John Sinclair 113 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 113 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Armaras Rückkehr. Es hatte viele Jahre gedauert, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um seine Bitte um Befreiung in die fürchterlichen Tiefen der Verdammnis hinabzusenden. Doch dann war es so weit. Der Ruf des Dämons war erhört worden. Die Befreiung des schrecklichen Karawanenkillers stand kurz bevor. Armara kam zurück! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumArmaras RückkehrVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Armaras Rückkehr

Es hatte viele Jahre gedauert, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um seine Bitte um Befreiung in die fürchterlichen Tiefen der Verdammnis hinabzusenden. Doch dann war es so weit. Der Ruf des Dämons war erhört worden.Die Befreiung des schrecklichen Karawanenkillers stand kurz bevor.Armara kam zurück!

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2867-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Armaras Rückkehr

Es hatte viele Jahre gedauert, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um seine Bitte um Befreiung in die unauslotbaren Tiefen der Verdammnis hinabzusenden.

Der Ruf des Dämons war erhört worden. Die Mächte der Finsternis hatten bereits zum Schlag ausgeholt.

Die Befreiung des schrecklichen Karawanenkillers stand kurz bevor …

Mahmet hob den Kopf und blickte kummervoll nach Osten, während sein 17-jähriger Sohn Sidi die Heuballen schnürte.

»Was hast du?«, fragte der Junge, als er seinen Vater besorgt den Kopf schütteln sah.

»Das gefällt mir nicht, gefällt mir ganz und gar nicht.«

»Was?«

»Diese unheimliche Rötung des Himmels. Solange ich lebe, habe ich so etwas noch nicht gesehen. Ich sage dir, das hat nichts Gutes zu bedeuten. Allah möge uns beschützen.«

Sidi blickte ebenfalls nach Osten. Über der gewellten Sahara, die sich bis in die Ewigkeit zu erstrecken schien, war ein blutroter Streifen zu sehen, der sich in der Mitte verdichtete, während er nach links und nach rechts allmählich heller wurde und sich schließlich am Horizont verlor.

»Das beunruhigt mich nicht«, meinte Sidi.

»Weil du noch jung und unbekümmert bist. Aber ich habe von Gefahren gehört, die auf den Menschen in der Wüste lauern, die nicht von dieser Welt sind. Bedrohungen des Bösen. Angriffe aus dem Jenseits. Ja, mein Sohn, auch das gibt es. Seit vielen Jahren kenne ich die Wüste nun schon, aber sie gibt mir immer wieder neue Rätsel auf, und einige davon kann kein Mensch lösen!«

Sidi berührten die Worte seines Vaters unangenehm. Er hatte ihn noch nie so sprechen gehört.

Mahmet war normalerweise ein unerschrockener, lebenslustiger Mann, der jeder Gefahr ins Auge sah.

Dass er jetzt unter anderem leise seufzte: »Hoffentlich überleben wir’s!«, konnte Sidi nicht verstehen.

Ihm wurde mit einem Mal eigenartig ums Herz, und wenn er nach Osten sah, dann fühlte er so etwas wie Furcht in der Brust.

Seit drei Tagen waren sie unterwegs, und wenn Sidi sich zurückerinnerte, so glaubte er, erste Anzeichen dieses roten Streifens am Horizont schon vorgestern gesehen zu haben.

»Es verfolgt uns«, murmelte Mahmet. »Es schleicht hinter uns her wie ein Wesen aus einer unbekannten Welt. Tükkisch, gemein, gefährlich. Es scheint nur auf den richtigen Augenblick zu warten, um über uns herfallen zu können. Vielleicht, wenn wir schlafen …«

»Kann es sich nicht um einen Sandsturm handeln?«

»Schon möglich. Aber es ist bestimmt kein gewöhnlicher Sandsturm, denn er wäre schon längst über uns hinweggebraust.«

Sidi spürte einen leichten Schauer über seinen Rücken rieseln. Er kannte Geschichten von Dämonen und Teufeln. Man erzählte sie sich manchmal an den Lagerfeuern.

