John Sinclair 1082 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1082 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1990 - 1999!

Wer im Höllenfeuer schmort.

Wer im Höllenfeuer schmort, hat normalerweise keine Chance zu überleben. Er verbrennt im kalten Licht der Unterwelt, wobei oftmals nicht einmal Asche zurückbleibt oder auch ein deformierter, schrecklich aussehender Körper, womit der Teufel ein Zeichen setzt.

Es gab jemand, der das Feuer beherrschte. Wild Dean Barton. Ein Killer, der nicht alterte, und dem es gelungen war, aus dem Zuchthaus zu entkommen.

Er suchte neue Opfer. Er fand sie. Unter anderem auch unseren Freund Bill Conolly ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumWer im Höllenfeuer schmortVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Wer im Höllenfeuer schmort

hat normalerweise keine Chance zu überleben. Er verbrennt im kalten Licht der Unterwelt, wobei oftmals nicht einmal Asche zurückbleibt oder auch ein deformierter, schrecklich aussehender Körper, womit der Teufel ein Zeichen setzt.

Es gab jemand, der das Feuer beherrschte. Wild Dean Barton. Ein Killer, der nicht alterte, und dem es gelungen war, aus dem Zuchthaus zu entkommen.

Er suchte neue Opfer. Er fand sie. Unter anderem auch unseren Freund Bill Conolly …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3815-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Wer im Höllenfeuer schmort

Die Treppe war lang – so unendlich lang. Dazu hoch und steil. Selbst für einen Menschen, der sie normal hochgeht, eine Quälerei.

Ich tat es nicht, denn ich rannte.

Eine unendliche Strecke hoch. Bestehend aus Stufen, aus Hindernissen, die aneinandergereiht waren. Jede Stufe konnte zu einem Stolperstein werden.

Sie war Freund und Feind zugleich, diese verdammte Treppe, aber ich musste hinauf. Ich musste weiter, wenn ich meinen ältesten Freund retten wollte, der in einer mörderischen Falle steckte.

Es war Bill Conolly, und er war nicht allein. Der Irre, der Teufel, die menschliche Bestie, wie immer man diesen Mann auch nannte, er jedenfalls war bei ihm. Er wartete nur darauf, Bill auf seine Art und Weise in die Hölle zu schicken.

Ich kämpfte mich vor. Stufe um Stufe kam ich hoch. Es gab nur zwei Laute in meiner Umgebung. Die harten Tritte meiner Füße und der keuchende Atem, der meinen Lauf in die Höhe begleitete.

Die Hälfte der langen Treppe lag hinter mir. Sie führte hoch in den Raum, in die Zelle, in den Turm, und damit auch in das Zimmer, das so hoch über dem Land lag.

Für mich gestaltete sich der Lauf zu einem verbissenen Kampf gegen die Tücke des Objekts. Es gab keine Kurve, keine Wendel. Schnurgerade stieg die Treppe vor mir hoch. Aber sie besaß zumindest ein Geländer an der rechten Seite. Das war mir eine kleine Hilfe, die ich gern in Anspruch nahm. Zumindest jetzt, da ich schon eine große Strecke geschafft hatte.

Ob ich meinen Freund rechtzeitig erreichte, um sein Leben zu retten, das stand in den Sternen. Versuchen musste ich es, und wenn es das Letzte war, das ich in diesem verdammten Job tat. Ich wollte ihn nicht sterben sehen. Der Tod sollte nicht über ihn siegen. Es waren bereits zu viele Personen aus meiner näheren Umgebung nicht mehr bei mir, und ich musste alles tun, um auch Bill Conolly vor dem Verderben zu bewahren.

Weiter, nicht aufgeben.

Es war nicht viel Licht vorhanden. Erst oben wurde es heller. Da waren die Fenster geöffnet. Die anderen lagen an der linken Seite, wo sie das graubraune Mauerwerk durchbrachen. Luken, durch die Licht fallen konnte. Um diese Zeit hielt es sich in Grenzen. Es war früher Abend, und im September wurden die Tage kürzer.

