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Monty Clayton, der Sheriff von Grand Rapids, jongliert mit drei Freundinnen. Das ist kompliziert genug - als der Brutalo-Rancher Black Al Gorrimer auch noch einen Indianerkrieg anzetteln will, eskaliert es erst recht. Die Sioux sollen aus der Mesabi Range vertrieben werden - ein gemeiner und brutaler Plan, bei dem es um ungeheure Werte geht. Sheriff Clayton steht zwischen allen Fronten. Minnesota soll brennen und bluten.
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Minnesota soll brennen!
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Ballestar / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0474-8
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Minnesota soll brennen!
Monty Clayton, der Sheriff von Grand Rapids, jongliert mit drei Freundinnen gleichzeitig. Das ist kompliziert genug – doch als der Brutalo-Rancher Black Al Gorrimer auch noch einen Indianerkrieg anzetteln will, entgleitet ihm die Situation. Die Sioux sollen aus der Mesabi Range vertrieben werden – ein gemeiner und brutaler Plan, bei dem es um ungeheure Werte geht. Sheriff Clayton steht zwischen allen Fronten. Er darf jetzt nicht den kleinsten Fehler machen, wenn er verhindern will, dass Minnesota brennt und blutet …
Cheveyo ritt auf seinem Mustang am Rand der Mesabi Range und freute sich seiner Kraft und seines Lebens. Er war zwanzig Jahre alt, groß und stattlich, von strotzender Gesundheit und der Sohn eines Häuptlings. Er meinte, unsterblich zu sein, und niemals würde ihm ein Unheil zustoßen, mit dem er nicht fertig wurde.
Er war auf der Jagd und hielt Ausschau nach Hochwild. Doch was aus dem Birkenwald ritt, war kein Reh und kein Hirsch. Sondern eine blonde weiße Frau, jung, mit langen Haaren. Sie trug einen Reitrock und war oben ohne.
Der Sioux schaute verblüfft auf ihre vollen Brüste. In seinen Leggins regte sich etwas, er befand sich auf der Höhe seiner sexuellen Kraft. Er zügelte seinen Mustang.
Die Blonde ritt ihm entgegen. Sie traf keinerlei Anzeichen, sich zu bedecken und hielt ihrerseits an.
»Hey, Indianer.«
»Hey, Miss.« Cheveyo sprach sehr gut Englisch. »Wohin des Weges?«
»Ich reite spazieren.«
»Mit blankem Busen?«
»Ich mag es, wenn der Wind mir um die Brüste weht. Gefallen sie dir?«
Cheveyo zögerte. Die Blonde war ihm zu direkt. Er hatte durchaus sexuelle Erfahrungen, denn die jungen Squaws seines Stammes machten es ihm leicht. Er mochte Sex sehr. Mit einer weißen Frau hatte er noch nie geschlafen.
Häuptling Black Eagle, sein Vater, hatte ihn gewarnt.
»Lass die Finger von den weißen Frauen, mein Sohn. Das gibt nur Ärger, wenn du dich mit einer einlässt. Die Weißen sind sehr, sehr eigen, was ihre Frauen und Schwarze und Indianer betrifft. Von den Gelben will ich erst gar nicht reden. Sie wollen die Reinheit ihrer Rasse erhalten. Wenn du mit einer weißen Frau Sex hast, ihre Scheide bespringst, schwebt immer der Henkersstrick über dir. Außerdem stinken die Weißen.«
»Woher willst du das wissen, Vater?«, hatte Cheveyo gefragt.
»Ich weiß es. Die Intimitäten der weißen Frauen verströmen einen üblen Geruch. Lasse dir das gesagt sein. Es gibt genug junge und hübsche, heißblütige Squaws, die gerne für dich die Schenkel spreizen.«
Cheveyo hatte Black Eagle nicht widersprochen. Über die Weißen kursierten seltsame Gerüchte bei den Indianern, wie umgekehrt auch. Dass sie einem gekreuzigten Gott anhingen, der sich hatte hinschlachten lassen, anstatt seine Feinde niederzustrecken, sprach ja für sich. Die Doppelzüngigkeit der Weißen war bekannt.