Er hatte sie noch nie gern gehört. Sie machten ihm Angst, weil er zu sehr dem Guten verbunden war. Dadurch erschreckte ihn das Böse und schüchterte ihn ein.

Im Gegensatz zu vielen anderen Jungen in seinem Alter, die über solche Geschichten lachten und sich lustig machten, war er davon überzeugt, dass es das Böse in vielen entsetzlichen Auswüchsen gab, und deshalb scheute er sich davor mitzulachen, wenn seine Freunde darüber ihre Witze machten.

Sidi war mit seinem Vater nach Arak, einer kleinen Oase, unterwegs. Sie wollten da auf dem Markt ihre Tiere verkaufen. 20 Kamelbullen waren es diesmal, die sich im Laufe des Jahres einen prächtigen Höcker angefressen hatten.

»Bist du bald soweit?«, fragte Mahmet seinen Sohn.

»Ja, Vater.«

Die Kamele kauten missmutig auf den Leinen, die um ihren Unterkiefer geknotet waren und sie mit dem Heuballen auf dem Vordertier verbanden.

Es war kein leichtes Leben, das Mahmet und Sidi führten, aber sie waren so genügsam wie ihre Kamele und beklagten sich nie.

Die Wüste verlangt dem Menschen alles ab. Mahmet und Sidi legten Tag für Tag 50 Kilometer zurück, vom frühen Morgen bis in die Nacht auf dem harten Höcker.

Mittags stiegen die Temperaturen auf über 50 Grad Celsius, nachts froren die Männer unter ihrer dünnen Decke, wenn es sich bis auf zehn Grad abkühlte.

Es war ein hartes Leben. Aber sie nahmen es wie viele Nomaden in Kauf, denn sie waren frei. Und es gab keinen jungen Tuareg, der sich nicht auf sein erstes Abenteuer in der Wüste freute, denn erst danach war er bei den Frauen daheim angesehen. Erst dann durfte er den indigofarbenen Turban tragen, der das Gesicht bis zur Nasenspitze verbirgt und sich durch den Schweiß bald bläulich färbt.

Erst wenn ein Junge die Wüste durchquert hatte, wurde er zu einem jener »blauen Männer«, die – das eiserne Schwert ihrer Ahnen an der Seite – über die Wüste herrschten.

Sidi hatte die Tiere versorgt. Ihm kam es so vor, als wären sie an diesem Morgen außergewöhnlich unruhig.

Ob das mit jenem bedrohlichen roten Streifen im Osten zusammenhing? Witterten die Kamele die Gefahr?

»Ich bin fertig, Vater«, sagte der Junge.

»Gut. Dann lass uns aufsitzen«, sagte Mahmet.

Er trat an das vorderste Kamel, drückte den Hals des Tieres herunter, setzte das linke Knie darauf, ein Klaps gegen die Schulter des Wüstenschiffes – der Hals schwenkte wie eine Hebebühne nach oben, und mit einer geschmeidigen Drehung saß Mahmet auf dem Höcker.

Sidi fand, dass das kein anderer Mann so elegant fertigbrachte wie sein Vater. Er war stolz auf ihn und stolz darauf, sein Sohn zu sein, und er eiferte ihm in allem nach, denn er wollte genauso werden wie er.

Mahmet schaute wieder nach Osten. Die rote Glut des Himmels spiegelte sich in seinen dunklen Augen. »Es ist ein schlechtes Omen. Ich fühle es. Wenn Allah uns nicht beisteht, weiß ich nicht, was aus uns wird.«

»Allah war immer bei uns, und er wird immer bei uns sein, Vater«, sagte Sidi voller Gottvertrauen.

Mahmet trieb sein Kamel an.

Es ging weiter.

Am Vormittag stießen vier weitere Tuareg zu Mahmet und Sidi. Auch sie waren mit ihren Tieren nach Arak unterwegs.

Einer von ihnen hieß Kabu. Mahmet kannte ihn. Kabu war ein wackerer, ehrlicher Mann, für den wohl schon bald die letzte Wüstendurchquerung kam, denn er war nicht mehr kräftig genug, die Strapazen durchzustehen. Bald würde ein jüngerer Mann seinen Platz einnehmen, und das war richtig so. Kabu hatte genug für seine Sippe getan. Es war Zeit für ihn, sich auszuruhen.

