John Sinclair 1177 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1177 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Der Weg in die Unterwelt.

Der Weg in die Unterwelt wurde für Grace und Melody Turner zu einem Horrortrip. Der Weg in die Unterwelt war auch für Bill Conolly und mich schon vorgezeichnet. Wie die beiden Frauen gelangten auch wir auf die mit lebenden Skeletten besetzte Totenbarke und glitten als Gefangene hinein in das Grauen ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Weg in die UnterweltVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Weg in die Unterwelt

wurde für Grace und Melody Turner zu einem Horrortrip. Der Weg in die Unterwelt war auch für Bill Conolly und mich schon vorgezeichnet. Wie die beiden Frauen gelangten auch wir auf die mit lebenden Skeletten besetzte Totenbarke und glitten als Gefangene hinein in das Grauen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3910-6

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Weg in die Unterwelt

Dreimal pochte es gegen die Holztür!

Dumpf, irgendwie bedrohlich.

Grace Turner erstarrte. Sie hatte bereits Minuten zuvor bewegungslos gesessen, nun aber fror sie regelrecht ein.

Es kam Grace wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sie sich wieder bewegen konnte. Sie stieß den Atem aus, und zugleich rann ein Zittern durch ihren Körper.

Sie war noch nicht alt, 33 Jahre genau, nun fühlte sie sich jedoch wie eine Greisin, der es nicht mal gelang, sich von der Stelle zu bewegen. Die Lage hatte sich völlig verändert.

Und das Grauenvolle, von dem ihr Melody, ihre Tochter, berichtet hatte, schien zu stimmen.

Wieder klopfte es!

Diesmal stärker, härter, ungeduldiger …

Wer immer sich dort draußen aufhielt, er wollte nicht mehr länger warten, er hatte endlich den Weg zu ihr gefunden, und Grace ging davon aus, dass ihm keine andere Möglichkeit geblieben war.

Sie stand auf.

Plötzlich klappte es. Die Starre verschwand. Doch das Gefühl, eine alte Frau zu sein, blieb. Sie konnte nichts dagegen tun.

Grace schaute sich um.

Es war dunkel und trotzdem nicht finster. Sie war in der Lage, Gegenstände zu erkennen. Die Wände unterschieden sich vom Fußboden, das war alles okay, und sie sah auch die beiden Fässer nahe der Tür. Ihren Inhalt kannte sie nicht. Grace hatte sich auch niemals dafür interessiert, aber in diesem Moment suchte sie nach einem Ausweg aus dieser fatalen Lage.

Sie waren da!

Und Grace Turner glaubte fest daran, dass genau sie es waren und keine anderen. Schließlich hatte sie dazu beigetragen, dass sie kamen, und nur so etwas zählte. Sie hatte es genau wissen wollen, und sie hatte auch nicht auf die Warnungen gehört. Dabei waren sie sehr intensiv gewesen, wenn auch auf eine bestimmte Art und Weise abstrakt. Aber Melody hatte sich damit hervorgetan und einfach nicht locker gelassen.

Es war wieder still geworden. Grace hob die rechte Hand und wischte damit über ihre Stirn. Wie dickes Wasser hatte der Schweiß auf der Haut geklebt, und sie spürte ihn nicht nur auf ihrem Gesicht, sondern auch auf dem Körper. Ein feuchter Geruch hielt sich zwischen den alten Holzwänden. Es war ebenso feucht wie der unheimliche Nebel, der dick über dem Wasser lag.

Grace verfluchte sich selbst. Nie hätte sie sich auf dieses Abenteuer einlassen sollen. Aber sie hatte es Melody zuliebe getan. Sogar jetzt hoffte sie noch, dass es der richtige Weg gewesen war.

Oder war es der Weg in die Hölle?

Auch das konnte möglich sein. Kinder hatten oft eine irre Fantasie. Doch dabei musste es nicht unbedingt bleiben. Oft mischten sich Realität und Fantasie bei ihnen, und so wusste man nie genau, was stimmte und was nicht.

Bei Melody stimmte es. Sie hatte es gesehen. Sie hatte Angst bekommen. Sie war indirekt bedroht worden, und auch Grace spürte diese Bedrohung wie eine Klammer.

Das Klopfen hatte sich nicht mehr wiederholt. Trotzdem atmete Grace nicht auf. Wer immer da auf sie wartete, er würde nicht aufgeben. Dazu war er nicht geboren.

Die Stille blieb. Sie hatte sich wie ein Netz über den Raum gehängt, und seine Maschen verdichteten sich. Grace Turner wusste, dass sie nicht in einem normalen Haus stand, sondern in einer Blockhütte, zu der es praktisch nur einen normalen Zugang gab. Wollte man sie von den anderen drei Seiten erreichen, musste man über das Wasser.

