Jerry Cotton 3066 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 3066 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Wir starrten Director Fuller ungläubig an. Entsetzen und Unglauben spiegelte sich in unseren Mienen. Eben hatte uns der Chef des FBI mitgeteilt, dass fünf FBI-Agents wegen Vergewaltigung in Haft saßen. Die Fälle waren mit größter Geheimhaltung abgewickelt worden, um den Ruf des FBI nicht zu beschädigen. Nun war es zu einer weiteren Vergewaltigung durch einen Agent gekommen, und Phil und ich erhielten den geheimsten aller Geheimaufträge, der sich schnell als Himmelfahrtskommando erwies ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Angst kennt keinen Ausweg

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: »iStockphoto/RussDuparcq«/ddp-images

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2757-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Angst kennt keinen Ausweg

»Agent Ronald Kelly, ID Nummer 75814«, murmelte sie leise vor sich hin. Sie hielt sich an diesen Daten fest und schluchzte wieder. Sie fror, ihr Körper schmerzte überall und heiße Tränen liefen über ihr Gesicht, das unter einem schwarzen Sack verborgen war. Außer dem Sack trug sie nur ihre ramponierte Unterwäsche, lag mit Handschellen gefesselt im Kofferraum des Wagens und spürte jede Bodenwelle, die der Wagen überfuhr.

»Ich will nicht sterben«, sagte sie unter Tränen, als der Wagen plötzlich hielt und der Kofferraum sich öffnete. Er hob sie an, trug sie ein Stück weit und ließ sie dann einfach fallen.

»Jetzt weißt du, was mit Verdächtigen passiert, die eine FBI-Ermittlung behindern. Du hast mich nie gesehen, vergiss, was passiert ist. Falls nicht, sehen wir uns wieder«, sagte die kalte Stimme des Agents, dann hörte sie Schritte und endlich fuhr der Wagen weg.

Es war später Nachmittag und eigentlich wollten wir das Büro in etwa zehn Minuten verlassen. Ich hatte Phil überredet, bei dem milden Frühlingswetter einmal nicht in sein stickiges Fitness-Studio zu gehen, sondern mit mir im Constitutional Garden zu joggen.

»Bist du so weit?«, fragte Phil, der seinen Kopf in mein Büro gesteckt hatte. Ich räumte die restlichen Papiere vom Schreibtisch, schnappte mir mein Jackett und wir verließen mein Büro. Auf dem Gang kam uns Mr High entgegen, seine Stirn wies eine steile Falte auf und er sah uns an.

»Sie sind früh dran heute«, meinte er zu uns. »Haben Sie am Abend etwas vor?«, fragte er uns und ich wusste gleich, dass irgendetwas nicht stimmte.

»Wir wollten nur zwei Stunden joggen gehen, so bis sieben, dann könnten wir Ihnen wieder zur Verfügung stehen«, meinte Phil und unser Chef nickte nachdenklich.

»Gut, machen Sie das, kommen Sie bitte dann um acht Uhr in das Restaurant Marcel’s am Washington Circle, kennen Sie das?«

»Ja, natürlich. Was ist denn los, Mr High?«, fragte ich. Klar, das Marcel’s kannte man, es war der beste und teuerste Franzose hier in Washington, und wie ich gehört hatte, war das Restaurant erstklassig.

»Es handelt sich um eine Einladung zum Essen«, sagte unser Chef ernst.

»Einladung zum Essen?«, fragte Phil zögerlich. »Und warum sind Sie dann so besorgt darüber?«

»Ja, wir drei sind zum Essen eingeladen«, erwiderte Mr High. »Von Director Fuller persönlich«, meinte er.

»Der FBI Director lädt uns zum Essen ein«, rutschte es mir scheinbar so überrascht heraus, dass Mr High wieder mit einem ernsten Gesicht nickte.

