Inspektor Kocek und der Lobauschamane - Georg Siegl - E-Book

Inspektor Kocek und der Lobauschamane E-Book

Georg Siegl

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Beschreibung

Ein Wiener Kaffeehaus und die dort vertretenen Archetypen bilden das Zentrum des Universums. Hier fallen Entscheidungen, hier gewinnt man Erkenntnisse, hier darf man sich sicher fühlen vor den Übergriffen der postmodernen, neoliberalen und globalisierenden Gleichmachungsmaschinerie. Hier ist gnadenloser Individualismus angesagt. Schrullig, verschroben, aber niemals weltfremd. Theodor Kocek, Teil dieses Paralleluniversums, ist Kriminalbeamter, und alle diesbezüglich möglichen Witze sind bereits gemacht worden. Ob eine Serie von Trafikantinnenmorden die Stadt verunsichert und Kocek sich in einer Grottenbahnversion des „Schweigens der Lämmer" wieder-findet, ob er tief in die musikalische Subkultur der Donaumetropole eintaucht, um dem Mörder eines Musikalienhändlers auf die Spur zu kommen, oder ob er schließlich zwischen die Mühlsteine politischer Intervention und gar nicht so fein gesponnener Intrigen einer zweit-klassigen Schauspielerin gerät und in Gestalt eines zum Esoteriker gewandelten Einbrechers mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, fest steht: Wien bleibt Wien. Ob ihm deshalb nun recht geschieht oder man darüber vielleicht auch recht froh sein kann, ist dem Empfinden des Lesers anheimgestellt. Das Buch enthält die Kocek-Trilogie: Inspektor Kocek und die toten Trafikantinnen Inspektor Kocek und der Mitternachtsblues Inspektor Kocek und der Lobauschamane

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Inhalt

Titelseite

Impressum

VORWORT VON ERNST HINTERBERGER

Widmung

Teil 1

Teil 2

Teil 3

GLOSSAR

INSPEKTOR KOCEK UND DER LOBAUSCHAMANE

Eine Wiener Kriminaltrilogie

Georg Siegl

Dialektausdrücke, Redewendungen und Eigenheiten des Wienerischen werden in einem Glossar am Ende des Buches erläutert. Ebendort findet sich auch die Übertragung einer Hardcore-Dialektpassage (S. hier–hier) ins Hochdeutsche.

Impressum:

eISBN: 978-3-902672-70-4

E-Book-Ausgabe: 2012

2009 echomedia buchverlag

A-1070 Wien, Schottenfeldgasse 24

Alle Rechte vorbehalten

Produktion: Ilse Helmreich, Helmut Schneider

Produktionsassistenz: Brigitte Lang

Gestaltung: Rosi Blecha

Layout: Elisabeth Waidhofer

Herstellungsort: Wien

Besuchen Sie uns im Internet:

www.echomedia-buch.at

Dies ist kein Kriminalroman im engen, herkömmlichen Sinn, sondern eine oft humorige Mischung aus treffender Sozialund Polizeikritik. Dabei untermischt der Autor immer wieder schriftdeutsche Sätze mit Dialogeinlassungen phonetisch geschriebener Passagen in – auch grobem – Wiener Dialekt. Er erzählt über den alten Kriminalbeamten Theodor Kocek, der in besseren Zeiten Gruppenleiter war, den dauernden Veränderungen der Polizei aber zum Opfer fiel und jetzt als gewöhnlicher Vorstadtkieberer tätig ist und schließlich „den Hut draufhaut“ – und aus dem Polizeidienst ausscheidet. In diesen Schilderungen erweist sich Siegl als Kenner der Polizei und der Polizeimethoden von einst und jetzt, lässt dabei auch die dafür verantwortlichen Politiker und deren Vollstrecker oft nicht gut aussehen.

Theodor Kocek arbeitet ohne Hektik an der Lösung eines Mordfalles, in dem es schwer ist, eine gerade, zielführende Linie zu finden, der schließlich aber doch geklärt wird. Angereichert ist diese Geschichte immer wieder mit allen möglichen anderen Kriminalfällen, an die sich Kocek entweder erinnert oder die er seinen Bekannten im Stammcafé Gloria erzählt. Dabei ergibt sich ein oft humoriges, aber immer treffendes Bild von Wiener Örtlichkeiten und originellen Typen, die es in Wien wie überall in der Welt auch gibt und die das ausmachen, was man Bevölkerung nennt.

Georg Siegl unternimmt in seinem Text den gelungenen Versuch, das Genre des Kriminalromans um eine neue Facette zu erweitern.

