John Sinclair 106 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 106 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Hügel der Gehenkten. Er war ein Schamane! Ein Magier, ein Zauberer und er hatte sich den finsteren Mächten verschworen. Seine Feinde schleifte er zum Galgenhügel, wo ein mächtiger Verbündeter wartete. Destero, der Dämonenhenker! Doch die Macht des Schamanen wurde gebrochen. Er starb. 400 Jahre später nahm er Rache. Zusammen mit Destero erweckte er den Galgenhügel zu neuem, blutigem Leben... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 132

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumHügel der GehenktenVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Hügel der Gehenkten

Er war ein Schamane!Ein Magier, ein Zauberer und er hatte sich den finsteren Mächten verschworen. Seine Feinde schleifte er zum Galgenhügel, wo ein mächtiger Verbündeter wartete.Destero, der Dämonenhenker!Doch die Macht des Schamanen wurde gebrochen. Er starb. 400 Jahre später nahm er Rache. Zusammen mit Destero erweckte er den Galgenhügel zu neuem, blutigem Leben …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2860-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Hügel der Gehenkten

Er war ein Schamane!

Ein Magier, ein Zauberer, und er hatte sich den finsteren Mächten verschworen. Seine Feinde schleifte er zum Galgenhügel, wo sein mächtiger Verbündeter wartete. Destero, der Dämonenhenker!

Doch die Macht des Schamanen wurde gebrochen. Er starb. 400 Jahre später nahm er Rache. Zusammen mit Destero erweckte er den Galgenhügel zu neuem, blutigem Leben …

Schon seit drei Tagen stand der alte Zigeunerwagen vor dem Ort!

Er fiel allen auf, doch niemand traute sich, den Wagen zu öffnen und hineinzugehen. Jeder machte einen Bogen um ihn.

Ein Zigeunerlager. Das war etwas Geheimnisvolles, etwas Fremdes und etwas, vor dem man Angst haben konnte.

Denn die alte Kullina hatte es zuerst bemerkt.

Sie hörte Stimmen.

»Da wohnen welche drin«, sagte sie an diesem Abend in der Dorfkneipe. »Ich habe es genau gehört. Und wenn ich ehrlich sein soll …« Sie blickte in die Runde und sah nur angespannte Gesichter. »Soll ich ehrlich sein?«

»Ja, zum Henker, rede schon, Alte!«, fuhr der Wirt sie an und stellte ihr ein Glas mit selbstgebranntem Kräuterschnaps hin. Die Alte nahm das Glas und kippte den Schnaps. »Nicht nur Stimmen habe ich gehört, sondern auch Geräusche.«

»Welche Geräusche?«, fragte der Bürgermeister vom Stammtisch her.

»Schlimme Sachen. Schmatzen, würgen, kichern …«

»Die Alte spinnt!« Der Mann, der diese Feststellung traf, war noch jung und lebte erst seit drei Monaten im Ort. Er hieß Gulliver O’Flynn und hatte sich im Gasthaus einquartiert. Angeblich wollte er eine Arbeit über Wales schreiben. So hatte er wenigstens erzählt. Und die meisten glaubten ihm auch, denn morgens in der Frühe machte er sich schon auf den Weg. Mit Rucksack und festem Schuhwerk stieg er in die Berge hoch. Er hatte Karten bei sich, außerdem allerlei Geräte, mit denen er den Boden und die Steine untersuchte. Ein alter Schäfer hatte ihn dabei gesehen und seine Beobachtungen im Dorf mitgeteilt.

Gulliver schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Der junge Mann war ziemlich groß, hatte flachsblondes Haar und einen hellen Vollbart. In seinen Augen funkelte immer der Spott, und er war stets zu Scherzen aufgelegt.

Jetzt kam er auf den Stammtisch zu, wo auch die alte Kullina saß. Die Männer machten ihm Platz.

O’Flynn sah es und nickte dankend.