Kabu wies nach Osten. »Was sagst du dazu, Mahmet;«

Die Männer ritten nebeneinander.

»Ich bin beunruhigt«, sagte Mahmet.

»Ich auch. Seit drei Tagen verfolgt uns dieses unheimliche Leuchten schon. Es sieht aus, als würde der Himmel bluten, als würde es dort im Osten Blut regnen, und ich habe das Gefühl, dass dort auch mein Blut vom Himmel fällt, ohne dass ich erklären könnte, wie ich auf diesen absurden Gedanken komme.«

»Mir geht es ähnlich«, sagte Mahmet. »Ich sorge mich nicht so sehr um mich als um meinen Sohn. Er ist erst 17. Noch zu jung zum Sterben.«

Kabu betrachtete das rote Leuchten. Es nimmt ständig zu, dachte er. Der Streifen wird immer größer. Er wächst über den Himmel, streckt sich uns entgegen.

»Heute wird sich unser Schicksal entscheiden«, sagte Kabu ernst. »Was da im Osten lauert, will nicht mehr länger warten.«

»Was Allah uns auch beschert, wir werden es hinnehmen«, sagte Mahmet.

Rechts und links wurde die Karawane von endlosen Dünenketten begleitet, deren Kämme schmal und sichelförmig geschwungen waren.

Die Sonne stand bald im Zenit und spie Feuer. Alle Gespräche verstummten. Die Tuareg zogen ihre indigodunklen Decken über den Kopf, den sie allmählich nach vorn sinken ließen.

Am späten Nachmittag stießen weitere vier Männer mit ihren Tieren zu ihnen. Die Karawane war jetzt auf zehn Männer, 30 Schafe, zehn Ziegen und 150 Kamele angewachsen.

Ihr einziges Gesprächsthema war die bedrohliche Röte im Osten, die an Intensität zunahm.

»Wenn es nur schon losgehen würde«, brummte Kabu ärgerlich. »Dann hätten wir es wenigstens hinter uns. Diese Faust des Bösen ständig im Nacken zu haben, macht mich ganz krank.«

Kabus Wunsch sollte sich noch in derselben Stunde erfüllen.

Im Osten braute sich das tödliche Unheil zusammen. Die Luft begann zu knistern, während sich über die Wüste eine Stille breitete, die nicht einmal Kabu kannte, der der Älteste unter den Nomaden war.

Kabus Misstrauen wuchs. »Spürst du das Trügerische dieser Ruhe?«, fragte er Mahmet.

»Wie tot ist die Wüste auf einmal«, sagte Mahmet.

»Tot«, murmelte Kabu, dass Mahmet ein Schauer überlief. »Tot – werden bald auch wir sein, mein Freund!«

»Lass das Sidi nicht hören, ich bitte dich.«

»Ich werde meine Zunge hüten«, versprach Kabu. »Weißt du, wo wir uns gerade befinden?«

»Etwa 30 Kilometer von Arak entfernt.«

»Sieh dich um.«

»Ich kenne die Wüste, Kabu.«

»Dies hier war einst ein verfluchter Ort, ist dir das bekannt?«

»Nein.«

»Es gab hier vor vielen Jahren eine Oase.«

»Wieso existiert sie nicht mehr?«

»Die Wüste hat sie verschlungen. An und für sich ist es schlecht, wenn auf diese Weise eine Oase ausgelöscht wird, aber in diesem Fall war es ein Segen, denn viele Menschen fanden hier den Tod.«

»Wodurch?«

»Hast du schon mal von Armara gehört?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Armara war ein grausamer Dämon. Er lebte in diesem Gebiet. Viele Karawanen fielen ihm zum Opfer. Er wütete so schrecklich, dass alle Nomaden bald einen großen Bogen um diese Oase machten, aber Armara erweiterte seinen Aktionsradius, und so war in weitem Umkreis niemand vor ihm sicher. Man konnte ihn weder verjagen noch vernichten. Die Menschen, denen er begegnete, waren ihm rettungslos ausgeliefert. Er breitete ein Netz, aus Angst und Schrecken gewoben, weit über die Wüste aus, und er würde seine grausamen Taten wohl immer noch verüben, wenn es Allah in seiner unendlichen Güte nicht gefallen hätte, Armara zu vernichten.«

»Allah? Allah hat es getan?«

»Ja.«

»Wie denn?«, wollte Mahmet wissen.