Schwere Beine. Langsamere Bewegungen. Ich fluchte in mich hinein. Um die Worte laut auszustoßen, fehlte mir einfach die Kraft. Es gab auch keinen trockenen Faden mehr an meinem Körper. Der Schweiß hatte die Unterwäsche getränkt, und auch das Hemd klebte mir auf der Haut.

Die nächsten Schritte. Weiter, noch weiter. Blei in den Knien. Eisen in den Waden. So und nicht anders kam es mir vor. Und noch immer dachte ich nicht an Aufgabe. Die Furcht um Bills Leben trieb mich weiter.

Wie weit noch?

Ich legte keine Pause ein, als ich nach oben schaute. Ich ging nur langsamer. Das Ziel war zu sehen. Es leuchtete nicht gerade, aber dort oben war es heller, als würde dort ein Paradies auf mich warten. Darüber konnte ich nur lachen. Das Paradies war die Hölle. Zumindest für meinen Freund Bill Conolly.

Ich knickte ein, als ich wieder versuchte, zwei Stufen mit den verdammt hohen Kanten auf einmal zu nehmen. Zum Glück verschaffte mir das Geländer Halt, auch wenn meine schweißnasse Handfläche am Metall noch abrutschte. Ich fiel zumindest nicht und kämpfte mich verbissen wieder hoch. Hätte ich jetzt mein Gesicht im Spiegel gesehen, ich hätte auf eine verzerrte Fratze geschaut. Anstrengung und Erschöpfung mussten sich dort wie festgeschrieben abmalen.

Nur nicht aufgeben. Immer weiter. Immer höher. Mein ältester Freund hatte es verdient. Ich wollte auch nicht mehr daran denken, was mich erwartete, wenn ich das Ziel erreichte. Ich musste nur hin, dann würden wir weitersehen.

Nicht aufgeben! Das hatte Bill Conolly nicht verdient. Alles in die Waagschale werfen. Er hatte Familie. Frau und ein Kind. Ich dachte an Sheila und Johnny, und der Gedanke an sie gab mir wieder etwas mehr Kraft, sodass ich die nächsten Stufen – schon in der oberen Treppenhälfte – etwas kraftvoller nahm.

Sicherlich war mein Keuchen gehört worden. Der andere wusste schon, dass jemand kam. Er würde mich möglicherweise erwarten und mich abschießen wie auf dem Schießstand.

Weitergehen, hochziehen.

Ich kämpfte.

Und dann passierte es doch.

Wieder lag eine so verdammt hohe Stufe vor mir, und die hatte ich nicht gesehen. Oder zu spät, um noch reagieren zu können. Mit der rechten Fußspitze stieß ich dagegen. Ich stolperte nach vorn, getragen von meinem eigenen Körpergewicht. Wieder versuchte ich, mich zu halten und schlug mit der rechten Hand gegen das Geländer. Das alte Metall war rutschig geworden. Sicherlich lag es an meiner schweißfeuchten Handfläche, dass ich mich nicht mehr abstützen konnte.

Ich fiel nach vorn.

Normal schnell zwar, mir aber kam es in meinem Zustand ganz anders vor. Ich hatte den Eindruck, einfach zu schweben. Wegzufliegen. Hinein in eine andere Welt. Die Erschöpfung gaukelte mir Dinge vor, die es nicht gab, und das Erwachen war um so schlimmer.

Ich schlug auf die Treppe.

Hart und brutal. Meine Stirn bekam den Schlag am härtesten mit. Normalerweise hätte ich mich wieder gefangen und aufgerafft. Nicht hier. Nicht in diesem Zustand der verdammten Erschöpfung. So raste der Schmerz durch meinen Kopf und trieb mich wieder weg. Ich merkte nicht, dass ich der Länge nach auf den Stufen lag. Ich glitt hinein in eine andere Welt. Ich hörte das Brausen in den Ohren, im Kopf und eigentlich überall.

Nein, ich wurde nicht bewusstlos, obwohl es naheliegend gewesen wäre. Ich erlebte aber etwas, mit dem ich nicht fertig wurde.

