Ich bin nicht dein Sonnenmädchen - Maren Böck - E-Book

Ich bin nicht dein Sonnenmädchen E-Book

Maren Böck

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Beschreibung

Kathi reist mit ihren zwei besten Freundinnen nach dem Abitur für ein Jahr nach Amerika. Sie lernt dort sehr bald Will, einen jungen, gutaussehenden Mann kennen und verliebt sich sofort in ihn. Während Kathis Umfeld nach und nach seltsame und beängstigende Verhaltensweisen an Will erkennt, ist diese zunächst blind dafür. Als sich jedoch die Ereignisse überschlagen und Kathi versucht mit Will Schluss zu machen, kann dieser die Trennung nicht akzeptieren. Bald wird ihr klar, dass Will nicht nur eine traumatische Vergangenheit hat, sondern auch, dass er, um vor seiner Vergangenheit zu fliehen, nicht davor zurückschreckt über Leichen zu gehen.

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Seitenzahl: 233

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Maren Böck

Ich bin nicht dein Sonnenmädchen

© 2020 Maren Böck

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-11088-5

Hardcover:

978-3-347-13351-8

e-Book:

978-3-347-11090-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dn-b.de abrufbar.

Für Julia und Natascha, ohne die dieses Buch nie entstanden wäre.

Und für Sabrina, die mich immer zum Schreiben ermutigt hat (u.a. auch ihre Aufsätze).

Kapitel 1

„Aber pass ja auf dich auf, okay? Und ruf an, sobald du angekommen bist.“ Lächelnd schaute Kathi in die besorgten Gesichter ihrer Eltern und umarmte sie ganz fest. Sie hatten sie zum Flughafen gefahren und auf dem Weg dorthin nochmal versucht Kathi davon zu überzeugen, nicht nach Amerika zu gehen. Kathi verstand ihre Sorge, aber sie war nun mal erwachsen und konnte ihre Entscheidungen selbst treffen.

Sie war zwar auch traurig, dass sie ihre Eltern und den kleinen Bruder so lange nicht sehen würde. Aber noch mehr freute sie sich auf die aufregende Zeit, die sie in Los Angeles erwarten würde. Sie hatte ein wirklich hartes Jahr hinter sich und verdiente es, endlich wieder glücklich zu sein.

Sie hatte sich selbst wegen des Abiturs so viel Stress gemacht, dass sie sich immer weniger auf das Lernen konzentrieren konnte und heftige Schlafstörungen entwickelte. Ihre Eltern machten sich zunehmend Sorgen, weil sich Kathi immer mehr zurückzog und ihren Eltern gegenüber zunehmend feindseliger wurde. Als sie auch noch alle ihre sozialen Kontakte abbrach beschlossen ihre Eltern, sie ins Krankenhaus zu bringen und dort entschied der Arzt, sie in die Kinder- und Jugendpsychiatrie einweisen zu lassen. Schnell war klar, dass Kathi eine Psychose entwickelt hatte und medikamentös behandelt werden musste. Kathi blieb dort zwei Monate und ihr Zustand wurde dank der Medikamente und der Gespräche immer besser. Die Schule erlaubte ihr, die Abiturprüfungen nachzuholen und Kathi bestand alle.

Allerdings hatte sie nun kaum noch Freunde, da sie ihre sozialen Kontakte nicht gerade freundlich abgebrochen hatte. Außerdem wollten einige ihrer früheren Freunde auch nicht mit einem „Psycho“ befreundet sein, wie viele Kathi mitteilten.

Ihre einzigen Freundinnen, die ihr noch geblieben waren, waren Juna und Lucy. Die drei waren von klein auf befreundet, da auch ihre Eltern schon lange befreundet waren und so fühlte es sich wie eine Familie an.

Kathi freute sich, zusammen mit den Zwillingen nach Amerika zu fliegen, dort ein Jahr zu verbringen und auch zusammenzuwohnen. Alle drei hatten schon immer davon geträumt, einmal nach Amerika zu gehen, und sparten schon seit Jahren dafür.

„Und du hast sicher genug Medikamente dabei?“, fragte Kathis Mutter besorgt. „Du weißt, dass du sie unter keinen Umständen absetzen darfst.“

„Ja Mama, wir haben sie doch gemeinsam fünf Mal abgezählt“, sagte Kathi etwas genervt.

