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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1990 - 1999!
Die teuflischen Drei.
Sie hießen Marina, Lucia und Farah. Drei Frauen, unterschiedlich in Charakter und Aussehen. Eines aber verband sie. Alle drei waren jeweils von dem gleichen Mann beglückt worden. Von Ryback, dem Höllenstar.
Der aber war tot. Ein mörderischer Blitzschlag hatte ihn vernichtet. Die eigentliche Schuld daran traf Suko und mich. Das wussten auch die Frauen. Die teuflischen Drei
wollten Rache und lockten Suko und mich in eine hinterlistige und lebensgefährliche Falle ...
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Sie hießen Marina, Lucia und Farah. Drei Frauen, unterschiedlich in Charakter und Aussehen. Eines aber verband sie. Alle drei waren jeweils von dem gleichen Mann beglückt worden. Von Ryback, dem Höllenstar.
Der aber war tot. Ein mörderischer Blitzschlag hatte ihn vernichtet. Die eigentliche Schuld daran traf Suko und mich. Das wussten auch die Frauen. Die teuflischen Drei wollten Rache und lockten Suko und mich in eine hinterlistige und lebensgefährliche Falle …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-3802-4
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Der Donner war wie das Brüllen eines Ungeheuers, das seinem wahnsinnigen Schmerz freie Bahn ließ, weil es unter den Folgen einer Folter litt. Der folgende Blitz erinnerte an ein riesiges, gezacktes Schwert. Es jagte aus dem mit brodelnden Wolken gefüllten Himmel dem Erdboden entgegen, als wollte es diesen bis hin zum Mittelpunkt aufschlitzen.
Beides – Blitz und Donner – riss Marina Sadlock aus dem Schlaf. Sie fuhr in die Höhe, schleuderte ihre Decke weg – und erstarrte eine Sekunde später.
Sie fürchtete sich nicht vor einem Gewitter. Das gehörte zum Sommer. Aber dieses Unwetter in den frühen Abendstunden war schon etwas Besonderes. Es transportierte, eingepackt in den Donner und in den grellen Schein der Blitze, eine besondere Botschaft, die auch an Marina Sadlock nicht spurlos vorbeigestrichen war.
Es war etwas passiert.
Nicht hier.
Nicht im Haus, nicht draußen vor der Tür, wo die Gewalten tobten, auch nicht unbedingt in der Nähe. Woanders, weiter entfernt, nicht zu sehen, weil es eben zu weit weg war, aber zu spüren.
Sie blieb im Bett sitzen und wartete. Beruhigen, die Gedanken sammeln, auch über die Vergangenheit nachdenken. Damit meinte sie die hinter ihr liegenden Stunden.
Der Tag war schlimm gewesen. Nicht für Marina und ihre beiden Freundinnen persönlich. Die Frauen hatten ihn allgemein als schlimm angesehen, denn es lag einzig und allein am Wetter. Kaum Sonne, und wenn, dann hielt sie sich hinter einem dünnen Schleier aus Wolken versteckt. Dafür war die Luft schrecklich geworden. So dicht, so schwül. Kaum zu atmen. Gefüllt mit Feuchtigkeit, mit Dingen, die man nicht messen und auch nicht erklären, sondern einfach nur fühlen konnte.
Ungute Schwingungen, die auch an Marina nicht spurlos vorübergegangen waren. Sie war sehr nervös gewesen, schon vom Mittag an. Da hatte sich das Wetter nämlich verdichtet. Ihre beiden Mitbewohnerinnen war es ähnlich ergangen.
Lucia, Farah und Marina verstanden sich eigentlich recht gut. Es gab selten Streit. Das war in den zurückliegenden Stunden anders gewesen. Zwar hatten sie sich nicht gestritten, aber sie waren auch nicht sehr freundlich miteinander gewesen. Da hatten sie mehr Katzen und Katern geglichen, die sich lieber aus dem Weg gingen, bevor sie sich gegenseitig an die Kehlen sprangen.
