20-minütigen Überfahrt sieht man, warum die Lofoten so beliebt sind. Die spitzen Berge ragen im glitzernden Meer steil auf, davor lagern einzelne Schären. Im Naturhafen von Skrova öffnet sich am Bug die Fährenklappe. Sie erinnert an das Maul eines gigantischen Hais, der nun zehn Besucher, zwei Autos und mich ausspuckt.

Hugo, Anfang 60, wartet an der Anlegestelle. Er trägt eine Nickelbrille, hat dunkles, lockiges Haar und einen dichten Schnäuzer. Morten, den ich zuvor schon in Oslo traf, kommt einige Stunden später an.

Skrova hat eine jahrhundertealte Fischereitradition. Während Svolvær, die größte Stadt der Lofoten, mittlerweile eher vom Tourismus lebt, ist es auf dieser hotelfreien Insel mit seinen knapp 200 Einwohnern wesentlich ruhiger.

Der Spaziergang zu Hugos Zuhause dauert nur wenige Minuten, es geht vorbei an etlichen rorbuer, schmalen Fischerhütten aus Holz. Der Wind weht uns einen intensiven Geruch entgegen, bevor wir am Ende der Straße die riesigen Trockengestelle sehen. Hier hängen Hunderte Stockfische und nebendran gebündelt ihre Köpfe. Bereits zu Wikingerzeiten war das aus Kabeljau gewonnene und durch Trocknung haltbar gemachte Lebensmittel wichtiger Proviant und kostbare Handelsware.

Wir überqueren eine Brücke, einzelne Boote wiegen sich sanft im Wasser. Vom Steg des Nachbarn aus gelangt man zum weiß gestrichenen Fabrikgebäude Aasjordbruket. Hugo schiebt die schwer bewegliche Eingangstür mit einem kräftigen Ruck zur Seite – und wir stehen direkt in der früheren Fischannahmestelle, die jetzt gefüllt ist mit einem aus alten Kisten gezimmerten Tresen, hölzernen Spülbottichen und zahlreichen undefinierbaren Gerätschaften.

 

Manchmal begleiten Schwertwale Morten und Hugo auf ihren Touren – im Hintergrund der Leuchtturm von Skrova

»Schau mal, das ist die Kvitberg I«, sagt Hugo und zeigt auf das vergilbte Foto an einer Wand. Die Aasjords lebten mehrere Generationen von der Fischerei, sein Vater fuhr bereits als Achtjähriger zur See und ihre Familiengeschichte ist eng mit den Booten verbunden. »Diesen Eismeerkutter aus dem Jahr 1912 nutzten meine Vorfahren für den Thunfischfang. Es war ein gutes Boot.« Seeleute reden häufig über Schiffe, als seien sie lebendige Wesen. Sie sind stark, gütig, tüchtig oder zuverlässig; und haben somit teilweise bessere Eigenschaften als echte Familienmitglieder.

Aasjordbruket ist in gewisser Weise ebenfalls ein lebendiges Wesen – ein angedocktes Schiff. Die Anlage steht zum Großteil auf Holzpfählen im Meer, und da einzelne Bodenplanken lose sind oder fehlen, strahlt das sich im Wasser spiegelnde Licht in den Raum. Hugo zeigt mir, wo ich übernachten werde. In der ersten Etage gibt es ein Apartment mit ausrangierten Möbeln.

Am späten Abend kommt Morten auf Skrova an. Wir sitzen zusammen am Esstisch des neu gestalteten Holzhauses, das Feuer knistert im Ofen und im Radio laufen Hits aus einem anderen Jahrtausend. Bei einem Glas Rotwein klären wir die grundlegende Frage, wie die Idee für die abenteuerliche Jagd entstanden ist. »Ich hatte fast alle Meerestiere gesehen, aber noch keinen Eishai«, sagt Hugo und rückt seine Brille zurecht. »Mein Vater erzählte mir von den zähen Tieren, die selbst verwundet weiter Walfleisch verschlangen.« Auch für Morten war der Eishai ein fremdes Wesen. »Hugo musste mich also nicht groß überreden. Ich schluckte den Köder sofort.« Er lacht. Der Autor, Anfang 50, wuchs in Kirkenes auf, einer nördlichen Kleinstadt an der Barentssee nahe der russischen Grenze, und ging seit der Jugend oft angeln. Schon früh faszinierte ihn, dass in der Tiefe eine eigene Welt mit unzähligen Geschöpfen existiert, über die er so gut wie nichts wusste.

Mittlerweile ist Morten ein Kenner der Ozeane. Er erklärt, dass der Eishai nicht unter Naturschutz steht und ein Urzeitwesen ist, das am Grund norwegischer Fjorde bis hinauf zum Nordpol schwimmt. »Das Tier wird über 200 Jahre alt, sodass man theoretisch einem Hai begegnen kann, der während der Napoleonischen Kriege geboren wurde«, fügt Morten hinzu. Die Jäger interessieren sich vor allem für seine Leber. »Der daraus gewonnene Tran ist ideal für die Herstellung von Malerfarbe. Dieses Haus ist ebenfalls mit Tranöl gestrichen«, sagt Hugo, »allerdings vom Kabeljau.« Bei unserem Rundgang am Nachmittag über das Gelände hatte er mir einen Bottich mit dem stinkenden Gebräu gezeigt. »Doch nichts soll über das Öl vom Eishai gehen.« Das haben Hugo alte Seemänner berichtet, die Farbe werde sehr hart und halte ewig.

