Jerry Cotton 3029 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3029 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Im Lake Cayuga in New York State waren vierzehn, teils stark verweste Leichen gefunden worden. Darunter auch die von Josh Fedyk, einem Cop, der als verdeckter Ermittler gegen den Hossa-Clan gearbeitet hatte. Anfänglich kam das Sonderkommando des FBI Headquarter gut voran, doch dann, so schien es, hatte man in ein Wespennest gestochen. Ins Visier der Ermittlungen war die Ärztin Patricia Skoritch geraten, die im Verdacht stand, illegale Menschenversuche gemacht zu haben ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ein Tag wie kein anderer

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Film: »Detention – Die Lektion heißt Überleben«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1534-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ein Tag wie kein anderer

Von einer Sekunde zur anderen konnte Jesse sein linkes Bein nicht mehr bewegen. Es hatte sich unter Wasser verfangen und ließ sich auch nicht so leicht wieder befreien. Als er seine Helmlampe einschaltete, starrten ihn leere Augenhöhlen klagend an.

»Damned! Harry. Help!«, schrie er.

Seine unkontrollierten Bewegungen machten seinen Freund auf seine Notlage aufmerksam, der Jesse schließlich befreite. Als die beiden Taucher durch die Wasseroberfläche stießen, waren sie bleich vor Schreck. Unbewusst hatte Harry die skelettierte Hand mit an die Oberfläche gebracht.

Tomkins County beherrschte landesweit seit zwei Tagen alle Schlagzeilen. Auslöser dafür war der grauenhafte Fund, den Taucher im Cayuga Lake gemacht hatten. Nachdem Sporttaucher der örtlichen Polizei von einem Leichnam am Grund des Sees berichtet hatten und als Beweis die skelettierte Hand präsentierten, wurde eine Suchaktion mit Profitauchern veranlasst.

Was sie unter Wasser vorfanden, bezeichneten die meisten Reporter mittlerweile als den Leichenwald im Cayuga Lake. Mr High hatte Phil und mich nach Ithaca geschickt, wo SAC Amy Marsden die Aktionen als Leiterin des Field Office beaufsichtigte. Wir trafen die stämmige Blondine mit den dunklen Augen im abgesperrten Bereich der Cornell University.

»Inspektor Cotton, und das ist Inspektor Decker«, sagte ich.

Wir schüttelten uns kurz die Hand. SAC Marsden bat uns ihr zu folgen und berichtete auf dem Weg, dass unsere Wissenschaftler bereits eingetroffen waren.

»Dr. Willson und seine Mitarbeiter können den Labortrakt unmittelbar neben den Räumen der Rechtsmediziner nutzen«, erklärte SAC Marsden.

Angesichts der ungeheuren Dimension der Ermittlungen hatte ich das komplette SRT umgehend nach Ithaca beordert. Da die ersten Hinweise auf eine Vielzahl unterschiedlicher Ermittlungsorte hindeuteten, wollte ich bei der Arbeit der Sonderkommission einen anderen Weg als üblich einschlagen.

»Sehr gut. Die Suche im See ist mittlerweile abgeschlossen?«, fragte ich.

Nach insgesamt sechs Durchgängen waren alle Leichname geborgen worden. Diese Arbeit hatte die Taucher an den Rand ihrer Kräfte geführt, wie SAC Marsden uns mitteilte.

»Wir haben es mit vierzehn Toten zu tun, Inspektor Cotton. Die sechs Rechtsmediziner mit ihren Teams arbeiten seit gestern Vormittag quasi ohne Unterbrechung, um die Leichname zu identifizieren«, sagte sie.

Die Ergebnisse wurden ab sofort von Dr. Willson und seinen Kollegen ausgewertet, da ihnen weitaus bessere Möglichkeiten offenstanden. Bevor Phil und ich den großen Raum der provisorischen Rechtsmedizin betraten, sammelten wir uns einen Moment lang.

Dann stieß SAC Marsden die Tür auf und führte uns zu einem Büro, in dem zwei Männer leise miteinander sprachen. Dr. Stephen Hamington leitete das medizinische Team, während Albert Pataky die Kriminaltechniker beaufsichtigte. Nachdem SAC Marsden uns miteinander bekannt gemacht hatte, gaben beide Männer einen vorläufigen Statusbericht ab.

