John Sinclair 109 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 109 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Verlies der Angst.

Jahrhundertelang lagen sie in Hügelgräbern friedlich nebeneinander. Germanen und Wikinger.

Sie hatten sich bekämpft, und die Wikinger waren geschlagen worden. Kurz vor ihrer Niederlage hatte Sadin, ein Diener des großen Gottes Thor, eine schlimme Verwünschung ausgesprochen. Irgendwann sollte sie Wirklichkeit werden.

Jetzt war es so weit.

Was als normaler Kriminalfall begann, entwickelte sich zu einem makabren Totentanz - im Verlies der Angst.

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 131

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumVerlies der AngstVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Verlies der Angst

Jahrhundertelang lagen sie in Hügelgräbern friedlich nebeneinander.Germanen und Wikinger.Sie hatten sich bekämpft, und die Wikinger waren geschlagen worden. Kurz vor ihrer Niederlage hatte Sadin, ein Diener des großen Gottes Thor, eine schlimme Verwünschung ausgesprochen. Irgendwann sollte sie Wirklichkeit werden.Jetzt war es so weit.Was als normaler Kriminalfall begann, entwickelte sich zu einem makabren Totentanz - im Verlies der Angst.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2863-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Verlies der Angst

Jahrhundertelang lagen sie in Hügelgräbern friedlich nebeneinander.

Germanen und Wikinger.

Sie hatten sich bekämpft, und die Wikinger waren geschlagen worden. Kurz vor der Niederlage sprach Sadin, ein Diener des großen Gottes Thor, einen schlimmen Fluch aus, der sich irgendwann erfüllen sollte.

Was als normaler Kriminalfall begann, wurde im Verlies der Angst zu einem makabren Totentanz …

Die beiden Lichtbahnen der Scheinwerfer fielen in sich zusammen und verlöschten.

Dunkelheit!

Allmählich kristallisierten sich die Geräusche des nächtlichen Waldes heraus.

Da raschelte es im Unterholz, da schrie klagend ein Käuzchen, eine Eule flatterte heran und strich dicht über das Wagendach hinweg. In ihrem Schnabel hing eine Maus.

Auch in deutschen Wäldern gibt es Raubtiere, die nachts ihre Beute schlagen.

Das alles wussten die beiden Männer zwar, doch es interessierte sie nicht. Sie hatten andere Sorgen. Sie blieben erst einmal in ihrem Mercedes-Caravan sitzen und beobachteten den Trampelweg, der parallel zur Westgrenze des Waldes führte.

Alles blieb ruhig. Kein Mensch ließ sich blicken. Kein Verfolger, kein Agent oder Polizist.

Der Kerl auf dem Beifahrersitz lachte. »Sie haben es nicht gepackt, die verdammten Bullen. Und dabei wollten sie immer so schlau sein, so verflucht schlau!«

Sein Kumpan nickte, schwieg jedoch. Er war nicht so optimistisch, er hatte seine Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Zehn Jahre seines bisher 40-jährigen Lebens hatte er schon hinter Gittern gesessen. Die Zeit war bestimmt nicht angenehm gewesen.

»Wie lange sollen wir noch warten?«, fragte der Mann auf dem Beifahrersitz. Er hieß Karl Wilden und trug eine dunkle Lederjacke, dessen Material bei jeder Bewegung knarrte.

Bodo Blau hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ich steige erst aus, wenn die Luft rein ist.«

»Und woran merkst du das?«, erkundigte sich Karl.

»Ich rieche so etwas.«

Karl Wilden griente. »Warst ja auch lange genug hinter Gittern.«

»Genau, da merkt man, wer falsch spielt.«

Die Minuten verstrichen. Wilden rauchte eine Zigarette. Bodo Blau achtete darauf, dass sein Kumpan die Zigarette in der hohlen Hand hielt, wenigstens deckte er die Glut ab.

