Ich liebte dich gestern schon - Drucie Anne Taylor - E-Book

Ich liebte dich gestern schon E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Lorelai Dale ist nicht mehr die Frau, die sie einst war. Die Gefühle für Mase Carter haben sie auch nach Jahren der Trennung nicht losgelassen. Um ihr Gewissen zu erleichtern, nimmt sie die Einladung zur Hochzeit seiner Schwester an, um ihm endlich zu sagen, warum sie die Beziehung damals beendet hat. *** Mase Carter wollte sie immer nur vergessen, doch konnte er es nie. Nach ihr hat es keine Frau gegeben, die sich einen Platz in seinem Herzen sichern konnte, da es nach wie vor für sie schlägt. Als Lorelai ihm auf Vadas und Jacksons Hochzeit über den Weg läuft, wird er von den Gefühlen, die er so lange unterdrückt hat, übermannt. Doch ein letztes Geheimnis stellt die beiden vor eine harte Probe. Werden sie ihre zweite Chance nutzen können oder wird das Schicksal sie endgültig voneinander trennen?

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Ich liebte dich gestern schon

DRUCIE ANNE TAYLOR

ANGELWING VERLAG

Copyright © 2019 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Julia Dahl

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

Dieses Buch ist für alle mutigen Menschen, die Tag für Tag kämpfen und sich nicht unterkriegen lassen.

Inhalt

Vorwort

1. Lorelai

2. Mase

3. Lorelai

4. Mase

5. Lorelai

6. Mase

7. Lorelai

8. Mase

9. Lorelai

10. Mase

11. Lorelai

12. Mase

13. Lorelai

14. Mase

15. Lorelai

16. Mase

17. Lorelai

18. Mase

19. Lorelai

20. Mase

21. Lorelai

22. Mase

23. Lorelai

24. Mase

25. Lorelai

26. Mase

27. Lorelai

28. Mase

29. Lorelai

30. Mase

31. Lorelai

Epilog

Ein weiteres großes Danke…

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Playlist zum Buch

Dieses Buch

»Liebst du mich?«

»Ich liebte dich gestern schon, tue es heute noch und morgen wieder.«

Lorelai Dale ist nicht mehr die Frau, die sie einst war. Die Gefühle für Mase Carter haben sie auch nach Jahren der Trennung nicht losgelassen. Um ihr Gewissen zu erleichtern, nimmt sie die Einladung zur Hochzeit seiner Schwester an, um ihm endlich zu sagen, warum sie die Beziehung damals beendet hat.

Mase Carter wollte sie immer nur vergessen, doch konnte er es nie. Nach ihr hat es keine Frau gegeben, die sich einen Platz in seinem Herzen sichern konnte, da es nach wie vor für sie schlägt. Als Lorelai ihm auf Vadas und Jacksons Hochzeit über den Weg läuft, wird er von den Gefühlen, die er so lange unterdrückt hat, übermannt.

Doch ein letztes Geheimnis stellt die beiden vor eine harte Probe. Werden sie ihre zweite Chance nutzen können oder wird das Schicksal sie endgültig voneinander trennen?

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Viele von euch haben sich die Geschichte von Mase und Lorelai gewünscht. Ich habe viele Nächte damit verbracht, sie zu schreiben, um den beiden ihre zweite Chance zu ermöglichen.

In diesem Buch geht es um eine Krankheit, gegen die sehr viele Menschen kämpfen. Wenn du damit nicht zurechtkommst, bitte ich dich, von der Geschichte Abstand zu nehmen.

Ich möchte dich bitten, dieses Buch nicht zu spoilern, denn es wäre unfair, anderen Menschen auf diese Weise die Freude an der Geschichte zu nehmen.

Alles Liebe,

Deine Drucie

EINS

Lorelai

Meine Tränen tropften auf das Briefpapier und verwischten die Tinte. Mase Carter war meine erste große Liebe und ich hatte ihm das Herz gebrochen, weil ich ihn verlassen hatte, nun wollte ich mich mit einem Brief an ihn entschuldigen, aber mir fielen einfach nicht die richtigen Worte ein. Er kannte den wahren Grund für die Trennung bis heute nicht.

Ich zerknüllte den Brief, den ich Mase geschrieben hatte, und warf das Papierknäuel ins Kaminfeuer. Vielleicht sollte ich aufgeben und mein Geheimnis mit ins Grab nehmen. Meine erste große Liebe war sowieso nicht mehr an mir interessiert. Bestimmt war er schon längst verheiratet, denn keine Frau konnte ihm lange widerstehen. Früher war es jedenfalls so.

