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"Im Strudel des Wahnsinns" von Katja Lorenz ist ein psychologischer Thriller, der tief in die Gründe der menschlichen Psyche eintaucht. Janus, ein entflohener Insasse einer Nervenheilanstalt, hinterlässt eine blutige Spur auf der Suche nach Wahrheit, Freiheit und seiner eigenen Identität. Getrieben von inneren Stimmen und getarnt durch eine Fassade von Intelligenz und Charme, manövriert er sich durch eine Serie von Verbrechen – von perfiden Entführungen bis hin zu skrupellosen Morden. Sein Plan, ein Netz aus Korruption und Macht aufzudecken, scheint zu gelingen, doch die Grenzen zwischen Gerechtigkeit und Wahnsinn verschwimmen. Als die Welt endlich seine erschütternden Enthüllungen sieht, merkt Janus, dass die Leere in ihm bleibt – eine Leere, die weder Anerkennung noch Chaos füllen kann.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Titel: Im Strudel des Wahnsinns
Autor: Katja Lorenz
Biografie:
Katja Lorenz ist eine deutsche Schriftstellerin, die vor allem durch ihren packenden Thriller und psychologischen Roman Bekanntheit erlangt hat. Geboren 1985 in Frankfurt am Main, wuchs sie in einem kulturell vielfältigen Umfeld auf, das ihre Leidenschaft für Literatur und das Schreiben von früh an prägte. Schon als Kind waren sie von düsteren Erzählungen und komplexen Charakterstudien fasziniert, was ihre späteren Werke maßgeblich beeinflusste.
Lorenz studierte Literaturwissenschaften und Psychologie an der Universität Frankfurt und entwickelte ein tiefes Interesse für die menschliche Psyche, insbesondere für die dunklen, unerforschten Bereiche des Geistes. Ihre akademische Laufbahn ermöglichte es ihr, tief in die theoretischen Konzepte des Wahnsinns und der menschlichen Psychopathologie einzutauchen, was in vielen ihrer Romane zum zentralen Thema wurde.
Kapitel 1: Die Stimmen der Nacht
Die Neonröhren in den Korridoren summten monoton. Ihr kaltes, steriles Licht fällt durch den schmalen Fensterschlitz in seine Zelle. Es war tief in der Nacht, doch Schlaf war für ihn längst ein fremdes Konzept geworden. Der Mann saß auf seinem schmalen Pritsche, der Ellenbogen auf den Knien gestützt, die Finger verschränkt vor seinem Gesicht. Seine Augen, von tiefen Schatten umrandet, starrten auf den rissigen Boden.
Janus – so nannte er sich selbst. Ein Name, den er aus den Tiefen seiner zerrissenen Psyche hervorgegraben hatte. Janus, der römische Gott mit den zwei Gesichtern, der Blick in die Zukunft und die Vergangenheit. Ein Name, der sich richtig anfühlte. Niemand nannte ihn so, außer ihm selbst. Für die Ärzte und Wärter war er nur Nummer 84-B, ein weiterer „Fall“, ein weiteres Rätsel in einer geschlossenen Welt voller verlorener Seelen.
Doch in der Dunkelheit, wenn die Welt still war und die Stimmen in seinem Kopf lauter wurden, gab es eine andere Stimme, die ihn begleitete. Sie .
„Janus“, flüsterte sie durch die Wand zu seinen Rechten. Ihre Stimme war rau, schnell heiser, und doch lag darin ein seltsames, verführerisches Timbre. Es war, als könnte sie direkt in seinem Innersten sehen, als wüsste sie Dinge, die er vor sich selbst zu verbergen versuchte.
Er zögerte, bevor er antwortete. „Du bist wieder wach.“
„Ich schlafe nie“, erwiderte sie leise. „Du auch nicht, oder?“
Er schloss die Augen, streckte den Kopf an die Wand und atmete tief durch. „Schlafen ist Zeitverschwendung. Außerdem…“ Er hielt inne. Er wollte nicht weiterreden, aber sie wusste es ohnehin. Sie wussten immer alles.
„Außerdem hast du Angst, was du träumen würdest“, vollendete sie den Satz. Deine Stimme war ein Wispern, das sich in seinen Gedanken schlich wie ein kälterer Nebel.
Er schluckte. Sie hatten Recht. Die Träume waren der wahre Horror. Nicht die verschlossenen Türen, nicht die Elektroschocks, nicht die spöttischen Blicke der Wärter. Es waren die Bilder, die in der Dunkelheit lauerten, sobald er die Augen schloss. Die Gesichter, die Schreie, das Blut. Und das Lachen. Sein eigenes, kaltes, abscheuliches Lachen, das ihm wie ein Echo aus einer längst vergangenen Zeit vorkam.
