John Sinclair 1203 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1203 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Die Höllenfratze.

Wer war dieses Gespenst, das die Nerven des Aktmodells Roberta Carlini bis zum Zerreißen spannte?

Sie wusste es nicht. Durch mehr oder weniger Zufall kamen Jane Collins und ich der Höllenfratze auf die Spur. Uns gelang es, das schreckliche Geheimnis zu lüften ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie HöllenfratzeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Höllenfratze

Wer war dieses Gespenst, das die Nerven des Aktmodells Roberta Carlini bis zum Zerreißen spannte?

Sie wusste es nicht. Durch mehr oder weniger Zufall kamen Jane Collins und ich der Höllenfratze auf die Spur. Uns gelang es, das schreckliche Geheimnis zu lüften …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3937-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Höllenfratze

Roberta Carlini stand nackt vor dem bodenlangen Spiegel!

Es machte ihr Spaß, den eigenen Körper zu betrachten, ihn zu streicheln und dabei über die Hügel und Täler zu fahren, die ihr von der Natur mitgegeben worden waren. Sie gehörte nicht zu den Frauen mit den von der Mode-Industrie propagierten Idealfiguren. An ihr war wirklich etwas dran, und sie war auch keine unbedingt schöne, doch eine rassige Frau.

Ja, sie hätte mit sich und der Welt zufrieden sein können.

Wenn da nicht wieder das unheimliche Gefühl gewesen wäre, die Angst vor etwas Grauenvollem.

Braune Haare mit einem Schuss ins Rötliche, sodass die Strähnen immer wieder anders schimmerten, umrahmten das Gesicht mit den leicht unebenen Zügen, der etwas gebogenen Nase, der hohen Stirn, der scharf gespannt wirkenden Haut über den Wangenknochen und dem Mund mit den vollen Lippen, die so herrlich breit lächeln konnten.

Manche Menschen hatten Roberta nachgesagt, dass in ihren Augen ein dunkles Feuer glühte. Geheimnisvoll, als wären die Pupillen polierte Edelsteine, aber darüber konnte die Frau nur lachen, obwohl es sie zugleich mit Stolz erfüllte.

Ja, sie war stolz. Besonders aber auf ihren Körper, denn er war das Kapital der 30-jährigen. Er musste gepflegt werden. Sie achtete darauf, nicht zuzunehmen, aber auch darauf, kein Gramm zu verlieren. Sonst war sie ihren Job los, und den liebte sie.

Roberta war aus der Dusche gekommen. Sie hatte sich abgetrocknet und danach eingecremt. Jetzt stand sie vor dem Spiegel, betrachtete sich, fuhr mal durch ihre Haare und beugte das Gesicht näher an den Spiegel heran, um erkennen zu können, ob sich in der Haut bereits die ersten Falten abzeichneten.

Nein, sie konnte keine entdecken. Noch nicht. Aber die 30 war für manche Frauen eine böse Zahl. Da begann die Haut bereits erste Falten zu zeigen. Roberta war nicht so naiv anzunehmen, davon verschont zu bleiben, aber sie musste zugeben, dass ihre Haut noch sehr glatt war.

Keine Falten. Das war gut. Ein paar Jahre wollte sie ihren Job noch machen. Sie zeigte sich gern, und sie lernte dabei immer wieder neue Menschen kennen.

Die Creme sonderte den Geruch von Vanille ab. Sie nahm der Haut zudem die Trockenheit. So fühlte sich ihr Körper weich und geschmeidig an, und es bereitete ihr Vergnügen, mit den Handflächen darüber hinweg zu streichen.

Der Spiegel hing in ihrem kleinen Schlafzimmer, in dem auch das Bett stand. Ein Einzelbett, aber schon etwas Besonderes. Nicht nur, weil sie es auf dem Flohmarkt erworben hatte, es war auch von der Form her besonders, denn es konnte mit gutem Gewissen als Himmelbett durchgehen, weil es einen Baldachin hatte.