»Die Post ist da, Lorie.«

Ich hob den Blick vom leeren Briefbogen und sah meine Schwester an. »Ist etwas Wichtiges dabei?«

»Nein.«

»Etwas für mich?«

»Ja, ein Brief von einem Jackson Barnes.« Sandra kam zu mir und reichte mir das Kuvert. »Wer ist das?«

»Ein alter Freund von Mase.« Ich öffnete den Umschlag und holte eine Karte heraus, die ich interessiert las. »Das ist eine Einladung zu einer Hochzeit.«

»Wer heiratet denn?«

»Jackson Barnes und eine Vada Simmons heiraten.« Ich überlegte krampfhaft, wer Vada Simmons war. »Moment mal, er heiratet Mase' jüngere Schwester«, stieß ich überrascht aus. »Warum laden die beiden mich denn zu ihrer Hochzeit ein?«

Sandra zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Hast du Jackson nach der Trennung von Mase noch mal gesehen?«

»Wir sind uns auf dem Campus noch ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber wir haben nach der Uni keinen Kontakt gehalten.«

»Mhm.« Meine Schwester setzte sich zu mir auf die Couch. »Wirst du hingehen?«

»Das wäre keine gute Idee.«

»Weil Mase dort sein wird?«

»Richtig«, ich nickte und rieb mir die Augen. »Ich kann ihm nicht unter die Augen treten.«

»Warum nicht?«

Ich seufzte schwer. »Ich traue mich nicht.«

Sandra schnaubte. »Du versuchst seit Monaten, ihm einen Brief zu schreiben. Es wäre wesentlich einfacher, mit ihm zu reden.«

»Nein, wäre es nicht. Er wird mich verurteilen, weil ich ihn damals betrogen habe.«

»Weiß er das gar nicht?«, hakte sie irritiert nach.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe es ihm nie gesagt, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte, immerhin war er mit dem Kerl befreundet.«

Sie grummelte etwas Unverständliches. »Und jetzt willst du die Einladung ignorieren?«

»Das habe ich vor.«

»Lorie, vielleicht ist das deine letzte Chance, mit Mase reinen Tisch zu machen. Du solltest diese Gelegenheit nutzen, statt dir für den Rest deines Lebens Vorwürfe zu machen«, sagte Sandra ernst. »Und du weißt genau, dass wir beide nicht wissen, wie lange das ist.«

»Ich habe Angst.« Kaum ausgesprochen biss ich mir auf die Unterlippe.

»Ich weiß, aber du warst auch immer diejenige, die ihre Ängste überwunden hat. Du hast Mase nie vergessen, also kneif die Arschbacken zusammen und fahr nach Dahlonega.«

»Ich schaffe die weite Strecke nicht mehr.«

»Dann fahre ich dich. Es sind nur etwas mehr als 80 Meilen dorthin.«

Ich gab einen frustrierten Laut von mir. »Ich habe nichts zum Anziehen, denn ich war noch nie auf einer Hochzeit.« Unsicher rieb ich meinen Nacken. »Außerdem weiß ich nicht, warum Jax mich eingeladen hat. Es ist Jahre her, dass wir uns gesehen haben.« Ich holte tief Luft. »Wir sind ja nicht einmal befreundet.«

»Jackson heiratet Mase' jüngere Schwester, nicht wahr?«

»Ja, wieso?«

»Vielleicht war sie diejenige, die dir diese Einladung geschickt hat.«

»Das glaube ich nicht. Ich habe sie nie kennengelernt und kann mir nicht erklären, warum sie mich bei ihrer Hochzeit dabei haben möchte.«

»Vielleicht geht's Mase genauso wie dir und er konnte dich auch nie vergessen.« Sie seufzte, dann sah sie mich entschieden an. »Lorie, du wirst diese Hochzeit besuchen, verstanden?«

»Ja, verstanden«, gab ich klein bei, denn ich wusste, dass ich nicht gegen meine Schwester ankommen würde.

* * *

ZWEI

Mase

Meine kleine Schwester heiratete meinen besten Freund.

Heute.

Nicht nur, dass meine Nichte eigentlich seine Tochter war, er hatte Vada noch mal geschwängert, nun hatte ich auch noch einen Neffen. Ich musste mich immer noch mit dem Gedanken anfreunden, dass die beiden ein Paar waren, auch wenn ich schon fast ein Jahr Zeit dafür gehabt hatte, um mich daran zu gewöhnen. Ich freute mich für die beiden, dennoch war die Situation gewöhnungsbedürftig. Oder ich konnte mich einfach nicht mit ihr anfreunden, weil ich immer noch einsam war.

Vada war furchtbar aufgeregt, obwohl es ihre zweite Hochzeit war. Sie wollte keine Brautjungfern, aber Jax einen Trauzeugen, weshalb Vada schließlich Willow, mit der sie sich inzwischen besser verstand, gebeten hatte, ihre erste und einzige Brautjungfer zu sein.

»Wie sehe ich aus?«, fragte Jackson, der seine dunkelblonden Haare zu einem Messiebun gebunden hatte.

Ich hob eine Augenbraue. »Du siehst aus wie ein Hipster, den man zu einem Anzug gezwungen hat.«

Er lachte. »Kann ich deine Schwester denn so heiraten?«

»Davon gehe ich aus.«

Mein bester Freund verdrehte die Augen. »Ich hätte nicht gedacht, dass Vada und ich diesen Schritt mal gehen würden.«

»Du warst doch derjenige, der ihr den Antrag gemacht hat«, sagte ich irritiert.

