Im Zeichen der Zauberkugel 3: Der ägyptische Zankzauber - Stefan Gemmel - E-Book

Im Zeichen der Zauberkugel 3: Der ägyptische Zankzauber E-Book

Stefan Gemmel

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Beschreibung

Spannung, Freundschaft und Zauberei!  BAND 3: Der böse Magier Argus stellt die Freundschaft zwischen Sahli und Alex auf eine harte Probe: Mithilfe eines ägyptischen Amuletts schafft er Streit und Eifersucht zwischen den Jungs. Dabei müssen Alex und Sahli doch zusammenhalten, um das Rätsel um den verschollenen Großvater zu lösen ... Ist ihre Freundschaft stark genug, den Streit zu überwinden?*** IM ZEICHEN DER ZAUBERKUGEL: Auf dem Dachboden seiner Großeltern entdeckt Alex eine verborgene Tür. Nachdem er sie öffnet, ist nichts mehr wie zuvor: Alex befreit den Kugelgeist Sahli und hat drei Wünsche frei. Doch nun ist Sahlis Erzfeind auf ihn aufmerksam geworden – Argus, der mächtigste Dschinn aller Zeiten …  *** Ein neues zauberhaftes Abenteuer für Kinder ab 8 Jahren über Freundschaft und Feindschaft, mit einer Prise Magie: Zwei tapfere Jungs, zwei schlaue Mädchen und eine sprechende Katze – hier ist für jeden was dabei! *** Mit witzigen Dialogen und Spannung pur! *** Vom Spiegel-Bestseller-Autor und Lese-Weltmeister Stefan Gemmel! ***

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Stefan Gemmel

Im Zeichen der Zauberkugel – Der ägyptische Zankzauber (Bd. 3)

Der böse Magier Argus stellt die Freundschaft zwischen Sahli und Alex auf eine harte Probe: Mithilfe eines ägyptischen Amuletts schafft er Streit und Eifersucht zwischen den Jungs. Dabei müssen Alex und Sahli doch zusammenhalten, um das Rätsel um Alex’ verschollenen Großvater zu lösen ...

Ist ihre Freundschaft stark genug, den Streit zu überwinden und den bösen Zauber zu brechen?

Der dritte Band der „Zauberkugel“-Reihe: spannend, witzig und mit einer gehörigen Portion Magie!

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Leseprobe

Mit zitternden Händen öffnete Alex die Haustür. Was mochte dieses Mal wieder für eine Katastrophe auf ihn warten? Schon seit einiger Zeit war ihm nie wohl zumute, wenn er nach Hause kam. Wie sollte es auch? In Alex’ Alltag gab es so viel Chaos, dass es für siebzehn Leben ausgereicht hätte.

Der Grund dafür wohnte heimlich in diesem Haus und musste vor der Außenwelt versteckt gehalten werden: Sahli, ein arabischer Geisterjunge. Seit Alex ihn entdeckte und aus einer Zauberkugel befreite, hatte sich sein Leben komplett geändert. Wenn ihm vor wenigen Wochen jemand gesagt hätte, dass er sich mit einem arabischen Jungen anfreunden würde, der einige Hundert Jahre alt war, und dass sie gemeinsam gegen einen mächtigen Magier antreten müssten, Alex hätte nur laut losgelacht. Doch genau so war es gekommen. Und nun war Sahli sein bester Freund und stand ihm bei dem Versuch zur Seite, Alex’ Großvater Aurelius aus den Fängen des bösen Magiers Argus zu befreien.

Doch gleichzeitig war Sahli auch die Ursache für Alex’ Verzweiflung. Denn Sahli hatte einige Probleme, sich in die heutige Zeit einzufinden. Manche Dinge verstand er einfach nicht, bei anderen glaubte er mit seinem Zauber nachhelfen zu müssen. Und jedes Mal fühlte es sich für Alex so an, als würden ihm graue Haare wachsen.