»Die Leichname lagen unterschiedlich lange im See. Wenigstens zwei davon mehr als fünf Jahre, wodurch die Identifizierung zusätzlich erschwert wird«, erklärte Dr. Hamington.

Dem konnte Pataky nur zustimmen und dennoch gab es bereits erste Erkenntnisse, die von Dr. Willson und den anderen Wissenschaftlern weiterbearbeitet wurden. Auf die Besichtigung der vielen Toten verzichteten Phil und ich nur zu gerne. Wir hatten schon mehr als genug Leichen während unserer Zeit beim FBI sehen müssen.

Anschließend gingen wir hinüber ins Labor, das vom SRT belegt worden war. Als Dr. Willson uns entdeckte, winkte er uns heran.

»Wir haben einen Namen für Sie. Ausgerechnet bei einem der schon stark verwesten Toten gab es einen DNA-Abgleich im System«, erklärte er.

Willson holte die entsprechende Datei auf den Monitor seines Computers und ließ uns einen Blick darauf werfen.

»Ein Cop aus Boston? Womit war er denn beschäftigt, als er verschwand?«, fragte Phil.

Der ersten Überraschung folgte umgehend die nächste. »Detective Fedyk war als verdeckter Ermittler in New York eingesetzt? Die Akte ist immer noch offen?«, staunte ich.

Es wurde Zeit, ein Gespräch mit Steve Dillaggio zu führen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die ersten Angehörigen der Sonderkommission aus meiner ehemaligen Heimatstadt kommen würden.

***

Er hatte kaum das Gespräch mit Jerry beendet, als Joe Brandenburg in sein Büro stürmte. Das an sich war bereits sehr ungewöhnlich, doch der langjährige Kollege von Steve wirkte auch ungewöhnlich aufgeregt.

»Sorry, aber ich muss dich unbedingt sprechen. Es geht um Josh Fedyk, einen ehemaligen Detective aus Boston«, sagte Joe.

»Woher kennst du den Namen? Hat Jerry mit dir gesprochen?«, erkundigte er sich.

Jetzt war es an Joe, seinen Vorgesetzten verwundert anzustarren und dann bedächtig den Kopf zu schütteln.

»Nein, schon länger nicht. Ich war damals noch beim NYPD und als Verbindungsmann für Josh verantwortlich. Er hat gegen einen gefährlichen Clan ermittelt«, erwiderte er.

Steve nickte verstehend.

»Richtig. Der Hossa-Clan war damals noch tief ins organisierte Verbrechen verstrickt«, sagte er.

Joe ging augenscheinlich auf, wieso er und Steve jetzt miteinander über den gleichen Fall sprechen konnten.

»Jerry hat dich informiert, dass sein Leichnam im Cayuga Lake gefunden wurde«, sagte er.

Steve gab in wenigen Worten sein Telefonat mit Jerry wieder und welche Bitte an ihn herangetragen worden war.

»Jerry möchte die Sonderkommission dieses Mal nicht an einem Ort sammeln, sondern die Ermittler in ihren Orten sollen unabhängig vorgehen. Es gibt lediglich Videokonferenzen«, schloss er.

Ein breites Grinsen erschien auf Joes Gesicht. Steve musste nicht lange raten, was die Laune seines Mitarbeiters schlagartig verbessert hatte. Er war sich nur nicht ganz sicher, ob er Joe damit einen Gefallen tat oder sich selbst.

»Du willst die Ermittlungen übernehmen, richtig?«, fragte er.

Joe breitete die Arme aus.

»Das bietet sich doch förmlich an, Steve. Ich bin bestens mit den früheren Ermittlungen vertraut und möchte unbedingt die Killer erwischen, die Josh auf dem Gewissen haben«, antwortete er.

Hierin lag in Steves Augen eine gewisse Gefahr. Konnte Joe objektiv genug bleiben oder riskierte er zu viel, um Erfolg zu haben? Doch Steve hatte den ehemaligen Captain als stets besonnenen Ermittler erlebt, und da war schließlich auch noch Les Bedell. Als Team zählten sie zu den erfolgreichsten Ermittlern des New Yorker FBI. Steve beschloss, den Vorschlag von Joe aufzugreifen.