»Und ich hatte fest mit einem Nein gerechnet.«

»Jax, ihr habt zwei gemeinsame Kinder. Ihr beide habt eine Menge durchgemacht, um hierhin zu kommen, also solltest du jetzt keine kalten Füße bekommen.«

Er legte den Kopf schief und musterte mich aus seinen blauen Augen. »Ich bekomme keine kalten Füße. Ich liebe Vada und ich weiß, dass du dich irgendwann auch noch an diesen Gedanken gewöhnen wirst.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Wollen wir es hoffen.« Anschließend grinste ich ihn an.

Jax lachte leise. »Ich habe jahrelang auf diesen Moment gewartet, Alter, ich werde sicher nicht abhauen und sie und die Kinder im Stich lassen.«

Ich schnalzte mit der Zunge und formte eine Pistole mit den Fingern, wie wir es als Kinder immer getan hatten, und tat so, als würde ich die Waffe wegstecken. »Das wollte ich hören.« Ich ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, ihr hattet es schwer und ihr liebt euch, aber wenn du ihr wehtust, werde ich dir die Beine brechen. Diesmal werde ich es wirklich tun, Jax.«

Er lachte auf und schloss mich in seine Arme. »Ich weiß.« Jax klopfte mir ebenfalls auf die Schulter. »Danke für alles, Mase.«

»Wofür auch immer.«

»Für Vada und dafür, dass du auf sie aufgepasst hast.«

Ich löste mich von ihm und musterte ihn. »Ich würde alles für sie und die Kinder tun, das weißt du.«

Er schenkte mir ein Lächeln. »Und dafür danke ich dir.«

Es klopfte. »Jackson, es sind nur noch fünf Minuten, ihr solltet in die Kapelle gehen«, sagte Harold, sein Dad, der auch Vada und mir oftmals ein Vater gewesen war.

»Wir kommen«, erwiderte Jackson und deutete zur Tür. »Jetzt wird's ernst.«

»Dann verheiraten wir euch beide mal.« Ich grinste ihn an. »Wehe, du haust ab«, warnte ich ihn dann etwas ernster.

Jackson stieß mir seinen Ellenbogen in die Rippen. »Hör auf, so einen Blödsinn von dir zu geben, du alter Spinner.«

Ich lachte gezwungen. Im Gegensatz zu ihm wäre ich abgehauen, denn ich dachte nicht im Traum daran, mich ewig zu binden. Die Frau, die ich je wirklich geliebt hatte, hatte mich ohne Vorwarnung in den Wind geschossen und mir damit das Herz gebrochen. Ich führte Jackson zur Kapelle, allerdings wartete ich mit Willow vor der Tür.

Jackson zögerte einen Moment. »Sind ja ziemlich viele Leute da drin.«

»Du musst doch wissen, wie viele ihr Gäste eingeladen habt«, meinte Willow mit einer gehobenen Augenbraue. »Also los, rein mit dir.« Sie lachte leise. »Du bist nur halb so aufgeregt wie Vada.«

»Sie bekommt aber keine kalten Füße, oder?«, fragte er beinahe panisch und mit großen Augen.

»Quatsch, jetzt geh schon«, antwortete sie und schubste ihn zur Tür.

Ich deutete in die Kapelle. »Mach schon, Jax.«

»Bin schon weg.« Er räusperte sich, straffte die Schultern, dann betrat er das kleine Gotteshaus.

»Das wäre schon mal geschafft«, sagte Willow und atmete tief durch. »Was hältst du davon, dass die beiden heiraten?«

»Was ich davon halte, ist unwichtig. Wichtig ist, dass sich die beiden lieben.«

»Ich hätte nicht gedacht, dass es mal so weit kommen würde«, fuhr sie fort.

»Ich auch nicht, allerdings habe ich auch nicht gewusst, dass Lynn seine Tochter ist.«

»Ich auch nicht. Dad und Vada haben wirklich lange geschwiegen.«

Ich nickte zustimmend.

»Mase?«

Ich drehte mich zu meiner Schwester um und staunte. »Du siehst wundervoll aus.«

Ihr blondes Haar war hochgesteckt, ihre grünen Augen strahlten und das Kleid stellte ihr erstes Hochzeitskleid in den Schatten. Es war viel prinzessinnenhafter als das andere. »Danke.« Sie kam zu mir und umarmte mich. »Für alles, Mase.«

»Wieso dankt mir heute jeder?«, wollte ich irritiert wissen.

»Weil du es verdienst«, antwortete sie leise und drückte mich noch ein wenig fester.

»Kann ich jetzt endlich losgehen, Mommy?«, wollte Lynn, die neben uns stand, wissen.

»Nein, Baby, erst mal gehen Mase und Willow, dann du und dann kommen Grampa und ich.«

Lynn machte ein unzufriedenes Gesicht. »Dann sollen sie jetzt aber auch gehen.«

Vada löste sich kichernd von mir. »Geht schon, sonst stürmt sie die Kapelle.«

Ich nickte ihr zu, dann bot ich Willow meinen Arm an.