Deshalb also zitterte Alex, als er den Schlüssel in die Haustür steckte, und hoffte nur, dass sich Sahli noch in seinem Versteck aufhielt und dass er dort saß oder schlief oder von seinem Zuhause träumte. Denn Alex hatte bereits einiges mit Sahli erlebt: ein Badezimmer, das völlig unter Wasser gesetzt worden war, ein singendes Ölgemälde im Wohnzimmer und auch schon ganze Butterberge auf dem Küchenboden. Die größte Überraschung bot allerdings die Spülmaschine, die wild vor sich hin schimpfte und aus der es heftig herausschäumte, weil sie ständig bei „Mensch ärgere Dich nicht“ verlor. Wenn Alex seinem besten Freund dann alles erklärte (zum Beispiel, dass es SPÜL-Maschine hieß und nicht SPIEL-Maschine), tat es Sahli immer schrecklich leid, was er mit seinem Zauber oder seinem Unwissen angerichtet hatte. Er entschuldigte sich jedes Mal. Dabei war Alex natürlich klar, dass alles in dieser Welt für Sahli neu und fremd und gleichzeitig aufregend und spannend war. Aber bei allem Verständnis: Lange hielten das Alex’ Nerven bestimmt nicht mehr aus.

Alex öffnete die Tür. Zuerst lauschte er nur. Es schien alles ruhig zu sein. Dann wagte er einen ersten Blick. Hoffentlich befand sich noch alles an seinem Platz! Er setzte vorsichtig einen Fuß hinein, dann noch einen. Er stand so unter Anspannung, dass er schon einen dritten Fuß durch die Tür setzen wollte, als ihm einfiel, dass er keine drei Füße hatte.

Doch drinnen schien alles ruhig zu sein. Vielleicht schläft Sahli noch, überlegte Alex und Hoffnung keimte in ihm auf. Denn schlafende Kugelgeister bringen nichts durcheinander.

Als Alex sich die Jacke auszog, hörte er doch etwas. Es war ein Schluchzen. Tieftraurig. Verzweifelt. Hilflos.

„Aber das ist doch …“ Er spitzte die Ohren. „Das klingt wie Sahli!“ Schon wollte er losrennen, als ihn eine Stimme daran hinderte: „Lass ihn doch!“

Alex drehte sich um und blickte auf Kadabra. Die Katze kam mit hoch erhobenem Schwanz auf ihn zu. Hinter ihr tapste Bim, die Maus. Alex grinste. Nicht nur, weil er sich freute die beiden zu sehen. Nein, es amüsierte ihn auch, dass solche Dinge für ihn inzwischen völlig normal waren: eine schwarze Katze, die sprechen und für einen kurzen Augenblick in die Zukunft schauen konnte, und eine freche, kleine Maus.

Bim war durch einen Zufall das magische Gegenstück der Katze – ohne ihre Anwesenheit konnte Kadabra nicht hellsehen.

Er ging vor der Katze in die Hocke und fragte besorgt: „Ist das Sahli, der dort oben schluchzt?“

„Ja!“ Kadabra schnurrte ihm entgegen. „Aber solange er schluchzt, stellt er nichts an.“

Alex war entsetzt. „Na, hör mal! Ich hatte euch beide gebeten auf ihn aufzupassen. Und da komme ich nach Hause und …“ Er wurde abgelenkt, als sein Blick auf Bim fiel. „Versteckst du da was vor mir, Bim?“

Bim erstarrte und schielte angestrengt über eine Schulter hinweg zu den Pfoten, die sie hinter ihrem Körper hielt. „Ich? Nein! Wieso auch?“

„Zeigen!“ Alex hatte keine Zeit für solche Spielereien. Er musste zu Sahli. Und mit Sahli zum Großvater. Und mit Großvater hierher zurück in sein altes Leben. Das alles war anstrengend und aufregend genug. Da brauchte es nicht diesen …

„… angesengten Schwanz?“ Alex starrte auf das restliche Büschel, das an dem abgeknickten Mauseschwanz noch vor sich hin qualmte. Er verstand sofort: „Kadabra, hast du heimlich zaubern geübt und damit wieder ein Feuer ausgelöst?“

Kadabra setzte zu einer langen Erklärung an, als Bim der Katze zuvorkam: „Es ist nicht ihre Schuld. Sie ist wunderbar. Kadabra hat so viel dazugelernt und kann prima zaubern mittlerweile und nur ganz selten geht etwas in Rauch auf, das …“

„Sei still, altes Knickebein!“, schimpfte Kadabra und blickte mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck zu Alex auf.

„Hör auf dein Gesicht so zu verziehen. Du siehst nicht aus wie jemand, der sich entschuldigen möchte. Du siehst eher aus wie jemand, der aus Versehen das Hundefutter gegessen hat. Für Entschuldigungsblicke sind Katzengesichter nicht gemacht“, sagte Alex.

