John Sinclair 1198 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1198 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Varunas Hexenreich.

Suko und ich waren zu Kelly O'Briens Beerdigung gegangen. Das waren wir der Toten einfach schuldig. Die Wahrheit traf uns völlig unerwartet. Kellys Leiche war verschwunden. Als Ersatz lernten wir eine andere Person kennen. Eine sehr geheimnisvolle Frau.

Die Hexe und Heidin Varuna ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumVarunas HexenreichVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Varunas Hexenreich

Suko und ich waren zu Kelly O’Briens Beerdigung gegangen. Das waren wir der Toten einfach schuldig. Die Wahrheit traf uns völlig unerwartet. Kellys Leiche war verschwunden. Als Ersatz lernten wir eine andere Person kennen. Eine sehr geheimnisvolle Frau.

Die Hexe und Heidin Varuna …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3932-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Varunas Hexenreich

Diesmal war das Erwachen schlimm!

Der Stich erwischte Varuna wie ein Blitzstrahl ins Gehirn. Sie schrie auf und war wach.

Verblüfft fuhr sie in die Höhe. Für einen Moment blieb sie unbeweglich sitzen, bis sie beide Hände anhob und gegen den Kopf presste. Sie spürte das Hämmern hinter den Schläfen und auch ihren eigenen Herzschlag. Dabei war der Puls normal. Es ging ihr eigentlich gut, wenn da nicht die Schmerzen im Kopf gewesen wären. Und die waren nicht grundlos entstanden. Jemand hatte sie ihr geschickt. Varuna wusste es genau …

Gerade bei ihr, wo sie doch so anders war als die meisten Menschen und mehr wusste.

Sie drehte sich so, dass sie einen Blick auf die Uhr in der Nähe werfen konnte. Mitternacht war bereits vorbei, aber die erste Morgenstunde noch nicht ganz um.

Eine für viele Menschen schlimme Zeit. Nicht für Varuna. Sie sah sie als geheimnisvoll an. Für sie war diese Zeit zwischen Mitternacht und ein Uhr eine Spanne, in der sich oft andere Welten öffneten und ihre Grüße zu den Menschen schickten. Nicht jeder erfuhr das, gewisse Personen jedoch, die sensibel genug waren und die Ströme mitbekamen.

Langsam ließ die Frau ihre Hände sinken. Die Schmerzen waren nicht mehr so stark.

Warten, nicht mehr schlafen. Nachdenken. Zu einem Ergebnis kommen. Die Stiche waren nicht ohne Grund durch ihren Kopf gerast. Da war manipuliert worden. Jemand wollte etwas von ihr und hatte den Kontakt gesucht.

Noch etwas war anders geworden. Zuerst glaubte die Frau mit den dunklen Haaren an eine Täuschung. Doch als gewisse Dinge nicht aufhörten, wurde sie schon misstrauisch. Zu den Dingen zählte sie die Stimme in ihrem Kopf. Sie war da. Sie stammte von einer fremden Person, die den Kontakt mit ihr gesucht und auch gefunden hatte.

Im Zimmer würde sie die Person nicht finden. Auch wenn sie das Licht einschaltete, um die Dunkelheit zu vertreiben. Diese Person hielt sich woanders auf. Sie musste nicht mal in der Nähe sein. Weit weg, verborgen in der Vergangenheit.

Die Stimme sprach, aber die Worte waren nicht zu verstehen. Nur ein geheimnisvolles Flüstern. Varuna war nicht in der Lage, der fremden Person einen Befehl zu geben, um lauter und deutlicher zu sprechen.

Sie atmete tief durch.

Etwas störte sie.

Es hatte nichts mit irgendwelchen Flüsterstimmen zu tun. Ihr Nachthemd klebte an verschiedenen Stellen am Körper.

Wasser war es nicht. Da hätte sich der Stoff anders angefühlt. Weniger klebrig. Es musste eine andere Flüssigkeit sein, die ziemlich schmierte.

