Jack Slade 921 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 921 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Ein Prediger kündigt eines Tages das Unheil an. Kurz darauf bringt eine geheimnisvolle, maskierte Reiterin den Tod, und es gibt Mord und Terror im Blue Mesa Land. Freunde werden zu Todfeinden, es fließt Blut auf der Weide.
Sheriff Norman Buckridge hat die undankbare und äußerst schwierige Aufgabe, die Maskenreiterin zu stellen und das unheimliche Morden zu beenden ...


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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Die den Tod nach Roswell bringen

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Boada / Norma

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0669-8

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Die den Todnach Roswell bringen

Der dogmatische Prediger am Ufer des Pecos reckt die Faust zum Himmel und kündigt seinen Zuhörern ein schreckliches Unheil an. Kurz darauf bringt eine geheimnisvolle, maskierte Reiterin den Tod, und es gibt Mord und Terror im Blue Mesa Land. Freunde werden zu Todfeinden, es fließt Blut auf der Weide.

Sheriff Norman Buckridge hat die undankbare und äußerst schwierige Aufgabe, die Maskenreiterin zu stellen und das unheimliche Morden zu beenden ...

»Das Strafgericht des Herrn wird über die Huren und Gottlosen kommen!«, donnerte der knorrige Prediger und ballte die linke Hand zur Faust. Er predigte mit einer Lautstärke, dass man es bis nach Roswell hören konnte. Am Ufer des Pecos predigte er unter freiem Himmel, an dem sich die Wolken zusammenballten, als wollten sie seinen Zorn bestätigen und ein gewaltiges Unwetter auf die kleine Stadt und das County niedergehen lassen. »Verworfene seid ihr, und zu Staub sollt ihr werden!«

Der Wanderprediger hatte seine Zuhörer fest im Griff. Obwohl es heiß und schwül war, stand er im schwarzen Jackett auf einem Podium. Sein langes grauweißes Haar wehte wie Distelflaum. Bärtig war er und hochgewachsen.

Er glich einem zornigen Propheten des Alten Testaments, und er predigte Feuer und Schwefel und das Gesetz der Vergeltung. Die Einwohner von Roswell und Cowboys der umliegenden Ranches hatten sich zahlreich versammelt.

Father Thunderbolt, Vater Donnerkeil – wobei Father eine ehrende Anrede für einen Mann Gottes war – galt als Sensation. Ein Erweckungsprediger, selbsternannter Heilsverkünder einer obskuren Kirche, die man auch als Sekte bezeichnen konnte, wogegen er scharf protestierte.

Er reckte die Fäuste gen Himmel.

»Hier im Blue Mesa Land ist großes Unrecht geschehen. Die heidnischen Ureinwohner zu vertreiben, war ein gottgefälliges Werk. Auch wenn es mit Pulver und Blei und mit dem Säbel der Soldaten geschah, weil jene Uneinsichtigen absolut nicht weichen und unsere Gesetze und unsere Religion nicht annehmen wollten. Apachen, Comanchen, die Yaquis aus Mexiko, Zuni und Avapai und wie sie alle heißen, vergleichbar der Rotte Korah, welche der Herr mit Blitz und Donner vernichtete. So steht es geschrieben.«

Hondo Black und Miles Stapleton, zwei der vier größten Rancher im Südwesten, hielten auf ihren Pferden am Rand der Menschenmenge. Sie schauten sich an. Hondo Black war untersetzt und strotzte von Muskeln. Sein Kopf saß fast ohne Hals auf den Schultern, die so breit waren, dass er schmalere Türen nur quer durchschreiten konnte.

Er hatte etwas Indianerblut in den Adern und einen dunklen Teint. Stapleton war körperlich völlig anders als er. Lang und hager, eher bleich, mit Schnurrbart und mit farblosen Augenbrauen. Er sah aus wie ein typischer Angloamerikaner mit Eiswasser in den Adern.

