John Sinclair 11 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 11 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Irre mit der Teufelsgeige. Der Schwarze Tod war erschienen! Er kam als Dämon zur Erde und führte die Kräfte der Hölle an. In jede Gestalt konnte er sich verwandeln und war nicht zu fassen. John Sinclair hatte ihm den Kampf erklärt. Doch der dämonische Zauber ergriff auch ihn. Kann John Sinclair sich aus den Fängen seines Erzfeindes befreien? John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 147

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Irre mit der TeufelsgeigeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Irre mit der Teufelsgeige

Der Schwarze Tod war erschienen! Er kam als Dämon zur Erde und führte die Kräfte der Hölle an. In jede Gestalt konnte er sich verwandeln und war nicht zu fassen. John Sinclair hatte ihm den Kampf erklärt. Doch der dämonische Zauber ergriff auch ihn. Kann John Sinclair sich aus den Fängen seines Erzfeindes befreien?

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2765-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Irre mit der Teufelsgeige

Es war ein schreckliches Bild!

Aus dem Nebel einer unwirtlichen Landschaft schälte sich eine makabre Gestalt. Sie wuchs von Sekunde zu Sekunde, wurde himmelhoch und verdrängte den feurigen Nebel, der sie umschwebte.

Die Gestalt war ein Dämon. Sie trug eine schwarze, enganliegende Jacke und Hosen in der gleichen Farbe. Aus dem Halsausschnitt ragte ein grässlicher Totenschädel. Pechschwarz und mit riesigen weißen Augen, in denen die Kälte des Pols zu schimmern schien.

Dieser Unheimliche war kein Geringerer als der Schwarze Tod. Mein Erzfeind Nummer eins …

Ich sah das schreckliche Bild, wollte es vor meinen Augen wegwischen. Es ging nicht.

Jetzt öffnete sie ihren Rachen. Weit sah ich hinein, wie in einen Schlund der Hölle. Ein lautloses Lachen schüttelte den Knochenmann. Sein rechter skelettierter Arm fuhr vor, zeigte auf einen Gegenstand, nahm ihn dann in die Höhe und präsentierte ihn meinen Blicken.

Es war ein Sarg!

Mit Buchstaben darauf, die sich zu einem Wort aneinanderreihten, zu einem Namen …

Urplötzlich war das Bild verschwunden. Nichts blieb mehr. Nur eine gähnende schwarze Leere.

Ich erwachte, riss die Augen auf, schnappte nach Luft wie jemand, der im letzten Augenblick dem Tod durch Ertrinken entronnen ist. Mein Herz hämmerte, in meinem Kopf rauschte es. Ich fühlte mich wie nach einem Vollrausch.

Der Albtraum hatte mich fertiggemacht.

Ich drehte den Kopf. Durch das Schlafzimmerfenster sickerte schwacher Lichtschein. Draußen war Vollmond. Die Zeit der Geister, Feen und Dämonen.

Der Druck wollte einfach nicht weichen. Ich drehte mich zur Seite, fühlte unter mir das Bettlaken. Es war nass, durchgeschwitzt. Ich musste im Traum Höllenängste ausgestanden haben.

Ich lag also in meinem Bett. Wo auch sonst? Ich hatte mich früh am Abend niedergelegt. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Ich wollte richtig ausschlafen. Und dann kam dieser verdammte Traum.

Der Schwarze Tod war mir erschienen!

Gütiger Himmel, wenn ich daran dachte! Der Schwarze Tod war ein Dämon, ein Abbild des Grauens, ein Magier, ein Teufel – und Asmodis’rechte Hand. Wahrhaftig, die Kräfte der Hölle machten ihre Heerscharen mobil, und der Schwarze Tod führte sie an.

Es war eine Person, die niemand zu fassen bekam. Sie hatte mir den Kampf erklärt. Deutlich erinnerte ich mich an das Haus im Spessart, an dieses Albtraumschloss. Dort war ich ihm zum ersten Mal begegnet, und dort hatte er mir seine Macht bewiesen, hatte mit mir gespielt. Und ich war machtlos, einfach unfähig, ihn zu besiegen.1

Eine bedrückende Vorstellung, die bei mir in Depressionen mündete. Ich wusste, dass etwas Unbeschreibliches auf die Menschheit zukam. Die Frage war nur – was?

Meine Freunde und ich mussten diesen Dämon aufhalten. Aber wie?