Selbst wenn seine Familie eine lange Seefahrertradition hat und auch er als Junge auf Booten übernachtete, ist Hugo kein Fischer geworden. Im Teenageralter zog es den Norweger in die Ferne: nach Münster. Dort studierte er in den Siebzigerjahren an der Kunstakademie, sein Deutsch ist noch immer ausgezeichnet. Nicht zuletzt aufgrund seiner Vorliebe für ›Derrick‹, wonach der Künstler seinen Tag strukturiert. In seiner Heimat ist die Serie Kult. »›Derrick‹ spielt genau in der Zeit, als ich in Deutschland lebte. Es erinnert mich an früher.« Ich biete ihm an, die DVDs der Krimiserie zu besorgen. Hugo lehnt dankend ab. Er möchte lieber überrascht werden, welche Folge auf dem öffentlich-rechtlichen Sender NRK wochentags um 17 Uhr gezeigt wird, dabei kocht er dann das Abendessen.

Im Alltag wohnt Hugo mit seiner Frau Mette, einer Lehrerin, in Steigen. Ihre Kinder sind längst aus dem Haus. Eine Stunde brauchen sie mit ihrem RIB (Rigid Inflatable Boat) über den Vestfjord. Das Schlauchboot benutzten Morten und er auch bei der Eishaijagd. Dieses Wochenende lauern sie jedoch auf andere Beute: Es findet die »VM i Skreifiske«, die Weltmeisterschaft im Kabeljauangeln, statt. Im Frühjahr schwimmt der Kabeljau von der Barentssee, Mortens Heimatregion, hinunter zu den Lofoten. Millionen Fische laichen dann in diesen Gewässern, sofern sie nicht vorher gefangen werden.

Skrei ist die norwegische Bezeichnung für den Winterkabeljau, es stammt von »å skride« ab, was so viel wie »schreiten« oder »wandern« bedeutet. Die WM interessiert nur Hobbyangler, die professionellen Fischer fahren in der Saison von Januar bis April morgens früh um fünf Uhr los, haben Netze und wagen sich bei sechs Meter hohen Wellen hinaus.

 

Die Skrei-WM

Am Morgen scheint die Sonne ins Fenster. Während Morten im Nebenzimmer schläft, brühe ich mir in der alten Küche einen Kaffee und schaue danach auf den Hafen. Die Fähre spuckt etwa 80 Menschen aus, ab mittags wird Skrova zur Partyhochburg der WM-Gäste. Im Vorjahr fand das Fest in Aasjordbruket statt. Einige klopfen an die große Holztür, doch dieses Mal bewirtet ein nahe gelegenes Lokal die Gäste.

Für die meisten Teilnehmer geht es vor allem ums Feiern. Firmen aus ganz Norwegen nutzen das Wochenende zum feuchtfröhlichen Teamgeist-Event. Sie kommen aus Oslo, Trondheim oder Tromsø und wippen in neongelb leuchtenden Sicherheitsanzügen zur Livemusik, bis die Fähre, ein RIB oder Helikopter sie wieder nach Svolvær bringt.

Viele Norweger sind eher zurückhaltend und benötigen eine Menge Alkohol, bevor sie aus sich herausgehen oder tanzen. Ein Mann auf der vollbesetzten Terrasse des Lokals scheint an diesem Mittag gute Vorarbeit geleistet zu haben: Der kräftige Kerl steht auf einem Tisch, zieht sein T-Shirt aus und singt lautstark zur Musik. Die Kollegen jubeln.

Mette hilft für einige Stunden ehrenamtlich an der Theke aus, Hugo und Morten stehen am Rand und beobachten skeptisch das Spektakel. Als Rheinländerin erinnert es mich an Karneval, wo so mancher schon morgens angetrunken ist und wir uns bei Minusgraden stundenlang draußen aufhalten. Bestimmt knutschen an diesem Tag auf den Lofoten auch einige, die zu Hause einen anderen Partner haben.

Irgendwann ergeben wir uns und trinken mit. Morten und Hugo treffen mehrere Bekannte, das ist auf einer Insel wie Skrova nichts Ungewöhnliches. Sogar ich kenne einen der Musiker. Wir sind uns ein halbes Jahr zuvor in Tromsø begegnet, wo seine Exfreundin mir ihre Stadt im hohen Norden zeigte. Norwegen ist zwar lang, aber es ist eben doch eine überschaubare Gesellschaft.

Rund 250 Menschen feiern an diesem sonnigen Mittag auf der Terrasse und im Lokal. Ein Mann torkelt auf mich zu und erzählt wild gestikulierend von der gestrigen Bootstour, er prahlt, wie groß der von ihm eigenhändig gefangene Kabeljau sei. Ich will ihn gerade auf ein buntes Gemälde hinweisen, das direkt hinter der Liveband an der Wand hängt. Es zeigt einen Pfeife rauchenden Seemann, sein Schiff und ein rorbu am Meer. Daneben steht: »Everybody is a fisherman until a real fisherman walks into the room.« Doch der Kabeljau-Angler hat plötzlich eine kichernde Frau am Haken beziehungsweise sie ihn, denn sie macht mit ihren Freundinnen einen Wettbewerb, wer die meisten Selfies mit den Gästen kriegt. Das Wetter wäre ideal für den geplanten Angelausflug, doch jetzt sind wir nicht mehr fahrtüchtig. Bevor wir am Nachmittag die Party verlassen, kauft Hugo in der Kneipe von einer befreundeten Familie zwei eingeschweißte Beutel mit einer weißen, glibberigen Masse. »Das sind Kabeljauzungen. Ich bereite sie uns heute Abend zu.« Die Zungen werden traditionell von Kindern ab sechs Jahren geschnitten, die so ihr erstes Geld verdienen. »Manche können sich am Ende der Saison sogar ein eigenes Boot leisten«, erzählt er.

