John Sinclair 1182 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1182 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Halloween Man.

Halloween Man hatte vor 50 Jahren für einen grauenvollen Mordherbst gesorgt. Aber man fing ihn und begrub ihn in unheiliger Erde bei lebendigem Leib.

Und wieder war Herbst. Wieder flossen die Nebel. Wieder legte die Natur ihr Trauerkleid an.

Und er war wieder da. So grausam und schlimm wie damals ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumHalloween ManVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Halloween Man

hatte vor 50 Jahren für einen grauenvollen Mordherbst gesorgt. Aber man fing ihn und begrub ihn in unheiliger Erde bei lebendigem Leib.

Und wieder war Herbst. Wieder flossen die Nebel. Wieder legte die Natur ihr Trauerkleid an.

Und er war wieder da. So grausam und schlimm wie damals …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3916-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Halloween Man

Der Nebel stieg wie Dampf aus dem Boden, als der kleine Bus von der Straße abbog und langsam auf den schmalen Rastplatz fuhr.

Der Ort lag ziemlich versteckt. Büsche, auch im Winter dicht, schirmten ihn zur Straße hin ab. Auf der anderen Seite wuchsen einige schlanke Birken. Dahinter begann das Feld und grenzte an einen dichten Wald.

Der Herbst zeigte bereits seine Schattenseiten. Nebel floss wie dicke Suppe. Manchmal zäh, dann wieder faseriger, oder er rollte lautlos in Wolken heran.

Wie auch in das Licht der beiden Scheinwerfer, die als verschwommene Augen dicht über dem Boden schwebten …

Der Fahrer des Busses hatte aufgehört, sich über den Nebel zu beschweren. Er war Engländer und kannte sich aus. Von Kind an war er damit groß geworden.

Der Fahrer stoppte. »Wir sind da, Freunde. Wer jetzt noch aus der Hose muss, kann es tun. Die Toilette befindet sich im Kiosk.« Damit meinte er das kleine Haus, an dessen Vorderseite eine Lampe dunstiggelb leuchtete.

Niemand meldete sich.

Der Fahrer grinste. Das war schon mal anders gewesen. Da hatte es Stimmung und Action im Bus gegeben. Da war der Whisky geflossen, das Bier ebenfalls, aber irgendwann machte auch die stärkste Truppe mal schlapp. Und so hatten die jungen Leute zuletzt nur noch ziemlich müde in den Sitzen gehangen.

»He, will keiner?«, rief der Mann nach hinten.

»Das Wetter ist beschissen!«, lautete die müde Antwort.

Der Fahrer musste lachen. Er war ein alter Profi und schon 20 Jahre im Geschäft. »Aber der Blasendruck auch. Oder habt ihr Schiss? Jetzt schon. Wo es noch gar nicht richtig angefangen hat. Aber kein Sorge, der Halloween Man wartet.«

»Arsch!«

»Selber.«

»Ich gehe.« Aus der letzten Reihe drückte sich Mirco Simco hoch. Er war ein schlaksiger Typ mit halblangen dunklen Haaren und einem immer blassen Gesicht. Der hätte auch im Film eine Leiche spielen können, ohne erst noch groß geschminkt zu werden.

»Super!«, lobte der Fahrer. »Ein Mutiger hat sich gefunden.«

Simco blieb neben dem Mann stehen. »Ich muss nur mal mein Ende betrachten, das ist alles.«

»Brauchst du ’ne Lupe?«

Mirco zeigte den Stinkefinger und öffnete die Tür an der Beifahrerseite. Er trat hinaus in die Kühle der Dunkelheit und zog sofort den Kragen seiner Lederjacke hoch. Es blies kein Wind. Dennoch war ihm kalt. Ihn fröstelte. Er zog die Nase hoch, drückte den Kopf nach vorn und machte sich mit langsamen Schritten auf den Weg zu diesem Kioskähnlichen Haus, das von den grauen Nebelschwaden umflort wurde, als sollte es eingepackt werden.

Es war eine ideale Nacht. Noch nicht Halloween. Aber sie alle wollten den Halloween Man sehen. Die Gestalt, die angeblich nur um Halloween herum immer wieder auftauchte und Angst und Schrecken brachte. Es hatte in den letzten Jahren schon Tote gegeben, und man gab dem Halloween Man daran die Schuld. Zumindest hatten die Polizisten keinen anderen oder realen Mörder gefunden. Was genau geschehen war, wusste niemand. Aber die Legenden hatten sich gehalten, und man konnte ja nie wissen, ob es ihn nicht doch gab.