Wieder schluchzte es von oben. Alex fühlte sich wie auf einer Achterbahn. „Ach, ihr geht mir auf die Nerven. Wir reden nachher darüber“, stieß er noch hervor, dann verlor er keine Zeit mehr. Hastig rannte er die Stufen zu seinem Zimmer hinauf und dort sah er ihn sitzen: Sahli. Völlig verstört. Dicke Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Es wurden noch mehr, als er Alex hereinkommen sah.

„Alex! Du glaubst ja nicht, was geschehen ist!“

Erst jetzt bemerkte Alex, dass Sahli etwas in den Händen hielt. Er konnte den Gegenstand nicht sofort erkennen, aber die Art, wie Sahli ihn an sich drückte, ließ nichts Gutes erahnen. Sahli wiegte das kleine schwarze Ding in seinen Armen. Fast wie eine Mutter, die ihr Baby in den Schlaf schaukelt.

Alex zeigte auf Sahlis Arme. „Was hast du denn da?“

Wieder schluchzte Sahli. „Ich habe etwas Furchtbares getan. Er hätte mein Freund werden können!

„Freund?“ Nun ging Alex in die Hocke und rückte nahe an Sahli heran. „Erzähl mir alles, Sahli.“

„Ich hörte diese Stimme“, begann Sahli. „Heute Morgen. Aus diesem Zimmer. Ich bin hierhergekommen, weil ich dachte, es ist deine Stimme. Doch dann wunderte ich mich: Die Stimme kam aus dem Schrank. Aus deinem Schrank.“

Alex zog die Augenbrauen hoch. „Eine Stimme? In meinem Schrank?“

Sahli nickte. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du noch einen zweiten Geist kennst.“

Alex verdrehte die Augen. „Sahli, je mehr du erzählst, desto weniger verstehe ich. Nun zeig doch mal, was du da hast!“

Ein Schluchzen. Ein Seufzen. Dann öffnete Sahli seine Arme. „Siehst du, von ihm spreche ich. Von dem Kastengeist. Ich habe ihn gehört. Er steckt da drin. In diesem Kasten. Und ich wollte ihn retten. So wie du mich aus meiner Kugel gerettet hast. Doch mit all meiner Zauberkraft habe ich diesen schwarzen Kasten nur zum Schmelzen gebracht und nun höre ich seine Stimme nicht mehr. Ich habe den Kastengeist bestimmt schwer verletzt. Woher hast du ihn überhaupt?“

Alex kippte hintenüber und landete auf seinem Po. Es fiel ihm schwer, nicht sofort loszulachen. Dazu war Sahlis Sorge zu groß.

„Woher ich das habe? Weihnachten vor drei Jahren. Hat mir Großmutter geschenkt.“

Sahli staunte: „Deine Großmutter verschenkt Kastengeister? Etwa aus der Sammlung magischer Gegenstände deines Großvaters?“

Alex biss sich noch immer auf die Zähne. Er griff nach dem kleinen schwarzen Kasten in Sahlis Armen. „Das hier ist ein Walkie-Talkie“, erklärte er. „Ein Funkgerät. Man braucht zwei davon, um sich zu verständigen. Ähnlich wie ein Telefon.“

„Telefon kenne ich“, überlegte Sahli. „Und Handy hast du mir auch erklärt.“

„Genau! Damit kannst du es vergleichen. Auch wenn es ganz anders aussieht.“

Sahli beruhigte sich allmählich. „Also kein Kastengeist?“

Nun wagte Alex doch loszukichern. „Nein, kein Kastengeist. Nur ein Funkgerät, das nicht ausgeschaltet war. Es hat wahrscheinlich irgendein Signal von irgendeinem Lkw-Fahrer aufgeschnappt, der irgendwo hier unterwegs war.“

Sahli fielen ganze Steine vom Herzen. „Du lebst in einer sehr komplizierten, undurchschaubaren Welt“, sagte er und Alex nickte. „Das habe ich so noch nie gesehen, aber du hast wohl recht.“

Gerade wollte Sahli ihm eine Antwort geben, als sie unterbrochen wurden: „Womit hat er recht?“

Sally und Liv standen in der Zimmertür. Die Zwillinge waren Alex’ Stiefschwestern, doch er nannte sie lieber seine Halbschwestern. Früher hatte er sie so genannt, weil sie ihm doppelt auf den Geist gegangen waren. Doch das war nun anders. Nun waren sie die Hälfte des Teams Alex, Sahli, Liv und Sally – also die „Halbschwestern“.

„Lange Geschichte“, winkte Alex ab und die beiden Mädchen verstanden sofort.

„Chaos?“, fragte die eine.

