John Sinclair 1091 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1091 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1990 - 1999!

Das Geschöpf.

Wer ist dieses Wesen, das sich einmal als Schatten zeigt, durch Wände jagen kann, aber auch Gestalt annimmt und zum mordenden Monster wird? Suko und ich mussten es herausfinden. Die Spur zu ihm führte über vier vereiste Leichen und einen dreizehnjährigen Jungen, der in den Bann des Monsters geraten war.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas GeschöpfVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Geschöpf

Wer ist dieses Wesen, das sich einmal als Schatten zeigt, durch Wände jagen kann, aber auch Gestalt annimmt und zum mordenden Monster wird? Suko und ich mussten es herausfinden. Die Spur zu ihm führte über vier vereiste Leichen und einen dreizehnjährigen Jungen, der in den Bann des Monsters geraten war.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3824-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Geschöpf

Der dünne, kalte Dunst waberte durch das blasse Licht der Scheinwerfer, und die Schatten des einbrechenden Abends hatten die Helligkeit des Tages verdrängt. Die Temperatur war gefallen. Manche Pfützen hatten bereits einen dünnen Eisfilm bekommen.

Ich saß hinter dem Steuer des Rovers und lenkte ihn durch die düstere Hafengegend. Suko, der neben mir saß, wirkte entspannt, was sicherlich nicht stimmte, denn wir waren nicht zum Vergnügen unterwegs. Es ging um eine Leiche, die wir uns anschauen sollten.

Der Hafen schläft nie, heißt es. Auch an dieser Seite war die Gegend nicht in tiefes Schweigen versunken, aber der Lärmpegel war schon gedrosselt worden. Außerdem erschien der Teil verlassen. Von Betrieb konnte man nicht sprechen. Es gab Straßen, es gab Häuser, es gab hin und wieder Laternen, deren Lichter das dunkle, oft rissige Pflaster umschmeichelten und es so aussehen ließen wie von Seelen bedeckt, die sich verlaufen hatten.

Wir waren an Kneipen vorbeigefahren, auch an Häusern, in denen niemand mehr wohnte. Wir hatten hin und wieder das Wasser gesehen, auch die warme Luft, die nebelartig aus den Gullys strömte.

Den Weg zum Ziel hatten wir uns zuvor angesehen. Irgendwann würde eine Stichstraße rechts abführen, die dann an einem Hafenbecken endete. Zuvor mussten wir noch die Rückseite eines großen, kasernenähnlichen Hauses passieren, hinter dessen Mauern ein Seemannsheim untergebracht war.

Sailor’s Home, hieß es. Ein Relikt aus alter Zeit, das viele Jahrzehnte überstanden hatte und auch nicht abgerissen wurde, weil es den Menschen noch immer Obdach bot.

Ich fuhr vorsichtig. Hier in der Nähe des Wassers musste ich bei diesen Temperaturen mit Glatteis rechnen. Auf dem Pflaster schimmerte es gefährlich hell, und auch Suko saß jetzt angespannter neben mir.

Rechts tauchte die Rückseite des Seemannsheims auf. Ein mächtiger Bau. Langgestreckt, fensterlos. Eine Wand aus Steinen, die sich bis hoch zum flachen Dach zog, auf dem die Kamine kantig hervorstanden.

Ein Mann fiel mir auf.

Er hockte auf dem Boden. Eingehüllt in eine dicke Jacke, die Mütze auf dem Kopf, einen Schal um den Hals, ein bärtiges Gesicht, und Augen, die blinzelnd in das Licht der Scheinwerfer schauten, als wir uns ihm näherten. In seinen Händen hielt er eine Ziehharmonika, ein Schifferklavier, doch er spielte nicht.

