Inselsommerstürme - Gabriella Engelmann - E-Book
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Inselsommerstürme E-Book

Gabriella Engelmann

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Beschreibung

Buchhändlerin Bea beschließt, dass sie selbst und ihre Crew Urlaub vom Alltag benötigen. Die Freundinnen müssen dringend zur Ruhe zu kommen, zumal dieser August auf Sylt ungewöhnlich heiß ist und die Nerven aller blank liegen: Lissy plagt eine komplizierte Schwangerschaft, Nele kämpft mit Eifersucht, Bea mit einer Schreibblockade und Vero mit einem beruflichen Konkurrenten. Die vier genießen es, ihre Heimat von einer neuen Seite kennenzulernen, rechnen aber nicht mit den Sommerstürmen, die sich über der Insel zusammenbrauen und das Quartett vor die größte Bewährungsprobe von allen stellen ... Darauf haben die Fans von Bea, Lissy, Nele und Vero gewartet: Ein Wiedersehen mit den Freundinnen vom Büchernest, aus der Feder von Bestseller-Autorin Gabriella Engelmann. Endlich erfahren wir, wie es mit den Freundinnen aus der ganz besonderen Insel-Buchhandlung weitergeht. Sommerleicht zu lesen – Wohlfühl-Bücher für den Strandkorb, die Couch und alle Lebenslagen: "Gabriella Engelmanns Romane sind Wohlfühl-Bücher für den Strandkorb, die das Herz erfreuen, aber den Verstand nicht beleidigen." Elmshorner Nachrichten "Gabriella Engelmann, Expertin für kluge Romanzen." FÜR SIE

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Seitenzahl: 98

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Gabriella Engelmann

Inselsommerstürme

Roman

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Buchhändlerin Bea beschließt, dass sie selbst und ihre Crew Urlaub vom Alltag benötigen. Die Freundinnen müssen dringend zur Ruhe zu kommen, zumal dieser August auf Sylt ungewöhnlich heiß ist und die Nerven aller blank liegen: Lissy plagt eine komplizierte Schwangerschaft, Nele kämpft mit Eifersucht, Bea mit einer Schreibblockade und Vero mit einem beruflichen Konkurrenten. Die vier genießen es, ihre Heimat von einer neuen Seite kennenzulernen, rechnen aber nicht mit den Sommerstürmen, die sich über der Insel zusammenbrauen und das Quartett vor die größte Bewährungsprobe von allen stellen ...

Inhaltsübersicht

Inselsommerstürme

Veros Sommersalat mit frischen Himbeeren und (Sylter) Ziegenkäse

 

 

 

»Na, was is los? Du guckst wie ’ne Möwe, der sie das Fischbrötchen ausm Schnabel geklaut haben.«

Die freundliche Kellnerin der Kleinen Teestube in Keitum schaute Bea Hansen fragend an. »Magst du etwa unseren Tee nicht mehr?«

Bea Vrohne-Hansen, Buchhändlerin und frischgebackene Krimi-Autorin, kaute weiter am Ende ihres Bleistifts, als sei sie immer noch Schülerin der Sylter Grundschule. Doch sie war alles andere als jung, einen kleinen Tick über siebzig.

Wie groß dieser Tick genau war, hielt sie geheim, genau wie ihre Schreibhemmung, die allmählich dramatische Formen annahm. »Alles gut, ich kann nur keinen Roibusch mehr sehen«, erwiderte sie und legte den Stift auf den runden Holztisch, direkt neben die Porzellantasse mit dem kobaltblauen Zwiebelmuster. »Zu blöd, dass der Arzt mir Teein und Koffein verboten hat, ich würde so gern mal wieder echten Friesentee mit Kluntjes trinken.« Wenn Bea eines noch mehr hasste, als ihr wahres Alter zu verraten oder Schwierigkeiten, in denen sie steckte, waren es körperliche Wehwehchen. Dass mit Bluthochdruck nicht zu spaßen war, wusste sie. Aber auch, dass ein Leben ohne gewisse kleine Freuden nur halb so viel Spaß machte. Zum Glück kamen in diesem Moment neue Gäste in das kuschelige Teestübchen mit der schönen Sommerterrasse, die von einem rosenumrankten Friesenwall umschlossen war, sodass sie nicht mehr weiter Rede und Antwort stehen musste.

