Immer wieder neue Schmetterlinge im Bauch - Catia Frobin - E-Book

Immer wieder neue Schmetterlinge im Bauch E-Book

Catia Frobin

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Beschreibung

Maya versucht ihrem alten Leben zu entfliehen. Ein Umzug in eine andere Stadt und ein beruflicher Neuanfang sollen ihr dabei helfen. Sie lernt sehr schnell nette Menschen kennen und Anfangs geht ihr Plan auch sehr gut auf. Doch gerade in dem Moment als Maya glaubt alles in den Griff zu bekommen, muss sie feststellen, dass ihre Vergangenheit sie wieder voll einholt. Schafft es Maya mit ihren neuen Freunden wieder Frieden und Liebe in ihr Leben zu bekommen?

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Buchbeschreibung:

Maya versucht, ihrem alten Leben zu entfliehen. Ein Umzug in eine andere Stadt und ein beruflicher Neuanfang sollen ihr dabei helfen. Sie lernt sehr schnell nette Menschen kennen und Anfangs geht ihr Plan auch sehr gut auf. Doch gerade in dem Moment als Maya glaubt alles in den Griff zu bekommen, muss sie feststellen, dass ihre Vergangenheit sie wieder voll einholt. Schafft es Maya, mit ihren neuen Freunden wieder Frieden und Liebe in ihr Leben zu bekommen?

Über den Autor:

Catia Frobin wurde 1988 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Nach Ihrer Ausbildung zur Steuerfachangestellten arbeitete sie bis zur Geburt Ihres Sohnes mit freuden in diesem Beruf. Zu ihren Hobbys gehörten schon immer, das Backen und das Lesen von Romanen. Hierbei faszinierten sie vor allem spannende, romantische und historische Romane und Bücher. Daher entwickelte sich bei ihr der Wunsch, ein mal eigene Geschichten zu schreiben und zu veröffentlichen.

1. Auflage Oktober 2016

© Catia Frobin – alle Rechte vorbehalten.

Sämtliche Personen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Personen sind rein zufällig.

Titelbild von Pixabay

Druck: Epubli ein Service der Neopubli GbmH, Berlin

Geschrieben mit Papyrus Autor

Immer wieder neue Schmetterlinge im Bauch

von Catia Frobin

1. Kapitel

»Tante Maya, kommst du endlich, ich will in den Zoo!«

»Ja, mein Schatz, gleich! Zieh dich bitte warm an, es ist kalt draußen.«

»Wenn es sein muss.«

»Ja, es muss sein!«

Bockig zieht Isabella ihre Jacke an und geht in die Küche zu ihrer Tante.

»Ich bin angezogen. Wo bleibst du?«

»Ich komm ja gleich. Sei doch nicht immer so ungeduldig. Willst du lieber Apfelsaftschorle oder Orangensaft mitnehmen?«

»Beides!«

»Gut, mach ich. Dann bin ich auch fertig. Hast du die Autoschlüssel gesehen?«

»Sehe ich etwa so aus. Die verlegst du doch ständig«, sagt die kleine Isabell genervt.

»Nett von dir, dass du mich immer wieder an meine Unzulänglichkeiten erinnerst. Das tut richtig gut. Bin ich froh, dass du nur meine Nichte bist und nicht meine Tochter. Mensch, wo sind sie denn nur, ich hab sie doch gestern auf diesen Kasten gelegt? Das kann doch nicht wahr sein«, murmelt Maya vor sich hin. »Hol bitte noch deine Mütze!«

»Ich will aber keine Mütze aufziehen, wir haben doch keinen Winter mehr.«

»Dann packen wir sie halt in den Rucksack, da ist noch Platz. Dann verlierst du sie nicht.«

»Wieso? Fürs Verlieren bist du doch der Spezialist, nicht ich.«

»Sei nicht so frech und jetzt hol sie einfach! Los jetzt! Sonst kommen wir nie los.«

»Wie denn auch, schließlich hast du die Schlüssel ja noch nicht gefunden.«

»Isabella, wenn du jetzt nicht netter wirst, bleiben wir zuhause.«

»Hab ich denn auch eine andere Wahl?«

»Nein.«

»Also gut ich hol sie.« Recht widerwillig, geht also die kleine Isabella, rüber zu dem Schrank, wo sie am Vortag die Mütze abgelegt hat. Als sie die Mütze hochhebt und sie in ihre Tasche packt, sieht sie die Schlüssel.

»Tante Maya, schau mal, was ich gefunden hab.«

»Woh, du hast die Schlüssel gefunden, das ist ja genial. Ich frag jetzt besser nicht, wo sie waren. Lass uns lieber fahren.«

Also machen sich Maya und Isabella auf dem Weg zum Auto.

»Na ihr zwei. Ich dachte, ihr wolltet früher loskommen?«

»Wollten wir auch, Charlotte. Ich war die ganze Zeit schon fertig, nur Tante Maya hat mal wieder die Schlüssel vom Auto verlegt.«

»Du hattest sie bestimmt versteckt.«

»Hab ich nicht. Kommst du auch mit, Charlotte?«

»Nein, mein Schatz, fahrt ihr nur alleine. Ich besuch heute meine Freundin. Wir müssen mal wieder den neuesten Klatsch austauschen. Das nächste Mal. Ich wünsch euch viel Spaß.«

»Danke Charlotte, bis heute Abend«, sagt Maya.

