John Sinclair 1183 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1183 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Visionen der Hölle.

Mal hieß die Person Doria - mal hieß sie Dorian!

Sie war die Sensation im Erotic Mirror Klub. Wenn sie tanzte, fielen alle Hemmungen.

Aber sie war mehr, viel mehr sogar. Sie war der Prototyp einer neuen Generation, denn im Hintergrund stand jemand, der sie geschickt lenkte - Luzifer ...

Suko und ich erlebten das Grauen auf eine besondere Art und Weise.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumVisionen der HölleVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Visionen der Hölle

Mal hieß die Person Doria – mal hieß sie Dorian!

Sie war die Sensation im Erotic Mirror Klub. Wenn sie tanzte, fielen alle Hemmungen.

Aber sie war mehr, viel mehr sogar. Sie war der Prototyp einer neuen Generation, denn im Hintergrund stand jemand, der sie geschickt lenkte – Luzifer …

Suko und ich erlebten das Grauen auf eine besondere Art und Weise.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3917-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Visionen der Hölle

Doria war nicht nackt, aber so gut wie!

In der Garderobe war es eng und muffig. Es roch nach Schminke, Puder und auch nach etwas anderem. Letzteres stammte nicht von ihr, das wusste Doria.

Es störte sie nicht, denn es gehörte zu ihrem aufregenden Leben. Aber etwas anderes bereitete ihr Probleme. Der Typ würde sie besuchen kommen. Er war nicht zu halten, und sie wusste schon jetzt, dass sie ihn hasste. Sie konnte sich diese Übergriffe einfach nicht mehr gefallen lassen. Sie hasste den Mann, und sie hatte ihn oft genug gewarnt. Er hatte nie auf sie hören wollen und ihr versprochen, dass er es ihr besorgen würde. So heftig, wie es ihr noch nie besorgt worden war.

In der Regel waren das die dummen Sprüche irgendwelcher Aufreißer. Aber Doria war bei Quint vorsichtig geworden. Dieser Mensch nahm sich, was er wollte.

Den dünnen Hausmantel aus Seide hatte sie fallen gelassen. Er war das Geschenk eines Liebhabers gewesen, der nicht mehr am Leben war. Seine Schuld. Er hatte sich zu nahe an sie herangewagt. Nur noch der Hausmantel ließ die Erinnerung an ihn weiterleben. Jetzt lag er zwischen Tür und Stuhl. In seiner blassen Farbe sah er aus wie ein abgestürzter Geist.

Doria hatte das Licht eingeschaltet, aber nicht alle Lampen brannten. Nur die beiden vor ihr an der Wand, die den großen ovalen Spiegel umrahmten. Die Lampe an der Decke blieb dunkel. Doria brauchte sie auch nicht, denn für sie war nur dieser eine wichtig.

Künstlergarderoben sahen irgendwie alle gleich aus. Dennoch gab es in dieser einen gravierenden Unterschied. Der betraf den Spiegel.

Er hing nicht an der Wand, wie es sonst üblicherweise der Fall war. Dieser hier war in eine Kommode integriert. Er bildete praktisch die Rückseite und wuchs vor der Wand in die Höhe. Die Kommode selbst hatte eine geschwungene Form. Sie wirkte deshalb recht zierlich, und in einer Schublade steckte all das, was Doris für ihren Auftritt benötigte. Der Flitter, die Farbe, die Schminke.

Sie sah gut aus. Sie war so etwas wie ein Schuss. Sie war groß und besaß eine tolle Figur. Jedenfalls wurde ihr das nachgesagt, und sie selbst war ebenfalls damit zufrieden. Ihr Haar konnte man auch als rotblonde Mähne ansehen, die weit bis über die Schultern floss. Sie passte auch zu der hellen Haut und zu den üppigen Kurven, die Doria in ein helles Korsett eingezwängt hatte, wobei einige Haken am Rücken offen standen.

