John Sinclair 1070 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1070 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1990 - 1999!

Marens kleiner Horror-Laden.

NEAR DARK hieß der kleine Horror-Laden, der Maren Black gehörte. Ich lernte die junge Deutsche über Sarah Goldwyn kennen und erfuhr auch ihre Geschichte.

Maren hatte Angst. Aus einem Spaß war plötzlich brutaler Ernst geworden. Sie wurde von einer Kreatur verfolgt, die es eigentlich nicht geben konnte, die aber trotzdem existent war, denn auch ich bekam sie zu Gesicht.

Maren bat mich um Schutz. Ich stimmte zu. Gemeinsam eilten wir nach Dortmund in ihre Heimatstadt. Dort erlebte ich mein blaues Wunder. Denn Marens kleiner Horror-Laden hatte sich zu einem Hort für Dämonen aus uralter Vergangenheit entwickelt.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumMarens kleiner Horror-LadenVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Marens kleiner Horror-Laden

NEAR DARK hieß der kleine Horror-Laden, der Maren Black gehörte. Ich lernte die junge Deutsche über Sarah Goldwyn kennen und erfuhr auch ihre Geschichte.

Maren hatte Angst. Aus einem Spaß war plötzlich brutaler Ernst geworden. Sie wurde von einer Kreatur verfolgt, die es eigentlich nicht geben konnte, die aber trotzdem existent war, denn auch ich bekam sie zu Gesicht.

Maren bat mich um Schutz. Ich stimmte zu. Gemeinsam eilten wir nach Dortmund in ihre Heimatstadt. Dort erlebte ich mein blaues Wunder. Denn Marens kleiner Horror-Laden

hatte sich zu einem Hort für Dämonen aus uralter Vergangenheit entwickelt.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3803-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Marens kleiner Horror-Laden

Selbst Maren Black erschrak zutiefst, als der graubleiche Skelettkopf vor ihr vom Boden her in die Höhe schnellte und zitternd vor ihrem Gesicht zur Ruhe kam. Die Frau war einiges gewohnt, aber mit dieser Überraschung hatte sie nicht gerechnet. Eine rote Zunge fuhr aus dem Maul und leckte die Umgebung der Mundöffnung ab.

Maren atmete durch, trat einen Schritt zurück, wobei das dumpfe Bimmeln der Türglocke allmählich verklang und vom Lachen eines Mannes abgelöst wurde.

Zur gleichen Zeit hörte Maren das Skelett blechern sprechen. »Willkommen im Vorhof der Hölle!«

Sie schüttelte den Kopf. Musste jetzt über sich selbst lachen. Dorian hatte immer wieder neue Scherze auf Lager, mit denen er seine Kunden beglückte.

Kunden, die etwas Spezielles suchten in Dorians Horror-Shop. Hier gab es alles zu kaufen, was irgendwie mit Grusel zu tun hatte. Vom lächerlichen Vampirgebiss über die künstlich echt nachgemachte Spinne, bis hin zu den teuren Andenken, die schon mehr für Sammler waren. Figuren, Spiegel, alte und echte Masken, bei denen man nicht wusste, ob sie dämonisch angehaucht waren oder nicht.

Dorian lächelte meist nur, wenn man ihn danach fragte. Nun aber lachte er, denn er hatte Maren Black längst gesehen, da sich ihre Gestalt im helleren Teil seines Geschäfts vor der Eingangstür gut abgezeichnet hatte.

Auch ihr kam das Lachen sehr bekannt vor. Es hatte sich nicht verändert, ebenso wie Dorian, der aufgestanden war und sich aus dem dunklen Hintergrund löste. Er kam auf Maren zu, bewegte sich langsam, und wer ihn zum ersten Mal sah, der hätte ihn auch für einen Greis halten können, so alt sah er wegen seiner langen, grauweißen Haare aus. Er ging etwas gebeugt, das allerdings lag an seiner Größe, und wie immer trug er auch heute seinen schwarzen Anzug und dazu das schwarze Hemd. Dorian sah aus, als befände er sich permanent auf einer Beerdigung.