Sie hakte sich bei mir ein, wir wandten uns der Tür zu und betraten die Kapelle. Wir gingen das Mittelschiff entlang, dabei glitt mein Blick ein wenig über die Gäste. Die Hälfte der Anwesenden waren irgendwelche ehemaligen Kommilitonen von Jackson, weitere waren Einwohner Dahlonegas, wiederum andere waren Bekannte von Vada und den Rest kannte ich nicht.

Wir erreichten den Altar und ich trat an Jacksons Seite, nach uns kam Lynn das Mittelschiff entlang. Sie streute die Blumen und dann setzte auch schon die Musik ein. Die beiden hatten sich kein klassisches Stück ausgesucht, sondern eine Piano Version von It's All Coming Back To Me Now von Meat Loaf. Ohne Gesang natürlich.

Vada wurde von Harold in die Kapelle gebracht.

»Wow!«, entfuhr es Jackson, der sie gebannt ansah, bis sie vor ihm stand.

»Hi«, wisperte sie, als Harold ihm ihre Hand übergeben hatte.

* * *

Die beiden waren Mann und Frau und verließen vor Willow und mir die Kirche. Harold kümmerte sich um Lynn und Mason, während die beiden mit der Kutsche zu dem Saal fuhren, in dem die Hochzeitsfeier stattfinden sollte.

Plötzlich erstarrte ich und blieb wie angewurzelt stehen.

»Was ist los?«, wollte Willow wissen.

Ich schüttelte den Kopf. Ihren Anblick musste ich mir eingebildet haben. »Nichts, alles gut.« Ich führte Willow zu meinem Mustang und öffnete ihr die Beifahrertür. »Steig ein.«

»Danke.«

* * *

Eine Viertelstunde später waren wir im Festsaal angekommen. Vada hatte sich eigentlich eine Hochzeit im Freien gewünscht, jedoch hatte es in den letzten Wochen so viel geregnet, dass Jackson es irgendwie geschafft hatte, noch einen Saal zu organisieren. Es war stressig, die ganze Planung umzuwerfen, aber es war besser so.

Ich setzte mich an den Tisch, an dem später auch das Brautpaar Platz nehmen würde, und ließ mir einen Whisky bringen. Mein Blick schweifte durch den Saal; ich konnte es mir nicht eingebildet haben, sie zu sehen. Sie musste hier irgendwo sein, weshalb ich die Augen offenhielt.

Als Jackson und Vada wenig später den Saal betraten, applaudierten die Gäste für sie. Was lange währte, war endlich gut geworden und ich freute mich für die beiden, allerdings suchte ich immer noch nach Ihr. Ich hatte sie nie vergessen können, obwohl es schon fast acht Jahre her war, dass sie mich in den Wind geschossen hatte. Und dann sah ich sie. Sie trug ein zartrosafarbenes Kleid und ihre nachtschwarzen Haare hatte sie aufwendig hochgesteckt. Sie war immer noch so schön wie damals – nein, sie war sogar schöner. Ich trank den Whisky in einem Zug leer, orderte einen weiteren und betrachtete sie aus der Ferne.

Lorelai schaute sich um und sah direkt zu mir. Sofort wandte sie den Blick ab und spielte mit einer Locke, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, aber ich wusste nicht, ob es an der Wiedersehensfreude oder der Wut lag, die ihre Anwesenheit in mir auslöste. Vielleicht war es auch keine Wut, sondern Enttäuschung. Ja, die musste es sein, denn ich hatte mich seither gefragt, warum Lorie mich verlassen hatte.

»Hey«, sagte Vada strahlend, als sie und Jackson an den Tisch kamen.

»Hey«, erwiderte ich finster, ohne den Blick von Lorelai abzuwenden.

»Wohin guckst du denn?« Vada sah in die gleiche Richtung. »Wer ist das?«

»Lorelai Dale«, antwortete ich.

»Die Lorelai Dale?«

Ich nickte. »Hast du sie eingeladen?«

»Nein.«

»Das war ich«, mischte sich Jax ein.

Ich schaute zu ihm. »Warum?«

»Weil ich mich immer gut mit ihr verstanden habe.«

»Du weißt, dass sie mich damals grundlos abserviert hat«, wandte ich enttäuscht ein.

»Ja, aber das ändert nichts daran, dass ich mit ihr befreundet war«, entgegnete Jackson schulterzuckend.

»Hast du schon mit ihr gesprochen?«, wollte meine Schwester wissen.

Daraufhin schüttelte ich den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«

»Dann geh zu ihr«, sagte sie und legte ihre Hand auf meine. »Vielleicht bekommst du heute die Antworten auf die Fragen, die du dir seit Jahren stellst.«

»Verzichte.«

Vada seufzte schwer. »Okay.«

Wunderbar, ich hatte die Braut enttäuscht, schlimmer konnte es heute nicht mehr werden.