Sie fuhr mit beiden Händen unter das Laken und tastete nach den bestimmten Stellen. Auch die Hände fühlten sich feucht und jetzt leicht klebrig an.

Varuna war keine ängstliche Frau. Sie gehörte zu den Menschen, die bestimmten Dingen in der Welt sehr offen gegenüberstanden. Aber was ihr jetzt widerfahren war, bereitete ihr schon Probleme, die im Dunkeln nicht zu lösen waren.

Deshalb tastete sie nach dem Schalter der Lampe.

Ein kurzer Druck reichte aus, und die Umgebung in ihrer Nähe wurde hell. Der erste Blick auf ihre Finger.

Varuna erstarrte.

Sie waren rot.

Rot vom Blut!

Varuna war nicht mehr starr. Mit einer heftigen Bewegung schleuderte sie die Decke zur Seite, blieb sitzen und starrte auf ihr helles Nachthemd.

Es war nicht mehr überall hell.

An verschiedenen Stellen malten sich dicke und feuchte Blutflecken ab!

*

Varuna hatte sich hervorragend in der Gewalt. Sie blieb im Bett sitzen, ohne etwas zu unternehmen. Sie schrie nicht. Sie weinte nicht. Sie sprach auch nicht und drehte nicht durch. Stattdessen war sie zu einer Statue geworden, deren Augen in eine bestimmte Richtung blickten, aber zugleich aussahen, als würden sie ins Leere schauen, weil sie in diesen Momenten unfähig war, die gesamte Wahrheit zu verarbeiten. Etwas Unmögliches war möglich geworden. Das wusste sie genau. Sie konnte einfach keine Erklärung finden, noch nicht.

Das Nachthemd war an verschiedenen Stellen mit Blut getränkt. Ihr Blut war es nicht. Es musste das einer fremden Person sein. Ihr eigener Körper wies keinerlei Verletzungen auf, und es waren auch keine Schmerzen zu spüren.

An den Fingern klebte ebenfalls Blut. Sie wischte es am Laken ab, während ihre Gedanken schon wanderten. Da es im Zimmer sehr still war, gelang es ihr auch, sich zu konzentrieren, und sie versuchte, sich an die vergangenen Stunden zu erinnern.

Da war nichts gewesen. Oder doch? Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte geschlafen, nachdem sie einen Besuch hier in London hinter sich gehabt hatte. Er war erfolglos gewesen. Die Person, mit der sie Kontakt hatte aufnehmen wollen, lebte nicht mehr, was auch ein Schock gewesen war.

Sie war dann wieder in ihre kleine Wohnung gefahren, hatte nachgedacht und sich vorgestellt, dass ihr das Schicksal durch den Tod der anderen Person einen neuen Weg gewiesen hatte.

Irgendwann war sie ins Bett gegangen. Ja, daran erinnerte sich Varuna.

Aber zuvor war noch etwas passiert. Oder nachher? Ihr fehlte der Zeitbegriff. Einige Stunden in ihrem Leben waren einfach nicht mehr vorhanden.

Und trotzdem war da etwas passiert. Woher sonst stammte das Blut am ihrem Kleid? Sie musste etwas durchgemacht und auch durchlitten haben, von allein war das Kleid nicht blutig geworden. Das Blut konnte auch nicht von der Zimmerdecke getropft sein. Es musste einen anderen Grund geben, einen, der viel tiefer lag und mit ihrem zweiten Leben zu tun hatte.

Die Schmerzen im Kopf waren vollends verschwunden. Varuna ging jetzt auch anders damit um. Sie sah sie als ein Wecksignal an, das ihr ebenfalls geschickt worden war.

Noch mal versuchte sie, ihre Gedanken zu sammeln und sich zu konzentrieren. Die Lösung zu finden war einfach, aber es war schwer, sie zu akzeptieren.