»Hi, Maren.«

»Hallo, Dorian.«

Er war nähergekommen, und Maren sah, dass er so alt nicht war. Sie wusste, dass seine Jahreszahl knapp um die Fünfzig herum lag. In gewissen Kreisen war er eine Institution. Zu seinen Kunden gehörten die Grufties der Szene oder auch die Leute, denen es Spaß machte, ihre Wohnungen mit allerlei gruseligen Dingen zu schmücken. Sei es nun ein Skelett, ein kleiner Sarg als Ablage oder ein Dracula-Mantel. außen schwarz und innen rot.

Dorian hatte alles auf Lager. Er liebte sein Geschäft, das recht gut florierte, auch wenn Maren Black an diesem Morgen die einzige Kundin war. Aber es war auch noch früh.

Sie kannten sich. Er umarmte sie zur Begrüßung und stellte fest, dass sie gut aussah.

»Ach, hör auf, das sagst du nur so.«

»Nein, ich meine es ehrlich.«

»Danke.«

»Du bist lange nicht mehr bei mir gewesen.«

»Zwei Monate.«

»Mir kam es länger vor.«

Sie strich über seine Wange. »Hör auf, du alter Schmeichler, das glaube ich dir nicht.«

»Möchtest du einen Tee?«

Sie nickte. »Gern.« Dann schnüffelte sie, drehte sich auch um und fragte: »Sag mal, wonach riecht es hier eigentlich?«

»Wieso?«

»Ja, so seltsam. Als hättest du einen Sarg geöffnet, in dem schon lange eine Leiche liegt.«

Er lachte kichernd. »Gut gesagt, Maren. So soll es auch riechen. Es ist das Leichenöl.«

»Bitte?« Maren Black zeigte sich nicht erschreckt, sondern nur erstaunt. »Leichenöl?«

»Klar, du hast dich nicht verhört. Es riecht doch toll – oder? Ich habe es erst vor einigen Tagen in mein Programm aufgenommen. Ein Freund, der zur Szene gehört und Chemie-Student ist, hat es mir zusammengemixt. Was hältst du davon?«

Maren hob die Schultern. Sie war sich unsicher. »Ich weiß nicht so recht und …«

»Wäre das nichts für deinen Laden?«

»Was?«

»Ja, für dein Geschäft.«

»Aber nicht für Deutschland.« Er winkte ab. »Hör auf, Maren. Was sollen die Bedenken? Die Szene ist doch international oder nicht?«

»Klar, irgendwie schon, aber …«

Er legte eine Hand auf Marens Schulter und schob sie zur Seite. »Du kannst es dir ja noch überlegen. Zuerst einmal trinken wir einen kräftigen Schluck. Einverstanden?«

Sie stimmte zu. »Einen Kaffee könnte ich schon gebrauchen. Ich bin ziemlich früh aufgestanden und noch ziemlich müde.«

»Das dachte ich mir.« Dorian führte seinen Gast in den Hintergrund des Ladens. Die Räume selbst lagen in der Tiefparterre. Der Laden bestand aus mehreren davon, die ineinander übergingen wobei schwarze Samtvorhänge die einzelnen Verkaufsräume verdeckten. Dorian hatte sie noch nicht zur Seite gezogen.

Das Büro betraten sie nicht. Die Kaffeemaschine stand neben der Kasse auf der Verkaufstheke, und dort hatte auch der Inhaber zumeist seinen Platz.

Auf einem Hocker nahm Maren Platz. Als der Kaffee durchlief, gerieten beide ins Plaudern. Sie sprachen über die Geschäfte, auch über persönliche Dinge, und irgendwann fragte Dorian, was Maren mit nach Deutschland nehmen wollte.

»Einige neue Dinge, wenn du hast.«

»Immer.«

»Kann ich sie sehen?«

Er nickte. »Ich gebe dir zunächst einen Prospekt. Da kannst du dir die Sachen aussuchen.«

»Okay.«

»Und mich musst du entschuldigen. Es sind einige Kunden gekommen. Ich möchte sie nicht aus den Augen lassen. Das Personal kommt heute erst später.«

»Wie viele Leute hast du denn eingestellt?«

»Einen jungen Mann.«

»Geizhals.«

»Wieso? Hast du mehr?«

»Hin und wieder schon.«

»Klar, du hast ja noch dein Piercing-Studio. Läuft es denn noch? oder ist das Piercen out?«

»Noch nicht, obwohl man davon spricht. Ich jedenfalls kann mich nicht beklagen.«

»Schön für dich.« Er gab ihr den Prospekt, lächelte Maren noch einmal an und verschwand.