Er rauchte eine Meerschaumpfeife. Beide Rancher waren teuer gekleidet, Stapleton konservativ, Hondo Black leger mit Bat Wing Chaps und Conchos. Sie waren mit Colt und Gewehr bewaffnet und saßen auf erstklassigen Pferden.

»Der legt ganz schön los«, sagte Hondo Black. »Es wurde uns nicht zu viel versprochen, als hier eine große Show angekündigt wurde. Hast du schon mal was von einer Rotte Korah gehört, Miles?«

»Davon steht etwas in der Bibel, schätze ich.«

»Wenn du das sagst. Ich kenne nur eine Rote Cora. Sie arbeitet in einem Bordell in El Paso und kann mit ihrer Pussy Münzen vom Tisch aufheben. Ab einer Zehn-Dollar-Münze macht sie das. Das ist vielleicht ein Bild, kann ich dir sagen. Sie hat ...«

»Hör auf mit deinen Schweinereien, Hondo. Davon will ich nichts wissen. Hör zu, was der Prediger weiter zu sagen hat.«

Zwei weitere stattliche Reiter kamen hinzu. Jim Bridges und Fourfinger Jack Bolton, die beiden anderen Großen von den Big Four, die das Blue Mesa Land im Südwesten New Mexicos dominierten.

Bridges war dunkelhaarig und so geschmeidig wie ein schwarzer Panther, obwohl er nicht mehr jung war. Bolton war rotblond, mit schütterem Haarwuchs und Backenbart. Wenn er sich aufregte, sträubte sich dieser Backenbart wie die Haare am Schwanz eines wütenden Katers.

Die beiden Neuankömmlinge gesellten sich zu ihren beiden Freunden.

»Haben wir viel versäumt?«, fragte Bridges.

»Nicht sehr. Thunderbolt kommt gerade erst in Fahrt. Gleich wird er vom Feuer der Hölle anfangen. Und vom Engel des Herrn, der die Bösen straft. Vom feurigen Schlund, der sie verschlingt.«

Tatsächlich legte der Prediger los: »Es wird Feuer regnen, die Hölle wird ihren Schlund auftun! Hinab stürzen die Ungerechten. Der Engel des Herrn wird erscheinen – ein weiblicher Engel auf einem falben Pferd. Sein Gesicht ist verhüllt, blank seine Brust. Und ihm wird der Tod nachfolgen. Bekehrt euch, solange ihr könnt. Denn ich sage euch – die Zeit ist reif! Ich sehe, dass der Weizen zur Ernte bereit ist. Ich erkenne es, wie es der Schnitter den Ähren ansieht.«

»Nicht schlecht«, raunte Bolton und beugte sich im Sattel vor. »Gleich wird er zum Bekennen der Sünden und zur Taufe und Wiedergeburt aufrufen. Der Pecos führt ja genug Wasser, dass er die Täuflinge untertauchen kann.«

»Vielleicht ringt er auch bei dem einen oder anderen mit dem Satan oder einem unreinen Geist, den er dann austreibt«, bemerkte Bridges.

»Besonders den Frauen widmet er sich«, brummte Stapleton. »Diese Wanderprediger haben es in sich. Sie halten eine Kollekte, und die Täuflinge, denen sie den Kopf verdrehen, spenden notfalls das letzte Hemd für ihr Seelenheil. Um den Höllenfeuer zu entrinnen, geben sie alles. Der Kerl ist begabter Demagoge. In der Politik hätte er es weit bringen können. Doch er hat sich dem religiösen Fanatismus verschrieben.«

Bolton meinte: »Diese Wanderprediger sind keine Kostverächter. Des Öfteren kommen neun Monate, nachdem sie ihre Erweckungspredigt gehalten haben, Kinder zur Welt, die ihnen verdammt ähnlich sehen.«

»Es hat jeder seine besondere Art, den Teufel auszutreiben.«

Drei der vier grinsten. Hondo Black verzog nur höchst selten eine Miene. Zum Lachen ging er in den Keller.

Father Thunderbolt wetterte weiter. Er hatte sich in Rage geredet und legte nun seinen dunklen Rock ab. Darunter trug er ein weißes Hemd mit steifem Priesterkragen.