»Will der festfrieren?« fragte Suko. »Das könnte mir einfallen, um diese Zeit draußen zu hocken und zu spielen.«

»Er spielt doch nicht.«

»Sehe ich auch. Warum dann das Instrument?«

»Vielleicht spielt er, wenn wir anhalten.«

»Soll ich lachen?«

Der Mann hob nicht einmal den Arm, um sein Gesicht zu schützen. Allerdings drehte er den Kopf, als wir an ihm vorbeiglitten. Dabei legte er seine Hand auf das Instrument, wie jemand, der Angst davor hatte, dass es ihm gestohlen werden könnte.

Wenig später hatten wir ihn passiert, und Suko schüttelte noch immer den Kopf.

Er saß aber starr, als er das Klopfen hörte.

Auch ich bewegte mich nicht.

Es hatte unseren Wagen erwischt. Zwei harte Schläge gegen die Fahrertür. Das gleiche Geräusch hörten wir vom Dach her und auch vom Kofferraum. Dort hatte es den Rover ebenfalls erwischt. Aber es war niemand zu sehen gewesen.

Ich bremste.

Suko hatte sich schon losgeschnallt. Er saß noch und drehte sich auf dem Sitz, weil er durch die Scheiben sehen wollte und trotzdem nichts zu Gesicht bekam.

»Das haben wir uns doch nicht eingebildet.«

»Stimmt.«

»Bist du gegen ein Hindernis gefahren, John?«

»Hast du eins gesehen?«

»Nein.«

Wir stiegen aus. Ich öffnete die Tür an meiner Seite langsamer. Sie stieß weder gegen ein Hindernis noch an die Mauer des Sailor’s Home. Ich konnte den Wagen ebenso wie Suko normal verlassen.

Im Auto war es warm gewesen. Jetzt spürten wir die Kälte, die auf uns lastete. Es war nicht windig, zumindest nicht hier, aber feucht, und das machte das Wetter wenig angenehm.

Ich schaute an der rechten Fahrerseite nach, ohne etwas zu entdecken. Es gab keine Beule im Metall, und irgendwelche Kratzer konnte ich bei dem Licht nicht sehen.

Suko suchte das Dach so gut ab wie möglich. Auch dort sah er keine Veränderungen, wie er mir sagte, und so blickten wir uns über den Wagen hinweg an.

»Geirrt haben wir uns nicht«, sagte ich. »Ich habe auch hier kein Hindernis gesehen.«

»Eben.«

»Was war es dann?«

»Ein Angriff aus dem Unsichtbaren.«

Ich schüttelte den Kopf. Daran wollte ich nicht glauben, obwohl wir schon die unwahrscheinlichsten Dinge erlebt hatten und so etwas nicht ausschließen konnten. Aber dafür gab es auch keinen Grund.

Ich drehte mich herum, um die Mauer des Sailor’s Home nicht mehr im Rücken zu haben. Mein Blick glitt über das Gestein hinweg. Die Hoffnung, eine Lücke zu finden, erfüllte sich nicht. Die Mauer blieb dicht und fest geschlossen. Stein auf Stein, dick und klotzig, dabei bräunlich schimmernd oder mit einer dünnen Moosschicht bedeckt.

Von dort war der Angriff nicht erfolgt.

Also doch eine Täuschung.

In diesem Augenblick erreichte uns die Musik. Der bärtige Mann begann zu spielen. Er hatte sein Instrument aufgenommen, drückte es zusammen, zog es auseinander und spielte uns ein Ständchen, dessen Weise sich klagend anhörte.

Wir hatten uns gedreht und schauten zu dem Alten hin. Er saß jetzt aufrechter. Die Mauer stützte seinen Rücken. Er spielte, schaukelte dabei leicht und hatte den Kopf gedreht. Das Lied war ein Shanty. Allerdings nicht fröhlich, sondern eher traurig und verloren klingend. Als wollte er durch das Lied seine eigene Wehmut zu uns rüberbringen.

»Das wäre ein Zeuge, John.«

»Ich wollte gerade gehen.«

Es war nicht weit. Vielleicht zwanzig Meter. Weit hinten ragte eine Lampe wie ein geknickter Arm von der Mauer weg nach vorn. Die Laterne sah aus wie ein blasses kaltes Auge.