„Katastrophe?“, meinte die andere.

Alex nickte. „Das Übliche eben.“

Die Mädchen setzten sich zu den beiden auf den Boden. „Na, passt doch prima“, sagte Sally.

„Denn genau darüber wollten wir mit euch sprechen“, ergänzte Liv.

Die Jungs blickten sie überrascht an.

„Hast du mal überlegt, was morgen ist?“, fragte Liv.

„Äh … Montag?“

Sally verdrehte die Augen. „Blitzmerker! Gratulation. Und was ist am Montag?“

Alex schaute zu seiner Schultasche. „Na, erster Schultag. Und?“

„Und?“, wiederholte Sally.

„Und?“, wiederholte Liv.

„Und … äh, was?“, fragte Sahli verdutzt.

Doch Alex verstand plötzlich, worauf die beiden Mädchen hinauswollten, und bekräftigte dies mit einem lautstarken „Ups!“.

„Perfekt formuliert“, ulkte Sally.

„Wunderbare Wortwahl“, kicherte auch Liv.

Sahli schaute zwischen allen dreien hin und her. „Heute ist wohl ein Tag, an dem ich gar nichts verstehe.“

Alex drehte sich zu ihm um: „Montag beginnt die Schule nach den Ferien wieder. Dann bist du den ganzen Vormittag allein hier und manchmal auch bis spät in den Nachmittag.“

„Und?“, fragte nun Sahli.

„Schau dich um“, antwortete Alex. „Wenn ich mal für eine Stunde aus dem Haus bin, finde ich hinterher das absolute Chaos vor. Wie soll das denn gehen, wenn wir stundenlang weg sind? Unsere Eltern kommen doch meistens vor uns nach Hause. Wie sollen wir dich versteckt und geheim halten, wenn dir andauernd diese Katastrophen passieren.“

Sahli verstand endlich: „Ups!“

Sally und Liv lachten laut los. Sie kicherten, bis ein Satz aus Alex’ Mund sie sofort zum Schweigen brachte: „Dann nehme ich dich eben mit in die Schule.“

Die Zwillinge rissen erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Was?“

Alex grübelte. „Na, er könnte doch … als mein Freund von … Nein: Er könnte als Austauschschüler aus Arabien in Deutschland sein. Oder mit seinen Eltern hierhergekommen …“

Sally hob die Hand: „Stopp!“

„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Liv. „Ihn mit in die Schule nehmen?“

Sally schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Zöpfe hin und her schwangen. „Unsere Lehrer sind ja einiges gewohnt: Nina, die dauernd ihre Safttüte im eigenen Schulranzen auskippt. Arthur, der sich immer wieder den Radiergummi zu tief in die Nase steckt. Oder Ronja, die neulich aus Versehen mit dem wasserfesten Stift auf das superteure Whiteboard geschrieben hat, aber …“

„… aber ein Schüler, der zaubern kann und die ganze Welt einmal auf den Kopf stellt, auswringt und wieder zurückverwandelt, damit kommen selbst unsere hartgesottenen Lehrer nicht klar“, beendete Liv den Satz.

Alex wusste sich keinen Rat. „Wenn ich ihn hierlasse, ist das falsch. Wenn ich ihn mitnehme, ist das auch falsch. Super Aussichten!“

Sahli hob einen Finger. „Darf ich auch etwas sagen?“

Mit einem Ruck waren die Augen der anderen auf ihn gerichtet. „Lasst mich mitgehen. Ich werde mich auch zurückhalten. Ich werde nicht zaubern und ich werde nichts fragen und ich fasse auch nichts an. Und das mit den Radiergummis und Whiteboards hab ich eh nicht verstanden. Aber lasst mich mit in eure Schule kommen. Alex ist dann ja bei mir!“

Sally verdrehte die Augen. „Na, ob das so eine Hilfe ist.“

In diesem Moment kamen Kadabra und Bim um die Ecke geschlichen. Sie hatten die letzten Sätze gehört.

„Ihr wollt ihn also tatsächlich mit in die Schule nehmen?“, hakte Kadabra nach.

Und Bim sagte nur entsetzt: „Ups!“

Zeitreisen! Wenn es etwas gab, das Argus gar nicht mochte, dann waren es Zeitreisen. Alles drehte sich. Wo immer er hier auch gelandet war, es war hell und es war heiß. Mehr konnte er nicht erkennen. Alles verschwamm vor seinen Augen wie in einem einzigen Strudel. Ihm wurde schlecht. Dabei hatte er doch vorhin seinen Kräutertee gegen die Reiseunverträglichkeit getrunken.