Es war starker Tobak, was er predigte. Eine solche Predigt dauerte leicht zwei Stunden und mehr. Zuhörer so lange in seinen Bann zu ziehen und dabei mitzureißen, dazu gehörte etwas.

Thunderbolt hatte es drauf.

Ein Stück von den vier großen Ranchern entfernt stand Norman Buckridge, der Sheriff von Roswell und dem dazugehörigen Chaves County. Er war ein gutaussehender Mann mit gewelltem braunem Haar, glattrasiert, blauäugig, groß und stattlich. Ein Kämpfer und eine Respektsperson.

Buckridge gähnte hinter vorgehaltener Hand. Ihm war langweilig, denn bei ihm verfingen die Massenhysterie und Thunderbolts Brandreden nicht. Also nahm er seinen Stern von der Weste, hauchte ihn an und polierte ihn. Er sehnte das Ende der Predigt herbei. Er traute dem Wanderprediger nicht – solche Menschen hatten mitunter schon zur Gewalt aufgerufen.

Dann waren ganze Horden von außer Rand und Band geratenen Zuhörern durch die nahe Stadt gelaufen und hatten randaliert. Nach dem Motto: Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein. Und einiges andere gleich mit.

Buckridge wollte nach der Erweckungsfeier eine seiner Geliebten aufsuchen, Mary Osgood, die Frau des nach einem Pferdetritt impotenten Besitzers der Eisenwarenhandlung. Bei ihr tat er öfter das, was ihr Gatte nicht mehr zustande brachte.

Die üppig gebaute dunkelhaarige Mary gehörte zur Menge und hörte dem Prediger zu. Sie hing gebannt an seinen Lippen. Buckridge nahm sich vor, sie am Ende der Predigt abzuschleppen. Sonst geriet sie womöglich noch in die falschen Hände.

Die Triebe brodelten, wenn der fanatische Prediger sie aufputschte. Was sonst unterdrückt und mit der Tünche der Moral überdeckt wurde, kochte hoch und durchbrach die Schranken.

Father Thunderbolt predigte schon fast zwei Stunden.

Nun kam er zu den Seligkeiten des Paradieses und dem Himmel, der die Gläubigen und Bekehrten erwartete. Der Sheriff konnte sich wenig darunter vorstellen. Eine immerwährende Glückseligkeit und Frohlocken im Angesicht eines strahlenden Lichts, das lag ihm nicht.

Schon gar nicht, wenn er dabei im kurzen Hemd herumfliegen und auf einer Harfe spielen sollte, wie er es mal in der Sonntagsschule gehört hatte. Er steckte den Stern wieder an, blickte zu den vier Ranchern hinüber, den Mächtigsten weit und breit, und sah dann Mary Osgood an. Auch mit anderen Frauen in der Menge war er schon intim gewesen.

Die Rancher hatten ihn ebenfalls gesehen.

»Der Bock mit dem Stern ist auch da«, sagte Bolton. »Ob er sich auch bekehrt und im Pecos taufen lässt, um seine Sünden abzuwaschen?«

Buckridge stand sich nicht auf sonderlich gutem Fuß mit den vier großen Ranchern. Sie hätten ihn gern in die Tasche gesteckt und nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Der vorige Sheriff war ein Speichellecker gewesen, war immer den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hatte sich vor den Big Four geduckt.

Buckridge stellte das genaue Gegenteil dar. Er konnte störrischer als drei Maulesel sein, wenn es um Recht und Gesetz ging. Ohne Ansehen der Person ging er vor. Damit hatte er schon oft angeeckt. Ob man ihn noch einmal wählen würde, war ungewiss. Man konnte auch zu integer sein.

Plötzlich zog Father Thunderbolt seinen Peacemaker und feuerte drei Schüsse knapp über die Köpfe der Menge weg. Sheriff Buckridge schätzte, dass sich 1.500 Personen versammelt hatten. Alles, was in Roswell und Umgebung zählte.