Fast jeder Mann, der sie so sah, wurde heiß. Sie war sich ihrer Wirkung durchaus bewusst, und wenn Quint erschien, würde er durchdrehen. Er hatte sie schon immer so gierig angeschaut und schon an ihr herumgespielt. Auf ihre Warnungen war er nicht eingegangen. Im Gegenteil, der Widerstand hatte ihn noch wilder gemacht.

Noch trug sie die hochhackigen Schuhe und auch die hellen Strümpfe, die sich um die Oberschenkel schmiegten und von keinen Strapsen gehalten wurden.

The Body!

So wurde sie ebenfalls genannt. Im Klub war man wild auf sie. Ihr Tanz war das Allerhöchste. Er verzauberte Menschen und verschaffte ihnen sogar Visionen, an die sie sich später aber kaum noch erinnerten. Schreckliche Szenen bekamen die Zuschauer zu sehen. Monstren, Blut und den Tod in verschiedenen Variationen.

Doria lächelte, als sie daran dachte. Sie kannten sie nicht. All die Leute, die ihretwegen kamen, wussten nichts, gar nichts. Und wenn sie etwas gewusst hätten …

Sie ließ den Rest unbeantwortet und lächelte nur auf eine rätselhafte Art und Weise.

Vor dem Spiegel stand ein Stuhl aus Birkenholz. Ebenso geschwungen wie der Spiegel. Genau passend. Er stammte aus der gleichen Zeit und war mehr als 150 Jahre alt.

Mit einer grazilen Bewegung nahm Doria Platz. Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. Sie war damit zufrieden. Es war fraulich und kindlich zugleich. Manche verglichen es mit dem Gesicht eines deutschen Supermodells, und damit war sie voll und ganz einverstanden.

Sie schaute sich ihre Haut an.

Glatt war sie, sehr glatt. So gut wie faltenlos. Nichts störte dieses klare Gesicht. Doria wusste selbst, wie alt sie war, doch es war einer fremden Person so gut wie unmöglich, ihr Alter zu schätzen. Was immer sie sagte, sie lag falsch. Selbst Doria war sehr unsicher, weil sie gewisse Dinge nicht begreifen konnte. Nicht nur, was ihre Person anging, sondern auch, was ihre Herkunft betraf.

Beim Blick in den Spiegel konzentrierte sie sich auf ihren Mund mit den vollen Lippen. Sie waren ebenfalls eine Reizzone an ihrem gesamten Körper. Besonders für Männer, aber auch Frauen wurden manchmal von ihrer Ausstrahlung angezogen, sodass sie völlig durcheinander gerieten und sich verändert vorkamen.

Doria war noch nicht geschminkt. Trotzdem konnte sie sich sehen lassen. Ohne Schminke besaß ihr Gesicht den noch kindlichen Touch, auf den sie so stolz war. Oft genug hatte sie damit schon Erfolg gehabt und alles bekommen, was sie wollte.

Sie lächelte sich zu.

Das Gesicht im Spiegel lächelte zurück.

Sie schaute sich ihre Augen an.

Hell waren sie, aber nicht farblos. Das Blau hatte eine bestimmte Farbe, die man mit der eines Himmels an der Küste vergleichen konnte. Es war auch nicht unbedingt hart, weil nicht die entsprechende Tiefe vorhanden war, und doch konnten diese Augen einen so zwingenden Blick ausstrahlen, dass Menschen in ihren Bann gerieten.

Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Auf dem Kommodentisch standen einige Fläschchen und ein gläserner Zerstäuber. Beides schob sie zur Seite, um Platz genug zu haben.

Sie machte ihre Arme lang und berührte mit den Fingerspitzen die Spiegelfläche. Es tat ihr gut. Es war so wunderbar. Sie fuhr über die helle Fläche hinweg und hatte dabei das Gefühl, dass dieser Spiegel einen Inhalt besaß. Irgendetwas verbarg sich dahinter und drang so weit vor, dass sie es auch ertasten konnte.