Die Frau aus Deutschland blieb allein an der Theke sitzen. Sie schlug den Prospekt auf und hielt ihn so, dass das Licht der Kassenleuchte auf die Seiten aus Hochglanzpapier fallen könnte. Neuigkeiten fand sie nicht. Es hatte alles schon mal gegeben. Allerdings wurden die Dinge immer wieder verändert. So sah sie T-Shirts mit neuen Aufdrucken, die manchem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Vor allen Dingen ältere Menschen, wenn sie mit den Szenen konfrontiert worden waren.

Monster. Viel Blut. Abgehakte Köpfe. Schaurige Fratzen. Würmer, Schlangen mit dämonischen Fratzen, Werwölfe, Vampire und andere Motive.

An diesen Aufdrucken war Maren Black nicht interessiert. Für Deutschland waren sie einfach zu schrecklich, da konnte sie Ärger mit den Behörden bekommen, aber es gab noch genügend andere Novitäten.

Sie blätterte den Prospekt ziemlich schnell durch, fand originelle Kerzen als Monsterköpfe, als Vampire. Totenschädel und so weiter. Das alles verkaufte sie in ihrem Laden in Dortmund. Den richtigen Kick hatte sie noch nicht bekommen. Das machte ihr nichts aus, denn sie wusste, dass Dorian manche Schätzchen im Hintergrund versteckt hielt und sie nur für bestimmte Kunden herausrückte.

Auf den letzten Seiten des Prospekts waren Spiegel abgebildet. Maren blätterte nicht mehr weiter. Sie schaute sich einen Spiegel an, den größten wohl, denn seine Abbildung nahm die gesamte Seite ein. Ihr Blick wurde starr, und plötzlich spürte sie das Kribbeln auf der Haut.

Spiegel! Ausgerechnet ein Spiegel. Sie erinnerte sich an ihren Laden. Dort verkaufte sie auch Spiegel. Zumindest hatte sie es in der Vergangenheit getan. Momentan hatte sie nur einen an der Wand hängen, den aber wollte niemand. Sie hätte ihn auch gern weggehängt, doch sie war dazu nicht in der Lage.

Der Spiegel war mit ein Grund ihrer Angst!

Maren legte den Prospekt auf die Theke und atmete heftig aus. Sie wollte die Augen schließen und sich weit weg wünschen, denn bei der Betrachtung des Spiegels war die Erinnerung wieder in ihr hochgeschossen.

Er war der Zugang. Er war es. Er war so anders. Wenn man in ihn hineinschaute, sah man sich zwar, aber man sah sich nicht so, wie man wirklich war. Manchmal kleiner, dann größer, aber auch verzerrt. Als wäre er launisch.

Mit dem Spiegel in ihrem Geschäft stimmte etwas nicht. Sie hätte sich damals dazu überreden lassen, ihn dem Künstler abzukaufen, und er hatte die Angst mitgebracht.

Wie auch jetzt!

Als stünde er in ihrer Nähe, so dachte sie an diesen Gegenstand. Sie spürte den Druck und erinnerte sich daran, wie oft sie schon davon geträumt hatte.

Er war nicht normal. Er hatte etwas ausgespuckt, und dieses Etwas hatte sich auf ihre Fersen gesetzt. Daran glaubte sie fest, und dafür hatte sie auch Beweise.

Man wollte sie töten …

Irgendwann in der nächsten Zeit. Man hatte ihr prophezeit, dass sie das nächste Jahr nicht mehr erleben würde. Was immer aus diesem Spiegel bei ihr zu Hause hervorgekrochen war, es war so schrecklich anders und auch böse.

Und es verschwand nicht. Es war in Dortmund ebenso vorhanden wie hier in London. Schon am frühen Morgen in ihrem Hotel hatte sie den Einfluss gespürt, und nun, in dieser Atmosphäre, hatte er sich verdichtet. Von Dorian war nichts mehr zu sehen. Er hielt sich in einem anderen Teil des Ladens auf und unterhielt sich mit einem Kunden. Manchmal hörte sie ihn lachen. Es klang weit entfernt. Viel weiter weg, als er sich tatsächlich befand.