Ich stieg aus dem Bett, knipste die Nachttischleuchte an. Der warme Schein beruhigte meine Nerven nicht. Im Gegenteil, ich kam mir unsagbar allein gelassen vor, obwohl Suko, mein chinesischer Freund, nur ein Appartement weiter wohnte. Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu wecken, ließ es aber bleiben. Es reichte, wenn ich aufgerüttelt worden war. Ich wollte Suko nicht um seine verdiente Nachtruhe bringen.

Ich verließ das Schlafzimmer und ging in die kleine Küche. Im Dunkeln zündete ich mir eine Zigarette an, setzte mich neben das Fenster und blies den Rauch gegen die Scheibe. In meinem Mund machte sich ein pelziger Geschmack breit. Ich bekämpfte ihn mit Orangensaft und Eis. Die Würfel klingelten gegeneinander.

Meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Schwarzen Tod zurück. Sein Alter war nicht zu erfassen. Seit Jahrhunderten geisterte er durch die Geschichte, war verantwortlich für Kriege und Seuchen und holte in unserer modernen, technisch hoch entwickelten Welt zu einem neuen, seinem größten Schlag aus.

Ich stäubte die Asche ab und nahm hin und wieder einen Schluck. Meine Blicke glitten durch das Fenster über die Millionenstadt an der Themse hinweg. Ich sah die Lichter der Tower Bridge, den schlanken, angestrahlten Turm von Big Ben und die dunkle Fläche des Hyde Parks, in dem tagsüber das Leben überschäumte.

Sollten all diese Schönheiten dieser Stadt einmal zerstört werden? Sollten die Apokalyptischen Reiter als Sendboten des Teufels über diese Stadt herfallen?

Ich spürte, wie sich der Widerstand in mir regte, wie der alte Kampfeswille emporloderte und aus dem Bürger John Sinclair wieder der Geisterjäger wurde.

Nein, ich würde alles in meiner Macht Stehende versuchen, um diesem grausamen Treiben Einhalt zu gebieten.

Plötzlich wurde meine Gedankenkette unterbrochen. Etwas Seltsames erreichte mein Ohr. Ich konzentrierte mich, doch die Töne blieben.

Ja, es war Musik, was ich vernahm.

Geigenspiel …

Schmelzend, schluchzend, weinend. Von unsagbarem Leid erzählte die Melodie. Im nächsten Augenblick verbreitete sie himmelhochjauchzende Freude. Phantastisch gespielt, wunderbar anzuhören. Der Geiger musste ein Meister seines Fachs sein.

Ich begann, mich auf das Spiel zu konzentrieren, und versuchte, den unbekannten Künstler zu lokalisieren. Es gelang mir nicht. Das Geigenspiel schien von überallher zu kommen. Von oben, von unten, von links, von rechts.

Ich lauschte. Das Spiel war von einer dämonischen Faszination. Es nahm mich gefangen, zog mich in seinen Bann, wie vor wenigen Stunden noch der Traum.

Traum?

Abermals dachte ich an den Schwarzen Tod und erinnerte mich, dass er jede beliebige Gestalt annehmen konnte. Warum nicht die eines Geigenspielers?

Unsinn – jetzt sah ich wirklich schon Gespenster. Nein, der Virtuose musste irgendwo im Haus sitzen und spielen.

Aber zu dieser Stunde?

Ich lauschte weiter der Melodie. Er spielte ein Stück, das ich nicht kannte. Irgendetwas Klassisches vermutlich.

Die Minuten verrannen, während ich entzückt dem Geigenspiel lauschte. Es drang in meine Seele ein, schien sie aus dem Körper lösen zu wollen, um mit ihr in die Unendlichkeit zu entfliehen.

Ich vergaß die Umwelt, die Wohnung, meinen Traum. Ich vergaß mich selbst.

Es war ein Fehler.

Ich achtete nicht auf die beiden roten Punkte am nachtschwarzen Himmel, die rasend schnell näher kamen, immer größer wurden und plötzlich dicht vor dem Fenster schwebten.

Mein Blick fraß sich in die glühenden Augen. Ich sah die schillernde rote Farbe, die mich an Blut erinnerte.

Blut …

Da spürte ich die Gefahr. Mein tausendfach geschulter Instinkt ließ mich handeln.

Ich warf mich vom Stuhl.

