Jerry Cotton 2779 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2779 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Jose Penderez war erschossen worden und danach hatte man ihn mit Benzin übergossen und verbrannt. Selbst für New York war das keine übliche Todesart. Penderez war Taxifahrer gewesen und hatte sich nichts zuschulden kommen lassen. Der einzige Hinweis, den wir fanden, bzw. nicht fanden, war ein Briefkuvert, das jemand in seinem Taxi vergessen hatte. Dieses Kuvert führte uns auf Umwegen zur Firma Bio-Nomics und da wurde der Fall so brisant, dass sich die Homeland Security einschaltete...

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Inhalt

Cover

Impressum

Taxi ins Verderben

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: »Caught Up – Nichts ist, wie es scheint«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-0362-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Taxi ins Verderben

Die Flammen züngelten über den toten Körper von Jose Penderez hinweg, krochen in Richtung Bett, arbeiteten sich das trockene Holz empor und griffen auf die Bezüge über. Kurze Zeit später stand das Bett in lodernden Flammen. In dem Moment, in dem das Feuer auf die Gardinen übergriff, explodierte in der Kochnische neben der Badezimmertür der Gasherd und fegte die Vorderfront der oberen Etage des Hauses in der westlichen Bronx auf die Straße.

Ich holte Phil an der üblichen Ecke ab und fuhr sofort weiter in Richtung Bond Street in Manhattan. Es war Samstagabend, als der Anruf von Mr High mich erreicht hatte. Phil war schon auf dem Nachhauseweg gewesen und ich hatte noch ein paar Akten fertig gemacht, bevor ich auch endlich ins Wochenende starten wollte.

Phil stieg ein, rückte sich seine Krawatte gerade und fuhr sich mit beiden Händen durch das feuchte Haar.

»Du hast mich unter der Dusche weggeholt«, brummte er. »Was gibt es denn so Wichtiges, dass du mir eine Verabredung mit dem nächsten Unterwäschemodel von Victoria’s Secret versaust?«

Ich sah meinen Partner skeptisch von der Seite an.

»Du willst mir erzählen, dass du ein Date mit einem Victoria’s Secret-Model hattest?«, fing ich an, meine Bedenken zu formulieren.

»Auf jeden Fall wäre sie es gern«, grinste Phil mich an. »Und ich werde den Teufel tun und sie davon abhalten, es nach Kräften zu versuchen. Zumal ich indirekt davon profitiere, weil ich das ganze Zeug an ihr begutachten muss.«

»Na, daraus wird ja jetzt leider nichts«, seufzte ich mit gespielter Anteilnahme. »Wir müssen uns um einen Fall kümmern.«

»Rück schon raus«, knurrte Phil.

»Gestern Abend ist in der Bronx das obere Stockwerk eines Hauses während eines Zimmerbrandes explodiert«, wurde ich ernst. »Die Feuerwehr hat in den Trümmern eine Leiche entdeckt. Es handelt sich um einen Mann namens Jose Penderez. Er hatte eine Kugel in der Brust. Nach den Berichten der Feuerwehr wurde seine Leiche mit Benzin übergossen und angezündet. Wenn die Kugel in der Brust nicht wäre, hätte man denken können, dass der oder die Täter den Eindruck erwecken wollten, er wäre bei einem normalen Zimmerbrand gestorben. So sieht die Sache aber ganz anders aus. Einmal ganz abgesehen davon, dass Penderez lang ausgestreckt auf dem Fußboden neben seinem Bett lag. Nicht eben typisch für Leute, die während eines Feuers ersticken. Auf jeden Fall war Penderez Taxifahrer und hat eine Stunde bevor er umkam mit seiner Zentrale telefoniert, um zu melden, dass einer seiner Fahrgäste einen Briefumschlag in seinem Wagen vergessen hat. Penderez hat nicht gesagt, was in dem Umschlag war, wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Vielleicht hat er den Umschlag später in seiner Wohnung geöffnet, vielleicht auch nicht. Das werden wir wohl nie erfahren. Vielleicht ist der Umschlag verbrannt, vielleicht war er aber auch der Grund für seine Ermordung und der Täter hat ihn mitgenommen. Das würde bedeuten, dass wir den Täter im Umkreis der Fahrgäste suchen müssen, die Penderez gestern Abend hatte.«

»Und wo genau fahren wir jetzt hin?«, wollte Phil wissen.

