Jerry Cotton 3101 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3101 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Leichen sind nie etwas Angenehmes, aber die beiden, mit denen Phil und ich es zu tun bekamen, hatten es wirklich in sich. Die beiden Toten waren Special Agents in Charge und Leiter zweier Field Offices gewesen. Allerdings vor sechs Jahren und sie waren damals spurlos verschwunden. Die beiden SACs waren aber noch nicht länger als ein paar Tage tot. Die Frage war, was hatte sich in den sechs Jahren ereignet und schließlich zu ihrer Ermordung geführt ...?

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn der Schein trügt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Peter Kim

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4122-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn der Schein trügt

Es war nichts Persönliches. Ein Profi führte einen Auftrag aus. Fehlerfrei und effektiv. Die aufgesetzten Genickschüsse erfüllten ihren Zweck mit tödlicher Präzision. Beide Opfer hatten keine Chance. Sie waren zuvor an einen Stuhl gefesselt worden und konnten weder ausweichen noch sich wehren. Damit war ein klares Zeichen gesetzt. Jeder, den es etwas anging, verstand die Botschaft sofort. Etwas Altes war zu Ende, und eine neue Zeit war angebrochen. Wer das nicht akzeptieren wollte, hatte selbst keine Zukunft mehr. Das Gesetz der Straße hatte sich Geltung verschafft – wieder einmal.

Die erste Leiche wurde zwei Tage später gefunden. Sie lag knapp sieben Meilen nördlich des Stadtgebiets nicht weit von der Jediah Hill Covered Bridge, einer hölzernen Straßenbrücke aus dem Jahr 1850.

Touristen hatten sie entdeckt und sofort das Cincinnati Police Department informiert. Der Tote lag auf dem Bauch und hatte ein sauberes Einschussloch im Genick, aus dem ein wenig inzwischen längst getrocknetes Blut herausgesickert war.

Es handelte sich um einen Mann Mitte vierzig mit kurzgeschnittenem braunem Haar. Er war mittelgroß, bartlos und bis auf die tödliche Schusswunde offensichtlich in guter körperlicher Verfassung.

Der Mann hatte weder Führerschein noch sonstige Ausweispapiere bei sich. Seine Kleidung – Jeans, kariertes Hemd, schwarze Slipper – machte die Identifizierung auch nicht gerade einfacher.

Zur weiteren Begutachtung wurde die Leiche in die Gerichtsmedizin gebracht. Die Todesursache wurde dort zweifelsfrei bestätigt: Genickschuss. Es handelte sich definitiv um ein Kapitalverbrechen.

Nachdem dann doch noch die Identität des Toten geklärt werden konnte, wurde sofort das Field Office des FBI verständigt. SAC Percy Dogget kam persönlich in die Gerichtsmedizin. Er wusste nicht genau, warum das FBI in einem so frühen Stadium des Falles schon hinzugezogen wurde.

Eigentlich wollte der SAC an diesem Abend längst zu Hause sein. Er war noch relativ jung und hatte erst vor kurzem geheiratet. Doch außer ihm war niemand mehr im Field Office, als dort die dringende Bitte per Mail einging, einen Beamten des örtlichen FBI in die Gerichtsmedizin zu schicken. Also fuhr er notgedrungen selbst.

Mürrisch nahm Dogget auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch des leitenden Gerichtsmediziners, Dr. Forsythe, Platz. »Was gibt es denn so Dringendes? Hätte das nicht bis morgen Zeit gehabt?«

Dr. Forsythe blickte dem SAC bedeutungsvoll in die Augen. »Ich glaube nicht.«

»Wir wissen ja noch nicht einmal, ob das wirklich ein Fall für das FBI ist«, wandte Dogget ein. »Wenn ich Ihren Bericht richtig verstanden habe, ist der Mann durch einen Genickschuss getötet worden. Vielleicht war er ein kleiner Straßendealer, der von einer konkurrierenden Gang aus dem Weg geräumt worden ist. Dann wäre das ohnehin eine Sache für das Cincinnati Police Department.«

»Dieser Tote war ganz bestimmt kein Straßendealer«, erklärte der Gerichtsmediziner mit ruhiger Gewissheit.

