John Sinclair 1121 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1121 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Wenn Totenmasken leben ...

Jolanda Juffi war eine besondere Person. Als Besitzerin einer kleinen Pension in Essex war sie stolz darauf, viele Stammgäste zu haben.

Auch sie lebten nicht ewig. Von jedem Stammgast, der verstorben war, ließ sich Jolanda eine Totenmaske vererben.

Eine Erinnerung - sollte man meinen. Doch niemand ahnte, wer Jolanda Juffi wirklich war und welch teuflischen Ziele sie mit den Masken verfolgte ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 128

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumWenn Totenmasken leben …Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Wenn Totenmasken leben …

Jolanda Juffi war eine besondere Person. Als Besitzerin einer kleinen Pension in Essex war sie stolz darauf, viele Stammgäste zu haben.

Auch sie lebten nicht ewig. Von jedem Stammgast, der verstorben war, ließ sich Jolanda eine Totenmaske vererben.

Eine Erinnerung – sollte man meinen. Doch niemand ahnte, wer Jolanda Juffi wirklich war und welch teuflischen Ziele sie mit den Masken verfolgte …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3854-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Wenn Totenmasken leben …

Ein mächtiger Wind trieb die Wolkenherde wie helle, flüchtende Schafe über das Meer, den Strand und das Land hinweg. Der Wind brauste, winselte, jammerte oder flötete, um irgendwann mit stöhnenden Geräuschen zusammenzubrechen.

Dann wurde es still.

Nicht ganz.

Wer genau hinhörte, dem fielen sie auf: die leisen, gequälten und traurigen Stimmen.

Der Gesang der Toten …

»Ihr Paket, Madam …«

Jolanda Juffi lächelte. »Ah, das ist wunderbar, mein lieber Sean. Kommen Sie doch herein.«

Der junge Briefträger schaute sich um. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Es war noch nie vorgekommen, dass ihn diese Frau in ihr Haus gebeten hatte. Ehrlich gesagt, fürchtete er sich ein wenig davor. Er konnte nicht verstehen, dass es Menschen gab, die hier ihre Ferien verbrachten.

»Madam, ich …«

Sie ließ ihn nicht ausreden. »Stellen Sie sich nicht so an, Sean. Wir kennen uns. Sie bringen mir immer die Post. Über Jahre hinweg. Die Pakete sind stets pünktlich eingetroffen, auch dieses hier.« Sie senkte den Kopf und nickte dem Viereck zu, das der Briefträger zwischen seinen Händen hielt. Ein Band war um das bräunliche Papier gewickelt worden. Recht locker. Nicht so fest wie es eigentlich hätte sein sollen.

Der Briefträger stand noch immer unschlüssig an der Türschwelle. Jolanda Juffi besuchte er stets als letzte Person auf seiner Tour. Danach war Feierabend. Das wollte er auch an diesem späten Nachmittag so halten, aber es war der Blick der Frau, dem er nichts entgegensetzen konnte.

Sie starrte ihn einfach nur an. Große Augen, die tief in den Höhlen lagen. Blau, dabei dunkel. Klar und trotzdem verschwommen. Als hätte sie etwas getrunken und war nun bemüht, den Blick so halten zu können wie eine nüchterne Person.

Nein, sie hatte nichts getrunken. Sie war nüchtern. Sonst hätte er ihre Fahne gerochen. Da sah sich Sean als sensibel an. Was aber nicht heißen sollte, dass sie nicht unter Stoff stand. Es gab schließlich auch andere Drogen.

»Ich habe einen guten Schluck«, lockte sie.

Sean lächelte krampfhaft. »Das glaube ich Ihnen, Madam, aber ich bin im Dienst.«

»Nicht mehr, das weißt du.« Sie duzte ihn plötzlich, was ihn verwirrte. »Außerdem wäre ich beleidigt, wenn du meine Einladung nicht annimmst. Schließlich habe ich heute Geburtstag, und den möchte ich nicht allein feiern. Es ist keiner da. Nicht einmal ein Gast. Nur du. Und du hast mir das Paket gebracht. Die guten Zeiten sind vorbei. Dabei bin ich nicht einmal so alt. Ich werde heute fünfzig Jahre. Oder findest du das alt?«

»Nein, auf keinen Fall!« Er beeilte sich, dies zu versichern, obwohl er nur die Hälfte der Jahre zählte. Sean hätte lachen können. Die gesamte Szene kam ihm so unwirklich vor. Nicht sein Job, der war okay, aber dieser letzte Besuch, und er stand noch immer da und hielt das Paket in den Händen. Er war aus dem Leben hinauf auf eine Bühne getreten, die von nur zwei Akteuren bevölkert wurden, wobei zudem ein absurdes Theaterstück aufgeführt wurde, denn diese Frau kam ihm wie verkleidet vor.