»In die Taxizentrale von Penderez«, antwortete ich. »Wir haben einen Termin mit dem Schichtleiter von gestern Abend. Ich will ein wenig über Penderez erfahren. Außerdem müssen wir wissen, wen er gestern Abend gefahren hat.«

»Du weißt schon, dass es in New York über 13.000 Cabs gibt und dass die wenigsten Fahrer ihrer Zentrale melden, wen sie gerade im Wagen sitzen haben?«, gab Phil zu bedenken.

»Das weiß ich nur allzu gut«, seufzte ich und bog vom Broadway auf die Fifth Avenue Richtung Bond Street ein, wo die New York City Taxi & Limousine Commission eine ihrer Garagen unterhielt. »Versuchen müssen wir es trotzdem.«

***

In der Halle vor dem Büro des Schichtleiters fuhren die üblichen Ford Crown Victorias mit ihren Kuhfängern an der Vorderfront aus und ein, nur ab und zu tauchte mal das neuere Modell eines Toyota Sienna oder eines Vans auf. Die New Yorker hatten sich an den Ford als typisches Yellow Cab gewöhnt.

Burt Miller, ein dicker Kerl in den Fünfzigern, der die Schicht von fünf Uhr abends bis fünf Uhr morgens leitete, saß uns gegenüber, schob sich einen Donut nach dem anderen in den vor Fett triefenden Mund, zeichnete nebenbei Fahrtenbücher ab und hatte noch genug Energie, um sich wegen des Verlustes eines seiner Fahrer ein paar Krokodilstränen aus dem Gesicht zu wischen.

»Jose war seit fast zwanzig Jahren bei uns«, erklärte er. »Ein zuverlässiger Mann. Immer zur Stelle, wenn es galt, einem kranken Kollegen zu helfen. Und immer hatte er eine Geschichte parat, über die man lachen konnte. Ein weiser Mann hat einmal gesagt, dass die Welt von Taxifahrern regiert werden sollte, weil sie auf alles eine Antwort wüssten und überhaupt immer über alles, was so passiert, bestens informiert sind. Aber auch wenn sie es dann doch nicht sind, so haben sie immer interessante Geschichten zu erzählen. Wir werden ihm eine Plakette neben seinen Spind hängen. Das machen wir eigentlich nur für Fahrer, die während der Arbeit umkommen, aber bei Jose werden wir wohl mal eine Ausnahme machen.«

Ich nickte anteilnehmend, während Phil sich mit einer fragenden Geste eines der Fahrtenbücher schnappte und es durchblätterte.

»Da stehen nur die Kilometer drin, die der Fahrer in einer Schicht macht«, erklärte Miller uns. »Die meisten Wagen haben seit Jahren natürlich elektronische Fahrtenbücher, aber die Finanzbehörde verlangt von uns, dass wir private Fahrten und dienstliche Fahrten streng trennen, also lassen wir unsere Fahrer diese Bücher führen, damit niemand bescheißt. Abgerechnet werden mit dem Fahrer und der Behörde nur die dienstlichen Fahrten.«

»Man kann also aus diesen Büchern nicht sehen, wen die Fahrer gefahren haben und wohin?«

Miller verzog sein Gesicht, wobei ihm Krümel des letzten Donuts auf die Weste fielen.

»Wen sie gefahren haben, schon mal gar nicht«, antwortete er. »Meistens geben sie nur kurz durch, wohin sie gerade auf dem Weg sind. Im Prinzip geht es aber nur darum, den Kilometerstand mit der angegebenen Fahrtroute zu vergleichen.«

»Haben Sie das Buch von Penderez hier?«

Miller schüttelte den Kopf.

»Die Fahrer bewahren es immer bei sich zu Hause auf. Muss wohl mit verbrannt sein, nehme ich an.«

»Das heißt also, es gibt keinerlei Hinweise darauf, wen Penderez gefahren haben könnte oder wohin?«, wollte ich wissen.