„Juna, Lucy, ihr passt doch auf mein kleines Mädchen auf und erinnert sie an die Medikamente, sollte Kathi sie mal vergessen.“

Kathi verdrehte die Augen, während die Zwillinge Kathis Mutter versicherten, dass sie gut auf sie aufpassen würden.

„Jetzt müssen wir aber wirklich durch den Sicherheitscheck. Wir wollen ja nicht unseren Flug verpassen. Außerdem muss ich mir noch was zu essen kaufen“, sagte Lucy nervös.

„Wieso denn das? Glaubst du, dass wir in Amerika nichts zu essen bekommen?“, meinte Kathi verdutzt.

„Nein, aber das Essen im Flugzeug schmeckt bestimmt ekelhaft. Wir haben einen langen Flug vor uns und wollen ja nicht verhungern.“

Dann umarmte Kathi zum bestimmt zehnten Mal ihre Eltern und die drei liefen in Richtung Sicherheitscheck.

Kapitel 2

Der Flug war lang und anstrengend. Das Essen war wirklich nicht gut und Kathi und Juna waren richtig dankbar, dass Lucy so reichlich eingekauft hatte.

Der Flug verlief ganz gut, wenn man davon absah, dass Lucy und Juna eine Chipstüte so umständlich aufrissen, dass sie den gesamten Inhalt auf den Boden beförderten und dafür einen sehr strafenden Blick von der Stewardess mit dem aufgesetzten Lächeln bekamen. Allerdings war dann das Lächeln so gut wie verschwunden, als Lucy und Juna begannen, sich lauthals zu streiten und immer lauter wurden. Die Stewardess hatte versucht die Angelegenheit zu klären, war von den beiden aber total ignoriert worden. Kathi war das so peinlich, dass sie sich auf die Toilette verzog. Als sie dann dachte, dass sich Lucy und Juna wohl wieder beruhigt hatten, wollte sie die Tür aufmachen und rausgehen, allerdings wollte die Tür nicht so, wie sie es wollte. Da konnte Kathi noch so sehr rütteln, sie bekam sie nicht auf. Da sie aber nicht den Rest des Fluges in einer Toilette verbringen wollte, hämmerte sie mit beiden Fäusten gegen die Tür, bis ein netter Steward ihr erklärte, wie man die Toilettentür richtig aufmachte.

Endlich landete ihre Maschine und Kathi, Lucy und Juna nahmen ihr Gepäck und stiegen aus. Sie waren müde, da sie alle kaum geschlafen hatten und genau so sahen sie auch aus.

„Oh man, wenn ihr euch sehen könntet“, lachte Kathi. „Ihr seht total fertig aus.“

„Sind wir ja auch“, antwortete Lucy und fuhr sich durch die etwas verstrubbelten Haare.

„Ich glaube, ich sehe auch nicht besser aus, oder?“, Kathi nahm lachend einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche und versuchte ihre Haare ein wenig zu ordnen.

„Jetzt kommt schon, eure Haare könnt ihr auch noch später richten.“ Juna zog die beiden mit sich. „Holen wir erst mal unsere Koffer.“

Sie gingen zur Gepäckausgabe und warteten ungeduldig auf ihr Gepäck. In der Halle war viel los, Leute aus aller Welt warteten auf ihr Gepäck. Staunend schaute Kathi sich um, sie hatte noch nie so viele unterschiedliche Menschen auf einem Haufen gesehen.

„Kathi, wenn du weiter mit offenen Augen schläfst, verpasst du deine Koffer zum dritten Mal. Sie sind schon mindestens zwei Mal auf dem Fließband vorbeigefahren.“ Lächelnd drehte Kathi sich zu Juna um, die sie ungeduldig an der Schulter gezogen hatte.

„Sorry, ich bin nur so sprachlos, ich kann noch gar nicht glauben, dass wir drei in Amerika sind.“

„Kein Problem, du bist immer noch besser als Lucy. Sie meint, sie hätte da hinten einen Hotdog-Stand gesehen und will uns jetzt unbedingt amerikanisches Fast Food vorstellen. Schauen wir mal lieber, wo sie bleibt, bevor sie noch weiß ich was kauft.“

Lachend zog Kathi ihre Koffer vom Fließband und stapelte sie auf ihrem Gepäckwagen. Die zwei versuchten sich schnell durch die Menge zu kämpfen, was überhaupt nicht leicht war, da einfach zu viele Menschen in der Halle waren. Endlich hatten sie den Ausgang erreicht, als sie auch schon Lucy zurückkommen sahen.

„Und, hast du deine Hotdogs gefunden?“, lachte Kathi.