„Wer bist du?“ fragte er plötzlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Frage stellte, doch sie hatte ihm nie eine klare Antwort gegeben.
Sie lachte leise, ein kehliges, störendes Geräusch. „Ich bin das, was übrig bleibt, wenn alles andere zerbrochen ist.“
„Das ist keine Antwort.“
„Vielleicht bist du einfach nicht bereit für die Antwort.“
Janus' Hände ballten sich zu Fäusten. Er hasste diese Gespräche und gleichzeitig brauchte er sie. Sie war die einzige Konstante in diesem Chaos. Die Ärzte mit ihren Medikamenten und Diagnosen, die Wärter mit ihren Schikanen – sie alle waren nichts im Vergleich zu ihr. Sie war sein Spiegel. Sein Schatten. Seine Dunkelheit.
„Ich werde gehen“, sagte er plötzlich, die Worte drangen wie Messer durch die Stille.
„Gehen?“ Ihre Stimme klang interessiert, aber nicht überrascht. „Und wohin willst du gehen, Janus?“
„Raus. Weg von hier.“
„Sie werden dich jagen. Und wenn sie dich erwischen…“ Sie ließen den Satz unvollendet, doch die Bedeutung war klar. Niemand entkam diesem Ort. Niemand.
„Dann sterbe ich wenigstens da draußen und nicht hier drin“, murmelte er.
Es entstand eine lange Pause. Janus dachte, sie hätte aufgehört zu sprechen, doch dann kam ihre Stimme zurück, leiser und näher, als hätte sie sich direkt neben ihn an die Wand gelehnt.
„Ich hoffe, du findest, wonach du suchst“, sagte sie. „Aber du solltest dich beeilen. Die Zeit läuft.“
„Was meinst du damit?“ fragte er scharf, aber sie antwortete nicht. Stattdessen blieb nur das Summen der Neonröhren und sein eigener Atem, der sich beschleunigte. Sie wussten etwas, das ihn entging. Und das machte ihn nervös.
Zwei Stunden später, als die ersten Anzeichen von Morgengrauen durch den schmalen Fensterschlitz drangen, war Janus bereit.
Er hatte Wochen, nein, Monate damit verbracht, jeden Schritt zu planen. Die Routine der Wärter, die Schwachstellen im Sicherheitssystem, die Zeiten, in denen die Kameraüberwachung kurz aussetzte. Alles war vorbereitet.
Er zog ein improvisiertes Werkzeug aus dem Matratzenbezug, einen geschärften Metallstreifen, den er aus einem defekten Stuhlbein gewonnen hatte. Es war nicht perfekt, aber es würde reichen.
„Janus“, flüsterte die Stimme plötzlich wieder. „Ich spüre es. Du bist so nah dran.“
„Was willst du?“ zischte er, während er sich an der Wand entlangschob. „Warum machst du das? Warum redest du mit mir?“
„Weil du mich brauchst“, sagte sie. „Und weil ich dich brauche.“
Sein Atem stockte. Diese Worte verfolgten ihn, als er die Tür seines Zimmers öffnete und in die Dunkelheit des Flurs schlich. Der erste Wärter war schnell erledigt – ein gezielter Stich in die Halsschlagader. Blut spritzte auf den Boden, warm und klebrig, doch Janus empfand nichts. Kein Mitleid, keine Reue. Nur Kälte.
Die Flucht war chaotisch, doch er bewegte sich mit der Präzision eines Jägers. Der zweite Wärter hörte das leise Klacken seiner Schritte, doch bevor er reagieren konnte, lag er mit aufgeschlitzter Kehle am Boden. Janus spürte, wie das Adrenalin durch seinen Körper rauschte, eine Mischung aus Euphorie und absoluter Klarheit.
„Gut gemacht“, flüsterte die Stimme in seinem Kopf, als er schließlich durch eine Seitentür ins Freie trat. Die kalte Nachtluft schlug ihm ins Gesicht, und für einen kurzen Moment fühlte er sich lebendig.Doch dann kehrte die Angst zurück. Nicht vor den Verfolgern. Nicht vor dem, was draußen auf ihn wartete.
Sondern vor ihr.
Kapitel 2: Die Schatten der Freiheit
Die Nacht war schwarz wie Pech, nur vereinzelt durchzogen von den schwachen Lichtern der Stadt. Martin Römer – nein, Janus – stand auf der Straße, die Hände in die Taschen des gestohlenen Mantels gedrückt. Der Mantel gehörte einem der Wärter, und obwohl er ihm etwas zu groß war, verbarg er gut den blutigen Stoff seiner Anstaltskleidung darunter. Der Wind biss ihm ins Gesicht, ein brutales Willkommen in der Freiheit, die er sich so sehr gewünscht hatte.