Der SAC fixierte den Arzt nun seinerseits. »Woher wollen Sie das so genau wissen?«

»Wir haben heute am späten Nachmittag die Ergebnisse des DNA-Abgleichs hereinbekommen«, antwortete Dr. Forsythe.

»Das ging aber schnell«, stellte Percy Dogget fest. »Dann war seine DNA schon einmal abgespeichert worden.«

»Ja. Und zwar unmittelbar in der Datenbank des FBI«, präzisierte der Gerichtsmediziner.

»Wir hatten ihn also bereits auf dem Radar?«, fasste der SAC nach.

»So würde ich das nicht ausdrücken«, meinte der Arzt vieldeutig.

»Wie denn dann?«, reagierte Percy Dogget jetzt sichtlich genervt. »Kommen Sie, lassen Sie sich die Würmer nicht so aus der Nase ziehen.«

Dr. Forsythe legte beide Handflächen vor sich auf die Tischplatte. »Nun, um es kurz zu machen: Der Mann war Ihr Vorgänger.«

Dogget hob ruckartig den Kopf. »Was? Mein Vorgänger? Wie meinen Sie das?«

»So, wie ich’s sage«, erwiderte der Arzt gelassen. »Ihr Vorgänger. Welchen Teil davon verstehen Sie nicht?«

Percy Dogget wurde blass. »Mein Vorgänger als was?«

»Ihr Vorgänger als SAC im Field Office des FBI in Cincinnati.« Dr. Forsythe betonte jedes Wort langsam und deutlich.

»Aber der Mann ist vor sieben Jahren verschwunden«, stammelte der sichtlich aus der Fassung geratene Dogget. »Er wurde erst vor wenigen Monaten für tot erklärt.«

»Da war jemand offensichtlich etwas voreilig«, meinte der Gerichtsmediziner ungerührt. »Vor drei Tagen hat Jesse Prescott jedenfalls noch gelebt.«

»Sind Sie sich da sicher?«, fasste der SAC nach.

»Wenn die Leiche so relativ kurz nach ihrer Ermordung aufgefunden wird wie in diesem Fall, können wir den Todeszeitpunkt ziemlich genau bestimmen«, erläuterte der Arzt. »Der Mann wurde erst vor 48 Stunden erschossen. Höchstens eine Stunde früher oder später.«

»Unfassbar.« Percy Dogget schüttelte den Kopf. »Wo ist der Mann sieben Jahre lang gewesen?«

»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen«, gab der Gerichtsmediziner zur Antwort. »Aber vielleicht können Sie den Toten ja einmal in Augenschein nehmen und mit seiner früheren Erscheinung vergleichen.«

»Das würde nichts nützen«, erklärte Dogget. »Ich habe Prescott nie persönlich kennengelernt. Ich bin erst nach seinem Verschwinden nach Cincinnati gekommen. Außerdem muss ich jetzt dringend einen Bericht an die Zentrale nach Washington schicken.«

***

»Wie gut kennen Sie Cincinnati?« Mr High sah uns über den Rand einer Akte hinweg an, die er gerade in den Händen hielt, als wir sein Büro betraten.

»Es geht so, ich war vielleicht zwei- oder dreimal zu einem Spiel dort«, antwortete Phil.

Mr High hielt inne. »Was? Sie spielen?«

»Ich rede von den Spielen der Cincinnati Bengals. Sie wissen schon, American Football, NFL. Wenn mein Team, die San Francisco 49ners, dort ein Auswärtsspiel hat, fahre ich manchmal hin«, erklärte Phil.

Jetzt konnte Mr High auch nicht mehr ganz ernst bleiben. »Ach so, dann habe ich das wohl falsch verstanden.« Doch dann kam er schnell wieder ganz nüchtern zur Sache. »Aber darum geht es jetzt nicht. Ich wollte eher wissen, ob Sie mit der Arbeit der Kollegen vor Ort vertraut sind.«

Phil kratzte sich am Kopf. »Soweit ich mich erinnere, hatten wir dort noch keinen Einsatz, seit wir von Washington aus operieren.«

»Ist dort nicht Percy Dogget der SAC?«, erkundigte ich mich. »Ich kenne ihn nicht persönlich, aber er hat sich schon auf der FBI-Akademie in Quantico einen guten Ruf erworben. Noch ziemlich jung, aber sehr engagiert.«

»Stimmt«, pflichtete mir Mr High bei. »Und es könnte sein, dass er bald unsere Hilfe braucht.«

Ich war nun ganz Ohr. »Worum geht es?«

»Da müssen wir etwas weiter ausholen und in die Vergangenheit zurückgehen«, setzte Mr High an. »Es ist schon über sieben Jahre her.«

»Ich erinnere mich dunkel«, schob ich ein. »Da war doch etwas. Ist damals dort nicht ein SAC verschwunden?«

»Sie haben ein erstaunliches Gedächtnis, Jerry«, bemerkte Mr High.