Aber es kam mit mir zurecht. Und es schickte mir, während ich erschöpft auf den Stufen lag, die Erinnerung zurück. Die nahe Vergangenheit erreichte mich wie ein Film, und so dachte ich daran, wie alles begonnen hatte …

*

»Es ist schön, mein lieber John, dass du dich auch mal wieder bei uns blicken lässt.«

»Lass dich umarmen, Sheila!«

Sie lachte. Gab mir Küsse auf die Wangen, die sie von mir zurückbekam.

»Toll siehst du aus, Mädchen!«

»Hör auf, eine Mutter und Hausfrau so anzulügen.«

»Von wegen Hausfrau. Mutter schon. Wenn ich daran denke, was alles hinter dir liegt, dann kannst du das nicht vergleichen. Es gibt nur wenige Frauen, die so aktiv sind.« Ich schaute sie an. »Und wieder mal nach der neuesten Mode gekleidet.«

»Wieso?«

»Der dunkelgraue Rock, der hellgraue Pullover, das passt doch jetzt zusammen.«

»Woher weißt du das denn?«

»Hat mir Glenda gesagt.«

»Dann verstehe ich es.«

Sie ließ mich ins Haus, schloss die Tür und sagte: »Mallorca liegt ja zum Glück hinter uns. Seit dieser Zeit haben wir uns kaum gesehen. Oder irre ich mich?«

»Ich denke nicht.«

Sheilas Gesicht verschloss sich, als sie an gewisse Urlaubstage auf der Insel dachte. »So etwas möchte ich freiwillig nicht noch mal erleben, das schwöre ich dir.«1

»Ich auch nicht. Bei Jane und mir ging es noch weiter.«

»Ach ja, die Sache mit dem Stier.«

»Ist aber vergessen.«

»Weiß ich.« Sheila hakte sich bei mir ein. »Und jetzt wartet mein Göttergatte auf dich.«

Sie wollte mich in Richtung Arbeitszimmer schieben, aber ich stemmte mich dagegen. »Gib mir mal einen kleinen Tip, Sheila. Bill selbst hat am Telefon nicht viel gesagt. Worum geht es eigentlich bei unserem Treffen? Ich weiß nur, dass er nicht allein ist und Besuch hat. Wer das ist, hat er nicht gesagt.«

»Ein älterer Mann.«

»Wie nett. Hat er auch einen Namen?«

»Ja. Er heißt Hardy Blaine.«

Ich überlegte und murmelte den Namen vor mich hin. »Nein«, sagte ich dann, »den habe ich noch nie gehört. Blaine?« Ich hob die Schultern. »Ist mir unbekannt.«

»Du wirst ihn kennenlernen.«

Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare, die schon wieder zu lang waren. Ein Besuch beim Friseur hätte nicht schaden können. »Du weißt auch nicht, warum er sich mit Bill in Verbindung gesetzt hat – oder?«

Sheila zuckte mit den Schultern. »Stimmt. Aber dieser Blaine ist Bill nicht unbekannt. Er kennt ihn von früher.«

»Das ist ein weites Feld.«

»Stimmt. Es war auch vor meiner Zeit. Als Bill noch ein Anfänger in seinem Job war.«

»Ah, so ist das.«

Sie lächelte mich an. »Dass sich Blaine noch an Bill erinnert, lässt darauf schließen, dass er schon einen gewissen Eindruck auf ihn gemacht hat. Es kann auch sein, dass er seine Berichte in den entsprechenden Zeitungen verfolgt hat. Jedenfalls wirkte er auf mich sehr erleichtert, als es zu diesem Treffen kam.«

»Dann ist es wohl nicht privat«, sagte ich.

»Genau. Sonst wärst du auch nicht hier.«

»Wie recht du mal wieder hast.«

»Möchtest du denn was trinken?«

»Ich bin mit dem Wagen da.«

»Ich habe einen Federweißen gekauft. Diesen herrlich frischen Wein. Dazu gibt es Zwiebelkuchen. Von mir selbst gebacken. Das ist eben Hausfrauenart. Den beiden Männern mundet es. Wäre auch was für dich.«

»Na ja …«, sagte ich gedehnt, »wenn du mir so kommst, kann ich nicht ablehnen.«

»Dachte ich mir. Deshalb stehen schon ein Glas und ein Teller für dich bereit. Außerdem schadet ein Glas Federweißer bestimmt nicht.«

»Überredet.« Dann erkundigte ich mich noch nach meinem Patenkind.