Vor dem Tisch blieb er stehen und stützte seine Hände auf. »Warum erzählst du hier Schauermärchen, Alte?«

Die Kullina kicherte. »Das sind keine Schauermärchen. Ich habe alles selbst gehört.«

»Wirklich?«

Die Alte schlug ein Kreuzzeichen.

»Ich schwöre es. Mit diesem Wagen stimmt etwas nicht. Der hat das Grauen geladen. Und kennst du eigentlich den Fluch, du junger Spund?«

»Ja, davon habe ich gehört!«

Die Alte hob warnend den dünnen Zeigefinger und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Darin wird dir sicherlich bekannt sein, dass der Wagen in der Nähe des Hügels steht.«

Gulliver winkte ab. »Diese Zeiten sind vorbei«, sagte er.

»Aber sie können wiederkommen.«

»Nein.«

Die Alte öffnete ihren zahnlosen Mund und lachte lautlos. Ihr faltenreiches Gesicht verzog sich dabei noch mehr, sodass die Haut richtig einschrumpfte. »Vielleicht wirst du es erleben, dass der Hügel noch einmal sein schreckliches Geheimnis preisgibt. Und dann ergeht es dir dreckig.«

»Der Galgen ist verschwunden«, sagte Gulliver. »Es wird keiner mehr gehängt. Warum willst du das nicht begreifen?«

»Der Fluch ist noch nicht gelöscht.« Die Alte wandte sich wieder an den Wirt. »Noch einen Schnaps.«

»Kannst du auch bezahlen?«

»Ich übernehme den«, sagte der Bürgermeister.

»Okay.«

Die Alte bekam ihr Glas und stürzte das scharfe Getränk hinunter. »Ich spürte es, nein, ich weiß es, in dieser Nacht wird etwas geschehen. Der Hügel lebte. Der Geist des Schamanen lauert in der Tiefe. Der Herrgott sei uns gnädig«, formulierte sie mit Grabesstimme, und die um den Tisch sitzenden Männer nickten gedankenschwer.

Nur Gulliver O’Flynn grinste. Dann lachte er plötzlich. »Wißt ihr was, Leute?«

Die Männer schüttelten die Köpfe.

»Ich, Gulliver O’Flynn, werde dem Geheimnis des Wohnwagens auf den Grund gehen.«

»Wie meinst du das?«, fragte der Bürgermeister.

»Ganz einfach. Ich statte ihm noch in dieser Nacht einen Besuch ab. Ich will das Rätsel lösen. Und ich will euch beweisen, dass die alte Kullina unrecht hat.«

»Ha!«, kreischte die Frau und hob beide Hände, wobei sie noch die Finger spreizte. »Das ist Wahnsinn, was du vorhast. Wer sich diesem Wagen nähert, ist des Todes.«

Gulliver O’Flynn tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Dann müsstest du doch auch längst tot sein«, erwiderte er. »Schließlich hast du gehorcht.«

»Ja«, flüsterte die Alte. »Du bist nicht ich, und ich bin nicht du.«

»Ist mir noch gar nicht aufgefallen«, kicherte der junge Student.

»Damit treibt man keine Späße«, belehrte ihn die Alte. »Ich war eben geschützt. Ich habe mir mein altes Holzkreuz genommen und es vor die Brust gehängt. Und ich habe mir die Hände mit Salben und Kräutern eingerieben, damit sie nicht von dem Bösen angesteckt wurden. Aber du bist nackt, du gehst ohne Schutz, und dann wird dich das Grauen vernichten.«

»Ich zittere jetzt schon«, erwiderte Gulliver.

»Dir ist wohl nicht zu raten.« Die Alte hob die mageren Schultern. Mit ihren eingefallenen Wangen sah sie wirklich aus wie eine Hexe aus dem späten Mittelalter. Hinzu kam das spitze Kinn und der zahnlose Mund. Fehlte nur noch die Warze auf der langen Nase. »Was sagt ihr denn dazu?« , wandte sie sich an die Stammtischrunde.

Die Männer hoben die Schultern.