»Ich kenne die Geschichte auch nur vom Hörensagen«, räumte ich ein.

»Wie dem auch sei«, erwiderte der Chef, »Jesse Prescott, der verschwundene SAC, ist jetzt jedenfalls wieder aufgetaucht. Als Leiche.«

»Also eine neue Entwicklung nach sieben Jahren«, fasste ich zusammen. »Interessant. Gab es an der Leiche nach so langer Zeit außer der DNA noch irgendwelche verwertbaren Spuren?«

»Eine ganze Menge sogar«, antwortete Mr High. »Der Mann war erst seit zwei Tagen tot, als man ihn jetzt gefunden hat.«

Phil pfiff durch die Zähne. »Das wird ja immer abenteuerlicher.«

»Immer langsam«, bremste Mr High Phils Eifer. »Wir haben Jesse Prescotts Leiche erst einmal zu Dr. Willson nach Quantico bringen lassen. Niemand wird mehr herausfinden als er.«

»Eine gute Entscheidung«, stimmte ich dem Chef zu.

»Schön«, nickte Phil, »die Ergebnisse von Willsons Untersuchungen sollten wir natürlich erst abwarten. Was denken Sie, wann wir mit ihm sprechen können?«

»Zunächst gar nicht«, erklärte Mr High mit Nachdruck. »Er wird seine Erkenntnisse erst einmal an Percy Dogget in Cincinnati weiterleiten. Dann wollen wir sehen, welche Ergebnisse der SAC mit seinen Ermittlungen dort erzielt. Sollte er nicht zügig vorankommen, stoßen Sie später dazu. Das hängt ganz vom weiteren Verlauf der Untersuchung ab. Lesen Sie schon einmal die Fallakten, sowohl über den gegenwärtigen Leichenfund als auch über die Ereignisse vor sieben Jahren. Ich haben Ihnen gerade alle Protokolle auf Ihre Mail-Accounts schicken lassen.«

»Ist damals zur etwa gleichen Zeit nicht noch ein weiterer SAC in einem anderen Bundesstaat verschwunden?«, wollte ich an dieser Stelle wissen.

»Stimmt, in Pennsylvania«, bestätigte Mr High. »Warum fragen Sie?«

»Kein besonderer Grund. Nur so ein Gedanke«, erwiderte ich.

***

Auch die zweite Leiche wurde in Cincinnati im Bundesstaat Ohio gefunden. Das war deshalb bemerkenswert, weil sie eigentlich aus Pittsburgh stammte.

Sie war nicht mehr ganz so gut erhalten wie Jesse Prescott, weil man sie erst eine ganze Zeit später entdeckte. Da war das Opfer schon neun Tage tot.

Der frühe Herbst war in diesem Jahr ungewöhnlich mild und der Zerfall des Körpers war in der warmen Luft in den unterirdischen Gängen schnell vorangeschritten. Ein Sozialarbeiter hatte die Leiche in einem der schlecht belüfteten Tunnel der seit fast hundert Jahren nicht fertiggestellten U-Bahn unter der Innenstadt gefunden, als er sich dort um Obdachlose kümmern wollte.

Aber auch dieses Opfer war am gleichen Tag und vermutlich sogar zur gleichen Uhrzeit gestorben wie der erste Tote. Das sollte Willson später bestätigen. Auch die Todesursache war identisch: Genickschuss.

Es war offensichtlich, dass die beiden Fälle zusammengehörten. Daran gab es erst recht keinen Zweifel mehr, nachdem man die Identität dieser zweiten, weiblichen Leiche geklärt hatte.