Viele von ihnen rochen tatsächlich stark nach Schweiß und wuschen sich selten, was einem reinlichen Sioux niemals passiert wäre. Warum sollten die Geschlechtsteile ihrer Frauen also nicht seltsam riechen?
»Ich bin Stella Norris. Wie heißt du?«
»Cheveyo. Ich bin der Sohn von Black Eagle, dem Häuptling der Ogallalla.«
»Oh, ein Sioux, sogar noch ein Häuptlingssohn. So einen wollte ich immer mal kennen lernen. Gefallen dir meine Brüste?«
»Ja … hm, ja.«
»Dann fühle mal.«
Cheveyo glaubte zu träumen. War das ein Waldgeist, der ihn narrte? Die Sioux kannten Geschichten von Fabelwesen, die sich in Luft auflösten, wenn man sie berührte. Manchmal waren sie allerdings gefährlich.
Die Blonde drängte ihr Pferd näher an Cheveyo heran. Sie hielt ihm die üppigen Brüste entgegen. Cheveyos Hände machten sich selbständig. Sie wanderten vor, schlossen sich um die festen Titten. Spürten und drückten sie.
Das war festes, warmes Fleisch. Brustwarzen, die sich steiften. Einem Geist gehörten diese Brüste jedenfalls nicht.
Die Blonde griff Cheveyo in den Schritt und umfasste sein festes Glied. Sie lächelte ihn an, Verlangen in ihren Augen.
»Du willst mich. Du bist groß und stattlich. Zeig mir, dass du ein Mann bist. Du wilder Indianerhengst, auf dich habe ich gewartet!«
Cheveyo war hin und weg. So unverblümt und direkt waren die Indianerinnen nicht. Sie zeigten zwar deutlich, dass sie an einem Mann interessiert waren – und für ihn bereit. Doch diese Art und Weise kannten sie nicht.
Ob die weißen Frauen alle so sind, wenn sie heiß sind?, fragte sich Cheveyo. In seinem Hinterkopf regte sich eine warnende Stimme. Sein Vater hatte ihm abgeraten, sich mit einer Weißen einzulassen. Doch das warme, verlockende Fleisch, der ihm freizügig präsentierte Busen, die Reize der Blonden und ihre Hand an seinem Lustspeer waren stärker als alle Warnungen.
Cheveyo glitt vom Pferd. Mit seinen starken Armen ergriff er die schöne und willige Blonde und hob sie vom Pferd. Er zog sie an sich, fasste mit einer Hand an den strammen Po, streichelte ihre Brust und rieb seine Nase an ihrer.
Die Blonde kicherte. Sie rieb sich an ihm. Zog seinen Kopf herunter und presste ihren Mund auf seinen. Ihre Zunge fand den Weg zwischen seine Lippen. Den Kuss, wie ihn die Weißen ausführten, kannten die Sioux nicht. Im ersten Augenblick war es Cheveyo unangenehm – die feuchte Zunge in seinem Mund.
Dann vergaß er alle Bedenken und gab sich dem hin, was ihm geboten wurde. Seine Hand fasste unter den Reitrock. Dort fand er ein zartes Gewebe. Die Squaws trugen keine Unterwäsche. Ein Seidenhöschen, wie Cheveyo es fühlte, war ihm vollkommen neu. Er fragte sich, was das sollte, und weshalb eine Frau so etwas anzog.
Am besten würde sein, dieses Ding auszuziehen, und das tat er. Einen Moment lang betrachtete er den hauchdünnen Slip, ehe er ihn wegwarf. Dann fand seine Hand das, was die Indianerinnen ebenfalls hatten. Doch am Unterleib war alles glatt, keine Haare. Das hatte der junge Indianer noch nie erlebt.
Indianerinnen rasierten sich die Schamhaare nicht weg, sondern hatten üppige schwarze Haarbüschel. Cheveyo wurde immer erregter. Neugierig, wie er war, legte er die Blonde ins warme Sommerlaub, hob ihren Reitrock hoch und betrachtete die rasierte Spalte.
