John Sinclair 1190 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1190 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Geisterrache (2. Teil).

Es war den vier Freunden gelungen, mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen und sich einen Geist nach ihren Vorstellungen zu erschaffen. Dachten sie. Doch sie unterlagen einem lebensgefährlichen Irrtum, denn was sie da beschworen hatten, das hatte es schon gegeben.

Einer nach dem anderen wurde gejagt, und sie gerieten hinein in die tödliche Geisterrache.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumGeisterrache (2. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Geisterrache (2. Teil)

Es war den vier Freunden gelungen, mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen und sich einen Geist nach ihren Vorstellungen zu erschaffen. Dachten sie. Doch sie unterlagen einem lebensgefährlichen Irrtum, denn was sie da beschworen hatten, das hatte es schon gegeben.

Einer nach dem anderen wurde gejagt, und sie gerieten hinein in die tödliche Geisterrache.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3924-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Geisterrache (2. Teil)

Das Brennen auf der Brust hatte mich so überraschend erwischt, dass ich automatisch einen Schritt zurückwich, dann stehen blieb und merkte, dass der stechende Schmerz nachließ.

Darauf war ich nicht gefasst gewesen. Und fassen musste ich mich, denn mein Blick fiel auf Suko, der vor mir stand und dabei die Haltung eines Klamottenverkäufers eingenommen hatte, denn er hielt ein Kleid aus altem Leinen fest. Jetzt schaute er mich mit dem Was-ist-denn-in-dich-gefahren-Blick an.

Ich schüttelte den Kopf wie jemand, der seine Benommenheit abstreifen will, obwohl ich keinesfalls benommen war. Ich hatte nur nicht mit der Reaktion meines Kreuzes gerechnet. Von der Seite her kam die dritte Person auf mich zu. Es war Alina Ambrose, die junge Witwe. Ihr Gesicht zeigte jetzt einen verstörten Ausdruck, als sie fragte: »Was ist denn mit Ihnen los, Mr. Sinclair?«

Ich grinste mehr als ich lächelte und winkte lässig ab. »Lassen Sie mal, das ist schon okay.«

»Das Kleid hat Sie so aus der Bahn geworfen, nicht?« Die Frau ließ nicht locker.

»Nicht direkt.«

»Aber ich habe es doch gesehen.« Sie fasste nach meinem Arm und schaute mich beschwörend an. »Das kann ich fast verstehen, Mr. Sinclair. Auch mir ist das Kleid fremd. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht weiß, wo es hergekommen ist. Im Aktenschrank meines Mannes. Das ist für mich …«

Da sie nicht mehr sprach, sagte ich: »Wahrscheinlich wird er es mitgebracht haben, Mrs. Ambrose.«

»Warum sollte er das getan haben? Das Kleid einer fremden Frau. Man soll Toten nichts Schlechtes nachsagen. Nun fange ich an, seinen Beteuerungen, was Treue angeht, nicht mehr zu glauben. Ich habe das Gefühl, dass er mich doch bei seinen Treffen mit den drei Freunden betrogen hat.«

»Bestimmt nicht, Mrs. Ambrose.«

Sie ließ meinen Arm los. Glaubte mir allerdings nicht, das sah ich ihr an. »Was macht Sie denn so sicher?«

»Glauben Sie mir!«, erklärte ich geduldig. »Alles Nähere erzähle ich Ihnen später.«

Alina Ambrose merkte, dass ich das Gespräch nicht mehr fortsetzen wollte und zog sich zurück. Im Zimmer des toten Donald Ambrose wurde es stiller. Die Verkehrsgeräusche von draußen drangen nur gedämpft zu uns. Hell und klar war der Schein der tief stehenden Sonne, der durch das Fenster fiel.

Suko hielt das Kleid noch immer fest wie der Verkäufer, der die Ware präsentierte. Nur der Blick passte nicht dazu. Ich sah die leichte Sorge in seinen Augen und bemerkte, dass seine Lippen zusammengepresst waren. Sein Blick gab mir das Gefühl, dass er irgendwie verstanden hatte.