„Ja, und die hier sind für euch. Ich sag euch, die sind köstlich. Der Hotdog-Verkäufer hat gesagt …“

„Behalte das für dich“, unterbrach sie Juna.

Etwas beleidigt gab Lucy die zwei Hotdogs, die sie in der anderen Hand hielt, an Kathi und Juna weiter. Erwartungsvoll schaute sie sie an. Sie wollte jetzt wenigstens wissen, ob die Hotdogs schmeckten.

„Hm, die sind ja echt gut. Gehen wir, oder?“, fragend schaute Juna die zwei an.

„Ja, nehmen wir ein Taxi und fahren zu unserer Wohnung. Ich kann es echt nicht glauben, unsere eigene Wohnung.“ Kathi strahlte. „Und später schauen wir uns mal ein bisschen in der Stadt um, wir müssen ja noch Essen einkaufen, sonst haben wir heute kein Abendessen mehr.“

„Und nicht zu vergessen kein Mittagessen“, fiel ihr Juna ins Wort.

Lachend schoben die drei ihre Koffer zum Flughafenausgang und hielten Ausschau nach einem Taxi.

„Mann, gibt es hier viele Taxis, ich habe schon mindestens zehn gezählt, und das allein am Flughafen.“ Geräuschvoll brachte Juna ihren Gepäckwagen zum Stehen. „Hey, ich glaube, das Taxi da hinten hat uns gesehen. Es kommt zu uns.“

Tatsächlich bewegte sich eines der vielen Taxis zu ihnen herüber und Kathi, Lucy und Juna luden ihr Gepäck in den Kofferraum und sahen während der Fahrt neugierig aus dem Fenster.

„Hier ist es ja so schön“. Kathi konnte den Blick gar nicht mehr von dem Fenster abwenden. „Und hier werden wir leben!“

Das Taxi wurde langsamer und fuhr an den Rand.

„So, hier ist die Endstation. Soll ich Ihnen noch beim Ausladen des Gepäcks helfen?“, grinsend schaute der Taxifahrer sie an.

„Nein danke, das schaffen wir allein, wie sind stärker als wir aussehen“, lachte Kathi und gab dem Taxifahrer das Geld, das sie ihm schuldeten.

„Na dann rufen wir jetzt mal Mrs. Miller an, die uns die Wohnung vermietet. Sie hat ja gesagt, dass wir einfach anrufen sollen, wenn wir angekommen sind, da sie nur fünf Minuten von hier entfernt wohnt.“ Kathi kramte ihr Handy hervor und wählte Mrs. Millers Nummer.

„Hallo? Ja, hier ist Kathi. Wir sind gerade angekommen … Sie kommen? Okay, vielen Dank, bis gleich.“ Sie steckte ihr Handy wieder ein und tatsächlich kreuzte fünf Minuten später Mrs. Miller auf. Sie war eine recht kleine, etwas fülligere Frau Mitte 40 mit bunt geschminktem Gesicht und rot gefärbten Haaren.

„Hallo meine Lieben.“ Überschwänglich begrüßte sie die drei. „Na, wie war der Flug?“

„Er war gut, keiner von uns ist schlecht geworden und all unsere Koffer sind auch angekommen“, lächelnd schüttelte Kathi Mrs. Miller die Hand.

„Oh, euer Englisch ist sehr gut“, lobte sie.

„Vielen Dank“, verlegen fuhr sich Kathi durch ihre blonden Haare, die nach dem langen Flug ganz furchtbar aussahen.

„So, dann zeig ich euch mal eure Wohnung. Wie ihr wahrscheinlich wisst, ist das hier ein sehr neues Gebäude mit insgesamt 15 Wohnungen. Sieben davon sind schon bewohnt, ihr seid nun die Achten, die hier einziehen.“ Kathi, Juna und Lucy folgten Mrs. Miller, die gerade die Tür aufgeschlossen hatte. Die Wohnung war im zweiten Stock und mit einer Mischung aus Gelb und Orange gestrichen. Es gab zwei Zimmer, ein großes Wohnzimmer und ein kleines Schlafzimmer, in das geradeso drei Betten und ein großer Schrank passten. Gleich neben dem Schlafzimmer befand sich das Bad, in dem es zwei Spiegel gab, wie die Mädchen erleichtert feststellten. So konnten sich immerhin zwei Mädchen gleichzeitig fertigmachen.