»Ugh. Hast du dort keine Haare?«
»Ich habe sie wegrasiert.«
Cheveyo steckte zwei Finger in die Lustgrotte der Blondine. Sie war feucht. Er roch unauffällig an seinen Fingern – einen unangenehmen Geruch konnte er nicht feststellen. Sein Vater hatte sich in dem Punkt anscheinend geirrt, oder es waren nicht alle weißen Frauen gleich. Er und die Schöne entkleideten sich gegenseitig. Sie wurden immer erregter.
Cheveyo spürte Stellas Hände dort, wo es ihm wohltat. Er erkundete ihre Reize, rieb ihre Lustperle. Stella zog ihn an sich und in sich.
»Mach’s mir, du roter Bock.«
Der Sioux drang in sie ein, spürte Wonneschauer. Stella schrie auf, krallte die Fingernägel in seinen Rücken, schrie ihre Lust hinaus und spornte ihn mit hitzigen Worten an. Cheveyo vergaß alles andere, bis er sich in ihren Schoß ergoss. Schwer atmend lag er dann auf ihr.
Noch war er in Stellas Lustgrotte, die seinen Schaft umfing. Er schaute in ihre blauen Augen und dachte nichts Böses. Das Liebesabenteuer gefiel ihm. Warum sollte sich eine weiße Frau ihm nicht hingeben, wenn sie Verlangen spürte und er ihr gefiel?
Plötzlich verzerrte sich Stellas Gesicht. Sie biss ihn wie ein Raubtier in die Schulter. Es schmerzte, bis aufs Blut war der Biss. Cheveyo schrie jedoch nicht.
Stella schrie los.
»Vergewaltigung! Hilfe! Rettet mich vor der roten Bestie. Er ist wie ein Tier über mich hergefallen, riss mich vom Pferd und tat mir Gewalt an! Mit dem Messer hat er mich bedroht. Hilfe! Zu Hilfe! Hilfe!«
Ehe Cheveyo noch wusste, wie ihm geschah, packten ihn harte Fäuste. Er wurde von Stella weggerissen, mit geöffneten Schenkeln lag sie noch da und schrie wie im Spieß.
»Hilfe! Er hat mich vergewaltigt! Befreit mich von dieser Bestie.«
Cheveyo war vollkommen überrascht und geschockt. In seinem Sexrausch hatte er nicht bemerkt, dass sechs Männer hinzugekommen waren – Cowboys von einer Ranch. Ein bulliger Typ mit Stülpnase, kantigem Kinn und stets kampflustiger Miene führte sie an. Obwohl der Mann noch jung war, hatte er über der Stirn schon schütteres Haar.
Cheveyo widersprach.
»Das ist alles ein Missverständnis.« Er sprach zuerst in der Siouxsprache, dann korrigierte er sich und redete auf Englisch. »Sie wollte es so. Ich habe ihr nichts getan. Sie ist mir mit blanken Brüsten entgegengeritten und war mehr als bereit.«
»Lüge!«, rief die Blondine. Sie hatte sich aufgesetzt und bedeckte ihre Blößen. »Da hinterm Busch liegt meine zerrissene Bluse. Das rote Schwein lügt.«
»Du Hurensohn!« Die Faust des Bulligen knallte Cheveyo ins Gesicht. Seine Lippe platzte auf, und er schmeckte Blut. »Dafür wirst du hängen, du Schwein.«
»Ich … nein, ich habe nichts getan!«
»Lance, hilf mir! Jungs, lasst ihn nicht los. Er ist zu allem fähig. Wenn er ein Messer oder einen Revolver in die Hände bekommt, richtet er ein Blutbad an.«
»Das werden wir verhindern.«
Cheveyos Lustspeer war zusammengeschrumpft, zuerst wie eine Fahne auf halbmast, dann endgültig zu der normalen Größe. Der junge Sioux begriff, dass er hereingelegt worden war. Harte Fäuste hielten ihn nach wie vor, nackt, wie er war. Die Blondine – Stella Norris hatte sie ihren Namen genannt – kannte die sechs Cowboys.