Bodo fragte sich, ob er mit Wilden überhaupt einen so guten Fang gemacht hatte. Karl galt in der Branche zwar als äußerst brutal und abgebrüht, aber er brauchte für dieses Geschäft auch Nerven. Wer auffiel, ging unter. Die Hintermänner waren so stark, dass sie Killerkommandos befehligten und Versager abschießen ließen.

Im Waffengeschäft kannte man kein Pardon.

»Was ist los?«, fragte Wilden, der bemerkt hatte, dass er angesehen wurde.

»Nichts.«

Wilden stieß den Rauch gegen die Frontscheibe und grinste nur. »Du ärgerst dich wohl, dass du mich mitgenommen hast, wie?«

»Unsinn.«

»Doch, doch, das spüre ich. Aber ich habe dir vorher gesagt, Bodo, du bist der Boss.«

»Dann ist es ja gut.« Bodo Blau öffnete die Tür. Kühle Luft drang in den Wagen.

»Jetzt schon?«, fragte Wilden.

»Ja.«

Die Männer verließen den Mercedes. Behutsam drückten sie die Wagentüren zu.

Wilden überprüfte seine Waffe. Er hatte den schweren 45er Colt Revolver in einer Halfter am Gürtel stecken. Dort störte ihn das Gewicht nicht.

Bodo Blau trug eine flache FN-Pistole. Er war nie so schnell mit der Hand an der Waffe, aber wenn er schoss, dann traf er auch. Meist tödlich.

»Bleib du zurück«, sagte Bodo. In der Stille senkte auch er seine Stimme um einige Phon.

Karl nickte.

Der Trampelpfad am Waldrand bestand aus zwei Treckerspuren. Zwischen ihnen wuchs Gras. Es roch frisch in der Kühle der Nacht, und links des Wegs wuchs das Korn auf einem riesigen Feld seiner Reife entgegen.

Karl Wilden schaukelte wie ein alter Elefant daher. Er war der typische Großstadtmensch, der mit der Natur nicht viel im Sinn hatte. Im Dschungel würde er eingehen, doch im Häuserdschungel von Frankfurt fühlte er sich wohl. Da hatte er sich seine ersten Sporen verdient und in Hamburg dann weitergemacht.

Bodo Blau ging voraus. Sein Schritt war leichtfüßiger, und er hatte seine Augen überall. Als er stehen blieb, wäre Wilden fast gegen ihn gestolpert.

»Gib doch acht, du Ross!«, zischte Blau.

Wilden knurrte nur.

Bodo hob den Arm und schwenkte ihn nach rechts, wo der Wald als eine dunkle Wand stand.

»Da müssen wir hinein.«

»Wenn du das sagst.«

»Reiß dich jetzt zusammen!«, flüsterte Blau scharf. »Das hier ist kein Spaziergang. Schließlich bekommst du 5 000 Mark für deinen Job. Und das ist verdammt viel.«

»Bei einem Überfall auf eine Sparkasse wäre mehr herausgekommen.«

Bodo zeigte seine Zähne. »Sicher, aber dann hätten sie dich auch erwischt und eingelocht, bei deinem sprichwörtlichen Pech. Manchmal frage ich mich, warum ich dich überhaupt mitgenommen habe.«

»Weil du keinen besseren Fachmann finden konntest.«

Blau grinste. »Auch noch eingebildet.«

Dann ließ er seinen Kumpan stehen, ging nach rechts und schlug sich in das Unterholz.

Auf diesem Boden wuchs Mischwald. Es gab Fichten, Tannen, aber auch Buchen und Eschen. Der Boden war an einigen Stellen etwas sandig. Kein Wunder, sie befanden sich schließlich am Rand der Heidelandschaft.

Karl Wilden war größer als Bodo. Er musste öfter den Kopf einziehen, um tiefhängenden Zweigen und Ästen auszuweichen. Manchmal brach er sie auch kurzerhand ab, und die knackenden Geräusche klangen im nächtlichen Wald doppelt so laut.