Jede hatte etwas gespürt. Keine war jedoch in der Lage gewesen, dieses Gefühl in Worte zu fassen und zu erklären. Sie waren unruhig hin- und hergegangen. Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses. Jede von ihnen hatte gewusst, dass es zu Entladungen kommen konnte, sowohl bei ihnen als auch in der Natur.
Wieder donnerte es.
Diesmal klang das Geräusch anders. So hell, so klar. Wie das Echo eines Peitschenknalls, das über den Himmel jagte und einiges dabei zerstören wollte.
Marina zuckte zusammen. Sie senkte den Kopf, sah den Blitz nicht, aber sie wusste, dass er der Erde entgegengejagt war.
Es war wieder ruhiger geworden. Das Gewitter tobte nicht in der unmittelbaren Nähe des Hauses. Es war weiter entfernt. Mehr zur Küste hin. Möglicherweise lag sein Zentrum über dem Wasser, das aber war nicht so sicher.
Die Unruhe blieb. Marina Sadlock spürte sie sehr genau. Sie hatte sich in ihren Blutbahnen festgesetzt. Sie kribbelte durch die Adern, sie erreichte ihren Kopf, um die Gedanken zu bearbeiten. Sie wusste auch, dass sich etwas verändert hatte, mit dem Unwetter, durch das Unwetter, aber sie konnte nicht sagen, was es gewesen war. Es war ihr nur klar, dass auch sie davon betroffen war. Allerdings nicht direkt, mehr indirekt, und das reichte auch schon.
Das Bett kam ihr plötzlich zu klein und zu mickrig vor. Sie wollte nicht mehr auf dieser Insel hocken und verließ es. Mit nackten Füßen lief sie über den Holzboden hinweg auf das halbrunde Fenster in der Mauer zu. Das Fenster war nicht unbedingt breit, dafür allerdings recht hoch, sodass sie einen guten Ausblick genießen konnte.
Draußen kochte die Welt. Sie schien in einen gewaltigen Kessel gesteckt worden zu sein. Es spielten sich beinahe schon abartige Szenen ab. Die Wolken befanden sich in einer ständigen Bewegung. Verschiedene Schichten rollten aufeinander zu, stießen zusammen, drehten sich, weil sie durch den Wind in einen gewaltigen Wirbel hineingerissen worden waren. So schafften sie es, Trichter zu bilden, die sich von hoch oben bis nach unten hin zogen und beinahe so aussahen wie eine Windhose, die quer über das Land ziehen wollte.
Sie taten es nicht. Sie blieben fast an der gleichen Stelle und stemmten sich gegen die anderen Gewalten an. Dunklere und helle Grautöne mischten sich ineinander, dazwischen jedoch war auch immer ein fahles Gelb zu sehen, als hätte die Sonne dort ihre restlichen Strahlen hinterlassen. Es war eine Welt für sich geworden und immer wieder erhellt durch die Blitzschläge, die sich von keinem Hindernis aufhalten ließen, auch wenn die Wolken so wirkten wie Mauern.
Die Gewalten tobten. Sie schlugen aufeinander ein. Der Donner peitschte manchmal hell auf. Dann grollte er wieder und verlief sich in der Ferne.
Marina stand am Fenster, bewegte sich nicht, und beobachtete nur. Bis auf einen dünnen Slip war sie nackt, und auf ihrem gesamten Körper lag ein dünner Schweißfilm.
Sie bewegte ihren Mund, ohne zu sprechen. Dafür kaute sie mit den Schneidezähnen auf der Unterlippe und wunderte sich gleichzeitig darüber, dass es nicht regnete. Noch tobte draußen ein Trockengewitter, der Regen hielt sich zurück.
Er würde kommen.
Er würde wie eine Sintflut vom Himmel stürzen, um alles unter sich in Fluten ersticken zu lassen. Das musste einfach passieren. Die Gewalten, die da aufeinander prallten, waren einfach zu gegensätzlich.