Im gleichen Atemzug noch zersplitterte über mir die Fensterscheibe. Es gab ein klirrendes Geräusch, als das Thermophenglas zerknallte. Die Scherben wirbelten über mich hinweg ins Zimmer, und ihnen folgte ein Untier.

Ich hörte Flügelschlagen, vernahm ein krächzendes Geräusch, das mir durch Mark und Bein drang und schlug mit den Armen um mich.

Ich traf etwas Weiches, Nachgiebiges, bekam einigermaßen Luft, sprang hoch und kam auf die Füße.

Meine Hand schlug auf den Lichtschalter. Die Helligkeit blendete mich im ersten Moment, ich sah aber, was mich angegriffen hatte.

Eine Eule!

Eine riesige Eule mit blutroten Augen und einem langen, gekrümmten Schnabel. Ihre beiden Schwingen reichten von einer Wand zur anderen.

Die Eule hockte auf dem Tisch. Das Glas war zu Boden gefallen und zerbrochen. Der Orangensaft hatte eine gelblich schimmernde Lache unter dem Stuhl gebildet.

Ich kam nicht mehr dazu, die Flucht zu ergreifen und meine Waffe zu holen, denn die Eule griff an.

Sie war schnell wie der Blitz.

Gerade noch gelang es mir, die Arme hochzureißen und mein Gesicht zu schützen, da hackten die Krallen schon gegen meine Brust.

Ich kämpfte verbissen, bekam den Hals des Tieres zu packen, drehte ihn herum, und schaffte es, die Eule wegzustoßen und zu Boden zu schmettern.

Sie flatterte wild mit den Flügeln. Federn flogen wie Schneeflocken umher, doch verletzt war sie nicht.

In Bruchteilen von Sekunden wurde mir bewusst, dass ich es hier nicht mit einem normalen Tier zu tun hatte. Nein, diese Bluteule war ein Dämon.

Ein Dämon, der mich töten wollte.

Ich sprang zur Tür, riss sie wuchtig auf und stürzte in die kleine Diele. Noch im Fallen drosch ich die Tür mit dem rechten Fuß wieder zu. Ein klatschendes Geräusch zeigte mir an, dass die Eule gegen das Holz geprallt war.

Ich durfte keine Sekunde mehr verlieren, jagte in den Living-room, riss dort die Schublade einer kleinen Kommode auf und hielt im nächsten Atemzug meine Beretta in der Hand.

Die Pistole war mit geweihten Silberkugeln geladen, eine Waffe, die für fast jeden Dämon tödlich wirkte. Wenigstens für Horrorwesen der unteren und mittleren Kategorie.

Die Bluteule tobte in der Küche. Ein hartes, pochendes Geräusch war zu hören, als sie mit ihrem Schnabel gegen die Tür hämmerte. Dieses verdammte Biest kämpfte verbissen.

Ich auch.

In meiner Wohnung brannte jetzt überall Licht. Auch in der Diele, durch die ich mich zur Küchentür zurückschlich.

Die Eule musste eine ungeheuere Kraft besitzen. Sie hämmerte von innen so stark gegen das Türblatt, dass der Boden erzitterte. Zögernd tastete sich meine linke Hand in Richtung Klinke, während ich in der rechten die Beretta hielt.

Alles musste blitzschnell gehen. Ich durfte mich auf keine Kompromisse einlassen.

Die Tür aufreißen, zielen, schießen, treffen …

Ich griff an, befolgte meinen Vorsatz in der gleichen Reihenfolge. Die Tür ging nach innen auf. Durch meine überraschende Attacke wurde die Eule gegen einen Schrank gedrückt. Ich huschte durch den Türspalt, befand mich im nächsten Augenblick im Rücken des dämonischen Tieres, ließ die rechte Hand mit der Waffe vorschnellen und feuerte.

Trocken bellte die Beretta auf. Ihr Druck jagte die geweihten Silberkugeln aus dem Lauf und in den Körper der Eule. -

Grässlich kreischte sie auf, schlug wild mit den Flügeln, sodass ich zurückweichen musste.

Dumpf klatschte das dämonische Tier zu Boden. Es zuckte ein paar Mal und blieb dann liegen.

Still … tot …

Doch dann geschah etwas Seltsames. Die Eule begann sich zu verwandeln. Die Federn fielen ab, als würde eine unsichtbare Hand sie ausreißen. Die Haut des Tieres kam zum Vorschein. Aus den Poren stieg weißer Dampf zur Decke auf.