Auch deren DNA war in der Datenbank des FBI gespeichert. Der erste Abgleich ergab sofort einen eindeutigen Treffer: Es handelte sich um Sarah Johnson, vor über sieben Jahren ebenfalls SAC in einem Field Office des FBI. Sie war damals in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania eingesetzt und kurz nach Jesse Prescott als vermisst gemeldet worden.

Mr High warf sofort die Maschinerie der Ermittlungen der Field Operation Section East in Gang, nachdem ihn der Bericht über den zweiten Leichenfund erreicht hatte. Zunächst ließ er die Tote ebenfalls in die Gerichtsmedizin nach Quantico bringen.

Dort machte Willson einige interessante Feststellungen. Offensichtlich war es Sarah Johnson bis zu ihrer Ermordung genau wie Jesse Prescott ziemlich gut ergangen.

Nichts am Zustand der beiden Leichen ließ auf vorherige Misshandlungen oder die üblichen Begleiterscheinungen schließen, die man nach einer sieben Jahre andauernden Gefangenschaft erwarten dürfte.

Der Zahnstatus war beispielsweise erstklassig. Das war ungewöhnlich, zumal beide Opfer ihr vierzigstes Lebensjahr bereits überschritten hatten. Bis zu ihrem Tod dürften Prescott und Johnson eine exzellente Zahnpflege und Behandlung genossen haben.

Außerdem wiesen die Körper keine Anzeichen von Unter- oder Mangelernährung auf. Beide hatten sich augenscheinlich bis zu ihrem Tod regelmäßiger und ausgewogener Mahlzeiten erfreut.

Auch die Körperpflege und Hygiene schien bis zum Schluss optimal gewesen zu sein. Hinzu kam noch die durchtrainierte Muskulatur der beiden. Nichts deutete auf einen Bewegungsmangel hin, von dem man bei längerer Gefangenschaft eigentlich hätte ausgehen müssen.

All diese Erkenntnisse fasste Willson in seinem Bericht zusammen und schickte ihn wie immer in Rekordzeit unmittelbar an Mr High – selbstverständlich angereichert mit zahlreichen wissenschaftlichen Details, die seine Befunde lückenlos und über jeden Zweifel erhaben machten.

***

»Jesse Prescott scheint damals aus einem ganz normalen amerikanischen Leben verschwunden zu sein«, stellte ich nach eingehendem Aktenstudium fest. »Er war verheiratet und hatte zwei halbwüchsige Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die damals die Highschool besuchten.«

»Inzwischen studieren sie, der eine Jura, die andere Psychologie«, ergänzte Phil. »Steht in einer aktualisierten Fußnote.«

»Naheliegende Kombination bei der familiären Vorgeschichte«, kommentierte ich seinen Hinweis. »Aber bis zum Verschwinden des Vaters scheinen in der Familiengeschichte keine Auffälligkeiten verzeichnet zu sein.«

»Das berufliche Umfeld des Opfers gibt auch nichts Spektakuläres her«, fügte Phil hinzu.

»Jedenfalls nichts, was in unserem Job unüblich wäre«, bestätigte ich. »Er ermittelte damals in zwei Mordfällen, gegen das organisierte Verbrechen und in einem Fall von Wirtschaftskriminalität.«

»Die Mordfälle waren so gut wie geklärt«, zitierte Phil aus der Akte. »In beiden Fällen waren die Täter nahe Verwandte und konnten überführt werden. Prescott hatte saubere Arbeit geleistet und stichhaltige Beweise zusammengetragen. Sein Verschwinden änderte nichts mehr an der Verurteilung der Schuldigen.«

Ich scrollte weiter durch die Akte auf meinem PC-Bildschirm. »Das organisierte Verbrechen schien auch keinen Nutzen daraus gezogen zu haben, dass der SAC damals nicht mehr auftauchte.«

Phil nickte. »Sieht ganz so aus. Nur wenige Wochen, nachdem der SAC vermisst gemeldet wurde, wurde das Syndikat in Cincinnati von innen heraus zerschlagen. Die Gangsterbande hat sich praktisch selbst zerlegt.«

»Klingt nicht gerade nach einem wieder erstarkten Mob, der sich gerade erfolgreich eines lästigen Ermittlers entledigt hatte«, resümierte ich.