Im Wohnzimmer standen eine große Couch, ein Sessel und ein kleiner Tisch mit vier Stühlen. Es gab auch einen kleinen Fernseher und auf den Couchtisch hatte Mrs. Miller eine Vase mit frischen Blumen gestellt.

Klar, die Wohnung war klein und es würde am Anfang bestimmt gewöhnungsbedürftig sein, sich das Schlafzimmer zu dritt zu teilen. Aber den Mädchen stand eben auch nur ein recht begrenztes Kapital zur Verfügung. Sie hatten die letzten Sommerferien genutzt, um bei einem Ferienjob am Band zu arbeiten, und auch neben der Schule hatten sie abends gekellnert. Trotzdem mussten sie etwas auf das Geld achten, da sie ja ein ganzes Jahr bleiben wollten. Umso erleichterter waren sie, dass die Wohnung schon so gut eingerichtet war. Die Möbelstücke waren bunt zusammengewürfelt, aber gerade das gefiel Kathi sehr gut, da es einen gewissen Retro-Charme ausstrahlte.

Mrs. Miller führte sie durch die Wohnung, plapperte munter vor sich hin und erzählte ihnen allerlei Anekdoten aus ihrem Leben. Die drei waren von dem langen Flug sehr müde und hofften sehnsüchtig darauf, dass Mrs. Miller, so nett sie auch war, bald ging, damit sie schlafen konnten.

„Die Wohnung ist echt toll“, sagte Kathi. „Und ich hatte echt nicht damit gerechnet, dass sie schon so gut eingerichtet sein würde. Vielen, vielen Dank. Und danke auch für die schönen Blumen.“

„Sie haben sich sicher große Mühe gemacht und das sieht man auch“, meinte Juna und Lucy nickte zustimmend.

Dankend lächelte Mrs. Miller. „Es freut mich, dass sie euch gefällt. Die Wohnung ist zwar klein, aber ich bin mir sicher, dass ihr euch hier sehr wohl fühlen werdet. Braucht ihr sonst noch irgendeine Hilfe? Ich kann euch zeigen, wo der nächste Supermarkt ist, dann könnt ihr noch einkaufen gehen.“

„Das wäre nett. Aber machen sie sich nicht so viele Umstände. Es reicht, wenn sie uns den Weg zum Supermarkt beschreiben.“ Schnell kramte Juna eine Karte aus einem ihrer Koffer und hielt sie Mrs. Miller hin.

„Okay, so geht’s auch.“ Mrs. Miller erklärte ihnen, wo der Supermarkt war und wie sie am schnellsten dorthin kamen. Außerdem zeigte sie ihnen auf der Karte noch etliche andere wichtige Gebäude und ihre Lieblingscafés. Schließlich ging Mrs. Miller, aber nicht ohne ihnen vorher noch zu versichern, dass sie sie jederzeit anrufen konnten, wenn sie was brauchten.

„Und Kathi, sag deinen Eltern doch bitte einen lieben Gruß von mir. Und ich habe mich sehr gefreut, die kleine Tochter von Jana einmal kennenzulernen.“

Kathis Mutter Jana war Amerikanerin und hatte Mrs. Miller dort bei ihrem gemeinsamen Studium kennengelernt. Seitdem schrieben sie sich oft E-Mails und Kathi und ihre Freundinnen konnten dankbar sein, dass Jane Mrs. Miller kannte. Denn Mrs. Miller vermietete ihnen die Wohnung um einiges billiger, als sie es gewöhnlich tun würde.

„Sie ist so nett und mit der Wohnung haben wir richtig Glück gehabt“, sagte Juna mit einem strahlenden Gesicht.

„Da hast du Recht, wollen wir später noch in die Stadt gehen?“, fragend schaute Lucy die anderen an.

„Auf jeden Fall. Aber davor muss ich noch einen kurzen Powernap machen, ich bin todmüde. Und danach würde ich gerne noch duschen und mich ein bisschen frisch machen. Außerdem sollte ich auf jeden Fall meine Eltern anrufen, das hätte ich schon viel früher machen sollen. Die warten sicher schon ewig auf meinen Anruf.“ Kopfschüttelnd nahm Kathi ihr Handy und wählte die Nummer ihrer Eltern. Lucy nahm auch ihr Handy hervor und winkte Juna zu sich, damit sie mithören konnte. Kathis Eltern hörte man richtig an, dass sie schon lange auf den Anruf gewartet hatten, und daher erzählte Kathi ihnen schnell, dass sie gut gelandet waren und ihnen die Wohnung sehr gut gefiel, richtete noch Mrs. Millers Gruß aus und legte dann seufzend auf. Hoffentlich waren ihre Eltern jetzt etwas beruhigt, Kathi hatte keine Lust, ihnen von jetzt an jeden Tag versichern zu müssen, dass es ihr gut ging.