Am Spätnachmittag, nachdem die Partyschwärme weitergezogen sind, kommt Mette nach Hause. Ich laufe mit ihr und ihrem Mischlingshund Skrubbi quer über die Insel zu einem einsamen Sandstrand. Wenn sie auf Skrova ist, geht die Endvierzigerin hier fast jeden Tag schwimmen. Sie ist Mitglied des Schwimmclubs Skraaven havsuleforening. »Skraaven ist ein alter Name für Skrova, unser Verein besteht nur aus Frauen«, sagt Mette und geht langsam in den Vestfjord. Sie nennen sich scherzhaft »die Badeschönheiten von den Lofoten«.

Wir treiben im circa vier Grad Celsius warmen Wasser und atmen die frische Luft ein. Seit ich denken kann, habe ich die Sehnsucht, am Meer zu leben. Das ist ein Grund, weshalb es mich immer wieder nach Island zieht, ein Land umzingelt vom Nordatlantik. Die Isländer brachten mir einst das winterliche Baden bei. Denn die Kälte ist ein echter Schock für unseren Körper und anfangs bleibt einem die Luft weg. Doch wenn man langsam ins Wasser geht und dabei ruhig atmet, gewöhnt man sich daran. Mittlerweile kann ich gut acht Minuten im eisigen Meer schwimmen. Mette ist beeindruckt, sie hüpft nur zwei Mal kurz hinein und spielt zwischendurch mit Skrubbi am Strand.

Unsere Körper glühen, wir fühlen uns beide wie neu geboren und spazieren bei Sonnenuntergang zu Aasjordbruket. Die Norwegerin erzählt ihrem Mann und Morten von unserer Tour. Zu diesem Zeitpunkt denken die drei vermutlich noch, ich sei seetauglich. Und auch ich bin vorsichtig optimistisch. Schließlich war ich bereits auf Angeltouren, wenngleich auf größeren Booten und in anderen Gefilden. Am nächsten Tag soll es endlich losgehen.

Hugo brät in der Küche die panierten Kabeljauzungen, dazu serviert er später Kartoffeln, Butter und knuspriges flatbrød. Letzteres ist ein auf einer Eisenplatte gebackenes, millimeterdünnes Fladenbrot. Und so genießen wir am Abend ein klassisches norwegisches Gericht aus lokalen Zutaten. Die panierten Zungen schmecken übrigens wie Fischstäbchen.

Das Leben auf den Lofoten klingt nach einer Idylle im Einklang mit der Natur, doch es ist bei Weitem nicht selbstverständlich. Während meines Aufenthaltes gibt es gerade Überlegungen, in der Region nach Öl zu bohren. In Svolvær dekorierten die Anwohner daher aus Protest ein Trockengestell mit dem Skrei so, dass darin in riesigen Lettern der Aufruf »no oil« zu lesen ist. Weitere Bohrungen in Norwegen, das in den vergangenen Jahrzehnten dank der Öl- und Gasfunde vor der Küste reich geworden ist, würden das Ökosystem zerstören, so die Kritiker – und in der Folge blieben die lukrativen Touristenströme aus. Wenn es nach Morten geht, sollte man Teile des Nordpolarmeeres in ein Schutzgebiet umwandeln. »Ich weiß, dass es schwer wäre, alle Anrainerstaaten dazu zu bewegen. Aber ich würde meinem Land dazu raten, mit der Fjordregion zu beginnen.«

In seinem Sachbuch und in kritischen Reportagen weist der Journalist regelmäßig auf die Bedrohungen der Meere hin, dabei legt er sich mit so manchem Konzern an. Morten ist Gegenwind gewohnt. »Ein weiteres Problem sind die Lachsfarmen«, sagt er. »Da die Fische oft von Läusen befallen sind, bekämpft man diese unter anderem mit Pestiziden, die die Fjorde verschmutzen. In Deutschland verkauft man den Lachs dann als ›biologisch‹, aber das ist eine glatte Lüge.« Er würde nie Zuchtlachs essen.

 

Dicht an dicht mit dem Skrei: Morten A. Strøksnes unter einem der Trockengestelle auf Skrova

Für den Moment haken wir das Thema Umweltschutz ab und tauschen uns über legendäre Seeungeheuer aus wie die knallrote Riesenseeschlange und über Plankton, das unter dem Mikroskop betrachtet zum Beispiel wie ein offenes Waffeleisen oder ein stacheliges Geschlechtsorgan aussieht.

Später stehen Morten und ich auf einer schmalen Holzbrücke, die das höher gelegene Haus mit der ersten Etage von Aasjordbruket verbindet. Über uns flackern die Nordlichter, unter uns baumeln ein Dutzend Stockfische, die Hugo vor einigen Wochen gefangen hat. »Am Meer habe ich ein Gefühl von Freiheit«, sagt der Autor, der mittlerweile im südlichen Oslo lebt. Obwohl die norwegische Hauptstadt am Fjord liegt, sieht er das salzige Wasser in seinem Viertel nicht. Auf Skrova vermisst er natürlich seine Freundin und den gemeinsamen Sohn, aber er liebt den Inselrhythmus. Zu dem gehören der ständige Blick auf den Ozean, die Wolken und den Online-Wetterbericht.

