Im Zwielicht - Eberhard Strobel - E-Book

Im Zwielicht E-Book

Eberhard Strobel

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Beschreibung

Im Zwielicht ist ein Mann, der sich als Baron ausgibt und dann einem Verbrechen auf ungeklärte Weise zum Opfer fällt. Ihm gegenüber stehen, zunächst vertrauensselig und auf seinen Charme hereingefallen, der junge, unbedarfte Andreas und Inge, die Freundin des falschen Barons, während Waltraut, die vierte Person in dieser Handlung, diesem zwielichtigen Menschen von Anfang an misstrauisch begegnet. Diesen drei Personen gelingt es endlich, die wahre Identität des falschen Barons aufzuklären. Das Weitere um ihn herum bleibt trotz Vermutungen im Dunkeln. Neben der düsteren Handlung entsteht unerwartet eine bezaubernde Liebesgeschichte zwischen Waltraut und Andreas.

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Seitenzahl: 81

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Titelbild und Gestaltung des Buches sind von meiner lieben Tochter Heike Strobel. Ich danke ihr ganz herzlich für ihre Mühe und großartige Arbeit. Ferner bedanke ich mich auch bei meinem alten Klassenkameraden Karl Hils, der mir als ehemaliger Richter gute Ratschläge geben konnte.

Den Roman widme ich meiner gesamten Familie, meinen vielen Freunden und Bekannten. Ich denke hier auch an meine lieben Sportkameradinnen – und kameraden von der Mittwochsgruppe des TSG Ober Eschbach, die für meine Erzählungen großes Interesse gezeigt haben.

Alle Personen in meiner Erzählung sind von mir frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit Lebenden oder Verstorbenen wären rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Eberhard Strobel im November 2016

Andreas Hempel, bislang unbedeutender Angestellter eines weitverzweigten Bankhauses, noch unbedarft und jung an Jahren, schon in Scheidung lebend, wurde durch die Morgensonne geweckt, die durch die Ritzen der Jalousie in das Schlafzimmer seiner in seinen Augen schäbigen Zweizimmerwohnung drang, in die er wenige Tage zuvor eingezogen war.

Eine böse Zeit lag gerade hinter ihm. Dabei hatte zunächst alles gut begonnen.

Nach Abschluss einer Lehre zum Bankkaufmann wurde er als beruflicher Anfänger bei einer Zweigstelle dieser Bank in einer Kleinstadt eingestellt, wo er sich rasch einlebte. Das war nicht verwunderlich, denn dort gab es nette Arbeitskollegen. Außerdem heiratete er hier eine neunzehnjährige hübsche Arzthelferin aus diesem Ort. Nach einer überaus prächtigen Hochzeitsfeier konnte er mit ihr ein kleines Einfamilienhaus, genauer ein Reihenhaus, beziehen, welches der Schwiegervater, ein reicher Gastwirt, seiner Tochter zur Hochzeit geschenkt hatte. An ein schönes Leben gewöhnt man sich bekanntlich schnell und möchte es nicht mehr missen. Unser Andreas machte da keine Ausnahme. Umso schlimmer war sein Absturz ins Unglück. Seine frisch Angetraute hatte sich plötzlich mit einem anderen Mann eingelassen. Sie kenne ihn bereits aus dem Kindergarten. Sie hätten zusammen im Sandkasten gespielt, war ihr zerknirschtes Eingeständnis, als Andreas sie lautstark zur Rede stellte. Weil das Haus seiner Frau allein gehörte, war bei der unvermeidlich gewordenen Trennung kein Platz mehr für ihn darin.

Tief verletzt und der Häme falscher Freunde ausgesetzt, die wegen seines anfänglichen Glückes neidisch auf ihn gewesen waren, hatte er sich mit dem Mut der Verzweiflung auf gut Glück für eine frei werdende, besser vergütete Stelle in der Zentrale seiner Bank, die sich in der Großstadt befand, beworben. Wider Erwarten war er genommen worden. Das geschah jedoch nur, wie er später erfuhr, weil ganz dringend schneller Ersatz für eine ausgefallene Arbeitskraft benötigt wurde.