Roberta hatte das Bett eigenhändig renoviert und seinen Metallrahmen und die Stangen mit heller Farbe gestrichen. Der Stoff des Baldachins wölbte sich leicht nach unten, sodass er aussah wie ein müdes Segel.

Roberta Carlini hätte zufrieden sein können, war es jedoch nicht. Es lag nicht an ihrem Äußeren, damit konnte sie schon gut leben, es gab noch so etwas wie ein Inneres, und das war ihrer Meinung nach nicht in Ordnung.

Sie war nervös. Sie war unruhig. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Etwas schien sich in ihrer unmittelbaren Nähe zusammen zu brauen, ohne dass sie wusste, um was es sich handelte.

Das war nicht mal neu. Sie hatte es in den letzten Tagen schon öfter erlebt. Obwohl sie allein lebte, hatte sie das Gefühl, nicht allein, sondern mit etwas Fremdem zusammen zu sein, das sie jedoch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Da waren möglicherweise Augen eines Wesens, das sie heimlich beobachtete. Ob von draußen oder von drinnen, konnte sie nicht genau sagen. Roberta hatte auch keine Beweise dafür, aber die Unruhe blieb und hatte sich in den letzten beiden Stunden sogar verstärkt, als wäre bald ein Punkt erreicht, der so etwas wie ein Ziel darstellte.

Sie lebte in einer sehr kleinen Wohnung. Zwei Zimmer, eine Dusche, das war es. Mit einem normalen Einkommen in London zu leben, glich manchmal einer Überlebenskunst, aber daran hatte sich Roberta gewöhnt. Mit ihren beiden Jobs kam sie einigermaßen gut zurecht.

Zehn Tage im Monat arbeitete sie in einem Krankenhaus als Nachtwache. Ansonsten verdiente sie ihr Geld als Modell. Ja, sie saß Modell. Akt. Junge Künstler oder Menschen, die nur aus Spaß das Malen lernten, schauten sie an, um sie dann zu malen.

Keine leichte Aufgabe für sie, denn das lange Stillsitzen bedeutete wirklich, den Körper zu beherrschen. Das hatte Roberta im Laufe der letzten beiden Jahre gelernt, und sie freute sich immer darüber, wenn man ihr Komplimente machte.

Bei dieser Arbeit musste sie ruhig sein, mehr als ruhig sogar. Da konnte sie keine innere Unruhe gebrauchen, aber die war jetzt vorhanden, und Roberta nahm sie wie ein Druck wahr, den sie kaum ausgleichen konnte.

Sie fühlte sich nicht gut. Immer wieder stellte sie sich die Frage, warum die Nervosität über sie gekommen war. Es gab keinen Grund. Ihr Leben lief nach festen Regeln ab, daran hatte sie sich gewöhnt. Es hatte auch nie Ärger gegeben. Sie hatte sich nie zu beschweren brauchen, doch nun war sie nervös. Aufgeputscht. Müde und trotzdem hellwach. Der Spiegel gab ihr keine Antwort. Darin sah sich Roberta nur selbst. Er zeigte ausschließlich das Sichtbare und nicht, was sich hinter den Dingen verbarg.

Mit metaphysischen Problemen hatte sich die junge Frau noch nie auseinandergesetzt. In der letzten Zeit musste sie etwas umdenken. Da war auch ihr Schlaf längst nicht mehr so ruhig gewesen. Sie war von den schrecklichen Träumen regelrecht verfolgt worden, und in diesen Träumen hatte sie stets im Mittelpunkt gestanden.

Es war sogar so weit gekommen, dass sie sich davor fürchtete, ins Bett zu gehen.

Sie tat es trotzdem. Mit routinierten Bewegungen streifte sie das helle Nachthemd über, das bis zu den Knöcheln sank, strich noch mal durch das Haar und legte sich hin.