 

Die erste Mutprobe

Der dritte Tag kommt und Hugo prüft am Morgen die Vorhersage für die nächsten Stunden: Regen und starke Brise aus Südsüdost. Er ist nicht zufrieden. Von der geschützten Bucht aus wirkt der Vestfjord ruhig, doch durch sein Fernrohr sieht er, dass die Wellen draußen höher schlagen. Ich nutze die Zeit zum Lesen. »Das tiefe, salzige, schwarze Meer brandet uns entgegen, kalt und gleichgültig, ohne jede Empathie«, steht in Mortens Buch, »es kümmert sich nicht um unsere Ängste – und schon gar nicht um unsere Beschreibungen.« Er erzählt, wie sie bei der Eishaijagd einem Sturm trotzen und es gerade so schaffen, zurückzukehren.

Vielleicht ist es doch besser, wenn wir nicht rausfahren können, denke ich. Am Mittag beschließen sie, dass wir es probieren sollten. »Hugo kann das Meer lesen«, sagt Morten aufmunternd und packt die Angeln ins Boot. Wir tragen rot leuchtende Schutzanzüge, darunter mehrere Wollschichten. Ich versuche, mein Smartphone zu verstauen, und tippe aus Versehen auf ein paar Tasten. Kurz darauf klingelt es: »Hier ist die Polizei, Sie haben die Notrufnummer gewählt. Ist alles okay?« Ob das ein schlechtes Omen ist?

Nun geht es mit dem 14-Footer los, das größere RIB ist an diesem Wochenende zu Hause in Steigen geblieben. Anfangs sitze ich neben Morten auf der schmalen Pritsche, während Hugo vorne das offene Boot mit dem 30-PS-Außenbordmotor steuert. Sobald wir die Bucht verlassen, sehen wir die beachtlichen Wellen. Es geht vorbei an Schären und hinaus aufs weite Meer. Düstere Wolken hängen bleiern über uns, unter uns liegen rund 500 Meter Tiefe. Wir fahren auf die berühmte Lofotenwand zu, die Seefahrer fürchteten und Künstler zeichneten. Morten erinnern sie an ein »Gebiss aus schwarzen Haifischzähnen«. Jetzt bloß nicht an Haie denken.

Ich schaue Morten an, er lächelt kurz. Der Vestfjord hat seine Tücken. Die sich ständig verändernden Strömungen, Winde und Untiefen führen häufig zu einer unberechenbaren Mischung. In Küstennähe ist es oft gefährlicher als auf hoher See, unzählige Schiffe zerschellten an den Schären. Zum Glück kennt Hugo dieses Gebiet genau, auch wenn die Gischt gerade seine Nickelbrille beschlägt. Irgendwann stoppt er den Motor. Die beiden holen ihre Handangeln raus und werfen sie samt Plastikköder über Bord. Vielleicht haben die anderen uns ja etwas Skrei übrig gelassen.

Ich starre im kräftig schaukelnden Boot auf die Wellen. Es ist unglaublich, dass diese blaugraue Masse aus unzähligen Wassertropfen bestehen soll. Außer uns ist niemand draußen, die meisten liegen wohl noch verkatert im Bett. Wenn wir kentern, findet uns keiner. Ob diese Anzüge uns tragen?

Plötzlich sehe ich in der Ferne Stangen aus dem Wasser ragen. Unser Boot treibt langsam auf sie zu. Nach wenigen Minuten schauen sich die Freunde an. Kommentarlos ziehen sie die Angeln hoch, werfen den Motor an und kehren schnell um. Das ist der Moment, in dem ich mich auf den Boden hocke und an Mortens Bein klammere. In der Bucht von Skrova lasse ich langsam wieder los. Hugo erklärt, dass die Stangen Zeichen für unterirdische Gebirge seien und man dort sehr aufpassen muss, weil sie leicht den Motor oder das Boot beschädigen können. Außerdem zog der Himmel weiter zu.

Mit Aasjordbruket in unserem Blickfeld fängt es plötzlich an zu regnen. »Auf dem Meer sah ich die pure Angst in deinen Augen«, sagt Morten später. »Vielleicht sollte ich mich mal wieder daran erinnern, wie gefährlich es draußen sein kann.« Hugo betont, dass dieser Trip wirklich harmlos war. »Da habe ich schon viel Schlimmeres erlebt!« Morten nickt. Ich glaube es den beiden sofort. »Immerhin musste ich mich nicht übergeben«, sage ich. »Im Zustand der Panik wird man nicht seekrank«, antwortet Hugo und zerschmettert somit meine letzte Hoffnung, ein bisschen seetauglich zu sein.

Unser Gastgeber hat frischen Kabeljau im Kühlschrank und bereitet uns daraus später ein leckeres Abendmahl zu. Nach vier spannenden Tagen in Skrova geht es für mich zurück aufs Festland. Das Meer schert sich nicht um unsere Angst und um unsere Beschreibungen, doch wir lieben das Meer und können nicht genug davon bekommen.

 

Amundsen und sein Schiff Maud

Roald Amundsen hätte über meine Beschreibung des Angelausflugs vermutlich nur müde geschmunzelt, wenn überhaupt. In meinem Alter war er bereits ein erfahrener und erfolgreicher Polarforscher. Er hatte zum Beispiel als Erster die Nordwestpassage durchfahren und als Erster am 14. Dezember 1911 den geografischen Südpol erreicht. Der Norweger war ein umjubelter internationaler Star, er schrieb Bücher über seine Expeditionen und hielt weltweit Vorträge.