Sheila lachte auf. »Johnny geht es gut. Aber wie das mit etwas älteren Kindern ist. Sie werden flügge und sind immer seltener im Haus. Er hat seine Clique und seine Freundinnen.«

»Gibt es die kleine Tarling noch?«

»Ja … nicht so ganz. Hin und wieder schon. Aber wer bleibt schon bei seiner ersten großen Liebe hängen?«

»Die wenigsten.«

»Eben.«

Es war alles Private gesagt worden. Außerdem erwarteten Bill und dieser Hardy Blaine mich. Sheila begleitete mich zum Arbeitszimmer. Sie öffnete die Tür und meldete: »Hier bringe ich euch den Gast.«

»Das ist super. Hi, John!« Bill schnellte von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch hoch, kam auf mich zu, schlug mir auf die Schultern und freute sich wirklich, mich zu sehen.

Danach wurde ich Hardy Blaine vorgestellt.

Sheila hatte sich nicht geirrt. Dieser Mann gehörte wirklich zu den älteren Semestern. Ich schätzte ihn auf ungefähr siebzig Jahre, wenn nicht ein paar darüber. Er war nicht unbedingt groß, aber noch durchaus rüstig. Einer, der es gelernt hatte, im Leben immer kräftig anzupacken. Die Zeit hatte zwar an seiner Haut gearbeitet, trotzdem zeigte sie nur wenig Falten. Das Haar allerdings war schlohweiß geworden und wuchs noch sehr dicht auf seinem Kopf. Unter der hohen Stirn sah ich buschige, helle Brauen und klare, wenn auch kleine Augen, die mich prüfend musterten, während sich in sie ein Lächeln hineinstahl. Ich war Hardy Blaine nicht unsympathisch, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Er trug einen braunen Cord-Anzug und ein gelbes Strickhemd.

Sein Händedruck war kräftig. »So also sieht der berühmte Geisterjäger aus.«

»Den vergessen Sie mal, Mr. Blaine. Vor allen Dingen das Wort berühmt.«

»Ich heiße Hardy.«

»Gut-John.«

»Wunderbar, dass ihr euch sympathisch findet«, sagte Bill. »Dann können wir uns ja setzen.« Er wies auf die Sitzgruppe mit den Ledersesseln, und wir nahmen Platz.

Zwischen uns stand ein viereckiger Tisch. Gedeckt mit zwei Flaschen vom Federweißen, den drei Tellern mit je zwei Stücken Zwiebelkuchen darauf, der herrlich duftete.

Bill schenkte ein. Danach ließ auch er sich im Sessel nieder, hob sein Glas an und prostete uns zu.

»Auf dass der Wein nicht zu süß und auch nicht zu sauer ist«, sagte er. »Cheers denn.«

Die Conollys hatten wirklich einen guten Federweißen ausgesucht. Nicht zu süß, nicht sauer, einfach gut trinkbar. Und den Zwiebelkuchen mussten wirauchprobieren. Er war ebenfalls toll, sodass ich ein Stück verputzte, zwischendurch trank und mich zufrieden zurücklehnte.

Auch Bill und Hardy hatte beides gemundet. Sie nickten zufrieden, aber ich wusste auch, dass dies keine lockere Männerrunde war, sondern höchstwahrscheinlich der Einstiegin einen neuen, gefährlichen Fall. Wie gefährlich er war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen und gab mich auch dementsprechend locker.

»Sheila hat mir erzählt, dass du Hardy Blaine schon seit einigen Jahren kennst, Bill. Stimmt das?«

»Ja, das stimmt.«

»Seit wann kennt ihr euch?«

Ich hörte Blaine lachen. »Man kann sagen, seit Urzeiten. Da war der gute Bill noch nicht verheiratet, stand am Beginn seiner Karriere, und ich befand mich noch mitten im Beruf.«

»Was taten Sie denn?« fragte ich.