Sie musste in der Nacht unterwegs gewesen sein und dabei etwas Schreckliches erlebt haben, was ihr nicht bewusst und aus der Erinnerung gelöscht war.

Wohin jetzt? Was tun? Aufstehen und sich säubern. Etwas anderes kam ihr nicht in den Sinn. Es war völlig normal und menschlich, und trotzdem blieb bei ihr Unbehagen zurück. Sie spürte in ihrem Körper das Kribbeln und merkte auch, dass sich auf ihrem Gesicht eine dünne Schweißschicht bildete. Es strengte sie schon an, über gewisse Tatsachen nachzudenken, und es bereitete ihr sogar Mühe, sich aus dem Bett zu bewegen.

Mit dem rechten Fuß trat sie zuerst auf. Dabei stellte sie fest, dass der glatte Boden ziemlich kalt war. Der linke Fuß folgte, unter ihm spürte sie den Gegenstand.

Für einen Moment ließ sie ihn dort stehen. Dabei drang ein überraschter Ruf aus ihrem Mund. Dieser Gegenstand war fremd, er passte nicht in ihre Wohnung.

Sie schaute nicht hin. Bewegte allerdings die Zehen, und sie merkte, dass er länglich, ebenfalls recht kalt und im vorderen Bereich leicht klebrig war.

In den folgenden Sekunden gab es für Varuna kein Halten mehr. Sie hatte jetzt auch den Mut gefunden, nachzuschauen, zog den Fuß weg – und blickte nach unten.

Jetzt sah sie, auf was sie getreten war.

Auf dem Boden und dicht vor dem Bett lag ein Dolch mit blutiger Klinge …

*

Wieder war ihr, als wäre sie von einem lähmenden Gift erwischt worden. Sie hatte sich nicht mehr in der Gewalt, winkelte beide Beine an und blieb in dieser unnatürlichen Haltung sitzen, den Blick nach wie vor auf die Waffe gerichtet.

Es war keine normale Waffe. Leicht gekrümmt, auch blutig. Ein Griff aus Stein, der leicht bläulich schimmerte, aber auch einen Stich ins Grünliche hatte.

Waffen wie diese gab es heute eigentlich nicht mehr. Eine Expertin war sie nicht, aber diese Klinge musste einfach aus einer anderen Zeit stammen.

Woher kam sie? Wer hatte sie mitgebracht? Varuna machte sich ihre Gedanken. Dass sie mittlerweile aufgestanden war, hatte sie kaum bemerkt. Sie ging um die Waffe herum, ohne sie aus den Augen zu lassen.

Angefasst hatte sie den Dolch noch nicht. Dennoch ging sie davon aus, dass dort ihre Fingerabdrücke zu finden waren. Das Blut an der Waffe, das an ihrem Nachthemnd und auch das an ihren Händen. Es war dasselbe Blut, und sie war davon unmittelbar betroffen.

»Großer Himmel«, flüsterte sie und entfernte sich von der Waffe. »Was ist passiert?«

Varuna fand keine Antwort. Sie kam sich so fremd vor, als wäre sie in die Rolle einer anderen Person geschlüpft. Die Zeit lag noch nicht lange zurück. Es musste in der Nacht passiert sein, ohne dass sie es gemerkt hatte.

Auf diese Folgerung ließ sie sich ein. Damit konnte Varuna leben. Es war etwas geschehen, das mit ihr und ihrem Leben zusammenhing. Nicht mehr und nicht weniger. Aber es war etwas Großes gewesen, etwas Entscheidendes. Möglicherweise hatte sie jetzt endgültig den Weg gefunden, den sie suchte.

Sie wollte zu ihrem Ich finden. Sie wollte eindringen in die tiefe Vergangenheit, Kontakt mit den Göttern aufnehmen, Raum und Zeit überbrücken, um endlich das zu erleben, wovon sie und Gleichgesinnte träumten.

Es war der Weg.