Zeit seines Lebens war Amundsen mutig, ausdauernd, rastlos – und er wusste den Moment zu nutzen. Während des Ersten Weltkriegs verdiente er mit Spekulationen ein Vermögen und investierte das Geld in den Bau eines neuen Forschungsschiffes. Sein Ziel: der Nordpol. Amundsen wollte also auch diesen Rekord für Norwegen holen.

Der erfahrene Seemann rechnete damit, dass die Segeltour durch den arktischen Ozean vier bis fünf Jahre dauern könnte. Schließlich würden sie größtenteils im Packeis driften. Bei der feierlichen Zeremonie in Vollen, einem Ort außerhalb von Oslo, das damals Kristiania hieß, taufte er den Dreimaster mit Eis. »Schon jetzt wirst du etwas von deinem richtigen Element fühlen«, sagte Amundsen an jenem Junitag. »Du bist für das Eis gebaut, du wirst deine beste Zeit im Eis verbringen, und dort sollst du deine Aufgaben lösen. Mit Erlaubnis unserer Königin taufe ich dich ›Maud‹.«

 

Historische Aufnahme von Maud in Vollen, wo sie einst gebaut und mit Eis getauft wurde

Als die Maud am 18. Juli 1918 den Hafen im nördlichen Vardø verließ, war sie der ganze Stolz des Landes. In der Seefahrt sind Schiffe traditionell weiblich. Und wie wir von Hugo wissen, sehen manche ihre Boote wie Familienmitglieder an. Mit acht weiteren Männern an Bord reiste Amundsen gen Norden, später kamen neue Besatzungsmitglieder und einige Hunde dazu. Voller Hoffnung starteten sie ihre neue Expedition.

Norwegen war seinerzeit einige Jahre von Schweden unabhängig, eine kleine Nation ohne große Reichtümer. Aber sie hatten mutige und abenteuerlustige Männer, allen voran den Ozeanografen Fridtjof Nansen. Der hochgewachsene Mann hatte bereits 1888 als Erster Grönland auf Skiern durchquert. Bei seiner Heimkehr im folgenden Jahr sollten ihn in der Hauptstadt über 60 000 Menschen jubelnd empfangen. Einer von ihnen war der 17-jährige Roald Amundsen. Der Festzug für Nansen mit Wikingerschiffen, Skiern und ausgestopften Eisbären beeindruckte den Teenager.

Seit seiner Kindheit wusste der Sohn eines Schiffsreeders, dass er eines Tages auf polare Touren gehen wollte. Er las akribisch die Berichte früherer Reisender, schlief zur Abhärtung im Winter bei offenem Fenster und fuhr stundenlang Ski. Anfang 1896 unternahm er mit seinem Bruder Leon kurz nach Neujahr eine riskante Skitour – sie wollten Hardangervidda, die größte Hochebene Europas, von Ost nach West kreuzen, verloren jedoch die Orientierung. Die Tage vergingen, und so wurde der Ausflug zum Überlebenskampf. Erschöpft und ausgehungert gruben sie sich in den Schnee ein, was Amundsen später als grauenhaften Eissarg bezeichnete. Nach drei Wochen gelang es den Brüdern, in die Zivilisation zurückzukehren. Es war die früheste Bewährungsprobe.

Bei seinen waghalsigen Reisen machte der ausgebildete Steuermann sich schnell einen Namen und so unterstützte ihn auch Nansen, der nach der Jahrhundertwende als Diplomat arbeitete. Der Ozeanograf gab ihm Tipps, verschaffte ihm Kontakte und erlaubte dem elf Jahre jüngeren Amundsen, sein Schiff Fram zu nutzen. Mit ihr war Nansen zuvor gen Nordpol gesegelt, doch das Eis hatte ihm den Weg versperrt. Immerhin erreichte er 1895 auf Skiern und mit Hundeschlitten 86° 14’ N. Damals der Rekord.

Eigentlich wollte Amundsen bei seiner Fram-Expedition den Versuch unternehmen, zum Nordpol zu gelangen. Doch als US-Amerikaner behaupteten, sie hätten diesen erreicht, und die Fachwelt ihnen zunächst glaubte, entschied der Seemann sich heimlich um. Dann eben zum Südpol!

Auch seine Crew informierte er erst bei einem Zwischenstopp über die neue Route. Er überließ es den Männern, ob sie weiterfahren oder von Bord gehen wollten. Alle blieben. Der Polarfahrer schickte schnell ein Telegramm an Nansen, dann entschwand er dem Kontakt zur Außenwelt. Ohne die Möglichkeiten der heutigen Kommunikationsmittel blieb Nansen im fernen Norwegen nichts anderes übrig, als es hinzunehmen.

Und so lieferte Amundsen sich mit dem Briten Robert Falcon Scott das berühmte Wettrennen zum südlichsten Punkt der Erde. Die beiden Teams waren auf unterschiedlichen Routen und Vehikeln unterwegs: Während Amundsen und seine vier Begleiter auf Hundeschlitten setzten, wählte Scott mit seinen Männern einen neuartigen Motorschlitten. Als die Briten am Ziel ankamen, stießen sie auf ein Zelt und einen Brief von Amundsen und erfuhren, dass die Norweger einen Monat zuvor dort gewesen waren. Auf dem Rückweg zum 1300 Kilometer entfernten Basislager starben Scott und seine Mitstreiter.