Wir gingen auf den einsamen Musiker zu, der uns jetzt entgegenschaute und nicht aufhörte zu spielen. Er wiegte dabei den Kopf, obwohl die Melodie alles andere als fröhlich war. Gehört hatte ich sie schon einmal, der Text war mir unbekannt.

Vor dem Mann blieben wir stehen. Er hörte noch nicht auf. Er schaute nur zu uns hoch. Von seinem Gesicht sahen wir nicht viel. Das lag an seinem grauen Bart, der praktisch überall wuchs, und auch an seiner breiten Schiffermütze, deren Schirm er in die Stirn gezogen hatte. Er zog das Schifferklavier noch einmal auseinander, so lang, dass fast keine Falten mehr zu sehen waren, und die Musik hörte mit einem letzten klagenden Laut auf, der sehr schnell verwehte.

Langsam legte er den Kopf zurück, damit er uns besser sehen konnte. Das Instrument ließ er sinken. Wir sahen, dass er nicht direkt auf dem Boden saß, sondern auf einem Lederkissen.

Ich nickte ihm zu. »Guten Abend, Mister. Schöne Musik.«

Er lachte. Dann holte er ein Tuch hervor und wischte über seinen breiten Mund. »Finden Sie?«

»Ja. Zwar ein wenig traurig, aber …«

»Soll ich in dieser Welt noch jubeln und einen Chor der Engel imitieren?«

»Das kommt auf den Menschen selbst an.«

»Aber die Menschen sind schlecht.«

»Nicht immer«, widersprach ich.

»Ich habe wenig gute kennengelernt.«

»Sie spielen immer hier?« fragte Suko.

»Ich spiele, aber nicht immer hier an dieser Stelle.«

»Sie verdienen so Ihren Lebensunterhalt, nehme ich an.«

»Was man so Lebensunterhalt nennt.«

»Hier kommt wohl niemand vorbei, der Ihnen etwas gibt. Warum hocken sie hier in der Kälte?«

»Weil ich allein sein möchte. Manchmal muss der Mensch allein sein. Ich spiele dann, was ich will. Ansonsten, wenn ich durch die Kneipen tingele, muss ich immer fröhliche Lieder spielen. Danach ist mir kaum zumute, wenn ich ehrlich bin.«

Ich fragte ihn, wie lange er hier schon in der Kälte saß und Musik machte.

Mit einer Hand winkte er ab. »Das weiß ich nicht genau. Ich war dabei, Feierabend zu machen.«

»Und Sie haben nichts gesehen?«

Der Alte lachte. »Was soll ich denn gesehen haben? Ich bin ein Mann der Musik. Fragen Sie die Gäste in den Pubs und Kneipen. Da ist Old Jugg bekannt.«

»Toller Name.«

»So heiße ich eben.« Er bewegte sich zur Seite, um sich abstützen zu können. Dann stand er auf und schulterte mit einer geschickten Bewegung das Instrument. Er hob sein ledernes Sitzpolster auf, schaute zu unserem Wagen hin und wollte sich entfernen.

»Einen Moment noch, Old Jugg«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Was ist denn?«

Ich schaute in das vom Leben gezeichnete Gesicht mit der ledrigen Haut und suchte seinen Blick. Seine Augen waren grau, blass, aber nicht tot. Er war schon ein Mensch, der sah, und er konnte auch ein guter Zeuge für uns sein.

»Habe Sie gesehen, wer da gegen unseren Wagen geschlagen hat?«

»Ähm … wie?«

»Ja, gegen unseren Wagen. An die rechte Seite, auf das Dach und gegen den Kofferraum.«

»Ich war es nicht!«

»Okay, das dachten wir uns. Es passierte auch, nachdem wir an Ihnen vorbeigefahren waren. Aber wir haben uns diese Schläge nicht eingebildet. Die hämmerten und kratzten gegen die Karosserie. Als wir ausstiegen und nachschauten, war nicht zu sehen. Jetzt stehen wir vor einem Rätsel, bei dessen Auflösung Sie uns vielleicht helfen können.«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht.«

»Sie haben also nichts gesehen?« fragte Suko.