Durch die zerborstene Scheibe pfiff der Wind. Die Schwaden wurden in meine Richtung gedrückt, reizten mich zum Husten. Tränen traten in meine Augen, und hätte ich nicht so dicht am Fenster gestanden, wären meine Lungen vielleicht geplatzt.

So aber verflüchtigte sich der Qualm.

Zurück blieb …

Ich stutzte, hielt den Atem an, schüttelte den Kopf, schloss die Augen, öffnete sie wieder, doch das Bild blieb.

Vor mir lag nicht die tote Eule.

Auf dem Boden ruhte – ein junges Mädchen!

*

Ich war mit einem Schritt bei ihr, ging neben ihr in die Knie und fühlte den Puls.

Kein Ausschlag. Nichts. Das Mädchen war tot.

Jetzt kamen die Vorwürfe. Ich hätte sie nicht zu töten brauchen, hätte versuchen müssen, die Eule auf eine andere Art zu besiegen. Aber wer konnte vorher wissen, dass diese mordgierige Eule in Wirklichkeit ein junges Mädchen war?

Seltsam drückend kam mir die Stille in der Wohnung vor. Auch das Geigenspiel war nicht mehr zu hören. Ob es etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun hatte?

Fast kam es mir so vor.

Das Girl lag auf der Seite, hatte das rechte Bein angewinkelt. Es war nackt. Ich drehte es behutsam auf den Rücken. Das lange blonde Haar umrahmte das Gesicht wie ein goldenes Vlies. Die Lippen waren halb geöffnet. Die Nase war klein und zierlich. Sie wurde von winzigen Sommersprossen umrahmt. Über den schönen blauen Augen lag jetzt die Starre des Todes.

Dicht unterhalb der linken Brust befanden sich die beiden Einschusslöcher. Kein Tropfen Blut war aus den Wunden gequollen, nicht einmal schwarzes Dämonenblut befand sich in ihrem Körper.

Ich hatte sie noch nie im Leben gesehen. Minutenlang starrte ich auf die Tote und merkte, wie sich eine innere Leere in meinem Körper breitmachte.

Es gibt Typen, denen macht es nichts aus, wenn sie einen anderen Menschen erschossen haben. Ich gehöre nicht dazu.

Irgendwann stand ich auf. Wir hatten Anfang März, und durch das zerbrochene Küchenfenster pfiff ein scharfer Wind. Er bauschte meine Schlafanzugjacke auf und jagte einen kalten Schauer über meinen Rücken. Schon einmal hatte mir ein Glaser eine neue Scheibe in das Küchenfenster einsetzen müssen. Es war schon einige Zeit her, und ich hatte mir damals geschworen, Rollos vor die Scheiben montieren zu lassen. Aber wie das so ist, meistens gerät solch ein Vorsatz dann in Vergessenheit.

Ich ging zurück in mein Schlafzimmer und zog mich an. Dabei ließ ich mir das Geschehen noch einmal durch den Kopf gehen. Ich wusste nicht, was die Mächte der Finsternis mit dem Angriff auf meine Person bezweckten. Eines war jedoch sicher, der geheimnisvolle Schwarze Tod plante eine große Sache.

Ich zog Hose, Rollkragenpullover und Jacke über. Anschließend schlüpfte ich in die Slipper.

Mir fiel Suko ein. Mein chinesischer Kampfgefährte hatte sich nicht gemeldet. Er hatte einen unerhört leichten Schlaf und hätte den Krach der zersplitternden Scheibe hören müssen.

Da stimmte etwas nicht.

Suko besaß einen Schlüssel zu meiner Wohnung, wie ich von seiner. Ich nahm den Zweitschlüssel und lief auf den Flur, der verlassen vor mir lag.

Die halbrunden Lampen an der Decke spendeten trübes Licht.

Mit zitternden Fingern schob ich den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum.

Ich stürmte in die Wohnung.

»Suko,?«

Keine Antwort. Alles war ruhig. Ich machte Licht, wandte mich nach links, dem Schlafzimmer zu.

Ich stieß die Tür auf. Ein Druck auf den Lichtschalter. Es wurde hell.

Tief sog ich den Atem ein. Ich sah den Schrank, den Spiegel an der Wand – und das Bett.