Freiheit. Das Wort klang in seinem Kopf seltsam hohl, schnell wie ein schlechter Witz. Was bedeutete Freiheit überhaupt? Die Gitterstäbe waren fort, ja, aber die Jagd hatte bereits begonnen. Sie würden ihn suchen – mit Hunden, mit Hubschraubern, mit allen Mitteln. Er war nicht sicher, ob er sich wirklich befreit hatte, oder ob er einfach in einen größeren Käfig eingetreten war.
Seine Hände zitterten. War es die Kälte? Oder das Adrenalin? Oder war es etwas anderes, eine dunklere Kraft in ihm, die sich gerade erst zu regen begann?
„Bleib ruhig“, flüsterte er zu sich selbst, seine eigene Stimme ein raues Echo in der Nacht. Doch da war sie wieder – ihre Stimme, die ihn aus der Dunkelheit verhöhnte.
„Ruhig bleiben?“ Sie lachte leise. „Du bist ein Mörder, Janus. Ein Mörder, der jetzt auf der Straße steht, ohne Plan, ohne Schutz. Ruhig bleiben? Lächerlich.“
„Halt den Mund“, murmelte er. Aber sie hörte nicht auf.
„Du weißt, was du tun musst“, fuhr sie fort. „Du bist frei, aber Freiheit ohne Sicherheit ist nichts wert.“ Du brauchst Geld, Kleidung, Werkzeuge. Und du weißt, wo du das finden kannst.“
Sein Blick wanderte nach oben. Vor ihm ragte ein Hochhaus auf, die schmutzigen Betonfassaden bedeckt von abblätterndem Putz. Hier lebten Menschen, einfache Leute. Menschen mit Wohnungen, Küchenmessern, Geldbörsen. Menschen, die schliefen, ahnungslos und verletzlich.
Seine Hände zitterten stärker. „Ich will das nicht…“
„Willst du zurück in die Anstalt?“ Ihre Stimme schnitt durch seinen Widerstand wie ein Skalpell. „Willst du wieder die Stimmen hören, die Elektroschocks spüren?“ Willst du wieder der Mann sein, der nicht mal über sich selbst entscheiden darf?“
Er biss die Zähne zusammen. Er wusste, dass sie recht hatte. Es gab keinen anderen Weg.
Die Kletterei war anstrengender, als er erwartet hatte. Die schäbige Feuertreppe hinter dem Gebäude war morsch und quietschte bei jedem seiner Schritte. Die Dunkelheit war sein Verbündeter, aber auch sein Feind – er konnte kaum erkennen, wo er hintrat. Doch schließlich erreichte er den Balkon im zweiten Stock. Das Glas der Balkontür war alt, die Dichtung locker. Mit einem schnellen, gezielten Schlag seines provisorischen Werkzeugs – einem Metallstück aus der Anstalt – knackte er das Schloss.
Drinnen war es immer noch. Die Wohnung roch nach abgestandener Luft und einer seltsamen Mischung aus Tabak und Parfüm. Es war keine luxuriöse Wohnung, aber sauber und ordentlich. Ein einzelner Sessel steht vor einem kleinen Fernseher, dann ein Regal voller Bücher. An der Wand hingen vergoldete Schwarz-Weiß-Fotografien. Ein Leben, das jemand hier verbrachte. Ein Leben, das Janus nicht versteht – und das ihm auch egal war.
Er begann systematisch zu suchen.
In der Kommode im Flur fand er eine Geldbörse mit 60 Euro, ein altes Monatsticket für Bus und Bahn und ein Feuerzeug mit einer abblätternden Werbeaufschrift. In der Küche stahl er ein scharfes Messer aus dem Besteckkasten. Es fühlte sich schwer und mächtig in seiner Hand an, wie eine Verlängerung seines eigenen Willens.
Im Schlafzimmer fand er Kleidung – eine Jeans, ein graues Sweatshirt und eine Jacke, die fast neu aussah. Er zog sich schnell um, seine eigenen blutbefleckten Sachen ließen ihn achtlos auf den Boden fallen.
Für einen Moment stand er still und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel über der Kommode. Das Gesicht, das ihm entgegenschauerte, war blass und eingefallen, die Augen eingefasst
Kapitel 2: Die Schatten der Freiheit
Die Nacht war schwarz wie Pech, nur vereinzelt durchzogen von den schwachen Lichtern der Stadt. Martin Römer – nein, Janus – stand auf der Straße, die Hände in die Taschen des gestohlenen Mantels gedrückt. Der Mantel gehörte einem der Wärter, und obwohl er ihm etwas zu groß war, verbarg er gut den blutigen Stoff seiner Anstaltskleidung darunter. Der Wind biss ihm ins Gesicht, ein brutales Willkommen in der Freiheit, die er sich so sehr gewünscht hatte.