Miller schüttelte den Kopf.

»Er hat nur kurz vor Ende seiner Schicht hier angerufen und uns gesagt, dass wir ihm Bescheid geben sollen, wenn jemand sich meldet und einen Umschlag vermisst.«

»Hat sich denn jemand bei Ihnen gemeldet?«

Miller schüttelte den Kopf und stopfte sich einen weiteren Donut in den Mund. Phil legte das Fahrtenbuch wieder auf den Tisch und starrte aus dem Bürofenster in die Halle hinaus, wo sich ein paar Männer gerade über den qualmenden Motor eines Ford Crown beugten. Miller folgte seinem Blick und bohrte sich mit einem Finger in den Zähnen herum.

»Hören Sie«, sagte er, stand auf und schloss die Jalousien nach draußen, als könnte er dadurch, dass er uns den Blicken der anderen Männer entzog, verhindern, dass uns jemand hörte.

»Penderez ist tot, ihm kann es nicht mehr schaden, was ich Ihnen jetzt sage«, fuhr Miller fort und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Er hatte da noch einen kleinen Nebenjob. Ich weiß nicht, ob das was mit der Sache zu tun hat. Ist vielleicht auch ganz uninteressant und ich will auch niemanden reinreiten, aber …«

Miller zögerte.

»Ich denke, Sie können es uns überlassen, zu beurteilen, was für uns relevant ist und was nicht. Was hatte Penderez denn für einen Nebenjob?«, machte ich dem Schichtleiter Mut.

»Er ist an den Wochenenden nach seiner Schicht noch losgefahren und hat gemeinsam mit einem Buchmacher Leute abkassiert.«

»Penderez war also Buchmacher?«, hakte Phil nach.

»Das habe ich nicht gesagt«, wiegelte Miller ab. »Er ist nur mit ihm durch die Gegend gefahren und hat die Wetteinsätze einkassiert. Penderez war ein kräftiger Mann. Er machte einen gewissen Eindruck auf die Leute, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Gut«, nickte ich und zückte meinen Block. »Wir verstehen Sie. Würden Sie uns den Namen des Buchmachers verraten?«

***

Das Wettbüro von Fidel Ruiz lag an der Brady Avenue, über einem Laden namens Maestros Caverne, an dessen Laden allerdings ein Schild Zu verkaufen prangte. Das Büro bestand aus einem größeren Raum mit den Wettschaltern und einigen Bildschirmen, auf denen man die aktuellen Pferderennen verfolgen konnte, und einem kleineren Raum, der das Büro von Señor Ruiz darstellen sollte. Es herrschte trotz der vorgerückten Abendstunde gähnende Leere. Lediglich zwei alte Männer stritten sich an einem Tisch lauthals über die hochphilosophische Frage, ob ein Pferd namens Blizzard wohl schneller war als ein Hund namens Mad Dog Five.

Das Büro von Ruiz war leer. Wir sahen uns um und konnten außer den Streithähnen niemanden finden, den wir als Verantwortlichen hätten ansprechen können, also traten wir an den Tisch, an dem die beiden alten Männer saßen.

»Können Sie uns sagen, wo Mister Ruiz sich aufhält?«, fragte Phil.

»Wer will das wissen?«, fragte der eine der beiden, ein abgezehrter Kerl mit grauer Haut und einem Zahnstocher im Mund.

Wir zückten unsere Marken.

»FBI«, lachte der andere Kerl, ein kleiner Dicker mit einem Toupet auf dem Kopf und Tränensäcken so dick wie Orangen. »Glauben Sie, das macht bei uns Eindruck? Was wollen Sie von Ruiz?«

»Das geht Sie gar nichts an«, erwiderte ich. »Wenn Sie wissen, wo Ruiz sich aufhält, sind Sie dazu verpflichtet, uns das zu sagen. Andernfalls könnten wir Sie wegen Justizbehinderung belangen.«

Die beiden sahen mich an und lachten meckernd.