„Fertig. Mann, sind meine Eltern besorgt um mich. Aber gut, ich bin die Erste im Bad!“ Ohne eine Antwort abzuwarten rannte Kathi in Richtung Bad und schlug die Tür hinter sich zu.

„Hey!“, schrie ihr Lucy hinterher.

„Das hat ihr nicht viel gebracht, sie wird früher oder später merken, dass im Bad noch keine ihrer Sachen sind, wir haben ja noch nichts eingeräumt und ihre Koffer stehen hier.“ Lachend deutete Juna auf Kathis Koffer. Grinsend schauten sich die Zwillinge an.

„Hey! Kann mir mal jemand meine Koffer bringen?“, ertönte es da auch schon aus dem Bad.

Kapitel 3

Nachdem sie sich geeinigt hatten, wer zuerst ins Bad durfte, waren sie schließlich fertig, um in die Stadt zu gehen. Frisch geduscht und gut gelaunt schlossen sie die Wohnungstür hinter sich und liefen die Treppe hinunter.

„Ist mein neues Kleid nicht suuuper schön?“ Strahlend deutete Lucy auf ihr Kleid und drehte sich für die beiden einmal im Kreis. Das Kleid war hellblau, was ihre blauen Augen sehr schön betonte.

„Und wie, das ist echt super süß, hattest du das schon einmal an?“ Kathi schaute sie bewundernd an. Sie selbst hatte sich für eine einfache Jeans entschieden und bereute es, nicht auch etwas Leichteres angezogen zu haben, da das Wetter sehr warm war.

„Jetzt werde mal nicht eingebildet, Schwesterchen“, zog Juna sie lachend auf.

Sie konnten zu Fuß in die Innenstadt gehen, da ihre Wohnung zum Glück sehr zentral war. Zuerst gingen sie in einige Klamottenläden und Kathi kaufte sich ein neues Top, das im Angebot war und ihr wirklich sehr gut stand. Lucy kaufte sich ein paar neue High Heels, da sie ihre in Deutschland vergessen hatte, und Juna kaufte sich eine neue Jeans mit Kunstlöchern. Danach gingen sie zu dem Supermarkt, den Mrs. Miller ihnen beschrieben hatte, und kauften alles Nötige für die erste Woche ein.

Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich war es schon Abend und ihre Mägen fingen protestierend an zu knurren. Es war eine Ewigkeit her, dass sie etwas gegessen hatten.

„Leute, wartet mal, ich habe einen riesigen Hunger und da hinten ist ein Restaurant. Wollen wir nicht schnell was essen und dann nach Hause gehen? Ich bin völlig fertig und für heute haben wir ja echt genug gesehen.“ Demonstrativ deutete Lucy auf ihren Magen, der genau in dem Moment knurrte.

„Ja, ich muss meiner Schwester ausnahmsweise zustimmen. Ich bin auch völlig fertig. Und einen Hunger habe ich … Bin mal gespannt wie das Essen hier schmeckt, bis jetzt kenne ich ja nur amerikanisches Fast Food.“ Lachend hakte sich Juna bei den beiden ein und zog sie zügig zu dem Restaurant mit dem Namen „Sunshine Place“.

Das Restaurant war schön und einladend eingerichtet. An verschiedenen Stellen im Raum waren Blumen, an den Wänden hingen Bilder von alten Stars und von jetzigen, die schon im „Sunshine-Place“ gewesen waren. Die Tische und Stühle waren aus hellem Holz und auf jedem Tisch war eine rotweiß gestreifte Tischdecke und eine Vase mit einer Blume darauf.

Die Mädchen entschlossen sich, sich an die Theke zu setzen, da das Lokal sehr gut besucht und somit sämtliche Tische belegt waren.

Lächelnd kam eine Kellnerin, die ungefähr im selben Alter wie die drei war, auf sie zu. Sie hatte dunkelblonde Haare, die ihr bis zu den Schultern gingen, und trug ein kariertes Hemd, das alle Kellnerinnen hier trugen.

„Hallo ihr drei, was darf ich euch bringen?“, begrüßte sie sie herzlich.