Freiheit. Das Wort klang in seinem Kopf seltsam hohl, schnell wie ein schlechter Witz. Was bedeutete Freiheit überhaupt? Die Gitterstäbe waren fort, ja, aber die Jagd hatte bereits begonnen. Sie würden ihn suchen – mit Hunden, mit Hubschraubern, mit allen Mitteln. Er war nicht sicher, ob er sich wirklich befreit hatte, oder ob er einfach in einen größeren Käfig eingetreten war.
Seine Hände zitterten. War es die Kälte? Oder das Adrenalin? Oder war es etwas anderes, eine dunklere Kraft in ihm, die sich gerade erst zu regen begann?
„Bleib ruhig“, flüsterte er zu sich selbst, seine eigene Stimme ein raues Echo in der Nacht. Doch da war sie wieder – ihre Stimme, die ihn aus der Dunkelheit verhöhnte.
„Ruhig bleiben?“ Sie lachte leise. „Du bist ein Mörder, Janus. Ein Mörder, der jetzt auf der Straße steht, ohne Plan, ohne Schutz. Ruhig bleiben? Lächerlich.“
„Halt den Mund“, murmelte er. Aber sie hörte nicht auf.
„Du weißt, was du tun musst“, fuhr sie fort. „Du bist frei, aber Freiheit ohne Sicherheit ist nichts wert. Du brauchst Geld, Kleidung, Werkzeuge. Und du weißt, wo du sie finden kannst.“
Sein Blick wanderte nach oben. Vor ihm ragte ein Hochhaus auf, die schmutzigen Betonfassaden bedeckt von abblätterndem Putz. Hier lebten Menschen, einfache Leute. Menschen mit Wohnungen, Küchenmessern, Geldbörsen. Menschen, die schliefen, ahnungslos und verletzlich.
Seine Hände zitterten stärker. „Ich will das nicht…“
„Willst du zurück in die Anstalt?“ Ihre Stimme schnitt durch seinen Widerstand wie ein Skalpell. „Willst du wieder die Stimmen hören, die Elektroschocks spüren? Willst du wieder der Mann sein, der nicht mal über sich selbst entscheiden darf?“
Er biss die Zähne zusammen. Er wusste, dass sie recht hatte. Es gab keinen anderen Weg.
Die Kletterei war anstrengender, als er erwartet hatte. Die schäbige Feuertreppe hinter dem Gebäude war morsch und quietschte bei jedem seiner Schritte. Die Dunkelheit war sein Verbündeter, aber auch sein Feind – er konnte kaum erkennen, wo er hintrat. Doch schließlich erreichte er den Balkon im zweiten Stock. Das Glas der Balkontür war alt, die Dichtung locker. Mit einem schnellen, gezielten Schlag seines provisorischen Werkzeugs – einem Metallstück aus der Anstalt – knackte er das Schloss.
Drinnen war es immer noch. Die Wohnung roch nach abgestandener Luft und einer seltsamen Mischung aus Tabak und Parfüm. Es war keine luxuriöse Wohnung, aber sauber und ordentlich. Ein einzelner Sessel steht vor einem kleinen Fernseher, dann ein Regal voller Bücher. An der Wand hingen vergoldete Schwarz-Weiß-Fotografien. Ein Leben, das jemand hier verbrachte. Ein Leben, das Janus nicht verstand – und das ihm auch egal war.
Er begann systematisch zu suchen.
In der Kommode im Flur fand er eine Geldbörse mit 60 Euro, ein altes Monatsticket für Bus und Bahn und ein Feuerzeug mit einer abblätternden Werbeaufschrift. In der Küche stahl er ein scharfes Messer aus dem Besteckkasten. Es fühlte sich schwer und mächtig in seiner Hand an, wie eine Verlängerung seines eigenen Willens.
Im Schlafzimmer fand er Kleidung – eine Jeans, ein graues Sweatshirt und eine Jacke, die fast neu aussah. Er zog sich schnell um, seine eigenen blutbefleckten Sachen ließ er achtlos auf den Boden fallen.
Für einen Moment stand er still und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel über der Kommode. Das Gesicht, das ihm entgegenschauerte, war blass und eingefallen, die Augen eingefasst.
„Siehst du dich?“ fragte die Stimme in seinem Kopf. „Das bist du. Kein Martin Römer. Kein braver Bürger. Du bist Janus. Der mit den zwei Gesichtern.“