»Wirklich nicht.«

»Kein Tier?«

»Wieso Tier?«

»Ein Hund oder eine Katze, die unseren Wagen angesprungen hat?«

Der einsame Musiker lachte. »Auch wenn ihr mich noch weiter fragt, ich kann euch nicht helfen.« Er drehte sich auf der Stelle. »Aber in dieser Gegend passiert viel. Sie ist nicht so einsam wie sie auf den ersten Blick hin wirkt. Das muss ich euch schon sagen. Nicht alles ist wirklich leer, auch wenn es so aussieht. Man muss immer hinter die Fassaden schauen, dann gibt es auch dort Leben, wo man auf den ersten

Blick hin nichts sieht.«

»Sorry, das ist schwer für uns zu verstehen«, sagte ich.

»Ah, ihr seid doch Polizisten, denkt nach.«

»Woher wissen Sie das?«

»Auge.« Er tippte gegen seine linke Wange. »Wer so alt geworden ist wie ich, kennt das Leben.« Sein breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Einer wie ich weiß, wie die Dinge des Lebens gerichtet sind. Ich habe schon zu viel durchgemacht. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss gehen.«

Wir konnten ihn nicht festhalten, aber wir trauten ihm beide nicht. Er tippte lässig gegen den Schirm seiner Mütze und drehte sich von uns weg. Mit den Sohlen seiner hohen Schuhe schlurfte er über das Pflaster. Das Instrument drückte wie ein schweres Gewicht gegen seinen Rücken. Er ging krumm wie jemand, der sich nur mühsam auf den Beinen halten kann. Schließlich machte ihn der Dunst zum Geist, der vor unseren Augen verschwand. Er und seine Musik waren nur noch Erinnerung.

»Tja«, sagte Suko, »jetzt frage ich dich, ob du das alles verstehst, John.«

»Nein.«

»Aber wir haben uns die Schläge gegen unseren Wagen ebensowenig eingebildet wie den Alten. Nur dass wir ihn gesehen haben und das andere nur gehört. Traust du ihm eigentlich?«

Ich schaute auf das Pflaster und schwang ein Bein hin und her. »Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er hat uns die Rolle eines alten und lebenserfahrenen Mannes vorgespielt., Das mag er auch sein. Andererseits gehe ich davon aus, dass Old Jugg es faustdick hinter den Ohren hat.«

»Dann hat er uns auflaufen lassen, denn die Schläge gegen den Rover waren da. Darauf verwette ich meinen Hut.«

»Sofern du einen hast.«

»Richtig.« Suko ging weiter. Er schaute sich dabei die Mauer an, wie jemand, der nach einer Lücke sucht. Aber da war nichts. Die Mauer zeigte kein Loch, keinen Riss. Sie war ein lückenloses Gebilde aus zahlreichen Steinen.

Suko hatte den Wagen erreicht und war neben ihm stehen geblieben. Es gab keine weiteren Menschen in dieser Hafengasse. Wir waren allein. Weiter vorn lag eine hellere Glocke über dem Boden. Da mussten wir auch hin, da würden die Kollegen auf uns warten und sicherlich sauer sein, weil wir so spät eintrafen.

Ich nahm wieder hinter dem Lenkrad Platz und startete. Mit einer Hand deutete ich auf die Mauer. »Sie gefällt mir nicht, Suko. Du kannst sagen, was du willst. Da ist etwas gewesen.«

»Es gibt keinen Zugang zu irgendeinem Keller«, sagte er. »Da habe ich schon nachgesehen.«

»Dann ist der Angreifer eben aus der Mauer gekommen!« beharrte ich.