Charlotte gehört das mittelgroße Haus mit dem Giebeldach und dem kleinen Garten in dem Maya nun wohnt. Sie hat das Dachgeschoss ausgebaut zu einer kleinen 2 Zimmer Wohnung. Da sie nicht mehr die Jüngste ist, wollte sie gern jemanden im Haus haben, der ihr helfen kann. Als sich Maya auf das Inserat gemeldet und sich die Wohnung angeschaut hat, haben sich die beiden sofort verstanden. Obwohl sie erst zwei Wochen hier wohnt, verstehen sich beide schon wie Oma und Enkeltochter. Daher umarmt Maya Charlotte ganz herzlich zum Abschied und geht mit Isabella zum Auto. Bevor sie ins Auto einsteigt, schaut sie sich noch um und lächelt zufrieden. Nach dem ganzen Stress in den letzten Monaten und Jahren hatte das Glück es nun endlich gut mir ihr gemeint und sie konnte einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Der Schnee ist langsam weg, die Blumen kommen raus und alles wird wieder schön bunt. Maya liebt den Frühling über alles.

»Träumst du? Ich dachte, wir wollten los?«

»Entschuldigung Isabella. Natürlich fahren wir jetzt los.«

Maya steigt ins Auto. »Bist du angeschnallt, Isabella?«

»Ja bin ich.«

»Gut, na dann los.«

Sie fahren aus der Einfahrt raus und begeben sich auf den Weg Richtung Zoo. Der Weg führt durch die ganze Kleinstadt. Vorbei an dem Villenviertel durch den Ortskern, an den Schulen vorbei und dem Stadtpark. Sie müssen ganz schön oft rechts und links abbiegen oder an roten Ampeln stehen bleiben. Da Maya wirklich nicht so gern mit dem Auto fährt und schon gar nicht in einer fremden Gegend, hofft sie, dass sie es jeden Moment überstanden hat. Maya kommt aus einem kleinen Dorf, wo man alles zu Fuß erledigen konnte. Sie kannte dort jeden Winkel. Jetzt wohnt sie in einem sehr viel größeren Ort. Dort ist es auch sehr grün mit vielen alten Häusern, aber halt alles größer, neu und unbekannt. Der Zoo ist leider zu weit weg von ihrem neuen Zuhause, deshalb haben sie heute das Auto genommen. Ihre Vermieterin hat ihr ganz genau beschrieben, wie sie dort hinkommen, was natürlich nicht heißt, dass Maya es gleich findet. Ihre kleine Nichte Isi staunt nur so, ihre Augen glänzen bei dem vielen Neuen, was sie hier entdeckt. Wie ein kleines Kätzchen, das zum ersten Mal raus darf.

»Sind wir gleich da? Charlotte sagte doch, dass es nicht so weit ist.«

»Ja, ist es auch nicht. Siehst du das Schild mit den Tieren dort? Das ist ein Hinweisschild vom Zoo und das mit dem P zeigt uns den Parkplatz an.« Maya biegt in den Parkplatz ein und sucht sich eine freie Stelle. Was nicht so schwer ist, denn die meisten Parkplätze sind noch frei.

»Da sind wir also schon. Komisch, es ist so schönes Wetter, dass da nicht mehr in den Zoo gehen. Es scheint kaum was los zu sein.«

»Ist doch voll genial, dann haben wir die Tiger für uns alleine.«

»Da hast du Recht. Na dann komm, Süße. Hast du alles?«

»Ja klar.«

»Na, dann auf zur Kasse.«

Also gehen Maya und Charlotte den kleinen Weg entlang, der zur Kasse führt. Der Weg führt durch einen kleinen Wald.

»Maya schau mal, da ist ein Eichhörnchen.«

»Das ist ja süß. Schau da drüben auch.«

»Das ist bestimmt die Mama von dem da drüben, denn das hier ist viel kleiner. Was steht hier auf den Schildern?«

»Hier steht immer, was für ein Baum das ist. Soll ich dir die Schilder vorlesen?«

»Ja, bitte.«

»Also das ist ein......« Maya liest Isabella den ganzen Weg die Schilder immer nach und nach vor. Am Ende vom Weg ist sogar ein kleines Rätsel, bei dem man testen kann, ob man sich alles gemerkt hat.

»Ich hab mir fast alles gemerkt.«

»Gut gemacht, Isabella.«

»Schau mal, da am Eingang ist ein Elefant aus Stein. Ich will mich da draufsetzen. Darf ich?«

»Natürlich.«

»Machst du ein Foto?«

»Ich habe heute keine Kamera dabei.«

»Was ist mit deinem Handy? Das hast du doch sicher dabei. Stell dir vor, damit kann man heutzutage auch Fotos machen.«

»Ach wirklich? Du erzählst mir ja Sachen. Als Nächstes erzählst du mir auch noch, dass ich dann das Bild auch noch sofort an deine Mama weiterschicken kann.«

»Natürlich geht das, hinter welchen Mond lebst du den?«, als sie ihre Tante ganz entsetzt anschaut, sieht sie, wie diese schmunzelt. »Du hast mich ja nur auf den Arm genommen, das ist gemein.«

»Ach komm schon. Nun kletter endlich rauf auf den Elefant.« »Hmm. Das war aber nicht nett. Willst du auch mit rauf, Tante Maya?«

»Nein, lieber nicht ich bin nicht mehr so gelenkig wie du.« Isabella steigt erst mal auf den Stein, wo das Tier drauf steht und dann bis ganz nach oben. Nach öfteren Abrutschen sitzt sie dann doch endlich auf dem Elefanten und freut sich riesig. Also macht Maya das Foto von Ihrer Nichte und schickt es gleich weiter an ihre Schwester. »Ich geh schon mal zum Eingang und erkundige mich. Du kannst ja gleich nachkommen.«

»In Ordnung, ich komm gleich.«

Maya liest in der Zwischenzeit die Infotafel und die Preistafel. Nach wenigen Minuten kommt dann auch Isabella nach und beide gehen an die Kasse.