Er nahm die Hände von seiner riesigen Gürtelschnalle, an der er sich während der Reise festgehalten hatte, und versuchte das Gleichgewicht wiederzufinden. Dennoch: Es brauchte einige Zeit, bevor der Wirbel in seinem Kopf stillstand und er sich endlich umschauen konnte. Die sengende Sonne am wolkenlosen Himmel ließ ihn erahnen, dass seine Reise ihn in die richtige Zeit und an den richtigen Ort gebracht hatte. Doch kaum senkte er den Blick, bemerkte er mit Entsetzen, dass die Zeit vielleicht richtig sein mochte, doch der Ort war es keinesfalls. Er saß in schwindelerregender Höhe, auf einem wackeligen Holzgestell. Unter ihm wurde gearbeitet. Argus hörte einen Holzhammer auf einen Meißel schlagen. Nein, es waren mehrere Hämmer und mehrere Meißel. Doch Argus wollte nicht noch einmal nach unten sehen. Ihm war schwindelig. Sein Magen überschlug sich. Schnell suchte er aus einem Beutel an seinem Gürtel das richtige Kraut, doch zu spät. Das wenige Essen, das er heute zu sich genommen hatte, suchte sich seinen Weg nach draußen. Argus spuckte die braune Soße mit Schwung aus sich heraus – in einem hohen Bogen, geradezu wie ein Regenbogen, dem alle Farbe abhandengekommen war.

Argus hörte es platschen, dann hörte er eine wütende Stimme: „He! Was soll das? Bist du noch bei Sinnen?“

Der Magier schaute nun doch nach unten, auch wenn es ihm sehr schwerfiel. Er entdeckte einen Mann in weißer Kleidung, der mit seinem hölzernen Hammer und einem Meißel aus Kupfer einen riesigen, hellen Steinblock beschlug. Zumindest waren die Kleidung einmal weiß und der Stein rundherum hell gewesen. Nun aber gab es dunkelbraune Muster, sowohl auf der Kleidung als auch auf dem großen Stein.

„Entschuldigung“, stieß Argus hervor. „Ich konnte nicht anders!“

Der Arbeiter schien nicht getröstet. „Das ist doch eine Unverschämtheit!“ Er warf Hammer und Meißel von sich und ging wutschnaubend davon, wohl um sich umzuziehen. „Bei allen Göttern! Bei der Unterwelt und dem Himmelsgestirn! Man sollte ihn den Krokodilen zum Fraß vorwerfen. Ich wüsste gern, ob die ihn auch ausspucken, so wie er sein Essen, dieser … dieser …“

Argus verstand ihn schon nicht mehr und er war auch sehr dankbar dafür.

Er musste hier herunter. Seine Reise sollte ihn ja nicht in die Höhe führen, ganz im Gegenteil. Das, was er suchte, befand sich in der Tiefe. Tief in der Tiefe. Dort musste er hin.

Also kletterte er, so gut das mit seinem langen Bart und dem weiten Umhang ging, von dem Gerüst herunter. Die anderen Arbeiter um ihn herum beachteten ihn gar nicht. Sie alle waren damit beschäftigt, die riesigen Steinblöcke, an denen sie auf ihren Gerüsten saßen, zentimetergenau anzupassen, damit sie in die Pyramide eingearbeitet werden konnten.

Djosers Pyramide. Die erste Pyramide, die von den Ägyptern gebaut worden war, das wusste Argus ganz sicher. Er hatte sich natürlich informiert, bevor er die Zeitreise angetreten hatte. Djoser, Pharao der 3. Dynastie, hatte dieses gigantische Bauwerk in Auftrag gegeben. Und Imhotep, der geniale Baumeister, hatte sie für ihn entworfen.

Bisher waren nur die ersten Stufen fertiggestellt. Argus beobachtete unzählige Arbeiter, die in weißen Kitteln ihrer Arbeit nachgingen. Von außen betrachtet war es ein einziges Gewusel. Es wirkte wie ein riesiges Durcheinander. Doch aus der Nähe erkannte Argus, dass diese kolossale Baustelle perfekt organisiert war. Jeder einzelne Arbeiter wusste genau, was er zu tun hatte. Jeder einzelne Handgriff saß und fügte sich reibungslos in den nächsten Arbeitsschritt ein. Es war ergreifend, ja regelrecht bewegend, das mit anzusehen.