»Soll er doch«, meinte der größte Hammelzüchter des Ortes. »Soll er gehen und sich den Tod holen. Wir suchen schon ein Grab für ihn aus.«

»Aber nicht auf dem heiligen Friedhof!« , konterte die Hexe. »Er wird im Hügel der Gehenkten verscharrt wie ein räudiger Hund.«

Gulliver O’Flynn grinste. »All right, Freunde«, sagte er. »Ihr könnt ja solange diskutieren. Wenn ich wieder zurückkomme, sagt mir dann, wo ich begraben werden soll.«

»Spotte nicht«, warnte die Alte.

»Ich gehe auf jeden Fall.« O’Flynn nickte entschlossen und schritt auf die Garderobehaken zu, um seine Jacke zu nehmen. Draußen war es kühl. Von den Bergen her fiel ein steifer Wind in die Täler. Gestern hatte es noch gewittert und gehagelt, der Winter wollte einfach nicht weichen.

Der Student warf sich seine Jacke über.

In dem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen. Sie quietschte in den Angeln, deshalb hörte jeder der Anwesenden das Geräusch.

Auf der Schwelle stand – der Mann aus dem Wohnwagen!

*

Plötzlich verstummte jedes Geräusch.

Die alte Kullina bekreuzigte sich hastig und zog sich bis an die Theke zurück.

Automatisch drehten sich die Köpfe dem Ankömmling entgegen, der dicht vor der Schwelle stehen geblieben war.

Der Mann bot einen unheimlichen Anblick.

Er trug einen langen grauen Mantel, dessen Kragen er hochgestellt hatte. Bis zum Kinn war der Mantel zugeknöpft, und unter seinem Saum schauten dunkle Hosenbeine hervor. Die Füße steckten in abgetretenen Schuhen, das dunkle Haar glänzte wie das Gefieder eines Raben. Von dem Gesicht war nicht viel zu erkennen. Eine Brille mit schwarzen, kreisrunden Gläsern bedeckte die Augen, das Kinn floh nach hinten weg, der Mund war kaum zu sehen. In der rechten Hand hielt der Mann einen weißen Stock. Kein Zweifel, er war blind.

Langsam ging er vor. Bei jedem Schritt schlug der Stock auf den Boden und beschrieb einen gleichmäßigen Takt.

»Guten Abend«, grüßte der Blinde. Seine Stimme klang gehetzt und rau.

Keiner erwiderte seinen Gruß. Auch nicht O’Flynn. Die Männer starrten nur auf den Blinden.

Es war für alle eine Überraschung, denn bisher hatten sie nicht gewusst, wer in dem Wagen wohnte. Und dass er leer war, konnte sich keiner vorstellen.

In der Mitte der Gastwirtschaft blieb er stehen. Direkt unter der kreisrunden schmiedeeisernen Lampe, deren Schalen ihr weiches Licht auch über den Stammtisch warfen.

Der Bürgermeister fasste sich ein Herz. Er stand auf und sprach den Blinden an. »Sie sind bestimmt der Mann aus dem Zigeunerwagen?«, fragte er.

»Ja.«

»Und was wollen Sie hier?«

»Ich … ich möchte etwas zu essen haben.«

Der Blinde hatte die Worte gesprochen, doch niemand rührte sich. Bis der Wirt sagte: »Zigeuner kriegen von mir nichts!«

Der Blinde zuckte zusammen. »War das Ihr letztes Wort?«

»Ja.«

»Es ist gut. So habe ich euch eingeschätzt. Ihr lasst einen Menschen verkommen, der hungrig ist, obwohl ihr jeden Sonntag in die Kirche geht und zu eurem Gott betet.«

»Zu wem beten Sie denn?«, rief der

Bürgermeister. »Vielleicht zum Teufel?«

»Möglich.«

»Hau ab!«, schrie der Wirt. »Los, hau endlich ab. Und morgen früh wollen wir dich mit deinem verdammten Wagen hier vor dem Dorf nicht mehr sehen, sonst stecken wir ihn an!«

»Ja, er ist ein Teufel!«, flüsterte die alte Kullina. »Ich merke es jetzt deutlich. Ich spüre die Ausstrahlung. Er ist gefährlich. Höllisch gefährlich …«

Wieder wurde die Tür aufgestoßen. Und wieder betrat eine fremde Person die Gaststätte.