* * *

DREI

Lorelai

Er hatte mich gesehen und seitdem spürte ich seinen Blick auf mir.

Hätte ich doch nur nicht auf Sandra gehört!

Sie hatte mich in diese Situation gebracht und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen soll. Zwar hatte sie mich hergefahren, war aber selbst nicht geblieben, weil sie der Meinung war, dass sie nichts bei der Hochzeit von Fremden zu suchen hatte. Vada war auch eine Fremde für mich, dennoch war ich hier.

Allein.

»Hi«, sagte jemand.

Ich hob den Kopf. »Oh hallo, Spencer.« Ich schluckte den Kloß hinunter, der sich unweigerlich in meinem Hals gebildet hatte und gegen meine Kehle drückte.

»Schätze, wir wurden an den Tisch für diejenigen, die keine Begleitung haben, gesetzt.«

»Kann sein.« Ich trank einen Schluck Wasser. »Wie geht's dir?«

Er lächelte mich an. »Ich kann nicht klagen, und dir?«

»Ich könnte auf ganz hohem Niveau klagen, aber ich will nicht.« Die Kopfschmerzen, die ich seit heute Morgen hatte, brachten mich beinahe um. Eigentlich hatte ich sie ständig, aber heute waren sie besonders schlimm. Ich warf einen Blick in die Handtasche, die Sandra mir geliehen hatte, und atmete erleichtert auf, als ich die Schmerztabletten sah. Ich nahm meine übliche Dosis heraus und spülte sie mit einem großen Schluck Mineralwasser herunter.

»Hast du Schmerzen?«, fragte Spencer mit einer gehobenen Augenbraue. »Das ist ein verdammt starkes Mittel.«

»Sieht so aus, hm?«, gab ich mich desinteressiert.

»Du hast da wirklich eine ziemlich hohe Dosis genommen«, stellte er fest. Er hatte wie ich Medizin studiert und ich war mir sicher, dass er inzwischen promoviert hatte.

»Ich weiß, aber es sind auch starke Schmerzen.«

»Mhm«, machte Spencer nachdenklich.

Ich erhob mich. »Ich brauche einen Moment an der frischen Luft.« Vor meinen Augen tanzten schwarze Punkte und ich wusste, dass mein Kreislauf rebellierte, weil ich seit Tagen kaum etwas gegessen hatte. Aber wegen der Medikamente war mir ständig speiübel. Die vielen Düfte, die von den zahlreichen Parfüms herrührten, taten wie die schwüle Hitze ihr Übriges.

»Soll ich dich begleiten?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, bleib sitzen.« Dann wandte ich mich ab und ging auf eine der großen geöffneten Terrassentüren zu. Draußen schien die Sonne, doch die Luft war drückend. Ich war mir sicher, dass es heute noch regnen würde, aber die Terrasse war überdacht. Langsam ging ich bis zur steinernen Balustrade und stützte mich mit beiden Händen darauf ab. Schwer atmend schloss ich die Augen und versuchte, den Druck auf meiner Brust niederzukämpfen.

»Lorelai?«

Ich drehte mich etwas zu schnell um. »Mase«, stieß ich überrascht aus. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir folgen würde. »W-wie geht's dir?«

Er kam zu mir und lehnte sich seinerseits gegen die Steinmauer. »Ganz gut und dir?«

»Ich habe Kopfweh«, antwortete ich leise und atmete tief durch. »Ich hoffe, dass die Tabletten gleich wirken.«

Mase nickte langsam. Er betrachtete mich, weshalb mir flau im Magen wurde. »Was hast du so getrieben?«

»Ich arbeite in der Kinderarztpraxis meiner Tante.«

»Du bist Kinderärztin?«

»Nicht direkt. Ich bin noch im Praktikum und werde bald zum Krankenhaus in Atlanta wechseln.« Ich sah in seine grünbraunen Augen. »Was hast du so gemacht?«

»Ich bin zur Feuerwehr gegangen.«

»Du hast deinen Traum erfüllt«, stellte ich fest und konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. »Das freut mich für dich.«

Mase schnaubte, aber sicher nicht, weil er sich amüsierte, so gut kannte ich ihn. »Und mich erst.«

»Hör zu, ich weiß nicht, warum die beiden mich eingeladen haben, aber wenn du willst, dass ich gehe, bin ich sofort weg.«

Mase atmete tief durch. »Es gibt nur eines, das ich will.«

»Und das wäre?«

In seinem schwarzen Anzug sah er unglaublich gut aus. Aber schon damals mochte ich es, wenn er sich schick kleidete. Er kam sich dabei allerdings immer verkleidet vor. »Antworten, Lorelai, ich hätte gern ein paar Antworten.«

»Auf welche Fragen?«, wollte ich wissen und wich seinem prüfenden Blick aus.