Es konnte kein Zufall sein, dass sie aufgetaucht waren. Es war ein Komplott. Vergeblich versuchte Cheveyo sich loszureißen. Sie schlugen und traten ihn zusammen, zwischen die Beine, in die Rippen und in den Bauch.
Als er einen Tritt gegen den Kopf erhielt, hörte er wie durch ein Rauschen den Bulligen sagen: »Nicht an den Kopf. Bringt ihn nicht um. Wir schaffen ihn nach Grand Rapids. Die ganze Stadt und das ganze Land sollen wissen, wozu diese Rothäute fähig sind. Fortgejagt gehören sie oder gleich ganz ausgerottet. Die Armee ist viel zu glimpflich mit ihnen umgegangen.«
Cheveyo war intelligent. Er begriff, obwohl unter Schmerzen und schon fast ohnmächtig, was Sache war. Die Weißen wollten das Land der Sioux, jenes Gebiet der Mesabi Range, das man ihnen nach dem Aufstand von 1862 gelassen hatte.
Der war zehn Jahre her und hatte nur acht Wochen gedauert, bevor die Armee ihn blutig niederschlug. Es gab seitdem kaum Spannungen zwischen Rot und Weiß – es sei denn, sie wurden geschürt.
Der junge Sioux wollte sich rechtfertigen, wollte etwas sagen. Doch er brachte nur ein Krächzen und schmerzvolles Stöhnen her. Er spuckte in paar Zähne aus. Dann verlor er das Bewusstsein.
Sein letzter Gedanke war: Ich hätte auf meinen Vater hören sollen, was weiße Frauen angeht.
Die Frage war, warum die Weißen die Mesabi Range haben wollten. Sie war unfruchtbar und wüst. Als Acker- und Weideland ungeeignet. Von Gold- oder Silbervorkommen war dort nichts bekannt.
☆
Sheriff Monty Clayton schlenderte fröhlich pfeifend durch die Straßen von Grand Rapids. Er hatte noch Zeit bis zur Abendrunde durch die kleine Town, durch die der Mississippi floss. Hier am Oberlauf konnte man einen Stein hinüberwerfen, wenn man weit warf. Oberhalb von Grand Rapids, das aus zusammengewürfelten Straßen bestand, tosten die Stromschnellen, von denen die Town ihren Namen hatte.
Holzfäller hatten sie gegründet, das sah man nach wie vor. Jeweils im Sommer und Herbst kamen lange Flöße her, um abwärts nach St. Louis und anderen Orten verschifft zu werden. Mit den Holzfällern hatte der Sheriff das meisten Schwierigkeiten. Wenn sie anlegten, besoffen sie sich auf Teufel komm raus und hauten gern einmal alles kurz und klein.
Monty Clayton wusste nicht mehr, wie viele Holzfällerbumsköpfe er im Lauf der vier Jahre, die er hier Sheriff war, mit dem Revolvergriff bearbeitet hatte. Kaputtmachen konnte man dabei nichts, denn die bärtigen Hünen und Vierschrote hatten allesamt Köpfe, mit denen man eine Wand einrennen konnte.
Besondere Probleme in seinem Bezirk hatte der Sheriff nicht. Die Sioux verhielten sich ruhig, seit nach dem Aufstand von 1862 achtunddreißig von ihnen gehenkt worden waren. Die größte Massenhinrichtung in der Geschichte der USA war das gewesen.
Die Rancher in der Umgebung leisteten das Übliche. Mal gab es Viehdiebstähle, dann wurde um Wasserrechte gestritten. Oder es wurde ein Geschrei um die Grenzlinien der einzelnen Ranches angestimmt. Besonders tat sich dabei der Rancher Black Al Gorrimer hervor.
Er hatte das größte Maul und die härteste Mannschaft. Doch im Prinzip gab es keine Probleme, mit denen Monty Clayton nicht fertig geworden wäre. Der Sheriff war groß, schlank, dennoch breitschultrig, und braunhaarig.