Doch diesmal war es ein Mädchen.

Die Augen des jungen Studenten wurden groß. Es traf ihn wie ein Schlag. Dieses Girl musste er haben. Es war schön und …

Seine Gedanken stockten. Er beobachtete nur noch.

Das Girl lief vor und fasste den Blinden am Arm. »Komm hier weg, Vater. Hier hast du nichts verloren!«

»Saffi, ich …«

»Bitte!« Die Stimme wurde drängend.

Alle in der Gastwirtschaft schauten auf das ungleiche Paar. Aber Gulliver O’Flynn hatte nur Augen für das Girl.

Es hatte langes, lockiges und schwarzes Haar. Die Flut war etwas zurückgestrichen worden, sodass die Ohren freiblieben, und Gulliver sah an den Läppchen goldene Ringe blitzen. Sie trug eine bunte Bluse und einen schwarzen Rock. Über die Schultern hatte sie sich eine Mantilla gehängt. Die Haut war weiß, die Augen dunkel und groß.

Gulliver schluckte.

Von solch einem Girl hatte er immer geträumt. Nun sah er es hier in diesem gottverlassenen Ort in Wales. Und unter welchen Umständen!

Saffi, hieß sie. Das hatte er deutlich genug gehört. Sie zerrte ihren Vater am Arm.

»Bitte komm. Du hast hier bei diesen Menschen nichts verloren. Wir gehen wieder zurück.«

»Ja«, sagte der Mann. »Wir gehen, Saffi, aber ich habe nichts vergessen. Jetzt wird das in Bewegung geraten, was lange Jahre verschüttet worden war. Hütet euch!«, schrie er. »Hütet euch vor Destero! Er wird kommen!«

Es waren die letzten Worte, die er sprach. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ließ sich hinausführen.

Zurück blieben schweigende Menschen.

Nur die Alte konnte ihren Mund nicht halten. »Ich habe es euch ja gesagt«, flüsterte sie. »Es ist schlimm, was sich dort in dem Wagen abspielt. Sehr schlimm …«

Betreten schauten die Gäste zu Boden. Nur der Wirt wartete mit einer gekünstelten Fröhlichkeit auf. »Kommt, Leute, trinkt noch einen Schluck. Ich gebe eine Runde.«

Niemand reagierte.

Der Bürgermeister wandte sich an den jungen Studenten. »Wollen Sie noch immer diesem Wohnwagen einen Besuch abstatten?«

»Ja, jetzt erst recht.«

»Ihm ist nicht zu helfen!«, flüsterte die alte Kullina. »Ihm ist wirklich nicht zu helfen.«

Gulliver O’Flynn kümmerte sich nicht um das Geschwätz. Wortlos verließ er die Gaststätte und trat auf die Straße.

Von dem Zigeunerpaar war nichts mehr zu sehen.

»Saffi«, murmelte er, »Saffi …«

*

Zwei Tage jagten wir hinter Ike Clanton her. Dann hatten wir ihn endlich gestellt.

In einer alten Kapelle, nahe der Stadt Rhondda. Dort hatte sich Ike Clanton regelrecht verschanzt. Der Typ war wahnsinnig. Er hatte eine Sekte gegründet, die sich mit Teufelsaustreibung beschäftigte. Und sie waren so weit gegangen, eine junge Frau zu ermorden. Der Fall hatte sich bis London herumgesprochen, und eigentlich verdankte ich den Tip Bill Conolly, meinem alten Freund und Kampfgefährten. Er hatte mich dazu überredet, nach Wales zu fahren. Für mich auch eine Chance, den Akten zu entkommen, die wieder einmal liegen geblieben waren. Aber das würde wohl ewig so weitergehen. Zudem hatte ich mein letztes Abenteuer gut verkraftet. Nur Glenda Perkins feierte noch krank. Eine Woche hatte ihr der Arzt Ruhe verordnet, denn hinter ihr lag wirklich Schlimmes. Ich hatte sie im letzten Moment aus den Klauen der Bestie von Soho befreien können und den Maler Golo Gulerian dorthin geschickt, wo sein eigentlicher Platz war. 1

In der Hölle!