Das Licht hatte sie nicht ganz ausgeschaltet, sondern nur gedimmt. Sie mochte die Dunkelheit plötzlich nicht mehr. Darin konnte sich zu leicht verstecken, was sie bedrohte.

Über den letzten Ausdruck staunte sie selbst.

Bedrohung? Musste sie ihr Dasein jetzt als Bedrohung empfinden? Passte der Begriff Unruhe nicht mehr? Musste sie sich jetzt als eine Verfolgte ansehen?

Roberta wollte darüber lachen. Seltsamerweise schaffte sie das nicht. Für sie war das alles kein Spaß mehr. Es war von selbst gekommen, und wenn es nicht von allein verschwand, würde sie einen Fachmann konsultieren müssen.

Sie lag im Bett. Sie konnte zum Fenster und auch zur Tür sehen, die in den Nebenraum führte. Die Tür stand offen, aber sie sah nicht, was sich dahinter befand. Die Einrichtungsgegenstände wurden von der Dunkelheit verschluckt. Sie malten sich nicht einmal als schattenhafte Umrisse ab.

Roberta lebte nicht allein in dem vierstöckigen Haus mit den kleinen Wohnungen, aber von den übrigen Mietern hörte sie nichts. Im Haus war es ruhig. In der Nacht gab es keine Feten, kein Geschrei. Oder nur selten. Jetzt hätte sie sich schon ein paar Nebengeräusche gewünscht, aber die konnte sie nicht herbeizaubern. So lag sie in ihrem Bett, eingehüllt von der Stille, aber innerlich aufgedreht.

Es tat ihr gut, dass das Licht brannte. Sie würde auch bei dieser Beleuchtung schlafen können. Sie war etwas anderes als das grelle Licht des Scheinwerfers, das sie sonst erwischte, wenn sie auf dem Podest saß und gemalt wurde.

Die offene Tür gefiel ihr nicht. Dahinter war es zu dunkel. In ihrer Verfassung schossen ihr Dinge durch den Kopf, an die sie früher keinen Gedanken verschwendet hätte. Was würde geschehen, wenn sich in der Dunkelheit des anderen Raumes jemand verbarg, der in ihr Zimmer schlich, wenn sie eingeschlafen war? Dann sah sie nichts. Dann konnte jemand sich auf sie stürzen und sie umbringen.

Roberta verkrampfte sich. Da ist nichts!, hämmerte sie sich ein. Da ist gar nichts! Ich glaube einfach nicht daran. Ich bin übernervös. Sie gab sich selbst den Befehl, aufzustehen und hinzugehen, im anderen Zimmer das Licht einzuschalten.

Seltsamerweise schaffte sie das nicht. Sie lag in ihrem Bett und kam nicht hoch. Die Glieder waren schwer geworden. Sie fühlte sich abgespannt und trotzdem war sie nervös.

Die Augen standen offen. Da sie auf dem Rücken lag, schaute sie nach oben auf den durchhängenden Baldachin. Er kam ihr vor wie ein herabgesunkener Bauch. Das wenige Licht breitete sich auch oberhalb des Baldachins aus und ließ den hellen Stoff etwas durchsichtig erscheinen. Das war wie bei einem Filter, der einen Teil der Realität aufsaugen sollte.

In den folgenden Sekunden hatte sie das Gefühl, nicht mehr Herrin des eigenen Körpers zu sein. Es kam plötzlich über sie. Das Herz schlug schneller. Gleichzeitig begann sie zu schwitzen. Es war nicht wärmer im Zimmer geworden. Dennoch drang ihr der Schweiß aus allen Poren, und sie bemühte sich, die Ruhe zu bewahren.

»Verdammt, was ist das? Was ist mit mir los …?«

Es war niemand in der Nähe, der ihr eine Antwort gegeben hätte. Sie musste auch weiterhin mit sich allein zurechtkommen, und das gefiel ihr gar nicht, obwohl sie gern um Hilfe gebeten hätte.