»Justizbehinderung?«, wiederholte der mit dem Zahnstocher. »Das fehlt uns noch in unserem Lebenslauf. Glauben Sie mir, Agent, es ist mir vollkommen egal, was Sie uns anhängen wollen. Wir bekommen seit drei Jahren nicht einmal mehr Geld von der Stütze. Ein paar Wochen im Knast mit drei Mahlzeiten am Tag würden mir mal wieder gut tun. Also bieten Sie uns etwas an, was wir gebrauchen können, und wir sagen Ihnen, wo Ruiz steckt. Ist das nun ein Wort unter Männern, oder nicht?«

Ich steckte meine Marke wieder ein und machte mich bereit für einen schärferen Tonfall, als Phil mich am Arm berührte und zur Seite zog.

»Lass mich das mal machen«, sagte er und grinste.

»Was zum Teufel willst du den beiden Alten denn anbieten?«, wollte ich wissen.

Phil legte, immer noch grinsend, einen Finger an seine Lippen und ging zurück zum Tisch, während ich so tat, als studierte ich eine Rennzeitschrift, und versuchte, das Gespräch meines Kollegen mit den beiden Alten zu belauschen.

Nach einer Weile kam Phil hastig zu mir und zog mich aus der Tür.

»Ruiz versucht, sich aus dem Staub zu machen. Die beiden Vögel haben sich einfach den Schlüssel geschnappt, der unter der Matte lag, und sind reingekommen.«

Wir liefen die Treppe hinunter und auf die Straße zu meinem Jaguar.

»Wo will Ruiz denn hin?«, fragte ich, während ich mich auf den Fahrersitz schwang.

»Angeblich ist er auf dem Weg zu einem Bruder nach Philadelphia. Keine Ahnung, woher die beiden alten Knacker das wissen, aber es hörte sich glaubwürdig an. Jemand hat ihm gesteckt, dass sein Kumpel Penderez tot ist, und da hat er es mit der Angst zu tun bekommen. Er fährt einen klapprigen Cadillac Eldorado, dürfte nicht schwierig sein, ihn zu finden.«

»Kein Wunder, dass er lieber mit Penderez und seinem Taxi gefahren ist. Ein Eldorado? Der Wagen ist doch so alt, der muss ihm ja schon um die Ohren fliegen. Nach Phili hat er bestimmt den New Jersey Turnpike genommen.«

Phil schwang sich neben mich, während ich den Wagen startete und in Richtung Newark Bay Bridge fuhr.

»Womit hast du die beiden denn überzeugen können, dass sie dir plötzlich so bereitwillig geholfen haben?«, wollte ich noch wissen.

Phil konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

»Ich habe ihnen verraten, welches Pferd den diesjährigen Triple Crown in Belmont gewinnen wird.«

»Und?«, war ich neugierig geworden. »Welches Pferd wird es machen?«

»Das werde ich dir doch nicht verraten«, feixte Phil. »Es handelt sich um einen krassen Außenseiter. Und wie du sicher weißt, versaut mir jeder, der mit einsteigt, die Quote.«

***

»Was denkst du, warum Ruiz Penderez umgebracht haben könnte?«, wollte Phil wissen, als wir auf dem Turnpike in Höhe des Carteret Park waren.

»Noch steht nicht fest, dass Ruiz seinen Partner umgebracht hat«, antwortete ich. »Vielleicht hat seine Flucht auch ganz andere Gründe. Wir werden sehen. Aber wenn du mit deiner Vermutung recht hast, dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Streit unter Geschäftspartnern. Irgendetwas ist in diesem Umschlag gewesen, wovon Penderez nichts wissen sollte. Vielleicht hat Ruiz einen Teil der Einnahmen unterschlagen und hat den Umschlag mit dem Geld im Taxi vergessen. Penderez hat ihn gefunden und wollte ihn nicht mehr herausrücken. Wer weiß? Es sind schon Menschen für weniger umgebracht worden. Aber warum Ruiz gleich das halbe Haus abfackelt, wo er doch wissen musste, dass wir die Kugel in der Brust seines Opfers finden würden, ist mir ein Rätsel.«

»Ja«, mutmaßte Phil. »Vielleicht war es einfach eine Kurzschlussreaktion. Die reine Panik. Er hat ihn erschossen und dann hat er ihn mit Benzin übergossen und verbrannt. Viele Täter bereuen ihre Tat und wollen sie irgendwie ungeschehen machen. Jemanden verbrennen scheint mir eine ausreichende Methode zu sein, um das Gefühl zu haben, etwas vollkommen aus der Welt zu schaffen.«

Ich antwortete nicht und wir verfielen in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als wir an einer Tankstelle vorbeikamen.