Blau wurde wütend. Er fauchte. »Stampf hier nicht durch die Gegend wie ein wilder Büffel. So hört man dich schon bis zum nächsten Dorf, verdammt.«

»Bin eben nicht Tarzan.«

»Das hat damit nichts zu tun. Reiß dich zusammen, das ist alles, was ich verlange.«

Wilden schwieg wütend. Er nahm sich aber vor, nie mehr in solch einen Job einzusteigen. Da holte er sich lieber ein paar Mädchen, die für ihn anschafften, während er an der Bar hockte und pokerte.

Fichtennadeln piekten in Wildens Gesicht. Nur mit Mühe unterdrückte er einen Fluch.

Je tiefer sie in den Wald eindrangen, umso weniger dicht standen die Bäume. Fast konnten sie ungehindert gehen, und Wildens Laune besserte sich.

Bodo Blau blieb hin und wieder stehen, um einen Blick in die Runde zu werfen. Dann nickte er jedes Mal zufrieden, er befand sich auf dem richtigen Weg.

Karl Wilden verging die Zeit viel zu langsam. Als Blau endlich stehen blieb, atmete er auf.

»Wir sind da!«, meldete Bodo.

»Wieso?«

»Siehst du denn nichts?« Bodo Blau deutete nach vorn. »Diese Erhebungen auf dem Waldboden.«

»Ja – stimmt.«

»Das ist das Versteck.«

Wilden grinste. »Was soll das denn?«

Blau ließ sich herab, seinem Kumpan eine Erklärung zu geben. »Das sind sogenannte Hügelgräber. Sie stammen noch aus vorchristlicher Zeit. Die Heiden haben dort ihre Toten begraben.«

»Komme mir vor wie in der Schule.«

»Da hast du doch immer gefehlt«, spottete Blau.

Wilden stieß ihn an. »Los, geh schon, ich will endlich die Knarren sehen. Die scheiß Gräber können mir gestohlen bleiben. Wenn ich nur allein an den Rückweg denke, bin ich schon sauer.«

Bodo gab keine Antwort, sondern schaute sich um. Sie befanden sich auf einer Lichtung. Mehrere Hügelgräber gab es hier. Sie wuchsen wie Buckel aus dem Boden und wirkten irgendwie fremd und nicht in diesen Wald gehörend.

Bodo war ein vorsichtiger Mann. Aus diesem Grunde hatte ihn die Polizei noch nicht erwischt, und deshalb fiel ihm auch die verdächtige Stille auf, die hier herrschte.

Die Tiergeräusche waren verstummt. Und selbst der Nachtwind war eingeschlafen.

Über der kleinen Lichtung lag eine seltsame Stille.

Bodo ging vor. Unter seinen Füßen knackten trockene Zweige. Doppelt so laut hörten sich die Geräusche an. Er schaute nach oben. Die Bäume bildeten ein Dach. Vom Himmel war nichts zu sehen. Es funkelte auch kein Stern, und auch der Mond war hinter dicken Nachtwolken verborgen.

Eine unheimliche Atmosphäre umgab sie.

Karl Wilden merkte davon nichts. Er war ein regelrechter Bauer. Ungeduldig scharrte er mit seinem Fuß. Wilden wollte den Job endlich hinter sich bringen. Er kümmerte sich einen Dreck um Stimmungen oder um die nächtlichen Geräusche des Waldes.

Bodo Blau zählte die Gräber. Er sah vier Hügel, rechnete dabei von links nach rechts, und auf dem zweitletzten Grab blieb sein Finger ruhen.

»Das ist es«, sagte er und ging los.

Wilden folgte ihm schnell. Als er die doch schweren Steine sah, begann er zu fluchen.

»Und die sollen wir alle abräumen?«, knurrte er.

»Nicht alle. Wir legen nur den Eingang frei.«

»Meinetwegen.«

Die beiden Männer mussten um das Grab herumgehen, denn der Einstieg war zur Nordseite hin angelegt worden.