Sie hatte sich auf ihre Art und Weise »schön« gemacht. Ein Kleid aus blauem Stoff, das eng um ihren nicht eben üppigen Körper lag. Der Stoff war von den schmalen Schultern herab bis zum Saum mit Glaspailletten benäht, die ebenfalls bläulich schimmerten. Sie klirrten leise gegeneinander, wenn sich die Frau bewegte, so war sie dann immer von einem rätselhaften Geräusch umgeben, wie ein Märchenwesen, das eine bestimmte Welt verlassen hatte.

Er blickte in ihr Gesicht!

Abgesehen von den großen um die Ränder herum geschminkten Augen fiel ihm die starke Schicht Schminke auf, die Jolanda aufgelegt hatte. Diese Masse verdeckte jede ihrer Falten, sie machte das Gesicht einfach nur glatt.

Das blonde Haar war auch nicht echt. Es besaß den Farbton von reifem Weizen. Jede Strähne war wohl frisiert worden. Nach oben gekämmt bildeten sie verschiedene Bögen, die sich mit den Spitzen auf dem Kopf trafen. Der breite Mund war grellrot geschminkt. Sean mochte keine Frauen, die einen so kräftigen Lippenstift trugen, aber das war nicht seine Sache.

Plötzlich tat ihm die Frau leid. Er hatte sich entschlossen, für einige Minuten das Haus zu betreten und nickte ihr zu. »Ja, Madam, ich … äh … komme dann rein.«

»Das ist nett. Ach, das ist wunderbar. Ich danke dir dafür, dass du einer alten Frau diesen Gefallen erweisen willst. Wirklich, ich bin dir sehr dankbar, Sean.« Sie streckte die Arme aus und trat dabei zurück, um den Weg frei zu machen.

Der junge Briefträger übertrat die Schwelle. Er wollte nicht zugeben, dass ihm unwohl zumute war, und er versuchte deshalb, es zu überspielen. Sogar ein Lächeln schaffte er, und ihm fiel nach dem ersten Schritt ein, dass er die kleine Pension am Rande des Dorfes eigentlich noch nie betreten hatte. Er wusste nur aus den Erzählungen anderer, wie es dort aussah.

Es sollte dunkel sein. Kleine Fenster. Alte Möbel. Eine niedrige Decke. Balken, die schwer unter der Last trugen.

All das stimmte. Es war ein düsteres Haus, das ihn aufnahm. Und es blieb auch düster, obwohl einige Lampen ihren Schein verteilten.

Auf seinen Händen trug er noch immer das Paket wie etwas ungemein Wertvolles. Er dachte auch daran, was er getan hatte, und er hoffte, dass Jolanda es nicht merken würde. Aber die Neugierde hatte ihn einfach dazu getrieben. Er hatte es schon immer vorgehabt, um endlich zu wissen, was Jolanda Juffi da stets geschickt bekam. An diesem Tag hatte er es versucht. Ein kurzer Blick nur, nicht mehr, und er war eigentlich enttäuscht gewesen, so gut wie gar nichts zu sehen.

Mrs. Juffi führte ihn in den Raum, in dem die wenigen Gäste sonst ihr Frühstück einnahmen. Sie ging mit ihm in die Küche. Darin standen die beiden großen Öfen, die alten Schränke, die Regale um einen viereckigen Tisch in der Mitte. Der Boden war mit Steinplatten bedeckt und leicht uneben.

»Stell es auf dem Tisch ab, Sean.«

»Gut, ja, gern.«

Der Tisch war groß. Ein altes Stück aus dickem Holz. Sehr massiv. Auf vier festen Beinen stehend. Zwei Schubladen lagen sich gegenüber, und eine Tischdecke war so gelegt, dass sie eine Raute bildete. Auch wenn Jolanda Juffi Geburtstag hatte, standen keine Blumen im Raum. Auf Sean machte er einen nüchternen Eindruck. Er wunderte sich, dass niemand zu diesem Fest erschienen war. Hatte diese Person denn keine Freunde oder Bekannte? Warum waren keine Gäste da? Einige davon hielten ihr seit Jahren die Treue, das zumindest hatte sie immer behauptet.