An diesem Augusttag war es auf der Insel brütend heiß und ziemlich schwül.

Bei derart hohen Temperaturen hielt es man es draußen nicht mal unter dem Sonnenschirm aus. Auch nicht am Strand, es sei denn, man tauchte in die schäumenden Fluten der Nordsee ein und nicht so schnell wieder auf. Die Hitze staute sich hartnäckig unter den Reetdächern, obwohl diese für gewöhnlich die Räumlichkeiten angenehm kühl hielten.

Doch in diesem Jahr war irgendwie alles anders.

Nicht zum ersten Mal dachte Bea, dass ihr Leben und das ihrer Lieben neuerdings immer häufiger durcheinandergewirbelt wurde als früher. Diese teils heftigen Stürme überstand man am besten, indem man zusammenhielt.

»Weißt du, ob mein bestelltes Buch da ist?«

Die unvermittelte Frage einer Stammkundin der Buchhandlung riss Bea aus ihrer Gedankenreise, die vom Wasserschaden ihres geliebten Buchcafés Büchernest über die komplizierte Schwangerschaft ihrer Nichte Larissa bis hin zur bald anstehenden Dinner-Lesung im Literaturhotel Strandkorbträume reichte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Kunden sie ansprachen, egal wo Bea gerade war.

»Ich kann gern Lissy anrufen, wenn du magst«, erwiderte sie und zückte das Handy. Dann erst fiel ihr ein, dass ihre Nichte im Mutterschutz war, das Baby sollte Anfang September kommen. »Ach Quatsch, ich frage Sophie«, murmelte sie, als sie ihren Irrtum bemerkte, und drückte die Kurzwahltaste.

Das Büchernest war und blieb ihre persönliche Nummer eins.

Erst danach folgte ihr Ehemann Adalbert.

Nachdem sie mit Lissys Kollegin gesprochen und erfahren hatte, dass der bestellte Roman wie gewünscht geliefert worden war, vertiefte sie sich wieder in die Notizen für ihren zweiten Sylt-Krimi mit dem Arbeitstitel Tod am Mor(d)sum-Kliff.

Er sollte bereits kommenden Frühsommer erscheinen, zum Auftakt der Urlaubssaison auf der beliebten Nordseeinsel.

Verdammt! Wieso fiel ihr seit Wochen nichts ein?

Der erste Band der Reihe um eine resolute Sylter Ermittlerin war ihr förmlich aus der Feder geflossen, als hätte der Stoff nur darauf gewartet, endlich zu Papier gebracht zu werden. Doch nun war plötzlich alles anders.

Es schien, als stemmte sich die Geschichte mit derselben Wucht dagegen, geschrieben zu werden, mit der man sich häufig auf der Insel gegen starke Sturmböen stemmen musste.

Bea hatte schon alles versucht, was sie in den einschlägigen Ratgebern zu diesem Thema gelesen hatte (sie weigerte sich, das Wort Blockade auch nur zu denken), doch ohne Erfolg. Alles, was sie wusste, war, dass der neue Fall am Morsum-Kliff spielen sollte. Der Prolog stand schon, der grausige Fund unweit der Steilküste aus rötlichem Limonitsandstein war beschrieben, und nun … tja, nun …

Vielleicht sollte sie ein wenig länger am Schauplatz des Krimis verweilen als nur die kurze Zeitspanne, in der sie Fotos gemacht und alles notiert hatte, was ihr aufgefallen war?! Ein weiterer Trick aus der Vorschlagsliste der Schreibratgeber bestand darin, sich vom Buchthema zu lösen, eine Weile etwas ganz anderes zu machen und einfach das Unterbewusstsein für sich arbeiten zu lassen.

Aber was, wenn auch das nicht funktionierte?

Panik überfiel die sonst so energiegeladene, kämpferische Bea.

Was, wenn alles, was sie zu sagen gehabt hatte, bereits im ersten Buch geschrieben worden war?

Mit Schaudern dachte sie an den Mythos, der sich um diese Thematik rankte, auch genannt der Fluch des zweiten Buchs.