Jetzt machte sich Wilden sofort an die Arbeit. Die Aussicht auf eine rasche Rückkehr und auf das zu verdienende Geld beflügelte ihn. Er packte mit seinen Riesenpranken den ersten Stein und wuchtete ihn herum.

Fast wäre er Blau auf die Füße gefallen, er konnte gerade noch zur Seite springen.

»Pass doch auf!«, zischte Bodo.

Karl Wilden sagte nichts, er machte weiter. Wieder räumte er einen großen Stein weg, dann den dritten.

Blau beobachtete nur.

Und er hatte ein komisches Gefühl.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Da war was anders, er konnte es sich nicht erklären, aber die Gefahr schien um die beiden Männer herum zu lauern.

Seltsam …

Das Lachen seines Kumpans ließ ihn aufhorchen. »Ich hab das Zeug!«, meldete Wilden.

Bodo Blau drehte sich und sah Wilden am Boden liegen. Hände und Kopf waren innerhalb des Hügelgrabs verschwunden, dann drehte er sich auf die linke Seite und zog ein längliches Paket hervor. Es war in Ölpapier gewickelt, und die Konturen der Gewehre zeichneten sich darunter ab.

Blau war sofort da und half Wilden, das Waffenpaket hervorzuziehen. »Ist die Kiste auch da?«, fragte er.

»Gib mal die Lampe.«

Die hatte Blau an seinem Gürtel hängen. Er reichte Wilden die Leuchte in die Höhle hinein.

Seltsam kalte Luft strömte ihm entgegen. Er bekam eine Gänsehaut.

»Scheiße, die Kiste sehe ich nicht!«, erklang Wildens dumpfe Stimme.

»Aber sie muss da sein.«

»Vielleicht weiter hinten. Das komische Grab ist ziemlich groß. Hätte ich nie gedacht.«

»Dann klettere doch hinein.«

»Für 5 000 Piepen ist das aber das Letzte«, beschwerte sich Karl Wilden, dann zog er noch mal seine Beine an, gab sich Schwung und verschwand.

Blau wartete.

Das seltsame Gefühl verstärkte sich, und hätte er geahnt, was seinem Kumpan passierte, dann wäre er fluchtartig weggelaufen. So aber nahm das Schicksal seinen Lauf …

*

In der Kiste sollten Maschinenpistolen und Handgranaten liegen. Die Hamburger Unterwelt wartete auf die Waffen. Besonders eine Bande, die damit einen Krieg entscheiden wollte. Es ging um die Vorherrschaft auf der Reeperbahn, und da war man nicht zimperlich. Karl Wilden gehörte dieser Bande an. Wenn sie erst mal die Waffen hatten, dann konnten ihre Gegner, die verdammten Algerier, zusehen, wo sie blieben.

Der Grabeingang war ziemlich schmal. Dann aber ging es direkt in die Tiefe. Wilden leuchtete mit der Lampe und sah vor sich einen Schacht. Er war sauer. Wenn die Kiste da unten lag, würde es verflucht schwer werden, sie hochzuholen.

Er beugte sich vor, drehte den Arm und leuchtete in den Schacht hinein.

Im selben Augenblick geschah es.

Aus der Tiefe des Schachts stießen zwei Hände nach oben und packten erbarmungslos zu. Sie fanden mit tödlicher Sicherheit den Hals des Verbrechers und schnürten ihm die Luft ab.

Wilden wollte schreien, doch nur ein Röcheln drang aus seiner Kehle. Seine Hände fuhren hoch, um den Würgegriff zu lockern. Dabei öffnete er zwangsläufig seine Finger. Die Lampe fiel und verschwand im Schacht.

Das Unbekannte zog und zerrte.

Wilden stemmte sich gegen den Griff, schlug mit den Fäusten, doch er hatte keine Chance.

Die eiskalten Würgefinger waren stärker.

Karl Wilden bekam das Übergewicht. Mit dem Kopf zuerst stürzte er in den Schacht hinein.