Aber er war auch blutig, und Varuna fühlte sich plötzlich auch innerlich beschmutzt. Die Vorstellung, dass durch ihre Hand jemand gestorben war, lag nicht mehr so weit weg, auch wenn sie es nur mühsam akzeptierte.

Langsam ging sie durch das Zimmer und öffnete die Tür zum Bad. In diesem kleinen Raum quetschten sich Toilette und Dusche zusammen. Handtücher mussten auf einem kleinen Hocker liegen, für Regale oder Schränke war einfach kein Platz. Nur noch für einen Spiegel, in den sie automatisch blickte, als sie das kleine Bad betrat.

Ein für sie wunderbarer Duft hing zwischen den Wänden. Es waren besondere Ingredienzien, aus denen sich der Geruch zusammensetzte. Kräuter der Natur. Für Menschen geschaffen, die sich im Bett der Natur geborgen fühlten. Minze, Thymian, Wacholder, es roch nach vielem, und Varuna fühlte sich bei diesen Gerüchen sehr wohl.

Die kleinen Duftspender hingen an den gelblichen Kacheln der Wand. Auch ihre Seife roch so. Zunächst jedoch schaute sie nur in den Spiegel, und dort schienen sich die Blutflecken auf ihrem Hemd besonders intensiv abzumalen.

Sie betrachtete sich.

So schmal wie ihr Gesicht im Spiegel wirkte, war es in Wirklichkeit nicht. Das lag einzig und allein an den langen und auch wilden Haaren, die ihr Gesicht umflossen und bis fast auf den Rücken wehten, wobei sie sich noch auf beiden Schultern verteilten. Ein etwas breiter Mund mit trotzdem vollen Lippen. Skeptisch blickende Augen, die die Bleib-aus-meiner-Nähe-Botschaft vermittelten. Ein Silberring klemmte im rechten Nasenloch, und sie sah jetzt Schatten unter ihren Augen. Als hätte sie lange gearbeitet oder meditiert.

Das Haar war dunkel. Die leicht grauen Strähnen hatte sie mal aus einer Laune heraus einfärben lassen. Sie betrachtete sich sehr genau im Spiegel und forschte nach der kleinsten Unebenheit in ihrem Gesicht, aber da war nichts zu erkennen, was sie hätte misstrauisch werden lassen. Sah so eine Mörderin aus?

Der Gedanke quälte sie. Er würde so lange bleiben, wie sie das Nachthemd trug. Es musste weg. Sie wollte das Blut nicht mehr sehen.

Hastig zog sie ihr Nachthemd aus und betrachtete ihren fast nackten Körper. Nur ein schwarzer String verbarg ihre Scham.

Auch auf der Haut sah sie die andere Farbe. Sogar den fremden Geruch des Blutes nahmen ihre sensiblen Sinne wahr, aber sie wollte ihn nicht mehr riechen.

Weg damit. Abduschen!

Es war ein Problem mitten in der Nacht. Das Wasser war um diese Zeit nie richtig heiß, höchstens lauwarm, doch das war ihr in diesem Augenblick egal.

Varuna zog sich ganz aus, stellte sich unter die Dusche und beeilte sich mit der Säuberung des Körpers. Als das lauwarme Wasser dann kalt wurde, griff sie schon nach dem breiten Handtuch, um sich abzutrocknen.

Es ging ihr besser. Der Körper war rein. Aber was war mit ihrer Seele?

Die Gedanken quälten sie wieder. Die Vorwürfe kehrten zurück, und sie wusste auch, dass sie keinen Traum erlebt hatte. Irgendetwas war mit ihr geschehen. Jemand hatte sie geholt und mit auf eine Reise genommen.

Aber wohin?

Varunas Traum war es, die Welt verlassen zu können. Einfach wegzuschweben. Hinein in andere Sphären und Zeiten, wo die Natur und der Mensch noch eine Einheit bildeten.

War das möglich?