»Ganz genau, Jerry, und ich habe das untrügliche Gefühl, dass es nicht darum geht, unsere Leistungen zu honorieren. Wenn der Director ein Gespräch außerhalb des Headquarter möchte, dann kommt wahrscheinlich eine sehr unangenehme Sache auf uns zu. Darum seien Sie vorsichtig mit irgendwelchen vorschnellen Äußerungen heute Abend. Besonders Sie, Phil«, ermahnte er uns. »Dann um acht Uhr, seinen Sie bitte pünktlich, die Reservierung lautet auf Mr Smith.«

***

Wir waren laufen gewesen, wie geplant, dann hatte ich geduscht und war die fünfzehn Minuten zu Fuß zu Phils Apartment gegangen. Er wartete auf mich in der Lobby. Wir beide trugen dunkle Anzüge mit Krawatte, so wie wir es auch im Büro taten, und saßen zwei Minuten später in einem Taxi, das uns zum Washington Circle NW brachte, in dessen Nähe das Marcel’s lag.

»Seit wir in Washington sind, plane ich schon, dort essen zu gehen«, meinte Phil, als ich den Taxifahrer bezahlt hatte und wir die paar hundert Yards zu Fuß weitergingen. »Weißt du, es hat einen Michelin-Stern, doch heute habe ich irgendwie keine besondere Lust darauf.«

Phil hatte genau wie ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Vor allem irritierte mich, dass die Reservierung auf einen anderen Namen lief. Natürlich musste der FBI Director sich in der Öffentlichkeit bedeckt halten.

Doch der Name Fuller kam in den Vereinigten Staaten so oft vor, dass ich mich schon lange gefragt hatte, ob es sein richtiger Name war oder ob man ihm, aus Sicherheitsgründen für seine Familie, eine andere Identität gegeben hatte.

Das Nächste, was mir dann sofort ins Auge fiel, waren die fehlenden Bodyguards – Agents, die sich immer in der Nähe des Directors aufhielten. Wenn sich einer von unseren Männern außerhalb des Restaurants aufgehalten hätte, dann hätte ich das sofort bemerkt. Ich sah nur Mr Highs Wagen mit seinem Fahrer und Bodyguard.

»Bitte, meine Herren«, meinte der Empfangschef, als wir nach der Reservierung für Mr Smith fragten. »Ich bringe Sie in unseren kleinen separaten Raum, der auf Wunsch von Mr Smith reserviert wurde.«

Wir durchquerten das elegante Restaurant mit den großen goldenen Spiegeln und der ganz in weiß und beige gehaltenen Ausstattung. Es war kurz vor acht Uhr und die vielleicht fünfzehn Tische waren alle besetzt.

Er öffnete eine Tür hinter einem hellbraunen Vorhang und wir sahen Director Fuller und Mr High bereits an dem für vier Personen gedeckten Tisch sitzen. Auch hier war, außer uns, kein anderer Agent zu sehen.

»Guten Abend, Sir«, begrüßten wir Director Fuller und schüttelten ihm die Hand.

»Bitte, Mr Cotton, Mr Decker, nehmen Sie doch Platz«, sagte er, und daran, wie er uns titulierte, merkte ich schon, dass dieses Treffen sehr konspirativ war und auch keinen offiziellen FBI-Background haben konnte.

»Mr High und ich probieren gerade einen ausgezeichneten Pouilly Fuisse als Aperitif, darf ich Ihnen etwas einschenken?«, fragte uns der Director und wir beide zögerten. »Nehmen Sie nur, das ist eine private Einladung, und es wäre eine Schande, im Marcel’s zu essen, ohne die hervorragenden Weine zu probieren.«

So nickten wir beide und er nahm die Flasche aus dem Weinkühler. Wir stießen an und tranken alle vier. Ich wurde immer verwirrter, wusste langsam nicht mehr, was hier vorging. Es lag eine eigenartige Atmosphäre in der Luft.

»Mr Smith, haben Ihre Gäste schon gewählt?«, fragte uns der elegante Ober, der in den Raum gekommen war.

»Wenn es den Herren recht ist, dann nehmen wir alle Ihr Fünf-Gänge-Menü, oder möchten Sie lieber à la carte essen?«

»Nein, das hört sich gut an«, beantwortete unser Chef die Frage für uns alle.

»Gut, dann das Menü, und wir nehmen einen guten Roten dazu, bitte wählen Sie für uns«, meinte Director Fuller und der Ober nickte ihm gefällig zu.