Er merkte kaum, dass sich die Finger von seiner Kehle lösten, krümmte sich jedoch instinktiv zusammen, sodass er nur mit der Schulter aufprallte und sich nicht das Genick brach.

Trotzdem hatte er das Gefühl, seine linke Schulter wäre auseinandergerissen worden.

Er stöhnte auf, wälzte sich herum und tastete nach seiner Waffe.

Wilden fand sie nicht. Sie musste ihm während des Falls aus dem Gürtel gerutscht sein.

Jetzt war er waffenlos.

Irgendwo lag auch die Lampe. Ihr Schein fiel gegen eine Erdwand und leuchtete auch einen Teil der Höhle aus.

Es war ein regelrechtes Verlies. Aber kein leeres Verlies, denn Wilden sah seltsame Gegenstände, die ihn an Särge erinnerten oder Lagerstätten.

Vier insgesamt zählte er.

Seltsam daran war, dass diese Särge nicht aus Stein oder Holz bestanden, sondern aus Baumrinde und bootähnliche Maße besaßen.

Wilden hatte sich in seinem Leben nie über Hügelgräber und Bestattungsarten älterer Kulturen Gedanken gemacht, deshalb wusste er mit diesen Särgen auch nichts anzufangen.

Für ihn zählte einzig und allein, dass die Särge nicht leer waren.

Es lagen Gestalten darin.

Und was für welche.

Grausame Geschöpfe, eingetrocknet, mumifiziert, mit schlimmen Gesichtern und einer Haut versehen, die wie brüchiges Pergament schimmerte. Hier unten lebten Monster.

Dann hörte er eine Stimme.

»Du hast die Ruhe der Toten gestört, Eindringling. Dafür wirst du büßen!«

Die Stimme klang dumpf und grausam. Karl Wilden war klar, dass sie nicht spaßte.

Er spürte noch nachträglich die würgenden Hände um seinen Hals und die Druckstellen, die diese Klauen hinterlassen hatten.

Wilden bekam Angst.

Zum ersten Mal seit langer Zeit spürte er dieses Gefühl. Dieses hier war eine Szene, die er nicht fassen konnte, die sein Verstand nicht zu analysieren vermochte, sie war zu schlimm, zu unwirklich und alptraumhaft.

Er stand hier einer Welt gegenüber, die es eigentlich gar nicht geben durfte.

Höchstens in Märchen oder Sagen …

Aber Märchen und Sagen entsprachen nicht den Tatsachen. Er befand sich mitten in einem deutschen Wald, zwar unter der Erde, aber dennoch …

Wildens Gedanken wurden abrupt unterbrochen, denn nun erhoben sich die Gestalten.

Die Donnerstimme war verstummt, dafür hörte Wilden das Schaben und Knistern, das von den unheimlichen Gestalten ausging, als sie ihre Särge verließen.

Wildens Herz raste. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, weit waren seine Augen aufgerissen, er zitterte am gesamten Körper. Seine Hand tastete umher, suchte nach der Waffe, und dann fanden die Finger das kühle Metall.

Sofort packte Karl zu.

Jetzt fühlte er sich etwas besser.

Er zog die Beine an, krümmte seinen Oberkörper und stöhnte, als er sich mit der linken Schulter aufstützte.

Die Waffe in seiner Hand zitterte. Plötzlich wurde der Revolver verdammt schwer, aber Wilden biss die Zähne zusammen.

Dann schoss er.

Eine Feuerblume stach aus dem Lauf. Seltsam dumpf klang der Abschuss in diesem Verlies tief unter der Erde, und die Kugel hieb durch den vorderen grauenhaften Körper.

Der unheimliche lebende Tote zuckte zusammen, wurde auch zurückgeschleudert, aber er blieb auf den Beinen. Das schwere Kaliber hatte ein Loch in seine Brust gerissen, war am Rücken wieder herausgetreten und in der Wand steckengeblieben.

Mehr geschah nicht.