»1 Erwachsener und ein Kind bitte.«

»Das macht dann 15 €.«

»Hier bitte.«

»Danke. Einen schönen Aufenthalt.«

»Dankeschön. Na dann los, Kleine. Wo möchtest du als Erstes hin? Ich glaub, da hinten ist ein Plan.«

»Keine Ahnung. Was gibt es denn hier alles für Tiere?«

»Lass uns doch einfach da vorne zur Karte gehen, da können wir uns informieren. Schließlich war ich hier auch noch nie. Aber stell dir vor, am Eingang hab ich vorhin gelesen, dass die Tigerfamilie sogar zwei Babys bekommen hat. Die sind grad mal einen Monat alt.«

»Das ist ja toll. Dann schnell Tante Maya, beeil dich.« Isabella rennt gleich los. Maya ruft ihr noch nach: »Jetzt warte doch mal, wir müssen erst auf der Karte schauen. Ich weiß doch gar nicht, wo die sind.« Also kommt Isabella widerwillig zurück getrottet und geht mit Maya zur Karte. Maya schaut sich die Karte an, aber irgendwie wird sie echt nicht schlau daraus. Die Karte ist schon recht verblasst und es ist auch sehr vieles durchgestrichen und neu vermerkt worden.

»In welche Richtung müssen wir denn jetzt?«

»Ich weiß es noch nicht Isi. Aber lass uns doch mal in die Richtung gehen.«

»Geht’s denn da auch wirklich zu den Tigern?«

»Ich denke schon.«

»Du denkst schon, aber wissen, tust du es nicht.«

»Isabella!«

»Ja Maya? Jetzt sind wir schon hier. Jetzt zählt deine Drohung nicht mehr, dass wir zu Hause bleiben.«

»Ach so ist das. Machst du das mit deinen Eltern auch immer so.«

»Manchmal.«

»Deine armen Eltern. Bin ich froh, dass du nur ein paar Tage bei mir bist. Jetzt lass uns doch hier lang gehen. Wir werden die Tiger bestimmt im Laufe des Tages finden.«

Also gehen Isi und Maya den Weg entlang. Sie gehen an den Steinböcken vorbei, den Pferden, dem Bär, aber die Tiger haben sie immer noch nicht gefunden. Isabella interessiert sich überhaupt nicht für die anderen Tiere. Sie will nur zu den Tigern. Maya bereut schon, dass sie ihr das mit den Babys gesagt hat.

»Wann kommen denn die Tiger? Ist es noch weit? «

»Ich dachte eigentlich, die Tiger müssten gleich hier sein. Warte, da ist noch mal eine Karte, ich schau lieber noch mal nach. Du kannst dir ja in der Zwischenzeit auch die anderen Tiere anschauen, wir sind doch nicht nur wegen den Tigern hierher gekommen. «

»Die will ich aber jetzt trotzdem als Erstes sehen. Bist du sicher, dass du die Karte richtig gelesen hast? Mama meint immer, dass du keine Karten lesen kannst.«

»Ach so, so denkt also deine Mama von mir. Meine Schwester hat anscheinend eine richtig hohe Meinung von mir. Schau doch selbst, also hier sind die Bären. Die wir auch hier zu unserer Rechten sehen und dann müssten gleich daneben die Tiger sein. «

»Gibt es denn hier keinen Punkt oder Pfeil, damit wir wissen, wo genau wir stehen? «

»Nein Süße, leider nicht. Lass uns doch einfach weiter durch den Zoo gehen, wir finden die Tiger bestimmt noch. «

»Nein, ich will gleich zu den Tigern, das sagte ich doch gerade, die anderen Tiere können wir immer noch danach anschauen. Erst die Tiger.«

»Ok, ok, ich schau noch mal ganz genau hin.«

Die kleine Isabella wird langsam ungeduldig. Maya sieht sich ganz verzweifelt um, aber sie hat einfach keine Ahnung, warum die Tiger nicht hier sind. Denn normalerweise kann sie solche Pläne schon lesen, auch wenn sie sonst sehr verplant ist in ihrem Leben. Plötzlich steht ein junger Mann neben Maya.

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Ich bin grad auf der Bank dort gesessen und hab die Bären beobachtet, als ich Ihr Gespräch mitbekommen habe. Sie suchen ein bestimmtes Tier, oder?« Maya sieht den Fremden genau an und ist erstaunt. Wieso sitzt ein so gutaussehender Mann am helllichten Tag einfach vorm Bärengehege und beobachtet die Tiere. Er sieht nicht wie ein Tierpfleger aus, sondern eher wie ein Geschäftsmann. Schicke Hose und ein weißes Hemd, das er oben leicht geöffnet hat. Seine Augen strahlen so eine Ruhe und Freundlichkeit aus, dass Maya ganz fasziniert von ihn ist. Sie muss sich zusammenreißen, damit sie nicht ins Träumen verfällt, und sagt daher schnell: »Ja, da haben Sie Recht, kennen Sie sich hier aus?«

»Ja ich komm oft hierher. Denn wenn ich die Tiere beobachte, komm ich mal wieder auf andere Gedanken und das brauch ich einfach. Deshalb kenne ich auch jedes Eck hier. Nur leider geht es vielen so, dass sie nicht gleich die Tiere finden, die sie suchen, die Karten sind nämlich richtig schlecht. Außerdem wird hier oft umgebaut und dann sind die Karten sehr veraltet. Die Stadt hat halt nicht so viel Geld. Wir sind froh, überhaupt noch einen Zoo hier zu haben.«

»Meine Tante Maya und ich wollen zu den Tigern. Die sollen sogar Babys haben und da will ich unbedingt hin und die kleinen streicheln.«

»Wie heißt du denn?«

»Isi und du?«

»Ich bin der Finn und ich freue mich, dich kennen zu lernen. Isi, dir ist aber schon bewusst, dass du die Tiger nicht streicheln kannst, die sind sehr gefährlich.«