Nichts wies auf ein Ende des Unwetters hin. Marina wusste nicht einmal, ob der Höhepunkt bereits erreicht war, sie kannte sich nicht so aus. Aber sie drehte den Kopf nach rechts. Dorthin, wo der Himmel noch dunkler war. Im Osten konnte man ihn als fast schwarz bezeichnen, und genau dort würde etwas passieren.
Sie wartete. Ja, sie wartete. Marina wusste es selbst nicht. Sie war beinahe wieder zu Stein geworden. Ihr Mund stand jetzt halb offen, der Blick ihrer verdrehten Augen galt dem dunklen Zentrum des Gewitters im Osten. Sie erwartete von dort eine Botschaft, ohne allerdings zu wissen, was von dieser Stelle aus zu ihr rüberkommen würde.
Der Blitz!
Urplötzlich war er da. Ebenfalls an der dunklen Stelle dort hinten. Wie aus dem Nichts entstanden. Eine Mischung aus mächtigem Schwert und gezackter Lanze. Nicht einmal schmal, sondern ziemlich breit jagte er dem Boden entgegen.
Fein geschliffen. Poliert. Sie sah alles überdeutlich. Der Blitz war irrsinnig schnell, als er dem Boden entgegengeschleudert wurde, und Marina wusste auch, dass er etwas Besonderes sein musste. So einen hatte sie noch nie gesehen. Für sie fror er auf dem Weg zur Erde ein. Er blieb praktisch in der Luft stehen, wie ein rasch gezeichnetes Gebilde, aber er hatte seinen Weg schon beendet und ein Ziel getroffen.
Marina presste die Hände so hart zusammen, dass sie den Druck der Fingernägel gegen ihre Handballen spürte. Für sie war dieser Blitz auch eine Botschaft gewesen, und um den Donner, der so mächtig war wie keiner zuvor, kümmerte sie sich nicht.
Dann hörte sie den Schrei!
Er war einfach furchtbar, grauenhaft. Sie wusste genau, dass sie den Schrei nicht ausgestoßen hatte. Dennoch war er ihr so deutlich vorgekommen, als wäre er aus ihrem Mund gedrungen. Sie hörte ihn auch nicht mit den Ohren, dafür aber in ihrem Kopf.
Der Schrei nahm sie mit. Das Gesicht der Frau alterte plötzlich, weil sich darauf der Schrecken widerspiegelte, den sie empfand. Keine ihrer Freundinnen hatte den Schrei ausgestoßen. Es war ein Ruf des Todes gewesen und zugleich einer, der um eine gewisse Hilfe bat. Daran glaubte Marina Sadlock fest.
Es gab noch eine dritte Möglichkeit.
Der Schrei war von einem Menschen ausgestoßen worden, der zugleich mit ihm gestorben war.
Ein Todesschrei! Ein letztes Aufbäumen!
So brutal klar stand dieser Gedanke vor ihr. Marina war entsetzt, sie drückte sich nach vorn und presste die Hände gegen das Fensterglas. Dort erhielt sie keinen festen Halt. Noch immer echote der ferne Schrei durch ihren Kopf. Er war eine letzte Botschaft gewesen, bevor das Nichts den anderen verschluckt hatte.
Auf einmal fühlte sie sich elend und zugleich schwer. Es gelang ihr nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten. Auch das Abstützen am Fenster brachte nichts. Marina Sadlock sackte zusammen und fiel auf die Knie.
In dieser Haltung blieb sie, während draußen noch immer das Gewitter tobte.
Diesmal nicht so stark. Abgeschwächt. Mit dem letzten Blitz und Donner musste der Höhepunkt überschritten worden sein. Nur wollte sie daran nicht glauben.
Etwas anderes hatte sich in ihre Gedankenwelt hineingebohrt und verschwand auch nicht.
Sie beschäftigte sich mit dem Schrei. Sie würde sich immer damit beschäftigen, weil er aus ihrem Gedächtnis einfach nicht mehr zu löschen war. Diesen Schrei hatte nicht irgendjemand ausgestoßen, der dabei war, sein Sterben zu erleben. Nein, es gab nur eine bestimmte Person, die sich dafür verantwortlich zeigte, und praktisch in der Sekunde der Vernichtung eine letzte Botschaft geschickt hatte.