Sie saß auf dem Hocker, die Sinne gespannt. Unsichtbare Antennen ausgefahren wie Fühler. Abwarten, lauern, schauen, ob nicht doch etwas zu sehen war.

Der Verfolgen hatte den Spiegel verlassen. Sie wusste es, obwohl sie ihn nie gesehen hatte. Er hatte sich im Spiegel versteckt gehalten. Er war etwas das man nicht begreifen konnte. Ein böses Monstrum, eines, das einem Chamäleon glich, das sich verwandeln oder anpassen konnte. Das immer dort war, wo man es nicht vermutete, und alles unter seiner Kontrolle hatte.

Auch jetzt!

Der kurze schwarze Lederrock war in die Höhe gerutscht. Maren trug keine Strümpfe, und sie spürte die Feuchtigkeit an ihren Beinen, aber auch unter den Achselhöhlen. Sie kam sich wie in einer Falle hockend vor. Die Luft verschlechterte sich für ihren Geschmack. Sie schmeckte so alt, so verbraucht.

Er war da. Das wusste sie. Oder war es ein Es?

Ich hätte den Spiegel nicht kaufen sollen. Ich hätte es nicht tun sollen! Zum xtenmal wiederholte sie in ihren Gedanken diese Sätze. Aber sie hatte ihn, und sie schaffte es nicht, ihn loszuwerden. Aus ihm war etwas gekommen, das ihr Leben wollte.

War es hier?

Auf dem Hocker sitzend drehte sich Maren langsam um. Ihr Blick schweifte über die Regale hinter der Verkaufstheke. Dort standen die scheußlichsten Masken der Film- und Horrorgeschichte nebeneinander aufgereiht. Von Dracula bis zu Jason war alles vertreten, was auf diesem Gebiet Rang und Namen hatte.

Maren war im Prinzip kein ängstlicher Mensch. Wäre sie es gewesen, dann hätte sie nicht einen derartigen Laden führen können. In diesem Fall allerdings spürte sie Angst. Sie hatte sich in ihr festgesetzt, und die Masken auf dem Regal bekamen plötzlich ein eigenes Leben. Sie bestanden aus Kunststoff oder einem ähnlichen Material. Kein Gedanke daran, dass sie lebten, doch ihr kam es in diesen langen Augenblicken so vor.

Sie grinsten. Sie bewegten sich. Sie zwinkerten ihr zu. Sie verzogen die Mäuler – sie lachten …

Lachen?

Maren schrak zusammen. Sie duckte sich sogar. Aus ihrem Gesicht verschwand auch der letzte Rest an Lockerheit. Kalt rann es über ihren Rücken hinweg, und dieses verdammte Zittern begann wieder.

Es hatte niemand gelacht.

Nicht im Hintergrund des Ladens und auch nicht in ihrer Nähe. Nein, das war ein Irrtum.

Und trotzdem hörte sie es wieder.

So hässlich, so widerlich, triumphierend und teuflisch zugleich. Als wäre der Leibhaftige persönlich der Dirigent dieses ekelhaften Gelächters.

Von Dorian konnte sie keine Hilfe erwarten. Er beschäftigte sich nach wie vor mit seinen Kunden und hielt sich dabei in der Nähe des Eingangs auf. Der Tresen mit der Kasse stand ziemlich im Hintergrund des Geschäfts, praktisch in eine Ecke gedrückt.

Wieder hörte sie das Lachen!

Diesmal hektisch und meckernd. Es war so verdammt nah, als säße der Lacher direkt neben ihr.

Wie unter Zwang bewegte Maren den Kopf und schaute nach unten. Der Raum zwischen der Verkaufstheke und den Regalen war nicht eben breit, aber immerhin breit genug, um dem Platz zu schaffen, der sich wie aus dem Nichts hervorgeschält hatte und dort hockte.

Er lachte wieder!