Wie er aussah, wusste keiner. Auch Mirco nicht, der stehen blieb, als er näher an die Lampe herangetreten war. Sie war rund, das Licht schimmerte gelb, und mit viel Fantasie konnte man in ihm einen Kürbis erkennen, wie er auch zu Halloween immer wieder in die Fenster gestellt oder durch die Straßen getragen wurde. Obwohl das Fest kaum mehr etwas mit dem zu tun hatte, wie es früher gewesen war. Es war mehr zu einem gruseligen Karneval geworden.

Mirco und seine Freunde waren gekommen, um den Halloween Man zu erleben. Sie hatten eine Grusel-Tour gebucht. Das war alles möglich. Es gab eigentlich nichts, was es nicht gab. Sogar über Internet konnte man diese Reisen buchen. Die Welt war vernetzt, verkabelt, globalisiert worden und damit auch näher zusammengerückt.

Aber etwas war geblieben. Und das bekamen auch keine Globalisierung und kein Internet weg.

Die Gefühle der Menschen!

Ob heute oder vor hundert Jahren. Es ging einfach nicht ohne Gefühle. Der Mensch war kein Roboter. Er empfand Freude, auch Angst sowie Schmerz und Trauer.

Wie auch Mirco Simco!

Er war eigentlich immer locker, spielte oft den coolen Gewinner, und jetzt brauchte er nur in das Steinhaus zu gehen und die Toilette aufzusuchen. Etwas völlig Normales und auch Nichtssagendes, und doch war es bei ihm anders.

Er ging und stoppte zugleich.

Mirco kannte sich selbst nicht mehr. Er wollte seine Blase endlich entleeren. Es wurde auch Zeit, aber seine Schritte waren einfach zu zögerlich.

Der Nebel hielt ihn längst umfangen. Er drehte sich noch einmal um. Der Bus war nur als Schatten zu sehen. Außerdem hatte der Fahrer das Licht ausgeschaltet.

Mirco ging weiter. Er biss sich auf die Lippen. Erschimpfte sich selbst aus und nannte sich ein Weichei, einen schwachen Sack und noch einiges mehr.

Dennoch schaffte er es nicht, sich fit zu machen. Er ging auch nicht schneller. Trotz der Kühle begann er zu schwitzen. Der Nebel war für ihn zu einem Feind geworden. Er schien sich aus zahlreichen Gestalten zusammenzusetzen, die allesamt auf ihn zutrieben. Auch er war jetzt im Nebel versteckt. Doch da schienen die alten Geister der Toten aus den Gräbern gestiegen zu sein, um sich mit dem Nebel zu verbinden.

Das war natürlich Quatsch, das wusste Mirco. Dennoch blieb bei ihm ein Rest von Unsicherheit zurück. Die nahen Büsche sah er als sich bewegende Gestalten, die trotzdem die bedrückende Stille nicht vernichten konnten.

Er mochte diese Ruhe nicht und war schließlich froh, eine Grenze überwunden zu haben. Endlich konnte er wieder normal gehen und blieb nahe der Lampe stehen.

Da gab es auch eine Metalltür. Die war jedoch verschlossen. Nach einem kurzen Rütteln an der Klinke merkte er es und erinnerte sich daran, dass auch der Fahrer davon gesprochen hatte.

Die Toilette lag an der Seite. Sie war auch in der Nacht benutzbar. Mirco kannte sich bei diesen Häusern aus. Da musste man schon großen Druck haben, um sie überhaupt zu benutzen. Zumeist waren sie mehr als schmutzig. Da passte sogar der Begriff schmierig. Oft klebte Feuchtigkeit an den Wänden und auch auf dem Boden. Sie vermischte sich mit dem Dreck und dem Abfall, den die Benutzer hinterlassen hatten. Zwar wurde hin und wieder geputzt, doch das war einfach viel zu wenig.

Mirco musste an der Tür zerren, um sie zu öffnen. Er hörte dieses schwappende Geräusch und spürte den Luftzug im Gesicht, der ihm von innen entgegenschlug.

Er schaute in das Dunkel. Es war grau und nicht schwarz. Trotzdem konnte er keine Umrisse erkennen. Alles versank in einer Soße, und für einen Moment dachte er daran, sich einfach an der Mauer des Hauses zu entleeren.

Diesen Gedanken verbannte er. Mirco hatte seine Grundsätze. Wenn eine Toilette in der Nähe war, wollte er sie auch benutzen. Er musste sich ja auf keine Brille setzen.

Seine rechte Hand suchte nach dem Lichtschalter. Sie fuhr an der Wand entlang – und Mirco gab plötzlich einen leisen Schrei ab, als etwas über seinen Handrücken hinwegkrabbelte. Die dünnen Beine der Spinne waren genau zu fühlen und verschwanden erst, als sie sein Handgelenk erreicht hatten.

Da hatte er auch den Schalter gefunden, der mit einem dicken Gummi gesichert war.

Er drückte ihn nach unten.