Ryback!
*
Marina fiel zusammen. Sie beugte sich nach vorn, und sie hörte wieder einen Schrei. Diesmal war sie es, die ihn ausgestoßen hatte. Sie wusste jetzt Bescheid, denn für sie und auch für ihre Freundinnen war in den letzten Sekunden eine Welt zusammengebrochen.
Die Frau war nicht in der Lage, ihre Gedanken klar und logisch zu formulieren, weil sie von einer Welle der Panik überschwemmt wurde. Stoßweise drang dieses Hitzegefühl durch ihren Körper, und sie musste ihrem Frust einfach freien Lauf lassen.
Mit beiden Fäusten trommelte sie auf die Bohlen des Holzbodens, als wollte sie dort Löcher schlagen. Sie brüllte, sie schüttelte den Kopf, sie weinte. Die Woge der Trauer schüttelte sie durch. Marina hatte noch nie zuvor etwas Ähnliches in ihrem Leben durchgemacht. Das ging verdammt hart an ihre Grenzen.
Sie brüllte, als wollte sie durch diese Töne die Wände des Raumes zerstören. Aus ihren Augen rannen Tränen. Speichel tropfte aus dem Mund. Sie schluckte, sie spie aus, sie trommelte noch immer so hart gegen den Boden, dass die Hände schmerzten, denn sie wusste, dass er nicht mehr lebte.
Ryback war tot!
Immer wieder musste sie sich das klarmachen, ob sie es wollte oder nicht. Die Gedanken jagten von allein in ihr hoch. Er war vernichtet. Es gab ihn nicht mehr. Ihre und die Hoffnungen der beiden anderen waren vollkommen zusammengebrochen. Zu dritt hatten sie auf Ryback gesetzt, und das war nun vorbei.
Sie heulte wie ein Schlosshund. Das Gewitter tobte weiter. Zudem hatte der Himmel seine berühmten Schleusen geöffnet und den sintflutartigen Regen zu Boden geschickt.
Er hämmerte dagegen wie von wuchtigen Hammerschlägen getrieben. Das Geräusch nahm Marina nicht wahr. Sie hörte es höchstens im Unterbewusstsein. Es war alles so schrecklich uninteressant geworden, jetzt, wo es Ryback nicht mehr gab.
Vorbei war das große Leben, das sie sich so sehnlich gewünscht hatte. Vorbei war die Macht. Vorbei war der Schutz. Dabei hatte er ihnen noch so viel beibringen wollen. Von der Hölle berichten, von der Macht des Teufels, sie endgültig zu seinen und den Dienerinnen des Satans machend. Ihm war es gelungen, immer satansgleicher zu werden. Er hatte es sogar geschafft, einem Engel gleichzukommen, jedoch einem dunklen, bösen und sehr mächtigen.
Er hatte ihr Schutzengel werden sollen. Alle drei waren seiner Faszination erlegen und hatten sich ihm hingegeben. Sie hatten mit Ryback geschlafen. Einzeln, aber auch zusammen. Dabei hatte jede von ihnen etwas von seiner immensen Stärke und Macht mitbekommen. Er hatte es geschafft, sie alle drei glücklich zu machen und sie hinein in seine Welt zu zerren.
Mit ihm zusammen hatten sie den Weg bis zum Ende gehen wollen. Das war nun vorbei. Es gab ihn nicht mehr. Seinen Todesschrei hatte Marina gehört, und sie war dabei auch keinem Irrtum unterlegen, das wusste sie sehr genau.
Und die anderen? Was war denn mit Lucia und der schönen Farah? Marina hatte keine Ahnung. Es war nicht einmal sicher, ob sie Rybacks Ende gespürt hatten. Marina ging davon aus, dass sie es gewesen war, die er bevorzugt hatte, denn sie hatte alles mit sich machen lassen und sich auch vorgedrängt.