War es ihr tatsächlich in der letzten Nacht gelungen? Sie konnte es sich schwer vorstellen, und von einer Einheit durfte sie auch nicht reden, denn sie war mit Blut an ihren Händen erwacht, und neben dem Bett lag der Dolch.

Bevor Varuna ihr Wohn-Schlafzimmer betrat, streifte sie den blauen Bademantel über, der an einem Haken innen an der Tür hing. Sie fühlte sich wohl in diesem flauschigen Stoff und genoss die erste Wärme.

Draußen drückte die Nacht gegen das Fenster. Sie ging hin und schaute durch die Scheibe zum Himmel, der über der Stadt lag. Für sie war es ein wunderbarer Anblick, mal wieder einen sternklaren Himmel zu sehen. Ein kleines Wunder. Die Gestirne glichen Diamanten, als hätte eine reiche Person ihre Schatztruhe ausgekippt, um die einzelnen Teile auf dem Firmament zu verstreuen.

Gern wäre sie jetzt in ihrer eigentlichen Heimat gewesen, in der sie sich richtig wohlfühlte. Aber das würde sie erst in ein paar Stunden in Angriff nehmen. Sie musste einfach hin und konnte nicht länger in London bleiben.

Varuna drehte sich um. Müde war sie nicht mehr. Hellwach schaute sie sich um. Alles war so bekannt. Nichts Fremdes, bis auf den Dolch, der noch immer an der gleichen Stelle lag.

Für sie war es keine normale Waffe. Sie sah ihn als Opferdolch an, dessen Klinge schon manches Herz durchstoßen hatte. Er war etwas Besonderes, und sie konnte sich auch vorstellen, dass er aus einer sehr alten Zeit stammte.

Es wäre kein Problem gewesen, sich zu bücken und die Waffe an sich zu nehmen. Seltsamerweise traute sich Varuna nicht. Etwas hielt sie davon ab. Sie hatte den Eindruck, nicht würdig zu sein – noch nicht …

Sie wartete ab.

Der Dolch lag auf dem Boden, ohne sich zu bewegen. Er lockte sie. Zugleich erfasste sie ein gewisses Gefühl der Furcht, wenn sie an ihn dachte.

Noch hatte Varuna ihn nicht berührt, und sie überlegte, ob sie es überhaupt tun sollte. Das Bett stand in unmittelbarer Nähe, und sie nahm auf der Kante Platz, nicht weit von der alten Waffe entfernt.

Sie streckte die Hand aus und war bereit, die Waffe an sich zu nehmen.

Da passierte es!

Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Jemand oder etwas Fremdes hielt sich in ihrer Nähe auf, das sie nur spürte, aber nicht sah.

Sie drehte den Kopf.

Da stand sie neben ihr!

*

Es war eine Erscheinung. Es war eine Frau. Sie war da, aber trotzdem so weit weg. Sie existierte, doch nach einem normalen Körper suchte Varuna vergeblich.

War sie alt? War sie verrunzelt? War ihr Gesicht zur Hälfte schon verwest?

Varuna sah es nicht so deutlich, weil sich über die Gestalt der Frau ein Schleier gelegt hatte. Er schien von der Decke gefallen zu sein, und er hüllte sie vom Kopf bis zu den Füßen ein. Zwei Augen hielten Varuna im Bann. Sie strahlten eine Kraft ab, die sie noch nie zuvor erlebt hatte. Varuna wollte zurückweichen, was sie nicht schaffte. Sie blieb in ihrer unnatürlichen Haltung und wirkte dort wie eingefroren.

Hand und Arm hatte sie auch weiterhin vorgestreckt, aber sie schaffte es nicht, die Finger so nahe an den Dolch heranzubringen, um ihn aufheben zu können.

Die Andere hielt sie davon ab. Denn sie bewegte sich jetzt, und Varuna konnte nur auf die fremde Hand schauen, die ihr schon mehr wie eine Klaue vorkam.

Sie fasste zu.