»Ich denke, das weißt du.«

Daraufhin räusperte ich mich. »Du willst wissen, warum ich mich damals von dir getrennt habe, nicht wahr?«

»Das ist eine von vielen Fragen, die ich mir seither stelle, ja.«

»Das ist nicht der richtige Ort, um Vergangenes aufzuarbeiten, Mase«, sagte ich leise und wandte mich ab.

Er ergriff mein Handgelenk. »Sprich mit mir.«

Tränen traten in meine Augen. »Wir können uns ein ander Mal treffen, okay? Ich möchte dir nicht die Hochzeit deiner Schwester versauen.«

»Das hat dein Auftauchen schon erledigt.«

Ich entzog ihm meinen Arm, ließ die Schultern hängen und seufzte schwer. »Das habe ich verdient.«

»Es tut mir leid, Lorelai, ich bin einfach total überfordert damit, dich hier zu treffen.«

Ich holte tief Luft. »Ich habe dich verlassen, weil ich dich betrogen habe.«

Mase' Gesichtszüge entgleisten, er ließ seine Hand sinken und sah mich perplex an.

»Es war ein Fehler, aber ich habe mich so sehr geschämt, dass ich es dir nicht sagen konnte.« Ich schluckte. »Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe.«

»Du hast mir nicht bloß wehgetan, Lorelai. Du hast mir das Herz gebrochen.«

»Lebwohl, Mase.« Ich ging zurück in den Festsaal.

»Da bist du ja wieder«, sagte Spencer und lächelte mich an.

»Mhm.« Ich starrte das Tischtuch an und hoffte darauf, dass Sandra mich bald abholen würde. Die Bombe war geplatzt, zumindest die erste, und ich war mir sicher, dass ich Mase heute zum letzten Mal in meinem Leben gesehen hatte.

* * *

Als jemand gegen ein Glas klopfte, drehte ich mich halb auf meinem Stuhl, um zu sehen, wer das Wort ergreifen wollte. Es war Mase, der in die Runde lächelte, jedenfalls tat er das, bis sein Blick auf mich fiel. »Liebe Familie, Freunde und alle anderen, die ich noch nie zuvor gesehen habe«, begann er und ein Lachen ging durch den Saal. »Was lange währt, wird endlich gut. Meine Schwester und Jackson haben geheiratet. Und ich wette, ich bin nicht der Einzige, der gesagt hat, dass das auch mal Zeit wurde.« Er räusperte sich. »Wer uns drei etwas näher kennt, weiß, dass wir seit unserer Kindheit befreundet sind, und zumindest Vada war schon mit vier Jahren fest davon überzeugt, dass sie Jackson einmal heiraten würde.«

Seine Schwester errötete und Jackson küsste ihre Stirn, als sie ihn ansah.

»Jackson hielt sich immer für viel zu alt, um meine Schwester zu heiraten. Vada heiratete einen anderen und im letzten Jahr haben die beiden endlich, endlich zueinandergefunden. Jackson kam hierher zurück, als Vada in einer schweren Krise steckte, und ich bin meinem besten Freund unglaublich dankbar dafür, dass er sie zurück ins Leben geholt hat. Als ich mit meiner Kraft am Ende war, hat Jackson sich nicht beirren lassen.« Er hob sein Glas zu Jackson und prostete ihm zu. »Ich persönlich freue mich für euch beide und ich denke, dass mir jeder in diesem Saal zustimmen wird, wenn ich sage, dass ihr beide zu etwas Großem bestimmt seid. Ihr seid Jackson und Vada Barnes, ihr seid die beiden Menschen, von denen ich immer geglaubt habe, dass sie zusammengehören, und endlich habt ihr die Kurve gekriegt. Auf euch beide und darauf, dass ich Jackson niemals die Beine brechen muss, weil er meiner kleinen Schwester wehgetan hat.« Er hob sein Glas. »Auf das Brautpaar.«

Ich stimmte mit in den Trinkspruch ein und trank einen Schluck von meinem Wasser.

Ich sah, dass Vada aufstand und ihren Bruder umarmte. Ich hatte damals Fotos von ihr gesehen, aber da ich Mase nie hierher begleiten konnte, weil ich immer so viel lernen musste, hatte ich sie leider nicht persönlich kennengelernt.

»Hätte nicht gedacht, dass die beiden mal heiraten würden«, sagte Spencer.

Ich blickte zu ihm. »Und jetzt?«

Er grinste mich an. »Freue ich mich natürlich für die beiden.« Dann trank er einen Schluck seines Whiskys.

»Ich kenne Vada überhaupt nicht«, gab ich zu. »Ich weiß nicht, wer der beiden die Einladung an mich geschickt hat.«

»Du warst doch lange mit Mase zusammen.«

»Schon.«

»Und du hast nie seine Schwester kennengelernt?«, hakte er ungläubig nach.