»Aber meine Mama hat gesagt, dass Tiger Katzen sind und Katzen kann man doch streicheln? Warum denn dann die Tiger nicht?«

»Da hat deine Mama auch Recht, Tiger sind Katzen. Aber Raubkatzen und diese können Menschen richtig verletzen. Ich kann euch aber trotzdem den Weg zeigen. Kommt mit, hier geht‘s lang.«

»Siehst du Maya. Meine Mama hatte doch Recht. Wir brauchen erst einen Fremden, um den Weg zu finden. Du kannst halt doch keine Karten lesen.«

»Isabella! Ich bitte dich, lass das! Wenn du diesem netten Mann zugehört hättest, wüsstest du jetzt, dass hier oft umgebaut wird und daher die Karten selten stimmen.«

»Du bist ja ganz schön frech, das gehört sich aber nicht für ein kleines Fräulein.«

»Ich bin ja auch kein kleines Fräulein, sondern nur ein Kind und da darf ich das.«

»Ich glaub, ich zeig dir doch nicht die Tiger. Denn so freche Mädchen sind bei den Tigern nie willkommen.«

»Ach bitte, bitte. Ich bin auch ganz lieb. Ich verspreche es. Hmm bittttteeee.«

Die kleine Isi schaut Finn mit ihren treuherzigen Augen so bittend an, dass er gar nicht anders kann, als ihr nachzugeben.

»Na gut. Wer kann diesen Augen schon widerstehen.«

2. Kapitel

Also gehen sie los. Sie kommen an vielen Tieren vorbei, den Giraffen, den Elefanten, dem Nachttierhaus, den Seelöwen und Eisbären. Jetzt sind sie angekommen und die kleine Isi kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Die kleinen Babys liegen in den starken Tatzen der Mutter und schlafen. Isi hofft immer noch, dass sie vielleicht doch hinein darf in das Gehege. Sie steht so gespannt vor dem Gehege, dass sie gar nicht mitbekommt, wie sich Maya und der junge Mann auf eine Bank in der Nähe des Geheges setzen. Natürlich ist Isi noch im Blickfeld.

»Ihre Nichte sieht aus mit ihren blonden Locken wie ein Engel. Echt süß die Kleine. Ihre Eltern müssen wahnsinnig stolz auf sie sein, obwohl sie an ihrem Benehmen noch arbeiten muss.«

»Das stimmt«, meint Maya lächelnd, »aber da sie so engelhaft aussieht, lässt man ihr viel durchgehen. Sie haben ja auch nachgegeben, als sie mit ihren Augen den Hundeblick aufgesetzt hat. Außerdem ist sie auch ein typisches Einzelkind und die sind in den meisten Fällen sehr verwöhnt.«

»Ich hab ihr wirklich nicht nein sagen können, aber wenn ich eine Tochter bekommen sollte, könnte ich mir vorstellen, dass sie genauso süß aussehen sollte wie die kleine Isi.«

»Sie wollen also eine Prinzessin, keinen Prinzen?«

»Ja, ich denke schon. Natürlich in erster Linie gesund. Was haben sie eigentlich gegen Einzelkinder?«

»Ich hab nichts gegen solche Personen. Ich finde sie nur oft sehr verwöhnt. Oh, sind sie etwa eins? Das tut mir leid. Ich wollte sie nicht beleidigen.«

»Ja bin ich. Aber ich sehe mich jetzt nicht als verwöhnt an.«

»Sie sind ja ganz schön überzeugt von sich. Ich hab eben nur festgestellt, dass Einzelkinder sich fast alles erlauben können, weil sich die Eltern nur auf das eine Kind konzentrieren und das darf dann auch alles. Wie bei meiner kleinen Isi. Ich mag meine Nichte wirklich sehr, aber sie ist einfach so frech und das gehört sich einfach nicht. Wir als Kinder hätten uns das damals nicht erlauben dürfen.«

»Es stimmt schon, als Einzelkind dreht sich alles um das eine Kind. Das war bei mir auch so. Ich denke aber, dass es egal ist, ob jemand alleine ist oder Geschwister hat. Es kommt immer auf die Eltern an. Meine Eltern haben mir immer gutes Benehmen beigebracht. Die richtig alte Schule noch.«

»Ach tatsächlich? Tja, leider kann ich das nicht beurteilen, ich kenn Sie ja nicht.«

»Dann sollten wir das ändern. Also ich bin der Finn und ich bin Einzelkind. Und das Du wäre mir lieber.«

»Nein wirklich? Du erzählst mir ja richtige Neuigkeiten über dich. Also das wusste ich noch nicht von dir. Wie kommt es zum Beispiel, dass du heute unter der Woche in den Zoo gehst? Du siehst eher so aus, als müsstest du eigentlich arbeiten?«

»Doch eigentlich müsste ich schon arbeiten. Mein Chef wird bestimmt auch im Fünfeck springen und mir wieder Vorwürfe machen. Doch im Moment arbeiten wir an einen recht komplizierten Fall, da darf uns einfach kein Fehler passieren, noch dazu ist dieser Mandant ein Familienfreund. Deshalb hab ich Zeit zum Nachdenken gebraucht.«

»Du musst ja einen wirklich gutmütigen Chef haben. Denn die meisten Chefs hätten dir gekündigt, wenn du einfach nicht zur Arbeit erscheinst.«

»Na, ja das stimmt. Mein Chef bin ich in gewisser Hinsicht ich selber. Zwar nicht ganz, denn meinem Vater gehört die Kanzlei und ich bin als Juniorpartner mit drin.«

»Ach so, na dann, sind wir ja wieder bei dem Thema Einzelkind.«

»Wieso Einzelkind?«

»Wie gesagt bei einem richtigen Chef wäre das nicht gegangen und wahrscheinlich auch nicht, wenn du Geschwister hättest. Dein Vater lässt dir halt doch viel durchgehen.«

»Da brauchst du keine Angst haben. Ich werde heute schon noch mein Donnerwetter abbekommen, denn mein Vater mag das gar nicht.«

»Na, wenn das so ist, sollte ich wohl Mitleid mit dir haben.«

»Das ist ja wohl auch das Mindeste. Nur irgendwie kann ich dir nicht ganz glauben, dass du Mitleid mit mir hast.« Finn und Maya müssen lachen.