Und nun hatten Bill und ich Ike Clanton als Gegner. Zusammen mit der hiesigen Polizei hatten wir den Klub der Teufelsanbeter gesprengt. Alle dreizehn Personen waren festgenommen worden, nur dieser Ike Clanton entkam.

Für mich war es kein Dämon, sondern ein Wahnsinniger, der sich in eine schlimme Idee verrannt hatte und die Welt von dem angeblich Bösen befreien wollte.

Ihm musste unbedingt das Handwerk gelegt werden.

Die Kapelle wurde nicht mehr benutzt. Das konnte man sehen, denn um das Gebäude herum wucherte Unkraut. Es hatte sich sogar an den alten Steinmauern hochgehangelt, die zum Teil Löcher aufwiesen wie alter Schweizer Käse.

Auch das Dach war nicht mehr in Ordnung. Zahlreiche Schindeln waren abgefallen, der Wind pfiff in das Innere des Gebäudes.

Bill und ich standen rechts und links der Eingangstür. Schief hing sie in den Angeln. Der steife Nordwest wühlte in unseren Haaren, stellte die Kragen der Mäntel hoch und ließ auch die Tür hin-und herschwingen.

Clanton war bewaffnet.

Allerdings nicht mit einem Revolver oder eine Pistole, sondern mit langen Messern, die mich eher an Meißel erinnerten. Und – was am schlimmsten war – er hatte eine Geisel.

Ein neunjähriges Mädchen, das sich zufällig auf der Straße befunden hatte und seinen Fluchtweg kreuzte.

Deshalb standen wir noch hier draußen und trauten uns nicht in die alte Kapelle hinein. Und hätte der Wahnsinnige seinen Fluchtwagen nicht in den Graben gesetzt, so wäre uns das jetzt erspart geblieben.

Wir hörten ihn. Er tobte im Innern der Kapelle. »Kommt nur näher, ihr Söhne des Teufels!«, brüllte er. »Kommt nur näher! Ich werde euch zur Hölle schicken, wo andere Sünder schon warten.«

»Der ist verrückt!«, flüsterte Bill Conolly. »Der ist verrückt!«

Ich nickte.

Bill fragte: »Sollen wir die Kapelle stürmen?«

»Zu gefährlich für das Kind!«

»Hast du eine andere Idee?«

»Ja.« Ich nickte und schaute dabei an der Mauer der Kapelle hoch. »Das Dach ist verdammt löchrig, und an der Mauer kann ich unter Umständen hochklettern. Die einzige Chance, wie ich meine.«

»Verdammt, das ist riskant.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du hier aufpasst.«

Bill zog seine Waffe. »Viel Glück, John«, sagte er.

Ich lächelte ihm noch einmal zu und ließ ihn stehen. Die westliche Außenwand der Kapelle schien mir für mein Vorhaben am geeignetsten zu sein.

Hier hatte der Zahn der Zeit mit besonderer Wut genagt. Ganze Steine waren herausgefallen, lagen auf dem Boden und waren mit einer grünen Moosschicht bedeckt.

Vor einer besonders günstigen Stelle blieb ich stehen. Halt würde ich beim Klettern genügend finden. Die Spalten und Risse waren groß genug, zudem boten mir auch die Löcher noch einen sicheren Stand.

Die Beretta steckte ich in die rechte Manteltasche. Am liebsten hätte ich Ike Clanton mit bloßen Fäusten überwältigt, aber man konnte nie wissen.