»Meinst du?«

»Sag mir was Besseres.«

»Fahr lieber weiter …«

*

Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, da hatten wir das Ziel erreicht. Es war auch nicht zu übersehen gewesen. Schon als wir in die Stichstraße einbogen – ein mit Kopfsteinpflaster bedeckter Weg –, leuchteten die Scheinwerfer das Ende der Gasse an und damit auch die Wagen der Kollegen, die sich auf dem Kai versammelt hatten. Beamte der Hafenpolizei waren ebenfalls dabei.

Wir rollten an der Absperrung vorbei und fanden etwas abseits einen Parkplatz. Hier roch es noch feuchter. Vom Wasser her stieg Dunst auf. Der Fluss selbst lag jenseits der Hafenanlage, an der wohl früher einmal gearbeitet worden war. Jetzt standen wir auf einem brachliegenden Gelände. Schienenreste, die im Nichts endeten, schimmerten bläulich zwischen rostigen Stellen. Unkraut hatte sich seinen Weg bahnen können. Betonplattformen standen herum wie angelegte Spielplätze für Inliner. Der Wind hatte manchen Abfall hergeweht, der sich in den Ecken gesammelt hatte.

Die großen Lichter, die die Nacht zum Tag machten, leuchteten von der anderen Seite des Flusses her, und die Tower Bridge war ebenfalls zu erkennen. Trotz der relativen Nähe so weit weg, als schwebte sie zwischen den Sternen.

Ein Kollege kam uns entgegen. Er trug einen Ledermantel und rauchte Pfeife. Auf seinen Kopf hatte er eine Schiebermütze gesetzt, die ihn vor der Kälte schützen sollte. Wir kannten Tony Brings und wussten, dass nur noch wenige Haare auf seinem Kopf wuchsen. Dafür verteilten sich einige über der Oberlippe als grauer Bart.

Als er uns ansprach, nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, nahm er die Pfeife nicht aus dem Mund.

»Ihr kommt spät.«

»Wir wurden aufgehalten.«

»Okay.«

»Was ist mit der Leiche?« fragte Suko.

»Wir haben sie für euch aufbewahrt.«

»Wie nett.«

Brings lachte. »Ja, ja, immer einen Scherz auf den Lippen. Hatte ich auch, dann nicht mehr, und jetzt habe ich ihn wieder.«

»Warum das?«

»Weil ich wette, Mr. Sinclair, dass ich den Fall abgeben kann. So einfach ist das. Ich werde den Fall an Sie abgeben, denn was da aus dem Wasser gefischt wurde, kann uns nicht gefallen. Außerdem ist es nicht der erste Tote, der so aussieht.«

»Wie unser Chef, Sir James, gesagt hat, sind es nur Männer gewesen.«

»Mit diesem hier vier.«

»Wissen Sie mehr darüber?« erkundigte sich Suko.

»Nein, über die Letzte nicht. Über die drei Ersten schon. Es waren alles arme Teufel. Bei ihnen hat es sich nicht gelohnt, nach Geld zu suchen. Man hätte kaum etwas gefunden.«

»Wie weit sind Sie denn mit den anderen Untersuchungen gediehen?« fragte ich.

»Sehr weit, Mr. Sinclair. Wir wissen jetzt, dass zumindest drei der Toten hier in der Nähe gewohnt haben. Und zwar in diesem Seemannsheim. Das ist ein ziemlich großer Klotz …«

»Wir sind daran vorbeigefahren«, antwortete ich leise und dachte an den Angriff, der uns erwischt hatte. Sollte es da einen Zusammenhang mit den Toten geben?

Unsinn, ein Zufall …

»Haben Sie was, Mr. Sinclair?« Tony Brings war wohl meine kurze Nachdenklichkeit aufgefallen.

»Nein, gar nichts.«

Da Suko mir einen schrägen Blick zuwarf, wusste ich, dass er die gleichen Gedanken verfolgt hatte.

Der Tote war nicht zu sehen, obwohl er nicht im Wasser lag. Umherstehende Kollegen von der Mordkommission und der River Police nahmen uns die Sicht. Sie schauten hoch, als wir bei ihnen stehen blieben.

Tonys Brings machte uns auch mit