Die Menge zuckte zusammen. Es wurde so still, dass man eine Patrone fallen hören konnte. Die Wolkendecke riss auf. Eine helle Bahn Sonnenlicht fiel genau auf den Prediger. Um ihn herum entstand ein Lichtkreis. Wie von einer Aura umgeben stand er da.

Das war ein Zufall, eine Laune der Natur. Doch sie erzeugte einen tiefen Eindruck.

»Hört, hört!«, rief Thunderbolt mit seiner volltönenden, sonoren Stimme. »In diesem Land ist ein großes Unrecht geschehen. Tyrannische Männer übten Willkür. Sie vertrieben die Schwachen, Blut floss, Flammen loderten auf. So entstanden mächtige Ranches. Ihr wisst wohl, von wem ich rede.«

»Von uns«, flüsterte Bridges seinen Kumpanen von den Big Four zu. »Der Bastard meint uns.«

»Bist du sicher?«

»Wen sonst? Wir sind die Mächtigsten im ganzen Südwesten, und wir gingen nicht zimperlich vor, um unsere Ranchimperien zu schaffen.«

Thunderbolt deutete auf die vier.

»Ihr da, ihr stolzen Reiter! Noch seid ihr hoch zu Ross, doch ihr werdet fallen. Heute noch auf stolzen Rossen, morgen durch die Brust geschossen. Das vergossene Blut schreit nach Rache. Altes Unrecht bleibt nicht unvergolten. Wehe euch, die ihr euch die Big Four nennt! Nach euch greift schon das Verhängnis.«

Die vier wechselten Blicke. Das konnten und durften sie sich nicht bieten lassen. Sie ritten im Schritt durch die Menge, die am Ufer des Pecos vor ihnen wich. Alle starrten sie an. Feindselig jetzt, während die Menschen in der Runde sonst meist vor ihnen buckelten und sich vor ihnen duckten.

Sheriff Buckridge war alarmiert. Er vergaß seine Ambitionen bezüglich der scharfen Mary Osgood und andere Frauengeschichten. Was hatte der Prediger vor? Wollte er seine Zuhörer wie eine Meute auf die vier Großrancher hetzen? Was hatte er davon?

Hier ging etwas vor, was der Sheriff nicht einschätzen konnte, und das beunruhigte ihn. Der Affront zwischen dem Wander- und Satteltaschenprediger Father Thunderbolt und den Big Four war nichts Gutes. Norman Buckridge hielt Thunderbolt für einen Fanatiker, doch irre war der Mann nicht.

Warum legte er sich mit den Big Four an?

Der Sheriff ging auf das aus Brettern gezimmerte Podest zu, auf dem Prediger wie auf einer Kanzel stand. Die Big Four auf ihren prächtigen Pferden hielten vor ihm an. Hinter ihnen und um sie herum staute sich die Menschenmenge.

»Meinst du uns, du verdrehter Himmelslotse?«, fragte Hondo Black. Er mochte es direkt und brutal. »Soll ich dich von deinem Podest herunterzerren und selbst mal im Fluss taufen, aber so, dass du literweise Wasser schluckst?«

»Oder sollen wir dich mit dem Lasso von deiner Kanzel zerren?«

Das fragte Miles Stapleton.

»Halt ja dein Lügenmaul!«, drohte Bridges. Sein Palomino tänzelte. »Oder wir stopfen es dir. Wir sind hart, aber immer fair gewesen. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben nie ein Verbrechen begangen, falls du dir in deinem verrückten Kopf das einbilden solltest.«

»Predige vom Satan, von Feuer und Schwefel, von Engeln und Teufeln, Dämonen und sonstigem Scheiß!«, rief Bolton. »Aber lass uns aus dem Spiel. Oder ich rufe meine Mannschaft zusammen. Dann wirst du geteert und gefedert im Fluss schwimmen, du Hund!«

Einige Zuhörer riefen: »So könnt ihr nicht mit ihm reden! Das ist ein Mann Gottes. Gegen ihn darf keiner die Hand erheben, und keiner darf ihm drohen.«