»Vielen Dank übrigens, dass du uns geholfen hast. Ich hätte die Tiger nie so schnell gefunden. Ich war hier einfach noch nie und die Karte hab ich leider wirklich auch nicht entziffern können.«

»Hab ich doch gerne gemacht. Wohnst du denn hier? Ich hab dich hier noch nie gesehen.«

»Ja, seit ein paar Wochen, ich bin grad erst neu in diese Gegend gezogen. Ich komme von einem kleinen Dorf wie meine Nichte und da ist das hier schon fast eine Großstadt.«

»Das kann ich mir vorstellen. Dann empfehle ich dir unbedingt den Zoo. Wenn‘s dir schlecht geht oder du nicht mehr weiter weißt, findest du hier immer Ablenkung. Das kannst du mir glauben. Man kann die Tiere beobachten und auch die Menschen, die sich manchmal wie Tiere benehmen.«

»So wie wir vorhin. Oder?«

»Nein. Du sahst eher verzweifelt aus. Du tatest mir leid, weil deine kleine Begleiterin so ungeduldig war.«

»Nett ausgedrückt. Aber danke für den Tipp. Ich werde es mir merken.« Finn schaut sie fragend an. »Ich mein das mit dem in den Zoo gehen, zur Ablenkung.«

»Ach so«, Maya muss lachen und strahlt dabei übers ganze Gesicht.

»Ich freu mich, das ich dich zum Lachen bringen konnte. Dieses Lächeln steht dir besser als der traurige Gesichtsausdruck von vorhin.«

»Ach sah ich traurig aus? Ich dachte, ich wirkte verzweifelt?«

»Na ja irgendwie beides.«

»Du hast ja Recht. Die letzten Wochen, Monate und Jahre waren nicht wirklich zum Lachen bei mir. Ich möchte hier einen Neuanfang starten. Mal schauen, ob mir das gelingt.«

»Tante Maya, Tante Maya.«

»Ja meine Kleine.«

»Die Babies sind grad aufgewacht und sind losgelaufen. Schau nur wie süß sie aussehen. Wie die laufen richtig tapsig. Ich glaub, ich will auch einen Tiger zuhause haben. Meinst du, Mama schenkt mir einen?«

»Ich denke nicht. Vielleicht kannst du ja eine Hauskatze bekommen. Die sind auch süß. Was meinst du, sollen wir uns jetzt die anderen Tiere noch anschauen, Isi? Wir können ja später noch mal hierher kommen.«

»Na, gut. Kommst du auch mit, Finn?«

»Wenn deine Tante nichts dagegen hat, gerne?«

»Tante Maya hat bestimmt nichts dagegen oder Tante Maya?«

»Warum auch nicht.«

»Dann komme ich gerne mit euch mit.«

Finn zeigt Maya und Isi jede besondere Stelle im Zoo. Da Finn auch viele Pfleger kennt, darf Isi sogar in den einen oder anderen Käfig mit hineingehen, was ihr natürlich viel Spaß macht. Natürlich nur bei den ungefährlichen Tieren. Zum Schluss gehen sie wieder zu den Tigern, um sich zu verabschieden.

»Danke für den schönen Tag und dass Sie uns so viel gezeigt haben.«

»Wir sind doch vorhin schon beim Du gewesen, oder?«

»Ja richtig. Dass du uns so viel gezeigt hast.«

»Hab ich gern gemacht. Hat es dir auch gefallen Isi?«

»Ja, auf jeden Fall. Das war mein schönster Tag.«

»Das freut mich. Ich hoffe, wir können uns mal wieder sehen Maya. Da du neu hier bist, könnte ich dir vieles zeigen. Ich gebe dir meine Nummer und ich hoffe, du meldest dich bei mir. Den ich bin mir sicher, wir können viel Spaß miteinander haben.« Finn streckt ihr seine Visitenkarte entgegen und lächelt sie an. Maya ist ganz hin und weg von diesem zärtlichen Lächeln. Ob er wohl was fühlt für sie? Doch plötzlich verwandelt sich das Gesicht von Finn in ein Gesicht von einem anderen Mann. Daher fällt ihr ein, was ihr beim letzten mal passiert ist, als sie auch nähere Bekanntschaft mit so einem anscheinend sympathischen Mann gemacht hat. Deswegen meint sie: »Ich denke nicht Finn, dass wir uns wieder sehen werden oder dass ich dich anrufe. Es war wirklich ein schöner Tag, aber mehr auch nicht. Außerdem ist die Stadt doch so groß, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass wir uns über den Weg laufen. An solche Zufälle glaube ich nicht. Tut mir leid. Aber trotzdem noch mal vielen Dank für alles und einen schönen Abend.«

»Schade, ich hätte dich gern wieder gesehen Maya. Solltest du es dir doch noch mal anders überlegen, hier hast du auf jeden Fall meine Nummer. Ich bin ein guter Kummerkasten.«

»Nett von dir. Ich werde aber bestimmt nicht anrufen. Gib die Nummer lieber jemanden anderes, der mehr Wertschätzung dafür hat als ich. Du hast einfach die falsche Zeit erwischt. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.«

»Nein natürlich nicht.«

»Ihr Freund hat sie gerade auf übelste Weise hintergangen. Er hat sie nämlich nur ausgenutzt«, sagt Isabella.