Wieder trank Director Fuller von dem exzellenten Weißwein. »Sie können sich vielleicht denken, dass diese Einladung nicht nur kulinarischen Zwecken dient. Ich muss mit Ihnen über eine Sache sprechen, die in Kreisen unseres Arbeitgebers als streng geheim gilt.« Also doch, dachte ich und nippte ebenfalls an meinem Wein. Phil griff sich ein Stück Walnussbrot und bestrich es mit einer Lachscreme.

»Sir, wie können wir Ihnen helfen?«, fragte Mr High.

»Es stimmt, ich brauche Hilfe, damit meine ich mich persönlich, und wenn Sie sich bereit erklären sollten, sich um diese Fälle zu kümmern, dann wäre das inoffiziell. Es dürfte keine Verbindung mit mir persönlich entstehen. Natürlich unterstütze ich Sie, wo ich kann, doch falls ich eine offizielle Stellungnahme geben muss, dann würde ich behaupten, nichts davon zu wissen.«

»Worum geht es, Sir?«, fragte ich, denn wenn der mächtigste Mann beim FBI einen solchen Weg nehmen musste, dann brannte es irgendwo ganz gehörig. Ich hoffte nur, dass es sich nicht um eine interne Korruption oder womöglich interne Ermittlung handelte. Daran konnte man sich die Finger verbrennen und schnell als Field Agent in Alaska enden. Director Fuller wartete, bis uns die gebratene Foie gras mit gerösteten Nüssen serviert worden war und wir wieder alleine waren.

»Essen Sie, es ist ausgezeichnet. Ich werde Ihnen erst einmal die Fakten berichten«, meinte er und wir alle begannen zu kosten. »In den letzten zwei Jahren hatten wir fünf Fälle von Vergewaltigungen zu verzeichnen, die auf Kosten von Mitarbeitern unseres Bureaus gingen«, sagte er und wir drei sahen ihn entsetzt an.

»Sie meinen, ein Agent hat …«, fragte Phil erstaunt und senkte seine Gabel.

»Ja, Mr Decker, so ist es. Bitte benutzen Sie den Ausdruck Mitarbeiter. Aber es ist nicht nur einer, wie ich schon sagte, es sind fünf. Die Opfer kannten ihre Namen und einige von ihnen auch die Dienstnummern der Mitarbeiter. Sie haben die Männer zweifelsfrei erkannt bei der Gegenüberstellung«, meinte er und aß seelenruhig weiter.

»Kommen Sie schon, essen Sie, auch wenn es Sie schockiert«, sagte er, als er bemerkte, dass wir alle unser Besteck aus der Hand gelegt hatten.

»Die entsprechenden Mitarbeiter sind in Haft, wir haben alles unternommen, damit die Presse keinen Wind davon bekommt. Außerdem wurden den Opfern hohe Entschädigungen gezahlt, damit kein Wort in die Öffentlichkeit dringen konnte. Sie können sich vorstellen, was es für den Ruf des Federal Bureau bedeuten würde, wenn so etwas bekannt würde. Ich selbst habe das mit dem Generalstaatsanwalt in die Hände genommen. Alle fünf Täter wurden verurteilt und sind in einem Gefängnis in Virginia untergebracht.«

»Sir, sind wir denn sicher, dass es sich bei den Tätern wirklich um unsere Mitarbeiter handelt?«, fragte ich, denn ich konnte kaum glauben, was ich hörte.

»Ja, das waren wir zweifelsfrei, wie gesagt, die fünf jungen Frauen konnten die Männer einwandfrei identifizieren. Ich kann Ihnen sagen, ich war schockiert, denn ich habe die Anzeigenprotokolle persönlich gelesen. Die Detectives der Sex Crime Units des PD in Virginia wurden ebenfalls in die Schweigepflicht genommen, was ein wirklich schwieriges Unterfangen war. Doch da unsere Männer verurteilt wurden und jetzt in Einzelhaft sitzen, konnten sich unsere Kollegen, mit der Verschwiegenheitspflicht abfinden.«

»Sind sie in Einzelhaft, damit sie im Gefängnis nicht gleich selbst Mordopfer werden?«, fragte Phil und probierte den Hauptgang. Er schien weniger schockiert als ich und Mr High. Wir aßen sehr verhalten, während Phil die Angelegenheit erstaunlich sachlich anging.