»Er schickte einen Sandsturm, wie es noch keinen fürchterlicheren gegeben hatte, und dieser Sturm verwüstete die verfluchte Oase und vernichtete Armara. Der Sand deckte alles zu. Es heißt, dass an jenem Tag der Himmel genauso ausgesehen hat wie heute.«

»Könnte das bedeuten, dass Allah wieder einen Sandsturm schickt?«

»Vergiss nicht, dass nicht nur Allah fähig ist, die Naturgewalten zu entfesseln. Das Böse ist dazu gleichfalls in der Lage!«

Mahmet kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, ich verstehe, worauf du hinauswillst, Kabu.«

»Dann sag es mir.«

»Der Sand hat die verfluchte Oase und den Dämon zugedeckt, unter sich begraben …«

»Das ist richtig.«

»Folglich sind die Oase und Armara immer noch da. Sie befinden sich unter dem Sand.«

»So sagt man«, bestätigte Kabu.

»Ein neuerlicher gewaltiger Sturm – diesmal entfesselt vom Bösen – könnte die Oase und Armara wieder zum Vorschein bringen.«

»Das wäre durchaus denkbar.«

»Und Armara könnte sich wieder erheben und … Oh, Allah!«

Kabu nickte. »Ich fürchte, der Tag ist gekommen, wo das geschehen wird, Mahmet.«

»Wir werden Arak nicht erreichen?«

»Armara wird es nicht zulassen. Die Zeit seiner Rückkehr ist nahe.«

»Wenn wir die Tiere zu größerer Eile antreiben …«

»Es würde nichts nützen. Wir würden nicht weit kommen. Das Böse ist übermächtig.«

In der Ferne hob ein dumpfes Brausen an.

Der Sturm brach los!

Die Tuareg sprangen von den Kamelen. Von Osten her schien eine riesige Walze über die Sahara zu rollen. Das Braun des Sandes vermengte sich mit dem glühenden Rot des Himmels.

Die Hölle startete ihre Befreiungsaktion.

Armara sollte wiederauferstehen!

Es bedurfte nicht vieler Worte. Die Tuareg wussten, was zu tun war. Sie trafen ihre Vorbereitungen, um sich vor dem Sturm zu schützen. Die Kamele sanken auf den Boden.

Kein Tier war für dieses Gebiet besser geschaffen als diese Wüstenschiffe. Sie waren ihrer Umwelt hervorragend angepasst. Kopf, Hals und Rücken der Kamele wirkten wie ein schmaler Grat, der der Hitze nur eine geringe Angriffsfläche bot, und der lange Hals vermochte den Kopf des Tieres aus dem Bereich der Sandstürme zu recken, die den Sand in der Sahara zumeist nur zwei Meter hoch über den Boden peitschten. Die schlitzförmigen Nüstern, die hochgezogenen Lippen, die kleinen Augen unter dicken Lidern schlossen sich dabei fest.

Um ein Kamel brauchte man sich während eines Sandsturms keine Sorgen zu machen.

»Sidi!«, rief Mahmet.

»Ja, Vater.«

»Hierher! Schnell!«

Der Junge eilte zu Mahmet. Sie gingen hinter dem kräftigsten Kamel in Dekkung und vermummten sich.

»Was auch kommen mag«, sagte Mahmet. »Es ist Allahs Wille.«

Sidi nickte.

Aber es war nicht wirklich Allahs Wille, der hier geschehen sollte, sondern der Wille der Hölle.

Heulend kam der Sturm. Die Tiere brüllten. Und dann kam der Sand. Wirbelnd fegte er über die Karawane.