»Du weißt, wie anstrengend das Studium war«, erwiderte ich leise. Wieder tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen. Kalter Schweiß stand auf meiner Stirn. Mir war übel. Verdammt, ich musste dringend nach Hause und mich ins Bett legen, statt auf dieser Hochzeit zu sein. Mir brannte das Herz, weil Mase mich für mein Geständnis verachtete. Nun war es zwar raus, aber mein Gewissen hatte es nicht erleichtert. Ich hatte ihm den Tag versaut, dabei hätte er ihn genießen sollen, immerhin war es die Hochzeit seiner jüngeren Schwester. Er hätte ihr Glück teilen müssen, statt so finster in die Runde zu sehen.

»Dir geht es nicht gut, hm?«

»Nein, ich denke, ich werde mir ein Taxi nehmen, um nach Hause zu kommen.«

»Wohin musst du?«

»Nach Atlanta.«

»Das wird doch viel zu teuer«, stieß er aus. »Ich kann dich fahren.«

Kopfschüttelnd deutete ich auf seinen Whisky. »Du hast Alkohol getrunken.«

»Ich bin noch in der Lage zu fahren.«

»Nein, Spencer, ich nehme mir ein Taxi.« Ich erhob mich. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Schwerfällig machte ich mich auf den Weg zur Tür und als ich endlich auf dem Gang war, lehnte ich mich gegen die Wand. »Verdammt, jetzt mach keine Faxen, du verdammte Bombe«, wisperte ich und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Auf dem Weg zum Ausgang holte ich mein Smartphone aus der Handtasche. Sandra hatte mir noch keine Nachricht geschrieben.

Wo bist du?, schrieb ich ihr deswegen.

Die Nachricht bekam nur einen Haken, möglicherweise hatte sie keinen Empfang oder sie hatte das mobile Netz deaktiviert. Verdammtes WhatsApp!

Ich schrieb ihr die gleiche Frage noch einmal per SMS. Hoffentlich würde Sandra diese bekommen und lesen.

»Lorelai?«

Ich blieb stehen und drehte mich langsam zu Mase um. »Ja?«

»Du gehst?«

»Ja, ich muss unbedingt nach Hause.«

Er zog die Augenbrauen zusammen, sodass eine kleine Furche zwischen ihnen entstand. Früher hatte er sie immer seine Wutfalte genannt. »Fühlst du dich nicht gut?«

»Es geht schon, Mase.« Nein, es ging ganz und gar nicht. Meine Wahrnehmung schwand mit jedem Atemzug. »Ich muss nur an die frische Luft.« Ich wandte mich ab und wankte weiter.

»Hey.« Er hakte sich bei mir ein. »Soll ich dich irgendwo hinbringen?«

»Sandra kommt mich abholen.«

»Deine Schwester?«

»Ja.« Ich atmete schwer. »Ich glaube, ich werde … gleich ohnmächtig, Mase.« Schon im nächsten Moment gaben meine Beine unter mir nach.

»Lorelai!«, stieß er aus und fing mich auf.

* * *

VIER

Mase

Ich hatte Lorelai schnellstmöglich ins Krankenhaus gebracht. Auf dem Weg dorthin war sie zu sich gekommen und hatte verlangt, dass ich umkehre, doch ich hatte mich nicht breitschlagen lassen, denn kein Mensch kippt einfach so um. Vielleicht hatte ihr Kreislauf rebelliert oder sie hatte nicht genug gegessen und getrunken, was alles vorkommen konnte, dennoch musste sie durchgecheckt werden.

Mein Handy klingelte, während ich im Warteraum saß. Ich hätte sie gar nicht herfahren dürfen, weil ich zig Whisky getrunken hatte, doch meine Sorge ließ mich schlagartig nüchtern werden. Jedenfalls bildete ich mir das ein. »Carter«, meldete ich mich.

»Wo, verdammt noch mal, steckst du, Mase?«, hakte Jackson nach. »Vada sucht dich überall.«

»Ich habe Lorelai ins Krankenhaus gebracht. Ich bin ihr aus dem Saal gefolgt, weil sie so sehr schwankte, auf dem Flur ist sie ohnmächtig geworden.«

»Oha«, stieß er aus. »Wie geht es ihr jetzt?«

»Ich weiß es nicht. Sie kam zwar schon im Auto zu sich, aber sie wirkte orientierungslos und wollte nicht, dass ich sie hierher bringe.« Ich räusperte mich. »Ich warte darauf, etwas über ihren Zustand zu erfahren.«

»Hast du dich als ein Familienmitglied ausgegeben?«

»Nein.«

»Dann wirst du nichts erfahren.«

»Ich vielleicht nicht, aber Lorelai hat ihre Schwester als Notfallkontakt angegeben. Ich hoffe darauf, dass Sandra bald auftaucht und mir sagt, was los ist.«

Jackson seufzte. »Versprich mir nur, dass du dich noch mal hier blicken lässt, damit Vada den Tanz mit dir bekommt.«

»Ich versichere dir, ich komme zurück«, versprach ich ihm. »Ich weiß nur nicht, wann ich wieder bei euch bin.«

»Alles klar.«

»Ich melde mich später noch mal, Jax.«

»Bis dann und mach keinen Scheiß«, sagte er, dann legte er auf.