»Aus ihm spricht der Herr!«

»Wir sind hier die Herren!«, rief Hondo Black und zog seinen Revolver. Auch die drei anderen zogen die Schießeisen, obwohl eine riesige, fanatisierte Menge sie umringte. »Wir lassen uns nicht verleumden. Ist jemand hier, der konkret etwas gegen uns vorbringen kann? Dann soll er vortreten und sprechen. Dieser dahergelaufene Schreihals und Sektenprediger war nicht hier, als das Blue Mesa Land erschlossen und aufgeteilt wurde.«

Der Rancher holte Luft. »Wir waren die Männer der ersten Stunde. Wir gründeten unsere Ranches, hart, aber gerecht. Gegen Viehdiebe und Gesindel gingen wir hart und entschlossen vor. Da mussten wir. Gegen Bandoleros, Banditen, Viehdiebe und Halunken kannten wir keine Gnade. Doch gegen redliche Siedler, Rancher und Farmer verhielten wir uns immer fair und achteten ihre Rechte.«

»Ihr habt die Kleinen und Schwachen in den Staub getreten!«, rief jemand aus dem Hintergrund. »Schüsse sind gefallen. Häuser gingen in Flammen auf. Brunnen wurden vergiftet. Rinder in Panik versetzt und in Stampede davongejagt. Menschen wurden gehängt.«

»Wer war das?«, rief Hondo. »Wer hat das gesagt?«

Keiner meldete sich. Niemand verriet den Sprecher, der in der Menge steckte.

»Was können wir dazu, dass Unfähige, Schwache und Faule sich nicht behaupten konnten und ihr Land aufgeben mussten?«, fragte Stapleton. »Wir haben immer einen guten Preis bezahlt, wenn jemand aus freien Stücken verkaufen wollte. Dies ist ein hartes Land. Es bedarf starker und tüchtiger Männer, um es zu erschließen und hier etwas aufzubauen.«

»Viehdiebe haben wir gehängt und Banditen erschossen!«, rief Bridges. »Das ist wahr. Doch nie jemanden aus Willkür, der unschuldig war.«

Die Menge murrte und knurrte.

Father Thunderbolt streckte die Hand aus und deutete auf die Big Four. Er sah sie schweigend an. Rundherum wurde es still. Auch die vier Rancher rührten sich nicht. Frech hielten sie dem Blick des Predigers stand, bis es ihnen zu lange dauerte und unbehaglich wurde.

»Was hast du, was glotzt du so?«, fragte Bolton. »Drückt dich was? Hast du dir in die Hose gemacht, dass du derart die Augen aufreißt?«

Mit getragener Stimme fing Thunderbolt an: »Wehe euch, wehe, wehe! Ich sehe das Verderben schon über euch, das Richtschwert der Vergeltung, ihr schnöden Tyrannen. Der Engel des Todes wird kommen und Rache nehmen für das vergossene Blut, die Gehenkten und andere Schandtaten! Eine Frau sehe ich, mit einer Maske und mit entblößten Brüsten, auf einem falben Pferd. Der Tod erwartet euch und die euren. Wer kann, sage sich los von euch, oder auch ihn trifft die Vergeltung. Geht weg von ihnen.«

Die Menge wich ein Stück weit von den vieren zurück.

»Oder ihr geht mit den Verruchten zugrunde.«

»Jetzt reicht es!«, rief Hondo Black und feuerte einen Schuss knapp am Prediger vorbei. »Der Kerl ist verrückt. Doch das gibt ihm kein Recht, derart über uns herzuziehen. Los, Männer, packen wir ihn, und dann werden wir ihn mal taufen! Am Lasso ziehe ich ihn durch den Pecos, dass er literweise davon säuft.«

Stapleton, Bridges und Bolton drohten mit ihren Revolvern in die Runde. Ein paar ihrer Cowboys gehörten zur Menge. Auch andere, die auf sie angewiesen und von ihnen abhängig waren, würden sich nicht gegen sie stellen. Das wagten sie nicht.