Ich ging auf ihn zu und blieb stehen, ohne das Kleid zu berühren. Es passierte nichts. Jetzt hatte ich mich auf die Reaktion meines Kreuzes vorbereitet, aber es blieb kühl. Möglicherweise war ich noch nicht nahe genug herangekommen. Ich wollte es jetzt auch nicht ausprobieren und deutete mit dem gekrümmten Zeigefinger meiner rechten Hand auf die bewusste Stelle an der Brust.

Beinahe erleichtert atmete Suko auf. »Es war dein Kreuz, nicht wahr?«

»Ja. Der plötzliche scharfe und stechende Schmerz hat mich zu sehr überrascht.«

Suko hob das Kleid ein wenig an. »Das war der Grund.«

»Ich nehme es an.«

Er blieb ruhig. Dann – einige Sekunden später – fragte er: »Was sollen wir machen?«

»Lass es los und leg es auf den Boden.«

»Gern.«

Ich schaute zu und blieb in respektvollem Abstand stehen. Suko und mir war längst klar, dass es sich bei diesem Kleid um kein normales Stück handelte. Das lag nicht nur an seinem Alter und an seinem Stoff, sondern mehr an der Trägerin, die uns wie ein Spuk umgab, denn wir hatten sie noch nie zu Gesicht bekommen.

Wir wussten nur, dass sie Gunhilla Blaisdell hieß. Nicht mehr und nicht weniger. Und wir konnten annehmen, dass sie eine mehr als ungewöhnliche Person war. Möglicherweise sogar eine Frau, die man früher als Hexe bezeichnete.

Sicher waren wir nicht. Wir wussten nur, dass es zwei Männer gab, die Selbstmord begangen hatten. Einer war Don Ambrose gewesen. Er hatte sich vom Dach seiner Druckerei gestürzt, und das völlig motivlos, wie uns seine Frau versicherte.

Zum zweiten hatte sich ein Mafioso namens Gino Cobani umgebracht. Und das in unserem Beisein. In der U-Bahn hatte er plötzlich einen Revolver gezogen, sich den Lauf in den Mund gesteckt und abgedrückt. Dass ihm dabei zahlreiche Zeugen zugeschaut hatten, war für ihn nicht relevant gewesen.1

Suko und ich hatten uns um den Fall gekümmert und erfahren müssen, dass dieser Mafioso zwei Leben geführt hatte. Ein offizielles und ein sehr privates. Er hatte sich mit Geister-Phänomenen beschäftigt, ebenso wie Ambrose. Sie und zwei andere Männer hatten sich in bestimmten Abständen getroffen, um etwas auszuprobieren.

Was es genau war, wussten wir nicht. Aber es hatte mit der Erschaffung eines Geistes zu tun. Das hatten wir einem Buch entnommen, von dem es zumindest zwei Exemplare gab. Eines lag in Cobanis Wohnung, das andere hier in Ambroses Zimmer.

Bei einer Durchsuchung im Beisein der Witwe hatten wir dann das Kleid gefunden, dessen Existenz sich auch Alina Ambrose nicht erklären konnte.

Es war auf dem Teppich Platz genug vorhanden. So hatte Suko das Kleid ausbreiten können. Er strich noch einige Falten glatt, erhob sich dann und betrachtete nickend sein Werk. Es hob sich von dem rostfarbenen Teppich gut ab.

»Zufrieden, John?«

Ich zeigte meine Zähne. »Nicht ganz.«

Er verstand. »Du willst den endgültigen Test.«

»Natürlich.«

»Okay.« Er trat zur Seite. »Ich werde dich dabei nicht stören.«

Aber Alina Ambrose störte mich. »Von welchem Test sprechen Sie, Mr. Sinclair?«

»Bitte, Mrs. Ambrose, Sie sollten jetzt wirklich keine Fragen stellen. Es wäre sogar besser, wenn Sie das Zimmer Ihres Mannes verlassen. Natürlich kann ich Sie nicht zwingen, aber …«