Sein Umzug dorthin war mangels Masse nicht schwer gewesen. Die Sachen zum Anziehen und seinen Laptop konnte er mühelos in seinem kleinen Auto unterbringen. Eigenes Mobiliar besaß er nicht. Es gelang ihm, die für seinen mageren Geldbeutel angemessene, oben genannte, kleine Wohnung, die in einem Vorort der großen Stadt lag, zu finden, obwohl ihm weder die Behausung noch deren Lage gefiel. Aber was sollte er machen? Die Mietpreise in der nahen Großstadt waren einfach zu teuer.

Trübselig und verschlafen richtete er sich in seiner neuen Umgebung von seiner Liege auf. Aus Langweile hatte er nach dem gestrigen Nachhausekommen eine Kneipe in der Nähe aufgesucht und war bei Bier und Schnaps und Gesprächen mit anderen Besuchern an der Theke, wo man sich zuletzt gegenseitig Runden spendiert hatte, regelrecht versumpft. Danach war er nach Hause gewankt. Zerschlagen und müde betrachtete er seine kümmerliche Einrichtung. Tisch, Stühle und einen wurmstichigen Sessel hatte er nach seinem Einzug von der Straße heraufgeholt. Dort waren die Sachen als abzuholender Sperrmüll verlassen herumgestanden. Das fehlende Bett und den dringend benötigten Schrank hatte er als Einzelteile bei dem für solche Sachen bekannten großen Supermarkt gekauft und dann einen ganzen frei genommenen Tag gebraucht, diese mühsam zusammenzuschrauben. Aus Ungeschick hatte er sich obendrein mit dem Hammer schmerzhaft auf den Finger geschlagen. Lediglich die altbacken aussehende Küche hatte er von seinem Vormieter übernehmen können, da dieser sie nicht mehr haben wollte. Durch die dünnen Wände konnte er den Fernseher seiner Nachbarn hören. Alles war schon recht gewöhnungsbedürftig.

Zu schaffen machte ihm außerdem der neue Arbeitsplatz. An die hier im Gegensatz zur Kleinstadt herrschende Hektik und Mehrarbeit musste er sich noch hineinfinden. Seine neuen Kollegen, etwas älter und erfahrener als er, behandelten ihn, wie er meinte, herablassend und kühl. Er vermutete, dass sie ihn, den Jüngling, als einen unwillkommenen Eindringling ansahen. Sein durch das Scheitern seiner Ehe angeschlagenes Selbstvertrauen war deshalb weiter tief gesunken.

Geradezu idyllisch erschien ihm in dieser Situation seine vergangene ruhige Tätigkeit in der kleinen Stadt mit ihrem die Sicht beherrschenden Fürstenschloss und dem darunter in ein fernes Meer gemächlich dahin ziehenden Fluss. Er war zwar als Fremder dorthin gekommen, hatte aber rasch Anschluss bei Gleichaltrigen gefunden. Zu seinem Leidwesen musste er später erkennen, dass sich bei diesen der Schuft befand, der ihm seine Frau wegnehmen sollte.