Diese Männer und Frauen steckten in einer Zwickmühle. Die Big Four waren gefürchtet. Sie stellten die Macht im Blue-Mesa-Land dar und kontrollierten und beherrschten ein riesiges Gebiet mit zigtausend Rindern und vier starken Mannschaften.

Beliebt waren sie nicht. Der Prediger hatte die Menge gegen sie aufgebracht. Doch bis zu einem entschiedenen Vorgehen, wobei alle Dämme der Zurückhaltung brachen, war noch ein gutes Stück.

Hondo Black löste das Lasso vom Sattel. Drei Revolver und die einiger Cowboys von den vier Ranches stärkten ihm den Rücken. Der Big-H-Rancher schwang das Lasso.

Father Thunderbolt stand kerzengerade. Seine Augen funkelten.

»Gleich wird ihm sein Schandmaul vergehen!«, rief Black.

Da krachte ein Schuss. Der Sheriff hatte geschossen. Mit einem gezielten Revolverschuss, was eine Kunst war, traf er die kreisende Lassoschlinge. Sie geriet jäh aus der Bahn.

Sie sank nieder, weil auch Black das Schwingen des Lassos vergaß.

»Zum Teufel, was soll das, Sheriff?«

Buckridge schaute ihn über den rauchenden Colt weg an.

»Das reicht. Für alle Beteiligten. Du wirst den Reverend nicht mit dem Lasso fangen, Hondo. Lasst ihn, er hat seine Meinung gesagt. Wir sind hier ein freies Land.«

»Nicht meine Meinung, aus mir spricht der Herr!«, tönte Thunderbolt.

»Shut up, Prediger. Du hast genug von Racheengeln und barbusigen Weibern gefaselt. Selten, nein, noch nie habe ich solchen Unsinn bei einer Predigt gehört. Das ist mein Bezirk, und ich dulde nicht, dass hier jemand Unruhe stiftet. Predige meinetwegen vom Jüngsten Tag oder irgendwas aus der Bibel, Thunderbolt oder wie immer du heißt, aber lass Anwesende aus dem Spiel. Oder ich loche dich ein. Dann kannst du aus dem Gefängnis predigen.«

»Das würdest du tun, Sheriff?«, fragte der Prediger.

»Ganz gewiss.«

»Ich bin ohnehin mit meinem Donnerwort fertig. Es geschieht, was geschehen wird. Die Predigt ist zu Ende. Jetzt will ich mich der Bekehrung der Sünder und Sünderinnen und der Taufe im Wasser des Pecos widmen.«

Black holte sein vom Schuss des Sheriffs beschädigtes Lasso ein.

»Erst leistest du uns Abbitte und nimmst zurück, was du gegen uns gesagt hast, du Ratte«, verlangte er.

Stapleton winkte ab.

»Lass es gut sein, Hondo. Wen kümmert es schon, was dieser Verrückte faselt? Barbusige maskierte Racheengel, was für ein Quatsch! Er soll nun sein Maul halten und taufen. Wenn er gegen uns noch was vorbringt, sperrst du ihn dann ein, Sheriff?«

»Yeah.«

»Ich glaube dir. Norman Buckridge hält sein Wort. Lasst uns fortreiten, Freunde. Ich habe genug von dem Mummenschanz. Wenn ich gewusst hätte, dass der Hirnverbrannte derart wirres Zeug faselt, wäre ich fort geblieben. Selbst dran schuld, dumm genug, wer hierbleibt. Wir reiten nach Roswell. Wer will, kann in den Saloons ein paar Drinks auf unser Wohl und unsere Rechnung nehmen.«

Damit wendete er sein Pferd. Zwei Dutzend Cowboys von den vier großen Ranches folgten ihm und seinen Freunden. Auch ein paar andere schlossen sich an. Doch nicht so viel, wie die Big Four gedacht hatten. Der größte Teil der Anwesenden blieb am Fluss und wohnte weiterhin der Erweckungsfeier bei.