Der Tisch trennte sie. Sean versuchte, dem Blick der Frau auszuweichen. Er konzentrierte sich auf das kleine Fenster, dessen Scheibe kaum zu sehen war, denn die Juffi hatte die hellgrauen Vorhänge beinahe zugezogen.

Da sie nichts sagte, fühlte er sich bemüßigt, einen Kommentar abzugeben. »Schön haben Sie es hier, Madam. Wirklich, das hätte ich nicht gedacht.«

»Hör auf, das sagst du nur so.«

»Nein, nein, bestimmt nicht. Ich finde es richtig gemütlich hier. Toll, die Gäste werden sich sicherlich wohlfühlen.« Er hatte die Worte nicht ohne Hintergedanken gesagt, weil er von ihr erfahren wollte, ob sie überhaupt Gäste beherbergte.

»Ja, Sean, das stimmt. Meine Gäste haben sich hier immer wohl gefühlt. Ich hatte viele von ihnen. Sie alle waren meine Freunde. Meine Stammgäste. Sie kamen gern, aber wie das so ist. Im Leben lässt alles nach, und heute bin ich nicht mehr so ausgebucht. Ich finde es verdammt schade, aber man kann nichts machen.«

»Im Sommer waren doch welche hier.«

»Klar. Aber jetzt habe ich einen Leerlauf. Im September haben sich wieder welche angemeldet. Darauf freue ich mich, und ich bin auch nicht vergessen, obwohl es für dich den Anschein haben mag. Nein, das bin ich nicht. Man erinnert sich immer an mich, und ich erinnere mich an sie.« Dann lachte sie zweimal hart hintereinander auf und warf die Arme hoch. Die gläsernen Pailletten klimperten aneinander, als wollten sie auf ihre Art und Weise Beifall geben.

»Wer Geburtstag hat, der sollte auch feiern, Sean. Lass uns beide feiern. Lass uns ein Glas trinken.«

»Aber nicht zu viel.«

Sie ging darauf nicht ein und fragte: »Möchtest du Champagner? Trinkst du ihn gern?«

Der junge Briefträger bekam einen roten Kopf. Er wollte nicht zugeben, dass er noch nie in seinem Leben dieses edle Gesöff genossen hatte. Deshalb zuckte er nur mit den Schultern, ohne eine Antwort zu geben.

»Ich habe die Flasche bereits geöffnet und kalt gestellt.« Jolanda ging auf einen Kühlschrank zu und zog die Tür auf. Sie nahm die Flasche heraus und stellte sie auf den Tisch. Mit der Marke konnte Sean nichts anfangen. Ihm war ein Brandy lieber oder ein anständiges Bier. Aber er wollte nicht unhöflich sein und schaute zu, wie die Frau in zwei Sektgläser einschenkte, die sie aus einem Schrank genommen hatte. Die Flüssigkeit stieg hoch. Kleine Perlen zerplatzten auf der Oberfläche. Die dünnen Gläser beschlugen, so kalt war er geworden, und Jolanda reichte ihrem Besucher ein Glas.

»Bitte, mein junger Freund. Lass uns anstoßen.«

Sean, der noch immer verlegen war, dachte darüber nach, dass er etwas sagen musste. Im Kino war das immer so leicht. Da wussten die Leute, was sie zu sprechen hatten, aber das Leben war kein Film, das merkte er sehr deutlich.

Trotzdem wartete Jolanda Juffi darauf, dass er etwas sagte. Sie hatte den linken Arm angewinkelt und den rechten erhoben. In der Hand hielt sie das Glas und schaute lächelnd über den Rand hinweg.

Auf Sean wirkte sie wie eine künstliche Person, die einfach in das Leben hineingestellt worden war. Er konnte sich vorstellen, dass es plötzlich einen Knall gab und er in seinem Bett aufwachte. Nein, er fühlte sich nicht wohl. Es gab etwas, das ihn störte. Es sorgte auch für den Schweiß auf seiner Stirn. Es war einfach schrecklich. Er fühlte sich belauert wie jemand, der etwas falsch gemacht hat und nicht in der Lage ist, es wieder zu richten.

»Dann … ähm … dann … ich sage mal herzlichen Glückwunsch, Mrs. Juffi. Alles Gute für die nächsten Jahre, Madam. Sie haben es wirklich verdient, meine ich.«

»Danke sehr, junger Mann.«

Nach diesen Worten kam sie auf ihn zu, obwohl er das gar nicht wollte. Doch sie wollte mit ihm anstoßen. Sie wollte das Klingen der Gläser hören.