Das konnte und durfte ihr auf gar keinen Fall passieren, schließlich hatte sie einen lukrativen Verlagsvertrag über zwei Bücher unterschrieben und bereits die erste Hälfte des Honorars als Vorschuss kassiert. Dieser Vorschuss wurde dringend für den Wiederaufbau des neuen Büchernests benötigt, das im Frühjahr von Schließung bedroht gewesen war. Für Bea stand viel auf dem Spiel: ihre finanzielle Situation, das Vertrauen des Verlags und nicht zuletzt ihr eigener Ehrgeiz.

Es musste also unbedingt etwas passieren, und zwar schnell!

Ich besuche Lissy, beschloss Bea und ließ den Tee auf die Rechnung setzen, die sie stets am Monatsende beglich.

Die Kleine Teestube war zu ihrem Schreibbüro geworden, man kannte und vertraute sich auf der Insel.

Keine fünf Minuten Fußweg später stand sie vor dem Friesenhaus, das ihre Nichte Larissa und ihr Mann Leon bewohnten, gemeinsam mit der kleinen, fast zweijährigen Tochter Liuna-Marie, kurz Liu genannt.

Es war weiß getüncht, die inseltypische Klönschnacktür wirkte ebenso malerisch wie der wunderhübsch bepflanzte Vorgarten mit den Heckenrosen, Lichtnelken, Anemonen, Dahlien und lilafarbenem Sommerflieder.

Hier werkelte Lissy für ihr Leben gern herum und trank frühmorgens entkoffeinierten Kaffee, um Atem für den vor ihr liegenden Tag zu holen.

Auf der Suche nach Lissy lugte Bea zwischen den mannshoch wachsenden Stockrosen am weiß lackierten Zaun hindurch, die in den Farben Rosa und Dunkelrot blühten. Der ganze Garten glich einer Wildblumenwiese, die Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten anlockte wie die Sylter Brandung abenteuerlustige Kitesurfer.

Larissa ruhte im Schatten des Magnolienbaums und fächerte sich mit der Sylter Tageszeitung Luft zu. Ihr Bauch war kugelrund, in der Familie witzelte man, sie erwarte Zwillinge, weil ihr Bauch so dick war.

»Nicht erschrecken, ich komme gleich rein«, rief Bea, weil sie einen Schlüssel zum Haus besaß, genau wie Lissy einen zum Watthaus am grünen Kliff, wo Bea seit einiger Zeit gemeinsam mit Adalbert wohnte. Sie schob noch ein »Bleib liegen« hinterher und stand auch schon im Flur des liebevoll eingerichteten Häuschens im maritimen Shabby-Style, in dem es ebenfalls heiß und stickig war. Kein Wunder, dass Lissy Nacht für Nacht massive Schlafstörungen quälten.

Bea öffnete den Kühlschrank in der Küche, in dem wie immer frische Säfte, zubereitet von Beas Freundin Vero, standen, und goss sich ein Glas Johannisbeerschorle ein. Vero hätte als passionierte Köchin das Getränk mit Minzblättchen oder irgendeinem anderen dekorativ-aromatischen Schnickschnack verfeinert, aber das war so gar nicht Beas Stil.

»Moin«, grüßte Lissy, als die Tante vor ihr stand, und stöhnte leise. »Bist du für heute fertig mit Schreiben?«

Fertig mit den Nerven trifft die Sache eher, dachte Bea, biss sich jedoch auf die Zunge. »Und wie geht’s euch beiden so?«, fragte sie, statt zu antworten, und setzte sich ans Fußende der breiten Sonnenliege aus Holz, auf der Lissy lag. »Gab’s heute Nacht wieder Strampelalarm?«

»Eher Kreischalarm, und zwar von mir. Der Kleine im Bauch war superlieb und hat sich ruhig verhalten«, erwiderte Larissa. »Wenn die Sommer künftig immer heißer werden, sollten wir uns etwas einfallen lassen. Ich musste Liu heute Nacht dreimal umziehen, weil sie pitschnass geschwitzt war. Gut, dass sie jetzt bei Anke im Pool planschen kann, was ich, ehrlich gesagt, auch am liebsten tun möchte. Wahlweise würde ich auch nach Grönland oder Island ziehen, Hauptsache, es ist kühl dort. Apropos: Kennst du schon den Roman ›Das kleine Hotel auf Island‹? Der ist perfekt für Kunden, die gern lesenderweise verreisen, gepaart mit einer Prise Erotik.«

In null Komma nichts waren die beiden in ein Gespräch über Bücher verstrickt, sprachen sich gegenseitig Empfehlungen aus oder kritisierten den ein oder anderen Roman, der gerade besonders gehypt wurde, in ihren Augen aber nicht hielt, was er scheinbar versprach. Je heftiger die Diskussion um die Qualität der aktuellen Neuerscheinungen, desto schlechter wurde Beas Laune. Ihr Debüt war zwar fertig geschrieben, erschien aber erst zum Weihnachtsgeschäft. Bis auf die Lektorin und die Pressesprecherin des Verlags hatte noch keiner das Manuskript gelesen.