»Also gut, Joe. Du und Les, ihr übernehmt die Ermittlungen. Denkt aber immer daran, dass Roman Hossa und seine Familie heute angesehene Bürger der Stadt sind. Ich will täglich einen Bericht von dir, welche Fortschritte ihr gemacht habt««, sagte er.

Joe verschwand fast noch schneller aus seinem Büro, als er zuvor hineingestürmt war. Als Helen ihm kurz darauf die Unterschriftsmappe auf den Schreibtisch legte, ging sie kurz auf das merkwürdige Verhalten von Joe ein.

»Welche Hummel hat er denn im Bauch, dass er einfach an mir vorbei in dein Büro stürmt?«, fragte sie.

Steve erklärte es seiner Sekretärin, die nach kurzem Zögern eine unerwartete Aussage vorbrachte.

»Ich denke, es wird auch Zeit, dass man diesem Clan die Maske der Anständigkeit vom Gesicht reißt. Joe und Les werden es schon schaffen«, sagte sie.

***

Er genoss den lauen Septemberabend mit einem Drink in der Hand auf dem Balkon seines Apartments in der Madison Avenue. Roman Hossa stieß einen verhaltenen Seufzer aus und atmete tief durch. Sein Leben war endlich so, wie er es sich immer gewünscht hatte. Viele Jahre hatte er dafür gebraucht.

Roman musste den Widerstand seiner restlichen Familie überwinden, doch schließlich war es ihm gelungen. Leise Schritte näherten sich ihm, doch Roman schaute sich nicht um. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, und als Jasmin ihren Arm um ihn legte und ihren Kopf an seinen Hals schmiegte, erwiderte er zufrieden den sanften Druck.

»Du wirkst entspannt«, raunte sie.

Das war er wirklich, und er genoss das ungewohnte Gefühl.

»Bin ich. Wie war dein Tag?«, erwiderte er.

Seine Frau arbeitete als Beraterin in einer der angesehenen New Yorker Anwaltskanzleien. Durch ihren Abschluss in Wirtschaftsrecht konnte sie vielen Firmen dabei helfen, ihre Geschäfte auf internationaler Ebene ohne Schwierigkeiten abzuwickeln. Roman hatte Jasmin auf einem der vielen Bankette kennengelernt, die er seit dem eingeleiteten Wandel des Familienunternehmens regelmäßig besuchte.

Der melodische Gong der Wohnungstür ertönte und Roman schaute seine Frau irritiert an. Jasmin zuckte ratlos die Schultern. Sie und Roman schätzten keine überraschenden Besuche. Normalerweise hielten sich alle Menschen aus ihrem Umfeld an diese Regel.

Als Roman die barsche Stimme von Ervin Hossa vernahm, verkrampfte sich seine Hand ums Glas. Er warf Jasmin einen Blick zu, die mit erkennbarer Verärgerung zur offenen Terrassentür schaute. Ervin mit seinem Sohn Vit im Schlepptau schob sich radikal an der heftig protestierenden Daria vorbei.

Die Haushälterin von Roman und Jasmin war nicht in der Lage, die beiden Männer aufzuhalten. Ervin warf Jasmin einen verächtlichen Blick zu, während er sich an seinen Neffen wandte.

»Wir müssen reden. Familienangelegenheiten«, sagte er.

»Falls du es vergessen haben solltest, ich gehöre ebenfalls zur Familie«, beschwerte sich Jasmin.

Vit lehnte sich dicht neben ihr ans Geländer, sodass sie unangenehm berührt auswich. Ein hämisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

»Was immer ihr auch so dringend besprechen wollt, kann warten. Lasst euch einen Termin geben und ich sehe euch im Büro«, erwiderte Roman.

Er verabscheute diese Spielchen und würde sich nicht darauf einlassen. Zu seiner Verwunderung beugte Ervin sich vor, sodass seine Lippen beim Sprechen beinahe Romans Ohr berührten. Er sagte nur ein Wort und stürzte seinen Neffen damit in die dunkle Vergangenheit zurück.

»Fedyk«, wisperte er.

Roman fuhr zurück, als ob sein Onkel ihm einen Schlag verpasst hätte. Jasmin krauste verwirrt die Stirn.

»Na, gut. Wir können in meinem Arbeitszimmer sprechen«, sagte Roman.

Mit einer entschuldigenden Geste machte er Jasmin klar, dass es sich um eine Ausnahme handelte. Roman eilte voraus und schloss hinter Ervin und Vit sorgfältig die Tür.