Das war jetzt vorbei. Das kehrte auch nicht mehr zurück. Die drei Frauen mussten ohne Ryback leben.
Marina stand auf. Es hatte keinen Sinn, wenn sie sich selbst zerstörte. Aber der Frust steckte auch weiterhin in ihr. Sie versuchte, den Tränenschleier von ihren Augen zu wischen.
Wieder stand sie dicht vor dem Fenster, um durch die Scheibe zu schauen.
Da rann der Regen. Nein, das war falsch. Er rann nicht. Es schüttelte wie aus Kübeln. Nichts war mehr zu sehen. Die Welt war hinter dem dichten, nassen Schleier verborgen oder schien sich in eine Unendlichkeit zurückgezogen zu haben.
Marina fühlte sich leer und zugleich verletzt. Mit hängenden Armen und nach vorn gedrückten Schultern stand sie vor dem Fenster, über dessen Außenscheibe die Rinnsale hinwegspülten wie nie abreißende Tränenströme, die um Ryback trauerten.
Vom Himmel sah sie nichts mehr. Hin und wieder ein scharfes Wetterleuchten, das war alles. Ansonsten blieb das Firmament einfach verschwunden. Es gab nur noch die Erde. Der Himmel hatte sich einfach zurückgezogen.
Er war tot. Aber er durfte nicht tot sein. Nein, nicht einer wie Ryback. Er war unbesiegbar. Das hatte er immer wieder behauptet. Er würde auch im Tod weiterleben, aber auf eine andere Art. Er hatte es so stark und intensiv versprochen, dass ihm die drei Frauen geglaubt hatten.
Marina Sadlock drehte sich vom Fenster weg. Sie wohnte in einem recht großen Zimmer, aber sie konnte es hier nicht mehr aushalten. Die Luft war einfach schrecklich geworden, denn die Kühle des Regens blieb durch die geschlossene Scheibe draußen.
Weg hier. Weg aus dem Raum, in dem es beinahe roch wie verbrannt. Sie wollte und konnte nicht mehr. Sie zitterte am gesamten Leib. Sie musste etwas tun. Weglaufen, einfach rennen. Hinein in die Dunkelheit, in den Platzregen, auch wenn er aus den Wolken rann wie eine nie abreißende Dusche.
Sie schüttelte den Kopf. Die hellgrün gefärbten Haare bewegten sich dabei zitternd. Verbissenheit zeichnete sich auf ihrem Gesicht mit dem geöffneten Mund ab, als sie losschrie.
Ein letzter Schrei.
Dann rannte sie auf die Tür zu, riss sie auf, spürte einen Schritt später die kalten Steine unter ihren nackten Fußsohlen, doch darauf achtete sie nicht.
Die Welt um sie herum hatte sich zu einem rasch vorbeilaufenden Schleier reduziert. Obwohl ihre Augen offenstanden, sah sie so gut wie nichts. Sie kümmerte sich auch nicht um Lucia und Farah, sie konnte es einfach nicht in diesem verdammten Haus aushalten. Die Freiheit war ihr wichtiger.
Die fast nackte Frau riss die Tür auf. Ein Windstoß peitschte ihr den Regen entgegen. Kalt klatschte er gegen den Körper, und sie sah sich gezwungen, den Kopf einzuziehen.
Trotzdem lief sie nach draußen.
Hinein in den Hexenkessel aus Wasser, Donnergrollen und letztem Wetterleuchten. Es war ein Weg über einen nass und tief gewordenen Boden. Ihre Füße wirbelten durch Pfützen, huschten über Steine hinweg und trugen sie hinein in die Endlosigkeit dieser nie abreißenden Dusche.
Sie schrie.
Sie musste ihren Frust los werden, und so brüllte sie gegen den rauschenden Regen an.
Dabei dachte sie an Ryback, den es nicht mehr gab, aber das wollte sie nicht hinnehmen. Er konnte nicht tot sein, nicht er, denn er war kein normaler Mensch.