Il Maestro - Tim Siegler - E-Book

Il Maestro E-Book

Tim Siegler

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Il Maestro" ist der Versuch die späte, wiederkehrende Liebe begreifbar zu machen. Sie soll aber vor allem farbenfroh gegliedert werden, aber auch vor den Dingen des Alltags nicht halt machen. "Wenn ein Vorhang fällt, geht ein anderer wieder auf!" (unbekannter Künstler)

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

PROLOG

Es mag vieles geben was beständig ist. Der Ruhm ist es nicht. Mit der Zeit verhallen die größten Ehrerweisungen. Die Kritiken der Zeitungen sind vergilbt und fast nicht mehr lesbar. Ein ständiges Gefühl der Leere stellt sich ein und lässt den Blick für das Schöne verebben. Ruhm. Dieses große Wort welches Menschen strebsam macht, sie hungrig nach immer mehr werden lässt, bis sie schließlich jeden Skrupel und Anstand ablegen, um ihren Platz an der Sonne zu beanspruchen. Ein Mensch fühlt sich zuweilen arm wenn nicht mehr über ihn gesprochen, geschrieben und gespottet wird. So arm, dass er eben jenen Anstand von sich streift, damit das goldene Licht des Erfolgs nur auf sein Haupt am glühendsten Scheinen kann. So war es früher, so ist es heute. Niemand ist gern das kleine, hilflose Etwas den die Geier des bösen Versagens als Ersten hinwegraffen.

Und dennoch gibt es diese Menschen. Sie verkriechen sich, schwelgen in Erinnerungen oder gleiten gar in blanken Zynismus über. Sie sind allein, fühlen sich gehasst von der Außenwelt. Zuweilen scheinen sie gar nicht zu begreifen, dass sie vielleicht eine Mitschuld an ihrem Abstieg tragen. Wenn der Vorhang des Lebens fällt wird es meistens einsam um diese Personen. Sie sehnen sich nach vergangener Größe und nehmen ihr gegenwärtiges Leben nur mit größtem Missmut hin.

Egal ob Künstler, im Boulevard oder der Politik. Der narzisstische Glaube an das eigene, unbeugsame Ich lässt Menschen ihre Menschlichkeit vergessen und hinter dem Nebel der Unwahrheit wird ein grausames Leben brach gelegt. Ruhm ist im Allgemeinen schnell erreichbar und das normale, bodenständige Leben ebenso schnell vergessen.

Wenden wir unsere Blicke also nicht von diesen Menschen sondern betrachten ihr Schicksal als das unsere oder zumindest als einen Bruchteil davon. Beenden wir die Oper des Lebens erst dann, wenn auch die dicke Dame ihre Arie gesungen hat, wenn auch der letzte Vorhang gefallen ist und wenn auch der letzte Gast seinen Platz verlassen hat.

1.

Die Sonne stand schon früh hoch am Himmel an diesem frühlingshaften Tag irgendwo in der Toskana. Das Licht tauchte die Landschaft in einen pastellfarbenen Ton, welcher die hügelige Vegetation mit ihren Zypressen und kleinen gemauerten Häuschen künstlerisch erscheinen ließ. Vereinzelt tanzten Wolken am sonst ruhigen Himmel und es roch nach frisch gerösteten Espressobohnen. Diese entfachten ihr wahrhaftes Aroma in dem kleinen Espressokocher des Maestros, der dort vor einem kleinen Bauernhaus auf einer Bank saß um die frische Luft um seine Nase tanzen zu lassen. Der Kocher war ein Geschenk eines treuen Zuhörers in den Anfangsjahren seiner Karriere. Es musste in Paris gewesen sein, dachte er ganz bei sich selbst. Die Zeit schien still zu stehen, denn beim Betrachten dieses Szenarios konnte man beim besten Willen das Jahr, sogar das Jahrzehnt nicht definieren. Der sonst karge Boden war vereinzelt mit Feldfrüchten bestellt worden. Woanders wiederum sprossen schon die Gräser des Getreides aus der Erde. Diese ließen sich vom unmerklichen Wind verwöhnen und wogten hin und her in ungleichem Takt. Der Mann auf der Bank schenkte sich eine Tasse ein. Er liebte den heißen Espresso, welcher zu Beginn eines jeden Tages sein treuer Begleiter war.

Diese Ruhe, dachte er und lehnte sich zurück. Doch es war kein entspanntes Zurücklehnen, sondern das Sitzen eines Mannes, der unzufriedener mit sich und der Welt nicht sein konnte. Gewiss, er war gesund und finanziell konnte er sich sein tägliches Leben auch leisten, aber es war etwas anderes was ihn an diesem Morgen, wie am letzten Morgen und all den Anderen der vergangenen Jahre verzweifeln ließ.