Der helle Ton wehte durch die Küche. Zwei Münder berührten die Ränder der Gläser. Jolanda Juffi trank den edlen Saft mit großem Vergnügen, während der Briefträger damit schon seine Schwierigkeiten hatte.

Zwar war der Champagner perfekt temperiert, für einen Kenner gemacht, aber das war Sean nicht. Er schluckte ihn wie Mineralwasser und verzog dabei sogar das Gesicht, weil er ihm säuerlich vorkam. Bis zur Hälfte hatte er das Glas geleert, dann stellte er es weg. Genau zu dem Zeitpunkt, als auch Jolanda Juffi das Glas auf dem Tisch abstellte. Ihres allerdings war leer.

»Danke das hast du gut gemacht, mein junger Freund. Lass dich umarmen.« Sie streckte ihm schon die Arme entgegen, lachte dabei, und ihr Gesicht glich einer Larve.

Darauf war Sean nicht vorbereitet gewesen. Er begann zu frieren. Seine Haut zog sich zusammen, und der Atem drang wie ein leises Pfeifen aus seinem Mund. Ihm fielen nicht die richtigen Worte ein. Es war zudem zu spät, denn Jolanda hatte ihn bereits erreicht, und er konnte ihrer Umarmung nicht entgehen.

Die Arme kamen ihm so lang vor. Für einen Moment dachte er an einen Kraken, der zwei seiner Tentakel um ihn geschlungen hatte, und in ihrem Griff versteifte er sich.

Er spürte ihren Atem an seinem linken Ohr. »Du kleiner, dummer Junge«, sagte die Juffi, »du kleiner, dummer Junge …«

Sean wusste nicht, was sie damit gemeint hatte. Er wollte auch keine Fragen stellen und hoffte nur, dieser menschlichen Falle so schnell wie möglich entwischen zu können.

Doch sie hielt ihn fest.

Er wurde gegen ihren Körper gepresst. Unter dem Druck der kleinen Pailletten spürte er die Umrisse ihrer Brüste, er hörte ihr Atmen, doch ihre Stimme nicht mehr.

Sean traute sich nicht, die Umklammerung aus eigener Kraft zu lösen. Er kam sich wie vereist vor. Sie sagte nichts mehr. Kein Wort. Selbst das Atmen hatte sie für eine Weile eingestellt.

Trotzdem hörte er etwas.

Es war ein leiser und unheimlich klingender Gesang, der von irgendwoher an seine Ohren drang. Sean wusste nicht, woher er kam. Im Zimmer hielt sich niemand außer ihnen auf. Draußen hatte er auch keine Menschen gesehen, aber die Stimmen waren da. Er bildete sie sich nicht ein. Sie schienen aus dem Fußboden zu dringen und an ihm hochzuwehen. Sie klangen nicht fröhlich, sondern gequält, weinerlich und auch sehr traurig.

Der schaurige Grabgesang für einen Geburtstag, dessen Gäste nicht zu sehen waren.

Sean konnte sich nicht bewegen, weil Jolanda ihn noch immer festhielt. Beide waren sie erstarrt und wirkten wie ein Grabmal, das von einem verrückten Künstler geschaffen worden war.

Das traurige Jammern hörte nicht auf. Eine Elegie aus klagenden Lauten, die sich im gesamten Haus verteilt hatte. Überdeutlich roch er das Parfüm der Pensionswirtin. Überhaupt nahm er die Umgebung viel klarer wahr als sonst.

Sean wunderte sich selbst darüber, dass er in der Lage war, zu reden. »Die Stimmen …«, flüsterte er.

»Ja, hörst du sie auch?«

»Wer … wer singt?«

Zuerst lachte Jolanda, dann sagte sie. »Es ist der Gesang der Masken, der Totenmasken …«

*

Nach dieser Antwort war der Briefträger nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Normalerweise hätte er über eine derartige Antwort gelacht, auch wenn er in einem Landstrich lebte, in dem die Menschen oft genug über alte Legenden sprachen und sie als Tatsachen hinnahmen. Das alles hatte er nie für wahr gehalten, wenn ihm die Leute darüber erzählt hatten. Von Toten, die nicht richtig sterben konnten. Von rätselhaften Gräbern und geheimnisvollen Wesen, die hier regierten.

Zumeist wurde in den Pubs darüber geredet. Aber da waren auf der anderen Seite die Jungen und auf der anderen die Alten. Die Jungen lachten über die Sprüche der Alten und amüsierten sich über deren Angst vor dem Unheimlichen.