Es war eine Wärme, die bei ihr ein Kribbeln verursachte. Etwas Wunderbares, das man mit Worten nicht beschreiben konnte, ihr jedoch eine gewisse Sicherheit gab. Sie liebte diesen Spiegel, und sie liebte sein Geheimnis.

Quint interessierte sie nicht mehr. Er würde kommen. Sollte er ruhig, sie hatte ihn gewarnt. Für alles andere würde sie keine Verantwortung übernehmen.

Doria flüsterte leise Worte. Es musste einfach aus ihr heraus, als hätten die Worte schon lange in ihrem Innern gekocht, und sie sprach sie zu sich selbst und gegen den Spiegel.

Was sie sagte, konnte sie nicht verstehen. Auch ein fremder Zuhörer hätte sich nur gewundert. Doria redete in einer Sprache, die sich kaum mehr menschlich anhörte. Sie klang an gewissen Stellen guttural, dann wieder schrill und auch hämisch.

Ein Kenner hätte sie als Beschwörungen bezeichnet, womit er sicherlich nicht falsch lag.

Die Frau mit den rotblonden Haaren ließ sich nicht beirren. Sie redete ununterbrochen, wobei sie das Gefühl hatte, als würden ihre Worte von der Fläche des Spiegels aufgesaugt.

Sie sah sich selbst.

Aber sie sah sich auch verändert. Ich bin es, dachte sie, ja ich bin es, aber im Spiegel nicht mehr so richtig. Ihr Gesicht hatte eine breitere Form angenommen, und es hatte gleichzeitig seine Dichte verloren. Etwas kam auf sie zu. Etwas, das nicht sichtbar war, hatte sich aus dem Spiegel gelöst oder hatte sich in ihr Konterfei hineingedrückt.

Eine Fratze.

Etwas aus den Untiefen der Hölle. Ein Produkt des Wahnsinns. Blut spritzte plötzlich innerhalb des Spiegels in die Höhe. Es war eine gewaltige Fontäne, die sich teilte und in die verschiedenen Richtungen wegjagte.

Im nächsten Augenblick schlugen ihr die Flammen entgegen. Es war ein sprühendes Feuer, dem sie nicht ausweichen konnte. Es fiel über sie hinweg, und sie wusste nicht, ob es sich nur im Spiegel hielt oder auch schon nach außen seinen Weg gefunden hatte. Wie eine große Blume platzte ihr das Feuer entgegen. Doria starrte in das Zentrum hinein, das seltsamerweise heller war.

Dort sah sie die Fratzen!

Grässliche Gesichter. Kalt und böse. Manche zu monströsen Abarten verformt, andere wiederum sehr glatt und fast schon schön zu nennen. Sie sah sich selbst. Sie sah sich in das Feuer eintauchen, und sie spürte an ihrem Körper überall ein Ziehen.

Innerhalb des Feuers, das die gesamte Spiegelfläche einnahm, erkannte sie ihr Gesicht.

Nur das ihre!

Es wirkte wie ausgeschnitten, denn Teile ihrer Schultern oder der Hals waren nicht zu sehen. Der Spiegel hatte sich das Gesicht geholt und gab ihm einen Rahmen aus Feuer.

Ein schönes Gesicht.

So glatt die Haut. Herrliche Augen. Der strahlende Blick. Ein Gesicht, das an Perfektion nichts zu wünschen übrig ließ. Es war einfach nur herrlich.

Und dann riss es auf.

Es geschah ohne Vorwarnung. Es war so gnadenlos, so brutal. Das Gesicht zersprang in tausend Stücke, und mit jedem Stück, das aus ihm hervorbrach, folgte das Blut.

Es spritzte ihr entgegen. Es war dick, es war dunkel und zäh, einfach grauenhaft.

Doria riss die Arme hoch und presste die Hände vors Gesicht. Sie konnte und wollte nichts mehr sehen. Nein, nein, keinen Blick mehr hinein in die Abgründe, obwohl sie wusste, dass sie sich gerade mit ihnen stark verbunden fühlte.