»He«, rief Phil und griff mir fast ins Lenkrad. »Da ist er.«

Phil deutete zur Tankstelle. Tatsächlich, an einer der Zapfsäulen stand ein mit Rostlöchern übersäter Eldorado, dem man selbst auf diese Entfernung ansah, dass nicht einmal ein vernarrter Sammler diese Karre noch gekauft hätte. Der Fahrer des Wagens hängte eben den Tankschlauch wieder an die Zapfsäule und machte sich auf den Weg, um zu bezahlen. Ich warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel, bremste scharf und bog in die Ausfahrt der Tankstelle ein. Ein Truck kam uns entgegen. Im letzten Moment wich ich nach links aus und fuhr über den Seitenstreifen an dem Truck vorbei. Der schlingerte an uns vorbei und der Fahrer drückte wütend auf die Hupe. Ich kam hinter ihm wieder auf die Ausfahrt zurück, als Phil rief:

»Mist, er hat uns gesehen.«

Ich warf einen Blick nach vorne. Ruiz hatte sich zu uns umgedreht und ahnte offensichtlich, wer da illegalerweise über eine Ausfahrt auf die Tankstelle kreuzte. Einen Moment machte er den Eindruck, als wollte er zu seinem Wagen laufen und versuchen, uns davonzufahren. Ein kurzer Vergleich seiner Rostlaube mit meinem Jaguar schien ihn jedoch davon abzuhalten. Stattdessen drehte er sich wieder um und stürzte in die Tankstelle, wo wir mehrere andere Personen hinter der Scheibe sehen konnten.

»Das hat uns gerade noch gefehlt«, stöhnte Phil, während ich mit kreischenden Reifen den Jaguar neben dem Eldorado anhielt und zu meiner SIG griff. Im Tankstellenhäuschen sah man, wie die Anwesenden sich hinter Regalen wegduckten, während Ruiz sich mit erhobener Pistole eine Angestellte gegriffen hatte und mit ihr langsam in den Bereich hinter dem Verkaufstresen verschwand.

Phil und ich duckten uns hinter den Eldorado und warteten mit gezogenen Waffen ab.

»Was sollen wir jetzt machen?« wollte Phil wissen. »Sollen wir stürmen oder Verstärkung holen?«

Ich dachte nach.

»Wir sollten Verstärkung holen und in der Zwischenzeit versuchen, mit ihm zu reden«, kam ich zu einem Entschluss. »Wenn Ruiz Penderez tatsächlich nicht umgebracht hat, sondern einen anderen Grund für seine Flucht hatte, dann können wir ihn vielleicht überzeugen aufzugeben.«

»Und wenn er ihn doch umgebracht hat und der Meinung ist, dass er nun nichts mehr zu verlieren hat?«, gab Phil zu bedenken.

Ich schüttelte den Kopf.

»Das passt irgendwie nicht zusammen. Ruiz scheint mir nicht der Typ zu sein, der jemanden erschießt und dann in Panik die Leiche verbrennt. Der Mann ist Buchmacher und kennt sich im rauen Milieu bestimmt bestens aus. So ein Mann lässt die Leiche als Warnung einfach liegen, lässt die Waffe verschwinden und kümmert sich einen Dreck darum, was wir wissen oder nicht – solange wir es ihm nicht beweisen können. Dass die Leiche verbrannt wurde, hatte vielleicht einen ganz konkreten Grund, den wir einfach noch nicht kennen. Nein, da muss etwas anderes vorgefallen sein, was Ruiz zur Flucht veranlasst hat. Etwas, was mit dem Tod von Penderez zu hat, das ist sicher. Aber es muss ja nicht unbedingt etwas mit uns zu tun haben.«