Was, wenn es ihrer Nichte nicht gefiel?

Was, wenn es bei den Lesern, den Buchhändler-Kollegen oder der Presse durchfiel?

Bea trat augenblicklich der Schweiß auf die Stirn.

Lissy ahnte nichts von den Sorgen, die ihre Tante quälten, denn sie hatte ihre eigenen. Schlaflosigkeit und die üblichen Beschwerden im letzten Schwangerschaftszyklus waren das eine. Langeweile und das Gefühl, von allem abgeschnitten und unnütz zu sein, das andere. Ihr Töchterchen war häufig bei Tagesmutter Anke und deren Kindern, ihr Mann Leon wieder enorm in der Redaktion eingespannt. Buchhandel und Zeitungswesen hatten es zurzeit schwer, und alle Mitarbeiter mussten sich etwas einfallen lassen, wenn sie dauerhaft am Ball bleiben und ihre Jobs behalten wollten.

Doch trotz der etwas widrigen Umstände war sie unendlich dankbar dafür, dass sie bald ihr zweites Kind bekommen würde. Nicht nur Liu erwartete ihr Brüderchen sehnlichst, auch die ganze Familie. Nach zwei Fehlgeburten empfand Lissy es immer noch als Wunder, dass sie bald zu viert sein würden, und das war wichtiger alles andere. Sie tat alles dafür, dass ihr Baby gesund und munter auf die Welt kam – auch essen, obwohl ihr die Hitze jeglichen Appetit raubte.

»Übrigens hat Vero mich zum späten Mittagessen eingeladen, weil sie weiß, wie schwer es mir zurzeit fällt, etwas herunterzubekommen. Aber ich muss etwas zu mir nehmen, und zwar am besten für zwei«, sagte Larissa und stand auf, eine Bewegung, die ihr von Tag zu Tag schwerer fiel. Ihre Beine hatten Wasser eingelagert, sie fühlte sich wie eine Elefantenkuh. »Kommst du mit, oder hast du vorhin schon Kuchen schnabuliert?«

»Kuchen? Ich?« Bea hob empört die Augenbrauen. Der Arzt hatte ihr geraten, auch die Zuckermenge zu reduzieren, was ihr schwerfiel, da Vero den lieben langen Tag nichts anderes tat, als kochen und backen und neue Rezepte auszuprobieren, die selbstverständlich gekostet werden mussten. Dass Bea sich manchmal spätabends in die Küche des Pavillons schlich und dort heimlich naschte, musste niemand wissen. Selbstverständlich achtete sie peinlich darauf, sich nur homöopathische Dosen abzuzweigen, alles andere hätte Vero sofort bemerkt.

Nachdem Tante und Nichte eine Weile durch das puppenstubenartige Dorf im Nordosten der Insel spaziert waren, ab und an Kunden oder Bekannte gegrüßt und einige Hunde gestreichelt hatten, erreichten sie schließlich das alte Kapitänshaus. Hier hatte Bea mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann und später lange Zeit als alleinstehende Witwe gelebt. Seit einigen Wochen war hier das neue Büchernest untergebracht, dort arbeitete Sophie aus Hamburg, gemeinsam mit einer Auszubildenden, stundenweise unterstützt von Lissys bester Freundin Nele, einer Künstlerin aus Bremen.

Bea und Larissa nahmen beide schnurstracks Kurs auf das Café, in dem Vero sie bereits erwartete, in der Buchhandlung würden sie erst nach dem Essen vorbeischauen. Der hellblau gestrichene Pavillon war eine Stunde für Gäste geschlossen und öffnete erst wieder für die Kaffee-und-Kuchen-Zeit seine Pforten.