Ist es noch weit? - Verena Linde - E-Book
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Ist es noch weit? E-Book

Verena Linde

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Beschreibung

Was haben Erdkröte, Ameise, Gnu, Unechte Karettschildkröte und Mehlschwalbe gemeinsam? Sie haben lustige Namen, vor allem aber: Sie wandern! Die Erdkröte zwar nur gute 1.000 Meter, aber von Ameise über Gnu und Karettschildkröte werden die Wege immer länger und länger, bis schließlich zur Mehlschwalbe, die sagenhafte 5.000 Kilometer zurücklegt! Die Tier-Wanderungen werden in spannenden, lustigen Vorlesegeschichten erzählt und mit Landkarten illustriert.

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Über dieses Buch

Was haben Erdkröte, Ameise, Gnu, Unechte Karettschildkröte und Mehlschwalbe gemeinsam?

Sie wandern!

Die kleine Erdkröte braucht für ihre Wanderung zum Teich nur zwei Tage. Die Wanderameise dagegen macht sich mit ihren Artgenossen immer wieder auf, um neues Futter zu finden. Das kleine Gnu muss mit der ganzen Herde über einen gefährlichen Fluss, die verträumte Karettschildkröte lässt sich auch schon mal durch den Ozean tragen. Die längste Wanderung legt die Mehlschwalbe zurück – sie fliegt fast um die halbe Welt!

Wanderung zum Weiher

Batsch! Etwas war auf Upsis Kopf gelandet – und gleich wieder verschwunden. Die kleine Kröte schlug die Augen auf. Batsch! Da drückte wieder etwas ihren Kopf nach unten und löste sich auch gleich wieder.

»Aua«, rief Upsi empört und verstand auf einmal, was passiert war: Eine andere Kröte war ihr auf den Kopf gelatscht – erst mit dem Vorderbein, dann mit dem Hinterbein. Wahrscheinlich hatte die Kröte Upsi gar nicht gesehen, schließlich lag sie noch versteckt unter dem Laub am Boden des Waldes. Dort, wo sie den ganzen Winter über geschlafen hatte.

Langsam streckte sie ein Bein aus. Mit aller Kraft schob sie die Blätter beiseite und schnupperte. Es duftete nach süßen Blüten und feuchtem Moos. Vögel zwitscherten. Und das Gelbe dahinten, das schienen Krokusse zu sein. Der Frühling war da! Die ersten Kröten hatten sich schon auf den Weg gemacht – einfach über ihren Kopf hinweg.

Gerade wollte Upsi sich vollends aus dem Laub befreien, da hörte sie ein leises »Sssssssss«. Etwas Längliches glitt neben ihr durch die Blätter. Die Kröte erstarrte. Eine Schlange! Die Worte der alten Emma, ihrer Großgroßgroßtante, gingen ihr durch den Kopf:

»Marder, Schlangen, Höllenlärm:

Halte dich von diesen fern!

Nimm vor Vögeln dich in Acht –

wander immer in der Nacht!«

Als die Schlange nicht mehr zu hören war, zählte Upsi sicherheitshalber noch bis zehn.

»Keine Angst, die Ringelnatter ist fort«, zwitscherte es von einem Ast.

Upsi sah hoch. Ein kleiner Vogel blickte freundlich zu ihr herab. Solch einen hatte Emma mit ihrem Spruch bestimmt nicht gemeint.

»Danke! Wer bist du denn?«, fragte Upsi.

»Ich bin Mello die Mehlschwalbe und komme geradewegs aus Afrika«, piepste der Vogel.

»Dann bist du auch ein Wandertier!«, rief Upsi überrascht.

»Du etwa auch?«, erwiderte Mello erstaunt.

»Aber ja! Meine Wanderung beginnt gerade. Ich bin übrigens Ups –, äh, Buffalda!« Fast hätte sie sich mit ihrem Spitznamen vorgestellt.

»Und wo wanderst du hin?«, erkundigte sich Mello.

»Zum Weiher, der liegt eine Tagesreise entfernt. Oder besser gesagt: eine Nachtreise. Ich wandere im Dunkeln, das ist sicherer«, erzählte Upsi.

»Kann ich mir vorstellen«, sagte Mello. »Auf dem Weg hierher habe ich rasende Höllenmaschinen gesehen, in denen Menschen durch die Gegend düsen. Wenn die dich erwischen …« Mello schüttelte sich, als versuchte er den Gedanken loszuwerden.