„Hallo, also ich nehme eine Cola und zum Essen … Hmm … Ich nehme einen Cheeseburger“, sagte Lucy und Juna schloss sich ihr an. Nur Kathi, die Vegetarierin war, entschied sich für den Gemüseburger. Juna bemerkte lachend, dass sie nun doch wieder Fast-Food essen würden. Die Kellnerin kam nach kurzer Zeit mit drei riesigen Burgern wieder und wünschte ihnen einen guten Appetit.

„Oh du meine Güte, sind die riesig!“ Staunend starrte Kathi ihren Teller an.

„Ja, da hätte wohl eine Portion für uns alle gereicht.“ Lachend biss Juna in ihren Cheeseburger. „Hmm. Aber gut ist er.“

„Seid ihr Touristen?“ Neugierig schaute die Kellnerin die drei an. Sie bereitete gerade die Getränke für einen anderen Tisch vor und hatte gemerkt, dass die Mädchen sich untereinander nicht mehr auf Englisch unterhielten.

„Ja, wir kommen aus Deutschland und sind heute für ein Jahr hierhergezogen, um ein bisschen zu arbeiten und das Land zu erkunden“, antwortete Lucy mit vollem Mund.

„Ach cool! Und wie gefällt es euch bisher hier in Amerika?“, fragte die Kellnerin lächelnd. „Ich bin übrigens Jojo bzw. Joana. Falls ihr mal Lust habt, könnte ich euch ein paar coole Bars und Clubs zeigen und euch sozusagen in das Nachtleben hier einführen.“

„Das wäre ja super!“, rief Juna begeistert. „Und du arbeitest hier?“

„Nein, ich steh hier nur aus Langeweile rum, könnte mir keinen besseren Zeitvertreib vorstellen“, sagte Jojo sarkastisch und lachte dann. „Ihr Deutschen stellt Fragen.“

„Hey, nicht alle Deutschen sind so wie Juna“, lachte nun auch Lucy. „Sie ist nur ein schlechtes Beispiel.“

„Sei mal lieber nicht so frech, Schwesterchen“, spielerisch boxte Juna ihr in den Arm.

„Und wie heißt ihr?“, fragte Jojo neugierig.

„Ich bin Lucy, das ist meine minderbemittelte Schwester Juna und das ist unsere beste Freundin Kathi.“ Lachend stellte Lucy die drei vor und streckte Juna die Zunge raus.

Plötzlich stand noch ein Mädchen, das Jojo wie aus dem Gesicht geschnitten war, an ihrem Tisch.

„Jojo, darf ich schon Feierabend machen? Ich bin total fertig und die meisten Leute werden sicher bald gehen.“ Bettelnd schaute das Mädchen Jojo an.

„Ja klar, Ann. Ich schaffe den Rest auch alleine. Das ist meine Schwester Ann, sie ist schon 25 und könnte schon längst irgendwo studiert haben, aber bisher hat sie immer alles abgebrochen und kam hier her zurück. Worüber ich mich natürlich sehr freue.“ Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange, doch Ann verrollte nur ihre Augen.

„Unserem Dad gehört der Laden hier.“ Sichtlich stolz legte Jojo einen Arm um ihre Schwester.

„Ja, und du wirst für immer hier versauern, während ich es gar nicht erwarten kann, hier weg zu kommen“, sagte Ann und schüttelte Jojos Arm ab.

„Du könntest dir ja auch einen richtigen Job suchen, der dir Spaß macht und nicht illegal ist. Und wenn du hier so unglücklich bist, dann zieh doch in eine andere Stadt.“

„Ja, das mach ich auch, sobald ich genug Geld habe.“

„Schön dich kennenzulernen, Ann“, sagte Lucy lächelnd, doch Ann schaute sie nur kurz abschätzend an und verschwand. Jojo sah ihrer Schwester besorgt nach und schüttelte dann den Kopf.

„Sorry Leute, sie ist nicht immer so.“

„Was macht sie denn Illegales?“, fragte Juna neugierig.

„Sowas fragt man doch nicht!“, zischte Lucy ihre Schwester an.

„Alles gut, es ist sowieso fast überall im Nachtleben bekannt. Sie dealt mit Drogen. Mir sagt sie, dass sie nur Gras verkauft, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie auch richtig harte Sachen wie LSD oder Koks verkauft. Wir haben uns schon sehr oft darüber gestritten, aber da könnte ich genauso gut gegen eine Wand reden.“

„Oh, das tut mir leid“, sagte Kathi betroffen.