Natürlich wussten wir, dass auch beim FBI und besonders bei den Police Departments die weiblichen Kolleginnen immer mal wieder sexuellen Belästigungen ausgesetzt waren, doch eher verbaler Art – ein Thema, das die Behörden, aber vor allem einige männliche Kollegen immer noch nicht im Griff hatten.

Manchmal konnte man den Eindruck gewinnen, wir lebten noch am Anfang des 20. Jahrhunderts, was die Stellung von Frauen beim Department of Justice anging. Doch sexuelle Belästigung war die eine Seite, Vergewaltigung war etwas ganz anderes.

»Ganz genau«, beantwortete Director Fuller Phils Frage. »Außerdem haben die Richter in den Fällen besonders hart durchgegriffen. Die Angeklagten kamen weder mit Bewährung noch mit den obligatorischen drei Jahren Haft weg. Alle haben fünf Jahre und mehr bekommen, da die Taten sehr brutal waren.«

»Sir«, meinte Mr High, der die Entenbrust vor sich noch nicht einmal angerührt hatte. »Wenn all diese Fälle, so schlimm sie auch sind, einwandfrei bewiesen wurden, was können ich und meine Männer dann für Sie tun?« Director Fuller sah ihn an und nickte.

»Das zeichnet Sie aus, Mr High: Sie sind ein Mann, der das Wesentliche sofort erfasst. Wissen Sie, ich war der Meinung, dass alles mit rechten Dingen zuging, bis wir vor drei Wochen einen weiteren Fall hereinbekamen. Ein junger Kollege, Ronald Kelly, aus dem Washingtoner Office, wurde verhaftet. Es war ungemein schmerzlich zu lesen, was er angeblich der jungen Frau angetan hatte. Er schlug sie und tat ihr mehrfach Gewalt an in den zehn Stunden, in denen er sie festhielt, und setzte sie dann einfach aus. Es war zu dieser Zeit nachts noch ziemlich kalt und man fand sie auf einem abgelegenen Feldweg in der Nähe von Alexandria. Es war reiner Zufall, dass ein Farmer so spät in der Nacht noch mit seinem Traktor unterwegs war, sonst wäre sie wahrscheinlich erfroren.«

Auch ich legte mein Besteck auf den halbleeren Teller, mir war der Appetit vergangen.

»Die Anklage in diesem Fall wird sich nicht nur auf Vergewaltigung und Körperverletzung beschränken, man wird ihn für ein versuchtes Tötungsdelikt anklagen. Dann wird ihm eine lebenslange Haft bevorstehen«, meinte er und ich bemerkte, dass ihn seine eigenen Worte sehr berührten.

»Sie sagten, was er angeblich getan hat, Sir«, stellte Phil klar und schob sich den letzten Bissen seiner Entenbrust in den Mund. Das Gemüt meines Partners war nun mal von härterer Qualität als mein eigenes und das von unserem Chef, denn scheinbar schmeckte ihm das Essen trotz dieses Gesprächs.

»Ja, angeblich, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Ronald Kelly unschuldig ist.«

»Wieso?«, entfuhr es mir recht respektlos. »Verzeihung, was führt Sie zu der Annahme?«, schob ich hinterher. Direktor Fuller sah mich an, sein Gesicht war von Trauer gekennzeichnet.

»Weil ich Ron seit seiner Geburt kenne, der Junge ist anständig, respektvoll und liebt seine Frau über alles. Er ist ein ganz hervorragender Mitarbeiter und er ist mein Neffe«, ließ er die Bombe platzen.

***

Als wir zwei Stunden später in Phils Apartment saßen, fühlte sich die Situation eher surreal an. Denn nicht nur ich saß an seinem Esstisch mit einem Scotch vor mir, sondern auch Mr High war bei uns.