Schicksalhaft war für ihn der große ortsübliche traditionelle Fastnachtsball geworden, zu dem er, als Seeräuber verkleidet, erwartungsvoll mit seinen Kumpeln hingegangen war. Die Auskleidung des sonst nüchternen Saales der Stadthalle in faschingsmäßigen Farben und geringelten Papierschlangen, kunstvoll an Lampen und Decke hängend, die lustigen Faschingsmelodien gespielt von einer kostümierten Band, die vielen gutgelaunten Besucher, die die Fastnachtslieder mitsangen, insbesondere die Frauen in ihren bunten Kleidern, Kostümen und Masken, die ihm zulächelten und die mit ihm bereitwillig tanzten, bezauberten ihn, da er bis dahin so etwas noch nicht erlebt hatte. Das bildhübsche Mädchen aber im mit Stoffblumen bestickten rotem Gewand und dem goldfarbenen Krönlein auf dem Kopf, das ihn schelmisch ansah, hatte es ihm allein angetan. Sie schien sich jedes Mal zu freuen, wenn er auf sie zueilte, um mit ihr zu tanzen. Als der für ihn so herrliche Ball spät in der Nacht schließlich zu Ende ging, brachte er sie nach Hause, wo sie noch bei ihren Eltern wohnte. Sie hatten es nicht weit. In der gemütlichen kleinen Stadt mit ihren geringen Entfernungen konnte man jedes Ziel mühelos zu Fuß erreichen. Beim Abschied vor der Haustür küssten sie sich lange, inniglich verliebt ineinander, und verabredeten sich gleich für den Nachmittag dieses bereits angebrochenen Tages in der allseits bekannten Konditorei am Marktplatz, wo man den besten Kuchen in der Stadt essen konnte. Sie war seine erste große Liebe gewesen. Wie es in einem solchen Fall geht, hatte er geglaubt, nicht mehr ohne sie leben zu können. Die geschilderten Begebenheiten klingen etwas kitschig, aber alles hatte sich tatsächlich so ereignet.

„Fasching konnte man in dieser Kleinstadt wunderschön feiern“, würde Andreas Hempel in sehr viel späteren Jahren begeistert seinen erwachsenen Kindern erzählen und versonnen hinzufügen, „niemals mehr habe ich woanders schöner Fastnacht erlebt. Stellt Euch vor, ich habe sogar eine der hübschen blutjungen Faschingsprinzessinnen gleich geheiratet. Ja, so etwas könnt ihr nicht mehr verstehen, heute wo man ohne Trauschein zusammen lebt und problemlos auseinander geht. Aber damals war so etwas nicht möglich. Schnell merkten wir, dass wir nicht zueinander passten und sind im Guten auseinander gegangen. Wir waren ja noch so jung.“

Längst hatte er verdrängt, wie leidvoll für ihn damals diese Trennung gewesen war und er erbost seinen Bekannten und Kollegen erklärt hatte: „Bloß gut, dass ich mit der Hexe keine Kinder habe, sonst müsste ich ihr noch Alimente zahlen. Die Möbel in dem Haus soll sie ruhig behalten“, wobei er verschwiegen hatte, dass diese als Mitgift ihrer Eltern sowieso ihr Eigentum waren. Er hatte nämlich außer seinem Rasierzeug, seiner Zahnbürste, seinem Computer und seinem Kleinwagen nichts weiter in die Ehe eingebracht. Eine Ehescheidung, ein Anwalt vor Ort war bereits beauftragt worden, versprach bei diesen klaren Vermögensverhältnissen und der bereits vollzogenen Trennung der Ehepartner unproblematisch zu werden.

Die schönen und auch leidvollen Erinnerungen abschüttelnd, tappte unser Held schlaftrunken durch die Zimmer seines jetzigen Zuhauses, die achtlos verstreuten Kleidungsstücke aufsammelnd, um sich anzuziehen. Bei dem Gedanken an ein Frühstück wurde ihm direkt schlecht. Zu seinem Schrecken war er spät dran. Mit schmerzendem Magen und Kopf hastete er zur der nahen U-Bahnstation, um von hier aus wie nun jeden Tag halbstündig in das Stadtzentrum zu seinem Arbeitsplatz zu fahren. „So eine Trinkerei soll in Zukunft nicht mehr vorkommen“, schwor er sich. „Vielleicht wäre es besser, den Abend in einem Restaurant oder in einem Kino in der Stadt zu verbringen und nur zum Schlafen nach Hause zu kommen?“

An der Haltestelle standen schon wartend einige Anwohner, die er bereits als Fahrgäste um diese Uhrzeit kennengelernt hatte. Da war der Sonderling, den man den zerstreuten Professor nannte. Wie zu erfahren war, arbeitete dieser in irgendeinem Institut als Wissenschaftler und träumte von einer Professur, aus der infolge seines Alters wohl nichts mehr werden würde. Freudig begrüßte Andreas den Kollegen von der anderen Bank, mit dem er gleich bei seiner ersten Fahrt zufällig ins Gespräch gekommen war. Dieser