Alles gut. Also mein Angebot steht, euch hier ins Nachtleben einzuführen, ihr braucht euch nur zu melden. Und wisst ihr was, ich lade euch für morgen hier zum Frühstück ein. Ich muss euch Deutschen ja unsere amerikanische Gastfreundlichkeit beweisen.“ Jojo schrieb ihre Handynummer auf einen Zettel und reichte ihn den dreien. Begeistert bedankten sich die Mädchen, sie konnten kaum glauben, dass sie an ihrem ersten Tag schon so jemand Nettes kennengelernt hatten.

Auf dem Heimweg beeilten sich die drei, nach Hause zu kommen. Es war mittlerweile schon dunkel geworden und sie sehnten sich alle nach ihrem Bett.

„Mann, haben wir ein Glück!“, jubelte Kathi. „Jojo ist echt so nett!“

„Ja, das kannst du laut sagen“, stimmte Juna ihr glücklich zu.

„Kann ich machen“, lachte Lucy und rief lauthals in die Nacht hinein: „Ich bin so unglaublich glücklich! Danke, Amerika!“

Zu Hause angekommen, wuschen sie sich und fielen auch schon total fertig ins Bett. Es war ein anstrengender und langer Tag gewesen, aber das Beste war, es war nur der erste von noch so vielen Tagen.

Kapitel 4

Kathi rieb sich verschlafen die Stirn, wo kam nur dieses grässliche Piepsen her?!

Verwirrt schaute sie sich im Zimmer um, bis sie endlich begriff, wo sie war. Und dann wusste sie auch, was piepste, es war ihr Handywecker, den sie am Abend zuvor noch gestellt hatte. Schnell machte sie ihn aus und huschte ins Bad, bevor die zwei anderen ihr zuvorkommen konnten. Allerdings war die Gefahr nicht sehr groß, da die zwei tief und fest schliefen und auf das Klingen des Weckers nicht einmal reagiert hatten.

Nachdem sie geduscht, angezogen und fertig gerichtet war, versuchte sie verzweifelt Juna und Lucy aus dem Bett zu bekommen. Es war bereits acht Uhr und sie waren für neun Uhr bei Jojo zum Frühstück eingeladen.

„Aufwachen ihr Langschläfer!“, rief Kathi und rüttelte an Lucys Schulter. „Hey! Wollt ihr den ganzen Tag verschlafen?“ Kathi lief rüber zu Junas Bett, um nun sie wachzurütteln, doch diese zog nur verärgert ihre Decke über den Kopf.

„Wir sind zum Frühstück eingeladen und wenn wir zu spät kommen, werden wir wohl nie wieder irgendwohin eingeladen.“ Genervt hatte Kathi Junas Bettdecke weggezogen. Juna schimpfte zwar noch leise vor sich hin, stand aber endlich auf.

„Viel Glück, meine Schwester weckt so schnell nichts auf. Da muss schon ein Weltwunder passieren.“ Kopfschüttelnd betrachtete sie Lucy, die immer noch schlief oder zumindest so tat.

„Das bekomme ich schon hin“, meinte Kathi und rief: „Lucy, schau mal wer da ist, das ist ja Will Mayn!“

„Sehr witzig“, grummelte Lucy und richtete sich auf. „Schade eigentlich, den würde ich definitiv nicht von meiner Bettkante stoßen“, grinste Lucy verschmitzt.

Kathi schüttelte den Kopf, sie kannte Will Mayn nur von den Erzählungen der Zwillinge. Laut deren Beschreibung war Will ein sehr erfolgreicher sowie auch ein sehr gut aussehender Unternehmer Ende 20. Außerdem war er der absolute Frauenschwarm, feierte die krassesten Partys und schleppte eine Frau nach der anderen ab. Kathi konnte Lucys Begeisterung bezüglich Will nicht wirklich nachvollziehen. Klar, er sah gut aus und hatte Unmengen an Geld, aber ansonsten schien er sich wie ein Arschloch zu benehmen.

Während Juna und Lucy sich stritten, wer als erste ins Bad durfte, schaute Kathi neugierig aus dem Fenster. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien und es war nicht eine Wolke am Himmel zu sehen. Deshalb hatte sich Kathi heute auch für ein Top und einen kurzen Rock entschieden. Sie lief zu ihrem Koffer, der bisher nur halb ausgepackt war. Sie hatten zwar alle angefangen, ihre Klamotten einzuräumen, waren aber noch lange nicht fertig. Kathi kramte in ihrem Koffer, bis sie ihr geliebtes Armkettchen gefunden hatte. Das Kettchen war aus Silber und es hingen ein kleines Herz und eine kleine silberne Gitarre daran. Sie streifte das Armband über ihr Handgelenk. Ein Glück, dachte sie, dass ihre Arme so dünn waren, so musste sie den Verschluss nie auf- und zumachen.