Kein Flackerlicht unter der Decke. Dafür eine trübe Lampe, die einen ebenfalls trüben Schein abgab. Licht, das aus einem Viereck hervorfloss und den Toilettenraum erhellte.

Es war der für Männer. Mirco hatte nicht geschaut und durch Zufall den richtigen Toilettenraum gefunden.

Von moderner Hygiene hatte man hier nicht viel gehalten. Für Männer gab es kein Becken, sondern eine Rinne, vor die sich die Leute stellen mussten. Zwei Waschbecken waren vorhanden, und eine weitere Tür führte zu einer normalen Toilette. In die schaute Mirco lieber nicht hinein.

Endlich konnte er sich erlösen.

Er hatte den Blasendruck auch kaum ausgehalten. So schnell wie selten zerrte er den Reißverschluss nach unten, und dann hielt ihn einfach nichts mehr.

Die Augen hatte er geschlossen. Er stöhnte leise vor sich hin, während er den klatschenden Geräuschen nachlauschte, die ihm aus der Rinne entgegendrangen.

Geschafft!

Wie ein Wunder kam es ihm vor. Wunderbar. Endlich. Er fühlte sich erlöst, es ging ihm besser, und er hörte sich selbst leise stöhnend atmen.

Jetzt war auch die Angst verschwunden, die ihn so hart umklammert gehabt hatte. Es war für ihn einfach ein kleines Wunder, wie sich der Mensch so verändern konnte.

Fertig, erledigt. Über dem mit Papier und feuchtem Dreck bedeckten Fliesenboden ging er auf ein Waschbecken zu. Darüber befand sich ein Spiegel. In einer normalen Wohnung wäre er schon längst auf dem Müll gelandet, hier allerdings nicht. Da hing das blinde und leicht verrostete Viereck noch an der Wand. Der Betrachter konnte sein Gesicht darin sehen, das war auch alles.

Mirco hob den Kopf. Er wusste, dass er übermüdet aussah. Im Mund lag ein pelziger Geschmack. Er setzte sich aus einer Mischung von Bier und Whisky zusammen.

Der Blick in den Spiegel – und die Bewegung!

Nur nicht von ihm.

Hinter seinem Rücken hatte sich etwas bewegt. Er hörte jetzt auch das Kratzen und glaubte, eine seltsam geformte Hand zu sehen.

Noch in der gleichen Sekunde verlosch das Licht!

*

Es war wie im Kino, wie im Film und wie in einem bösen Horrorstreifen. Aber das war echt. Mirco konnte sich nicht erheben und aus dem Saal gehen. Er blieb auf der Stelle stehen und sah sich selbst nicht mehr, so dunkel war es geworden.

Sein Puls raste. Schweiß drang ihm aus den Poren. Der Schreck hatte ihn regelrecht zusammenfahren lassen, obwohl er sonst kein so ängstlicher Mensch war.

Ein zischendes Geräusch fiel ihm auf. Es dauerte eine Weile, bis er herausfand, dass es der eigene Atem war, der da aus seinem Mund floss. Er spürte den Druck hinter der Stirn, der mit einem leichten Hämmern verbunden war.

Sekundenlang war er mit sich selbst beschäftigt, dann erst sortierte Mirco seine Gedanken und dachte darüber nach, was hier eigentlich passiert war.

Nicht viel.

Man hatte nur das Licht gelöscht.

Aber wer?

Mirco Simco dachte nach. Da konnten eigentlich nur seine Freunde in Frage kommen. Die hatten den Bus verlassen, waren ihm nachgeschlichen und hatten sich den Streich erlaubt. Jetzt stand er im Dunkeln, und die Tür war geschlossen.

»Ja, zu!«, flüsterte er vor sich hin und dachte daran, was er noch gesehen hatte. Etwas war da gewesen. Eine Hand, die sich von außen her in den Raum hineingedreht hatte. Eine ungewöhnliche Hand. Sie hatte wirklich seltsam ausgesehen. So wenig nach einer menschlichen. Oder nach einer Hand, über die ein Handschuh gestreift worden war, um sie vor irgend etwas zu schützen.

Mirco tat erst mal nichts. Er fühlte sich trotzdem blöde, weil er allein vor dem Waschbecken stand und sich nicht traute. Das war eigentlich nicht nachzuvollziehen. Trotzdem schaffte er es nicht, einen Schritt zur Seite zu gehen oder sich zu drehen, um die Stinkbude zu verlassen.

Und plötzlich hörte er ein Geräusch!

Nicht außen war es aufgeklungen, sondern im Innern. In seiner Nähe. Genau dort, wo er war. Er hatte es nicht identifizieren können. Es war ein unheimliches Geräusch gewesen. Trotzdem war er nicht in der Lage, herauszufinden, wer das Geräusch verursacht hatte.