Genau das war das Problem. Nicht dass sie Angst davor gehabt hätte, in ein Boot zu steigen und zu rudern, nein, da kam noch etwas anderes hinzu.

Das Wasser war gefährlich. Es war so dunkel, schwarz und unheimlich. In seiner Tiefe schien sich all das Grauen zu verbergen, das einer bösen Welt zur Verfügung stand. Davor hatte sie Furcht. Sie wollte nicht, dass das Wasser sie holte. Trotzdem war sie hergekommen. Den Gefallen hatte sie Melody einfach tun müssen. Das zumindest war sie ihr als Mutter schuldig. Als Alleinerziehende machte sich Grace immer wieder die schlimmsten Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben, sodass gewisse Dinge die Erziehung des Kindes störten. Melody war zwölf, sie war anders als viele ihrer Altersgenossinnen. Sie hatte unter anderem eine irre Fantasie, aber man wusste bei ihr nicht, was Fantasie war und was nicht.

Das hatte Grace herausfinden wollen. Und nun befand sie sich in dieser verdammten Hütte am See.

Auf die Uhr hatte Grace Turner nicht geschaut. Deshalb wusste sie auch nicht, wie viel Zeit verstrichen war, seit sie das erste dumpfe Klopfen gehört hatte.

Waren sie weg?

Fast hätte sie über ihre eigenen Gedanken gelacht. Nein, daran glaubte sie nicht. Sie waren nicht weg. Nicht sie, und nicht, wenn es die Gestalten waren, von denen Melody berichtet hatte. Sie warteten, sie hatten Zeit.

Nicht jedoch Grace Turner!

Es war gleich Mitternacht. Noch zehn Minuten und nicht länger.

Grace Turner wusste selbst nicht, weshalb sie gerade vor Mitternacht das Haus noch verlassen wollte.

»Eine Minute«, flüsterte sie. »Nur noch eine Minute. Sechzig Sekunden warten …«

Für Grace war das kein Leben mehr, sondern nur noch ein Zustand, den sie so schnell wie möglich abstellen wollte.

Die Minute war um!

»Mum, ich kenne den Weg in die Hölle! Ja, ich habe ihn gesehen, ob du es glaubst oder nicht. Ich weiß genau, wie es geht. Du wirst abgeholt. Sie kommen. Das ist der Fährmann. Er holt dich ab. Ich kenne ihn, ich war schon da …«

Ständig wiederholten sich die Beschreibungen ihrer Tochter in Grace Turners Kopf. Es war einfach schlimm.

Schließlich waren sie so intensiv gewesen, dass sich Grace Turner selbst auf den Weg gemacht hatte, um nach dem Grauen Ausschau zu halten. Sie war ganz allein in die Einsamkeit gefahren – irgendwie auch ein Wahnsinn –, und jetzt war sie hier in der Hütte, die Melody ihr beschrieben hatte. So deutlich, als wäre sie selbst schon an diesem Ort gewesen und hätte ihn nicht aus den Träumen gekannt.

Der Weg in die Hölle!

Dieser Satz wollte Grace nicht aus dem Kopf. Sie konnte sich vorstellen, dass sie bereits davorstand und nur einen großen Schritt nach vorn machen musste.

Über die Hölle hatte Grace Turner nie nachgedacht. Jetzt tat sie es, als sie vor der Tür stand und ihre Hand auf das Eisen der Klinke gelegt hatte.

Die Hölle war einfach zu fremd und abstrakt in den Zeiten des Internets, der Globalisierung und der immer schneller werdenden Kommunikation. Da passte so etwas Archaisches und Altes nicht mehr. Sagen und Mythen hatten ihre Gültigkeit verloren. Märchen waren nicht mehr in. Man erzählte sie nicht, man schickte sich stattdessen E-mails.

Alles falsch! Es gab sie, und Melody hatte sie gesehen und auch beschrieben.

Noch sechs Minuten bis zur Tageswende!

Himmel, ich muss hier weg!, fuhr es Grace durch den Kopf. Ich muss jetzt an mich und meine Situation denken und nicht an andere Dinge. Das ist alles zu schrecklich. Wahrheit, Geschichten, Märchen – ich darf da nichts durcheinander bringen.

Sie öffnete die Tür und schaute nach draußen.

Der Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Die Hütte stand mitten im See. Sie schien auf dem Wasser oder dicht darüber zu schwimmen, was in Wirklichkeit nicht der Fall war, denn sie war durch einen Steg mit dem Land verbunden. Ihn konnte sie erreichen, wenn sie eine zweite Tür öffnete.