Abenteuer sind existenziell und brutal. Jeder Polarreisende musste damit rechnen, seine Familie nie mehr zu sehen. Dieses Mal war es für Amundsen und seine Männer gut ausgegangen. Nach einer Tour durch Süd- und Nordamerika feierten die Norweger ihre Polarhelden, wenngleich die Freude durch den Tod der Briten getrübt war.

Die Fram ging nach ihrer Weltreise von der Arktis bis zur Antarktis in den Ruhestand, die warmen Gewässer Südamerikas hatten das Holz angegriffen. Amundsen beauftragte den Reeder Christian Jensen aus Vollen mit dem Bau eines neuen Schiffes. Er sollte sich an der Fram orientieren, aber den Dreimaster bauchiger gestalten, was es leichter machen würde, dem permanenten Druck des Eises standzuhalten. Das neue Forschungsschiff war zudem etwas kleiner: 36,5 Meter lang und 12,3 Meter breit.

»An einem Junitag segelte die Maud aus dem Fjord, breit (…) und selbstsicher, aber als sie aus dem Blickfeld verschwand, war es schwierig, das Gefühl zu unterdrücken, dass sie nicht zurückkehren würde«, schrieb der Schiffsbauer Jensen in seinen Erinnerungen.

Die Expedition in den Norden sollte dramatisch und unberechenbar werden, wie alle Polarreisen jener Epoche. Doch dazu an einer anderen Stelle mehr.

Bei der Ankunft der Crew am 22. August 1925 in Nome, Alaska, warteten keine jubelnden Massen auf sie, sondern Gläubiger. Amundsen war bankrott und musste Maud verkaufen. Die Hudson’s Bay Company nutzte sie unter dem Namen Baymaud als Frachter für Holz und Ölfässer. In den kommenden Jahren war sie eine Radiostation und ein Lager an der Küste im kanadischen Ort Cambridge Bay, wo sie 1930 halb versank. »Sie kehrte nicht zurück, aber es ist beruhigend zu wissen, dass sie nicht vom arktischen Eis bezwungen wurde«, vermerkte Jensen im November 1933.

Die Maud hatte ihren Bootsbauer und ihren Chef Amundsen nicht enttäuscht. Sie war ein gutes Schiff. Es ist dem Polarreisenden sicherlich schwergefallen, seine treue Weggefährtin veräußern zu müssen. Mit seiner Vorhersage sollte er recht behalten: Maud würde die meiste Zeit im Eis verbringen. Wohl kaum einer ahnte, dass es fast 100 Jahre werden sollten – und dann so weit weg von ihrer Heimat.

 

Mammutprojekt »Maud returns home«

Doch drei Brüder wollen Maud nach Hause holen. Die Familie Tandberg stammt aus dem Ort Vollen und führt eine Immobilienfirma. Vor einigen Jahren erwarben sie Grundstücke in der kleinen Innenstadt von Asker, wo einst die Werft von Jensen lag. Sie wollten das kulturelle Erbe des Ortes bewahren und so belebten sie die aus Kostengründen auf Eis gelegten Pläne der Kommune, das legendäre Schiff zurückzubringen. Im Frühjahr 2011 kauften sie Maud für einen kanadischen Dollar.

Ein echtes Schnäppchen. Aber wie überführt man ein Schiff, das ein nationales Kulturgut ist, in die Heimat? Wie birgt man es aus dem Meer? Sie beauftragten den Künstler Jan Wanggaard, den sie seit ihrer Jugend kennen.

Jans Leben hat durchaus abenteuerliche Züge. In den Achtzigerjahren war er Weltmeister im Windsurfen. Keiner verstand die Wellen so gut wie der Norweger, er hätte eine große Karriere vor sich gehabt. Stattdessen suchte er lieber nach neuen geistigen Herausforderungen und studierte Kunst und Design in Newcastle upon Tyne. 1989 kam seine persönliche Wende. Jan kaufte auf den Lofoten am Rande des Dorfes Reine ein Holzhaus mit Blick aufs Meer und die schroffen Berge. Seit jeher zieht die Inselgruppe neben Fischern und Touristen auch Künstler an. Sie lieben die Freiheit, das einzigartige Licht und die existenzielle Natur.

 

Windsurfbrett, Segelschiff oder Ruderboot: Jan Wanggaard ist auf dem Meer in seinem Element

Sein Lebensmotto »panta rhei«, alles fließt, ist zugleich der Titel einer Dokumentation, die ihn bei einem seiner vorherigen Projekte begleitete. In einer Szene läuft Jan, Mitte 40, zügigen Schrittes einen steilen Berg hinauf, das letzte Stück rennt er. Oben angekommen blickt er auf das scheinbar endlose Meer und die umliegenden Inseln. »Alle, die sagen, der Weg sei das Ziel, haben nie das Gefühl erlebt, auf dem Gipfel zu sein«, sagt der Künstler und lächelt in die Kamera. Zu der Zeit baute er auf mehreren Inseln der Lofoten das Planetensystem im Maßstab 1:200 Millionen nach. Die Planeten werden dabei durch Steinkugeln dargestellt: Pluto wiegt nur wenige Gramm, während Jupiter mehrere Hundert Kilo schwer ist. Die Steine stehen zwischen den südlichen Inseln Moskenes und Værøy. Sein Haus in Reine war die Erde – der Ausgangspunkt.