»Ich war im Knast. Im Zuchthaus.« Blaine lachte, als er mein überraschtes Gesicht sah. »Nicht so wie Sie denken, John. Ich stand nicht hinter den Gittern, sondern davor.«

»Wächter?«

»Etwas höher. Ich war der Direktor dieser Anstalt und habe sie über fünfzehn Jahre lang geleitet. War eine harte Zeit damals und keine schöne. Da bin ich ehrlich.«

»Aber jetzt sind Sie pensioniert.«

»Immer. Mit Zweiundsiebzig arbeitet man nicht mehr in diesem Job. Und ich bin auch froh darüber.« Er griff zum Glas, trank und fügte hinzu: »Obwohl mich diese Arbeit nie loslässt. Man steckt irgendwie immer wieder drin. Das wäre bei Ihnen nicht anders, wenn Sie mal in den Ruhestand treten.«

Da konnte ich ihm nur zustimmen. Danach fragte ich: »Kann es sein, dass Sie noch jetzt gewisse Probleme haben, die mit Ihrem Beruf zusammenhängen?«

»Indirekt schon. Deshalb habe ich mich auch an meinen alten Bekannten Bill Conolly erinnert, obwohl er damals noch sehr jung gewesen ist. Als wir uns vor Jahren kennenlernten, hatte ich einfach das Gefühl, dass der gute Bill etwas Besonderes war. Das spürt man, denn im Knast bekommt man einfach ein Gefühl für Menschen. Man kann sie oft schon einschätzen, ohne je ein Wort mit ihnen gesprochen zu haben. Bei Bill Conolly traf mein feeling voll zu.«

»Hatten Sie denn auch weiterhin Kontakt?«

»Nein, John, das hatten wir nicht. Nur habe ich den guten Bill nie aus den Augen verloren. Das heißt, ich habe viel von dem Gelesen, was er so verbrochen hat. Schon damals hat er sich für Themen interessiert, die etwas außerhalb der normalen lagen. Für Dinge, die man nicht so leicht erklären kann. Ich dachte mir, dass ich mich irgendwann einmal an ihn wende, wenn mir auch etwas widerfährt, das ich als nicht so normal und realitätsbezogen ansehe.«

»Und das ist jetzt eingetreten?«

»Genau, John.«

Ich blickte Bill an. »Ist es etwas, das auch mich mit hineinhebeln könnte?«

»Ich denke schon, John. Eigentlich geht es nicht um Hardy Blaine, sondern um einen anderen Menschen, der einmal Gast in seiner Firma gewesen ist.«

»Ein Zuchthäusler?«

»Sogar ein besonderer.« Hardy Blaine schloss für einen Moment die Augen, wie jemand, der nicht gestört werden will, weil er in der Schublade der Erinnerung kramt. »Ich kann Ihnen sagen, John, die Sache bereitet mir schon Magenschmerzen, und sie passierte …« Er schüttelte den Kopf. »Was rede ich da. Das war schon lange vor meinem Dienstantritt.«

»Können Sie nicht konkreter werden, Hardy?«

»Sicher, John. Der Mann heißt Wild Dean Barton.« Nach diesem Satz schaute mich Blaine an wie jemand, der eine Bestätigung erwartet, doch mir sagte der Name nichts, was ich ihm auch zu verstehen gab.

Er lächelte schmal und meinte: »Das hatte ich mir gedacht. Nicht jeder kann ihn kennen oder sich an ihn erinnern.«

»War er denn so schlimm?«

»Ja, verdammt schlimm. Er war einer der schlimmsten. Man hat ihn innerhalb des Zuchthauses Höllensohn genannt, und ich habe meinen Ärger mit ihm bekommen.«

»Erzählen Sie.«

Er trank noch einmal einen Schluck vom guten Federweißen. »Wie gesagt, Wild Dean Barton saß schon, als ich meinen Job antrat. Er war damals bereits über Fünfzig. Er war ein Mörder, ein Killer, aber einer der ungewöhnlichen