»Isabella! Woher weißt du das denn schon wieder alles?«

»Von Mama.«

»Ich glaub, mit deiner Mutter muss ich mal ein ernstes Wort reden. Ciao Finn.«

»Ciao ihr zwei. Ich glaube an Zufälle. Wir werden uns wieder sehen und glaub mir, ich würde dich nicht ausnutzen. Ich meine, was ich sage.«

Maya schenkt Finn noch mal ein Lächeln und geht dann mit Isi zum Auto. Finn versteht es einfach nicht. Sie hatten zu dritt einen so schönen Tag zusammen und trotzdem möchte Maya ihn nicht wiedersehen. »Aber warte nur, ich kenne jeden hier, ich werde dich finden,« ruft Finn ihr leise hinterher. Er steckt lächelnd seine Telefonnummer wieder ein und fährt nach Hause. Aber dieses Lächeln von ihr, in Verbindung mit den traurigen Augen, geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er wundert sich, denn normalerweise sind die Frauen ihm gegenüber nicht so ablehnend eingestellt und schon gar nicht nach so einem schönen Tag.

»Warum hast du nicht seine Nummer genommen? Er war doch nett? Ich mag Finn.«

»Das kannst du noch nicht verstehen, dazu bist du zu klein.«

»Ich denke eher ihr Erwachsenen, denkt zu kompliziert.«

»Jetzt steig in den Wagen ein, Isi. Lass uns heimfahren.«

»Wenn‘s sein muss.«

»Ja es muss! Los jetzt!«

Nachdem Maya und Isi in ihrer Wohnung angekommen sind, essen sie noch eine Kleinigkeit und dann fällt die kleine Isi auch schon sofort in einen tiefen Schlaf. Maya hat nun Zeit nachzudenken und beschließt, ihre Vermieterin zu besuchen.

»Hallo Charlotte. Kann ich reinkommen.«

»Aber klar doch. Ich freue mich sehr darüber, dass du jetzt bei mir im Haus wohnst. Mit meinen 80 Jahren bin ich einfach nicht mehr so fit und fühle mich auch oft sehr allein. Und da ich keine Kinder hab, bist du für mich einfach jeden Tag die aufgehende Sonne. Wie mein Kind. Ich bin froh, dass du die Wohnung bei mir im Haus genommen hast. Du bist jetzt erst zwei Wochen da und doch kommt es mir so vor, als ob du schon immer hier gewesen bist. Aber genug von meiner Gefühlsduselei. Wie war denn euer Tag im Zoo?«

»Ganz schön. Isi wollte unbedingt zu den Tigern. Nachdem die Tiger auch noch zwei Babies haben, kannst du dir ja vorstellen, dass sie fast nicht mehr wegzubringen war von dem Käfig. Finn hat ihr dann noch andere Gehege gezeigt und da er einige aus dem Zoo kennt, durfte sie sogar in einige Käfige und die Tiere streicheln. Das war sehr aufregend für sie, deshalb ist sie jetzt auch gleich eingeschlafen.«

»Wer ist denn Finn, ein Bekannter?«

»Nein, wir kannten ihn davor nicht. Er hat uns geholfen, die Tiger zu finden und danach hat er uns noch durch den Zoo geführt.«

»Wie war er so? Er ist aber nicht zufällig Lauterbeck?«

»Er war wirklich sehr nett und ich muss sagen, auch sehr gut aussehend. Ich weiß nur, dass er Finn heißt, wie sein Nachname ist, weiß ich nicht. Sollte man diesen Lauterbeck kennen?«

»Du wirst ihn noch nicht kennen, aber die Lauterbecks haben einen großen Einfluss hier im Ort, so wie die von Grafs.«

»Ach so. Na ja, diese Personen werd ich als kleine Person bestimmt nicht kennen lernen.«

»Täusch dich da mal nicht. Ich glaub, dass Herr von Graf sogar dein Arbeitgeber ist.«

»Das weiß ich gar nicht. Ich hab nur immer mit dem Personalchef gesprochen. Aber stell dir vor, Finn hat mir zum Schluss sogar seine Nummer geben wollen, aber ich hab sie gar nicht erst angenommen.«

»Aber Kindchen, warum denn? Ich weiß, dass du schon schlimme Erfahrungen gemacht hast, vor allem mit deinem letzten Freund, aber deshalb sind doch nicht alle Männer schlecht. Du bist doch noch jung, du wirst noch öfter schlechte Erfahrungen machen. Die gehören zum Leben einfach dazu.«

»Da magst du Recht haben. Aber ich muss ja nicht gleich wieder damit anfangen, schlechte Erfahrungen zu machen. Du weißt doch, ich stand kurz vor der Heirat und dann hat mein Freund einfach alles hingeschmissen. Er wollte die Welt noch sehen und deshalb nicht gebunden sein für die Ewigkeit. Ich will so etwas nicht so schnell wieder erleben müssen. Deshalb lass ich das besser mit den Männerfreundschaften.«

»Ich versteh schon Maya. Auch wenn ich denke, dass da mehr dahinter steckt, als dass er nur die Welt sehen wollte. Aber so lange du mir nicht mehr erzählen willst, glaub ich dir das einfach alles mal so. Wenn es so sein sollte, wirst du ihn eh wieder sehen.«

»Das hat er auch gemeint. Er glaubt an Schicksal, ich nicht.«

»Dann schauen wir mal, wer gewinnt. Ach bevor ich es vergesse, nächste Woche Montag ist doch dein erster Arbeitstag?«