»Warum wärmt ihr diese alte Geschichte auf?«, fragte er.

Er bot ihnen weder einen Stuhl noch einen Drink an. Roman wollte seinen Onkel und seinen Cousin möglichst schnell wieder aus der Wohnung haben.

»Nicht wir, du Schlaukopf. Die Feds sind wieder auf dem Kriegspfad«, erwiderte Vit.

Die gegenseitige Verachtung trat mit jedem Wort deutlich zutage. Vit war das Produkt seiner Erziehung und Ervin lebte immer noch in der Vergangenheit.

»Das FBI ermittelt wieder? Wieso?«, fragte Roman.

Die Nachricht war ein herber Rückschlag. Er hatte angenommen, dass nach den vergangenen Jahren mittlerweile Gras über diese Angelegenheit gewachsen sei – eine Illusion, wie er jetzt erkennen musste.

»Schaust du eigentlich ab und an auch Nachrichten, die nichts mit der Wirtschaft zu tun haben?«, fragte Ervin.

Er berichtete von den Leichen im Cayuga Lake. Roman hatte natürlich am Rande auch von den Sensationsmeldungen gehört. Doch ihn interessierten solche Schlagzeilen wenig, weshalb er nun auch keine Verbindung zu Josh Fedyk herstellen konnte.

»Du kapierst es immer noch nicht, oder? Verdammt, Roman! Die Cops haben auch Fedyks Leichnam aus dem See geborgen. Erkennst du jetzt, warum wir reden müssen?«, erklärte Vit.

Es war schier unfassbar. Ausgerechnet der letzte Tote aus der alten Ära tauchte wieder auf und drohte Romans Bemühungen zunichte zu machen. Mit steifen Beinen ging er hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in den Stuhl fallen. Ervin und Vit tauschten einen verächtlichen Seitenblick aus.

»Und jetzt, du Saubermann? Was gedenkst du zu unternehmen, um die Feds abzuhalten?«, fragte sein Onkel.

Sie steckten tatsächlich tief in der Klemme, wie Roman einsehen musste. Er hatte keine Idee, wie er die schwierige Situation meistern sollte.

»Gebt mir ein wenig Zeit«, bat er.

Mit einem wütenden Schnauben trat Ervin dichter an den Schreibtisch.

»Das ist keine Auseinandersetzung zwischen biederen Geschäftsleuten. Wir müssen schnell und hart reagieren, wenn uns diese verfluchte Scheiße nicht um die Ohren fliegen soll«, stieß er hervor.

Roman traute seinen Ohren nicht. Er beugte sich vor und fixierte seinen Onkel mit einem harten Blick.

»Untersteht euch! Niemand krümmt einem Cop oder gar einem Agent auch nur ein Haar. Hast du mich verstanden?«, erwiderte er.

Einige Sekunden lang starrten die beiden Männer sich feindselig an, bevor Ervin mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken reagierte. Er drohte seinem Neffen mit dem ausgestreckten Zeigefinger.

»Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, um die Ermittlungen zu stoppen. Gelingt es nicht, berufe ich den Clan ein und sorge dafür, dass dir der Vorsitz entzogen wird«, warnte Ervin.

Danach wandte er sich ab und verließ mit Vit das Apartment. Kaum war die Wohnungstür ins Schloss gefallen, erschien eine besorgte Jasmin in der Zimmertür.

»Was ist los, Roman? Gibt es Probleme?«, fragte sie.

Er schaute sie an und suchte nach einer Floskel, mit der er Jasmin beruhigen konnte. Ihm fiel keine ein.

***

Am Tag nach unserer Ankunft in Ithaca berief ich am Nachmittag die erste Videokonferenz ein. Unsere Wissenschaftler hatten mittlerweile neun der Toten identifizieren können, weshalb ich jetzt mit sieben Ermittlerteams aus genauso vielen Städten sprechen musste.

Beim Anblick der Gesichter von Joe Brandenburg und Les Bedell stiegen einige Erinnerungen in mir auf. Ich begrüßte die Kollegen aus New York, Albany, Pittsburgh, Philadelphia, Charlottesville, Richmond und Baltimore.