Er trug die Haare schulterlang und hatte einen Knebelbart und einen kecken Schnurrbart. Er war blauäugig, kleidete sich gern in Leder und wirkte kühn und draufgängerisch. Die Herzen der Frauen flogen ihm zu, und er hatte ein sehr aktives Sexleben. Das genoss er. Jung und stark war er auch noch, genoss den Respekt seiner Mitbürger und hatte ein gutes Auskommen.
Was wollte er mehr?
Er grüßte und wurde gegrüßt, während er den Gehsteigen folgte. Höflich wich er einer aus einem Laden kommenden Farmersfrau aus. Er lüftete seinen Hut und fragte sie höflich, ob er ihre Einkäufe bis zu dem einspännigen Farmwagen an der Ecke tragen sollte.
Die Farmerin, eine stämmige Frau mit Sonnenschute und Kattunrock, verneinte. Der Sheriff erkundigte sich nach ihrem Mann und den Kindern. Acht davon hatte sie, alle so rotblond und sommersprossig wie sie selbst. Strotzend vor Gesundheit, bis auf den Jüngsten, der als Kleinkind vom Heuwagen gefallen war.
Das Rad hatte ihn überrollt. Seitdem war er schlecht dran, kränkelte, war schwach und hustete und spuckte ab und zu Blut.
Der Sheriff erkundigte sich mitfühlend. Er nahm Anteil an seinen Mitmenschen.
»Das Benjaminchen bringen wir wohl nicht durch«, berichtete ihm die Farmersfrau. »Sein Brustkorb und die Lunge sind beschädigt. Doch wir machen ihm das Leben so angenehm wie möglich. Das ist das Los, das der Herrgott verhängt hat. Man muss es tragen.«
Monty erfuhr von der Frau noch, dass die Kuh gekalbt hatte und sie und ihr Kälbchen wohlauf waren. In den Hühnerstall wären fast die Kojoten gekommen. Doch der Farmer hatte zwei von ihnen mit der Flinte erschossen.
Die anderen waren geflohen. Die Farmerin äußerte sich noch lobend über die Sioux, die ab und zu ihre Farm besuchten.
»Denen verkaufen wir Eier und Milch. Das haben sie nicht. Dafür bekommen wir Wildbret und anderes. Eine herrliche Indianerdecke habe ich eingetauscht, und mit Glasperlen und Stachelschweinborsten verzierte Mokassins für meine Töchter. Sie sind ganz verrückt danach. Den Jungs haben die Sioux Bogen und Pfeile geschenkt. Und einen Federschmuck. Wir könnten uns keine besseren Nachbarn vorstellen als Black Eagle und seine Ogallallas. Als eine Kuh uns in die Mesabi Range entlaufen war und wir sie sie nicht finden konnten, haben sie sie gesucht und uns zurückgebracht. Obwohl sie die Kuh leicht hätten behalten und schlachten und essen können.«
Der Sheriff hörte sich dieses Loblied von Mary Fetterman auf die gute Nachbarschaft mit den Ogallalla geduldig an. Er konnte sich über die Rothäute nicht beklagen. Sie blieben in ihren Hügeln, die sonst keiner haben wollte, und taten niemand etwas.
Sie lebten nach ihren eigenen Gesetzen. Nach Monty Claytons Geschmack konnte das gern so bleiben. Er sah keine Wolke am Horizont, in seinem County war alles in bester Ordnung.
Er trug Mrs. Fettermans Einkäufe nun doch, obwohl sie es ablehnte.
»Ich bin es gewöhnt, viel schwerere Lasten zu tragen.«
Der Sheriff hatte den großen Karton jedoch schon gepackt. Mary Fetterman dankte ihm vielmals, als sie beim Wagen waren, wo ihre beiden Jüngsten auf sie warteten. Beide hatten je eine Zuckerstange und lutschten daran.
Der fünfjährige Junge schaute bewundernd auf Claytons Stern. Dann auf den Revolver.