Es ärgerte sie, dass sie nicht darauf geachtet hatte. Jetzt, auf dem schmalen Sims, glitt ihr Blick über die dunkle Wasserfläche hinweg, ohne das andere Ufer sehen zu können. Es lag nicht weit entfernt, aber es war trotzdem nicht zu sehen, denn dort ballte sich die Dunkelheit.

Es war niemand zu sehen!

Beinahe hätte sie vor Erleichterung laut gelacht. Im letzten Moment sah sie ein, dass es falsch war. Man hätte sie zu leicht hören können. Und dann wären es die Falschen gewesen.

Aber wer hatte geklopft?

Es war niemand zu sehen.

Keiner bewegte sich auf dem flachen Wasser. Keine dieser Gestalten, von denen Melody so intensiv gesprochen hatte und durch die sie diese Angstzustände bekommen hatte.

War alles nicht wahr? Nur Einbildung? Nur ein Produkt ihrer Fantasie?

Grace wusste es nicht. Aber sie war auch nicht bereit, aufzugeben.

Dass ihr Wagen in der Nähe des Stegs am Ufer stand, wusste sie. Es kam ihr trotzdem fremd vor. Ein Auto gehörte zur modernen Zeit, doch in diese Umgebung passte es nicht hinein. Hier hatte sie den Eindruck, in der Vergangenheit zu stehen.

Auf dem See passierte nichts. Es kam niemand, um sie abzuholen. Da hatte sich Melody wohl geirrt. Vor Mitternacht noch wollte Grace wieder in ihrem Auto sitzen und so schnell wie möglich die ungastliche Stätte verlassen.

Um die andere, die Landseite zu erreichen, konnte sie an der dunklen Holzhütte vorbeigehen. Der Steg war breit genug. Grace entschied sich für die rechte Seite. Sie hörte ihre eigenen Schritte dumpf auf den mittlerweile etwas weich gewordenen Bohlen.

Eine Minute bis zur Tageswende!

Es kam der Frau mit den blonden Haaren vor wie ein Countdown. So dicht vor dem Ziel schwitzte und fror sie zugleich.

Die letzten beiden Schritte!

Mit dem rechten Fuß betrat Grace zuerst den normalen mit Gras bewachsenen Boden.

Sie wollte weitergehen, als es sie plötzlich wie ein mächtiger Schlag erwischte.

Vor ihr standen zwei Gestalten!

Es waren Skelette!

*

Grace Turner wollte es zuerst nicht glauben. Es war zu widersinnig und irreal. Zudem sah sie beim ersten Hinschauen, was mit den Skeletten tatsächlich geschehen war. Es gab bei ihnen keine Körper, sondern einfach nur Köpfe.

Bleiche, gelblich schimmernde Schädel, die über dem Boden schwebten.

Die Köpfe versperrten ihr den Weg. Sie standen so dicht beieinander, dass Grace sich nicht durch den Zwischenraum würde zwängen können. Das war unmöglich. Sie musste entweder links oder rechts vorbei. Auch das würde schwer werden, denn sie glaubte nicht, dass es die Köpfe zulassen würden. Wie auch immer sie reagieren mochten, sie waren einfach anders als normale Skelettschädel, die in der Luft schwebten.

Grace irrte sich.

In ihrer Panik hatte sie nicht so genau hingesehen. Erst jetzt, als sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel ihr auf, dass nicht nur zwei Köpfe in der Luft schwebten. Zu ihnen gehörten auch Gestalten, von Körpern wollte sie dabei nicht sprechen. Aber sie waren nicht zu sehen, denn die sicherlich auch bleichen Knochen wurden von nachtschwarzen Kleidungsstücken verborgen.

Es waren Mäntel, Kutten oder Umhänge, die sich im leichten Wind bewegten. Grace sah es, wenn sie genau hinschaute. Beide hatten sich mit der Finsternis vereinigt.

Sie schwieg. Sie hörte nur den eigenen schweren Atem.

Nach vorn kam sie nicht. Das würden die beiden unheimlichen Wächter nicht zulassen. Nach hinten, also wieder zurück, wollte sie auch nicht laufen. Was kam da noch als eine dritte Möglichkeit in Betracht?

Grace konnte es nicht sagen. Ihre eigene Gedankenwelt war zerstört und aufgerissen. Eines nur empfand Grace Turner als ungewöhnlich.

Sie verspürte nicht die tiefe, nagende Angst, die eigentlich bei einem derartigen Vorgang natürlich gewesen wäre. Da war seltsamerweise nichts vorhanden. Zwar blickte sie nach dem Ersten heißen Schreck den beiden Gestalten nicht eben gelassen entgegen, aber sie stand auch nicht davor, durchzudrehen.