Jan Wanggaard hat somit Erfahrung mit überdimensionalen Projekten. Inzwischen ist er Ende 50 und wohnt in Heggedal, einem Ort außerhalb von Oslo. Jan ist immer noch athletisch, unter dem verwaschenen T-Shirt schauen seine Armmuskeln hervor. Die Falten im Gesicht zeugen von langen Ausflügen in der rauen Natur.

Ich besuche ihn in seinem Atelier. Da der Norweger so lange auf den Lofoten gelebt hat, erzähle ich ihm von meinem Angelausflug ein Jahr zuvor, im Frühling 2016, und mache mich über meine Angst lustig. Doch überraschenderweise sagt er, dass so ein Ausflug tatsächlich gefährlich werden könne. Schließlich drücke die tückische Strömung die Boote mit aller Wucht gegen die Lofotenwand. Früher hatten die Fischer keine Motoren, sondern ruderten dann um ihr Leben. Zahlreiche Männer fanden vor dieser Küste ihr Seemannsgrab. Trotzdem zieht es auch den Exwindsurfprofi oft hinaus – sei es auf seinem Brett oder in selbst gebauten Kajaks und Wikingerbooten.

Heggedal liegt wenige Kilometer vom Oslofjord und von Vollen entfernt. Nach 16 Jahren am aufgewühlten Meer ist Jan wieder in seiner Heimatregion. Denn seit 2011 arbeitet er an dem Mammutprojekt »Maud returns home«. An der Wand seines Ateliers in einem einstigen Fabrikgebäude hängen Fotos des Schiffes Maud, von Amundsen und dessen Team.

»Manche glauben, Amundsen wollte nur Rekorde erzielen und unbedingt den Pol erreichen«, sagt Jan, »doch Maud war ein Forschungsschiff. Er hatte mit Harald Ulrik Sverdrup einen erfahrenen Wissenschaftler an Bord.« Der Ozeanograf Sverdrup untersuchte etwa die Gezeiten in der Arktis. Genügend Gelegenheiten hatte er: Nur wenige Wochen nach der Abfahrt kam das Team zehn Meilen östlich von Kap Tscheljuskin, an der nördlichsten Festlandstelle der Erde, zum Stoppen. Die Crew sollte fast ein Jahr dort bleiben. Während der Überwinterung 1918/19 verletzte Amundsen sich gleich mehrmals. »Zuerst stürzte er unglücklich auf seine Schulter, dann wurde er von einem Eisbär angegriffen und dabei am Rücken verletzt«, erzählt Jan, »und im Dezember desselben Jahres vergiftete er sich bei wissenschaftlichen Arbeiten mit Kohlenmonoxid. Man muss sehr willensstark sein, um das auszuhalten.«

Der Künstler schenkt uns Kaffee in Emailletassen ein, wie sie die damaligen Reisenden nutzten. Die Tasse und der Henkel werden so heiß, dass man sie kaum anfassen kann. Für arktische Expeditionen ein perfekter Handwärmer. Eines der Fotos an der Wand zeigt Amundsen lesend im Salon. Der Polarforscher hatte sich für die langen Wartezeiten eine beachtliche Bibliothek eingerichtet, und er schrieb ausführlich Tagebuch, wo er sich durchaus über seine Verletzungen beklagte.

Jan kennt jegliche Details von Mauds Route und er hat ebenso die Tagebucheinträge der Mitreisenden gelesen. Der Polarforscher war wie wohl alle Abenteurer ein eigenwilliger Charakter. So versuchte er im Mai 1920 ein Eisbärjunges, das er Marie nannte, zu zähmen. Irgendwann musste er einsehen, dass es ihm nicht gelang. Also erschoss er Marie, ließ sie später ausstopfen und so steht sie heute in Amundsens Wohnhaus Uranienborg am Bunnefjord.

Auch aktuellere Fotos von Maud hängen an der Atelierwand. Bei den Winteraufnahmen ragen lediglich einzelne Holzbalken aus der arktischen Eislandschaft, in der kaum etwas wächst. Im kurzen Sommer ist dann das gesamte Wrack sichtbar, das über 80 Jahre lang so im Wasser lag.

Der Künstler wird nie die erste Begegnung mit Maud im kanadischen Cambridge Bay vergessen. An einem Tag im August 2011 schwamm Jan auf das Schiff zu und berührte die Außenwand. »Sie fühlte sich weich und überwältigend an. Als ich hinunterschaute, sah ich ihren enormen Umfang«, sagt er und es rührt ihn immer noch, wenn er davon berichtet. »Dann kletterte ich auf das Schiff, winkte meinem Freund Dag zu und rief ›Es geht Maud gut, aber sie will nach Hause‹.«

Kurz darauf tauchten die beiden Männer hinab und fanden im Inneren neben verrosteten Maschinen und alten Kohlenstücken auch Wachskerzen. Jan geht nach hinten in den Lagerraum und kommt mit einer in rotes Leinentuch eingewickelten weißen Kerze zurück, die er wie einen Schatz in seiner Hand hält. Es kann natürlich sein, dass sie von den nachfolgenden Besitzern stammte, aber dies ist ebenfalls ein Teil von Mauds Geschichte. Zu der gehört auch, dass die einheimische Bevölkerung damals Teile als Brennholz nutzte.