Dann schaute sie auf die Uhr und erschrak, es war bereits halb neun! Kathi rannte in das Schlafzimmer der Mädchen, wo sich Juna und Lucy gerade um einen Gürtel stritten.

„Das ist mein Gürtel!“

„Nein meiner, Omi hat ihn mir geschenkt, erinnerst du dich?“, funkelte Lucy sie an.

„Sie hat ihn mir geschenkt!“

„Oh Mann, Leute!“ Kathi verdrehte die Augen. „Ich habe auch noch ein paar Gürtel. Eine von euch kann einen von mir haben. Wir müssen uns jetzt echt beeilen.“

„Ja, okay“, murmelte Lucy und folgte Kathi zu ihrem Koffer, den diese schon nach ihren Gürteln durchwühlte. Lucy vermied eigentlich Streit, wo es nur ging, und sie und Juna waren auch ein Herz und eine Seele, aber trotzdem kam es eben manchmal zu kleinen Auseinandersetzungen.

Um kurz nach neun Uhr standen die Mädchen vor dem „Sunshine-Place“ und spazierten fröhlich hinein. Sie wollten gerade zur Theke laufen, als sie Jojo von einem Tisch aus winken sahen.

„Da seid ihr ja endlich!“, rief sie ihnen auch schon lachend entgegen. „Und ich dachte, die Deutschen wären immer pünktlich.“

„Wir sind doch nur zehn Minuten zu spät.“ Lachend zeigte Juna auf die Uhr, die über der Tür hing. „Also echt, ich dachte Amerikaner wären nicht so pingelig.“ Spielerisch enttäuscht schüttelte sie den Kopf.

„Also ich will eure Unterhaltung ja nicht stören, aber ist das da unser Tisch?“, mit gierigem Blick starrte Lucy zu einem Tisch, der mit Früchten, Brötchen, Pfannkuchen, gebratenen Eiern und Speck gedeckt war.

„Klar, das ist er. Ich hoffe ich habe ein bisschen euren Geschmack getroffen.“

„Und wie!“ Die drei stürmten auf den Tisch zu und da Kathi die schnellste war, sicherte sie sich den besten Platz. Lachend kamen auch die anderen und setzten sich dazu.

„Typisch Kathi, sucht sich den besten Platz aus, obwohl der eigentlich mir gehören sollte.“ Kopfschüttelnd setzte sich Juna neben sie.

„Gar nicht typisch! Ich war bloß schneller. Außerdem, wer pennt, der flennt“, grinste Kathi Juna an. „Oder nicht?“

„Ich habe nicht gepennt!“ Empört schaufelte sich Juna Rührei auf ihren Teller. „Lucy gib mir doch bitte mal das Salz.“

„Klar hier hast du es. Ach übrigens, Jojo, steht dein Angebot eigentlich noch, dass du mit uns feiern gehst?“

„Klar, wenn ihr wollt gleich heute Abend“, lachte Jojo.

„Oh, sehr gerne“, sagte Kathi mit einem Leuchten in den Augen. „Dann kann Lucy ihre neuen High Heels ausprobieren.“

„Genau, die sind so schön, die musst du sehen, Jojo. Aber sie sind auch ziemlich hoch. Ich hoffe mal, dass ich nicht hinfalle …“ Kichernd biss Lucy in ihr Brötchen. „In welche Clubs hast du denn vor uns zu schleppen?“

„Hmm, also ich dachte wir gehen ins Fantastical. Wenn wir Glück haben, treffen wir dann auch ein paar Promis. Der Club ist nämlich richtig angesagt“, meinte Jojo und die Mädchen quatschten noch eine Weile darüber, was sie anziehen könnten, bis sie alles aufgegessen hatten und fast platzten.

„Und übrigens, ich habe gestern noch mit meinem Vater geredet. Er braucht nämlich zufälligerweise noch ein paar Kellnerinnen. Also wenn ihr Lust habt …“

„Wirklich?!“ Vor Freude fiel Kathi Jojo um den Hals. „Du bist echt die Beste! Wieso bist du nur so nett zu uns? Ich glaube, wir haben das gar nicht verdient.“