»Ja, das stimmt. Wieso?«

»Könntest du einer alten Freundin von mir dann bitte etwas vorbei bringen?«

»Klar, warum nicht. Wer ist es denn?«

»Wir nannten sie immer Lady Luisa, weil sie in einem so schönen altem Haus, wohnt. Wenn man bei ihr ist, denkt man immer, alles ist wie früher, als es noch Adlige gab.«

»Warum bringst du es ihr nicht selber vorbei?«

»Ich muss an dem Tag woanders hin und sie braucht, das unbedingt an diesem Tag. Meinst du, du schaffst das? Ich schreib dir auch die Adresse auf.«

»Ich denke schon. Für dich mach ich das doch gerne. Jetzt verabschiede ich mich von dir, Charlotte. Ich bin auch sehr müde. Wer weiß, was die Kleine morgen noch alles mit mir vorhat.«

»Das kann ich mir vorstellen. Sie ist wirklich total goldig. Gut, dass sie da ist, sie lenkt dich perfekt von deinem Kummer ab. Du strahlst heute übers ganze Gesicht. Das steht dir gut.«

»So war es wohl auch geplant von meiner Schwester.«

»Das ist schon richtig gedacht von deiner Schwester, schließlich kannst du dich nicht ewig verkriechen. Schlaf gut meine Kleine.«

»Du auch Charlotte.«

3. Kapitel

»Hallo Mama. Mensch riecht das gut. Ich hab einen Bärenhunger. Gibt es gleich was zu essen?«

»Hallo Finn. Das Essen ist schon fast fertig. Noch ein paar Minuten. Geh doch inzwischen ins Wohnzimmer zu deinem Vater. Und pass auf, heute ist ihm irgendeine Laus über die Leber gelaufen.«

»Ich kann mir gut vorstellen welche. Ich denke, diese Laus war ich.«

Also geht Finn ins Wohnzimmer zu seinem Vater und rechnet mit dem schlimmsten.

»Bist du auch mal wieder da! Wo hast du heute den ganzen Tag gesteckt? Du weißt doch, dass heute der wichtige Termin gewesen wäre!«

»Also, hallo erst mal, Dad. Ja mein Tag war sehr schön heute und deiner?«

»Werd nicht frech, Sohnemann!« Er fuchtelt wild mit seinen Fingern in der Luft herum.

»Keine Angst Dad, natürlich hab ich den Termin nicht vergessen. Schließlich haben wir die ganze Woche an nichts anderem gearbeitet. Deshalb musste ich einfach abspannen. In meinen Kopf hat nichts mehr Platz gehabt. Hat dir Betty nicht gesagt, dass sie den Termin auf nächste Woche verschoben hat?«

»Natürlich hat sie mir Bescheid gesagt. Betty würde nie was vergessen. Der Termin ist jetzt auch nächste Woche, ich hätte halt nur gern heute alles hinter mich gebracht. Manchmal hab ich das Gefühl, du nimmst deinen Beruf gar nicht ernst.«

»Ich weiß Dad, dass dir das alles sehr wichtig ist und du heute alles hinter dich bringen wolltest. Aber irgendwie war ich noch nicht ganz zufrieden mit dem, wie wir es gelöst haben. Mir ist nur die ganze Zeit keine andere Lösung eingefallen, da mein Kopf einfach total voll war. Deshalb hab ich mir mal einen Tag Auszeit genommen. Ich denke, ich hab jetzt die Lösung. Außerdem Dad, das kannst du mir glauben, mir bedeutet der Beruf genauso viel wie dir.«

»Na, da bin ich ja gespannt. Wo warst du denn?« Sagt er jetzt in einen bereits versöhnlicheren Ton.

»Ich war im Zoo. Du weißt doch, da kann ich immer am besten nachdenken.«

»Das war schon immer dein Lieblingsort. Wenn du vor lauter Lernen nichts mehr in den Kopf bekommen hast, sind wir immer mit dir da hin. Danach ging es dir gleich besser.«

»Ich kann mich noch gut daran erinnern.«

»Wir waren schon ewig nicht mehr gemeinsam dort. Hat sich viel verändert?«

»Nein, eigentlich nicht. Es sind immer noch ziemlich die gleichen Tiere, dieselben alten Schilder, wo sich keiner auskennt. Heute konnte ich einer hübschen Frau mit traurigen Augen und ihrer hübschen, süßen kleinen Nichte einiges zeigen.«

»Ah, daher weht der Wind. Wie heißt sie denn?«

»Sie heißt Maya.«

»Maya, das ist ein schöner Name und wann werden wir sie kennen lernen?«

»Ich denke gar nicht Dad, denn stell dir vor, ich wollte ihr meine Nummer geben, damit ich sie wieder treffen kann, aber sie wollte einfach nicht meine Nummer haben. Sie hat mir meine Visitenkarte wieder in die Hand gedrückt und gesagt, dass sie eh nicht anrufen wird und ich sollte die Nummer lieber jemandem anderen geben. Dann ging sie und weg waren die zwei. Wir haben einen so schönen Tag zusammen verbracht und trotzdem wollte sie mich nicht wiedersehen. Ich versteh das nicht. Das ist mir noch nie passiert.«

»Mein Sohn hat seine erste Abfuhr bekommen. Da siehst du‘s mal. Vielleicht hat sie schlechte Erfahrungen gemacht mit Männern. Du sagst doch, sie hatte traurige Augen. Vielleicht hat sie erst vor kurzem eine Trennung hinter sich.«

»Das weiß ich nicht so genau. Sie hat nur Andeutungen gemacht, aber nichts direkt erzählt. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn ich sie wiedersehen könnte.«

»Wen willst du wieder sehen, Sohnemann?«

»Unser Sohn hat seine erste Abfuhr bekommen. Es gibt zum Glück doch noch Frauen, die nicht alle erblindet sind.«