Über ihr lag der Himmel.

Das Tuch mit dem Licht.

Feinporig, deshalb auch so durchsichtig. Zumindest konnte sie die Decke ahnen, wo sich plötzlich etwas bewegte.

Nein, das ist nicht wahr!

Dieser Gedanke raste durch ihren Kopf. Hier bewegt sich nichts, abgesehen von mir. Das kann nicht sein. Es ist niemand in mein Zimmer eingedrungen. Ich bin völlig okay. Ich bilde mir das alles nur ein.

Im Licht sah sie den Schatten. Er schien von der Decke nach unten gefallen zu sein. Wie ein Tier oder ein böser Vogel, der sich in das Zimmer geschlichen hatte. Über dem leicht durchsichtigen Stoff bewegte sich das flatternde Etwas – oder war es das nicht? War es nur ein Spiel, geschaffen durch die beiden Gegensätze aus Hell und Dunkel?

Es konnte echt sein, aber auch nur in ihrer Einbildung bestehen. Sie wusste es nicht. Sie wusste gar nichts mehr. Immer stärker war sie der Überzeugung, dass eine andere Macht ihren Körper übernommen hatte.

Und diese Macht spielte mit ihr. Sie steckte bereits in ihr. Sie sorgte für den Schweiß. Sie sorgte dafür, dass ihr Herz so stark klopfte und auch, dass sie nicht mehr ruhig liegen bleiben konnte. Ihr Körper wurde umklammert, ohne dass sie irgendwelche Hände sah. Roberta wurde dabei im Bett von einer Seite zur anderen geworfen, wie von einem mächtigen Schüttelfrost erwischt. Ihr Körper schwang auch in die Höhe, fiel wieder zurück, und gerade in ihrem Fall empfand sie diese Bewegungen als obszön.

Sie hielt den Mund weit geöffnet und lauschte dem eigenen Atem nach. Pfeifende Laute drangen hervor. Immer wieder wurde ihr Oberkörper hoch und nach unten geworfen.

Roberta hörte sich selbst schreien. Sie wollte aus dem verdammten Bett heraus, aber sie schaffte es nicht. Die Hände hatte sie zu so starken Fäusten geballt, dass sie den Druck der Fingernägel gegen die Handballen spürte. Da stachen sie wie kleine Messer hinein, und noch immer wurde sie gepackt und geschleudert. Sie hielt die Augen weit offen, um in die Höhe zu schauen.

Obwohl sich der Himmel über ihr selbst nicht bewegte, hatte sie das Gefühl, dass er ebenfalls im Rhythmus ihrer Bewegungen auf- und niederschwang. Es war alles so fremd geworden. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie einen derartigen Anfall gehabt, und plötzlich brach alles über ihr zusammen.

Bis es vorbei war!

Urplötzlich. Fast ähnlich wie der Anfall auch gekommen war. Schweißgebadet und nach Luft ringend blieb sie auf der ebenfalls schweißfeuchten Unterlage liegen und war zunächst nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

Der kristallisierte sich erst später hervor. Da erlebte sie den Rückblick, und ihr fiel ein, was eigentlich mit ihr passiert war. Sie war nach diesem normalen Tag in die Klauen einer anderen Macht oder Gewalt geraten.

Es war noch alles so geblieben. Die Tür zum Nebenraum stand offen. Das Fenster war ebenfalls geschlossen, sie lag im Bett, über ihr hing der Baldachin durch und …

Nein, da hatte sich etwas verändert. Der Himmel war nicht mehr so frei, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er hing noch weiter durch. Oder doch nicht?

Aufgrund des Lichts war der Stoff durchsichtig geworden. Und sie sah, dass dort etwas lag. Es malte sich ab. Es schwebte über ihr. Es war einfach schrecklich, und sie fand dafür nur einen Begriff:

Höllenfratze!