Zwischen ihnen hatte sich eine ungewöhnliche Stille ausgebreitet. Selbst das leise Klatschen der Wellen, die in die Uferregion hineinglitten, war verstummt. Es gab nur die beiden Skelette und die Frau.

Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Skelette zugleich bewegten. Wahrscheinlich war es jetzt genau Mitternacht. Grace wagte nicht, daran zu denken und auf die Uhr zu schauen, aber das musste der Fall sein.

Aus den Löchern der Ärmel erschienen die bleichen Hände, als der Stoff zurücksank.

Nein, um alles in der Welt, das waren keine Hände. Die beiden besaßen fleisch- und hautlose Knochen. Es war nur das blanke Gebein zu sehen. In der Farbe wie ausgebleichtes Holz, und diese vier Klauen nahmen ihr gesamtes Blickfeld ein.

Es kam ihr vor wie ein tanzendes Schattenspiel in einem makabren Kaspertheater. Sie wich zurück. Nur einen winzigen Schritt, kaum der Rede wert, aber die Skelette hatten genau aufgepasst.

Synchron griffen sie zu!

Grace bekam mit, dass sich ihre Knochenfinger spreizten. Sie wäre auch gern zurückgelaufen, doch das war ihr einfach nicht möglich. Die anderen waren zu schnell.

Hart packten sie zu. Grace spürte sie wie harte Holzringe an ihren Handgelenken. Knochen auf Knochen, und das, obwohl ihre eigene Haut noch vorhanden war.

Wie eine Puppe wurde sie auf die beiden Knöchernen zugezogen. Dabei geriet sie zwangsläufig in ihre Nähe und nahm auch deren Geruch auf. Ob es die Skelette selbst waren, die so modrig stanken oder die Kleidung, das wusste sie nicht.

Sie fiel gegen die Kleidung und dann auch gegen die verdammten Körper. Unter dem Stoff der Kutte spürte sie kein Fleisch, keine Muskeln. Es gab einfach nur die verfluchten Knochen, die so hart gegen sie stießen. Grässliche Gesichter sah sie jetzt dicht vor sich. Fratzen wie aus Albträumen entstanden. Bleiches Gebein mit leeren Augen- und leeren Mundhöhlen. Es gab auch keine Nasen mehr, und das Knochenmaterial war sehr rissig.

Der alte Gestank wehte ihr entgegen und raubte ihr den Atem. Er musste aus den Löchern im Schädel stammen.

Sie hörte keine Stimmen, aber sie sah, wie sich ein Skelett bewegte und ihren Arm in die Höhe bog. Dabei drehte es sich herum, und Grace musste die Bewegung mitmachen.

Der Schmerz huschte nicht ganz hoch bis zur Schulter, denn sie hatte ihm durch die Bewegung einen großen Teil genommen. Sie musste sich bücken, hörte ihr eigenes Jammern und ärgerte sich darüber.

Krallenfinger fuhren über ihr brombeerfarbenes Kleid hinweg. Am Nacken fingen sie an und wanderten bis zum Saum. Jemand zerrte am Stoff, der nicht riss.

Es war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, denn plötzlich wurde auch ihre andere Hand gepackt, und Sekunden später hatte man auch ihren linken Arm auf den Rücken gedreht.

Sie musste sich weiterhin nach vorn beugen, um den Druck zu durchgehen. Die Augen hielt sie nach wie vor weit offen, auch wenn der Blick zu Boden gerichtet war. Zwischen ihren Augen und dem dunklen Untergrund tanzten plötzlich zwei hellere Schlangen in der Luft.

Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, woher sie plötzlich gekommen waren. Sie waren einfach da, wie vom Himmel gefallen, aber noch nicht am Boden gelandet.

Bis sie erkannte, dass es keine Schlangen waren, sondern andere Gegenstände. Sie tanzten, sie zuckten, sie glitten von einer Seite zur anderen, verschwanden aus ihrem Blickfeld, weil sich das Skelett ebenfalls entfernt hatte, und einen Augenblick später drehten sie sich um Graces Handgelenke.

Da wusste sie, dass es keine Schlangen waren, sondern normale raue Stricke, die mit scharfen Bewegungen um die Gelenke gewickelt wurden. Man verknotete sie, während Grace noch immer in ihrer gebückten Haltung stand und sich nicht dagegen wehren konnte. Auch wenn sie sich versteifte, auch wenn sie zurück wollte, es war nicht möglich, das Anlegen der Fesseln zu verhindern.