Es war leer.

Von Suko fehlte jede Spur.

Hinter mir ein Geräusch. Ich wirbelte herum, riss die Beretta aus dem Hosenbund und ließ die Waffe gleich wieder sinken.

Vor mir stand Suko. Aber wie sah er aus!

Erschöpft, die Kleidung zerfetzt, das Gesicht geschwollen. Die Haut schillerte grün und blau. Ich sah blutige Stellen an seinem Körper und bemerkte, dass Suko Mühe hatte, Luft zu bekommen.

»Mein Gott, was ist geschehen?«

Suko wankte. Er biss die Zähne aufeinander, hielt sich am Türrahmen fest.

Ich stützte ihn. »Rede. Was war los?«

Sukos Atem pfiff. »Gib mir erst einen Schluck Wasser.« Seine Stimme war kaum zu verstehen.

Ich führte den Chinesen in den Living-room. Dort ließ Suko sich in einen Korbsessel fallen. Das einzige Möbelstück, dass nicht umgestürzt war. Sonst sah er in dem Raum aus wie auf einem Schlachtfeld.

Suko lief der Schweiß in dicken Tropfen über das Gesicht. Er musste einen mörderischen Kampf hinter sich haben. Ich kannte ihn jetzt lange genug, um zu wissen, dass Suko so leicht nichts umwarf. Wenn er fightete, war er wie ein Wirbelsturm. Und wenn ihm jemand so zusetzte, dann musste der Gegner schon übermächtig sein.

Ich reichte ihm das Wasserglas. Suko trank in langen, gierigen Zügen und sah mich dabei über den Rand des Glases hinweg an.

Auch ich war verletzt. Die Krallen dieser Eule hatten mir vor der Brust die Schlafanzugjacke aufgerissen und dabei auch die Haut nicht verschont. Ich wollte später die brennenden Wunden mit Jod versorgen.

Suko gab mir das Glas zurück. Dann begann er zu berichten. Seine Stimme klang jetzt klarer. »Ich habe geschlafen, bis mich dieses verdammte Geigenspiel aufgeweckt hat. Aber ich konnte nicht aufstehen, John. Etwas hielt mich im Bett fest, würgte meine Kehle. Du kennst mich. Ich bin kein Angsthase, aber da bin ich doch in Panik geraten.«

»Was hat dich gewürgt?«, fragte ich.

Suko – ein Kerl mit der Figur eines Preisringers und keinem Gramm Fett zu viel am Körper – blickte mich ratlos an. »Ich weiß es nicht, John. Ich konnte nur tasten. Das muss eine Schlange oder etwas Ähnliches gewesen sein.«

Mein Blick muss wohl ziemlich ungläubig gewesen sein, denn Suko nickte heftig. »Es war wirklich so ein Ungetüm, John.«

»Aber wie soll es in die Wohnung gekommen sein?«

»Keine Ahnung. Ich war ja nur froh, als ich das verdammte Biest vom Hals hatte. Selten habe ich mich so elend gefühlt, das kannst du mir glauben. Ich dachte, das Ungeheuer bricht mir sämtliche Knochen. Teufel auch.«

»Und in meinem Apartment liegt ein totes Mädchen«, fügte ich Suko den nächsten Schock hinzu.

Diesmal schaute er ungläubig.

Ich begann zu berichten. Beide waren wir der Meinung, dass dieses Geigenspiel etwas mit den unheimlichen Vorgängen zu tun hatte.

»Fragt sich nur, wer hier im Haus Geige spielt«, meinte Suko. »Denn als ich mich befreit hatte, war von dem Untier auch nichts mehr zu sehen. Ich bin danach benommen durch die Wohnung getorkelt. Da kommt was auf uns zu, John.«

Ich lachte bitter. »Wem sagst du das?«

Suko stützte sich hoch. »Und jetzt?«, fragte er.

Ich steuerte Sukos Telefon an. »Ich werde erst einmal zusehen, dass die Leiche aus meiner Wohnung abgeholt wird. Und dann müssen wir uns um diesen Geigenspieler kümmern. Anschließend geben wir den Takt an, nach dem er zu spielen hat.«

Ich war damals noch ziemlich optimistisch. Aber irgendjemand hat mal gesagt, dass Optimisten auch Narren sind. Nur hatte ich daran nicht gedacht …

*