»Ich muss zugeben, ich bin immer noch etwas sprachlos«, gab unser Chef zu. Wir hatten solche Worte noch nie von ihm gehört, auch hatten wir so gut wie nie privaten Kontakt zu ihm. Auf Weihnachtsfeiern machte er sich genauso rar wie auf anderen FBI-internen Festen. Es war wirklich einer dieser seltenen Momente, dass wir mit ihm gemeinsam vor einem Glas Scotch saßen, und dann auch noch in Phils Apartment.

»Die Sache schreit nach einem Desaster, von höchster Stelle geheimgehaltene Straftaten von FBI-Agents, und dann sollen wir inoffizielle Ermittlungen führen, nur weil es sich um den Neffen von Director Fuller handelt. Da haben wir die interne Dienstaufsicht schneller an den Hacken, als wir schuldig sagen können«, bemerkte Phil und schüttelte den Kopf. Er sagte eigentlich nur mal wieder laut, was ich dachte. Doch Mr High sah ihn lange an.

»Phil, wenn ich oder Jerry zu Ihnen kämen mit solch einem Anliegen, was würden Sie dann tun?«, fragte er fast väterlich.

»Ich bitte Sie, Mr High«, antwortete Phil schnell. »Das ist doch nicht zu vergleichen. Jerry ist mein bester Freund, und Sie, Sie sind der beste Chef, den ich je hatte. Natürlich würde ich, ohne nachzudenken, sofort anfangen zu ermitteln«, sagte er und Mr High schmunzelte ein wenig.

»Sehen Sie, so geht es mir auch. Ich kenne Director Fuller, er ist auch nur ein Mensch, mit Familie und Gefühlen. Wir sollten ihm helfen.«

»Aber Chef«, meinte Phil wieder. »Wie stellt er sich das vor? Er sprach von inoffiziell und das wir keine Rückendeckung haben von ihm. Wenn wir das übernehmen und es geht schief, dann wird das auf Ihrem Rücken ausgetragen, Sir«, sagte er mit Nachdruck, aber seine Worte waren voller Sorge.

»Phil hat recht, Mr High«, steuerte ich bei.

»Na, das wäre ja nicht das erste Mal. Kommen Sie schon, ich kenne Sie besser, als Sie denken. Sie, Jerry und Phil, haben doch bereits Blut gerochen bei der Sache. Ich stelle Sie drei Wochen frei und morgen will ich Sie nicht im Büro sehen. Setzen Sie sich zusammen, kommen Sie mit einem Plan, wie wir den Jungen rausboxen können. Denn wenn Director Fuller sagt, dass er unschuldig ist, dann zweifeln wir nicht daran, sondern wir müssen es nur beweisen.« Er nickte uns zu, lächelte und trank seinen Scotch in einem Zug aus. Dann schnappte er sich seinen Mantel und ging.

»Was für eine Scheiße … entschuldige, anders kann ich es nicht ausdrücken«, meinte Phil, nachdem er Mr High an die Tür gebracht hatte. »Wie sollen wir das denn angehen?«

»Mir ist danach, mich zu betrinken«, meinte ich und hielt ihm mein leeres Glas hin. »Wenn deine Couch frei ist, bleibe ich heute Nacht hier, und morgen kümmern wir uns um einen Plan.« Ich musste zugeben, selbst meine Worte klangen nicht gerade zuversichtlich.

***

Wie versprochen, bekamen wir die streng geheimen Akten via Mail am nächsten Morgen. Wir sahen sie aber erst am späten Vormittag, da wir beide uns wirklich betrunken hatten. Mit Aspirin und starkem Kaffee saß ich in Phils Jogginghose und Sweatshirt an seinem Esstisch und wir studierten die Papierberge, die Phil ausgedruckt hatte.

»Wie sollen wir vorgehen? Unvoreingenommen, oder spielen wir des Teufels Advokaten und zweifeln alles im Namen der verhafteten Agents an?«, frage Phil mich.

»Zweites. Sie sind erst einmal alle unschuldig und wir suchen in der Hinsicht Beweise«, erwiderte ich und trank bereits die zweite Tasse Espresso. Mein Schädel brummte immer noch ein bisschen, doch es wurde langsam besser. Phil ging zu seiner Wohnzimmerwand und hängte das gerahmte Paul-Newton-Foto von Henrietta Allais ab, um die Fotos der sechs Opfer nebeneinander daranzukleben.