Ich steckte mein Handy weg und atmete tief durch. Inzwischen wartete ich seit zwei Stunden darauf, dass Lorelais Schwester hier auftauchte.

»Sind Sie Mase Carter?«, fragte mich jemand.

Ich schaute auf und nickte dem Arzt zu. »Der bin ich.«

»Ms. Dale möchte Sie sehen. Kommen Sie bitte mit.« Er winkte mich zu sich.

»Können Sie mir sagen, warum sie ohnmächtig geworden ist?«

»Das darf ich leider nicht, Mr. Carter.« Er räusperte sich. »Ms. Dale wird Ihnen bestimmt mitteilen, woran ihr Zusammenbruch gelegen hat.« Er brachte mich zu einem Patientenzimmer, in dem Lorelai im Bett lag. »Ich lasse Sie beide allein.«

Ich nickte ihm zu, dann betrat ich ihr Zimmer. »Wie fühlst du dich?«

Sie sah mich müde an. »Wer sind Sie?«

»Ist das jetzt ein Scherz?«, hakte ich nach.

Lorelai grinste mich an. »Ein kleiner.«

Ich trat näher und setzte mich zu ihr ans Bett. »Also, wie fühlst du dich?«

»Müde.«

»Warum ist das passiert, Lorelai?«

»Ich habe wohl nicht genug gegessen und getrunken«, erwiderte sie und drehte sich auf die Seite, sodass sie mich ansehen konnte. Als ich zum Reden ansetzte, hob sie die Hand. Ich sah den Zugang darin. »Ich weiß, dass das dumm war, weil ich das schwüle Wetter noch nie gut vertragen habe.«

Ich ergriff ihre Hand. »Du hast mich erschreckt, Lorie.«

Sie holte tief Luft. »Es tut mir leid, dass ich dir Vadas und Jacksons Hochzeit versaut habe.«

Ich schüttelte den Kopf. »Das hast du nicht. Ich gönne den beiden ihr Glück und freue mich für sie, aber für mich war das heute etwas zu viel des Guten.« Mit dem Daumen streichelte ich über ihre Finger.

»Bist du …«

»In einer Beziehung?«, fragte ich und lachte gezwungen. »Nein, bin ich nicht.«

»Warum nicht?«, wollte sie wissen. Ihre blauen Augen wirkten wie klare Bergseen. Das war ein Detail an ihr, in das ich mich damals verliebt hatte.

»Ich bin nie der Richtigen begegnet, denke ich.« Ich räusperte mich. »Diejenige, die ich für die Richtige hielt, hat mir heute offenbart, dass sie mich hintergangen hat.« Und kaum hatte ich es ausgesprochen, erinnerte ich mich an damals…

Ich saß in meinem WG-Zimmer, die Wohnung teilte ich mir mit Jackson, nun ja, ich war sein Mitbewohner, der kaum etwas zur Miete beisteuern konnte, weil ich keinen Job hatte. Auch hatte ich noch keinen Zugriff auf mein Erbe, um meinem besten Freund meinen Anteil zu bezahlen. Die Studienhilfe, die ich bekam, ging für meinen Lebensunterhalt drauf, den Rest gab ich Jackson. Er verlangte zwar keine Mietbeteiligung, dennoch wollte ich ihm nicht auf der Tasche liegen. Aber ich hatte auch keine Ahnung, wohin ich gehen sollte, nachdem ich wegen eines dummen Missverständnis aus dem Studentenwohnheim geflogen war. Vada wusste noch gar nichts davon, aber so sollte es auch bleiben.

Es klingelte und ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln. Ich warf das Lehrbuch zur Seite, sprang vom Bett auf und eilte zur Tür. »Hey«, sagte ich gut gelaunt, als Lorelai vor mir stand.

»Hi«, erwiderte sie leise und statt mich zu küssen, schob sie sich an mir vorbei. »Wir müssen reden.«

»Ist alles okay?«

Sie holte schwerfällig Luft. »Können wir in dein Zimmer gehen?«

Ich ging zu ihr, doch sie wich zurück. »Was ist los, Lorie?«

Tränen traten in ihre Augen. »Bitte, Mase, wir müssen reden.«

»Warum weichst du zurück?«

Sie fing an zu weinen. »Warum können wir nicht einfach in dein Zimmer gehen?«

»Ich möchte wissen, was passiert ist. Als wir uns gestern voneinander verabschiedet haben, war alles okay, aber jetzt bist du völlig aufgelöst und weichst vor mir zurück.«

Ihre Unterlippe zitterte. »Ich kann nicht länger mit dir zusammen sein, Mase.«

»Wie bitte?«

»Es ist aus«, schluchzte sie, schob sich an mir vorbei und verließ die WG.

»Lorie!«, rief ich ihr nach und folgte ihr ins Treppenhaus, doch sie rannte nach unten.

»Lass mich in Ruhe, Mase.«

Wie geschlagen blieb ich zurück und spürte, wie mein Herz brach.

---ENDE DER LESEPROBE---