»Hast du schon mal jemanden totgeschossen?«, fragte er neugierig.
»Das fragt man nicht«, tadelte seine Mutter.
Clayton antwortete: »Ja, das habe ich. Böse Männer, die gegen das Gesetz verstießen und die mich oder andere umbringen wollten. Was du an meiner Weste siehst, ist der Stern des Gesetzes, Jonnie. Ich habe einen Eid geschworen, das Gesetz zu vertreten, es durchzusetzen und die Schwachen zu schützen. Vor dem Gesetz ist jedermann gleich.«
»Gilt das auch für die Indianer?«, fragte das vierjährige Mädchen und presste die Puppe an sich.
»Jawohl. Unter der Haut sind alle Menschen gleich. Wir haben alle rotes Blut und ein Herz in der Brust. Vergesst das niemals, Kinder.«
Mary Fetterman war auf den Kutschbock gestiegen. Ein Maultier war vor den Wagen gespannt. Die Einkäufe lagen hinten im Wagenkasten.
»Sie sind ein guter, gerechter Mann, Sheriff!«, sagte die Farmerin. Ein warmes Leuchten trat in die Augen der herben Frau. »Wenn es mehr Menschen wie Sie gäbe, wäre die Welt besser dran.«
Ihr Sohn Jonnie rief: »Wenn ich groß bin, will ich auch einmal Sheriff werden wie du, Monty Clayton. Dann vertrete ich das Gesetz und schieße böse Männer tot.«
Mrs. Fetterman ermahnte ihren Sohn, mit dem Sheriff nicht so vertraulich zu sprechen.
»Mr. Clayton ist für dich der Sheriff oder Sir. Das gehört sich so.«
»Lassen Sie ihn, Mrs. Fetterman. Er darf das.«
»Siehst du, Mom, er hat nichts dagegen. Darf ich mal deinen Revolver anfassen, Sheriff? Ich will ihn nur mal in die Hand nehmen.«
»Eine Waffe nimmt man nicht zum Spaß in die Hand, Jonnie. Wenn ich meinen Revolver ziehe, bin ich bereit, damit zu schießen. Und wünsche dir nicht, ein Sheriff zu werden, obwohl das ein ehrenwerter Beruf ist, und andere totzuschießen. Werde lieber Farmer wie dein Vater. Tag für Tag harte Arbeit zu tun und für die Familie zu sorgen, den Boden bestellen und ihm seinen Ertrag abzugewinnen, dazu gehören mehr Mut und Charakterstärke, als einen Stern durch die Gegend zu tragen.«
»Meinst du das wirklich, Sheriff?«
»Würde ich es sonst sagen?«
Mrs. Fetterman lächelte freundlich. Sie wechselten noch ein paar Worte, dann fuhr sie los. Zuletzt hatte sie gesagt, wenn sein Weg den Sheriff mal wieder bei der Fetterman-Farm vorbeiführen würde, sei er herzlich willkommen.
»Wir haben jederzeit ein Glas frische Milch und eine Mahlzeit für Sie, Sheriff Clayton.«
Der Sheriff sah ihnen nach als sie davonfuhren. In seinem Bezirk und in ganz Minnesota herrschte tiefster Friede. Es war das Land der tausend Seen und der Prärien, und die unfruchtbare Mesabi Range war die einzige nennenswerte Gebirgskette dort, ein Mittelgebirge.
Nur ab und zu war einmal ein betrunkener Flößer zu verhaften und ein Eierdieb zu verfolgen. Monty Clayton ahnte nicht, dass sehr bald alles ganz anders sein würde.
☆
Der flotte Sheriff war auf dem Weg zu seiner Geliebten, vielmehr einer von seinen drei Geliebten. Sie wussten nichts voneinander. Der Sheriff ging sehr dezent vor, und er erfand immer neue Ausreden, weshalb er das Verhältnis nicht publik machen konnte. Er war den Frauen sehr zugeneigt und genoss es, gleich drei Geliebte zu haben.