Upsi erinnerte sich noch an die Wanderung im letzten Jahr. Ganz knapp war solch ein Monster an ihr vorbeigesaust. Einige andere Erdkröten waren nie am Weiher angekommen.

»Du schaffst das schon!«, ermutigte Mello die kleine Kröte.

Upsi nickte. »Muss ich ja!«

»Dann alles Gute, Buffalda«, rief die Schwalbe und flog davon.

Upsi setzte sich in Bewegung, immer einen Fuß vor den anderen. Überall raschelte es. Sie hörte die Schritte anderer Kröten, Frösche sprangen, und Vögel trällerten. Der halbe Wald schien unterwegs zu sein.

Neben ihr stieß sich ein Grasfrosch mit seinen langen Hinterbeinen ab und machte einen großen Satz. Bewundernd beobachtete Upsi ihn – und prallte mit der Nase gegen einen Baumstumpf.

»Upsi«, rief sie erschrocken.

»Nach vorn schauen, Upsi«, rief ihr der Frosch über die Schulter zu.

»Ich heiße nicht Upsi, ich heiße Buffalda«, grummelte Upsi.

»Schon klar, Upsi«, antwortete der Frosch und lachte.

Upsi blieb stehen. Warum musste sie nur so tollpatschig sein? Schon auf ihrer letzten Wanderung hatte ein Missgeschick das nächste gejagt. Schaudernd erinnerte sie sich daran, wie sie beim Versuch zu hüpfen fünf Frösche mit ins Wasser gerissen hatte: platsch, platsch, platsch, platsch, platsch! »Upsi«, hatte sie da gerufen. Kein Wunder, dass alle sie bis heute so nannten.

Ein Strahl der Abendsonne riss die Kröte aus ihren Gedanken. Sie spürte die Wärme auf dem Rücken. Die Kraft der Sonne durchströmte ihren ganzen Körper. Wie gut sich das anfühlte! Wie ein Neuanfang. Upsi fasste einen Entschluss: Mochte sie noch so tollpatschig sein, in ihr steckte bestimmt viel mehr. Und das würde sie jetzt entdecken – und es allen zeigen.

*

Der Entschluss beflügelte Upsi. Mit schnellen Schritten näherte sie sich dem Waldrand. Schon erblickte sie die riesige Wiese, die schräg am Hang im Dämmerlicht lag. Hier musste sie hinunter bis zum anderen Ende, wo die Straße begann. Sie schnupperte. Dahinter lag er, der Weiher.

Ein Windhauch schickte feuchte Luft hinauf. Upsi roch den Duft von Schilfgras, Moos und Algen. Wenn sie sich beeilte, würde sie am Ende der Nacht noch baden gehen können.

Sie machte lange Schritte und versuchte, alles im Blick zu behalten: gefährliche Greifvögel am Himmel, Steine, über die sie nicht stolpern wollte, Schlangen und Marder. Fast kreisrund stand der Mond bald hoch über ihr. Wunderschön!

Doch mit einem Mal rutschte sie weg. Lose Erde bewegte sich unter ihren Füßen. Sie taumelte abwärts – und steckte schließlich fest. Erde rieselte auf ihren Kopf.

»Upsi!«, rief Upsi.

»Upsi«, echote eine Stimme von unten. Upsi hielt den Atem an.

Da meldete sich die Stimme wieder: »Gestatten, mein Name ist Tapo. Ich bin ein Maulwurf, und du bist in meine Wohnung geplumpst.«

Jetzt verstand Upsi. Sie hatte einen Maulwurfshügel übersehen und war in den darunter verborgenen Höhleneingang gerutscht. Hoffentlich war der Maulwurf nicht sauer! Immerhin: Seine Stimme hatte sehr höflich geklungen. Also versuchte Upsi es ebenso: »Gestatten, mein Name ist Up –, äh, Buffalda. Ich bin eine Erdkröte und entschuldige mich vielmals für mein Eindringen in Ihren Eingangsbereich.«

»Eine Erdkröte!«, rief Tapo überrascht.

»Genau. Ich war auf dem Weg zum Weiher. Besser gesagt: Ich BIN auf dem Weg zum Weiher.« Upsi zappelte mit den Hinterbeinen, die im Maulwurfsgang baumelten.

»Keine Sorge, wir bekommen dich hier schon wieder heraus«, beruhigte Tapo die Kröte. »Aber du musst mir unbedingt verraten, warum ihr Erdkröten immer im März über die Wiese wandert.«