Die Natur tobte mit einer Wildheit, wie sie keiner der Tuareg je erlebt hatte. Sie verschüttete Mensch und Tier, grub sie aber wieder aus, trug den Sand weiter, brachte neue Wellen, unter denen Sidi, Mahmet und all die anderen fast zu ersticken drohten, befreite sie auch davon wieder.

Die Wüste war fortwährend in Bewegung. Ständig veränderte sie ihr Aussehen. Ragte eben noch irgendwo eine Düne auf, war sie wenige Minuten später schon wieder verschwunden.

Nichts war mehr von Beständigkeit. Der Teufel selbst schien für dieses Chaos verantwortlich zu sein.

Er schüttete Wadis zu, riss neue Täler auf, peitschte den heißen Sand gegen Mensch und Tier, während der Sturm sich gegen die Karawane stemmte und sie mitzureißen versuchte.

Sidi krümmte sich zusammen. Er hörte das Brüllen der Kamele, das Heulen und Brausen des mächtigen Sturms, und es war ihm, als müsse die Welt untergehen. Er hielt es für ausgeschlossen, dass sie diesen Naturgewalten noch lange trotzen konnte.

Er hatte den Eindruck, als würden mitten im Sturm grauenvolle Schreie ausgestoßen. Er vermeinte, das Stampfen von Hufen zu hören. Noch nie hatte mit ihm jemand über die Apokalypse gesprochen, doch in diesem Augenblick hatte er das Gefühl, dass sie über die Karawane hinwegdonnerte.

Angstschreie. Hilferufe. Todesschreie. Sie gellten durch den Sandsturm, dass Sidi angst und bange wurde.

Er verkroch sich noch mehr in der Flanke des Kamels. Das Tier zitterte. Sidi spürte, wie Mahmet seinen Arm schützend über ihn legte, und plötzlich war alles vorbei.

Das Heulen und Brausen hatten schlagartig aufgehört.

Der Sandsturm zog weiter.

Der Himmel, der sich verdunkelt hatte, klarte auf.

Hier und da regten sich die Männer, schüttelten den Sand aus ihren Kleidern und erhoben sich.

»Vater!«, sagte Sidi und wies nach Osten.

Mahmet nickte. »Es ist mir schon aufgefallen, mein Sohn.«

Kabu trat zu ihnen. »Ich habe noch keinen schlimmeren Sturm erlebt. Ich dachte, der Sand würde uns alle unter sich begraben.«

»Das rote Leuchten ist verschwunden«, sagte Mahmet.

»Tatsächlich.«

»Es ist vorbei«, sagte Mahmet erfreut. »Wir haben es überstanden!«

»Ich wage mich noch nicht mit dir zu freuen, mein Freund«, sagte Kabu ernst. »Es ist noch nicht alles geschehen, was geschehen sollte.«

Einer der Tuareg war auf eine neu entstandene Düne hinaufgelaufen. Jetzt begann er, wie verrückt zu schreien. Er winkte den anderen und rief: »Kommt her! Kommt! Das müsst ihr unbedingt sehen!«

Kabu senkte den Blick. »Ich weiß, was wir sehen werden.«

»Was?«, fragte Mahmet.

»Die verfluchte Oase. Der Sturm hat sie wieder freigelegt.«

»Und Armara?«, fragte Mahmet erschrocken.

»Der ist jetzt auch wieder frei!«

Mahmet ließ Kabu stehen. Er rannte mit Sidi die Düne hinauf, und er traute seinen Augen nicht, als er tatsächlich eine Oase erblickte. Es handelte sich um keine Fata Morgana.

Die Oase war keine Luftspiegelung.

Sie existierte wirklich.

Der Höllensturm hatte sie ans Tageslicht gebracht.

Verblüffend daran war, dass um das Wasserloch Palmen und Akazien standen, deren Blätter grün waren und angenehmen Schatten spendeten.

Grüne Blätter!

Wie war das möglich? Hätten sie im Sandgrab nicht schon längst verfault sein müssen? Wer oder was hatte diese Pflanzen über eine so lange Zeit am Leben gehalten?

Mahmet ahnte, wer seine Hände im Spiel hatte.