*

Maren Black bewegte sich nicht. Jetzt saß sie wie angeklebt auf dem Hocker. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. In ihr und um sie herum war alles anders geworden, und was sie da auf dem Boden hockend sah, das war keine Einbildung. Es gab das Wesen wirklich. Es war aus Fleisch und Blut, obwohl ihr der letzte Vergleich weniger gefiel, weil es nicht zu den Menschen gehörte.

Oder doch?

Es war nicht groß. Ein Gnom, ein Zwerg. Eine grünlich schimmernde Mischung aus Mensch und Kröte. Die langen Arme, die langen Beine, Letztere eingeknickt, der schräg nach unten weglaufende Rücken, der Kopf und das breite Maul.

Den Begriff Mund verdiente es nicht. Es war das Maul. Es war eine Klappe, nach vorn geschoben, aber Teil eines menschlichen Gesichts, wobei sie keine Nase sah, denn der größte Teil des Gesichts bestand einfach nur aus Maul.

Das Wesen lachte nicht mehr. Es kicherte nur noch, und auch das hörte auf. Dafür blieb das Maul offen. Darin bewegte sich eine Zunge wie vorhin bei dem Skelett am Eingang. Das allerdings war nicht echt gewesen, im Gegensatz zu diesem Monstrum hier.

Maren konnte trotz ihre Furcht den Unterschied erkennen. Sie wusste auch, dass dieser Besuch einzig und allein nur ihr galt. Dieses Wesen hatte sie verfolgt. Es war das Gleiche gewesen, vor dem sie sich schon in Dortmund gefürchtet hatte, aber so klar und deutlich war es ihr noch nie begegnet.

Aus pupillenlosen Augen, die sich sogar drehten, schaute es zu ihr hoch. Maren wollte dem Blick ausweichen. Das schaffte sie nicht. Er hatte sie regelrecht hypnotisiert. Das Maul zuckte weiter. Es zog sich in die Breite, der hässliche Kopf nickte ihr zu, als aus der Öffnung die rau klingende Stimme dran.

»Ich bin dein Schicksal. Ich bin dein Götze. Du hast mich und die anderen gekauft. Wir gehören jetzt dir, und wir werden es ausnutzen, Mensch.« Wieder erschien die Zunge und umleckte das Maul. »Es ist alles so wunderbar für uns. Du bist das Fleisch, das uns schmecken wird.« Er lachte und sprang in die Höhe.

Maren glaubte, laut zu schreien. Tatsächlich drang jedoch nur ein leises Stöhnen aus ihrem Mund. Sie rechnete auch damit, dass dieses Wesen sie anspringen würde; das passierte nicht. Es blieb vor ihr stehen und glotzte sie an.

»Bald, Frau, bald werde ich dich holen, und du wirst mir bestimmt schmecken …«

Mehr sagte das Wesen nicht. Nur noch das ekelhafte Lachen, dann war es verschwunden.

Maren Black konnte es nicht glauben, was sie in den letzten Sekunden erlebt hatte. Es hatte sich einmal um die Achse gedreht, war dabei in einen Wirbel geraten und hatte einen Geruch abgegeben, der einem Menschen den Atem rauben konnte.

Dann war es weg!

*

Maren saß auf dem Hocker. Durchgeschwitzt. Aufgeregt. Inner- und äußerlich. Sie saß, eine Hand auf das Hochglanzpapier des Prospektes gelegt. Sie zog die Hand zurück, und auf der entsprechenden Seite blieben Schweißflecken zurück.

Die Frau konnte es nicht fassen. Sie, die den Horror und den Grusel verkaufte, war nun selbst Opfer dessen geworden, wobei das hier kein Spaß gewesen war. Der Verfolger hatte sich ihr gezeigt. Endlich hatte sie ihn gesehen. Dieses … dieses Wesen, das ihr bereits seit einiger Zeit Angst einjagte. Bisher hatte sie es nur in ihren Träumen erlebt und sein Lachen gehört. Allerdings auch im Wachzustand, während der Geschäftszeit. Da war sie wie aus dem Nichts überfallen worden. Selbst jetzt, hier in England, hatte es nicht aufgegeben und sich ihr sogar in all seiner Scheußlichkeit präsentiert.

Seine Worte hatte sie nicht vergessen, wobei sie nicht einmal darüber nachdachte, wie es möglich war, dass eine derartige Kreatur überhaupt sprechen konnte.