Irgendwann ließ Doria die Hände wieder sinken, und es war alles wie zuvor.

Sie saß auf dem Stuhl.

Sie schaute in den Spiegel.

Sie sah ihr Gesicht – und es war völlig normal!

*

Aufatmen. Endlich. Tief und stöhnen. Es war so einfach und doch kompliziert. Sie hatte das Gefühl, als Fremde in ihrer eigenen Person gefangen zu sein. Aber so war es immer, wenn die Visionen hinter ihr lagen. Stets war sie nachdenklich geworden und zugleich erschöpft. Auch jetzt war es nicht anders. Sie kam sich vor, als wäre sie der eigentlichen Lösung wieder ein Stück näher gekommen. Dem eigentlichen Ich, das mit dem, was sie im Spiegel sah, nicht viel zu tun hatte. Da gab es schon etwas anderes, das sehr tief in ihr hockte und intervallweise geweckt wurde. War das der Grund, weshalb Menschen oft schreiend vor ihr weggelaufen waren, um irgendwo wie im Wahnsinn zu enden?

Doria wusste es nicht. Es war auch nicht der Augenblick, um über genaue Erklärungen nachzudenken. Sie hockte erschöpft auf dem Stuhl und war froh darüber, den Rücken gegen die Lehne drücken zu können. Sie wollte über ihr Leben nachdenken. Zumindest über das, was sie nach außen hin zeigte, aber die Gedanken konnte sie nicht kontrollieren. Sie bewegten sich in eine andere Richtung und schufen einen Begriff, der sie ängstigte und zugleich faszinierte.

Ich bin im Werden!

Was immer das auch bedeuten mochte, es wollte einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden.

Im Werden!

Sie schaute in den Spiegel. Schüttelte den Kopf und dachte daran, dass sie schon geworden war. Sie brauchte nur in den Spiegel zu schauen, um ihren perfekten Körper zu sehen, aber sie war trotzdem im Werden. Da kam noch etwas.

Natürlich, die Erinnerungen an das Geschehene ließen sie nicht los. Die Fratzen und auch die Gesichter. Hinzu kam das viele Blut, das aus dem Spiegel gespritzt war. Eigentlich hätte es ihren Körper bedecken müssen, doch wohin sie auch schaute, sie sah nur ihre normale, glatte und wunderschöne Haut.

»Bin ich perfekt?«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Bin ich wirklich perfekt?«

Doria erhielt keine Antwort. Sie saß weiterhin unbeweglich und konzentrierte sich nur auf ihr Gesicht. Nein, es war keine Veränderung zu erkennen. Und doch gab es da etwas tief in ihrem Innern, das eine andere Sprache redete. Sie wusste nicht, ob es sich um eine Stimme handelte oder nur um ein Gefühl. Möglicherweise beides. Der Druck in ihrem Kopf verstärkte sich. Er musste durch ihre schweren Gedanken ausgelöst worden sein. Sie kannte die Qualen, mit denen sie zu kämpfen hatte, aber sie wollte nicht einsehen, dass sie auch eine andere Person war als die, die sich im Spiegel zeigte.

Obwohl es auf der anderen Seite wieder spannend war, so etwas zu sehen. Mit einem normalen Menschen verglich sie sich schon längst nicht mehr, dazu hatte sie nicht gehört, doch ihr Erleben überstieg die Normalität bei Weitem.

»Ich nehme mich so an«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu. »Ich werde mich so annehmen, was immer sich auch in meinem Kopf und Körper befindet …«

Das Spiegelbild nickte ihr zu.

Wieso nickte?

Etwas wie Alarmsirenen schrillten in ihrem Kopf. Das war unmöglich, denn sie selbst hatte nicht genickt. Nur das verdammte Spiegelbild hatte diese Bewegung geschafft.

Für einen Moment hatte sie die Augen geschlossen. Jetzt schaute sie wieder hin.

Doria sah sich und die andere Person!