Jan verbrachte ab 2011 jeweils mehrere Monate des Jahres in Cambridge Bay. Im Dorf wohnen knapp 1500 Menschen, die meisten sind Inuit. Der Norweger war neugierig, was die Anwohner mit Maud verbinden. »Einige entschuldigten sich bei uns, dass ihre Vorfahren das Schiff auseinandergenommen hatten«, erzählt Jan. »Doch ich konnte sie beruhigen. Amundsen hätte ihnen vergeben. Er war ein praktisch veranlagter Mann, der die Inuit für ihre Fähigkeit verehrte, in der Arktis zu wohnen.« Und das schließt mit ein, vorhandenes Material zu verwenden.

Während Amundsens vorheriger Reisen durch die Nordwestpassage von 1903 bis 1906 lernte er von Inuit, wie man in den kargen Landstrichen auch mithilfe lokaler Ressourcen überlebt. »Diese Fähigkeiten und Philosophie waren die Basis für seinen späteren Erfolg, etwa bei der Tour zum Südpol«, sagt Jan.

Die Philosophie ihres Projekts »Maud returns home« ähnelt der einer klassischen Polarexpedition: Dazu gehören ein kleines, gut ausgewähltes Team, akribische Vorbereitung und Recherche. Außerdem zogen sie zahlreiche Experten zurate. »Eigentlich hätte Maud längst im Hafen von Vollen liegen sollen, doch es gab einige Verzögerungen«, erzählt Jan und nimmt einen Schluck aus der nun kühleren Kaffeetasse. Ein solches Projekt braucht eben Zeit, wohlwollendes Wetter, eisfreie Gewässer und die richtigen Sponsoren. Zumindest Letzteres war von Anfang an geklärt. Finanziert wird es von der Firma Tandberg Eiendom, die für die Rückführung extra einen Schlepper kaufte. Sie tauften ihn Tandberg Polar.

Nun mussten sie herausfinden, worauf sie Maud transportieren konnten. Durch Zufall entdeckte Jan bei Finn.no, einer Art norwegisches eBay, riesige Pontons. Er verpasste ihnen zu Ehren von Mauds Schiffsbauer die Gravur »Chr. Jensen«, und so segelte das Team mit den Pontons im Schlepptau im Sommer 2014 von Vollen aus nach Cambridge Bay. Es war eine stürmische Überfahrt, die selbst die erfahrenen Seemänner an ihre Grenzen brachte.

Ein erster Bergungsversuch wurde durch das früh eintreffende Eis verhindert. Im Sommer 2016 gelang es schließlich, das Wrack mithilfe von 40 großen Säcken, die sie am Rumpf anbrachten und mit Druckluft füllten, anzuheben. Seitdem thront Maud auf den Pontons und wartet auf die Heimreise. Ein Gutes hat das kalte Klima: Eis und Brackwasser konservierten das Schiff, sodass es nicht wie viele andere Wracks von Würmern befallen war.

Jan zeigt mir auf seinem Laptop einige Fotos von der Bergung. Das rostig braune Schiffswrack mit den verbogenen Stangen und der Flagge, die ihren Namen trägt, hat schon etwas Majestätisches. Passend zur Benennung nach der damaligen norwegischen Königin.

Bei unserem Treffen steckt Jan gerade mitten in der Vorbereitung für den Rücktransport. Im Schlepptau der Tandberg Polar wollen sein Team und er diesen Sommer über den Atlantik bis an die Westküste Grönlands oder bis nach Russland gelangen. Den gesamten Weg nach Norwegen werden sie nicht schaffen. Wie weit sie kommen und welche Route sie segeln, weiß nur der Wind. Noch ist es über ein Jahr, bis sich am 18. Juli die Abreise von Maud zum 100. Mal jährt. Spätestens dann soll sie in Vollen einlaufen. Das Langzeitziel ist, dort ein Museum für das Forschungsschiff zu bauen.

Jan und sein Team haben sich am Anfang des Projekts bewusst bedeckt gehalten, denn sie wussten nicht, ob die Rückkehr tatsächlich gelingen würde. Mittlerweile erscheinen wenige Berichte in den einheimischen Medien, sie zeigen die spektakulären Bilder des Wracks in eisiger Umgebung. Jeder Norweger verbindet etwas anderes mit dem Nationalhelden Amundsen, und jeder hat seine eigene Theorie. »Manche denken, dass mit Maud in gewisser Weise auch Amundsen heimkehrt. Immerhin starb er 1928 bei einem Rettungsflug für den in Not geratenen italienischen Polarforscher Umberto Nobile auf hoher See und wurde nie gefunden.« Das war jedoch Tausende Kilometer entfernt.

Jan überlässt jedem, wie man Maud sieht und ob Amundsen dabei sein wird. Mit den Inuit sprach der Künstler ebenfalls darüber, was Maud für sie symbolisiert. Sie glauben, dass Dinge eine Seele haben können. An einem Tag in Cambridge Bay hatte Jan ein bemerkenswertes Erlebnis. Eine Inuit-Frau fragte ihn, welcher Vogel für ihn den Polarforscher verkörpere. Er nannte den Raben. »Kurz darauf kreiste plötzlich ein Rabe über uns. Er blieb und flog nicht mehr weg.« Der Rabe steht in der nordischen Mythologie für Weisheit, Odin hatte stets zwei auf seiner Schulter. Und manche glauben, der Rabe sei der Geist eines Toten.

Für den Moment verabschieden Jan und ich uns an diesem Tag in Heggedal. Seit ich das Foto von Maud auf dem Eis gesehen habe, möchte ich sie unbedingt kennenlernen. Jan sagt, ich könne ihn und sein Team gerne in Cambridge Bay besuchen und sie bei den Vorbereitungen begleiten. Mit Herzklopfen fahre ich nach Oslo.