Maestro, bravo, ancora una volta! , hallte es noch in seinen Ohren nach. Die Plakate die zu einem seiner Konzerte einluden prangten an den Mauern aller Städte Italiens und den großen Opernhäusern der Welt. Er, der große Tenor, würde sich die Ehre geben für das begeisterte Volk zu singen. Die Scala in Mailand war sein Wohnzimmer, das Publikum lag ihm zu Füssen. Bravo! nach dem ersten Vorhang, Bravissimo! nach dem Zweiten und der tosende Applaus verstummte nach dem Dritten und Vierten immer noch nicht. Ihm flogen Rosen entgegen, Frauen kreischten und man behandelte ihn wie einen dieser modernen Popstars, auf die er nur neidisch blickte, weil er den Ruhm vermisste. Wie titelten die Gazetten nach seinen Konzerten: „Verdi ist tot, aber seine Werke waren ein Geschenk an den Maestro!“, „Puccini ist erst nach der Maestro-Interpretation verstanden!“, „ Viva il Maestro!“. Loblieder ließen seine Ohren klingen, nirgendwo konnte er sich unbemerkt aufhalten. Tagtäglich flatterte ihm Fanpost zu oder junge Komponisten ließen ihm Auszüge ihrer Werke zukommen, damit er sie doch gerne interpretieren würde. Das Publikum schien ab dem ersten Ton seines Gesanges in einer Traumwelt gefangen und nicht selten kullerten Tränen über die Wangen auf die samt bezogenen Opernsessel. Ausverkauft, ausverkauft! , zierte die meisten Plakate schon wenige Stunden nach Ankündigung. Selbst der Schwarzmarkt handelte seine Tickets zu aberwitzig hohen Preisen. New York, Paris, London waren nur einige Spielstätten seiner Konzerttourneen und jedes Mal volles Haus. Ja, das waren sie. Und jetzt? Weit über fünfzig und weit vom damaligen Ruhm entfernt fristete er sein Dasein in diesem kleinen Bauernhaus, in diesem kleinen Dorf, in diesem großen Landstrich den man einst Toskana getauft hatte. Er beobachtete in der Ferne eine Schafherde, während er in langsamen Zügen seinen Espresso genoss. Hin und wieder bekam er Besuch von einer alten Magd. Sie brachte ihm die Tageszeitung sowie frisches Obst und Gemüse. Und natürlich, wie konnte er das vergessen, ihre herrliche selbstgemachte Pasta. Dies waren jetzt die Höhepunkte seiner Tage. Nicht mehr die Signierstunden in den alten Wiener Kaffeehäusern, die Empfänge in den Schlössern der Loire oder die Benefizbälle in Berlin. Er hatte nur noch sich, die Toskana, seinen Espresso und die Erinnerungen. Es waren viele Erinnerungen. An Freud und Leid, an Glück und Unglück. Und an die Liebe. Es gab in seinem Leben nur einmal die große Liebe abgesehen von der Liebe zur Musik. Lisabella!

2.

Der Regen prasselte auf die Dächer der Stadthäuser. Es schien als würde der Himmel Sturzbäche ob des ganzen Leides auf der Erde weinen. Die Kanäle liefen voll, längst konnten sie die Wassermassen nicht mehr bändigen. Vereinzelt kämpften Menschen auf den Boulevards mit Regenschirmen gegen den Wind und die Wassermassen. Sinnlos. Die Natur war stärker und lies alle die da draußen versuchten trockenen Fußes in eines der zahlreichen Geschäfte zu kommen, tropfnass werden.

Drinnen in einem der vielen Stadthäuser die den Place du Tertre in der Nähe der Basilika Sacre Coeur im Pariser Stadtteil Montmartre säumten, brannte der offene Kamin, gleichwohl es schon Frühling war. Aber Paris zeigte sich zu dieser Jahreszeit immer unberechenbar.

Genauso wie der Charakter der Bürger dieser Stadt. Not und Elend, aber auch der Glanz vergangener Epochen spiegelten sich im Gesicht der Stadt wieder. Kulturelle Höhen versuchten sich neben einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft und den damit verbundenen Tiefen wie Arbeitslosigkeit und Gewalt zu behaupten.

In einem der besagten Häuser, ein Bau aus dem 19. Jahrhundert mit allerhand Stuck und altmodischen Fensterläden, stand eine Frau am geschlossenen Fenster. Sie schaute hinaus auf ein Paris im Regen, ihr Paris, das sie zu schätzen aber auch gleichermaßen zu hassen lernte. Sie wartete dort fast jeden Morgen. Pünktlich um acht stand sie auf, wusch sich und zog eines ihrer Freizeitkleider an. Ihr Anblick war feengleich und man musste sie schon durch bloße Betrachtung in die Künstlerschub