Die Augen verwandelten sich in Kugeln, so rund wurden sie. Der kalte Schreck nistete sich darin fest, denn sie schaute sich zwar noch an, aber das war nicht mehr sie.

Ihr Gesicht hatte einen anderen Ausdruck erhalten. Es war männlicher geworden. Härtere Züge. Eine leicht gebogene Nase, Wangen, auf denen Schatten lagen, die sie noch nicht zuvor gesehen hatte. Sie hätte sich nicht vorstellen können, dass es so etwas überhaupt gab. Es war ihr so unheimlich, und sie war nicht in der Lage, eine Erklärung abzugeben.

Das andere Gesicht sah für sie aus, als wäre es in die Spiegelfläche hineingezeichnet worden. Scharfe Umrisse, die sich vom Hintergrund abhoben. Ein Mund, dessen Lippen schmal waren, und unter denen sich ein kräftiges Kinn abzeichnete.

Das alles bildete sie sich nicht ein. So etwas existierte wirklich. Und sie stellte auch fest, dass das Gesicht im Spiegel keiner anderen Frau gehörte.

Mehr einem Mann!

Aber einem, der trotzdem die Züge einer Frau aufwies. Einem Mittel zwischen Mann und Frau. Zur einen Hälfte weiblich, zur anderen männlich.

»Ich bin im Werden!«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu.

Noch immer erfasste sie den Begriff nicht ganz genau, aber er stimmte.

Sie wurde.

Sie wurde zu einer anderen Person, obwohl sie die möglicherweise schon war.

Doria stöhnte auf. Mit den Visionen hatte sie sich noch anfreunden können, nicht aber mit dem völlig Neuen. Mit dem Werden. Mit dem sich Verändern.

Darin sah sie keinen Sinn, keine Logik, kein Begreifen an sich. Sie atmete tief durch und war froh, dass dies noch alles so herrlich normal ablief.

In diesem Moment rammte jemand die Tür auf. Er hatte es nicht für nötig gehalten, zuvor zu klopfen. Es war Doria auch egal. Sie wusste, wer gekommen war.

Noch einmal sah sie in den Spiegel.

Normal. Er war wieder normal. Sie musste plötzlich gellend lachen und fuhr auf dem Sitz herum.

Quint stand vor ihr und grinste!

*

»Hallo, Herbstblume«, sagte ich und betrat das Vorzimmer, in dem Glenda bereits den Kaffee gekocht hatte, dessen Duft mir entgegenwehte.

Sie drehte sich um. »Was soll das denn heißen?«

»Haben wir nicht Herbst?«

»Ja.«

»Und du bist die Blume im Herbst.«

»Oh, der Herr Poet. Bist du unter die Dichter gegangen? Unter die Denker bestimmt nicht.«

Ich hob die Schultern und meine Arme gleich mit. »Wie kann man nur so gemein sein? Da will ich dir etwas Gutes tun und diesen trüben Morgen auflockern, und wie reagierst du? So, als hätte ich dir einen unsittlichen Antrag gemacht.«

»Ja, ja, schon gut. Wie war’s mit Jane Collins?«

»Moment, Moment.« Ich zeigte mich verwundert. »Was meinst du damit?«

»Du warst doch mit ihr zusammen. Noch vor zwei Nächten. Auf dieser einsamen Ruine …«

»Ja, es war toll. Oder hätte toll werden können, wenn nicht der verdammte Halloween Man dazwischengekommen wäre. Da ging dann nichts mehr, und es endete mit zwei Toten, wobei ich den Killer noch nicht dazu gezählt habe.«

»Ja, das hörte ich.«

»Außerdem geht es Jane gut. Wäre sie und Lady Sarah nicht gewesen, hätte ich bis heute noch nichts von diesem Halloween Man gehört. Aber das ist vorbei. Du siehst übrigens gut aus«, sagte ich. »Die Klamotten stehen dir gut.«

»Danke.«

»Keine Ursache.«

»Hast du das Jane auch gesagt?«