Seine Gedanken wurden wirr. Er fühlte sich wie auf einem Karussell sitzend. Im Kopf drehte sich alles. Er musste sich noch stärker halten, um nicht umzukippen. Seine Knie waren weich geworden, und dann erkannte er es, ohne den Beweis erhalten zu haben.

Er war nicht mehr allein!

Der Gedanke und das Wissen erwischten ihn wie einen Stich. Nicht mehr allein. Jemand hatte sich hineingeschlichen. Er hielt sich hinter ihm verborgen.

Einer der Kumpels?

Nein, das wollte er nicht glauben. Sie waren sonst für jeden Spaß zu haben. In dieser Situation aber waren sie nicht gekommen. Er spürte es, er wusste es. Die Dinge lagen einfach so.

Wieder ein Blick in den Spiegel.

Wieder nichts zu sehen.

Trotzdem bin ich nicht allein!, schoss es ihm durch den Kopf. Da hält sich jemand versteckt.

Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht von einem Schweißfilm bedeckt war. Er traute sich nicht, sich umzudrehen. selbst diese einfache Bewegung war schrecklich.

Und dann hörte er wieder ein Geräusch.

Diesmal allerdings konnte er es identifizieren. Es waren Schritte, hart aufgesetzt, dann schleichend, und sie wurden lauter, sodass er sie deutlicher hörte.

In der Spiegelfläche veränderte sich etwas. Er glaubte, dort einen Schatten zu sehen, war sich allerdings nicht sicher.

Bis er den Druck auf der rechten Schulter spürte.

Eine Hand!

Die Hand!

Mirco dachte daran, dass er sie gesehen hatte, kurz bevor die Tür ganz zugefallen war. Es war keine normale Hand gewesen, und jetzt lag sie auf seiner Schulter.

Und sie erzeugte Druck!

Mirco riss den Mund auf, als der Schmerz wie wahnsinnig durch seine Schulter fuhr. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Aus seinem Mund drangen keine Schreie, sondern ächzende Laute. Geräusche, die er noch nie an sich gehört hatte.

»Uuuaaaarrrrhhhh …«

Der Schrecken und die Angst drückten sich in diesem Laut aus, während ihn die Hand in die Knie drückte. Mirco Simco konnte nichts dagegen tun. Es war für ihn einfach grauenhaft, erkonnte es nicht fassen. Mit dem Kinn stieß er noch gegen den Rand des Waschbeckens, doch das war nichts im Vergleich zu diesem Schmerz, den er empfand. Seine Schulter schien zu brennen. Er glaubte, das Knacken der Knochen zu hören, jedenfalls nahm er Geräusche wahr, die er noch nie zuvor in seinem gesamten Leben gehört hatte.

Er fiel noch weiter nach unten. Landete auf dem Boden, und dann bewegte sich die Hand von seiner Schulter weg. Sie fand ein neues Ziel. Es war die Kehle des jungen Mannes.

Die Klaue griff zu.

Und dieser Griff war ebenso schlimm und ebenso tödlich wie der Biss eines Tigers …

*

Auch der Busfahrer war froh über die Pause gewesen. So konnte er den Kaffee aus der Warmhaltekanne trinken und noch eine kleine Mahlzeit zu sich nehmen. In seiner linken Außentasche an der Hose hatte er eine dünne Salami stecken, die er mit langsamen Bissen aß, während er in den Kaffeebecher starrte.

Seine Fahrgäste verhielten sich ruhig. Ungewöhnlich ruhig. Normalerweise machten die jungen Leute immer viel Action. Hier war das anders. Sie hielten sich zurück. Sie waren so stumm, so in sich gekehrt, in die eigenen Gedanken versunken. Darüber wunderte er sich schon, sprach seine Fahrgäste jedoch nicht darauf an. Wenn sie mal etwas sagten, dann im Flüsterton.

Wieder schaute der Fahrer nach vorn. Er hieß Frank Evans und übte seinen Beruf mit großer Leidenschaft aus. Ihm war es egal, wann er auf die Straße musste. Als alter Single hatte er für niemand zu sorgen, und so konnte er sich voll und ganz seinem Job widmen.

Er gähnte.

Irgendwie war er trotz des Kaffees müde. Ihm war auch langweilig, worüber er sich selbst wunderte. Ansonsten ging bei den Fahrten die Post ab, doch hier herrschte eine Stimmung, die er kaum einschätzen konnte.

Als trübe wollte er sie nicht ansehen. Eher als angespannt. Als wartete jeder darauf, dass bald etwas geschah und die Bombe irgendwie platzte.

Aber die Hoffnung erfüllte sich nicht. Die Minuten vergingen im Strom der Zeit. Der Nebel umwallte den Bus in einem lautlosen, gespenstischen Reigen. Er verdichtete sich sogar, denn aus dem Boden und den Feldern schienen immer neue Wolken zu steigen, um in die anderen hineinzudringen.