*

Roberta tat nichts. Es war besser, wenn sie einfach nur liegen blieb. Sie wunderte sich, dass sie normal atmen konnte, und die Angst sie nicht starr gemacht hatte.

Der Stoff nahm ihr den direkten Blick auf die Fratze. Deshalb kam sie ihr noch vor wie das Gesicht eines Toten, über dessen Zügen ein Vorhang hing.

Sie hatte keine Ahnung, woher die verdammte Fratze gekommen war. Ihre Gedanken rasten. Sie dachte darüber nach, woher das Ding wohl gekommen war.

Ein bleiches Gesicht, dunkle Haare, ein offener Mund, Augen wie Kugeln. Eigentlich ein glattes Gesicht, trotzdem eine Fratze. So sah kein Mensch aus. Und überhaupt, wie war es dem Gebilde gelungen, in ihre Wohnung zu gelangen und sich dort zu manifestieren?

Es war auch kein Körper vorhanden. Auf dem Baldachin lag nur die Fratze, beziehungsweise der Kopf. Der Körper musste sich irgendwo versteckt halten oder war möglicherweise gar nicht mehr vorhanden. Die wildesten Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

In den folgenden Sekunden erlebte sie etwas, das sie beinahe um den Verstand brachte. Etwas strömte auf sie zu, dann in ihren Kopf ein. Es waren fremde und bösartige Gedanken, gegen die sie sich nicht wehren konnte.

»Ich bin da. Ich habe dich gefunden. Ich habe es geschafft nach langer Suche …«

Worte, die nicht gesprochen wurden. Worte wie Tropfen, die in ihr Gehirn eindrangen und sich auch nicht vertreiben ließen. Roberta konnte damit nichts anfangen. Sie lag starr auf ihrem Bett und starrte in die Höhe.

Die Fratze grinste!

Oder bildete sie sich das nur ein?

Dann hörte sie ein Kratzen auf dem Stoff. Sie sah, dass sich das Maul öffnete.

Im offenen Mund bewegte sich etwas und wurde nach vorn geschoben. Es konnte nur eine Zunge sein, die über den Stoff leckte und mit einem schlürfenden Geräusch wieder im Mund verschwand. Danach folgte ein leises Stöhnen, das von einem Kichern abgelöst wurde.

Roberta bewegte sich auch jetzt nicht. Sie schaffte es einfach nicht. Der unheimliche Vorgang hatte sie zur Statistin degradiert. Sie glaubte, dass die Kräfte der Hölle in ihrem Innern Einlass gefunden hatten, aber nachvollziehen konnte sie es nicht.

Alles war anders und fremd. Das konnte nicht mehr ihre Welt sein. Sie war mit einer völlig anderen konfrontiert worden, die normalerweise nicht zu den Menschen passte.

Der Kopf, die Fratze – sie zog sich zurück. Roberta schaute zwar hin, konnte jedoch nicht erkennen, ob sich die Fratze auflöste oder einfach nur wanderte.

Möglich war beides. Jedenfalls war sie irgendwann verschwunden. Das konnte nach zwei Sekunden passiert sein, aber auch erst nach einer Minute. Roberta wusste es nicht, denn sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Irgendwann war auch ihr so fremder Zustand vorbei. Sie fand wieder zu sich selbst. Beinahe wunderte sie sich darüber, dass sie sich bewegen konnte, und deshalb rollte sie sich auch zur Seite, schwang die Beine aus dem Bett, setzte sich auf und blieb zunächst starr sitzen.

Sie zitterte. Sie fror. Trotzdem griff sie nicht zur Bettdecke, um sie über ihre Schultern zu hängen. Sie saß einfach nur da, schaute ins Leere und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und über das nachzudenken, was ihr widerfahren war.

Ein Traum war es sicherlich nicht. Sie hatte alles so erlebt. So real. Das war keine Einbildung gewesen, und sie hatte gespürt, dass etwas in sie eingedrungen war.