Zuerst gab ich den aktuellen Stand der Ermittlungen hier vor Ort bekannt, bevor ich die anderen Kollegen über ihre jeweiligen Fälle referieren ließ. Nach drei Stunden zeichnete sich entgegen meiner großen Hoffnung immer noch kein einheitliches Bild ab.

Wir hatten es mit unterschiedlichen Verbrechen zu tun, die augenscheinlich keine Verbindung untereinander aufwiesen. Natürlich gab es erkennbare Überschneidungen zwischen einigen der Ermittlungen, aber es fehlte der Gesamtzusammenhang.

»Es kann unmöglich ein Zufall sein, dass diese Toten alle im Cayuga Lake gelandet sind«, sagte der Kollege aus Richmond.

Darin stimmten wir alle überein. Immer wieder kehrte die Diskussion zu drei Familien aus dem organisierten Verbrechen zurück. Sowohl die Ermittlungen in Richmond wie auch in Charlottesville und New York boten damit die höchste Wahrscheinlichkeit, dass alle Toten etwas mit ihren illegalen Aktivitäten zu tun haben könnten.

»So reizvoll dieser Gedanke auch ist, wir müssen die erforderlichen Beweise erbringen. Konzentrieren Sie sich vorerst auf die Ermittlungen der einzelnen Fälle. Wir sammeln alle Hinweise und werden so am ehesten ein Gesamtbild erkennen«, sagte ich.

Unmittelbar nach dem Ende der Konferenz gingen Phil und ich hinüber zu den Wissenschaftlern. Alle vier arbeiteten emsig, und nach einem Blick auf das Whiteboard stieß mein Partner einen leisen Pfiff aus. Willson trat zu uns.

»Es gibt einige Hinweise auf zwei mögliche Killer, wie Sie sehen. Allerdings stehen noch die Beweise aus, die einen der Männer mit allen Opfern in Verbindung bringen«, erklärte er.

Mit den beiden Kandidaten wollten Phil und ich uns sofort beschäftigen. Auf dem Weg zu unserem Büro stießen wir auf SAC Marsden. Wir hatten uns darauf geeinigt, alle dienstlichen Ränge außer Acht zu lassen, wenn wir miteinander sprachen.

»Hi, Amy. Wir haben zwei mögliche Verdächtige, die wir überprüfen wollen. Ich denke, dass Phil und ich getrennt vorgehen werden. Dazu benötigen wir zwei Fahrzeuge und Kollegen, die sich in der Umgebung auskennen«, erklärte ich.

Sie wollte sich sofort darum kümmern.

»Ich schicke Ihnen zwei meiner besten Ermittler«, versprach sie.

Bis zum Eintreffen der Kollegen erstellten Phil und ich die erforderlichen Dossiers der beiden Verdächtigen. Er würde sich um Nate Lillard kümmern, der aus Binghamton stammte. Mein Weg sollte nach Syracuse führen, um dort Dorell Kaman auf den Zahn zu fühlen.

Beide Gangster waren bereits als mögliche Killer ins Visier der Behörden geraten, ohne bislang überführt worden zu sein. Sowohl Lillard als auch Kaman passten hervorragend ins Profil, da ihr Wohnort nah genug am Cayuga Lake lag, um als Versteck zu dienen.

Willson und seine Kollegen hatten von beiden Verdächtigen ein Bewegungsprofil erstellt, das sie mit der Stadt Ithaca sowie der näheren Umgebung in Verbindung brachte.

Als sich Agent Hank Lewis und Agent Tim Shumpert bei uns meldeten, wurde Tim zu meinem Partner. Er stammte aus Syracuse und hatte schon mit Kaman zu tun gehabt. Zehn Minuten, nachdem sie sich bei uns gemeldet hatten, brachen wir auf.

»Ich übernehme das Steuer. Dann können Sie die Zeit nutzen und Kaman für uns aufspüren«, sagte ich.

Tim rutschte also auf den Beifahrersitz des Taheo, und während ich den Weg nach Syracuse einschlug, tippte der drahtige Farbige bereits eifrig auf die Tasten des Computers in der Mittelkonsole ein. Bis wir am Zielort eintreffen würden, sollte er hoffentlich präzise Anlaufpunkte ermittelt haben. Als wir später in den Grant Boulevard einbogen, kannte ich Kamans Hintergrund genauso gut wie Tim.

»Wir reden einfach mit ihm und sehen, was er daraus macht«, erklärte ich.