»Richtig, Mr. Sinclair, Sie können mich nicht zwingen. Ich will wissen, was es mit diesem verdammten Kleid auf sich hat, das anscheinend niemand gehört. Und deshalb werde ich auch bleiben.«

»Wie Sie wollen.«

»Oder wird es gefährlich?«

Ich schaute sie an und hob dabei die Schultern. »Das kann man niemals im Voraus sagen.«

Sie lachte, als wollte sie meine Antwort nicht wahrhaben. »Komisch, aber das hätte ich mir selbst sagen können. Sind das nicht Ausreden?«

»Ich wollte Sie nur gewarnt haben, Mrs. Ambrose.«

Die Frau presste die Lippen zusammen. Dann nickte sie mir zu. »Okay, Mr. Sinclair, einigen wir uns darauf. Ich bleibe hier, ziehe mich aber bis zur Tür zurück. Und Sie tun, was Sie nicht lassen können oder wollen.«

»Es ist Ihre Wohnung.«

»Ja, noch.« Alina Ambrose drehte sich abrupt um und ging weg. An der Tür blieb sie stehen, die Hände hart gegeneinander gedrückt, als wollte sie beten.

Suko war um das Kleid herumgegangen und hielt sich in meiner Nähe auf. Er hatte die Arme in die Seiten gestützt, sein Blick war auf das Kleid gerichtet.

»Dann versuch es, Alter.«

Ich zupfte an der Kette und merkte, wie das Kreuz an meiner Brust nach oben rutschte. Es war nicht warm. Es sonderte auf dem Weg zum Hals auch keinerlei Wärme ab. Momentan war alles normal. Allerdings war ich davon überzeugt, dass es nicht so bleiben würde.

Ich wollte das Kleid nicht nur mit dem Kreuz streicheln, sondern direkt zur Radikalkur greifen. Der nächste Schritt war nur ein Schrittchen, aber er reichte aus, um den Hitzestoß durch das Metall fließen zu lassen.

Augenblicklich stieß ich das Kreuz nach vorn und ließ es los.

Treffer!

Es landete in der Mitte des Kleides.

Was dann passierte, überraschte uns alle und raubte uns buchstäblich den Atem …

*

Gunhilla Blaisdell stand in dieser langen Spiegelfläche wie gemalt. Es war in dieser Form nicht zu erkennen, ob sie nun ein Mensch, ein Geist oder nur eine Reflektion war.

Sie bewegte sich nicht, und auch Jane Collins rührte kein Glied. Hinter ihr stand Lady Sarah Goldwyn. Jane spürte, wie deren Atem ihren Nacken streifte.

Die Lage war grotesk. Wie überhaupt die gesamte Situation, in die Jane Collins ohne ihr eigenes Verschulden hineingeraten war. Sie hatte den Kontakt nicht gewollt. Es war die andere Seite gewesen, die eine Verbindung mit der Detektivin aufgebaut hatte. Zunächst nur aus der Ferne und über das Gefühl. Später dann war die Person Jane erschienen. Zunächst hatte sie die Stimme aus dem Unsichtbaren gehört und sie dann im Bad gesehen, auch im Spiegel. 2

Und jetzt stand sie wieder an der gleichen Stelle.

Aber sie hatte sich verändert. Sie trug nicht mehr dieses rote Gewand über dem nackten Körper. Jane sah auch keine Hände, die auf ihrem Kopf lagen, und das kleine Glasgefäß mit dem Feuer schwebte ebenfalls nicht vor ihrem Gesicht.

Jane wollte die erste Begegnung nicht aus dem Kopf gehen. Da hatte sie dann gesehen, wie die Person Feuer gefangen hatte und verbrannt war. So wie man damals in den düsteren Zeiten Frauen als Hexen verbrannte und sich kaum jemand dagegen auflehnte.