»Und Prescotts Ermittlungen wegen Wirtschaftskriminalität hat kurz vor seinem Verschwinden eine unserer Spezialabteilungen hier in Washington übernommen«, führte Phil weiter aus. »Einer von Concitas Vorgängern. Übrigens sehr erfolgreich. Es ging um Produktfälschung, Markenpiraterie und Steuerhinterziehung in großem Stil. Die Schuldigen sitzen heute noch hinter Gittern.«

Ich seufzte. »Denen hat es also auch nichts genützt, dass Prescott plötzlich von der Bildfläche verschwunden war. Außerdem hätten sie ihn jetzt nicht ermorden können, wenn sie immer noch in Haft sind. Damit kommen wir nicht weiter.« Ich hielt einen Augenblick inne. »Wer hat eigentlich damals im Vermisstenfall des SAC ermittelt?«

»Steht im Anhang«, antwortete Phil. »Pete Lohman, ein erfahrener Agent, ist inzwischen in Rente.«

***

Mr High stürmte ohne anzuklopfen in mein Büro, in das Phil und ich uns zur gemeinsamen Lektüre zurückgezogen hatten. Das war ungewöhnlich für ihn, aber er hatte einen guten Grund.

»Ich sehe, Sie beschäftigen sich bereits mit den alten Fallakten«, erfasste er die Situation wie üblich auf einen Blick. »Das ist gut, denn wir müssen uns nun doch früher als gedacht einschalten.«

Phil zog eine Augenbraue nach oben. »Woher der plötzliche Kurswechsel?«

»Es gibt eine zweite Leiche«, erklärte der Chef knapp.

»Lassen Sie mich raten«, schob ich ein. »Wieder ein toter SAC.«

»Ihre Kombinationsgabe ist verblüffend, Jerry«, erwiderte Mr High. »Ich hätte schon Ihren ersten Hinweis in unserer letzten Besprechung genauer bedenken müssen. Sie haben wieder einmal ins Schwarze getroffen. Es handelt sich um Sarah Johnson, vor sieben Jahren SAC in Pittsburgh und damals ebenfalls verschwunden.«

»Und jetzt wurde ihre Leiche gefunden«, schlussfolgerte ich.

»Richtig«, bestätigte Mr High. »Sie wurde bereits zu Dr. Willson nach Quantico gebracht. Er hat sie genau wie Jesse Prescott gerichtsmedizinisch untersucht.«

»Würde mich sehr wundern, wenn er dabei nicht eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Leichen entdeckt hätte«, merkte ich an.

»Die ersten Verbindungen sind schon offensichtlich, weitere werden gewiss noch hinzukommen«, stimmte der Chef mir zu.

»Wir haben es hier also mit einem zusammenhängenden Fall mit Opfern aus zwei verschiedenen Bundesstaaten zu tun«, fasste Phil zusammen.

»Die Ermordeten sind auch noch unsere Kollegen gewesen, zudem in äußerst verantwortungsvoller Position als SACs. Damit wird dieser Fall für uns im FBI zu einer ganz persönlichen Angelegenheit. Niemand darf mit so einer Tat ungestraft davonkommen«, stellte der Assistant Director klar.

»Sie gehen also davon aus, dass beide Morde mit dem beruflichen Hintergrund der Opfer in ihrer Eigenschaft als SACs zusammenhängen?«, erkundigte sich Phil.

»Eine Beziehungstat können wir wohl ausschließen«, antwortete Mr High leicht sarkastisch. »Schließlich waren die beiden Getöteten seit sieben Jahren nicht zu Hause. Außerdem wirkte die Tatausführung äußerst professionell. Beide Opfer wurden mit einem sauberen Genickschuss getötet, steht alles in Dr. Willsons Bericht.«

»Den sollten wir lesen«, meinte ich.

»Schon klar«, nickte Mr High. »Ich lasse Ihnen sofort alle Dateien auch zum zweiten Fall sofort per Mail schicken. Dann können Sie sich einlesen. Morgen, am frühen Vormittag, treffen wir uns zur Fallbesprechung mit dem gesamten SR-Team in Quantico.«

***

Das Treffen begann sehr angenehm in fast schon familiärer Atmosphäre. Concita reichte eine Tüte mit Muffins um den Besprechungstisch herum. »Hat Dave selbst gebacken.«