»So schlimm ist unser Sohn auch wieder nicht, Schatz. Weißt du Finn, nicht jede Frau die einen am Anfang abweist, meint das dann auch so. Sie will einfach nur testen, wie ernst es der Mann meint. Oft ergeben sich dann später sogar gute Ehen daraus. Der Mann braucht halt nur sehr viel Geduld. Nur wenn man die hat, kann man das Herz der Dame erobern.«

»Deine Mutter hat damit Erfahrung. Sie hat mich auch ganz schön zappeln lassen.«

»Gib nur die Hoffnung nicht auf mein Sohn.«

»Sollte ich sie je wieder sehen, dann werde ich euren Rat beherzigen.«

»Wie sagt die Freundin von deiner Mutter immer, Alexander? Wenn‘s so sein soll, wirst du sie wieder sehen.«

»Das stimmt Emily. Das hat sie mir sehr oft gesagt, aber es hat auch gestimmt.«

»Ach, bevor ich es vergesse Schatz, deine Mutter hat heute angerufen und uns noch mal an das Essen am Montagabend erinnert.«

»Ach ist das wieder ihr jährliches Essen? Das wird bestimmt schön. Vor allem sind bei Omas Partys immer ältere Leute eingeladen, das ist dann für mich nicht so anstrengend. Bei euren Partys ist immer so viel Jungvolk eingeladen, dass ich mich immer verstecken muss vor den ganzen jungen Mädels, die alle für mich schwärmen.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher. Bis jetzt hat meine Schwiegermutter immer versucht, dich mit jemanden zu verkuppeln.«

»Stimmt. Aber sie hat es noch nie geschafft. Es war einfach noch nie die Richtige dabei. Warum tut sie das eigentlich immer?«

»Meine Mutter ist noch vom alten Schlag. Sie kann sich einfach nicht vorstellen, dass man mit 27 Jahren immer noch nicht verheiratet ist und bei den Eltern zuhause wohnt. Was ja auch wirklich unglaublich ist. Ich denke aber, dass Jacqueline da sein wird.«

»Das denke ich auch.«

»Warum seid ihr eigentlich nicht mehr zusammen?«

»Das weißt du doch Dad. Wir passen halt doch nicht so gut zusammen, wie alle denken. Sie ist nett und ich mag sie sehr. Wir sind ja auch noch gute Freunde, aber mehr auch nicht.«

»Ich glaub, Jacqueline sieht das aber noch nicht so locker wie du, mein Sohn.«

»Wie kommst du drauf?«

»Erst heute hat Josi wieder angerufen und mir erzählt, wie sehr seine Tochter dich noch liebt und er einfach nicht versteht, warum du, doch nicht sein Schwiegersohn wirst.«

»Was soll ich dazu sagen? Manchmal lebt nicht nur meine Oma in der Vergangenheit, sondern auch andere. Ich meinte nicht, dass ich Josi nicht mag. Er ist total nett und wäre ein angenehmer Schwiegervater. Oma ist natürlich die Beste, auch wenn sie manchmal etwas altmodisch ist. Ich liebe sie wirklich sehr. Hat es vorhin nicht schon nach Essen gerochen?«

»Oh ja, hab ich ganz vergessen, vor lauter Erzählen. Kommt doch in die Küche Jungs. Ich wollte euch eigentlich nur holen.«

»Ich hätte heut noch voll Lust auf eine Partie Schach. Spielst du mit mir, Finn?«

»Gern Dad, das können wir machen. Dann erzähl ich dir von meinem Einfall.«

4. Kapitel

»Oh, was ziehe ich nur an. Vielleicht das hier oder nicht doch vielleicht das. Mein erster Arbeitstag. Ich hab kaum geschlafen und rede auch noch mit mir selber. Schlimm mit mir. Ich bin so nervös.«

Erst zieht Maya einen Rock an. Dann zieht sie ihn wieder aus. Dann zieht sie ein Kleid an, aber mit dem gefällt sie sich auch nicht. Inzwischen hat sie sich bestimmt schon fünfmal umgezogen, bis sie sich jetzt doch für eine schwarze Hose und eine weiße Bluse entschieden hat. Als sie auf die Uhr schaut, erschrickt sie. Schnell nimmt sie ihre Tasche und läuft los.

»Guten Morgen, Charlotte. Ich bin spät dran. Tut mir leid, wir sehen uns heute abend.«

»Wart noch kurz! Hier ist was zu essen für dich. Nicht, dass du mir völlig vom Fleisch fällst. Du isst einfach zu wenig. Hier sind noch die Sachen für meine Freundin. Die Adresse hab ich dir aufgeschrieben, liegt auch mit drin. Dir einen schönen ersten Arbeitstag.«

»Danke Charlotte. Was würde ich nur ohne dich machen?«

»Verhungern und nun geh schon, sonst kommst du wirklich zu spät. Das kommt nie gut.«

»Ciao Charlotte und noch mal danke.«

Maya hat eigentlich gedacht, sie hätte sich den Weg gut eingeprägt, nur jetzt, wo sie unterwegs ist, hat sie sich doch wieder verlaufen. Nach kurzen Fragen kommt sie endlich ans Ziel. Sie ist gelernte Buchhalterin und hat davor in einem Steuerbüro gearbeitet. Jetzt fängt sie in einer Firma in der Buchhaltung an. Am Empfang trifft sie eine nette junge Frau.

»Guten Morgen, ich bin Maya Weiß.«

»Guten Morgen, Frau Weiß. Ich bin Laura Engel. Mir wurde mitgeteilt, dass sie heute anfangen, und bitte einfach nur Laura. So nennen mich hier alle. Wir sind hier nicht so förmlich. Es gibt hier eigentlich nur das Du.«

»Dann bin ich auf jeden Fall Maya und ich freue mich, dass das hier so ist. Das mit dem Du gefällt mir.«