Sie sah jetzt anders aus. Jane, die sich wieder gefangen hatte, überlegte intensiv. Sie ging nicht von diesem Flattergewand aus, das wie ein bleicher Fetzen den Körper umgab. Es war mehr das Gesicht dieser Person, das sie störte. Ihrer Meinung nach war es noch blasser und auch durchscheinender geworden. Selbst die Augen waren in diese Veränderung mit einbezogen worden. Sie wirkten größer, aber auch tiefer in den Höhlen liegend und zugleich hohler. Das lag wohl an dem Blick, der auf die beiden Frauen gerichtet war.

Dann ging noch etwas von ihr aus, das Jane Collins bei der ersten Entdeckung so nicht bemerkt hatte. Einordnen konnte sie es nicht. Es war mehr ein Flair, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie konnte es als etwas Böses bezeichnen, als einen fühlbaren Teil einer düsteren Seele.

Ihr war klar, dass sie jetzt stark sein musste, denn dieses Wesen hatte sich nicht grundlos gezeigt. Da gab es schon einen Grund, und dieser Grund war sie. Für Gunhilla gab es eine Seelenverwandtschaft zwischen den beiden Frauen. Deshalb war sie auch auf Jane Collins getroffen.

Die Detektivin wusste nicht, wie lange sie vor dem Spiegelbild gestanden und geschaut hatte. Die Gedanken waren durch ihren Kopf gewirbelt, und sie hatte auch nicht mehr den Eindruck, völlig normal denken zu können. Die Frage, die sie mit leiser Stimme formulierte, kam ihr sogar lächerlich vor.

»Wer bist du?«

Jane erwartete nicht unbedingt eine Antwort. Zumindest keine, die normal gesprochen wurde. Aber sie irrte sich. Es gab eine Antwort, und sie wehte ihr flüsternd entgegen.

»Ich war und ich bin Gunhilla Blaisdell!«

»Die Gerichtete, wie es heißt!«

»Die Hingerichtete. Die Verbrannte. Die man hasste und nicht mehr haben wollte.«

»Eine Tote also«, sagte Jane, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt.

Sie hatte eigentlich nicht damit gerechnet, eine Antwort zu erhalten, trotzdem hörte sie das Flüstern. Diesmal fiel ihr der Klang besonders auf, denn die leise Stimme hallte nach, als befände sich die Person in irgendeinem Raum, der zwischen dem Diesseits und dem Jenseits liegt. »Ich bin, und ich bin nicht. Ich bin nicht wirklich. Ich bin ein Produkt …«

Es war der Augenblick, an dem Jane Collins auch die letzte Scheu verlor. Was sie da von dieser Erscheinung gehört hatte, musste sie als ungeheuerlich wahrnehmen. Es war nicht ihr erster Kontakt mit der anderen Welt, doch derartige Worte hatte sie noch nie gehört.

»Ein Produkt?«, wiederholte sie.

»Ja.«

»Wie kommst du an diesen Ausdruck?«

»Er wurde gesagt. Und zwar von denjenigen, die mit mir zu tun hatten. Sie hatten ihre eigenen Verstellungen von dem, was sie taten. Sie wollten etwas Bestimmtes.«

»Also dich wieder zurückholen.«

»Nein, nicht unbedingt. Sie stellten sich etwas vor, das sie erschaffen wollten.«

»Und haben dich erschaffen, wie ich sehe.«

»Jetzt bin ich da. Aber sie haben einen Fehler begangen, einen großen sogar. Der Lehrling ist nie der Meister. Wer das Tor öffnet, der muss mit dem Grauen rechnen. Mit der Wahrheit der Hexen. Aber das haben die Männer übersehen. Jetzt bin ich da, und mein Hass ist ebenfalls vorhanden. Ich werde ihn nicht zurückhalten. Ich und andere nicht. Wer bei uns eindringt, muss wissen, was er tut …«

Es waren Worte, die Jane Collins zum Nachdenken gebracht hatten. Dennoch waren viele Fragen offen. Hier war nichts normal gelaufen, davon konnte man bei einer Erscheinung wie dieser sowieso nicht ausgehen. Aber Gunhilla hatte alles noch übertroffen.