Allerdings: Dieses Buch ist für Leute, die das Wienerische kaum oder nicht beherrschen, nicht immer ganz leicht zu lesen. Es ist für den Leser aber lohnend, sich da durchzubeißen, weil einem dann das beschriebene Milieu und dessen Personen plastisch werden.

Für P. A., der in seinen späten Jahren

dem Zauberer von der Dechantlacke

zumindest äußerlich verdächtig nahekam. C. U.

Teil 1

Die toten Trafikantinnen

Traurig und getragen fließt sie dahin, die Moldau.

Und man kann bequem Alle meine Entlein dazu singen, was das Werk freilich in keiner Weise auf eine infantile Stufe stellen soll! Wobei die Frage nach der Ente und dem Ei, also was wohl vor dem anderen bestand, den zur Infantilität neigenden Hörer stets beschäftigen wird und auch den Komponisten in keiner Weise dem Plagiatsverdacht aussetzen soll. „Die Moldau“ wurde von Smetana überdies in Moll gesetzt, und auch hier muss die Frage offen bleiben, ob der Anlaut der ersten Silbe dem Komponisten zur Inspiration gereichte.

Bitte spiel mir Smetana, er war der Liebling von Mama. Nicht bloßer Rumpelvers, sondern belegbar von einem mittlerweile legendären Publikumsliebling der Fünfziger- bis frühen Achtzigerjahre vorgetragener, polkatauglicher Sentimentalheuler. Heinz Conrads hieß dieser Publikumsliebling, und er war natürlich auch ein Liebling von Mama.

So spielte Josef Baumann Smetana. Sang nicht Alle meineEntlein dazu, was Mama niemals goutiert hätte, sondern mühte sich redlich, Bedrichs beziehungsweise der Moldau Tempo aufzunehmen. Von der Quelle bis zur Mündung immer breiter werdend.

Smetana reimt sich mühsam bis überhaupt nicht auf Mama. So weit zu Heinz Conrads. Smetana reimt sich aber schon weit gefälliger auf Svoboda. Jan Svoboda schrieb zwar auch keine Polkas, sah sich jedoch als legitimer Nachfolger von Smetana und Dvořák, den beiden großen nationalen Komponisten Tschechiens. Nicht zu Unrecht, allein die Zeit schnitt ihm die Kehle durch, und das im unangenehmsten Sinne des Wortes.

Dies kalte Eisen rührt an meinem Herzen. Diese metaphorisch gemeinte Zeile Jan Svobodas bezog sich auf seine tschechische Heimat. Die entsprechende Arie allerdings rührte Josef Baumann an sein Herz. Dafür wiederum konnte man Jan Svoboda wirklich keinen Vorwurf machen.

Josef Baumann achtete auf die Tempi und intonierte mit brüchigem Bariton. Und ihm war, als würde Tante Hedwig ihm an diesem Abend einen ganz besonders gönnerhaften Blick zuwerfen.

„Sagen Sie einmal! Was ist das für eine Zeit, in der man alten Weibern die Haut abzieht?“

Herr Reinhold ließ schwungvoll die Tageszeitung auf die kleine Marmortischplatte fallen und stellte mit der anderen Hand das Tablett daneben hin. „Tee mit Milch gefällig!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt und begann an der Vitrine mit den nicht mehr allzu frischen Mehlspeisen zu hantieren.

„So alt war sie auch wieder nicht!“, murmelte Kocek vor sich hin, goss die Milch in den Tee und beobachtete das Vermischen der Flüssigkeiten. Das war der eigentliche Grund, warum er Tee zu seinem Standardkaffeehausgetränk gemacht hatte. Goldbrauner Tee und weiße Milch ergaben zusammen ein animierendes Farbenkonvolut. Und gerade die Sekunden ihres Ineinanderfließens ergaben, je nachdem, wie schnell oder langsam man die Milch in die Tasse gleiten ließ, ein ergötzendes Schauspiel.

Kocek, das spricht sich nicht Kozzek oder Kosek, sondern Kotschek aus. Mit einem kurzen, knapp über den Stimmbändern gesprochenen „o“. In Wien jedoch spricht man den Namen als breit angelegtes gedehntes, mit geschlossenem „o“ ausgestattetes Kootschek aus. Kocek ist Kriminalbeamter und alle diesbezüglich möglichen Witze sind bereits gemacht worden. Der Hatschek war bereits seinem Großvater abhanden gekommen und einem einfachen c ohne jedes Sonderzeichen gewichen. Seinen Vornamen allerdings hatte er zu Ehren seines Urgroßvaters erhalten. Dieser kam im Jahre 1878 von Brünn nach Wien und hieß – Theodor!

„Ich sag Ihnen was! Als Kellner hat man ja auch quasi ein kriminalistisches Auge. Die G’schicht geht no weiter, denken S’ an mich!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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