Die Detektivin wusste nicht, was sie denken sollte. Aber für sie stand fest, dass das Erscheinen dieser Person auch etwas mit ihr zu tun hatte, und darüber machte sie sich schon ihre Gedanken. Sie fühlte sich nicht bedroht, sie wollte nur endlich wissen, weshalb sich Gunhilla genau bei ihr aufhielt, und eben diese Frage stellte sie.

»Warum bist du gekommen?«

Zuerst hörte sie ein leises Lachen. Erst als es verklungen war, gab Gunhilla ihr wieder die Antwort. »Ich war auf der Suche nach jemand, der mir irgendwie verwandt ist. Und das bist du. Ich habe dich gespürt, Jane Collins. Du hast etwas an oder in dir, das mich zu deiner Verbündeten macht.«

»Ich bin nicht wie du, Gunhilla.«

»Kein Irrtum. Ich irre mich nicht. Du bist zwar nicht ganz wie ich, aber irgendwie schon. Du hast etwas an dir. Dich umgibt etwas, dem man nicht ausweichen kann. Das weiß ich sehr genau, und dabei wird es auch bleiben.«

Jane hatte sich alles durch den Kopf gehen lassen und war nun in der Lage, eine Frage zu formulieren. »Bist du zurückgekehrt, um dich zu rächen?«

»Ja!«

»An wem?«

»An meinen Erschaffern.«

»Töten?«

»Es ist eine Geisterrache!«, hörte Jane die Stimme. »Die Menschen müssen lernen, dass sie nicht einfach unvorbereitet in unsere Dimensionen vorstoßen können. Sie haben es versucht, und sie haben auch Glück damit gehabt, aber das ist alles. Nichts mehr …«

»Du wärst sonst nicht freigekommen!« , hielt ihr Jane entgegen.

Aus dem Spiegel drang die unwillige Antwort. »Ich werde Spuren löschen. Der Tod löscht die Spuren. Die Hexen-Wahrheit bleibt bestehen. Sie werden viele Tode sterben, und in den letzten Augenblicken ihres Lebens erkennen, auf was sie sich eingelassen haben. Sie werden sehen, wie schwach sie letztendlich sind. Wir, die anderen Mächte, sind ihnen bei Weitem überlegen.«

Das brauchte sie nicht zu wiederholen. Das wusste und kannte Jane. Oft genug hatte sie damit zu tun gehabt. Es drängte sie, Gunhilla nach den Namen der Personen zu fragen, aber die Erscheinung wollte nicht mehr sprechen.

Um sie herum verlor die Spiegelfläche ihre Schärfe und verschwand wie unter einem grauen Nebel, in den auch Gunhilla eintauchte.

Danach ging alles sehr schnell. Bevor Jane und Sarah sich versahen, zog sich der Nebel zusammen. Er bildete plötzlich eine Spirale, die alles mitriss.

Auch Gunhilla verschwand. Sie war plötzlich weg, wie von einem Trichter verschluckt, und die normale Spiegelfläche wurde für die beiden Zuschauerinnen wieder sichtbar. Auch die klamme und ungewöhnliche Kälte verschwand, sodass ein normales Bad die Umgebung bestimmte.

Jane ging nach vorn. Sie strich über ihre Stirn. Sie berührte dann den Spiegel, ohne einen Hinweis auf die Erscheinung fühlen zu können. An der Fläche hatte sich nichts verändert. Sie war weder wärmer noch kälter geworden.

Jane ließ sich auf einen Hocker sinken, schüttelte den Kopf und schaute danach zu Sarah Goldwyn hoch. Die Horror-Oma stand am Türrahmen gelehnt. Auch sie sah nicht eben aus wie das blühende Leben. Der unheimliche Vorgang hatte sie mitgenommen.

Da auch sie nichts sagte, war es still im Bad. Nach fast einer halben Minute übernahm Jane wieder das Wort. »Du hast alles gesehen?«, fragte sie.

»Habe ich. Und auch gehört.«

Jane lächelte. »Kannst du mir einen Rat geben, Sarah? Ich bin im Moment ziemlich von der Rolle.«